In den Fußstapfen Franklin D. Roosevelts:
Ein Neues Bretton-Woods-System
Von William Wertz
Den folgenden Vortrag hielt William Wertz am 16. August beim
wöchentlichen „Kamingespräch“ (Fireside Chat) des LaRouche-Aktionskomitees,
den Mitschnitt der Sendung finden Sie im englischen Original unter https://larouchepac.com/20180816/fireside-chat-will-wertz-august-16-2018.
Ich möchte Ihnen einen Eindruck davon vermitteln, was Präsident Franklin D.
Roosevelts eigentliche Absicht bei der Gründung des Bretton-Woods-Systems war.
Dieses (Währungs-) System wurde 1944 bei einer Konferenz in Bretton Woods in
New Hampshire geschaffen. Es gibt ein sehr interessantes Buch, das mir Tony
Papert, der Chefredakteur des Executive Intelligence Review, geliehen
hat, über die „vergessenen Grundlagen von Bretton Woods“.1
Dieses Buch könnte vielen von Ihnen hilfreich sein, wenn Sie sich
genauer mit dieser Konferenz und ihren Folgen befassen wollen.
Das Schiller-Institut verbreitet derzeit weltweit eine Petition2
an die Staatschefs der Vereinigten Staaten, Rußlands, Chinas und Indiens, die
folgendermaßen beginnt:
„Wir, die Unterzeichner, rufen Präsident Trump, Präsident Putin, Präsident
Xi Jinping und Premierminister Modi auf, ein Not-Gipfeltreffen zur Schaffung
eines Neuen Bretton-Woods-Weltfinanzsystems einzuberufen.“ Ich bitte Sie alle,
diese Petition zu unterzeichnen und weiterzuverbreiten.
Lyndon LaRouche hielt am 11. November 2008 einen Vortrag bei einem Treffen
in Washington.3 Das war 2008, als die Finanzkrise gerade
ausgebrochen war. Er forderte damals ein Vier-Mächte-Abkommen, um ein Neues
Bretton-Woods-System zu schaffen. Insbesondere sagte er:
„Wir brauchen diesen Kristallisationskern aus diesen vier Nationen und
anderen, die sich ihnen anschließen. Der Präsident der Vereinigten Staaten
kann sich jederzeit an die Präsidenten Rußlands, Chinas und Indiens und an
andere Länder wenden: ,Schließen wir dieses Abkommen.’ Die Vereinigten Staaten
haben unter ihrer Verfassung die Befugnis und die Mittel dazu.“
Diese Idee, die wir jetzt vorschlagen, ist wirklich die entscheidende
Lösung für die gegenwärtige Krise der heutigen Welt. Und das ist sehr
interessant, weil das alte Bretton-Woods-System, das von Franklin D. Roosevelt
noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs geschaffen wurde, die Ideen des
Amerikanischen Systems reflektiert, die Ideen von Alexander Hamilton. Als er
an der Harvard-Universität war, schrieb Franklin Roosevelt seine Doktorarbeit
über Alexander Hamilton und über seinen Urgroßvater Isaac Roosevelt, der zur
Zeit der Gründung unseres Landes direkt mit Hamilton in Manhattan
zusammenarbeitete.
Roosevelt stand für das Amerikanische System von Alexander Hamilton und von
Abraham Lincoln. Das Bretton-Woods-System war im Grunde eine Erweiterung der
„Politik der guten Nachbarschaft“ gegenüber Iberoamerika.
Die Grundidee kommt am klarsten in einem Buch von Roosevelts Sohn Elliott
Roosevelt mit dem Titel Wie er es sah zum Ausdruck. Elliott Roosevelt
begleitete Franklin Roosevelt bei mehreren großen Konferenzen, die während des
Zweiten Weltkriegs stattfanden, darunter auch die zwischen Franklin Roosevelt
und Winston Churchill.
Ich möchte Ihnen einen Eindruck davon vermitteln, worum es im Zweiten
Weltkrieg ging, und mich dabei auf den Streit zwischen Franklin Roosevelt und
Winston Churchill konzentrieren. Das war ein Streit zwischen dem
Amerikanischen System und dem Britischen System – dem anglo-holländischen
System, das Winston Churchill verteidigte.
Wie Vater es sah
Ich werde zwei Passagen aus diesem Buch vorlesen, weil sie wirklich den
Kern der Frage betreffen, mit der wir heute konfrontiert sind. Elliott
Roosevelt schreibt folgendes:
„Man darf dabei nicht vergessen, daß Churchill damals den Krieg führte,
während Vater nur der Präsident eines Staates war, der seine Sympathien in
greifbarer Weise zum Ausdruck gebracht hatte. Churchill beanspruchte immer
noch die Leitung des Gesprächs und hatte in den Stunden nach dem Dinner das
Sagen. Aber der Unterschied wurde allmählich spürbar.
Das trat erst in der Frage des Empire scharf zutage.
Vater [FDR] fing an.
,Natürlich’, bemerkte er mit listiger Selbstsicherheit, ,natürlich wird
nach dem Krieg die größtmögliche Freiheit des Handels eine der Voraussetzungen
für einen dauerhaften Frieden sein müssen.’
Er hielt inne. Der P.M. [Premierminister] hielt den Kopf gesenkt und
beobachtete Vater genau.
,Keine künstlichen Schranken’, fuhr Vater fort. ,So wenig bevorzugte
Wirtschaftsabkommen wie möglich. Gelegenheit zur Expansion. Offene Märkte für
einen gesunden Wettbewerb.’ Seine Augen wanderten unschuldig durch den
Raum.
Churchill bewegte sich in seinem Sessel. ,Die Handelsabkommen des
britischen Empire’, begann er schwerfällig, ,sind...’
Vater unterbrach ihn: ,Ja. Diese Handelsabkommen des Empire sind ein
treffendes Beispiel. Ihretwegen sind die Völker Indiens und Afrikas, des
gesamten kolonialen Nahen und Fernen Ostens, immer noch so rückständig.’
Churchills Nacken rötete sich, und er beugte sich vor. ,Herr Präsident,
England denkt keine Minute daran, seine Vorzugsstellung unter den britischen
Herrschaftsgebieten aufzugeben. Der Handel, der England groß gemacht hat, soll
weitergehen, und unter Bedingungen, die Englands Minister vorschreiben.’
.Sehen Sie’, sagte Vater langsam, ,hier ungefähr wird es wahrscheinlich
Meinungsverschiedenheiten zwischen Ihnen, Winston, und mir geben. Ich bin fest
überzeugt, daß eine Entwicklung der rückständigen Länder, rückständigen Völker
notwendig ist, um einen stabilen Frieden zu erreichen. Wie kann das geschehen?
Es kann offensichtlich nicht mit den Methoden des 18. Jahrhunderts geschehen.
Nun...’
,Wer redet von Methoden des 18. Jahrhunderts?’
,Jeder Ihrer Minister, der zu einer Politik rät, die Reichtum an Rohstoffen
aus einem Kolonialgebiet herausholt, aber dem Volk des betreffenden Landes
nichts dafür gibt. Methoden des 20. Jahrhunderts bedeuten, daß man
Industrie in diese Länder bringt. Zu den Methoden des 20. Jahrhunderts
gehört, den Wohlstand eines Volkes zu mehren, indem man seinen
Lebensstandard erhöht, indem man sie ausbildet, indem man ihnen ein
Gesundheitswesen gibt, indem man sicherstellt, daß sie für die Rohstoffe ihrer
Gesellschaft etwas bekommen.’
Wir alle im Raum beugten uns gespannt vor. Hopkins grinste. Commander
Thompson, Churchills Mitarbeiter, blickte düster und alarmiert. Der
Premierminister sah aus, als würde er vor Wut platzen. ,Sie hatten Indien
erwähnt.’
,Ja, ich kann nicht glauben, daß wir einen Krieg gegen die faschistische
Sklaverei führen, und nicht gleichzeitig daran arbeiten, die Völker der Welt
von einer rückständigen Kolonialpolitik zu befreien.’
,Was ist mit den Philippinen?’
,Ich bin froh, daß Sie sie erwähen. Sie bekommen ihre Unabhängigkeit, wie
Sie wissen, 1946. Und sie haben ein modernes Gesundheitswesen bekommen,
moderne Bildung; ihre Analphabetenrate ist stetig gesunken.’
,An den Wirtschaftsabkommen des Empire ist nicht zu rütteln.’
,Sie sind künstlich.’
,Sie sind die Grundlage unserer Größe.’
,Der Frieden’, sagte Vater entschieden, ,kann keine Fortsetzung des
Despotismus einschließen. Die Struktur des Friedens verlangt die
Gleichberechtigung der Völker und wird sie schaffen. Zur Gleichberechtigung
der Völker gehört die größtmögliche Freiheit des Wettbewerbs im Handel. Würde
irgend jemand sagen, daß Deutschlands Versuch, den Handel in Mitteleuropa zu
dominieren, nicht wesentlich zum Krieg beigetragen hat?’
Es war ein Streit zwischen den beiden Männern, der nicht zu lösen
war...“
Eine „lahme Ente“
Das Gespräch wurde am folgenden Abend fortgesetzt, wie Elliott Roosevelt
berichtet:
„Allmählich, ganz allmählich und stillschweigend glitt der Mantel der
Führung von den britischen auf die amerikanischen Schultern. Wir spürten es
förmlich, als es spät am Abend zu einem Nachspiel des Streits kam. Vaters
Urteil über Churchills offensichtlichen ,Toryismus’ wurde gewissermaßen
bestätigt.
Churchill ging im Raum auf und ab. Er sprach, gestikulierte und schließlich
blieb er vor meinem Vater stehen, schwieg einen Augenblick und fuchtelte ihm
mit dem Zeigefinger vor der Nase herum.
,Herr Präsident!’ rief er. ,Ich glaube, Sie gehen darauf aus, das Empire
auszuschalten. Jeder Gedanke, den Sie über die Struktur der Nachkriegswelt
vorbringen, beweist das. Aber trotzdem’ – und er schwenkte seinen Zeigefinger
– ,trotzdem wissen wir, daß Sie unsere einzige Hoffnung sind. Und’ – hier
senkte er den Ton seiner Stimme in dramatischer Weise – ,Sie wissen, daß wir
es wissen. Sie wissen, daß wir wissen, daß ohne Amerika das Empire nicht
standhält.’
Das war der Augenblick, in dem Churchill zugab zu wissen, daß die
Vereinigten Staaten die Regeln für den Frieden aufstellen würden. Und er
wußte, daß dies das Ende der britischen Kolonialpolitik, des britischen
Welthandels und der Absicht, Rußland gegen Amerika auszuspielen, gewesen wäre
und sein würde, wenn mein Vater noch lebte.“
Methoden des 18. Jahrhunderts
Und genau das ist der fundamentale Konflikt auf der Welt bis zum heutigen
Tage. Das reicht – und es ist wichtig, das zu erkennen –, ungefähr 250 Jahre
zurück, bis 1763. Das war das Jahr, in dem der Siebenjährige Krieg in Europa –
den wir in den Vereinigten Staaten den Französisch-Indianischen Krieg nennen –
durch den Vertrag von Paris beendet wurde. Mit diesem Vertrag wurde Indien
faktisch der Britischen Ostindiengesellschaft überlassen. Die Amerikanische
Revolution wurde dann gegen das Britische Empire erfochten.
Bei der Bostoner Teeparty waren die drei Schiffe, die den Tee aus China
gebracht hatten, tatsächlich Schiffe der Britischen Ostindiengesellschaft.
1773 hatten die Briten ihre Herrschaft in Indien stark ausgeweitet, und sie
begannen bereits, den Export von Opium aus Indien nach China zu steigern. Die
Bostoner Teeparty war 1773, die Unabhängigkeitserklärung folgte 1776, die
US-Verfassung wurde 1787 unterzeichnet. 1803, auf dem Höhepunkt der Herrschaft
der Britischen Ostindiengesellschaft in Indien, hatte das Unternehmen eine
private Armee von 260.000 Soldaten. Und vergessen wir nicht, daß Rußland die
Amerikanische Revolution als führendes Mitglied der Liga der bewaffneten
Neutralität unterstützte.
Die Britische Ostindiengesellschaft war schon vor 250 Jahren, seit der
Gründung der Vereinigten Staaten, deren Feind, und sie war der Feind Indiens,
das diese Gesellschaft sich ganz unterworfen hatte. Die Ostindiengesellschaft
verübte Völkermord, indem sie die Landwirtschaft zerstörte, um statt dessen
Opium anzubauen, und das gleiche Unternehmen zwang dann die Chinesen durch
Kriege, dieses Opium zu konsumieren.
Da haben wir also China, Indien und die Vereinigten Staaten, die alle
direkte Feinde der Britischen Ostindiengesellschaft und dieses
anglo-holländischen imperialen Systems waren, während Rußland damals die
entstehenden Vereinigten Staaten durch die Liga der bewaffneten Neutralität
unterstützten. Später unterstützte Rußland die Vereinigten Staaten im
Bürgerkrieg, als es Schiffe nach New York und San Francisco entsandte, um eine
britische Militärintervention zugunsten der Konföderation zu verhindern.
Die Vier Mächte waren also in gewissem Sinne schon in den 1760er Jahren
gegen das Britische Empire verbündet.
Roosevelts ursprüngliches Konzept
Betrachten wir nun das ursprüngliche Bretton-Woods-Abkommen. Es war recht
ungewöhnlich. Roosevelt sagte, das Konzept beruhe auf seiner Politik der guten
Nachbarschaft gegenüber Iberoamerika. Das Vorbild für das, was später das
Bretton-Woods-System wurde, war der Vorschlag einer Interamerikanischen Bank
von 1939-40, der niemals realisiert wurde, weil die Vereinigten Staaten ihn
nicht ratifizierten. Insofern ist diese Bank wirklich außergewöhnlich.
Hier sind einige der Ideen für die Statuten dieser Bank. Sie sollte
- „sinnvolle Investitionen von Geldern erleichtern, um umfassenden
produktiven Gebrauch von Kapital und Kredit zu machen;
- die Entwicklung von Industrie, öffentlichen Versorgungseinrichtungen,
Bergbau, Landwirtschaft, Handel und Finanzen in der westlichen Hemisphäre
fördern;
- die Zusammenarbeit zwischen den amerikanischen Republiken fördern, in
den Bereichen Landwirtschaft, Industrie, öffentliche Versorgungsbetriebe,
Bergbau, Marketing, Handel, Verkehr und damit verbundenen wirtschaftlichen und
finanziellen Angelegenheiten;
- technische Forschung in Landwirtschaft, Industrie, öffentlichen
Versorgungsbetrieben, Bergbau und Handel ermutigen und fördern“.
Die entscheidende Person, mit der Roosevelt zusammenarbeitete, um diese
Bank zu schaffen, war Harry Dexter White, der auch am New Deal mitwirkte. Und
in gewissem Sinne war Bretton Woods ein Versuch, den New Deal für die
Nachkriegszeit zu institutionalisieren, um überall auf der Welt Projekte wie
die Tennessee Valley Authority (TVA) aufzubauen und die Welt zu
entwickeln.
Roosevelt gegen Keynes
Es gab eine konträre Sicht zum Bretton-Woods-System, das war die von John
Maynard Keynes, dem Vertreter des Britischen Empire bei der
Bretton-Woods-Konferenz. Und natürlich sind die wirtschaftlichen Theorien von
John Maynard Keynes ziemlich gut bekannt. Das beste Beispiel ist die Idee, daß
man nur versuchen müsse, den Konsum anzuregen, und daß es keine Unterscheidung
zwischen produktiven und unproduktiven Investitionen gebe. Man könne jemanden
anheuern, um ein Loch zu graben, und jemand anderen, um es wieder
zuzuschütten, und dann einen dritten, der es wieder freilegt. Etwas
produktives gibt es nicht, man bezahlt nur die Leute und versetzt sie damit in
die Lage, zu konsumieren. Aber nirgendwo wird erklärt, wie das, was sie
konsumieren, erzeugt wird. Das ist John Maynard Keynes. Und bei der
Bretton-Woods-Konferenz kämpfte er für das Britische Empire.
Das ursprüngliche Bretton-Woods-System war sehr interessant. Es gibt immer
noch die Institutionen, die bei dieser Konferenz geschaffen wurden – den
Weltwährungsfonds (IWF) und die Weltbank, die ursprünglich Internationale Bank
für Wiederaufbau und Entwicklung genannt wurde. Zwei der Prinzipien in
Roosevelts ursprünglicher Mission für die Internationale Bank für Wiederaufbau
und Entwicklung waren die „Förderung der Entwicklung produktiver Einrichtungen
und Ressourcen in den weniger entwickelten Ländern“ und die „Bereitstellung
langfristigen Kapitals für wünschenswerte produktive Projekte, die dazu
dienen, direkt oder indirekt den Lebensstandard des kreditnehmenden Landes zu
erhöhen“.
Zwei der wesentlichen Voraussetzungen für Kredite, die die Internationale
Bank für Wiederaufbau und Entwicklung vergibt, waren, daß die Zinssätze nicht
überhöht sein durften – und wir haben gerade gehört, daß dieser Kredit
langfristiges Kapital für produktive Projekte darstellen sollte –, und daß
diese Kredite nicht dazu verwendet werden durften, alte Kredite
abzuzahlen.
Das ist sehr wichtig, und als man dieses Prinzip aufgab, zeigten sich die
Folgen in krasser Form, nachdem Nixon 1971 den Dollar vom Goldreservestandard
abgekoppelt und die „frei floatenden“ Wechselkurse eingeführt hatte. Die
Weltbank und der Weltwährungsfonds begannen in dieser Zeit, allen Ländern
Austeritätsauflagen aufzuzwingen, und fast alle Kredite wurden nur noch dazu
verwendet, alte Kredite zurückzuzahlen. Nichts floß mehr in produktive
Projekte wie die TVA. Statt dessen wurde die Weltbank zu einem Verfechter
sogenannter „angepaßter Technologien“, das sind im Grunde Technologien, die
auf Dorfebene umgesetzt werden können. Und damit kommt man niemals aus der
Armut heraus.
Roosevelts viele Partner
Ein weiterer Punkt bei der Bretton-Woods-Konferenz ist, daß sie
international war. Lange vor den BRICS, lange vor der Shanghaier Organisation
für Zusammenarbeit und der Eurasischen Wirtschaftsunion gab es Roosevelts
Bretton Woods.
An der Bretton-Woods-Konferenz nahmen Vertreter von 19 iberoamerikanischen
Ländern teil – alle außer Argentinien. Vier afrikanische Länder waren
vertreten: Ägypten, Äthiopien, Liberia und Südafrika. Fünf asiatische Länder
waren dort, China, Indien, Iran, Irak und die Philippinen, also aus Ost- wie
Westasien. Es gab vier Länder aus Osteuropa – die damalige Tschechoslowakei,
Griechenland, Polen und das damalige Jugoslawien. 32 der 44 teilnehmenden
Nationen waren Entwicklungsländer (die manchmal „unentwickelte Länder“ genannt
wurden).
Die zweitgrößte Delegation kam aus China. Die Vereinigten Staaten hatten
eine Delegation von 45 Personen, China eine Delegation von 33, Brasilien, das
heute Mitglied der BRICS ist, hatte 13, Kuba zehn, Indien acht. Das Problem
Indiens war, daß es damals noch immer eine britische Kolonie war, deshalb
waren unter diesen acht Delegierten zwar auch Vertreter der Kongreßpartei,
aber andere kamen aus Großbritannien, sodaß die Delegation gespalten war. Es
gab acht Vertreter aus Peru, neun aus Chile, acht aus Polen und sieben aus
Mexiko.
Mexiko spielte in der Bretton-Woods-Konferenz eine entscheidende Rolle. Es
gab bei der Konferenz drei Kommissionen. Harry Dexter White, Roosevelts
Vertreter, sprach vor der einen, Keynes vor der zweiten, und ein Vertreter der
mexikanischen Delegation sprach vor der dritten.
Man war fest entschlossen, das gleiche zu tun, was China heute tut und was
die BRICS-Staaten heute versuchen. Sun Jatsen war in Hawaii ausgebildet worden
und kannte das Amerikanische System. Er legte 1921, vor seinem Tod 1925, einen
Vorschlag für die internationale Entwicklung Chinas vor.
Die Vereinigten Staaten arbeiteten eng mit China und Indien zusammen – auch
wenn dies dadurch verkompliziert wurde, daß die Briten Indien immer noch als
Kolonie beherrschten –, und auch mit Brasilien, das nun Mitglied der BRICS
ist, mit Südafrika, das jetzt Mitglied der BRICS ist, mit Mexiko und mit
osteuropäischen Ländern, insbesondere Jugoslawien, das später, nach dem
Zweiten Weltkrieg, ein Gründungsmitglied der Blockfreien-Bewegung wurde.
Das ist es, wofür Amerika damals stand. Aber sobald Roosevelt gestorben
war, gab es Vorstöße, das zu ändern. Diese Versuche waren nicht gleich
erfolgreich, aber nachdem Nixon den Dollar vom Goldreservesystem abgekoppelt
und freie Wechselkurse eingeführt hatte, wurden Freihandel, Globalisierung,
die Auslagerung von Arbeitsplätzen und die Ideologie der „nachindustriellen
Gesellschaft“ vorherrschend.
Lyndon LaRouche hat sich konsequent dafür eingesetzt, zu Roosevelts Konzept
der Bretton-Woods-Konferenz zurückzukehren.
In gewissem Sinne sehen wir nun, daß sich eine neue Situation auf der Welt
entwickelt. Die eurasischen Nationen haben einen Kurs eingeschlagen, die Armut
zu überwinden und die unterentwickelten Länder zu entwickeln – mit
Kernenergie, mit Hochgeschwindigkeitsbahnen, mit Wasserprojekten usw. Sie
haben Banken gegründet, um das zu ermöglichen, wie die Neue Entwicklungsbank
(NDB) der BRICS und die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB).
Wir haben immer noch das gewaltige, bankrotte transatlantische System, das
die gesamte Weltwirtschaft zum Einsturz bringen kann. Aufgrund der floatenden
Wechselkurse gibt es massive Spekulation mit Währungen.
Die Gegner des Empire einigen
Wir sind an einem Punkt, wo wir die Globalisierung, den Freihandel und die
Idee der nachindustriellen Gesellschaft beseitigen müssen, wenn wir die
Streitigkeiten zwischen den Nationen beilegen wollen. Wir brauchen ein Neues
Bretton Woods, um ein Bündnis zwischen diesen vier Nationen zu schmieden, die
allesamt am Kampf gegen die Britische Ostindiengesellschaft und gegen das
Britische Empire beteiligt waren, was in allen vier Fällen in der einen oder
anderen Weise schon 250 Jahre zurückreicht, und die alle in der einen oder
anderen Form an Roosevelts Bestrebungen mitwirkten, das ursprüngliche
Bretton-Woods-System zu schaffen, das dann später von Nixon und seinen
Beratern wie George Shultz zerstört wurde.
Das Ziel ist nun, diese vier Länder zusammenzubringen, um die britische
monetaristische Ideologie zu besiegen, denn das ist der Weg, das Empire zu
beseitigen. Lyndon LaRouche schlägt vor, zu einem Goldreservesystem
zurückzukehren und wieder feste Wechselkurse einzuführen. Bei den Projekten,
die wir weltweit brauchen, kann es 25 bis 50 Jahre dauern, bis sie ihre volle
Wirkung entfalten, was die Steigerung der Produktivität angeht, sowohl in
entwickelten Länder wie den Vereinigten Staaten als auch in den
Entwicklungsländern. Diese Entwicklungsprojekte werden es notwendig machen,
unsere Industrien in Schwung zu bringen und Millionen hochbezahlter,
qualifizierter Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten zu schaffen, um die
unterentwickelten Länder mit Kapitalgüterexporten zu entwickeln und um unsere
eigene Infrastruktur auszubauen.
Wir würden mit China zusammenarbeiten, mit Rußland, mit Indien und anderen
Ländern, die sich anschließen – Japan würde sich anschließen. Wir könnten
sogar europäische Länder, die ihre Souveränität faktisch an die Europäische
Union abgetreten haben, zur Vernunft bringen.
Wir sollten in der Lage sein, die Welt zusammenzubringen für die
Entwicklungsorientierung, die Roosevelt beabsichtigte und die die Welt
dringend braucht. Die Ironie ist, daß alles, was die Chinesen heute tun, was
die Russen heute tun, was die Inder heute tun – mit der Initiative „Ein
Gürtel, eine Straße“ –, genau das ist, was Roosevelt am Ende des Zweiten
Weltkriegs tun wollte. Aber es wurde nach seinem Tod von Churchill, Truman und
anderen verhindert.
In diesen letzten Wochen vor der Kongreßwahl [am 6. November] geht es nicht
nur darum, den Putsch gegen Präsident Trump abzuwenden; indem wir den Putsch
besiegen, müssen wir die Bedingungen schaffen, unter denen Präsident Trump
weitergehen kann und das tun kann, was Lyndon LaRouche schon 2008
vorgeschlagen hat. Präsident Trump kann Präsident Putin, Präsident Xi und
Premierminister Modi sagen: „Schließen wir dieses Abkommen.“ Trump würde
vielleicht sagen: „Machen wir einen Deal.“
Aber es ist ein Deal für die Menschheit. Es ist ein Konzept für die gesamte
Menschheit, durch die Bemühungen dieser vier entscheidenden Länder, dem Empire
ein Ende zu bereiten und die Bedingungen zu schaffen, unter denen die Welt als
ganze sich auf ihre gemeinsame Bestimmung ausrichtet – und das ist, ihre
Produktivkräfte und Wohlstand zu entwickeln, und das wird Frieden bringen, im
Unterschied zu Regimewechseln.
Vergessen wir nicht, der andere Aspekt des britisch-imperialen Systems ist
Völkermord – und ich denke, es ist wirklich entscheidend, daß die Menschen das
verstehen. Die Briten haben weltweit einen vielleicht größeren Völkermord als
organisiert als irgend jemand sonst. Sie haben etliche Völkermorde in Indien
verübt. Prinz Philip von der königlichen Familie hat gesagt, wenn er stirbt,
wolle er als tödliches Virus wiedergeboren werden, um die Weltbevölkerung
reduzieren zu können. Das ist die Mentalität des britischen Systems.
Menschliche Kreativität, menschliche Produktivität, menschliches Leben
haben für es keinen Wert. Es ist ein bestialisches Menschenbild: unterdrückt
die Menschen, laßt sie ihre schöpferischen Fähigkeiten nicht entwickeln. Gebt
ihnen Drogen – in China war es Opium. Sehen Sie sich heute die Vereinigten
Staaten an, in Bezug auf Drogen. sehen Sie sich Mexiko an, die Zerstörung der
Bevölkerung durch Drogen. Das ist die britische Politik. Und das ist es, was
wir besiegen müssen.
Wir müssen Rußland, China, Indien und die Vereinigten Staaten vereinen,
gegen dieses anglo-holländische, liberale System, gegen das Britische Empire,
und für die Prinzipien des Amerikanischen Systems, die dem ursprünglichen
Bretton-Woods-System zugrunde lagen. Das müssen wir weltweit wiederbeleben.
Und das ist die Botschaft, die ich Ihnen übermitteln will.
Anmerkungen
1. Eric Helleiner; Forgotten Foundations of Bretton Woods: International
Development and the Making of the Postwar Order, Cornell University Press,
2014.
2. „Die Staatschefs der USA, Rußlands, Chinas und Indiens müssen handeln!“
https://de-schillerinstitute.nationbuilder.com/nbw_petition
3. „Keine oberflächliche Reform des Systems wird den Planeten retten“,
Neue Solidarität 47/2008.
4. Deutsche Ausgabe: Elliott Roosevelt, „Wie er es sah“, Falken-Verlag,
Zürich 1947.
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