Anknüpfend an den "Xenienkrieg", den Schiller und Goethe vor 200 Jahren führten, um den damaligen Zeitgeist aufs Korn zu nehmen, setzen wir unsere Serie mit Xenien der beiden Dichter sowie ganz neu erfundenen Exemplaren der "kleinen gefiederten Pfeile" fort. Letztere stammen zum Teil aus dem Leserkreis der Neuen Solidarität, wobei die mit * gekennzeichneten von der Xenienredaktion "nachbehandelt" wurden.
Alte Xenien
Von Schiller und Goethe
Tote Sprachen
Tote Sprachen nennt ihr die Sprache des Flaccus und Pindar,
Und von beiden nur kommt, was in der unsrigen lebt!
Der Sprachforscher
Anatomieren magst du die Sprache, doch nur ihr Kadaver,
Geist und Leben entschlüpft flüchtig dem groben Skalpell.
Kritische Studien
Schneidet, schneidet ihr Herrn, durch Schneiden lernet der Schüler,
Aber wehe dem Frosch, der euch den Schenkel muß leihn!
Wissenschaft
Einem ist sie die hohe, die himmlische Göttin, dem andern
Eine tüchtige Kuh, die ihn mit Butter versorgt.
Der astronomische Himmel
So erhaben, so groß ist, so weit entlegen der Himmel!
Aber der Kleinigkeitsgeist fand auch bis dahin den Weg.
Wiederholung
Hundertmal werd ich's euch sagen und tausendmal: Irrtum ist Irrtum!
Ob ihn der größte Mann, ob ihn der kleinste beging.
Wer glaubt's?
"Newton hat sich geirrt?" Ja doppelt und dreifach! "Und wie denn?"
Lange steht es gedruckt, aber es liest es kein Mensch.
Gefährliche Nachfolge
Freunde, bedenket euch wohl, die tiefere kühnere Wahrheit
Laut zu sagen, sogleich stellt man sie euch auf den Kopf.