Diskussionsveranstaltung in Wien über das Paradigma der Seidenstraße
„Die Neue Seidenstraße – Konfrontation oder Kooperation der Supermächte?“
lautete das Thema einer Podiumsdiskussion, die am 15. November von der
Österreichisch-Weißrussischen Gesellschaft (ÖWG) und der Volkshochschule
Urania in Wien veranstaltet wurde. Als Referenten geladen waren Prof. Dr.
Sergei Kizima, der den Lehrstuhl für internationale Beziehungen der
Präsidentenakademie in Minsk innehat, und Alexander Hartmann, Chefredakteur
der Neuen Solidarität, als Vertreter des Schiller-Instituts. Rund 20
Gäste, darunter auch ein Vertreter der weißrussischen Botschaft, waren der
Einladung gefolgt.
In seiner Begrüßung wies der Präsident der ÖWG, Prof. Peter Bachmaier,
darauf hin, daß Weißrußland sowohl Teil der Eurasischen Wirtschaftsunion und
auch des Jahrhundertprojekts der Neuen Seidenstraße sei. Er freue sich, zwei
fachkundige Referenten für die Veranstaltung gewonnen zu haben.
Alexander Hartmann skizzierte dann den gewaltigen Umfang und den globalen
Charakter des Seidenstraßen-Projektes und den jahrzehntelangen Einsatz des
Schiller-Instituts für eine solche Politik. Diese Ideen seien in China positiv
aufgenommen worden, im Westen aber sei man damit auf taube Ohren gestoßen. Der
Grund dafür sei das geopolitische, vom Konkurrenzdenken geprägte Denken im
Westen, das darauf angelegt sei, andere Länder nicht aufkommen zu lassen.
China hingegen denke ganz anders: „Präsident Xi Jinping betont immer wieder
darum, daß es bei der Seidenstraßen-Initiative um eine ,Win-Win-Kooperation’
geht, von der beide oder alle beteiligten Seiten profitieren.“
Die Haltung des Westens führe unvermeidlich zu gefährlichen Konflikten,
aber sie sei auch wirtschaftlich betrachtet dumm. „Die
Seidenstraßen-Initiative wirkt wie eine große Lokomotive, die die
Volkswirtschaften der beteiligten Nationen auf Trab bringt. Wir in Europa
könnten eine solche Lokomotive für unsere Volkswirtschaften sehr gut
gebrauchen – aber durch die politische Mauer, die gegenüber Eurasien errichtet
wurde, haben wir uns selbst von dieser Lokomotive abgehängt.“
Prof. Kizima beschrieb Chinas Seidenstraßen-Initiative als Reaktion auf das
veränderte wirtschaftliche Umfeld Chinas; China wolle sich Absatzmärkte
schaffen, es wolle seine Rohstoffversorgung sichern und unabhängiger werden
von den Seewegen, weil es befürchten müsse, daß die USA ihm die Zugangswege zu
seinen Märkten blockieren. Aber im Gegensatz zum Westen verfolge China seine
Absichten friedlich und es vermeide militärische Konflikte. Belarus profitiere
von den engen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Belarus und China, China
investiere viel in Weißrußland, u.a in den Hochtechnologiepark „Großer Stein“
in der Nähe von Minsk. Die Rußland-Sanktionen hätten auch Belarus getroffen,
weil die Warenströme zwischen Rußland und der EU stark reduziert worden seien,
während sich die durch Belarus fließenden Warenströme zwischen China und der
EU dank der Seidenstraßen-Initiative innerhalb eines Jahres verdoppelt hätten.
Deshalb befürworte Belarus die Seidenstraßen-Initiative und beteilige sich
daran. Das Land wolle ein Knotenpunkt an der Seidenstraße werden.
alh
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