Afrika braucht einen New DealVon Portia Tarumbwa
Folgt der Westen weiter der fortschrittsfeindlichen, grünen Ideologie, ist
fraglich, ob es in 100 Jahren noch Afrikaner gibt, sich an Afrikas schöner Natur
erfreuen könnten. Auf dem EU/Afrika-Gipfel in Portugal muß endlich über eine
wirkliche Entwicklung durch große Infrastrukturprojekte gesprochen werden.
Die zugespitzte Lage im Weltfinanzsystem und die wachsende Gefahr eines
amerikanischen Angriffs auf Iran stellen den perfekten Augenblick für Afrika
dar, sein Recht auf wirkliche Entwicklung einzuklagen. Dafür ist der
EU/Afrika-Gipfel am 8. und 9. Dezember in Portugal möglicherweise geeignet,
denn die veraltete und gescheiterte Philosophie der „nachhaltigen Entwicklung“
hat Afrika weiter in die Schuldenfalle des IWF-Systems hineingelockt und in den
letzten 30 Jahren zu mehr Elend statt zur Linderung geführt.
In den 60er Jahren haben die Vereinten Nationen noch von Entwicklungsdekaden
gesprochen. Damals war es sogar selbstverständlich, daß Afrika einfach
unterentwickelt war, und so wie Deutschland aus dem Trümmerhaufen der
Nachkriegszeit heraus ein Wirtschaftswunder zustande brachte, wollte man in
Afrika die Armut überwinden.
Das alles hat sich mit dem Paradigmenwandel der 68er Bewegung schlagartig geändert.
Es hieß plötzlich, die Welt und spezifisch Afrika seien überbevölkert. Die
Rockefeller-Stiftung und andere Institutionen haben Millionen ausgegeben, um
Bücher und Studien zu veröffentlichen, die diese Meinung verbreiteten. Die
psychologische Kriegsführung erreichte mit der Hysterie Anfang der 70er Jahren
ihren vorläufigen Höhepunkt, als Bücher wie „Grenzen des Wachstums“ des Club of
Rome die Angst vor der Ressourcenknappheit
zementierte. Die Autoren, Meadows und Forrester,
gaben später zu, daß sie das dem Buch zugrundeliegende Computerprogramm bewußt
so geschrieben hatten, daß das gewünschte Ergebnis dabei herauskam. Sie
unterschlugen auch bewußt die Rolle des wissenschaftlichen Fortschritts und der
neuen Technologien bei der Bestimmung von Rohstoffen. Mit anderen Worten, die
ganze These beruhte auf einem bewußten Schwindel.
Die Manipulation verdeckte die brutale Realität, daß die irrationalen Ideen
der Grünen Bewegung in der sogenannten Dritten Welt auf Völkermord
hinauslaufen, was jeder in Afrika weiß. Wie eine ansteckende Krankheit befielen
diese grünen Ideen den gesunden Optimismus der Jugend, und daraus entwickelte sich
eine irrationale Panik gegenüber dem Fortschritt.
Dies geschah natürlich unter Bedingungen des kalten Kriegs, in dem sich zwei nuklear
bewaffnete Supermächte gegenseitig bedrohten. Über lange Zeit hinweg
mißbrauchten beide Blöcke und die „früheren“ Kolonialherren die afrikanischen
Länder für ihre Stellvertreterkriege. Die Forderungen der LaRouche-Bewegung
und der Blockfreien Bewegung nach einem Schuldenerlaß und nach
Technologietransfer für die sogenannte Dritte Welt stießen auf taube Ohren. Der
Plan der britischen Oligarchie hatte die ganze Nachkriegszeit über Bestand:
Anstelle einer Kooperation zwischen Rußland und USA und eines Aufbaus der Welt
sollte der Kalte Krieg die Bedingungen für die Fortsetzung des Britischen
Empire mit anderen Mitteln schaffen, nämlich durch die dominante Rolle der
Londoner City als Finanzzentrum.
Folgendes Zitat von Winston Churchhill verdeutlicht die
Interessen, die Großbritannien verfolgte, nachdem der amerikanische Präsident
Franklin D. Roosevelt leider noch vor dem Ende des zweiten Weltkriegs starb:
„Herr Präsident, England denkt keine Minute daran, seine Vorzugsstellung unter
den britischen Herrschaftsgebieten aufzugeben. Der Handel, der England groß
gemacht hat, soll weitergehen, und unter Bedingungen, die Englands Minister vorschreiben.“
Karten: FEF
Afrikas Eisenbahnen dienen heute nur dazu, den Reichtum des
Kontinents an Rohstoffen möglichst schnell und billig nach Übersee zu schaffen.
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Um sich zu entwickeln, braucht Afrika ein Eisenbahnnetz, das die riesigen
Binnenregionen erschließt und dort die Entwicklung einer produktiven Wirtschaft ermöglicht.
Integriertes Verkehrswegenetz
Weil es in den gesamten 500 Jahren von der Periode des Sklavenhandels und der
Kolonialpolitik bis zur heutigen Globalisierung immer nur ausgebeutet wurde,
gibt es heute in Afrika keine ausreichende, grundlegende Infrastruktur. Es gibt
keine einzige Eisenbahn, die von Norden nach Süden oder von Osten nach Westen
fährt. Hier und da haben die Kolonialherren klägliche Strecken gebaut, um die
Rohstoffe vom Landesinneren bis zur Küste transportieren und den Reichtum von dort
aus nach Europa zu verfrachten.
Seit Jahrzehnten hat die LaRouche-Bewegung darauf
bestanden, daß nur durch einen transkontinentalen Verkehrswegeplan, der aus
Wasser-, Eisenbahn- und Autobahnsystemen besteht, eine Basis für die
Entwicklung von Landwirtschaft und Industrie in Afrika gelegt werden könne.
Untersucht man die Geschichte Deutschlands im 19. Jahrhundert, stellt man fest,
daß das Manufakturwesen und der Ackerbau die breite Masse der Bevölkerung erst
zu erreichen begannen, als die Kutsche von der Eisenbahn abgelöst wurde. Ein
beachtenswerter Name in dieser Hinsicht ist Friedrich List, der durch ein
integriertes Eisenbahnsystem den Weg zur deutschen Einheit ebnete. Länder wie
China und Rußland haben heute genau dieses Prinzip erkannt und bauen in den
nächsten 5 Jahren jeweils 30,000km und 20,000km lange Eisenbahnnetze.
Es ist bekannt, daß die Afrikanische Union im Rahmen der Neuen Partnerschaft für
Afrikanische Entwicklung (NEPAD) ähnliche Versuche in
dieser Richtung unternimmt, aber nicht in dem notwendigen Maße, wie es dem
Problem angemessen wäre. Denn wenn man in Erwägung zieht, daß Tausende von
Flüchtlingen den tödlichen Sprung wagen, über die Kanarischen Inseln nach
Europa zu gelangen, um nur dem Elend in Afrika zu entkommen, wäre es auch im Interesse
der EU, endlich eine Art ehrgeizigem Marshall-Plan in Gang zu setzen und Afrika
binnen kürzester Zeit aus der Armut zu führen.
Helga Zepp-LaRouche, die Vorsitzende des
Schiller-Instituts, erwähnt öfters, wie einfach es wäre, Afrika beim Ausbau der
Infrastruktur zu unterstützen, wenn der politische Wille existierte. Wenn die
deutsche Bundeswehr bei einem Manöver in 45 Minuten eine Brücke über den Rhein
schlagen oder der chinesische Kommandeur Wu in 22
Monaten eine 36 km lange Transrapidstrecke von Shanghai bis zum Flughafen Pudong bauen kann, wäre dies auch in Afrika möglich.
Ihr Punkt dabei ist, daß es eigentlich das Ziel der Kooperation zwischen der EU und
den Ländern Afrikas sein müßte, die heutige humanitäre Krise der Flüchtlinge zu
überwinden. Denn jeder Afrikaner würde lieber mit seiner Familie zu Hause
bleiben und dort sein Land aufbauen, als sein Leben aufs Spiel zu setzen oder
als Fremder mit ungewisser Zukunft irgendwo in Europa zu leben, wenn ihm in
Afrika Zukunftsperspektiven angeboten würden.
Die Frage bei diesem Gipfel ist also, ob der politische Wille da ist, im wahren
Interesse Afrikas zu handeln und nicht schon wieder nur Almosen zu vergeben.
Kernenergie für Afrika!
Die andere brennende Frage ist die der Energiesicherheit. Bei den steigenden
Ölpreisen, die von ungezügelter Spekulation getrieben werden, hängt die Zukunft
der Welt von einer neuen Energiequelle ab. Die ölreichen Länder mögen
kurzfristig von der heutigen Lage profitieren, werden aber trotzdem um
die Frage nicht herumkommen können, was man langfristig macht, wenn die
fossilen Brennstoffe zur Neige gehen.
Antwort auf diese Frage behaupten die Grünen gefunden zu haben. „Solarzellen!“ „Wind!“
„Biotreibstoffe!“ Anders ausgedrückt: Man zwingt die ärmsten Länder der Welt,
entweder ihre knappe Nahrung in Treibstoffe für Maschinen zu verwandeln oder
die ineffizientesten und teuersten Methoden der Energiegewinnung zu benutzen.
Ginge Afrika diesen vorgeschlagenen Weg, gäbe es wahrscheinlich in 100 Jahren
keine Afrikaner, die die angeblich dadurch geschützte Natur genießen könnten.
Das ist es aber, was die Verfechter von „erneuerbaren Energien“, bewußt oder
unbewußt, propagieren.
Ägyptens Präsident Mubarak hat Ende Oktober bekannt gegeben, daß sein Land die
friedliche Nutzung der Kernenergie möchte, um den steigenden Energiebedarf
Ägyptens zu decken. Er will in den nächsten Jahren mehrere Atomkraftwerke
gerade für die Stromerzeugung bauen und dafür ist die 4. Generation der
Kernreaktoren, der in Südafrika gebaute Kugelhaufenreaktor, ideal geeignet.
Der Kugelhaufenreaktor wurde in den 70er Jahre als inhärent sicheres Kernkraftwerk
von Professor Schulten in Jülich entwickelt. Aber da die Deutschen noch zu
ängstlich waren, ihn kommerziell herzustellen, taten es die Chinesen und
mittlerweile auch die Südafrikaner, die bis zum Jahr 2011 diese kleinen
Hoch-Temperatur-Reaktoren (HTRs) an andere
afrikanische Länder exportieren wollen. Die hohen Temperaturen machen den HTR auch für bezahlbare Wasserentsalzung einsetzbar.
Hinzu kommt noch die Einladung von Präsident Putin an alle
Länder der Welt, die internationalen Urananreicherungszentren in Ostsibirien zu
nutzen, um Brennstoffe zu gewinnen. Dies ist Teil des Nichtweiterverbreitungsprogramms
der Vereinten Nationen und steht unter der Obhut der Internationalen
Atomenergiebehörde. Dadurch sollen versteckte Atomwaffenprogramme verhindert werden.
Angesichts dieser Entwicklung ist den Europäischen Regierungen
etwas unbehaglich zumute. Aber warum sind sie eigentlich selber nicht darauf
gekommen? So werden die Afrikaner noch mehr in die Arme der Chinesen getrieben,
was die wirtschaftliche Zusammenarbeit angeht. Und so wächst der Unmut der
Europäer über das „gierige“ Verhalten der Chinesen, die angeblich nur die
Rohstoffe haben wollen und eine neue „imperialistische“ Politik machen. Die
Afrikaner hingegen freuen sich, daß endlich mal für ihre Rohstoffe als
Gegenleistung auch Infrastruktur gebaut wird.
Menschrechte
Vor allem unter der Bush-Blair-Allianz wurde in den letzten Jahren oft die
„Menschenrechts-Keule” eingesetzt. Der militärisch-industrielle Komplex ist
längst entschlossen, einen neuen Irankrieg vom Zaun zu brechen, um die Macht
der Oligarchie zur uneingeschränkten Kontrolle der Welt zu verstärken. Dies
geschieht in dem Augenblick, da das Finanzsystem einstürzt und Chaos sich
ausbreitet, das diese Machtpolitik befördert.
Um der Werte wie „Demokratie“ willen hat die Welt zugesehen, als Somalia
bombardiert und ein „Schurkenstaat“ Simbabwe durch lähmende Sanktionen
existentiell bedroht wurde. Wie kann Afrika einer EU Vertrauen schenken, die
bei diesem Spiel Orwellscher Manipulation mitmacht? Einer EU, die ihren
Mitgliedstaaten wie Deutschland durch den Maastrichter Vertrag eine
gemeinwohlorientierte Politik verbietet? Einer EU, die es zuläßt, daß ihre
Jugend mit Gewaltvideospielen verseucht wird und Amokläufer produziert werden,
die in Finnland, Italien und Deutschland gerade eine traurige Berühmtheit
erlangen? Könnte diese EU afrikanischen Ländern glaubwürdig etwas von
Menschenrechten erzählen?
Die Antwort auf diese Fragen müßte zu einer Diskussion über ganz alte, grundlegende
Rechte führen, wie sie in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung verankert
sind, „das Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit“. Die
gleichen Rechte wurden von Gottfried Wilhelm Leibniz, dem Gründer der
physikalischen Ökonomie, formuliert, der sie an die amerikanischen
Gründungsväter weitergab. Sie gelangen heute durch Lyndon LaRouche
wieder zu neuer Blüte.
Nur wenn die Diskussion über die Entwicklung Afrikas auf den Prinzipien der
physikalischen Ökonomie beruht, wird man die Probleme sowohl der Sicherung der
Grundbedürfnisse wie Wasser, Nahrung und Energie, als auch der Konflikte in
Afrika lösen können. Dies sollte dann mit der Idee eines weltweiten
Wiederaufbaus der Weltwirtschaft verbunden sein, wie es auf der letzten großen
Konferenz des Schiller-Instituts besprochen wurde. Afrika sollte durch Tunnels
unter der Straße von Gibraltar zwischen Marokko und Spanien und zwischen
Tunesien und Sizilien mit Europa verbunden werden.
Rußland plant eine 6000 km lange Eisenbahnstrecke, die durch einen Tunnel unter der
Beringstraße Sibirien und Alaska verbinden und von dort aus durch Kanada und
die USA bis hinunter nach Chile weitergeführt werden soll. Auf der asiatischen
Seite kann die Strecke an die Seidenstraße angebunden werden. Man könnte in
zwei Generationen von Kapstadt bis Delhi mit einem Schnellzug fahren!
Diese Idee der Eurasischen Landbrücke bedeutet Frieden und Wohlstand für zukünftige
Generationen. Aber nur durch eine neue gerechte Weltwirtschaftsordnung, durch
ein neues funktionsfähiges Finanzsystem mit festen Wechselkursen,
Schuldenmoratorien und langfristige Kredite für große Projekte kann Realität
realisiert werden, wie sich Roosevelt die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg vorgestellt hat.
Dies ist das einzig lohnenswerte Thema, über das es bei dem EU/Afrika-Gipfel zu
diskutieren lohnt. Nur wenn Europa mithilft, große Projekte in Afrika im Rahmen
eines Neuen Bretton Woods zu bauen, könnte Europa
selber seinen Kulturpessimismus überwinden. |