Weltweite Demonstrationen in Solidarität mit dem Jemen
Am 26. März fanden weltweit Kundgebungen statt, um gegen den
von Saudi-Arabien geführten Krieg im Jemen zu protestieren, der eine
Hungersnot ausgelöst hat.
Das Schiller-Institut beteiligte sich am 26. März an mehreren
Solidaritätsdemonstrationen für den Jemen zum zweiten Jahrestag des Beginns
des von Saudi-Arabien angeführten Angriffskrieges. Die Demonstrationen fanden
parallel zu einer Großdemonstration in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa
statt, wo rund 1,5 Millionen Menschen auf die Straße gingen, um gegen den
Krieg zu protestierten, obwohl sie ihr Leben riskierten, da an dem klaren Tag
mit Bombengriffen der saudischen Luftwaffe zu rechnen war. Auf dem Podium der
Großdemonstration war auch die neue Führung des Landes, die Übergangsregierung
unter Saleh Al-Samad, der bis zur Neuwahl des Präsidenten die Amtsgeschäfte
führt.
Schon zur Unterstützung seiner Einsetzung als Übergangspräsident am 20.
August 2016 hatte es eine ähnliche Massenkundgebung mit mehr als einer Million
Teilnehmern gegeben, die von den westlichen Medien aber kaum zur Kenntnis
genommen worden war. In dieser Regierung haben sich die Huthis mit anderen
politischen Parteien zu einer breiten Koalition für die Rettung des Landes
gegen die brutale, verhaßte Aggression der Saudis und ihrer westlichen
Unterstützer zusammengeschlossen.
Nun konnten die Menschen im Jemen in diesem „vergessenen Krieg“ erstmals
Unterstützung von außerhalb des Landes spüren, da in vielen Städten in aller
Welt Solidaritätsdemonstrationen stattfanden. In London gab es einen
Demonstrationszug zum Sender BBC, in Stockholm fand eine Kundgebung
statt, in Genf und Dijon Mahnwachen, in Rom wurde vor dem Petersdom ein
Transparent entrollt, auch in New York, Ottawa und Vancouver gab es
Mahnwachen, am Tag zuvor hatte eine Demonstration in Paris stattgefunden. Alle
diese Solidaritätskundgebungen wurden von verschiedenen jemenitischen Gruppen
und Friedensaktivisten veranstaltet. In Berlin fand am 1. April ein
Demonstrationszug mit internationaler Beteiligung vom Potsdamer Platz zum
Brandenburger Tor statt.
Aktivisten des Wahlkomitees für den französischen
Präsidentschaftskandidaten Jacques Cheminade nahmen an der Pariser
Demonstration teil und verteilten dort seine Erklärung zur Lage im Jemen mit
der Überschrift „Stoppt das Massensterben“ (siehe http://www.cheminade2017.fr/Jacques-Cheminade-sur-le-Yemen-arretons-cette-entreprise-de-la-mort).
Damit wurden der Krieg und die dadurch ausgelöste Hungersnot im Jemen zu
einem Thema des Präsidentschaftswahlkampfs. Cheminade schreibt dort: „Stehen
wir vor dem ersten organisierten Völkermord des 21. Jahrhunderts? Wenn
Frankreich, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten der von
Saudi-Arabien angeführten internationalen Koalition, die gegen dieses Land
wütet, weiter Waffen liefern, wird man die Toten vielleicht bald zu Millionen
zählen.“
Er bezieht sich auf die jüngsten Warnungen von sechs
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) vor der drohenden Katastrophe, und er
verurteilt die Blockade des Hafens von Hudaydah, die Nahrungsmittelhilfe
verhindert, sowie die Bombenangriffe der Koalition auf Zivilisten,
medizinische Einrichtungen und religiöse Stätten. Dann zitiert er Zahlen zu
Hunger, Choleraepidemie u.a. im Jemen.
Cheminade äußert erneut seine „Empörung über die Politik der ,strategischen
Partnerschaft’ der Regierung Hollande mit Saudi-Arabien“ und unterstützt die
Forderung der NGOs nach einer sofortigen Feuerpause, um Hilfslieferungen zu
ermöglichen. Und er fordert „die Umsetzung einer Wasserstrategie, einen
veritablen Krieg gegen den Durst“.
Unter den Rednern, die vor den etwa hundert Demonstranten sprachen, waren
Jemeniten, aber auch mehrere französische Experten, die sich mit der antiken
Architektur und Kunst des Jemen befassen, darunter ein Experte für die
Philosophie der antiken Manuskripte des Jemen.
In Stockholm veranstaltete die schwedische Vereinigung „Jemen-Solidarität“
(http://jemensolidaritet.se/en/index.html) mit
Unterstützung des Schiller-Instituts und anderer antiimperialistischer Gruppen
eine Demonstration mit 50 Teilnehmern. Ihr Vorsitzender Roland Hadayat hielt
die Hauptrede, gefolgt von weiteren Sprechern verschiedener Organisationen,
die den Jemen unterstützen, und Ulf Sandmark vom Schiller-Institut. Der
jemenitische Aktivist Mohammed Aljalal berichtete zunächst in schwedischer
Sprache über die Lage im Jemen und sprach dann in Arabisch zu der
Großkundgebung in Sanaa, wohin seine Ansprache per Videoschaltung direkt
übertragen wurde.
Die größte Unterstützungskundgebung fand in London statt, wo die
Demonstranten zum Sitz des Regierungssenders BBC - einer der
Hauptquellen für fake news - marschierten. Dort sprach Ahmed Al-Ashaf,
der die Demonstration anführte und die internationalen Unterstützungsaktionen
koordinierte. Auch die prominente Menschenrechtsaktivistin Kim Sharif sprach
zu den Demonstranten.
In New York versammelten sich mehrere hundert Demonstranten vor dem
Hauptquartier der Vereinten Nationen an der 2nd Avenue. Die Demonstranten
kamen aus der gesamten Region, einige sogar aus Flint und Dearborn in
Michigan, andere aus Long Island, Brooklyn, der Bronx und New Jersey. Vier
Aktivisten des LaRouche-Aktionskomitees schlossen sich der Demonstration an
und verteilten Flugblätter, in denen über die schreckliche humanitäre Lage im
Jemen berichtet wurde, und sie wiesen darauf hin, daß sich diese Lage unter
Präsident Trump, der mit Rußland in Syrien gegen den Islamischen Staat
zusammenarbeitet, ändern könnte.
Die jemenitischen Medien und 40 Fernsehsender in der arabischen Welt
berichteten im Rahmen der Berichte über die Großkundgebung in Sanaa schon ab
dem frühen Morgen auch über die internationalen Unterstützungskundgebungen.
Einen Bericht über die Demonstration und die empörende Politik des Westens
finden Sie (in englischer Sprache) auf der alternativen amerikanischen
Nachrichtenseite Secular Talk unter https://www.youtube.com/watch?v=EfO-BzlkpDQ.
Ulf Sandmark
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