Die gewaltigen, zehntausende Verse umfassenden Werke Homers und Hesiods, von denen wir in den letzten Ausgaben Beispiele gebracht haben, sind Beginn und zugleich unübertroffener Höhepunkt epischer griechischer und europäischer Dichtung.
Im darauffolgenden 7. Jh. v. Chr. hat sich die griechische Musik und Dichtung in anderen Gattungen weiter entfaltet: im Lied- und Chorgesang. Die ältesten Zeugnisse, die wir vom griechischen Chorgesang haben, kommen aus Sparta. In der langen Friedenszeit nach dem ersten Messenischen Krieg (735-715 v.Chr.) war Sparta noch nicht der sprichwörtlich karge, rücksichtslos und einseitig auf militärische Disziplin ausgerichtete Zwangsstaat, als der er der Nachwelt aufgrund der Berichte viel späterer griechischer Schriftsteller (Xenophon, Aristoteles, Plutarch) im Gedächtnis geblieben ist. Die Umformung der archaischen, weltoffenen und musisch interessierten spartanischen Bürgerschaft in eine abgeschottete, kulturlose Militärdiktatur, die Schiller in seiner Vorlesung über Die Gesetzgebung des Lykurgus und Solon (1790) als verwerfliches Beispiel verfehlter Staatskunst vor Augen hatte, setzte mit dem zweiten Messenischen Krieg (um 620 v.Chr.) ein, der Sparta zunächst an den Rand des Untergangs und am Ende in die Stellung einer siegreichen, aber stets gefährdeten griechischen Großmacht brachte.
In der ersten Hälfte des 7. Jh. v. Chr. sind zahlreiche Dichter und Musiker von der ionischen Küste, aus Lesbos und Kreta, nach Sparta gezogen und dort als angesehene Bürger seßhaft geworden. Einer der ersten bekannten Künstler, der sich in Sparta niederließ, war der Komponist Terpander, der als Erfinder der siebensaitigen Kithara und Begründer der griechischen Tonkunst in die Musikgeschichte eingegangen ist. Terpander hat den kunstvollen Chorgesang in dorischer Tonart und dorischer Sprache etabliert. Das dorische Griechisch blieb nach ihm für alle Zeiten die geltende Sprachnorm des griechischen Chorgesangs, selbst in den attischen Tragödien. Terpander und Thaletas aus Kreta waren es wohl auch, die das in Sparta bestehende staatliche Schulwesen und öffentliche Musikleben durch die Einführung neuer Instrumente und prunkvoller Kompositionstechniken zur Blüte brachten.