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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
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In den Fußstapfen Franklin D. Roosevelts:
Ein Neues Bretton-Woods-System

Von William Wertz

Den folgenden Vortrag hielt William Wertz am 16. August beim wöchentlichen „Kamingespräch“ (Fireside Chat) des LaRouche-Aktionskomitees, den Mitschnitt der Sendung finden Sie im englischen Original unter https://larouchepac.com/20180816/fireside-chat-will-wertz-august-16-2018.

Ich möchte Ihnen einen Eindruck davon vermitteln, was Präsident Franklin D. Roosevelts eigentliche Absicht bei der Gründung des Bretton-Woods-Systems war. Dieses (Währungs-) System wurde 1944 bei einer Konferenz in Bretton Woods in New Hampshire geschaffen. Es gibt ein sehr interessantes Buch, das mir Tony Papert, der Chefredakteur des Executive Intelligence Review, geliehen hat, über die „vergessenen Grundlagen von Bretton Woods“.1 Dieses Buch könnte vielen von Ihnen hilfreich sein, wenn Sie sich genauer mit dieser Konferenz und ihren Folgen befassen wollen.

Das Schiller-Institut verbreitet derzeit weltweit eine Petition2 an die Staatschefs der Vereinigten Staaten, Rußlands, Chinas und Indiens, die folgendermaßen beginnt:

„Wir, die Unterzeichner, rufen Präsident Trump, Präsident Putin, Präsident Xi Jinping und Premierminister Modi auf, ein Not-Gipfeltreffen zur Schaffung eines Neuen Bretton-Woods-Weltfinanzsystems einzuberufen.“ Ich bitte Sie alle, diese Petition zu unterzeichnen und weiterzuverbreiten.

Lyndon LaRouche hielt am 11. November 2008 einen Vortrag bei einem Treffen in Washington.3 Das war 2008, als die Finanzkrise gerade ausgebrochen war. Er forderte damals ein Vier-Mächte-Abkommen, um ein Neues Bretton-Woods-System zu schaffen. Insbesondere sagte er:

„Wir brauchen diesen Kristallisationskern aus diesen vier Nationen und anderen, die sich ihnen anschließen. Der Präsident der Vereinigten Staaten kann sich jederzeit an die Präsidenten Rußlands, Chinas und Indiens und an andere Länder wenden: ,Schließen wir dieses Abkommen.’ Die Vereinigten Staaten haben unter ihrer Verfassung die Befugnis und die Mittel dazu.“

Diese Idee, die wir jetzt vorschlagen, ist wirklich die entscheidende Lösung für die gegenwärtige Krise der heutigen Welt. Und das ist sehr interessant, weil das alte Bretton-Woods-System, das von Franklin D. Roosevelt noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs geschaffen wurde, die Ideen des Amerikanischen Systems reflektiert, die Ideen von Alexander Hamilton. Als er an der Harvard-Universität war, schrieb Franklin Roosevelt seine Doktorarbeit über Alexander Hamilton und über seinen Urgroßvater Isaac Roosevelt, der zur Zeit der Gründung unseres Landes direkt mit Hamilton in Manhattan zusammenarbeitete.

Roosevelt stand für das Amerikanische System von Alexander Hamilton und von Abraham Lincoln. Das Bretton-Woods-System war im Grunde eine Erweiterung der „Politik der guten Nachbarschaft“ gegenüber Iberoamerika.

Die Grundidee kommt am klarsten in einem Buch von Roosevelts Sohn Elliott Roosevelt mit dem Titel Wie er es sah zum Ausdruck. Elliott Roosevelt begleitete Franklin Roosevelt bei mehreren großen Konferenzen, die während des Zweiten Weltkriegs stattfanden, darunter auch die zwischen Franklin Roosevelt und Winston Churchill.

Ich möchte Ihnen einen Eindruck davon vermitteln, worum es im Zweiten Weltkrieg ging, und mich dabei auf den Streit zwischen Franklin Roosevelt und Winston Churchill konzentrieren. Das war ein Streit zwischen dem Amerikanischen System und dem Britischen System – dem anglo-holländischen System, das Winston Churchill verteidigte.

Wie Vater es sah

Ich werde zwei Passagen aus diesem Buch vorlesen, weil sie wirklich den Kern der Frage betreffen, mit der wir heute konfrontiert sind. Elliott Roosevelt schreibt folgendes:

    „Man darf dabei nicht vergessen, daß Churchill damals den Krieg führte, während Vater nur der Präsident eines Staates war, der seine Sympathien in greifbarer Weise zum Ausdruck gebracht hatte. Churchill beanspruchte immer noch die Leitung des Gesprächs und hatte in den Stunden nach dem Dinner das Sagen. Aber der Unterschied wurde allmählich spürbar.

    Das trat erst in der Frage des Empire scharf zutage.

    Vater [FDR] fing an.

    ,Natürlich’, bemerkte er mit listiger Selbstsicherheit, ,natürlich wird nach dem Krieg die größtmögliche Freiheit des Handels eine der Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden sein müssen.’

    Er hielt inne. Der P.M. [Premierminister] hielt den Kopf gesenkt und beobachtete Vater genau.

    ,Keine künstlichen Schranken’, fuhr Vater fort. ,So wenig bevorzugte Wirtschaftsabkommen wie möglich. Gelegenheit zur Expansion. Offene Märkte für einen gesunden Wettbewerb.’ Seine Augen wanderten unschuldig durch den Raum.

    Churchill bewegte sich in seinem Sessel. ,Die Handelsabkommen des britischen Empire’, begann er schwerfällig, ,sind...’

    Vater unterbrach ihn: ,Ja. Diese Handelsabkommen des Empire sind ein treffendes Beispiel. Ihretwegen sind die Völker Indiens und Afrikas, des gesamten kolonialen Nahen und Fernen Ostens, immer noch so rückständig.’

    Churchills Nacken rötete sich, und er beugte sich vor. ,Herr Präsident, England denkt keine Minute daran, seine Vorzugsstellung unter den britischen Herrschaftsgebieten aufzugeben. Der Handel, der England groß gemacht hat, soll weitergehen, und unter Bedingungen, die Englands Minister vorschreiben.’

    .Sehen Sie’, sagte Vater langsam, ,hier ungefähr wird es wahrscheinlich Meinungsverschiedenheiten zwischen Ihnen, Winston, und mir geben. Ich bin fest überzeugt, daß eine Entwicklung der rückständigen Länder, rückständigen Völker notwendig ist, um einen stabilen Frieden zu erreichen. Wie kann das geschehen? Es kann offensichtlich nicht mit den Methoden des 18. Jahrhunderts geschehen. Nun...’

    ,Wer redet von Methoden des 18. Jahrhunderts?’

    ,Jeder Ihrer Minister, der zu einer Politik rät, die Reichtum an Rohstoffen aus einem Kolonialgebiet herausholt, aber dem Volk des betreffenden Landes nichts dafür gibt. Methoden des 20. Jahrhunderts bedeuten, daß man Industrie in diese Länder bringt. Zu den Methoden des 20. Jahrhunderts gehört, den Wohlstand eines Volkes zu mehren, indem man seinen Lebensstandard erhöht, indem man sie ausbildet, indem man ihnen ein Gesundheitswesen gibt, indem man sicherstellt, daß sie für die Rohstoffe ihrer Gesellschaft etwas bekommen.’

    Wir alle im Raum beugten uns gespannt vor. Hopkins grinste. Commander Thompson, Churchills Mitarbeiter, blickte düster und alarmiert. Der Premierminister sah aus, als würde er vor Wut platzen. ,Sie hatten Indien erwähnt.’

    ,Ja, ich kann nicht glauben, daß wir einen Krieg gegen die faschistische Sklaverei führen, und nicht gleichzeitig daran arbeiten, die Völker der Welt von einer rückständigen Kolonialpolitik zu befreien.’

    ,Was ist mit den Philippinen?’

    ,Ich bin froh, daß Sie sie erwähen. Sie bekommen ihre Unabhängigkeit, wie Sie wissen, 1946. Und sie haben ein modernes Gesundheitswesen bekommen, moderne Bildung; ihre Analphabetenrate ist stetig gesunken.’

    ,An den Wirtschaftsabkommen des Empire ist nicht zu rütteln.’

    ,Sie sind künstlich.’

    ,Sie sind die Grundlage unserer Größe.’

    ,Der Frieden’, sagte Vater entschieden, ,kann keine Fortsetzung des Despotismus einschließen. Die Struktur des Friedens verlangt die Gleichberechtigung der Völker und wird sie schaffen. Zur Gleichberechtigung der Völker gehört die größtmögliche Freiheit des Wettbewerbs im Handel. Würde irgend jemand sagen, daß Deutschlands Versuch, den Handel in Mitteleuropa zu dominieren, nicht wesentlich zum Krieg beigetragen hat?’

    Es war ein Streit zwischen den beiden Männern, der nicht zu lösen war...“

Eine „lahme Ente“

Das Gespräch wurde am folgenden Abend fortgesetzt, wie Elliott Roosevelt berichtet:

    „Allmählich, ganz allmählich und stillschweigend glitt der Mantel der Führung von den britischen auf die amerikanischen Schultern. Wir spürten es förmlich, als es spät am Abend zu einem Nachspiel des Streits kam. Vaters Urteil über Churchills offensichtlichen ,Toryismus’ wurde gewissermaßen bestätigt.

    Churchill ging im Raum auf und ab. Er sprach, gestikulierte und schließlich blieb er vor meinem Vater stehen, schwieg einen Augenblick und fuchtelte ihm mit dem Zeigefinger vor der Nase herum.

    ,Herr Präsident!’ rief er. ,Ich glaube, Sie gehen darauf aus, das Empire auszuschalten. Jeder Gedanke, den Sie über die Struktur der Nachkriegswelt vorbringen, beweist das. Aber trotzdem’ – und er schwenkte seinen Zeigefinger – ,trotzdem wissen wir, daß Sie unsere einzige Hoffnung sind. Und’ – hier senkte er den Ton seiner Stimme in dramatischer Weise – ,Sie wissen, daß wir es wissen. Sie wissen, daß wir wissen, daß ohne Amerika das Empire nicht standhält.’

    Das war der Augenblick, in dem Churchill zugab zu wissen, daß die Vereinigten Staaten die Regeln für den Frieden aufstellen würden. Und er wußte, daß dies das Ende der britischen Kolonialpolitik, des britischen Welthandels und der Absicht, Rußland gegen Amerika auszuspielen, gewesen wäre und sein würde, wenn mein Vater noch lebte.“

Methoden des 18. Jahrhunderts

Und genau das ist der fundamentale Konflikt auf der Welt bis zum heutigen Tage. Das reicht – und es ist wichtig, das zu erkennen –, ungefähr 250 Jahre zurück, bis 1763. Das war das Jahr, in dem der Siebenjährige Krieg in Europa – den wir in den Vereinigten Staaten den Französisch-Indianischen Krieg nennen – durch den Vertrag von Paris beendet wurde. Mit diesem Vertrag wurde Indien faktisch der Britischen Ostindiengesellschaft überlassen. Die Amerikanische Revolution wurde dann gegen das Britische Empire erfochten.

Bei der Bostoner Teeparty waren die drei Schiffe, die den Tee aus China gebracht hatten, tatsächlich Schiffe der Britischen Ostindiengesellschaft.

1773 hatten die Briten ihre Herrschaft in Indien stark ausgeweitet, und sie begannen bereits, den Export von Opium aus Indien nach China zu steigern. Die Bostoner Teeparty war 1773, die Unabhängigkeitserklärung folgte 1776, die US-Verfassung wurde 1787 unterzeichnet. 1803, auf dem Höhepunkt der Herrschaft der Britischen Ostindiengesellschaft in Indien, hatte das Unternehmen eine private Armee von 260.000 Soldaten. Und vergessen wir nicht, daß Rußland die Amerikanische Revolution als führendes Mitglied der Liga der bewaffneten Neutralität unterstützte.

Die Britische Ostindiengesellschaft war schon vor 250 Jahren, seit der Gründung der Vereinigten Staaten, deren Feind, und sie war der Feind Indiens, das diese Gesellschaft sich ganz unterworfen hatte. Die Ostindiengesellschaft verübte Völkermord, indem sie die Landwirtschaft zerstörte, um statt dessen Opium anzubauen, und das gleiche Unternehmen zwang dann die Chinesen durch Kriege, dieses Opium zu konsumieren.

Da haben wir also China, Indien und die Vereinigten Staaten, die alle direkte Feinde der Britischen Ostindiengesellschaft und dieses anglo-holländischen imperialen Systems waren, während Rußland damals die entstehenden Vereinigten Staaten durch die Liga der bewaffneten Neutralität unterstützten. Später unterstützte Rußland die Vereinigten Staaten im Bürgerkrieg, als es Schiffe nach New York und San Francisco entsandte, um eine britische Militärintervention zugunsten der Konföderation zu verhindern.

Die Vier Mächte waren also in gewissem Sinne schon in den 1760er Jahren gegen das Britische Empire verbündet.

Roosevelts ursprüngliches Konzept

Betrachten wir nun das ursprüngliche Bretton-Woods-Abkommen. Es war recht ungewöhnlich. Roosevelt sagte, das Konzept beruhe auf seiner Politik der guten Nachbarschaft gegenüber Iberoamerika. Das Vorbild für das, was später das Bretton-Woods-System wurde, war der Vorschlag einer Interamerikanischen Bank von 1939-40, der niemals realisiert wurde, weil die Vereinigten Staaten ihn nicht ratifizierten. Insofern ist diese Bank wirklich außergewöhnlich.

Hier sind einige der Ideen für die Statuten dieser Bank. Sie sollte

  • „sinnvolle Investitionen von Geldern erleichtern, um umfassenden produktiven Gebrauch von Kapital und Kredit zu machen;

  • die Entwicklung von Industrie, öffentlichen Versorgungseinrichtungen, Bergbau, Landwirtschaft, Handel und Finanzen in der westlichen Hemisphäre fördern;

  • die Zusammenarbeit zwischen den amerikanischen Republiken fördern, in den Bereichen Landwirtschaft, Industrie, öffentliche Versorgungsbetriebe, Bergbau, Marketing, Handel, Verkehr und damit verbundenen wirtschaftlichen und finanziellen Angelegenheiten;

  • technische Forschung in Landwirtschaft, Industrie, öffentlichen Versorgungsbetrieben, Bergbau und Handel ermutigen und fördern“.

Die entscheidende Person, mit der Roosevelt zusammenarbeitete, um diese Bank zu schaffen, war Harry Dexter White, der auch am New Deal mitwirkte. Und in gewissem Sinne war Bretton Woods ein Versuch, den New Deal für die Nachkriegszeit zu institutionalisieren, um überall auf der Welt Projekte wie die Tennessee Valley Authority (TVA) aufzubauen und die Welt zu entwickeln.

Roosevelt gegen Keynes

Es gab eine konträre Sicht zum Bretton-Woods-System, das war die von John Maynard Keynes, dem Vertreter des Britischen Empire bei der Bretton-Woods-Konferenz. Und natürlich sind die wirtschaftlichen Theorien von John Maynard Keynes ziemlich gut bekannt. Das beste Beispiel ist die Idee, daß man nur versuchen müsse, den Konsum anzuregen, und daß es keine Unterscheidung zwischen produktiven und unproduktiven Investitionen gebe. Man könne jemanden anheuern, um ein Loch zu graben, und jemand anderen, um es wieder zuzuschütten, und dann einen dritten, der es wieder freilegt. Etwas produktives gibt es nicht, man bezahlt nur die Leute und versetzt sie damit in die Lage, zu konsumieren. Aber nirgendwo wird erklärt, wie das, was sie konsumieren, erzeugt wird. Das ist John Maynard Keynes. Und bei der Bretton-Woods-Konferenz kämpfte er für das Britische Empire.

Das ursprüngliche Bretton-Woods-System war sehr interessant. Es gibt immer noch die Institutionen, die bei dieser Konferenz geschaffen wurden – den Weltwährungsfonds (IWF) und die Weltbank, die ursprünglich Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung genannt wurde. Zwei der Prinzipien in Roosevelts ursprünglicher Mission für die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung waren die „Förderung der Entwicklung produktiver Einrichtungen und Ressourcen in den weniger entwickelten Ländern“ und die „Bereitstellung langfristigen Kapitals für wünschenswerte produktive Projekte, die dazu dienen, direkt oder indirekt den Lebensstandard des kreditnehmenden Landes zu erhöhen“.

Zwei der wesentlichen Voraussetzungen für Kredite, die die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung vergibt, waren, daß die Zinssätze nicht überhöht sein durften – und wir haben gerade gehört, daß dieser Kredit langfristiges Kapital für produktive Projekte darstellen sollte –, und daß diese Kredite nicht dazu verwendet werden durften, alte Kredite abzuzahlen.

Das ist sehr wichtig, und als man dieses Prinzip aufgab, zeigten sich die Folgen in krasser Form, nachdem Nixon 1971 den Dollar vom Goldreservestandard abgekoppelt und die „frei floatenden“ Wechselkurse eingeführt hatte. Die Weltbank und der Weltwährungsfonds begannen in dieser Zeit, allen Ländern Austeritätsauflagen aufzuzwingen, und fast alle Kredite wurden nur noch dazu verwendet, alte Kredite zurückzuzahlen. Nichts floß mehr in produktive Projekte wie die TVA. Statt dessen wurde die Weltbank zu einem Verfechter sogenannter „angepaßter Technologien“, das sind im Grunde Technologien, die auf Dorfebene umgesetzt werden können. Und damit kommt man niemals aus der Armut heraus.

Roosevelts viele Partner

Ein weiterer Punkt bei der Bretton-Woods-Konferenz ist, daß sie international war. Lange vor den BRICS, lange vor der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und der Eurasischen Wirtschaftsunion gab es Roosevelts Bretton Woods.

An der Bretton-Woods-Konferenz nahmen Vertreter von 19 iberoamerikanischen Ländern teil – alle außer Argentinien. Vier afrikanische Länder waren vertreten: Ägypten, Äthiopien, Liberia und Südafrika. Fünf asiatische Länder waren dort, China, Indien, Iran, Irak und die Philippinen, also aus Ost- wie Westasien. Es gab vier Länder aus Osteuropa – die damalige Tschechoslowakei, Griechenland, Polen und das damalige Jugoslawien. 32 der 44 teilnehmenden Nationen waren Entwicklungsländer (die manchmal „unentwickelte Länder“ genannt wurden).

Die zweitgrößte Delegation kam aus China. Die Vereinigten Staaten hatten eine Delegation von 45 Personen, China eine Delegation von 33, Brasilien, das heute Mitglied der BRICS ist, hatte 13, Kuba zehn, Indien acht. Das Problem Indiens war, daß es damals noch immer eine britische Kolonie war, deshalb waren unter diesen acht Delegierten zwar auch Vertreter der Kongreßpartei, aber andere kamen aus Großbritannien, sodaß die Delegation gespalten war. Es gab acht Vertreter aus Peru, neun aus Chile, acht aus Polen und sieben aus Mexiko.

Mexiko spielte in der Bretton-Woods-Konferenz eine entscheidende Rolle. Es gab bei der Konferenz drei Kommissionen. Harry Dexter White, Roosevelts Vertreter, sprach vor der einen, Keynes vor der zweiten, und ein Vertreter der mexikanischen Delegation sprach vor der dritten.

Man war fest entschlossen, das gleiche zu tun, was China heute tut und was die BRICS-Staaten heute versuchen. Sun Jatsen war in Hawaii ausgebildet worden und kannte das Amerikanische System. Er legte 1921, vor seinem Tod 1925, einen Vorschlag für die internationale Entwicklung Chinas vor.

Die Vereinigten Staaten arbeiteten eng mit China und Indien zusammen – auch wenn dies dadurch verkompliziert wurde, daß die Briten Indien immer noch als Kolonie beherrschten –, und auch mit Brasilien, das nun Mitglied der BRICS ist, mit Südafrika, das jetzt Mitglied der BRICS ist, mit Mexiko und mit osteuropäischen Ländern, insbesondere Jugoslawien, das später, nach dem Zweiten Weltkrieg, ein Gründungsmitglied der Blockfreien-Bewegung wurde.

Das ist es, wofür Amerika damals stand. Aber sobald Roosevelt gestorben war, gab es Vorstöße, das zu ändern. Diese Versuche waren nicht gleich erfolgreich, aber nachdem Nixon den Dollar vom Goldreservesystem abgekoppelt und freie Wechselkurse eingeführt hatte, wurden Freihandel, Globalisierung, die Auslagerung von Arbeitsplätzen und die Ideologie der „nachindustriellen Gesellschaft“ vorherrschend.

Lyndon LaRouche hat sich konsequent dafür eingesetzt, zu Roosevelts Konzept der Bretton-Woods-Konferenz zurückzukehren.

In gewissem Sinne sehen wir nun, daß sich eine neue Situation auf der Welt entwickelt. Die eurasischen Nationen haben einen Kurs eingeschlagen, die Armut zu überwinden und die unterentwickelten Länder zu entwickeln – mit Kernenergie, mit Hochgeschwindigkeitsbahnen, mit Wasserprojekten usw. Sie haben Banken gegründet, um das zu ermöglichen, wie die Neue Entwicklungsbank (NDB) der BRICS und die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB).

Wir haben immer noch das gewaltige, bankrotte transatlantische System, das die gesamte Weltwirtschaft zum Einsturz bringen kann. Aufgrund der floatenden Wechselkurse gibt es massive Spekulation mit Währungen.

Die Gegner des Empire einigen

Wir sind an einem Punkt, wo wir die Globalisierung, den Freihandel und die Idee der nachindustriellen Gesellschaft beseitigen müssen, wenn wir die Streitigkeiten zwischen den Nationen beilegen wollen. Wir brauchen ein Neues Bretton Woods, um ein Bündnis zwischen diesen vier Nationen zu schmieden, die allesamt am Kampf gegen die Britische Ostindiengesellschaft und gegen das Britische Empire beteiligt waren, was in allen vier Fällen in der einen oder anderen Weise schon 250 Jahre zurückreicht, und die alle in der einen oder anderen Form an Roosevelts Bestrebungen mitwirkten, das ursprüngliche Bretton-Woods-System zu schaffen, das dann später von Nixon und seinen Beratern wie George Shultz zerstört wurde.

Das Ziel ist nun, diese vier Länder zusammenzubringen, um die britische monetaristische Ideologie zu besiegen, denn das ist der Weg, das Empire zu beseitigen. Lyndon LaRouche schlägt vor, zu einem Goldreservesystem zurückzukehren und wieder feste Wechselkurse einzuführen. Bei den Projekten, die wir weltweit brauchen, kann es 25 bis 50 Jahre dauern, bis sie ihre volle Wirkung entfalten, was die Steigerung der Produktivität angeht, sowohl in entwickelten Länder wie den Vereinigten Staaten als auch in den Entwicklungsländern. Diese Entwicklungsprojekte werden es notwendig machen, unsere Industrien in Schwung zu bringen und Millionen hochbezahlter, qualifizierter Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten zu schaffen, um die unterentwickelten Länder mit Kapitalgüterexporten zu entwickeln und um unsere eigene Infrastruktur auszubauen.

Wir würden mit China zusammenarbeiten, mit Rußland, mit Indien und anderen Ländern, die sich anschließen – Japan würde sich anschließen. Wir könnten sogar europäische Länder, die ihre Souveränität faktisch an die Europäische Union abgetreten haben, zur Vernunft bringen.

Wir sollten in der Lage sein, die Welt zusammenzubringen für die Entwicklungsorientierung, die Roosevelt beabsichtigte und die die Welt dringend braucht. Die Ironie ist, daß alles, was die Chinesen heute tun, was die Russen heute tun, was die Inder heute tun – mit der Initiative „Ein Gürtel, eine Straße“ –, genau das ist, was Roosevelt am Ende des Zweiten Weltkriegs tun wollte. Aber es wurde nach seinem Tod von Churchill, Truman und anderen verhindert.

In diesen letzten Wochen vor der Kongreßwahl [am 6. November] geht es nicht nur darum, den Putsch gegen Präsident Trump abzuwenden; indem wir den Putsch besiegen, müssen wir die Bedingungen schaffen, unter denen Präsident Trump weitergehen kann und das tun kann, was Lyndon LaRouche schon 2008 vorgeschlagen hat. Präsident Trump kann Präsident Putin, Präsident Xi und Premierminister Modi sagen: „Schließen wir dieses Abkommen.“ Trump würde vielleicht sagen: „Machen wir einen Deal.“

Aber es ist ein Deal für die Menschheit. Es ist ein Konzept für die gesamte Menschheit, durch die Bemühungen dieser vier entscheidenden Länder, dem Empire ein Ende zu bereiten und die Bedingungen zu schaffen, unter denen die Welt als ganze sich auf ihre gemeinsame Bestimmung ausrichtet – und das ist, ihre Produktivkräfte und Wohlstand zu entwickeln, und das wird Frieden bringen, im Unterschied zu Regimewechseln.

Vergessen wir nicht, der andere Aspekt des britisch-imperialen Systems ist Völkermord – und ich denke, es ist wirklich entscheidend, daß die Menschen das verstehen. Die Briten haben weltweit einen vielleicht größeren Völkermord als organisiert als irgend jemand sonst. Sie haben etliche Völkermorde in Indien verübt. Prinz Philip von der königlichen Familie hat gesagt, wenn er stirbt, wolle er als tödliches Virus wiedergeboren werden, um die Weltbevölkerung reduzieren zu können. Das ist die Mentalität des britischen Systems.

Menschliche Kreativität, menschliche Produktivität, menschliches Leben haben für es keinen Wert. Es ist ein bestialisches Menschenbild: unterdrückt die Menschen, laßt sie ihre schöpferischen Fähigkeiten nicht entwickeln. Gebt ihnen Drogen – in China war es Opium. Sehen Sie sich heute die Vereinigten Staaten an, in Bezug auf Drogen. sehen Sie sich Mexiko an, die Zerstörung der Bevölkerung durch Drogen. Das ist die britische Politik. Und das ist es, was wir besiegen müssen.

Wir müssen Rußland, China, Indien und die Vereinigten Staaten vereinen, gegen dieses anglo-holländische, liberale System, gegen das Britische Empire, und für die Prinzipien des Amerikanischen Systems, die dem ursprünglichen Bretton-Woods-System zugrunde lagen. Das müssen wir weltweit wiederbeleben. Und das ist die Botschaft, die ich Ihnen übermitteln will.


Anmerkungen

1. Eric Helleiner; Forgotten Foundations of Bretton Woods: International Development and the Making of the Postwar Order, Cornell University Press, 2014.

2. „Die Staatschefs der USA, Rußlands, Chinas und Indiens müssen handeln!“ https://de-schillerinstitute.nationbuilder.com/nbw_petition

3. „Keine oberflächliche Reform des Systems wird den Planeten retten“, Neue Solidarität 47/2008.

4. Deutsche Ausgabe: Elliott Roosevelt, „Wie er es sah“, Falken-Verlag, Zürich 1947.