"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Ohne Entwicklungsperspektive wird sich der Krieg in Äthiopien ausweiten

Am 5. November wurde im Nationalen Presseclub in Washington die Gründung der „Vereinigten Front der äthiopischen föderalistischen und konföderalistischen Kräfte“ bekanntgegeben, sie fordert die Absetzung der Regierung des äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed durch Verhandlungen oder mit militärischen Mitteln. Dies stellt eine deutliche Eskalation des Konflikts in dem Land dar. Die meisten der neun Gruppen der Front sind klein und wenig schlagkräftig, doch der Anstoß zu der Aktion kam eindeutig von der Tigray People's Liberation Front (TPLF), die sich seit einem Jahr im Krieg mit der Regierung befindet, sowie der mit der TPLF verbündeten Oromo Liberation Front-Oromo Liberation Army.

In der Gründungserklärung der Gruppe heißt es, sie reagiere auf die zahlreichen Krisen im Land, „um die schädlichen Auswirkungen der Herrschaft von Abiy Ahmed auf die Menschen in Äthiopien rückgängig zu machen... und ihre Kräfte für einen sicheren Übergang im Land zu bündeln“. Auf der Pressekonferenz sagte der Sprecher der TPLF und ehemalige äthiopische Botschafter in den USA und China, Berhane Gebrechristos: „Wir versuchen, dieser schrecklichen Situation in Äthiopien, für die allein die Regierung Abiy verantwortlich ist, ein Ende zu setzen. Für ihn läuft die Zeit ab.“

Die äthiopische Regierung tat die Ankündigung als „Publicity-Gag“ ab, hat aber den Ausnahmezustand erklärt und ruft die Bevölkerung zu einer Massenmobilisierung gegen die TPLF auf. Der Konflikt ist letztlich politischer Natur, denn die Führung von Tigray, ehemalige hochrangige Minister und Militärs, fühlt sich ins Abseits gedrängt – mit legalen, aber auch weniger legalen Mitteln wie Verhaftungen und Morden.

Der Bürgerkrieg hat bereits zu einer humanitären Krise in Tigray und anderen Teilen Äthiopiens geführt und wird die gesamte Region in Mitleidenschaft ziehen, einschließlich Sudan und Südsudan, Ägypten, Eritrea, Somalia, Kenia und andere Länder Ostafrikas. Sanktionen oder Gewalt werden keine Abhilfe schaffen, sondern nur Verhandlungen, um alle Parteien hinter einer Politik der wirtschaftlichen Entwicklung zu einen.

Einen Schritt in diese Richtung hat der ehemalige ägyptische Vize-Außenminister Mohamed Hegazy in der ägyptische Regierungszeitung Al Ahram vorgeschlagen, nämlich eine Lösung für den durch den Großen Äthiopischen Renaissance-Damm (GERD) ausgelösten Streit um das Nilwasser in Form eines Entwicklungskorridors.1 Einen solchen Vorschlag hatte EIR bereits 2014 mit einem Projekt zur Entwicklung des gesamten Nilbeckens unterbreitet, u.a. in einer vierteiligen Serie zum GERD-Problem.2 Hegazys Vorschlag sieht eine gemeinsame Verwaltung und wirtschaftliche Entwicklung des Beckens des Blauen Nil durch Ägypten, Sudan und Äthiopien vor, was später auf den Weißen Nil ausgeweitet werden könnte, um Uganda und andere ostafrikanische Länder einzubeziehen. Elemente des Projektes wären Eisenbahnen, Straßen, Stromerzeugung und Industrieprojekte, möglicherweise gefördert durch Chinas Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI), an der Ägypten und Äthiopien bereits teilnehmen.

dea


Anmerkungen

1. Siehe https://english.ahram.org.eg/NewsContent/50/1204/436575/AlAhram-Weekly/Opinion/Corridor-solution-on-the-GERD.aspx

2. Siehe https://larouchepub.com/other/2014/4146nile_basin_transport.html