"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Wie und warum der IWF in Afrika gescheitert ist – aber China nicht

Dr. Justin Yifu Lin, früherer Chefökonom der Weltbank, übt in einem Artikel vom 6.12. auf Project Syndicate, den Dr. Yan Wang von der Universität Boston mitverfaßte, überzeugende Kritik am westlichen Ansatz für die „Entwicklung“ Afrikas. Die westliche Methode garantiere faktisch, daß keine Entwicklung stattfindet, ganz anders als das Konzept der chinesischen Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) für Infrastrukturaufbau und Armutsbekämpfung.

Für Frau Wang und Herrn Lin, jetzt Dekan des Instituts für Neue Strukturökonomie und Dekan des Instituts für Süd-Süd-Kooperation und Entwicklung in China, ist das IWF/Weltbank-Maß für den Reichtum einer Nation und die „Tragfähigkeit“ ihrer Verschuldung äußerst fehlerhaft, weil es nur die Schulden und das BIP berücksichtigt, nicht aber die materiellen Wirtschaftsgüter. „Das ist Ausdruck des herrschenden kurzfristigen Denkens“, so die Autoren. „Das BIP gibt an, wieviel monetäres Einkommen oder Output ein Land in einem Jahr produziert, aber zum Wohlstand gehört auch der Wert des zugrundeliegenden nationalen Vermögens, wie Human-, Natur- und Produktionskapital, das die Grundlage für die Wettbewerbsvorteile eines Landes bildet. Insofern liefert die Berechnung dieses Vermögens wesentliche Erkenntnisse über die Aussichten eines Landes, sein Einkommen langfristig zu halten und zu steigern.“

Aufgrund der falschen IWF-Methoden, insbesondere inmitten der COVID-19-Pandemie, „leiden viele Länder mit niedrigem und unterem mittlerem Einkommen weiterhin unter grundlegenden Mängeln, wie Mangel an Gesundheitspersonal und Ressourcen, von Krankenhausbetten bis zu Beatmungsgeräten. In einigen Ländern ist es die Unmöglichkeit, sauberes Wasser, Strom und sanitäre Anlagen bereitzustellen, was die Wirtschaft abwürgt.“

Der IWF und die westlichen Länder leisten seit nunmehr 70 Jahren Entwicklungshilfe und -zusammenarbeit, konstatieren die beiden Autoren. Warum also sind so viele Länder „in der Falle der niedrigen oder unteren mittleren Einkommen steckengeblieben, ohne ausreichende Kapazitäten, um die Grundbedürfnisse ihrer Bürger zu erfüllen? Markt- wie auch Regierungsversagen – das nicht zuletzt in der langjährigen neoliberalen Orthodoxie wurzelt – läßt sich dafür verantwortlich machen.“

Ein Hauptproblem sei, daß all die Entwicklungshilfe über all die Jahre hinweg „Engpässe der Infrastruktur“ nicht behoben hat. Dies stehe im Gegensatz zum chinesischen Ansatz für Investitionen in Afrika, den sie zusammenfassen (siehe SAS 49/21 für weitere Informationen dazu). Die Autoren unterbreiten dann auch Vorschläge, wie China die Auswahl und Finanzierung der Projekte noch weiter verbessern sollte.

eir