"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Afrika

Die britische Destabilisierung Simbabwes: Teil der globalen Chaos-Strategie

Von Portia Tarumbwa-Strid (April 2008)

Das britische Establishment versucht mit allen Mitteln, Präsident Mugabe in Simbabwe zu entmachten. Anstatt das zu unterstützen, sollten die europäischen Regierungen ihre eigene Souveränität gegen das britische Empire verteidigen.

Die Briten haben Simbabwe seinen Unabhängigkeitskampf und seine Unabhängigkeit ebensowenig vergeben wie den Amerikanern die Amerikanische Revolution. Der Preis, den sie Ende des 18. Jahrhunderts zahlen mußten, war der Verlust ihres wertvollsten Besitzes, des Juwels in der Krone des British Empire. Es verwandelte sich danach zu der größten Herausforderung der britischen Kolonialmacht weltweit: Die USA unter Abraham Lincoln und dann Franklin D. Roosevelt.

Heute jedoch bricht das „Große Spiel“ der britischen „Weltherrschaft durch Globalisierung“ mit dem Kollaps des weltweiten Finanzsystems zusammen. Für das Empire bedeutet das, auf traditionelle Methoden einer Chaosstrategie zurückzugreifen, um den Prozeß der Zerstörung der souveränen Nationalstaaten voranzutreiben.

Simbabwe wurde unter der mutigen Führung des Freiheitskämpfers Robert Mugabe für die Briten zu einem „schwarzen Schaf“ - das man rücksichtslos wirtschaftlich auf die Knie zwingen will, als Warnung an alle afrikanischen Nationen, die wirkliche Unabhängigkeit von den zerstörerischen Bedingungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) anstreben.

Das Land befindet sich seit zehn langen Jahren im Zangengriff internationaler Sanktionen. Damit sollte es für die längst fälligen Landreformen bestraft werden, mit denen es die aus der Kolonialzeit stammende ungleiche Verteilung von Land entlang ethnischer Linien rückgängig gemacht hatte. Simbabwes Wirtschaft kam zum völligen Stillstand.

Bis 2000 war das Land in eine aussichtslose Schuldenfalle gelockt worden; dann wurde plötzlich der Geldhahn zugedreht und alle Kreditlinien wurden gekappt. Ein Jahr später verabschiedete der US-Kongreß auf Geheiß Englands ein Gesetz, nach dem allen Finanzinstitutionen jede Beziehung zu Simbabwe verboten wurde - außer um Schulden einzutreiben. Dieses Paradebeispiel kolonialer Rache wurde als das „Gesetz für Demokratie und wirtschaftliche Entwicklung Simbabwe 2001“ verabschiedet.

Als Konsequenz dieser Politik stieg die Inflationsrate auf über 100.000% an, kam es zu weitverbreitetem Mangel an Grundnahrungsmitteln und zum Zusammenbruch von grundlegender Infrastruktur. Dadurch sank die durchschnittliche Lebenserwartung in weniger als einem Jahrzehnt von 48 auf 37 Jahre! Der rassistische Mythos von uneffektiven schwarzen Bauern, die das Land und seine einst blühende Wirtschaft zugrunde wirtschaften, ist als offene Lüge entlarvt.

Aber die britische Strategie während der Zeit bis zu den Präsidentschafts- und Parlamentswahlenwahlen am 29. März, die erstmals in der Geschichte Simbabwes zusammen fielen, war, angesichts der katastrophalen Lebensbedingungen der Bevölkerung eine Protestwahl gegen die Regierung zu erzwingen.

Die Propagandamaschine der Medien

Bevor noch die letzte Stimme abgegeben war, begannen die britischen Medien bereits mit einer spektakulären Gerüchtekampagne. Die Stimmen wurden noch ausgezählt, als die britische Regierung nach Angaben des Telegraph schon begonnen hatte, die Oppositionsbewegung MDC (Movement for a Democratic Change) zum Sieger zu erklären. Der britische Minister für Afrika, Asien und die UNO, Lord Mark Malloch-Brown, erklärte: „Es ist sehr wahrscheinlich, daß Präsident Mugabe verloren hat, obwohl er vor den Wahlen betrogen hat.“ Das wurde mit einer Drohung verschärft, wenn Mugabe gewinnen sollte, werde die Opposition Aufstände wie kürzlich in Kenia organisieren.

In einer unverschämten Stellungnahme zur Provozierung der Regierung erklärte dann die Opposition innerhalb von 24 Stunden nach Schließung der Wahllokale ihren Sieg, obwohl überhaupt noch keine Ergebnisse der Wahlkommission des Landes auf dem Tisch lagen.

Im Laufe der nächsten Tage liefen die Wahlergebnisse in einem mühsamen Schneckentempo ein, was aufgrund der logistischen Schwierigkeiten in einer schweren Wirtschaftskrise vorhersehbar war. Auch die Medien stürzten sich sofort darauf und verbreiteten täglich Anschuldigungen gegen die Regierung, sie habe die Ergebnisse gefälscht.

Das Gipfeltreffen der EU-Außenminister schloß sich im unterwürfigen Bemühen um Anbiederung an die Briten dem Chor an und verurteilte die Verzögerung der Auszählung. Der slowenische Vertreter erklärte: „Wenn Mugabe gewinnt, wird es einen Staatsstreich geben.“ Und dies, obwohl die EU selbst der gesamten europäischen Bevölkerung ein Referendum über den Lissaboner Vertrag verweigert, frei nach dem Motto „Haltet den Dieb, schrie der Dieb!“

Dann tauchten wilde Spekulationen in den Schlagzeilen auf, etwa bei CNN, Mugabe stünde „vor dem Rücktritt“. Angeblich hätte Südafrika ein Abkommen eingefädelt, wonach der Vorsitzende des von den Briten unterstützten MDC Morgan Tsvangirai Mugabe ablösen solle. Kurz danach änderten die Fernsehstationen und die Zeitungen ihre Linie und leugneten, daß die Opposition je Gespräche mit der Regierung geführt habe, sondern warten wolle, bis die Ergebnisse vorlägen. Dann wieder wurden Schlagzeilen aufgemacht, es würde zu einer Stichwahl kommen müssen, weil plötzlich keiner der Kandidaten die erforderlichen 51% der Stimmen auf sich vereint habe. Dessen ungeachtet hatte die MDC früher schon ihre eigenen Ergebnisse veröffentlicht, nach denen Tsvangirai mehr als 60% der Stimmen erhalten hätte.

Zu diesem Zeitpunkt kündigte der Sprecher des britischen Unterhauses an, das Vereinigte Königreich sei bereit, seine Unterstützung mit der internationalen Staatengemeinschaft in die Waagschale des Volkes von Simbabwe zu werfen, damit „seine demokratische Wahl akzeptiert und respektiert würde“, wenn es zu einer Machtübernahme der MDC-Opposition kommen würde.

Dann machte Außenminister David Miliband die wahre Absicht der Briten publik, das Land zu rekolonisieren, indem er verkündete, er hoffe, Simbabwe werde an die stachlige Brust des britischen Empire zurückkehren. Wörtlich sagte er: „Ich hoffe wirklich, erstens daß die neue Regierung in Simbabwe dem Commonwealth wieder beitritt, und zweitens, daß das Commonwealth es mit warmer Umarmung aufnimmt.“

Der britische Premier Gordon Brown hat jetzt in Übereinstimmung mit dem IWF ein Angebot von 1 Mrd.$ gemacht, falls Mugabe aus der Macht gedrängt wird - es ist ein Paket voller Bedingungen, die Mugabe schon vor neun Jahren zurückgewiesen hatte, weil er die Souveränität des Landes nicht aufgeben wollte.

Wenn man aber die letzten Entwicklungen in dem Mediendrama um die Wahlergebnisse in Simbabwe beobachtet, sieht man sofort, daß Südafrika die eigentliche Zielscheibe der Destabilisierung Simbabwes ist. Präsident Thabo Mbeki wurde mehrmals ganz direkt von Gordon Brown unter Druck gesetzt, viel härter mit  Robert Mugabe umzugehen. Mbeki selber hatte in England schon betont, daß Simbabwe keine Provinz von Südafrika sei, und er denke, daß die Situation in Simbabwe keine internationale Einmischung erfordere.

Eine Debatte im britischen House of Lords am 8. April sollte dann deutlich zeigen, wie Afrika immer noch als Spielplatz imperialer Interessen behandelt wird. Kommentare wie die folgenden waren kein Einzelfall: „Meine Lords, würden Sie nicht mit mir übereinstimmen, daß wir diese Art Entscheidungen zu lange der SADC (Gemeinschaft für die Entwicklung des Süden Afrikas) überlassen haben?“ [damit meinten sie die unzuverlässigen Afrikaner] oder „Er [Thabo Mbeki] kann für sich in Anspruch nehmen, den Wandel in Simbabwe eingeleitet zu haben. Wir werden ihn unter Druck setzen, sowohl öffentlich als auch privat ein prominenter Führer zu sein, um sicherzustellen, daß er diese Arbeit zu Ende bringt.“

Damit war die Botschaft laut und deutlich: Wenn Präsident Mbeki, oder andere Anführer in der Region nicht gehorchen, werden sie auch wie Simbabwe ausgegrenzt und wirtschaftlich auf die Knie gezwungen. Dies war der Anlaß für die Notkonferenz , die von Präsident Mwanawasa aus Sambia anberaumt wurde, um die Lage in Simbabwe zu diskutieren. Im Vorfeld hatte Morgan Tsvangirai angekündigt, er habe nicht vor, bei einer Stichwahl mitzumachen. Hatten seine britischen Hintermänner ihn überzeugt, er habe die Wahl so oder so gewonnen?

Die Lösung für Afrika

Die Souveränität ist die größte Bedrohung für das Empire - sei es die Souveränität einer Nation oder die Souveränität des menschlichen Geistes. Deshalb sind die Massenmedien heute in der Hand der internationalen Finanzoligarchie und ein Instrument des Bösen. Der Fall Chinas ist in diesem Zusammenhang sehr bezeichnend, weil den Briten die chinesischen Investitionen in die Infrastruktur in Afrika ein Dorn im Auge sind. Lyndon LaRouche sagte dazu vor kurzem: „Die Briten begehen international in großem Stil Betrug. Weder im Fall Chinas noch im Fall Afrikas sollten die Briten irgendeine Unterstützung erhalten, weil sie die Schuldigen von Verbrechen sind. Deshalb sollte man ihnen in diesen Angelegenheiten keine Anerkennung geben.“

Die Briten waren über die Möglichkeit weiteren chinesischen Engagements, das ihre Pläne für Völkermord in Afrika durchkreuzt, so aufgebracht, daß Premierminister Brown den EU-Afrika-Gipfel im Dezember 2007 in Portugal boykottierte. Er protestierte damit gegen die beharrliche Haltung der meisten afrikanischen Staatsführer, die auf der Anwesenheit Mugabes beim Gipfel bestanden hatten.

Die meisten afrikanischen Patrioten erkennen, daß die Zwangslage Simbabwes für den Ausgang der Tragödie Afrikas von zentraler Bedeutung ist. Sie verstehen, daß die Frage der Landreformen ein heikles Thema ist, eine Zeitbombe, die jeden Moment explodieren kann, da die Verknappung von Nahrungsmitteln und Energie und die Inflation Aufstände quer durch den afrikanischen Kontinent auslösen kann.

Das Elend, das das unmoralische IWF-System über Afrika und Asien gebracht hat, schlägt auf Europa und Amerika zurück. Dieselbe Finanzoligarchie, die die dritte Welt vergewaltigt hat, ist entschlossen, den Einfluß aller Nationalstaaten zu eliminieren, besonders den der USA, die in kritischen Momenten der Geschichte eine Tradition des Widerstands gegen den britischen Imperialismus gezeigt haben.

Deshalb sollten alle, denen Afrika am Herzen liegt oder die sich als Patrioten sehen, die Sache Simbabwes verteidigen, indem sie für Roosevelts Traum einer neuen gerechten Weltwirtschaftsordnung kämpfen, in der alle Nationen nach dem Prinzip des Westfälischen Friedens zum gegenseitigen Nutzen zusammenarbeiten.

Das bedeutet auch, den Zustand der technologischen Apartheid zu beenden, also Kernenergie für Afrika, und den Kugelhaufenreaktor der 4. Generation, der in Südafrika schon gebaut wird, für die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion einzusetzen. Dies würde den von Hunger geplagten Kontinent in einen Brotkorb der Welt verwandeln. Das wird jedoch erst geschehen, wenn die Briten aus Afrika hinausgeworfen wurden.