Helga Zepp-LaRouche in Zhuhai:
Gürtel und Straße und der Dialog der Kulturen
Von Helga Zepp-LaRouche
Die Gründerin und Präsidentin des internationalen Schiller-Instituts, Helga
Zepp-LaRouche, hielt eine der Hauptreden bei einem Forum über die „Maritime
Seidenstraße des 21. Jahrhunderts“, das vom 28.-30. November in Zhuhai in der
chinesischen Provinz Guangdong (gegenüber Hongkong und Macao) stattfand. Sie
hielt ihre Rede auf Englisch, es folgt eine deutsche Übersetzung.
Sie, das chinesische Volk, befinden sich derzeit in einem ganz
entscheidenden Moment in der Geschichte, und ich weiß, daß Sie – seit
Präsident Xi Jinping vor gut vier Jahren die Gürtel- und Straßen-Initiative
auf die Tagesordnung setzte, und nach dem erstaunlichen Erfolg der Politik der
Neuen Seidenstraße seither – sich vollkommen bewußt darüber sind, welche
außerordentliche Rolle China aus Sicht der Universalgeschichte der Menschheit
jetzt spielt. Aber lassen Sie mich mit Ihnen meine Sicht als Deutsche teilen -
d.h. eigentlich betrachte ich mich als Weltbürgerin, die das, was China tut,
von außen her, aus einer internationalen Perspektive betrachtet.
In allen Jahrhunderten bis heute, seit den frühesten Zeugnissen
menschlicher Zivilisation, verfolgen Stämme, ethnische Gruppen, Nationen oder
Bündnisse von Nationen ihre vermeintlichen Interessen mit verschiedenen
Mitteln – durch Verhandlungen, Diplomatie, und wenn das nicht weiterhalf,
durch bewaffnete Konflikte und Krieg. Die Geopolitik – die Vorstellung, daß
eine Nation oder Gruppe von Nationen das Recht hätte, ihre Interessen gegen
andere Nationen durchzusetzen – hat im 20. Jahrhundert zu zwei Weltkriegen
geführt. Es sollte für jedermann offensichtlich sein, daß der Krieg im
Zeitalter thermonuklearer Waffen keine Methode zur Beilegung von Konflikten
mehr sein kann, wenn wir uns als menschliche Gattung nicht selbst vernichten
wollen.
Die Menschheit unterscheidet sich von allen anderen bisher bekannten
Gattungen im Universum dadurch, daß wir zur schöpferischen Vernunft fähig
sind. Das bedeutet, daß wir, anders als Tiergattungen, unsere Existenzweise
bewußt ändern können, immer wieder neue universelle Prinzipien in der
Wissenschaft und der Kultur entdecken können, ein tieferes und gründlicheres
Wissen über das physische Universum entwickeln können, von dem wir der
wichtigste Teil sind. In gewissem Sinne ist es also gesetzmäßig, daß die
Menschheit auf eine Idee kommen würde, wie man die Geopolitik überwinden und
ein System der Selbstregierung finden kann, das ein langfristiges Überleben
der Menschheit ermöglicht.
Das Konzept einer „Gemeinschaft der gemeinsamen Zukunft der Menschheit“,
wie Präsident Xi Jinping es vorgestellt hat, ist genau diese Idee. Indem man
das Konzept der einen Menschheit, definiert vom Standpunkt einer gemeinsamen
Zukunft, als Referenzpunkt dafür wählt, wie man politische, wirtschaftliche,
soziale und kulturelle Fragen betrachtet, schuf Präsident Xi eine höhere Ebene
der Vernunft, eine konzeptionelle Grundlage für einen Frieden auf dem gesamten
Planeten. Es ist kein Zufall, daß dieses Konzept für ein völlig neues
Paradigma in der Menschheitsgeschichte aus China kommt, da es mit der 2500
Jahre alten konfuzianischen Tradition übereinstimmt.
Die wirtschaftliche Dimension dieser Idee kommt in der Gürtel- und
Straßen-Initiative (BRI) zum Ausdruck, dem Vorschlag der Neuen Seidenstraße,
den Xi im September 2013 in Kasachstan vorstellte. Innerhalb der sehr kurzen
Zeit von vier Jahren wurde aus dieser Initiative für „Win-Win-Kooperation“ das
größte Infrastrukturprogramm der Geschichte, mit dem Bau von sechs
Wirtschaftskorridoren, zahllosen Eisenbahnstrecken in Eurasien und Afrika,
Häfen, Flughäfen, Industrieparks, Kraftwerksprojekten, Wasserregulierung etc.
Mehr als 70 Nationen sind beteiligt, und insgesamt ist es schon jetzt zwölfmal
so groß wie der Marshallplan für den Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten
Weltkrieg, und es ist unbegrenzt.
In Afrika hat der „Geist der Neuen Seidenstraße“ die Haltung der
beteiligten Länder vollkommen verändert. Zum ersten Mal nach Jahrhunderten des
Leidens unter kolonialer Unterdrückung und mangelnder Finanzierung gibt es nun
dank der chinesischen Investitionen eine Perspektive, Armut und
Unterentwicklung schon in naher Zukunft zu überwinden. Das löst einen
bespiellosen Optimismus aus.
Auf dem 19. Nationalkongreß der Kommunistischen Partei hat Xi für China das
Ziel vorgegeben, bis zum Jahr 2050 „ein starkes, demokratisches,
zivilisiertes, harmonisches und schönes Land“ zu werden. Er erklärte es zum
Ziel der Politik, ein besseres und glücklicheres Leben für die Menschen zu
schaffen, und er forderte die Menschen in allen Ländern auf,
zusammenzuarbeiten, um eine Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft für die
Menschheit aufzubauen, um eine offene, inklusive, saubere und schöne Welt zu
schaffen, die dauerhaften Frieden, universelle Sicherheit und gemeinsamen
Wohlstand genießt. Kurz nach dieser bemerkenswerten Veranstaltung markierte
der hocherfolgreiche Besuch des amerikanischen Präsidenten Trump einen
historischen Fortschritt der Bemühungen zur Erreichung dieses Ziels.
Mit dieser globalen Perspektive für die nächsten 33 Jahre hat Präsident Xi
Jinping eine Vision auf die Tagesordnung gesetzt, die viele Menschen in vielen
Ländern, ganz besonders in den Entwicklungsländern, mit einem beispiellosen
Funken des Optimismus begeistert. Die Reaktionen einiger Politiker und der
Establishment-Medien in einigen westlichen Ländern variierten zwischen
kompletter Zensur dessen, was Präsident Xi Jinping tatsächlich sagte, bis hin
zu den abstrusesten Behauptungen über die wahren Motive hinter Chinas
BRI-Politik. In einigen dieser Erklärungen wurde sogar behauptet, Chinas
Politik sei eine Gefahr für die liberale Ordnung des Westens.
Heißt das, daß die Idee, eine harmonische Welt zu schaffen, in der alle
Nationen gemeinsam für die gemeinsamen Ziele der Menschheit arbeiten können,
eine Utopie ist, die niemals Realität werden kann?
Philosophische Übereinstimmungen in der Universalgeschichte
Ich glaube, daß die Universalgeschichte der Menschheit eine Antwort auf
diese Frage geben kann, denn sie zeigt, daß es einige grundlegende
Charakteristiken gibt, wie das Ideal der höchsten Menschheit, das den edelsten
Erscheinungsformen der verschiedenen Kulturen gemeilsam ist. Es herrscht eine
erstaunliche Ähnlichkeit zwischen einigen der herausragenden Denker, die aus
völlig verschiedenen kulturellen Hintergründen kommen und trotzdem zu den
gleichen Erkenntnissen über die Natur des Menschen und den Zweck seiner
Existenz gelangen. Diese Philosophen, Dichter und Wissenschaftler teilen einen
fundamentalen Optimismus in Bezug auf die Rolle des Menschen im Universum: daß
die menschliche Kreativität an sich eine Kraft ist, die die Entwicklung des
physischen Universums vorantreibt, und daß es eine Übereinstimmung gibt
zwischen der harmonischen Entwicklung aller mentalen und spirituellen
Fähigkeiten des Menschen, der harmonischen Entwicklung des Staates und
zwischen den Staaten, und den Gesetzes des Kosmos.
In China ist dieses Bild des Menschen und der Harmonie im Staat und
zwischen den Staaten vor allem mit Konfuzius und seiner 2500jährigen Tradition
in der chinesischen Kultur verbunden, was meines Erachtens den Kern dessen
bildet, was man im allgemeinen als „Sozialismus chinesischer Prägung“
bezeichnet. Konfuzius hatte ein Menschenbild, das den Menschen grundsätzlich
als gut betrachtet, mit der Verpflichtung, sich unermüdlich geistig und
moralisch selbst zu verbessern, was ihm möglich ist durch Ausübung seiner
inneren Willensstärke und durch eine ästhetische Erziehung durch Poesie,
klassische Musik und andere Künste. Wenn das Individuum sich selbst zu einem
solchen Junzi entwickelt, dann kann es eine harmonische Entwicklung der
Familie geben, und wenn die Regierung von Junzi geleitet wird, dann
gedeiht das Gemeinwohl.
Der deutsche Dichter der Freiheit, wie er auch genannt wird, Friedrich
Schiller, nach dem unser Schiller-Institut benannt ist, hat bemerkenswerte
Übereinstimmungen mit Konfuzius, obwohl er mehr als 2000 Jahre später lebte
und wirkte. Auch er entwickelte das Konzept der ästhetischen Erziehung des
Menschen, als die einzige Methode wirklichen politischen Fortschritts, mit
einem besonderen Schwerpunkt auf der Poesie und den Schönen Künsten. Sein
Konzept der „Schönen Seele“ ist Konfuzius’ Vorstellung des Junzi sehr
ähnlich.
Eine schöne Seele, sagte Schiller, ist jemand, der seine Freiheit in der
Notwendigkeit findet, der seine Pflicht mit Neigung tut und der seine
Leidenschaften soweit veredelt hat, daß er blind seinen Impulsen folgen kann,
weil sie ihn niemals zu etwas verleiten würden, das der Vernunft widersprechen
würde. Wilhelm von Humboldt, der das beste Bildungssystem der Welt geschaffen
hat, sagte über Schiller, er habe eine ganz besondere Kategorie geschaffen, in
der er Philosophie und Dichtkunst wie kein anderer auf einer höheren Ebene
verband.
Der Konfuzius wohl am nächsten stehende, fast zeitgenössische Philosoph in
der europäischen Kultur ist Platon, der ebenfalls eine philosophische Schule
schuf, die durch die Jahrhunderte – wenn auch mit etlichen Unterbrechungen
hinsichtlich ihres Einflusses – bis heute weiterbesteht. Auch er hatte die
Vorstellung eines harmonisch geordneten Universums, daß in die Schöpfung des
Universums eine Entwicklung eingebettet ist, in der Weise, daß es sich vom
Chaos hin zur Harmonie entwickelt, und in dem man diese Harmonie nicht nur
erkennen kann, sondern auch sein eigenes Handeln zum Wohle aller in
Übereinstimmung mit den Gesetzen des Universums bringen kann. In seinem
berühmten Werk Timaios schreibt er:
„Da nämlich Gott wollte, daß, soweit es möglich, alles gut und nichts
schlecht sei, da er aber alles, was sichtbar war, nicht in Ruhe, sondern in
regelloser und ungeordneter Bewegung vorfand, so führte er es denn aus der
Unordnung in die Ordnung hinüber, weil er der Ansicht war, daß dieser Zustand
schlechthin besser als jener sei. Es war aber und ist recht, daß der Beste
nichts anderes als das Schönste vollbringe, und da fand er nun, indem er es
bei sich erwog, daß unter den ihrer Natur nach sichtbaren Dingen kein
vernunftloses Werk jemals schöner sein werde als ein vernunftbegabtes, wenn
man beide als Ganze einander gegenüberstellt, daß aber wiederum Vernunft ohne
Seele unmöglich irgend einem Gegenstande zuteil werden könne. In dieser
Erwägung bildete er die Vernunft in eine Seele und die Seele in einen Körper
ein und fügte so aus ihnen den Bau des Weltalls zusammen, um so naturgemäß das
möglichst schönste und beste Werk vollendet zu sehen. Und so darf man es denn
mit Wahrscheinlichkeit aussprechen, daß diese Welt als ein wirklich beseeltes
und vernünftiges Wesen durch Gottes Vorsehung entstanden ist.“ (Platon:
Sämtliche Werke. Band 3, Berlin, 1940, nach der Übersetzung von Franz Susemihl
von 1856.)
Diese wunderschöne Idee, daß Gott die beste aller möglichen Welten
geschaffen hat, wurde ausdrücklich von Gottfried Wilhelm Leibniz
ausgearbeitet. Demnach stellt jeder Mensch eine Monade dar, die im Kleinen
alle Eigenschaften des Universums in sich einschließt, und im Universum
herrscht eine umfassende, vorherbestimmte (prästabilierte) Harmonie. Die Welt
ist die beste aller möglichen Welten, weil sie so konstruiert ist, daß jedes
Übel das Potential hat, ein noch größeres Gutes zu provozieren, wofür der
Mensch sich entscheiden kann, weil er einen freien Willen hat. Auf diese Weise
wächst der Freiheitsgrad des Guten trotz der Existenz des Bösen, woraus sich
für den Menschen die Verpflichtung ergibt, sich selbst zu veredeln, um zum
Fortschritt der gesamten Menschheit und sogar zur Entwicklung des gesamten
Kosmos beizutragen.
Um dieses Ziel zu fördern, schuf Leibniz Akademien und gelehrte
Gesellschaften, um das gesamte geistige, wissenschaftliche und kulturelle
Wissen aller Menschen zu sammeln und es in den Dienst aller Nationen zu
stellen. Sein Konzept war im Grunde dasselbe, das auch im Zentrum für die
Entwicklung des Internationalen Wissens1 zum Ausdruck kommt, das
als eine Plattform dienen wird, über die Nationen Ideen teilen können, damit
ihre Entwicklung nicht durch den fehlenden Zugang zu neuen Erkenntnissen
aufgehalten wird.
Dieser Geist bewog viele Wissenschaftler in der Geschichte, die Früchte
ihrer Erfindungskraft dem Land zu überlassen, das diese Entdeckungen am besten
nutzen würde. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit deutscher
Wissenschaftler mit China in der Kerntechnik. Schon Leibniz schrieb an Zar
Peter den Großen: „Ich gehe lieber auf den Nutzen des ganzen menschlichen
Geschlechts, und es ist mir lieber, bei den Russen viel Gutes auszurichten,
als bei den Deutschen oder anderen Europäern wenig, denn meine Neigung und
Lust geht auf das allgemeine Beste.“ (16.1. 1712)
Leibniz war ganz begeistert von China, und er versuchte, von den
Jesuitenmissionaren soviel wie möglich darüber zu erfahren. Er war fasziniert
davon, daß Kaiser Kangxi zu den gleichen mathematischen Schlüssen gekommen war
wie er selbst, und schloß daraus, daß es universelle Prinzipien gibt, die
allen Menschen und Kulturen zugänglich sind. Er hielt die Chinesen sogar für
moralisch überlegen, er schrieb:
„Jedenfalls scheint mir die Lage unserer hiesigen Verhältnisse angesichts
des ins Unermeßliche wachsenden moralischen Verfalls so zu sein, daß es
beinahe notwendig erscheint, daß man Missionare der Chinesen zu uns schickt,
die uns Anwendung und Praxis einer natürlichen Theologie lehren könnten... Ich
glaube daher: Wäre ein weiser Mann zum Schiedsrichter nicht über die Schönheit
von Göttinnen, sondern über die Vortrefflichkeit von Völkern gewählt worden,
würde er den goldenen Apfel den Chinesen geben...“
Es überrascht nicht, daß Leibniz ein Konzept hatte, wie die
fortgeschritteneren Länder den weniger entwickelten Ländern helfen können, das
der Idee der Neuen Seidenstraße sehr ähnlich ist. 1697 veröffentlichte er sein
Buch Novissima Sinica, darüber, wie Europa und China zusammenarbeiten
sollten, um alle Länder, die dazwischen liegen, zu entwickeln. Er schrieb:
„Durch eine einzigartige Entscheidung des Schicksals, wie ich glaube, ist
es dahin gekommen, daß die höchste Kultur und die höchste technische
Zivilisation der Menschheit heute gleichsam gesammelt sind an zwei äußersten
Enden unseres Kontinents, in Europa und China, das gleichsam wie ein Europa
des Ostens das entgegengesetzte Ende der Erde ziert. Vielleicht verfolgt die
höchste Vorsehung dabei das Ziel – während die zivilisierten und gleichzeitig
am weitesten voneinander entfernten Völker sich die Arme entgegenstrecken –
alles, was sich dazwischen befindet, allmählich zu einem vernunftgemäßen Leben
zu führen.“
Aus dieser optimistischen Idee der besten aller möglichen Welten ergab sich
für Leibniz das Recht des Individuums auf das Streben nach Glückseligkeit,
eine Idee, die nichts mit der hedonistischen Idee vom „Spaß haben“ zu tun hat,
sondern das Recht auf ein erfülltes Leben bedeutet, in dem man seine
schöpferischen Potentiale zum Wohl der gesamten Gesellschaft umfassend
entwickelt. Dieses Leibnizsche Konzept wurde ganz ausdrücklich in die
Amerikanische Unabhängigkeitserklärung aufgenommen wurde, wonach alle Menschen
das unveräußerliche Recht auf „Leben, Freiheit und das Streben nach
Glückseligkeit“ haben.
Aber nicht nur Leibniz war ein Einfluß auf die Gedanken der amerikanischen
Verfassung, in deren Präambel die Verpflichtung zum Gemeinwohl ausdrücklich
erwähnt wird, sondern auch Konfuzius. Der geistige Vater der Vereinigten
Staaten, Benjamin Franklin, war ein überzeugter konfuzianischer Gelehrter. Er
veröffentlichte 1737 in der Pennsylvania Gazette eine Abhandlung über
die Moral des Konfuzius, und er gründete seine eigene, in seiner Aufzählung
der „13 Tugenden“ zusammengefaßte Moralphilosophie, ganz auf die Morallehre
des Konfuzius. So hängt die „gute Chemie“, die Präsident Trump zwischen sich
und Präsident Xi konstatiert, der selbst einen starken konfuzianischen Geist
zum Ausdruck bringt, vielleicht damit zusammen, daß Präsident Trump wiederholt
zu verstehen gab, daß er das „Amerikanische System“ wiederbeleben will, das
mit der Philosophie der jungen amerikanischen Republik verbunden ist.
Um die Argumentation zusammenzufassen, warum es, trotz einiger
gegenwärtiger Widerstände im Westen gegen das Konzept einer „Gemeinschaft
eines gemeinsamen Schicksals der Menschheit“, trotzdem viel Grund zum
Optimismus gibt, daß diese wunderschöne Vision tatsächlich Realität werden
wird, lassen Sie mich folgendes sagen: Es gab in allen großen Kulturen Denker
mit einem Verständnis für die tieferen Zusammenhänge zwischen einem
optimistischen Menschenbild mit seiner unbegrenzten Fähigkeit, sich moralisch
und geistig zu vervollkommnen, dem Streben nach dem Gemeinwohl als
Voraussetzung für das langfristige Überleben der Gesellschaft und der
Übereinstimmung zwischen der menschlichen Kreativität und den Gesetzen des
physischen Universums.
Schon seit sehr langer Zeit haben diese Philosophen ihre Kulturen
unabhängig voneinander beeinflußt, manchmal lebten sie sogar zur gleichen
Zeit, ohne voneinander zu wissen, weil es viele Jahre dauerte, um von einem
Land ins andere zu reisen, manchmal beeinflußten sie einander über die
Jahrhunderte und über die nationalen Grenzen hinweg. So hat Platon die
arabischen Philosophen Al-Kindi, Al-Farabi und Ibn Sina ebenso beeinflußt wie
die christlichen Denker Augustinus, Nikolaus von Kues oder Leibniz.
Man findet aber auch Entsprechungen zu ihren Ideen in den indischen Veden
oder bei den Gelehrten von Timbuktu. Ohne den Austausch zwischen dem Kalifen
Harun Al-Raschid und Karl dem Großen wäre vielleicht ein großer Teil des
kulturellen und wissenschaftlichen Erbes des antiken Griechenland, Ägypten,
Spanien und Italien nach dem Zusammenbruch des Römischen Reichs nicht gerettet
worden.
So wie die antike Seidenstraße zu einem Austausch nicht nur von Waren und
Technologien, sondern auch von Ideen und Kulturen führte, so wird die Neue
Seidenstraße zur Weitergabe der besten Schöpfungen der menschlichen
Kreativität zum Wohl der einen Menschheit führen. Kommunikation, Reisen und
Wissen über den anderen haben sich gewaltig beschleunigt und werden dies auch
weiterhin tun. Was in der Vergangenheit nur von den größten Philosophen mit
metaphysischen Argumenten über den Menschen und das physische Universum gesagt
wurde, das kann heute die moderne Wissenschaft beweisen.
Und es gibt keinen besseren Beweis für die Übereinstimmung des Mikrokosmos
des menschlichen Geistes mit dem Makrokosmos des gesamten Universums als die
Raumfahrt und Weltraumforschung. Die Tatsache, daß der Mensch ins All reisen
kann, ist der endgültige Beweis dafür, daß eine immaterielle Idee, eine
Erfindung, ein wissenschaftlicher Durchbruch, eine Wirkung im physischen
Universum hat und die menschliche Gattung über alle Beschränkungen der
Sinneswahrnehmung erheben kann. Alle Astronauten, die im Weltraum waren,
berichten das gleiche: Wenn man die Erde aus dem Weltraum betrachtet, dann
sieht man keine nationalen Grenzen, man sieht nur eine einzige menschliche
Gattung.
Es gibt also sehr guten Grund für Optimismus, trotz der zögerlichen Haltung
einiger im Westen, daß diese wunderschöne Vision, der „eine Traum der
Menschheit“, wahr werden wird.
Anmerkung
1. Center for the International Knowledge Development, CIKD, im August 2017
von der chinesischen Regierung gegründet.
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