S C H I L L E R J A H R

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F R I E D R I C H   S C H I L L E R

Das große Schillerjahr 2005 möchten wir feiern, indem wir jede Woche Friedrich Schiller selbst zu Wort kommen lassen, denn er selbst kann seine wunderbaren Gedanken und Ideen natürlich besser ausdrücken als jeder Kommentator und Ausleger.
Friedrich Schiller:
Laura am Klavier

Wenn dein Finger durch die Saiten meistert,
Laura, jetzt zur Statue entgeistert,
Jetzt entkörpert steh' ich da.
Du gebietest über Tod und Leben,
Mächtig, wie von tausend Nervgeweben
Seelen fordert Philadelphia.

Ehrerbietig leiser rauschen
Dann die Lüfte, dir zu lauschen;
Hingeschmiedet zum Gesang
   Stehn im ew'gen Wirbelgang,
Einzuziehn die Wonnefülle,
Lauschende Naturen stille.
   Zauberin! mit Tönen, wie
   Mich mit Blicken, zwingst du sie.

Seelenvolle Harmonien wimmeln,
   Ein wollüstig Ungestüm,
Aus den Saiten, wie aus ihren Himmeln
   Neugeborne Seraphim;
Wie, des Chaos Riesenarm entronnen,
Aufgejagt vom Schöpfungssturm, die Sonnen
   Funkelnd fuhren aus der Nacht,
   Strömt der Töne Zaubermacht.

Lieblich jetzt, wie über glatten Kieseln
Silberhelle Fluten rieseln,
   Majestätisch prächtig nun,
   Wie des Donners Orgelton,
Stürmend von hinnen jetzt, wie sich von Felsen
Rauschende, schäumende Gießbäche wälzen,
   Holdes Gesäusel bald,
      Schmeichlerisch linde,
   Wie durch den Espenwald
      Buhlende Winde,

Schwerer nun und melancholisch düster,
Wie durch toter Wüsten Schauernachtgeflüster,
   Wo verlornes Heulen schweift,
   Tränenwellen der Cocytus schleift.

Mädchen, sprich! Ich frage, gib mir Kunde:
Stehst mit höhern Geistern du im Bunde?
Ist's die Sprache, lüg mir nicht,
Die man in Elysen spricht?