"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Vor dem BRICS-Gipfel: Alle wollen Mitglied werden

Neben der Aufnahme weiterer Länder steht die Schaffung neuer, vom Dollar unabhängiger Zahlungsmechanismen auf der Tagesordnung.

Der BRICS-Gipfel im südafrikanischen Johannesburg vom 22.-24. August wird viel wichtiger sein, als man noch vor einem Jahr vermutet hätte. Angesichts des wachsenden wirtschaftlichen Einflusses der Gruppe haben inzwischen 23 Länder offiziell die Mitgliedschaft beantragt, rund 20 weitere Staaten haben ihr Interesse inoffiziell kundgetan. Es ist allerdings nicht sicher, daß auf dem Gipfel allen Beitrittskandidaten die Vollmitgliedschaft gewährt wird. Dies erfordert die Zustimmung aller fünf Mitgliedstaaten – Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika –, auf die heute 42% der Weltbevölkerung, 23% des globalen BIP und 18% des Welthandels entfallen.

Die BRICS verwachsen mehr und mehr mit dem Globalen Süden. Nesawissimaja Gaseta zitierte am 2. August einen Vertreter Südafrikas zu der Liste der Beitrittskandidaten. Sie umfaßt allein sieben arabische Länder: Algerien, Bahrain, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Saudi-Arabien, den Sudan und Tunesien; in Afrika sind es die DR Kongo, Gabun, Nigeria, Senegal, die Komoren und Äthiopien; in Asien Bangladesch, Indonesien und Kasachstan. Anträge des Irans und Argentiniens werden schon seit letztem Jahr geprüft. Und am 31. Juli bekundeten auch die Präsidenten Boliviens und Venezuelas das Interesse ihrer Länder an einer BRICS-Mitgliedschaft.

Südafrika hat zudem die Staats- und Regierungschefs von 67 weiteren Ländern – darunter alle afrikanischen Länder – eingeladen, an dem Gipfel teilzunehmen und sich in einer Sondersitzung mit den fünf Mitgliedsstaaten zu treffen. (Nicht auf der Gästeliste steht jedoch der französische Präsident Macron, der öffentlich um eine Einladung gebeten hatte...)

London und Washington hatten gehofft, daß der Gipfel handlungsunfähig würde, weil Präsident Putin entschieden hat, nicht persönlich teilzunehmen, aber dem ist nicht so. Trotz anhaltenden westlichen Drucks werden die BRICS dort ihre Agenda vorantreiben:

    1. die Erweiterung zu „BRICS-Plus“, mit einem Mechanismus für die Aufnahme der über 40 Länder, die Interesse an der Mitgliedschaft bekunden; und

    2. neue Zahlungsmechanismen ohne den US-Dollar, um der sinkenden Finanz-Titanic des Westens mit ihren mörderischen Sanktionen und Schuldeneintreibungen zu entkommen.

Die Rolle des Dollars als Welthandels- und Reservewährung ist bereits geschrumpft, er wird zunehmend durch Handel in nationalen Währungen verdrängt – doch diese Option ist mit Einschränkungen verbunden, weil die Währungen nicht allgemein akzeptiert werden. Eine Clearingstelle zwischen mehreren Ländern, z.B. über die BRICS, könnte dies erleichtern.

Schon seit einiger Zeit läuft eine breite Diskussion darüber, wie man am besten eine neue, nicht spekulative Währung einführt, um Handel und Entwicklung im Globalen Süden zu fördern. Dabei spielen die Ideen des verstorbenen US-Ökonomen und Staatsmanns Lyndon LaRouche eine wichtige Rolle. EIR und das Schiller-Institut haben kürzlich mit Blick auf den BRICS-Gipfel wirtschafts- und währungspolitische Empfehlungen herausgegeben, die von einer der wichtigsten Personen in der BRICS-Debatte über die „Entdollarisierung“ aufgegriffen wurden, dem Minister der Eurasischen Wirtschaftskommission Sergej Glasjew. Das EIR-Papier von Dennis Small und Mary Jane Freeman mit dem Titel „Einige grundlegende Lehren von Lyndon LaRouche für den Übergang zu einem neuen Weltfinanzsystem“ erschien am 16. Juni in Executive Intelligence Review (vgl. Neue Solidarität 28/2023), Glasjew übernahm es am 7. August auf seinem Telegram-Kanal. Zuvor wurde es schon vom Russischen Nationalkomitee für BRICS-Forschung gepostet.

eir