"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Eisenbahn-, Energie- und Wasser-Infrastruktur für
die umfassende wirtschaftliche Entwicklung Afrikas

Von Hal Cooper

Dr. Hal Cooper ist seit vielen Jahren Bauingenieur und arbeitet schon lange mit der LaRouche-Bewegung zusammen, um die Vorschläge des Schiller-Instituts für die Seidenstraße und die Weltlandbrücke zu erstellen. U.a. führt er seit langem ausführliche Gespräche mit Vertretern afrikanischer Länder darüber, wie die Eisenbahnen und andere Verkehrsnetze in Afrika am besten gestaltet und gebaut werden sollten. Den folgenden Vortrag hielt Dr. Cooper am 16. Februar 2019 bei der Konferenz des Schiller-Instituts in Morristown, New Jersey, die Rede wurde aus dem Englischen übersetzt und für den Abdruck leicht bearbeitet.

© Hal Cooper

Abb. 1: Vorgeschlagenes Netz von Hochgeschwindig- keitsbahnen zwischen den Hauptstädten Afrikas.

© Hal Cooper

Abb. 2: Flußbecken Afrikas.

© Hal Cooper

Abb. 3: Vorgeschlagener Wassertransfer zwischen dem Kongo-Becken und dem Becken des Tschadsees.

© Hal Cooper

Abb. 4: Gegenwärtiger und früherer Küstenverlauf des Tschadsees.

Vielen Dank. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Ich werde heute abend über den Ausbau der Schieneninfrastruktur in Afrika sprechen, und zum Schluß werde ich noch etwas zu einem der Vorhaben im „Grünen New Deal“ sagen. Es geht dabei um ein amerikanisches Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetz, ich werde darauf nach dem Beitrag über Afrika eingehen.

Ein umfassendes Eisenbahnnetz für Afrika

Afrika ist ein großer Kontinent, bis zu 5000 km breit und 8000 km lang, parallel zu Südamerika gelegen. Dies sind die beiden Kontinente der Welt, die bisher die geringste wirtschaftliche Entwicklung hatten. Wir sprechen darüber, was wir tun müssen, um Afrika in der Gegenwart und noch mehr in der Zukunft zu helfen.

Abbildung 1 ist ein Diagramm, wie ein komplettes Eisenbahn-Infrastrukturprogramm aussehen könnte; es basiert auf früheren Arbeiten der LaRouche-Organisation aus den 80er Jahren. Vor einigen Jahren wurde ich von einem ihrer Mitglieder, Thomas Fuller aus Tacoma im Staat Washington, gebeten, eine Machbarkeitsstudie durchzuführen, was wir tun könnten, um ein Schienennetz im südlichen Afrika aufzubauen. Der Schwerpunkt liegt auf der Demokratischen Republik Kongo, der Expansion nach Südafrika und allen Ländern auf der Ost- und Westseite Afrikas.

Das einzige Land in Afrika, das bisher eine bedeutende wirtschaftliche Entwicklung der Eisenbahnen hatte, die bis in das frühe 20. Jahrhundert und sogar bis in das späte 19. Jahrhundert zurückreicht, ist Südafrika. Die südafrikanischen Eisenbahnen gehören zu den entwickeltsten der Welt. Es sind in erster Linie Schmalspurbahnen, mit einer kleineren Spurweite als in den Vereinigten Staaten. Die Breite beträgt etwa 3 Fuß 6 Zoll [1067 mm] gegenüber 4 Fuß 8,5 Zoll [1435 mm] in Amerika; in Rußland gibt es bekanntlich die 5 Fuß [1520 mm] breite russische Spurweite. Wenn man ein erfolgreiches System haben will, muß es letztendlich in ganz Afrika dasselbe sein. Wir werden gleich darüber sprechen, was die anderen sind.

Ein enormes Potential für Energie

Afrika hat ein enormes Potential für die Energieentwicklung, parallel zur Schienenentwicklung sowie zur Wasserentwicklung in bestimmten Gebieten. Es gibt jedoch eine sehr große Ungleichmäßigkeit der Verteilung, insbesondere des Wassers. Entlang der Flüsse könnte es neue Wasserkraftwerke geben. Der Kongo ist der wichtigste, gefolgt vom Nil, dem Niger und dem Oranje River in Südafrika. Abbildung 2 ist eine Darstellung der Flußbecken in Afrika. Man sieht den Kongo, der die größte Wasserführung hat, den Nil, den Niger, Oranje und zahlreiche andere in Afrika. Am wichtigsten ist der Kongo, denn er ist nach dem Amazonas der zweitgrößte Fluß der Welt, und er liegt bekanntlich in der gleichen tropischen Region, wo das maximale Wasserpotential zur Verfügung steht.

Das Transaqua-Projekt

Soweit ich weiß, kommt in der Konferenz heute auch das Transaqua-Projekt in Afrika zur Sprache (Abbildung 3). Dabei soll Wasser aus dem Kongo entnommen und in den Tschadsee im Norden Zentralafrikas umgeleitet werden, der in der Subsahara-Region am südlichen Ende der Sahara liegt, um diesen See, der langsam austrocknet, wieder aufzufüllen. Es war die typische Politik der Briten, nicht zuzulassen, daß der Tschad und die Nachbarländer Wassertransfer zwischen den Becken vornähmen, was im Grunde bedeutet, daß ihnen früher oder später das Wasser ausgehen muß. Und genau das geschieht. Diese Politik wird nun durch diese Neuerung vollständig aufgehoben, denn der Kongo hat mehr als genug Wasser, um die Länder zu versorgen, und es kann auch für die Länder im Norden viele Vorteile bringen, ohne den Kongofluß zu beeinträchtigen. Es ist ein riesiger Fluß.

Das Transaqua-Projekt umfaßt den Bau eines Kanals oder einer Reihe von Kanälen vom Kongo bis zum Tschadsee, und das Wiederauffüllen. Der Tschadsee ist ein Becken, das keinen Abfluß hat, er hat nur Zuflüsse. Er würde so zum Zentrum einer großen landwirtschaftlichen Region und auch anderer industrieller Entwicklung. Nigeria, Tschad und mehrere andere Länder würden davon profitieren. Der klare blaue [hellere] Abschnitt des Tschadsees in Abbildung 4 ist der Teil, der heute Wasser hat. Die schattierten Teile mit anderen Blaustufen [dunkler] zeigen, wo das Wasser verdunstet oder ganz verschwunden ist, weil der Wasserspiegel des Sees sich abgesenkt hat. Das muß korrigiert werden, indem man Wasser aus dem Süden, vom Kongobecken heranführt.

Die Wiederherstellung des Tschadsees würde eine wirtschaftliche Entwicklung rund um den See nach sich ziehen. Das bedeutet Eisenbahnen und Straßen sowie Industrie und Landwirtschaft für die gesamte Region zum Nutzen aller.

Es handelt sich hier um ein Gebiet, besonders im nördlichen Nigeria, mit beträchtlichen terroristischen Aktivitäten gewisser muslimischer Extremisten, ähnlich wie in manchen Gebieten im Nahen Osten. Wenn es dort überall Wohlstand gäbe, dann es gäbe keine Terroristen.

Wir sollten eigentlich zwei Kanalsysteme haben: eines aus dem westlichen Teil des Kongo und ein zweites mehr im Osten, durch die Zentralafrikanische Republik und die Demokratische Republik Kongo zum Tschad und nach Nigeria.

Im Gespräch ist auch ein Äquivalent zur Nordamerikanischen Wasser- und Stromallianz (NAWAPA), so etwas wie eine Afrikanische Wasser- und Stromallianz, die ein umfassendes Wasserversorgungsnetz in ganz Afrika darstellen würde. Ein großer Teil davon bestünde darin, Wasser aus dem Kongo in den Niger und die Flüsse in Südafrika und in den südlichen Teil des gesamten afrikanischen Kontinents zu bringen.

Stromerzeugung und -verteilung

Wenn man solche Kanäle mit Wassekraftwerken baut, braucht man auch Übertragungsleitungen für den Strom. Derzeit entfallen wahrscheinlich 70% der gesamten Stromerzeugung des afrikanischen Kontinents auf Südafrika, und das vor allem in 44 Kohlekraftwerken. Sie haben reichlich Kohle in Südafrika, und die werden sie weiter nutzen, aber man braucht auch andere Versorgungsquellen, darunter die Wasserkraft, sowie eine, die besonders gut anwendbar ist, die Kernenergie, und schließlich wegen der intensiven Sonne in der Nähe des Äquators auch Sonnenenergie, insbesondere in den Wüstengebieten der Sahara.

Die Stromerzeugungskapazität in Afrika beträgt derzeit rund 130.000 MW; das Ziel sollte sein, sie auf annäherend 400.000 MW zu steigern. Durch diese Steigerung würden Südafrika und der östliche Teil Afrikas ein wichtiger Faktor für das übrige Afrika. Und die Demokratische Republik Kongo würde zum größten Stromerzeuger, vor allem wegen der Staudämme am Kongo. Insbesondere könnte der bestehende Inga-Damm von derzeit 3.000 MW auf bis zu 50.000 MW ausgebaut werden.

Bahnentwicklung

Schauen wir uns den Ausbau des Bahnnetzes in den verschiedenen Ländern Afrikas an – was es jetzt ist und was es in Zukunft sein könnte. Abbildung 5 zeigt den Stand von 1990. Wie es einmal aussehen könnte, das sehen wir in Abbildung 6: es wäre viel umfassender. Man hätte parallele Gleise für Passagiere und Fracht, soweit wie möglich elektrifiziert. Es gibt eine beträchtliche Elektrifizierung der Eisenbahnen in Südafrika, aber nirgendwo sonst in Afrika.

© Hal Cooper

Abb. 5: Bestehendes Eisenbahnnetz in Afrika um 1990.

© Hal Cooper

Abb. 6: Vorgeschlagenes Eisenbahnnetz für Afrika.

Quellen: Fusion Energy Foundation, „The Industrialization of Africa“, Wiesbaden, Campaigner Publications, 1980; „The Times Atlas of the World“, New York, Times Books, 1990.

© Hal Cooper

Abb. 7: Der Ost-West-Eisenbahnkorridor durch Zentralafrika.

© Hal Cooper

Abb. 8: Vorgeschlagene Eisenbahn-, Elektrizitäts- und Wasserkorridore in Nordostafrika.

Wir haben auch den Ausbau der Schiene in der Region des Sudan bis nach Ägypten im Norden usw. konzipiert. Abbildung 7 zeigt einen Querkorridor von Westen nach Osten in Zentralafrika, von Pointe-Noire in der Republik Kongo bis nach Tansania und Kenia, einschließlich einer 4-5 km langen Brücke über den Kongo zwischen Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, und Brazzaville, der Hauptstadt der Republik Kongo. Es wäre eine Straßen- und Eisenbahnbrücke mit Telekommunikations- und Elektrizitätsleitungen, und auch für Fußgänger. Das wurde vorgeschlagen, aber leider nie gebaut.

Ähnliche Vorschläge gibt es für den Sudan und eine Verbindung zwischen Dschibuti und Jemen über die Meerenge Bab-el-Mandeb (Abbildung 8). Das klingt sicher nach einer besseren Alternative als der Krieg im Jemen, nicht wahr? Wenn man dem Sudan und Südsudan Frieden bringen will, dann braucht man Schienennetze und wirtschaftliche Entwicklung über die Bab-el-Mandeb-Straße und durch die Arabische Halbinsel, bis über den Persischen Golf.

Abbildung 9 zeigt eine Überquerung des Nil im Norden des Sudan, über die eine Nord-Süd-Eisenbahn führen würde. Die etwa 2,5 km lange Brücke würde die Verbindung zur Eisenbahnstrecke auf der anderen Seite herstellen. All dies ist Teil eines afrikanischen Ost-West-Korridors, der etwa 4800 km lang ist.

© Hal Cooper

Abb. 9: Künstlerische Darstellung einer Eisenbahn- und Straßenbrücke über den Nil im Norden des Sudan.

Die Chinesen haben diesen Ländern einen entsprechenden Vorschlag gemacht, bisher wurden aber nur einige Vorstudien durchgeführt, nicht mehr. Die Gesamtkosten des Projekts würden etwa 1,5 Billionen US-Dollar betragen.

Der Grüne New Deal

Und damit bin ich am Ende, was Afrika betrifft, aber noch nicht mit dem Programm des „Grünen New Deal“, der soeben von der Demokratischen Partei vorgeschlagen wurde. Ich möchte das ganz kurz ansprechen. Bei dieser Konferenz gab es heute einige Diskussionen über dieses Programm. Es klingt nach einer Politik ohne Wachstum und nach einem Anti-Technologie-Programm, und genau das ist es auch. Mit einer Ausnahme: ein nationales Hochgeschwindigkeits-Schienennetz. Ich denke, das ist etwas, was diese Organisation als das einzige positive Element des Grünen New Deal befürworten muß, was das „Grüne“ in die richtige statt in die falsche Perspektive bringt. Und damit danke ich Ihnen.