Friedrich Schiller Denkmal
Friedrich Schiller




Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

     Konferenz in Paris, Juni 2015   

Südwestasien zwischen zwei Systemen

Von Hussein Askary

Hussein Askary aus Stockholm ist Nahost-Direktor des Schiller-Instituts.

Im November 2012, bei einer ähnlichen internationalen Konferenz des Schiller-Instituts, erklärte dessen Vorsitzende Helga Zepp-LaRouche, sie habe diese Konferenz mit besonderer Dringlichkeit einberufen. Sie sagte: „Der Grund dafür ist, daß die internationale Lage, insbesondere im Nahen Osten, und die möglichen Gefahren, die von dieser Region für die übrige Welt ausgehen, es notwendig gemacht haben, eine solche Dringlichkeitskonferenz zu veranstalten.“ Sie warnte: „Die Lage in Südwestasien, im Großraum des Nahen Ostens, stellt derzeit ein einziges großes Pulverfaß dar... Wenn der gegenwärtige politische Trend anhält, dann wird die Menschheit mit voller Fahrt ,vor die Wand’ fahren.“

Meine Damen und Herren, in großen Teilen des Nahen Ostens sind wir tatsächlich „vor die Wand gefahren“.

Die Gesamtwirkung der Blair-Doktrin, der „Schutzverantwortung“, die den mächtigen Nationen das Recht zuspricht, die Souveränität und Unabhängigkeit anderer Nationen mit militärischen Mitteln zu beseitigen - wie es in schrecklicher Weise umgesetzt wurde bei der Invasion des Irak 2003, der Invasion Libyens 2011 und den fortgesetzten Angriffen auf Syrien durch eine Kombination vom Westen, den Saudis, Katar und der Türkei unterstützter, angeblich „islamischer“ Terrorgruppen wie Al-Kaida und ISIS - die Gesamtwirkung, meine Damen und Herren, war es, daß große Teile des Nahen Ostens heute in ein Finsteres Zeitalter gestürzt wurden, wie schon einmal nach dem Einfall der Mongolen in die Region und der Zerstörung der damaligen Zentren der Zivilisation, wie z.B. Bagdad 1258.

Frau LaRouche wies damals auch darauf hin, daß der Zweck der Einberufung jener Konferenz 2012 war, „einen vollständigen, dramatischen Paradigmenwechsel vorzuschlagen, indem man das Paradigma der geopolitischen Konfrontation und der Konfliktlösung durch Krieg beendet“ und durch ein neues Paradigma ersetzt.

Wie sie damals vorschlug, entwarfen wir als ein Team des Schiller-Instituts und von Executive Intelligence Review einen Plan für wirtschaftliche Entwicklung, indem die Nationen in der Region durch eine Neue Seidenstraße miteinander verbunden werden und indem statt eines Krieges gegen die Menschen der Region ein Krieg gegen die Ausbreitung der Wüsten und die Dürre geführt wird (Abbildung 1). Dieser Vorschlag ist in Kurzform in der Studie „Die Neue Seidenstraße wird zur Weltlandbrücke“ enthalten, die von Frau LaRouche in Auftrag gegeben und 2014 von Executive Intelligence Review veröffentlicht wurde.

Karte: EIR
Abbildung 1: Die Hauptinfrastrukturkorridore der Weltlandbrücke

Das Spiel ist also noch nicht vorbei, und die Chancen, den negativen Prozeß umzukehren, stehen tatsächlich sehr gut. Mit der von den BRICS-Nationen erzeugten Dynamik wirtschaftlicher Entwicklung kann ein neues System geschaffen werden, das auf der Wiederherstellung der Unabhängigkeit und Souveränität der Nationen beruht und sie durch wirtschaftliche Entwicklung und kulturellen Dialog zusammenführt.

Um Sie zu inspirieren und wirklichen Optimismus in diese Lage zu bringen, möchte ich Ihnen zwei Beispiele aus der Region anführen, sowie ein weiteres Beispiel für die Intervention der BRICS-Nationen und speziell Chinas in Afrika.

Inmitten der Hölle, die in den letzten Jahren in der Region wütete, ragten zwei Nationen heraus durch ihre Entschlossenheit, ihre Volkswirtschaften zu entwickeln und ihre Bevölkerung von der Armut zu befreien. Diese beiden Nationen sind Ägypten und der Iran. Beide haben eine großartige Geschichte, große Bevölkerungen von jeweils rund 88 Millionen Menschen - meist junge Erwachsene und Kinder -, gewaltige menschliche und natürliche Ressourcen sowie eine tief verwurzelte historische und kulturelle Identität. Sie sind umringt von Bedrohungen durch Terrorismus und Krieg. Sie wurden - im Fall des Iran - mit wirtschaftlichen Sanktionen und technologischer Apartheid belegt, oder ihre Wirtschaft wurde durch die Politik sabotiert, die von der EU und den USA über den Weltwährungsfonds, die Weltbank und Freihandelsabkommen durchgesetzt wurde. Trotz alledem haben sie ihren Kopf über Wasser gehalten und ihre Augen auf die Zukunft gerichtet, und arbeiten hart daran, ihre Volkswirtschaften mit den verfügbaren Ressourcen aufzubauen.

Iran

Betrachten wir zuerst den Iran: Der Iran hat sich zu einem unverzichtbaren Teil der Neuen Seidenstraße gemacht, indem er seit 1996 aktiv daran arbeitet, sein nationales Verkehrs- und Energienetz auszubauen und mit allen Nachbarstaaten zu verbinden. Durch seine Häfen am Persischen Golf, am Arabischen Meer und am Kaspischen Meer und durch sein landesweites Eisenbahnnetz verbindet das Land die Welt mit den landeingeschlossenen zentralasiatischen Nationen, den Indischen Subkontinent durch den Nord-Süd-Korridor von Indien nach Rußland mit Nordeuropa, und Asien über die Türkei und den Irak mit dem Nahen Osten und Europa (Abbildung 2).

Karte: UIC
Abbildung 2: Eisenbahnpläne für den Nahen Osten

Der Iran baut auch in Zusammenarbeit mit Rußland beharrlich sein Kernkraftprogramm auf. Das erste in Betrieb befindliche Kernkraftwerk der Region steht in Buschehr. Die iranische Regierung hat soeben angekündigt, daß sie mehrere kleinere Kernkraftwerke aus Rußland kaufen wird, die an den Küsten des Landes aufgebaut werden sollen, um Meerwasser zu entsalzen und Strom zu erzeugen.

Der Iran wurde von einer neuen Welle von Dürren getroffen, die sich in der Geschichte oft über 27-30 Jahre erstreckten. Deswegen wurden in den letzten Jahren in diesem Land massive Staudamm- und Wasserinfrastruktur-Projekte durchgeführt, die heute pro Kopf gerechnet zu den größten der Welt gehören.

Ägypten

Das zweite Beispiel ist Ägypten.

In Ägypten wurde seit Anfang der 80er Jahre, wie schon erwähnt, eine destruktive Wirtschaftspolitik betrieben - ein Umstand, der das Land von der Einfuhr von Nahrungsmitteln, Treibstoff und vielen anderen Produkten abhängig machte, die bis in die 60er und 70er Jahre größtenteils im eigenen Land hergestellt worden waren. Dr. Ali Ibrahim, der morgen zu Ihnen sprechen wird, ist besser in der Lage, dies zu erläutern. Ich habe das Thema auch ausführlich in EIR behandelt. Dabei möchte ich es bewenden lassen.

Die Revolte in Ägypten vom Januar 2011, die eine Reaktion auf diese Zerstörung war, wurde politisch abgewürgt, und die Kombination aus Muslimbruderschaft und dem Wiedererstarken des sog. „islamischen Terrorismus“ in den Ländern des „Arabischen Frühlings“ wurde zu einer akuten Bedrohung für die Existenz des Landes. Doch das ägyptische Volk erholte sich von diesem Desaster durch eine weitere Revolte im Juni 2013, und eine neue Führung kam an die Macht, die neue Hoffnung weckte.

Betrachtet man sich die Wirtschaftsentwicklung und die Zukunftspläne, die die Regierung von Präsident Abdulfattah Al-Sisi in den letzten neun Monaten vorgelegt hat, so wird deutlich, daß das Denken in der Bevölkerung und ihrer Führung mit der BRICS-Dynamik und den genuinen realwirtschaftlichen Interessen des ägyptischen Volkes in Einklang steht. Der Bau des Neuen Suezkanals, der Ende letzten Jahres mit atemberaubendem Tempo begann, ist ein klares Anzeichen dafür, daß sich Ägypten als wichtiges Element der Maritimen Seidenstraße positioniert (Abbildung 3), wie sie ein Jahr zuvor von Präsident Xi Jinping vorgeschlagen wurde. Die Beziehung Ägyptens zu Rußland und vor allem zu China hat sich gefestigt.

Karte: Thai Chinese Cultural and Economic Association
Abbildung 3: Die Verbindungen der Maritimen Seidenstraße

Gleichzeitig hat sich sein Verhältnis zu den Vereinigten Staaten unter Präsident Obama und zu vielen EU-Ländern abgeschwächt. Auf der Ägyptischen Wirtschaftsentwicklungs-Konferenz, die im März dieses Jahres in Scharm-el-Scheich stattfand, hat die ägyptische Regierung eine beispiellose Zahl von Infrastrukturprojekten vorgestellt, an der sich die Nationen und Unternehmen der Welt beteiligen können (Abbildung 4).

Karte: EIR
Abbildung 4: Nach den Entwicklungsplänen der ägyptischen Regierung sollen Infrastrukturkorridore entlang der Mittelmeerküste, entlang des Suezkanals sowie entlang des Nils entstehen

Die Entwicklung von Landwirtschaft und Industrie ist der wichtigste Bestandteil dieser neuen Politik, aber alles hängt vom Ausbau der gesamten Infrastruktur des Landes ab, um Ägypten zu einem Transportdrehkreuz zwischen drei Kontinenten zu machen. Bei richtiger Umsetzung werden diese Pläne Ägypten zu einer wirtschaftlichen Großmacht in Afrika und der Mittelmeerregion machen. Vor allem aber wird es eine wirklich unabhängige Nation werden, die auf gleicher Augenhöhe mit anderen Nationen am Bau der neuen Weltwirtschaftsordnung beteiligt ist.

Ägypten ist auch entscheidend für die Stabilisierung des gesamten Nahen Ostens und Nordafrikas. Ein industrialisiertes Ägypten wird auch in der Lage sein, sich an der wirtschaftlichen Entwicklung des Horns von Afrika und der Region der Großen Seen zu beteiligen, wo ägyptische Firmen bereits tätig sind.

Was die politische Rolle Ägyptens und des Iran angeht, so bin ich persönlich der Überzeugung: Solange diese beiden Länder als die beiden großen Pole der islamischen Welt nicht ihre Beziehungen normalisieren und zusammenarbeiten, solange wird dort die Gefahr von Religionskriegen weiter drohen. Solange Iran und Ägypten auf vermeintlich entgegengesetzten Seiten der künstlichen Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten stehen, solange sehe ich keine klare Möglichkeit, die daraus resultierenden kriegerischen Spannungen zu entschärfen.

Verbreitete Irrtümer

Wir haben bereits einiges über die Widersprüche zwischen dem derzeitigen Denken im transatlantischen System und dem von China und den BRICS-Nationen gehört. Das vorherrschende transatlantische Denken in Geopolitik und Nullsummenspielen, dem zufolge sich die Nationen in einem ewigen Krieg um begrenzte Rohstoffe, Märkte und Einflußsphären befinden, sowie die damit verbundene britisch-malthusianische grüne Ideologie sind zum wohl größten Hindernis insbesondere für die Entwicklung Afrikas geworden.

Bei der Beschäftigung mit Wasserthemen ist unser Team bei EIR wiederholt auf das Argument gestoßen, daß angeblich das Bevölkerungswachstum in Verbindung mit Bemühungen um wirtschaftliches Wachstum in armen und Entwicklungsländern notwendigerweise zu Umweltkatastrophen, Hunger und Krieg führen müsse. Und welche Lösung schlagen die transatlantischen Experten vor? Einen Stopp des Bevölkerungswachstums und den Einsatz sogenannter angepaßter Technologien - und keinesfalls von Technologien, wie sie in den Industrienationen verwendet werden.

Als wir uns 2012 mit dem Thema Dürren und Wasserknappheit beschäftigten, lasen wir auch einen im gleichen Jahr erschienenen Bericht des Büros des Direktors der US-Geheimdienste, in dem Analysen der verschiedenen Nachrichtendienste zusammengefaßt wurden. Der Titel lautete „Globale Wassersicherheit“. Angefordert hatte ihn das US-Außenministerium als Leitfaden für die Politik gegenüber Nationen und Regionen, die zufällig am Verlauf der Seidenstraße von Nordafrika über den Nahen Osten, Zentralasien bis nach Westchina liegen.

Um nur einen kurzen Einblick zu geben, zitiere ich aus dem Anfang des Berichts:

    „Dieser - vom Außenministerium angeforderte - Bericht soll diese Frage beantworten: Wie werden sich Wasserprobleme (Knappheit, schlechte Wasserqualität oder Überschwemmungen) in den nächsten 30 Jahren auf die nationalen Sicherheitsinteressen der USA auswirken? Wir wählten das Jahr 2040 als Endpunkt unserer Nachforschungen, um die längerfristigen Auswirkungen von wachsenden Bevölkerungen, Klimawandel und anhaltender Wirtschaftsentwicklung zu betrachten.“

    Dann heißt es weiter: „Wir gehen davon aus, daß die wasserwirtschaftlichen Technologien im gegenwärtigen Tempo weiter ausreifen und daß sich in den nächsten 30 Jahren keine tiefgreifenden Neuerungen entwickeln werden und zum Einsatz kommen. Außerdem nehmen wir für mehrere Länder an, daß sich die heutige Wasserpolitik - Preisniveau und Infrastrukturinvestitionen - kaum deutlich ändern wird.“

Wer also in einem wasserarmen Land lebt, meine Damen und Herren, der soll sich darauf einstellen, daß seine Kinder keine Chance haben. Es gibt keine Technologien, die ihm helfen werden, und seine Lebensweise, Traditionen und wirtschaftliche Realität werden sich bis 2040 nicht ändern! Ein völliger Pessimismus. Es bedeutet, daß das amerikanische Außenministerium seine politischen Pläne mit dem Grundgedanken entwickelt, daß es nur die eine Lösung gibt, mit der Katastrophe zu leben, aber nicht, sie zu lösen.

Die Möglichkeit, Meerwasser zu entsalzen, wird nur am Rande behandelt und verworfen, weil dies enorme Energiemengen erfordert, die diese Länder nicht hätten. Im ganzen Bericht wird die Kernenergie, die effektivste Energiequelle für die Meerwasserentsalzung, mit keinem Wort erwähnt. Die Tatsache, daß es in diesen Ländern reichlich Grundwasservorräte gibt, die erschlossen und verwendet werden können, wird schlecht gemacht: Diese Vorkommen seien endlich und würden nur falsche Hoffnungen auf Wachstum und Wohlstand wecken.

Dieses Denken ist keineswegs neu. Es geht zurück auf die Methoden der Britischen Ostindiengesellschaft, die man auch „Malthusianismus“ nennt, nach Thomas Malthus. Ich bin sicher, daß dieses Thema ausführlicher in den morgigen Sitzungen behandelt werden wird.

1974 hatte Henry Kissinger, der damalige Nationale Sicherheitsberater der USA, das Studienmemorandum zur Nationalen Sicherheit 200 („NSSM 200“) verfaßt, das bis zu seiner Freigabe 1980 streng vertraulich war. Es war überschrieben „Die Folgen des weltweiten Bevölkerungswachstums für die Sicherheit und die Überseeinteressen der USA“.

Karte: Wikimedia Commons/Giorgiopg/cc-by-sa
Abbildung 5: Außerhalb des Niltals- und -deltas ist Ägypten bisher fast unbesiedelt
Bild: Xinhua/Li Xueren
Karte: Kenya Railways Corporation
Abbildung 6: In Anwesenheit von Chinas Premierminister Li Keqiang und der Präsidenten mehrerer ostafrikanischer Staaten wurden in Kenia die Verträge über den Bau einer modernen Eisenbahn von Mombasa nach Nairobi unterzeichnet (oben)


Abbildung 7: Das Netzwerk der „Neuen Ostafrikanischen Eisenbahn“ wird von China gebaut und finanziert (rechts)
Abbildung 8: Das geplante Netz der kontinentalen Fernstraßen in Afrika (unten)
Karte: Wikimedia Commons/Rexparry sydney/cc-by-sa 3.0

Folgendes wird darin angesprochen: Die am wenigsten entwickelten Länder werden ein rapides Bevölkerungswachstum haben, was deren Regierungen unter Druck setzt, mit moderner Technik Nahrungsmittel und andere notwendige Güter für die Bevölkerung bereitzustellen, und das wiederum wird diese Entwicklungsländer dazu verleiten, die vorhandenen Rohstoffe für ihre eigene Entwicklung zu benutzen, anstatt sie in die USA und deren Verbündeten zu exportieren. Das bedeute eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA und ihrer Verbündeten.

Als hauptsächliche Lösung wird vorgeschlagen, das Bevölkerungswachstum zu begrenzen. Es wird eine Reihe von Ländern benannt, wo man diese Politik der Bevölkerungsreduktion anwenden sollte: Indien, Bangladesch, Pakistan, Nigeria, Mexiko, Indonesien, Brasilien, die Philippinen, Thailand, Ägypten, Türkei, Äthiopien und Kolumbien.

Nehmen wir Ägypten als Beispiel: Die USA gaben in den 80er und 90er Jahren Milliarden von Dollar für Geburtenkontrollprogramme in Ägypten aus. Gleichzeitig wurden die ägyptischen Ressourcen durch Privatisierung und Exportorientierung ausgelaugt. Viele sagen, Ägypten sei überbevölkert (Abbildung 5).

Wie man hier sieht, leben fast 90 Mio. Menschen auf nur 6% der Landfläche ihres Landes - auf einem Streifen entlang des Nils und in seinem Delta. Wie wir eben gesehen haben, überwindet Ägypten diesen Engpaß mit Hilfe moderner Technik, seiner Wissenschaftler und Facharbeiter.

Herr Kissinger, es gibt also schlechte Nachrichten für Sie: Was Sie fürchteten, tritt nun in der Tat ein. Aber nicht so, wie Sie es sich vorgestellt haben.

Wir kommen zum Schluß mit einem Beispiel für den Gegensatz zwischen dem transatlantischen Denken und den BRICS: Im Mai 2014 besuchte der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang mehrere westafrikanische Länder und später auch Ostafrika (Abbildung 6).

Auf seiner Reise bot er diesen Ländern Zusammenarbeit bei einer Vielzahl von Infrastrukturprojekten an, die diese Länder dringend brauchen (Abbildung 7).

Wir haben im letzten Jahr in EIR eine Artikelserie zu diesem Thema veröffentlicht, insbesondere über die Integration von Wasser-, Energie- und Transportsystemen im Niltal und in Ostafrika mit Hilfe Chinas und der BRICS-Nationen. Es erübrigt sich zu sagen, daß die EU und die USA nie etwas zur großangelegten Infrastrukturentwicklung in diesen Regionen beigetragen haben. Diese Länder wurden mehr als 100 Jahre lang vom britischen und anderen Imperien brutal ausgebeutet. Nach der Unabhängigkeit wurde ein Militärputsch nach dem anderen und ein Bürgerkrieg nach dem anderen angezettelt, während gleichzeitig die globalen Bergbaukonzerne und die Kaffee- und Teeplantagen weiter arbeiteten und die Ressourcen aus diesen Ländern abzogen. Aufgrund der mangelnden Infrastruktur sind die Transportkosten in dieser Region die höchsten auf der ganzen Welt.

Aber das ändert sich jetzt. Die landeingeschlossenen Länder mit großen Rohstoffvorkommen erhalten die Möglichkeit, das Landesinnere zu entwickeln und ihrer Bevölkerung Wohlstand und technische Entwicklung zu bringen. Ihr Potential erhält die Chance, verwirklicht zu werden. Die Karte Afrikas wird sich ändern, und ändert sich bereits durch die Umsetzung großer Infrastrukturprojekte (Abbildung 8).

Äthiopien beispielsweise wird wohl nie mehr in den Nachrichten mit Hunger und Elend in Zusammenhang gebracht werden, weil das Land ein großes Entwicklungsprogramm in Gang gesetzt hat, das den Bau von Staudämmen, moderne Bewässerungsanlagen und Anbaumethoden sowie ein modernes Transportwesen umfaßt. Es wird die Früchte seines massiven Wasserkraftprojekts mit seinen Nachbarn teilen.

In Afrika und sogar im Nahen Osten gibt es dank des positiven Eingreifens Chinas und der BRICS-Nationen große Hoffnungen auf eine andere und bessere Zukunft. Europa und die USA sollten sich daran beteiligen, anstatt zu blockieren.

Danke sehr!