Echter oder falscher „Mattei-Plan“ für Afrika?
(E.I.R. Strategic Alert, 1.2. 2024) – Am 29. Januar wurde in Rom die
Italien-Afrika-Konferenz eröffnet, um den viel gepriesenen (nach dem
verstorbenen Industriellen und Antiimperialisten Enrico Mattei benannten)
„Mattei-Plan“ der italienischen Regierung vorzustellen. Der Titel hätte jedoch
„EU-Italien-Afrika-Konferenz“ lauten müssen, da Ministerpräsidentin Meloni
(und ihr Außenminister Antonio Tajani) die gesamte EU-Führung eingeladen
hatten: Ursula von der Leyen, Charles Michel und die Vorsitzende des
Europäischen Parlaments Roberta Metsola. Alle drei sprachen in der
Plenarsitzung, dazu zwei Mitglieder der italienischen Regierung und nur zwei
afrikanische Staatsführer, obwohl 25 anwesend waren. „Wir hätten es
vorgezogen, wenn Sie uns bei der Umsetzung dieses Plans konsultiert hätten“,
kommentierte der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union, Moussa
Faki, höflich und trocken.
Der „Mattei-Plan“ sieht zunehmend wie ein Fall von Verbraucherbetrug aus.
In der Theorie ist viel die Rede von Investitionen, Entwicklung, Infrastruktur
usw., aber die einzigen konkreten Projekte betreffen „nachhaltige“ Energie,
die aus Afrika über Italien in die EU geliefert werden soll, sowie
„nachhaltige“ landwirtschaftliche Programme in Afrika. Mit anderen Worten: ein
Deckmantel für die Ausweitung des Green Deal der EU auf Afrika via Italien.
Auch einige negative Kommentare von Mitgliedern der italienischen
Regierungskoalition zu Chinas Aktivitäten in Afrika verstärken den Verdacht,
daß der Mattei-Plan von Brüssel gekapert wurde.
Die gute Nachricht ist, daß EIR erfahren hat, daß die
Verantwortlichen für den nächsten Schritt des Mattei-Plans – die Ausschüsse,
die prüfen, welche Projekte finanziert werden sollen – den Transaqua-Plan zur
Prüfung erhalten haben, ein riesiges Infrastrukturprojekt, das Zentralafrika
Wasser, Strom, Verkehrswege und Agrarproduktion bringen soll. Wie unseren
Lesern bekannt ist, geht es dabei um den Transfer von reichlich (und sonst
verschwendetem) Wasser aus dem Kongobecken in das Tschadseebecken.
Pünktlich zur Eröffnung der Konferenz veröffentlichte die Tageszeitung
Quotidiano del Sud am 29. Januar einen großen Artikel des ehemaligen
Regierungsbeamten Ercole Incalza, der mit dem Erfinder von Transaqua, der
Firma Bonifica, zusammenarbeitet. Incalza hatte schon 2018 an der Konferenz in
Abuja teilgenommen, auf der die Länder des Tschadseebeckens das
Transaqua-Projekt befürworteten. Er schreibt: „Es wäre sinnvoll, wenn die
italienische Regierung einen solchen Vorschlag prüfen würde, denn sie könnte
sich endlich statt auf eine bloße Hypothese auf eine Realität beziehen, die
der Bezeichnung ,Mattei-Plan‘ gerecht wird.“ Die Annahme des
Transaqua-Projekts ist der Lackmustest dafür, ob Melonis Vorschlag für
wirtschaftliche Entwicklung Afrikas ohne Ausbeutung aufrichtig ist oder
nicht.