Es ist Zeit, eine Welt ohne Krieg zu schaffen
30 Jahre Schiller-Institut
Die Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts eröffnete
am 15. Juni 2014 die Jubiläumskonferenz zum 30. Jahrestag der Gründung des Instituts in
New York City mit der folgenden Rede.
Moderator Jeffey Steinberg: Vor genau 30 Jahren war Helga
Zepp-LaRouche zutiefst darüber besorgt, daß die transatlantischen Beziehungen
in einer schweren Krise steckten. Sie werden sich an die damaligen
Auseinandersetzungen um die Stationierung der Pershing-Raketen in Europa
erinnern. Man fürchtete, daß die Situation außer Kontrolle geraten und zu
einem Weltkrieg, möglicherweise einem verheerenden Atomkrieg führen
könnte.
In dieser Lage, als zwischen den Vereinigten Staaten und Europa eine tiefe
Verbitterung herrschte, stellte sich Helga Zepp-LaRouche der Aufgabe, das
Schiller-Institut zu gründen, um die historischen und kulturellen
Voraussetzungen für eine Wiederbelebung der transatlantischen Zusammenarbeit
auf Grundlage der großen Prinzipien von Freiheit und Gerechtigkeit zu
schaffen, welche allen Schriften des großen Freiheitsdichters Friedrich
Schiller zugrunde liegen.
Heute haben wir es leider erneut mit einer schweren globalen Krise zu tun.
Die Kriegsgefahr, selbst die Gefahr eines thermonuklearen Krieges ist
unübersehbar. In dieser Lage haben wir diese Konferenz einberufen, um sowohl
30 Jahre außergewöhnlich erfolgreiche Arbeit des Schiller-Instituts zu feiern,
als auch einen unüberhörbaren Weckruf für eine weltweite Kooperation
abzugeben, um den Ausbruch eines überflüssigen, potentiell verheerenden
Krieges zu verhindern.
Helga braucht man nicht weiter vorzustellen. Sie ist die Gründerin des
Schiller-Instituts und die Ehefrau des amerikanischen Staatsmanns Lyndon
LaRouche. Nun möchte ich Helga bitten, den Eröffnungsvortrag für unsere
Konferenz zu halten.
Helga Zepp-LaRouche: Wir sind zu dieser Konferenz
zusammengekommen, um darüber zu diskutieren, wie wir eine Welt ohne Krieg
schaffen können, was angesichts der augenblicklichen Weltlage aber recht
unwahrscheinlich erscheint. Doch bevor ich darauf zu sprechen komme, warum ich
immer noch zutiefst optimistisch bin, daß wir dieses Ziel erreichen können,
möchte ich einige Ideen ansprechen, die zur Gründung des Schiller-Instituts
vor 30 Jahren geführt haben.
Damals herrschte akute Kriegsgefahr; die Menschen in Europa fürchteten sich
vor den Mittelstreckenraketen, den Pershing-2 und den SS-20, die nur wenige
Minuten Flugzeit voneinander in Mitteleuropa stationiert waren, so daß es bei
einem versehentlichen Start von nur einer Rakete zum vollen Gegenschlag des
Gegners mit dem gesamten Arsenal kommen würde, weil die Reaktionszeit so kurz
wäre. Viele Leute sagten zu uns, wir befänden uns am Rande des Dritten
Weltkriegs, und meines Erachtens waren sich die meisten darüber damals sehr
viel mehr bewußt als heute - obwohl wir auch heute wieder nur um Haaresbreite
von der möglichen Auslöschung der Zivilisation entfernt sind.
Warum Schiller?
Der Grund, warum ich das Bemühen um eine völlig andere Vorstellung von
Beziehungen zwischen den Nationen mit dem Namen Schiller verband, ist, daß
Friedrich Schiller meines Wissens das schönste Menschenbild hat, und ich
möchte Sie bitten, selbst in die Bibliothek oder ins Internet zu gehen, um
Schillers Werke zu lesen. Er war und ist davon überzeugt - denn er ist ja
unsterblich -, daß jeder Mensch das Potential hat, eine schöne Seele zu
werden, daß jeder Mensch dazu fähig ist, ein Genie zu werden, und daß die
Menschheit irgendwann den Zustand erreichen wird, wo jeder Mensch, der geboren
wird, sein gesamtes Leistungsvermögen entfalten kann.
Schillers Ideen waren von sehr früh in der Schule an eine Art roter Faden
in meinem Leben, und als ich darüber nachdachte, wie man eine neue Ära der
Zivilisation schafft, konnte ich mir dafür kein besseres Synonym als ihn
vorstellen. Die Idee hinter der Gründung des Schiller-Instituts war, daß die
Außenpolitik nicht mehr auf Putschen, Subversion, Sabotage und Mord basieren
sollte - was jedoch leider bis heute die Außenpolitik auf der Welt beherrscht.
Vielmehr sollte sich jedes Land auf das andere auf der höchsten Ebene seiner
größten kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften beziehen.
Wenn man sich also mit den Vereinigten Staaten auseinandersetzt, sollte man
nicht an die Sklaverei und den Vietnamkrieg und viele andere Dinge denken,
sondern man sollte Benjamin Franklin, die Unabhängigkeitserklärung, die
Verfassung, John Quincy Adams, Lincoln, Franklin D. Roosevelt, Martin Luther
King und John F. Kennedy vor Augen haben. Das sollte unser Amerikabild
sein.
Genauso sollte man Deutschland nicht auf die 12 Jahre des Naziterrors
reduzieren, sondern an all die großen Denker, Dichter und Komponisten denken,
die Deutschland hervorgebracht hat - Deutschlands Beiträge zur klassischen
Kultur und Wissenschaft.
Das Schiller-Institut wurde deswegen am 3. und 4. Juli vor 30 Jahren in
Arlington und zwei Monate später in Wiesbaden auf Basis dieser Ideen
gegründet. Bei der Gründungskonferenz in Arlington kamen 1200 Menschen aus 50
Nationen zusammen; sie alle zogen mit ihren Fahnen in den Saal, die
Nationalhymnen wurden gespielt, und wir kamen überein, daß wir unermüdlich an
der Idee arbeiten würden: „Jetzt kommt die Schillerzeit!“ Daß wir eine Zeit
schaffen würden, wo Friedrich Schillers Ideen die Welt beherrschen.
Anfangs war es ein rein deutsch-amerikanisches Bestreben, aber es wurde
sehr schnell klar, daß die Beziehungen zwischen ganz Europa und den USA in
einem erschreckenden Zustand waren, und zu der sogenannten Dritten Welt war es
noch viel schlimmer. Somit wurde daraus sehr schnell eine internationale
Anstrengung.
Seitdem haben wir wirklich Hunderte Konferenzen weltweit abgehalten. Wir
erarbeiteten Entwicklungspläne für die gesamte Welt: für Afrika, für
Lateinamerika, den Oasenplan für den Nahen Osten, ein
40-Jahre-Entwicklungsprogramm für Indien, wobei wir mit Indira Gandhi
zusammenarbeiteten, einen 50-Jahre-Plan für den Pazifikraum.
Nachdem 1989 die Mauer fiel, entwickelten wir die Idee, Europa und Asien
über die sogenannte Eurasische Landbrücke mit großen Infrastrukturkorridoren
zu vereinigen. In den 25 Jahren seither haben wir dies zur Weltlandbrücke
erweitert, die eine wirkliche Entwicklung aller Teile der Welt bedeutet, was
noch immer unser Konzept für eine Friedensordnung für das 21. Jahrhundert
ist.
Die Ursprünge der „Regimewechsel“
Offenbar ist das nicht der augenblickliche Zustand der Welt. Ich möchte
deswegen auf die Frage eingehen, wie es 69 Jahre nach Ende des Zweiten
Weltkriegs soweit kommen konnte, daß wir am Rande eines Dritten Weltkriegs
stehen, der wegen der Natur der Sache ein thermonuklearer Krieg wäre und damit
zur Auslöschung der Zivilisation führen würde. Die Frage ist, warum die Idee
der Eurasischen Landbrücke, als wir sie 1989 entwickelten und dann nach dem
Zusammenbruch der Sowjetunion erweiterten, abgelehnt wurde?
Leider gab es damals die unglückliche historische Konstellation, daß
Margaret Thatcher die Premierministerin des Britischen Empire war und in den
Vereinigten Staaten die Neocons regierten. Anstatt die Gelegenheit zu nutzen,
die der Untergang des Kommunismus bot, um eine neue Friedensordnung zu
schaffen, wurde beschlossen, die sogenannte Doktrin des Neuen Amerikanischen
Jahrhunderts auszurufen, die in Wirklichkeit ein Rezept für ein
anglo-amerikanisch dominiertes Weltreich war.
Das erste Ziel dieser Leute war, aus Rußland, der früheren sowjetischen
Supermacht, ein rohstoffproduzierendes Dritte-Welt-Land zu machen. Das Mittel,
das hierfür eingesetzt wurde, war die sogenannte Schocktherapie, mit der
beispielsweise die russischen Industriekapazitäten zwischen 1991 und 1994 auf
ein Drittel reduziert wurden.
Das zweite Hauptziel war, Rußland als potentiellen Konkurrenten vom
Weltmarkt zu verdrängen. Nachdem die zweite Supermacht verschwunden war,
machte man sich deswegen daran, die sogenannte Globalisierung einzuleiten, was
die völlige Deregulierung des Finanzsystems, die Schaffung von
Billigarbeitsmärkten und die Umwandlung der gesamten Weltwirtschaft in ein
großes Spielkasino bedeutete, das von privaten Sicherheitsfirmen geschützt
wird. Mein verstorbener Freund J.C. Kapur, ein großer indischer Philosoph, hat
dies einmal den „gepanzerten Kapitalismus“ genannt.
Dann wurde beschlossen, mit Regimewechseln gegen alle Länder vorzugehen,
die sich diesem neuen Weltreich nicht unterwerfen wollten. Das war der
eigentliche Grund für den ersten Irakkrieg, den Bush sen. 1991 in Gang setzte.
In den folgenden acht Jahren der Clinton-Regierung gab es in den USA eine Art
Mischform - ein wenig imperial und ein wenig republikanisch. Doch danach
setzte sich die Vorstellung durch, sämtliche souveränen Nationalstaaten
auszuschalten, die als Hindernis für die Ausbreitung dieses Weltreichs galten.
Die Phase der Regimewechsel begann - im Irak, in Afghanistan und Libyen war
man erfolgreich. Man versuchte es in Syrien. Es gelang zumindest bisher in der
Ukraine.
In Europa wandelte sich die EU zum regionalen Stellvertreter des Empire.
Von Kanzler Kohl wurde als Preis für die deutsche Wiedervereinigung verlangt,
die D-Mark aufzugeben und der Europäischen Währungsunion beizutreten, was
insbesondere verhindern sollte, daß Deutschland eine stärkere Bindung mit
Rußland entwickelt, wie es sie viele Male in der Geschichte hatte.
Mit dem Maastrichter Vertrag wurde die EU 1991 in ein Empire verwandelt.
Man einigte sich auf die Kriterien der Europäischen Währungsunion, den
Stabilitätspakt, wodurch die EU im wesentlichen in ein Instrument im Interesse
der Banken umgewandelt wurde. 1999 wurde der Euro zunächst als Buchgeld und
2002 als Bargeld eingeführt.
Zwischenzeitlich wurde am 4. November 1999 das Glass-Steagall-Gesetz in den
USA außer Kraft gesetzt, was der Startschuß für die völlige Deregulierung des
Finanzsystems war, und gleichzeitig verständigten sich diese Kräfte auf die
endgültigen konzeptionellen Grundlagen des Empire.
Extrem wichtig hierbei war die damalige Rede Tony Blairs in Chikago, worin
er praktisch das Ende der Westfälischen Ordnung verkündete. Dem Völkerrecht
sollte die Grundlage entzogen werden, und es sollte weltweit durch sogenannte
humanitäre Interventionen ersetzt werden, was in den USA zu der Doktrin des
Right to Protect (Recht auf Schutzgewährung) führte.
Die Blair-Doktrin geriet sofort in direkten Konflikt mit der Putin-Doktrin,
denn Putin bestand darauf, daß das Völkerrecht respektiert und die UN-Charta
eingehalten werden müssen und die nationale Souveränität jedes Landes nicht
verletzt werden darf. Im Gegensatz dazu erklärte Blair, nein, man könne
Vorwände finden, um überall auf der Erde militärisch zu intervenieren.
Damit hat man praktisch beschlossen, in allen Länder, die sich nicht
fügten, die Regierungen zu stürzen, und die EU wurde praktisch in ein Imperium
verwandelt. Betrachtet man sich den heutigen Zustand der EU, die im Grunde
eine Politik des Völkermords gegen die südeuropäischen Mitgliedsländer
verfolgt, sieht man, daß kein einziges Wort, das sie im Munde führt, noch
irgendeinen Wahrheitsgehalt hat.
Die farbigen Revolutionen und der 11. September
Besonders gegenüber den Ländern der ehemaligen Sowjetunion ist man mit
„farbigen Revolutionen“ vorgegangen, wobei „farbige Revolution“ das Synonym
für ganz verschiedene Formen des Regimewechsels ist. Es ist ein unerklärter
Krieg, aber es ist Krieg mit unterschiedlichen Merkmalen, die auf jedes Land
abgestimmt sind.
Was ich jetzt sage, sollte eigentlich niemanden überraschen, aber mein
Ehemann Lyndon LaRouche hat kürzlich geäußert, daß auch der Anschlag vom 11.
September in den Vereinigten Staaten eine Form der „Farbrevolution“ gewesen
sei, denn dadurch sei die amerikanische Republik, die schon vorher einige
Probleme hatte, in ein Instrument des Empire verwandelt worden. Tatsächlich
mußten die Vereinigten Staaten erst zu einem solchen militärischen Arm,
sozusagen zum Muskel des britischen Gehirns gemacht werden, damit die übrigen
Regimewechsel Erfolg haben konnten.
Unter Clinton waren die Vereinigten Staaten noch annähernd eine Republik,
aber nach dem 11. September wurden sie zum Vorkämpfer des Empire.
Um es noch einmal festzuhalten: Einige von Ihnen werden sich daran
erinnern, daß Herr LaRouche am 3. Januar 2001, drei Wochen vor Amtsantritt der
Regierung Bush jr., in einer geradezu prophetischen Internetsendung gesagt
hat, die neue Regierung werde mit so vielen Problemen im Finanzsystem
konfrontiert sein, daß sie auf einen Reichtagsbrand aus sein werde. Das war
neun Monate vor dem 11. September.
Sie werden auch noch in Erinnerung haben, von welcher Hysterie die
Bevölkerung durch die Ereignisse des 11. September erfaßt wurde, wie jeder ein
gelbes Band trug, in allen Fernsehsendungen immer wieder die Bilder gezeigt
wurden, wie die Flugzeuge ins World Trade Center rasten, und ähnliche Dinge.
Auf dieser Grundlage wurden dann der Patriots Act, der National Defense
Authorization Act, die NSA-Spähoperationen gegen die gesamte Weltbevölkerung
in Gang gesetzt, was die Menschenrechte praktisch aller Bürger auf der Erde
verletzt.
Danach herrschten Bush und dann auch Präsident Obama mehr und mehr mit
Notverordnungen und hoben damit die Gewaltenteilung im Staat auf. Auf
Grundlage von Artikel 5 des NATO-Statuts wurde dann der Krieg gegen
Afghanistan erklärt.
Vieles weitere ist seither ans Licht gekommen, worüber wir später in den
Grußworten von Walter Jones und Terry Strada mehr hören werden, denn wenn
einmal die unter Verschluß gehaltenen 28 Seiten des gemeinsamen
Untersuchungsberichts freigegeben werden, wird wahrscheinlich die Vermutung
bestätigt, daß die Briten und die Saudis bei 9/11 ihre Hände im Spiel
hatten.
Nach 13 Jahren Krieg in Afghanistan sieht man, was sich dort abgespielt
hat. Die Opium-Produktion ist dort heute 40mal größer als vor dem Krieg. Aus
Irak und Afghanistan sind 120.000 traumatisierte Soldaten zurückgekehrt, deren
Leben zerstört ist. Die sogenannten Sicherheitskräfte, die in Afghanistan
ausgebildet werden, machen mehr den Eindruck einer Mafia, die unter den Augen
der US- und NATO-Truppen die Bevölkerung terrorisiert.
2003 begann der zweite Irakkrieg, der bekanntermaßen auf reinen Lügen
basierte. Es gab keine Massenvernichtungswaffen, es gab keine Raketen, die in
45 Minuten jede Stadt der Erde erreichen könnten. Man hat lediglich das
erreicht, was die beiden Kriege erreichen sollten: Der Irak wurde in die
Steinzeit zurückgebombt. Und all das basierte auf den Lügen eines einzigen
Mannes, Tony Blair, der den MI-5 und den MI-6 anwies, jenes berüchtigte
Dossier zu produzieren, das dann von Colin Powell bei seiner berühmten
UNO-Rede benutzt wurde.
Sie werden sich daran erinnern, daß Präsident Bush damals in seiner
Bomberjacke im Irak auftauchte und „Mission Accomplished“ erklärte. Heute
sehen wir, was im Irak geschieht: Eine radikale Abspaltung von Al-Kaida ist in
Erscheinung getreten; eine Gruppe, deren Terrorismus selbst für Al-Kaida zu
brutal ist, hat Mossul und mehrere andere irakische Städte eingenommen, was
nach Darstellung in mehreren britischen Zeitungsartikeln bedeutet, daß die
alte Aufteilung des Nahen und Mittleren Ostens nach dem Sykes-Picot-Vertrag
während des Ersten Weltkriegs hinfällig ist. Die Landkarten werden bereits neu
gezeichnet. Das Öl von Mossul ist jetzt sunnitisches Öl und gehört den Saudis.
Allein aus Mossul sind über 1 Million Menschen geflohen, und ISIS hat
gedroht, auch König Abdullah von Jordanien zu stürzen. Sie wollen den Sinai,
Gaza und Libanon besetzen, weswegen die unmittelbare Gefahr eines regelrechten
Krieges in der gesamten Region besteht. Daraus ergibt sich natürlich auch ein
Sicherheitsproblem für Europa und die Vereinigten Staaten, denn diesen Gruppen
haben sich Tausende Europäer und Amerikaner angeschlossen.
Im Grunde haben die Farbrevolutionen gegen Rußland und China bereits in den
70er und 80er Jahren begonnen, denn das Project Democracy und die National
Endowment for Democracy (NED) entstanden 1983, finanziert vom International
Republican Institute, vom National Democratic Institute und von George Soros’
Open Society Institute, mit dem Ziel, sogenannte „Demokratiebewegungen“ gegen
Regierungen aufzubauen, die sich der Tendenz zur Globalisierung
widersetzten.
Damit verbunden war die Idee eines Freihandelssystems, um aus der
Bevölkerung billige Arbeitskräfte zu machen und letztlich die gesamte
Weltwirtschaft nach dem Prinzip „billig kaufen, teuer verkaufen“ auszurichten.
In vielen Ländern werden Menschen wie Heloten behandelt, als „nutzlose Esser“,
wie Prinz Philip sie betrachtet, der einmal gesagt hat, er wolle als tödliches
Virus wiedergeboren werden, um die Bevölkerung zu reduzieren.
In diesem System vergrößert sich die Kluft zwischen den Superreichen und
den Armen immer mehr. Jüngst hieß es, 85 Einzelpersonen auf der Welt besäßen
zusammen soviel wie 3,5 Milliarden Menschen!
Die britische „Mutter“
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verstärkten sich natürlich die
Bemühungen dieser Kräfte, um in Mittel- und Osteuropa sogenannte
„Zivilgesellschaften“ aufzubauen. Die Gelder hierfür kamen zwar überwiegend
von amerikanischen Einrichtungen, die Konzepte und die Strategie wurden aber
an britischen Universitäten entwickelt, besonders in Oxford und Cambridge, die
in gewisser Weise das intellektuelle Hauptquartier des Britischen Empire sind.
Cambridge war dabei mehr für die technologische Seite verantwortlich, für
Dinge, die mit dem Informationszeitalter, dem Internet, sozialen Medien, dem
Spionageapparat des GCHQ - dem Äquivalent der NSA in Großbritannien - zu tun
haben, während sich Oxford mehr um die operationellen Aspekte kümmert.
Bereits an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war dies die
Operationsbasis für Cecil Rhodes, der die übelsten Pläne gegen die Dritte Welt
verfolgte; hier entstand der Round Table, hier wurden die Rhodes Scholars aus
der ganzen Welt ausgesucht.
Das Hauptziel dabei war es, die früheren Kolonien in Amerika
zurückzuerobern. Nachdem es im Krieg von 1812 und mit dem Bürgerkrieg nicht
gelungen war, die Amerikanische Revolution mit militärischen Mitteln
rückgängig zu machen, wurde beschlossen, das amerikanische Establishment so zu
zersetzen, daß es freiwillig das Modell des Britischen Empire übernahm, um auf
Grundlage der anglo-amerikanischen Sonderbeziehung ein Weltimperium
aufzubauen. Wer sich weiter damit beschäftigen will, sollte das Buch von H.G.
Wells, Die Offene Verschwörung, von 1928 lesen.
Eine führende Figur hierbei war Prof. William Yandell Elliot, der zum
Mentor wurde von Leuten wie McGeorge Bundy, Sir Henry Kissinger, Zbigniew
Brzezinski und Samuel Huntington. Heute gibt es bereits eine neue Generation,
zu der die Interventionisten um (Obamas Sicherheitsberaterin) Susan Rice und
andere zählen.
Das Oxford-Projekt, aus dem das alles hervorgegangen ist, hieß „Ziviler
Widerstand und Machtpolitik“ unter Führung von Sir Adam Roberts, einem von
Susan Rices Mentoren, der einer der Hauptverfechter des „liberalen
Internationalismus“ ist, die sich alle auf die Doktrin von Lord Palmerston im
19. Jahrhundert beziehen.
Sir Adam Roberts und einer seiner Kollegen, Timohy Garton Ash, leiteten in
Oxford ein Projekt, das sich „Das Oxford-Programm über den sich wandelnden
Charakter des Krieges“ nannte. Dahinter stand die Idee, zivilen Widerstand im
Sinne einer Militärstrategie zu nutzen. Hierzu fand im März 2007 am St.
Anthony College in Oxford eine Konferenz mit dem Titel „Ziviler Widerstand und
Machtpolitik - die Erfahrungen gewaltloser Aktion von Gandhi bis heute“
statt.
Für diesen Zweck hat man neue Techniken entwickelt; in diesem Katalog neuer
Techniken wird u.a. gefragt: „Sind Wirtschaftssanktionen nützlich, um die
Aktionen ziviler Widerstandsbewegungen zu unterstützen?“
Ein Sprecher auf dieser Konferenz war (der spätere US-Botschafter in
Moskau) Michael McFaul. Im Bild zu sehen sind hier Nadia Diuk von der National
Endowment for Democracy und McFaul.
Auch Gene Sharp, der eigentliche Urheber der farbigen Revolution, nahm an
der Konferenz teil. Er kommt vom Albert Einstein Institute in Boston und hat
das dreibändige Werk Die Politik der gewaltlosen Aktion - seine
Doktorarbeit aus dem Jahre 1968 - und das Buch Von der Diktatur zur
Demokratie, ein konzeptioneller Rahmen für die Befreiung (1993) verfaßt.
Mit Soros-Geldern ist dieses Buch, das die Techniken des politischen
Ungehorsams lehrt, in 40 Sprachen erschienen. Darin werden 198 Taktiken von
Boykott bis Symbolismus aufgezählt. Allerdings suche man nicht nach einem
theoretischen Unterbau; ich habe es versucht, aber keinen gefunden. Alles wird
stets auf ein Wort, einen Satz, eine Farbe wie „Orange“ oder „Rosa“ oder auf
grobe Gesten oder andere Symbole wie eine Faust reduziert.
Die Aktivisten in den Zielländern werden dann mit Aufklebern, Buttons,
Flugblättern, manchmal mit Rockbands und einheitlicher Kleidung versorgt,
wobei sie sich völlig irreführend auf Vorbilder wie Mahatma Gandhi und Martin
Luther King beziehen. Tatsächlich sind fast alle lediglich bezahlte
Aktivisten.
In einem Video von 1990, das man auf YouTube sehen kann, sagte Gene Sharp,
es gebe keinen Inhalt, es sei bloßer „Widerstand“, allerdings haben sich diese
„farbigen Revolutionen“ inzwischen auf Dutzende Länder auf dem ganzen Globus
ausgeweitet.
Das International Republican Institute (IRI) und das American Enterprise
Institute (AEI) haben im Jahre 2000 beispielsweise in Ungarn
Trainingssitzungen veranstaltet, bei denen die serbische Farbrevolutionsgruppe
„Otpor!“ gegründet wurde, was „Widerstand!“ heißt. Sie hat den Sturz von
Slobodan Milosevic organisiert. Die NED hat eingeräumt, eine Otpor! auch für
Georgien und die Ukraine finanziert zu haben. Und auf YouTube findet man ein
Video von Otpor!, worin dessen derzeitiger Chef in Serbien zugibt, Aktivisten
auf der ganzen Welt ausgebildet zu haben. Auch für den Arabischen Frühling
wird die Verantwortung übernommen.
Gene Sharp hat erklärt, daß er auch 1989 bei dem Aufstand auf dem
Tiananmen-Platz in China eine wichtige Rolle gespielt habe.
In der Ukraine hat dieser Apparat 2200 NGOs auf die Beine gestellt. Vorher
wurde bereits die Orangene Revolution inszeniert. Sie organisierten die
Rosen-Revolution in Georgien, und was dann auf dem Maidan in Kiew losbrach,
nachdem Janukowitsch im letzten November das EU-Assoziierungsabkommen
aufkündigte, war genau die gleiche Mischung aus überwiegend amerikanisch
finanzierten NGOs und Neonazis, die eine ungebrochene Tradition zu Stepan
Bandera haben, der den Nazis in den 40er Jahren als Kollaborateur half, die
Ukraine zu besetzen.
Dem gleichen Konzept entsprechend, erhalten die Militanten auch
Unterstützung durch Söldnertypen, die von Al-Kaida und ISIS in Syrien
ausgebildet wurden. Sie wurden in die Ukraine geschickt, und waren dort fast
überall für die dort verübten Greuel verantwortlich: Brennende Barrikaden,
Molotowcocktails, Scharfschützen, die auf beide Seiten, Polizei und
Demonstranten, feuerten. Auch der Putsch vom 22. Februar geht auf ihr Konto,
mit dem die jetzige Regierung unter „Jaz“ an die Macht kam - ich nenne ihn
nicht Jazenjuk, sondern nur „Jaz“, denn so wurde er auch von (der
US-Staatssekretärin) Victoria Nuland genannt, die ihn für diesen Posten
auserkoren hatte.
In dieser durch einen Putsch an die Macht gekommenen Regierung sitzen
sieben Mitglieder der Swoboda, einer Naziorganisation, und auch der Rechte
Sektor wurde eng in die ukrainische Armee eingebunden, die jetzt militärisch
und mit Luftangriffen gegen die eigene Bevölkerung in der Ostukraine
vorgeht.
Jetzt drohen weitere Militäraktionen, nachdem die proföderalistischen
Kräfte im Osten ein Flugzeug abgeschossen haben, und die reale Gefahr eines
größeren Konflikts zwischen der Ukraine und möglicherweise Rußland besteht,
wenn dies so weiter geht.
Rußlands neue Doktrin
In Reaktion auf all das hat die russische Militärführung eine neue
Militärdoktrin verkündet, was von höchster Bedeutung ist. Auf einer Moskauer
Sicherheitskonferenz am 23. Mai wurde erklärt, daß Farbrevolutionen eine Form
der Kriegführung gegen Eurasien seien. Gen. Wladimir Sarudnizkij, Chef des
Operativen Hauptdirektorats des russischen Generalstabs, sagte dort: „Die
Farbrevolutionen sind eine völlig gesetzlose, mittelalterliche und widerliche
Form eines Angriffskriegs. Diese neue Form eines Dreißigjährigen Kriegs geht
in seinen Taktiken weit über das hinaus, was die Nazis taten.“ Wenn man sich
die anderen farbigen Revolutionen im Irak oder Syrien oder in der Ostukraine
ansieht, kann man dem nur zustimmen.
Es werden neue Angriffstechniken eingesetzt, die das geopolitische Ziel
verfolgen, Länder zu destabilisieren, die eine unabhängige Politik verfolgen,
und nach Darstellung des russischen Generals gehören dazu Rußland, China, der
Nahe und Mittlere Osten, Afrika und Mittel- und Südasien.
Ein Amerikaner, der an der Konferenz teilnahm, Anthony Cordesman vom CSIS,
war von den Konferenzbeiträgen so beeindruckt, daß er 52 Seiten seiner Notizen
auf seiner Webseite veröffentlichte [http://csis.org/publication/russia-and-color-revolution].
Seine Aussage lautet zusammengefaßt, das russische Militär gehe jetzt davon
aus, daß die Farbrevolutionen eine neue amerikanische und europäische Methode
der Kriegführung gegen Rußland und China bei minimalen Kosten und Verlusten
darstelle, und all das eröffne dem Terrorismus ganz neue Quellen.
Auch der russische Verteidigungsminister Schoigu betonte, daß die Proteste,
die angeblich von der Bevölkerung ausgehen, durch militärische Mittel und
irreguläre Kriegführung abgesichert seien. So sei man in Serbien, Libyen, der
Ukraine und Venezuela sowie beim sogenannten „Arabischen Frühling“
vorgegangen, der den gesamten nordafrikanischen Raum destabilisiert hat.
Mehrere afrikanische Länder stehen aufgrund der Ereignisse in Libyen
unmittelbar vor der völligen Zerrüttung, nachdem die Tuareg und andere nach
Mali und in andere Länder geflüchtet sind, wo sie den Terrorismus
verbreiten.
Der russische Generalstabschef Gerassimow sagte auf der Konferenz
ebenfalls, dies sei eine neue amerikanische Methode der Kriegführung. Sie
beginne mit nichtmilitärischen Taktiken der Farbrevolution, doch wenn der
durch die Erhebungen erreichte Schaden nicht ausreiche, werde offene
Militärgewalt eingesetzt, um einen Regimewechsel zu erzwingen, wie man es in
der Ukraine oder in Syrien und vielen anderen Ländern gesehen habe.
Der weißrussische Verteidigungsminister Juri Schadobin verwies auf Gene
Sharp als Urheber der Farbrevolutionen und betonte, diese Art Revolution
würden stets von außen in Gang gesetzt. Und General Sarudnizkij setzte hinzu,
der Westen betrachte die Farbrevolutionen als friedliches Mittel für einen
Regierungswechsel, aber die Ereignisse im Nahen Osten und in Nordafrika hätten
gezeigt, daß militärische Gewalt ein integraler Bestandteil davon sei, und
wenn Sanktionen nicht ausreichten, würden Militäroperationen beginnen.
All das ist offenbar völlig gesetzlos. Diese Art der Kriegführung hält sich
nicht an die Genfer Konvention, die klare Regeln für einen erklärten Krieg
aufgestellt hat, was das alles um so gefährlicher und krimineller macht.
Außerdem kommen dabei ausgebildete Terroristen und auch private
Sicherheitsfirmen zum Einsatz - wie in der Ukraine, wo Söldner von Blackwater
und ACADEMI eingesetzt wurden.
Dieses Vorgehen ähnelt sehr der Beschreibung von John Perkins in seinem
Buch The Economic Hitman, der dort schildert, wie Regierungen mit
verschiedenen Techniken gestürzt werden. Zuerst werden die Länder in die
Verschuldungsfalle gelockt, dann werden Bestechungsgelder eingesetzt, und wenn
Korruption nicht genügt, wird weiter destabilisiert. Und wenn all das nichts
nutzt, kommen militärische Mittel zum Einsatz, was Perkins im einzelnen
beschreibt.
Die neue russische und weißrussische Militärdoktrin ist von großer
Bedeutung, und die Tatsache, daß man davon nichts in der New York Times
liest, bedeutet nicht, daß es sie nicht gibt. Wenn Rußland sagt,
Farbrevolutionen seien ein unerklärter Angriffskrieg, bedeutet dies, daß wir
uns derzeit im Kriegszustand befinden. Wenn man dazu noch die Lage im
Mittleren Osten und im Pazifik nimmt, sollte man es tatsächlich mit der Angst
bekommen und etwas dagegen unternehmen, anstatt sich selbstgefällig
zurückzulehnen.
NATO-Einkreisung von Rußland und China
All das muß man im Zusammenhang mit der Einkreisungspolitik von NATO und EU
gegen Rußland und China sehen, denn auch in der Militärdoktrin der Vereinigten
Staaten und der NATO hat es eine Änderung gegeben. Zur Zeit der Krise um die
Mittelstreckenraketen Anfang der 80er Jahre - was ja der Kontext für die
Gründung des Schiller-Instituts war - galt noch die Doktrin der gegenseitig
zugesicherten Zerstörung (MAD), wohinter die Idee stand, der Einsatz von
Atomwaffen sei völlig unmöglich, weil dies zur Auslöschung der gesamten
Menschheit führen würde. Mittlerweile ist der Westen aber zu einer
Erstschlagsdoktrin übergegangen, worauf auch der Aufbau von
Raketenabwehrsystemen in Osteuropa basiert, was die Russen scharf verurteilt
haben. Darauf baut auch die Prompt Global Strike-Doktrin auf, die davon
ausgeht, daß man mit Mitteln des Cyberwar und anderen modernen Technologien
hinter die Verteidigungslinien eines feindlichen Landes gelangen und deren
Zweitschlagsfähigkeit beseitigen könne. Auch die Air Sea Battle-Doktrin gegen
China basiert darauf.
Dahinter steht die utopistische Vorstellung, man könne einen Atomkrieg
gewinnen. Es gibt selbst im amerikanischen Militär Kritiker dieser
Erstschlagsdoktrin, die zu Bedenken geben, daß auf diese Weise beide Seiten
dazu ermuntert würden, einen Erstschlag zu führen, denn wenn man zu lange
warte, sei man wehrlos, so daß es besser sei, selbst den ersten Schlag zu
führen.
Schon vor zwei Jahren hatte der damalige russische Präsident Medwedew auf
der Moskauer Sicherheitskonferenz und auch auf einem rechtswissenschaftlichen
Forum in St. Petersburg davor gewarnt, daß die westliche Politik, die sich des
Vorwandes humanitärer Interventionen bedient, zu regionalen Kriegen führe, bei
denen auch Kernwaffen eingesetzt werden könnten. Auf der gleichen Konferenz
sagte der damalige russische Generalstabschef Nikolai Makarow, Rußland werde
den Ausbau des amerikanischen ABM-Systems in seine dritte und vierte Phase
nicht akzeptieren, denn dadurch erhielten die USA eine Erstschlagsfähigkeit,
die Rußland keine Verteidigungsmöglichkeit mehr ließe.
Im Vergleich zu diesen Äußerungen vor zwei Jahren bedeutet die neue
russische Militärdoktrin eine sehr deutliche Verschärfung, denn darin wird
jetzt bestätigt, was wir schon seit vielen, vielen Jahren veröffentlichen.
Faßt man alles, was ich bisher gesagt habe, in einem Bild zusammen, so kann
man nur zu dem Schluß kommen: Wir stehen am Rande des Dritten Weltkriegs und
damit der Auslöschung der Menschheit. Darüber brauchen wir dringend
eine internationale Debatte! Farbrevolutionen müssen für absolut illegitim
erklärt werden. Wir müssen mit der Farce aufhören, daß diese Leute überall auf
der Welt militärisch intervenieren und das dann „Demokratie“, „Freiheit“ und
„Menschenrechte“ nennen, wo es in Wahrheit Mord, Verbrechen, Terrorismus und
Angriffskrieg ist.
Wenn jemand in einem offiziell erklärten Krieg getötet wird, mag das
schrecklich und tragisch sein, aber es gelten hierbei international anerkannte
Regeln wie die der Genfer Konvention. Wenn aber jemand in einem unerklärten
Krieg getötet wird, ist das Mord. Wer einen Angriffskrieg anzettelt, ist ein
Nürnbergverbrecher.
Der Umstand, daß wir uns bereits in einer Art globalem Krieg befinden,
bedeutet, daß wir auf einem Pulverfaß sitzen, dessen Lunte bereits an mehreren
Stellen - der Ukraine, im Mittleren Osten, im Pazifik - brennt. Die Frage ist:
Können wir die Lunte noch rechtzeitig austreten, bevor die Menschheit sich
selbst zerstört?
Die Alternative ergreifen
Glücklicherweise verfügen wir über eine alternative Möglichkeit, die in dem
liegt, wofür die LaRouche-Bewegung seit 39 Jahren kämpft. Erstmals 1975 hat
Lyndon LaRouche gefordert, den IWF durch eine Internationale Entwicklungsbank
zu ersetzen, und seit 25 Jahren liegt das Konzept der Eurasischen Landbrücke
auf dem Tisch.
Die gute Nachricht ist, daß auch die chinesische Regierung die Eurasische
Landbrücke bzw. die Neue Seidenstraße auf den Tisch gelegt hat. Auf einer
Konferenz in Kasachstan letzten September und jetzt auf dem jüngsten
russisch-chinesischen Gipfeltreffen haben Xi Jinping und Putin nicht nur ein
30jähriges Gasgeschäft abgeschlossen, über das in den Medien viel geredet
wurde, sondern sie haben sich auch auf 46 gemeinsame Projekte entlang der
Seidenstraße geeinigt.
Die Tatsache, daß es auf der höchsten Ebene, nämlich zwischen den beiden
Präsidenten, eine Vereinbarung über Zusammenarbeit gibt, läßt hoffen, daß sich
auch auf unterer und regionaler Ebene die noch bestehenden Spannungen
überwinden lassen.
Während das transatlantische System kurz vor dem finanziellen Zusammenbruch
steht, entwickelt sich entlang der Neuen Seidenstraße sehr schnell eine
ungeheure Dynamik. Der neue indische Premierminister Narendra Modi hat seine
Absicht erklärt, mit Rußland und China umfassend an der Neuen Seidenstraße
zusammenzuarbeiten und so eine Nord-Süd-Erweiterung zu erreichen. Der
chinesische Außenminister Wang Yi war kürzlich in Indien und hat dem Land die
volle Unterstützung bei Entwicklungsprojekten zugesichert, um das Schienen-
und Autobahnnetz zu erweitern, Industrieparks anzulegen und viele
Kernkraftwerke in Indien zu bauen.
Währendessen war auch der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang in
Bukarest, wo er mit 16 Staatschefs aus Mittel- und Osteuropa zusammengetroffen
ist und angekündigt hat, daß China in dieser Region ein
Hochgeschwindigkeitsbahnnetz bauen wolle - etwas, wozu die EU offensichtlich
nicht in der Lage ist. Er reiste auch in mehrere afrikanische Länder, wo er
versprach, daß China alle afrikanischen Hauptstädte mit einem System von
Schnellbahnen miteinander verbinden werde. Und nach dem kommenden BRICS-Gipfel
im Juli wollen Xi Jinping und Putin eine Tour durch Lateinamerika antreten, um
ganz Iberoamerika in das Konzept der Neuen Seidenstraße/Weltlandbrücke
einzubinden.
Das ist die einzige Hoffnung, um Krieg und Terrorismus zu stoppen,
der sich jetzt im Mittleren Osten ausbreitet, und zu verhindern, daß er nach
Europa, Asien und Afrika übergreift. Auf einer Konferenz des
Schiller-Instituts, die wir im November 2012 ebenfalls aufgrund der
zunehmenden Kriegsgefahr einberufen hatten, legten wir einen umfassenden
Entwicklungsplan für die Eurasische Landbrücke vor - für die gesamte Region
zwischen Afghanistan und dem Mittelmeer, Zentralasien und dem Golf.
Betrachtet man sich die Landkarte von der afrikanischen Atlantikküste bis
hin zur arabischen Halbinsel und weiter nach China, sieht man ein riesiges
Wüstenband. Fast der gesamte Nahe Osten ist eine Wüste, und die einzige
Hoffnung für Frieden in dieser Region ist die Begrünung der Wüste, indem man
Wasseradern anzapft, Flüsse umleitet und große Mengen Meerwasser entsalzt,
indem man die Kernkraft friedlich nutzt. Und man muß hoffen, daß Rußland,
China, Indien, Iran und einige europäische Länder, die sich vom Joch der
EU-Kommission befreien, bald auch mit einem veränderten Amerika
zusammenarbeiten können, um Entwicklung zum neuen Wort für Frieden zu
machen.
Vor kurzem hat in Duschanbe (Tadschikistan) eine zweitägige Konferenz des
Zentralasiatischen Expertenclubs für Eurasische Entwicklung stattgefunden, auf
der der Direktor des Zentrums für Strategische Studien, Sayfullo Safarow, und
auch Juri Krupnow vom Aufsichtsrat des Russischen Instituts für Demokratie,
Migration und Regionalentwicklung gesprochen haben. Sie stellten ein
wirtschaftliches Entwicklungsprogramm für die Abschaffung des Drogenanbaus in
Afghanistan vor. Ein ganz ähnliches Programm hatte [der russische
Anti-Drogen-Beauftragte] Victor Iwanow bereits im März in Moskau
vorgeschlagen, welches dann erneut auch in Islamabad als Entwicklungsprogramm
für Pakistan und Afghanistan präsentiert wurde.
Juri Krupnow nannte mehrere wichtige Entwicklungsbereiche für Afghanistan:
Landwirtschaft und Nahrungsmittelverarbeitung, Maschinenproduktion, die
Verkehrsinfrastruktur, den zügigen Bau von Wasserkraftwerken am Pjandsch-Fluß
sowie die wissenschaftliche und technologische Ausbildung. Auf der Konferenz
wurde außerdem beschlossen, mit präventiven Maßnahmen ein ukrainisches
Szenario in der Region abzuwenden.
Das Schiller-Institut und die LaRouche-Bewegung entwickeln solche Programme
bereits seit 50 Jahren. Sehr wichtig dabei war das sogenannte „Produktive
Dreieck“ für Ost- und Westeuropa, das dann nach dem Zerfall der Sowjetunion
zur Eurasischen Landbrücke ausgeweitet wurde und heute zur Weltlandbrücke
geworden ist. Dieses Programm, das im Grunde ein Wiederaufbauprogramm für die
gesamte Weltwirtschaft ist, wird bereits Realität und bedeutet eine sehr
konkrete Perspektive für alle Nationen auf der Welt.
Das Problem ist, daß das Britische Empire weiterhin die Vereinigten Staaten
beherrscht. Herr LaRouche hat in letzter Zeit wiederholt erklärt, der einzige
Weg, den dritten Weltkrieg zu stoppen, sei es, daß die USA zu ihrem
verfassungsmäßigen Charakter als Republik zurückkehren - was eine Veränderung
der Regierung erfordern dürfte, wovon wir später noch hören werden.
Herr LaRouche hat hierzu ein Vier-Punkte-Programm vorgelegt - ein
wissenschaftliches Dokument, das in das Gesetzgebungsverfahren der Vereinigten
Staaten eingehen muß.
Bail-in vs. Glass-Steagall
Das sind keine theoretischen Fragen, denn das transatlantische Finanzsystem
steht kurz vor dem Kollaps. Es ist noch viel, viel bankrotter als 2008. Die
Europäische Zentralbank hat kürzlich sogar Negativzinsen eingeführt, woraufhin
der Leiter des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts, Straubhaar, ein sehr
konservativer Ökonom, vom „Ende des Kapitalismus“ sprach.
Darüber hinaus wird in Europa und den Vereinigten Staaten der sog.
„Bail-in“ nach dem Zypern-Modell vorbereitet. Wir haben allerdings
ausgerechnet, daß selbst eine Enteignung sämtlicher Konten in Europa und den
USA - ein Haircut sämtlicher Besitzer von Spar- und Geschäftseinlagen -
lediglich 1% der Summe aller offenen Derivatverträge einbrächte. Wir haben es
somit mit der Gefahr eines plötzlichen Kollapses der Realwirtschaft zu tun,
und ich habe den Verdacht, daß so etwas nur unter Kriegsbedingungen gehandhabt
werden könnte - oder zumindest hoffen diese Leute darauf.
Deswegen sagt Herr LaRouche, die einzige Hoffnung, diese Gefahr zu stoppen,
sei es, das Empire abzuschaffen - jenes Monster, das sich nach dem Kollaps der
Sowjetunion entwickelt hat. Das gehe nur, wenn man die Wall Street für
bankrott erklärt, das Glass-Steagall-Gesetz wiedereinführt, genauso wie
Franklin D. Roosevelt es getan hat, und dann ein Nationalbankprogramm in der
Tradition von Alexander Hamilton beginnt, um das jetzige monetaristische
System durch das amerikanische Wirtschaftssystem zu ersetzen.
Alle diese Schritte müssen aus der Perspektive des vierten Punkts von
LaRouches Konzept umgesetzt werden, d.h. von der Idee Wladimir Wernadskijs,
der praktisch ein neues Evolutionsgesetz des Universums aufgestellt hat:
Nämlich daß die Noosphäre, der Einfluß menschlicher Erkenntnisse und
Erfindungen, in der Biosphäre immer vorherrschender und die menschliche
Kreativität im Universum immer wirksamer wird.
Ein neuer Wissenschaftsstandard
Damit wird ein ganz neuer Standard für die Naturwissenschaft gesetzt. Der
Mensch ist die einzige Gattung, die mit schöpferischer Vernunft begabt ist,
und er unterscheidet sich von allen anderen Lebewesen dadurch, daß er das
Feuer zähmen kann - kein Tier ist dazu in der Lage. Der Mensch erhöht seine
Kontrolle über die Naturkräfte durch einen beständigen Prozeß von
Entdeckungen, der mit einer immer höheren Energieflußdichte einhergeht, welche
im Produktionsprozeß eingesetzt wird. Diese Fähigkeit des Menschen hat zu
einer Steigerung der relativen potentiellen Bevölkerungsdichte geführt, und
diese muß deshalb zum Maßstab für die Realwirtschaft werden, um zu
entscheiden, ob eine Investition sinnvoll ist oder nicht.
Der inzwischen verstorbene russische Wissenschaftler Pobisk Kusnezow hatte
vor mehreren Jahren auf einer Wissenschaftstagung angeregt, daß Herr LaRouche
für diese Entdeckung geehrt werden müsse, und hat deshalb vorgeschlagen, die
potentielle relative Bevölkerungsdichte mit dem Kürzel „La“ für „LaRouche“ zu
bezeichnen - genauso wie andere Entdecker und Erfinder ihren Namen für neue
Konzepte wie „Watt“, „Ampere“ usw. gegeben haben.
Menschlicher Fortschritt ist die Absicht des Universums! Er ist ein
physikalisches Prinzip und er ist das Gesetz des Universums selbst. Wernadskij
selbst fußte auf Nikolaus von Kues, dem großen Denker des 15. Jahrhunderts,
der als erster das biogenetische Gesetz der Evolution entdeckte. Er hat als
erster zwischen dem Anorganischen, dem Organischen oder Biologischen und der
dritten Ebene, der schöpferischen Vernunft, unterschieden. Er definierte noch
eine vierte Ebene, den Schöpfer. Er sagte, die Evolution im Universum verläuft
so, daß jede Gattung ihre Eigenart nur dann voll entfalten könne, wenn sie
zumindest an einer Stelle an der nächsthöheren Gattung Teil hat.
Die Evolution verläuft nach Cusa somit nicht von unten wie nach dem
Darwinschen Prinzip des Überlebens des Stärkeren, sondern von oben her. Die
höhere Ebene reißt die untere nach oben - fast so, wie in einem gewaltsamen
Aufwärtsziehen. Deshalb kann man den höheren Bereich auch nicht mit dem
Maßstab des unteren messen; man kann den biologischen Bereich nicht mit dem
Maßstab des anorganischen messen, und man kann den menschlichen Geist nicht
mit den Werkzeugen der biologischen Sphäre messen. Das menschliche Prinzip der
Aufwärtsentwicklung, der steigenden Kraft der Noosphäre, ist somit der einzige
Maßstab, um die menschlichen Angelegenheiten zu messen.
In seinem vierten Punkt sagt LaRouche: Der Mensch ist der einzige wahre
Maßstab für die Menschheit im Universum, und diese Idee muß die praktische
Anleitung in der physischen Ökonomie sein.
Cusa sprach diese Vorstellung bereits dadurch an, daß er sagte, der
Schöpfer habe das reale Universum geschaffen, aber nachdem er den Menschen
geschaffen hatte, setzte der Mensch die Schöpfung des Universums als imago
Dei durch seine vis creativa, seine schöpferischen Fähigkeiten,
fort.
Das heutige imperiale System der Globalisierung und des Monetarismus hat
das Problem, daß es die Menschheit von der Ebene des Organischen bzw.
Anorganischen, vom Standpunkt des Geldes bemißt. Deswegen führt es zu so
unmenschlichen Ergebnissen. Was für die Weltlandbrücke und die Neue
Seidenstraße als Synonym steht, ist die bewußte Entscheidung für die
nächste Phase der Aufwärtsentwicklung der Menschheit, denn viele Nationen
müssen auch bei der bemannten und unbemannten Raumfahrt, der Besiedlung des
sogenannten „nahen Auslandes“ im Weltraum zusammenarbeiten. Das ist die
Schlußfolgerung der Weltlandbrücke.
Bereits im 15. Jahrhundert sagte Nikolaus von Kues, jeder einzelne Mensch
vollziehe in seinem Geiste die gesamte Evolution nach, und wenn er sich
darüber bewußt werde, könne er mit absoluter wissenschaftlicher Genauigkeit
bestimmen, was der nächste notwendige Entdeckungsschritt sein müsse. Deswegen
hat LaRouche, der das Konzept der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte
entwickelt hat, welches mit der absoluten Notwendigkeit steigender
Energieflußdichten im Produktionsprozeß einhergeht, festgestellt, daß die
Menschheit diese Krise nur überwinden könne, wenn wir ein Crashprogramm für
die Entwicklung der Kernfusion einleiten. Nur dann besteht Hoffnung, daß die
Menschheit als Gattung im Universum eine Zukunft hat, denn unser Planet ist
nicht nur die Erde an sich, sondern wir sind umgeben von einem Sonnensystem,
und dieses wiederum von einer Galaxie, und den Herausforderungen, die sich
daraus ergeben, müssen wir uns stellen.
Eine Welt ohne Imperien
Wir müssen also eine Situation schaffen, wo das wahre Selbstverständnis der
Menschheit das einer kreativen Gattung ist. Wenn wir überleben wollen, müssen
wir unsere Institutionen von der imperialen Oligarchie befreien, die satanisch
geworden ist. Krieg darf kein Mittel der Konfliktlösung mehr sein. Krieg muß
deshalb verboten, geächtet, getilgt, verbannt und verworfen werden. Mit einer
internationalen Kampagne muß genau das erreicht werden.
Die Anstifter dieses Kriegs müssen vor Gericht gestellt werden, und ich
schlage dafür ein Nürnberger Tribunal vor. Selbst der britische Innenminister
Norman Baker sagte mit Blick auf den Irak, daß es die Intervention von Blair
und Bush war, die das Land zerstört und für Extremisten geöffnet hat, und was
man heute im Irak sehe, sei das Erbe Tony Blairs.
Blair bemüht sich derzeit darum, neuer Präsident der Europäischen
Kommission zu werden, indem er Intrigen spinnt, damit [Jean-Claude] Juncker
diesen Posten nicht bekommt. Ich bin fest entschlossen, und rufe Sie alle auf,
dabei zu helfen, daß es dazu nicht kommt, sondern daß Blair einen ganz anderen
Platz bekommt, zwar weniger komfortabel, aber dafür sicher. Wer immer diesen
Mann, der in meinen Augen ein Kriegsverbrecher ist, unterstützt, erfüllt
selbst nicht die erforderlichen moralischen Werte.
Wir befinden uns somit in einer ungeheuren Lage, und nachdem ich 40 Jahre
lang der LaRouche-Bewegung angehöre und dabei auch so manche unangenehme
Erfahrung gemacht, habe, wovon Ramsey [Clark] auch so einiges weiß, kann ich
nur sagen, daß sich die Welt in großer Gefahr befindet. Ich kann niemandem die
Garantie geben, daß wir in ein paar Wochen oder Tagen noch am Leben sind, denn
die Lage ist sehr, sehr gefährlich.
Dennoch kann ich Ihnen sagen, daß ich nie meinen tiefen Optimismus in den
wahren Charakter des Menschen verloren habe, und ich glaube, Leibniz hatte
völlig recht, als er sagte, ein großes Böses bringe in den Menschen eine noch
größere Sehnsucht und Kraft nach dem Guten hervor. Nach 30 Jahren
Schiller-Institut glaube ich deshalb nach wie vor: „Jetzt kommt die
Schillerzeit!“
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