Das Transaqua-Projekt:
Afrikas Zukunft im 21. Jahrhundert
Von Portia Tarumbwa-Strid
Das Infrastruktur-Großprojekt „Transaqua“ verbindet zahlreiche Vorteile: Die Ausbreitung der Wüsten wird umgekehrt, der Tschadsee wieder aufgefüllt, Strom für eine moderne Wirtschaft erzeugt, der Nahrungsmittelmangel beendet und alte koloniale Spaltungen überwunden.
Seit LaRouches politisches Aktionskommitte im August den Start des NAWAPA-Projektes1
ankündigte, steht die Welt heute vor der größten Revolution in der Geschichte
der Menschheit. Das NAWAPA-Projekt repräsentiert die
absolute Kehrtwende hin zu einer neuen Ära der Menschheit: der Mensch als
Schöpfer - und nicht Opfer - seiner Umwelt.
Durch NAWAPA werden große Wassermengen in die Wüstenregionen der USA und Mexikos umgeleitet,
die sonst von Alaska in den Ozean abfließen, und ein 60 km breiter
Landstreifen, der sich über 4000 km Länge erstreckt, wird bewässert. Dieses
Großprojekt hat zahlreiche Experten in den USA mit Begeisterung erfüllt und
schon weltweit eine Diskussion auf höchster Ebene über ähnliche Projekte wie
den Beringstraßentunnel in Rußland wiederbelebt.
Ursprünglich in den fünfziger und sechziger Jahren von der Firma Ralph M. Parsons im
Sinne von Franklin Roosevelts Großprojekten entwickelt, ist das NAWAPA-Projekt für die USA der einzige Weg, Millionen von
Arbeitsplätzen zu schaffen, um sich aus der größten Depression aller Zeiten
herauszubauen. Anders aber als in den dreißiger Jahren wird NAWAPA
die Fähigkeit des Menschen erhöhen, in die Prozesse der Biosphäre einzugreifen,
indem man z.B. die Photosynthese für die Begrünung der großen amerikanischen
Wüsten durch eine gezielte Wiederaufforstung einsetzt.
Die heutige Inspiration für NAWAPA liegt aber nicht nur im Bereich Wasserwirtschaft,
oder auch bloß Energie und Transport, sondern in der Idee Wernadskijs,
die Biosphäre durch den Menschen zu transformieren - also den Wirkungsbereich
der Noosphäre im Universum zu vergrößern.2
Die Lage in Afrika heute
Die Absicht heute wie damals aber
bleibt, was Franklin Roosevelt nach dem Zweiten Weltkrieg noch vorhatte: den
Fortschritt der US-Wirtschaft für die Entwicklung ganzer Kontinente wie Afrika
zu benutzen, die unter dem Joch des Britischen Empires leiden. Dieser
anti-imperialistische Geist der Politik von Franklin Roosevelt existiert immer
noch und könnte heute ganz Afrika ein für allemal befreien, indem man ein „NAWAPA-Projekt für Afrika“ in Gang brächte.
Denn Afrika befindet sich mitten
in einer Existenzkrise. Schon 2008 spürte die Welt mit dem Ausbruch von
Hungeraufständen die Vorboten der weltweiten Nahrungsmittelknappheit, die jetzt
ins besonders Niger und Tschad tödlich trifft, wobei 20 Millionen Menschen
direkt von dieser Hungerkatastrophe bedroht sind.
In der Tat flüchten jährlich
Tausende Afrikaner vor Kriegen, Krankheiten und dem Hungertod nach Europa. Sie
wagen die gefährliche Überfahrt nach Italien, weil für sie die Hoffnung auf ein
besseres Leben größer ist als die Angst vorm Sterben - viele ertrinken aber,
verdursten oder sterben einfach an Erschöpfung.
Diese Tragödie könnte man aber auf
der Stelle durch das Projekt „Transaqua“ stoppen. Die
Forderung von Muammar al-Gaddafi, gegen Zahlung von
fünf Milliarden Euro jährlich die illegale Einwanderung aus Afrika zu
bekämpfen, ist unnötig. Dieses Geld wäre bei dem Transaqua-Unterfangen
viel besser aufgehoben: ein Projekt, das für das 21. Jahrhundert mindestens
genauso wichtig für Afrika sein wird wie das NAWAPA-Projekt für die USA.
Das Transaqua-Projekt an sich
Hinter dem Konzept von Transaqua steckt eine Vision, die schon Anfang der
achtziger Jahre unter dem Titel Transaqua:
Eine Idee für den Sahel von der italienischen Firma Bonifica/Iritecna
(Gruppo IRI) veröffentlicht wurde.3 In dem
Bericht beschreiben sie die Bedrohung Afrikas durch das Vordringen der Wüste in
einem Gebiet vom Atlantik bis zum Roten Meer, das 34% der Fläche Afrikas
umfaßt. Ganz konkret spielt sich diese Tragödie am Tschadsee ab, wo längere
Perioden von Trockenheit und Dürre, verschärft durch jahrhundertlange Subsistenzwirtschaft und nomadische Viehhaltung, den See
auf nur 10% seiner ursprünglichen Größe schrumpfen ließ.
Kein Kleinprojekt wird jemals der
Größenordnung dieser Tragödie Einhalt gebieten. Nur eine langfristige
Perspektive für kontinentales Wassermanagement wie bei NAWAPA
kann die fundamentalen Probleme der Sahelzone bewältigen. Zuerst muß man in den
Wasserkreislauf eingreifen, indem man Wasser aus dem niederschlagsreichen Süden
in den regenarmen Norden bringt. Dies geschieht durch die Eröffnung neuer
Wasserwege und Kanalnetze, die mit der Erzeugung von Hydroenergie kombiniert
werden sollen. Wird dies mit Hochgeschwindigkeitszügen, Transrapid-Strecken und
Autobahnen verbunden, so entsteht ein dichtes Infrastrukturnetz, das die
produktive Kapazität der beteiligten Länder für Industrie und Landwirtschaft
drastisch erhöhen wird.
In der ersten Phase des Transaqua-Projekts soll bis zu 100 Mrd. m3
Süßwasser jährlich vom Kongobecken in die Sahelzone von Tschad und Niger
umgeleitet werden. Die geographischen Gegebenheiten der
Kongo-Tschad-Wasserscheide zeigen die dringende Notwendigkeit dieses Projekts,
denn sie ist eine natürliche Barriere zwischen den zwei großen Einzugsgebieten:
Trockenheit und Wassermangel im Norden fordern jedes Jahr Tausende von
Todesopfern, während im Süden die reichhaltigen Niederschläge zu einer viel zu
üppigen Vegetation führen, welche wiederum Verwaldung
und eine Beeinträchtigung der Entwicklung moderner Landwirtschaft verursacht.
Die massiven Wassermengen des
Kongoflusses stellen das größte Niederschlagsgebiet Afrikas und das weltweit
zweitgrößte nach dem Amazonasbecken dar. Nur etwa 5% der 1900 Mrd. km3
Süßwasser, die jedes Jahr in den Atlantik abfließen, werden davon „abgezweigt“
und in die ausgedorrten Landschaften der Sahelzone geleitet. Dieses Flußgebiet
besteht aus einem Zentralbereich in 500 m Seehöhe und mehreren Nebenflüssen,
die sich gen Süden, Osten und Norden auffächern und von einer Hochfläche in
600-1000 m Höhe umgeben sind - quasi ein natürliches Amphitheater.
Das Wasser soll am nordöstlichen
Rand des Einzugsgebiets des Kongo abgefangen und über einen neu zu bauenden
schiffbaren Kanal von 2400 km Länge in den Chari-Fluß
in der Zentralafrikanischen Republik geleitet werden, der die gesamte
Durchflußmenge in den Tschadsee entlädt.
Von hier aus sollen die
Wassermengen nach Niger und Tschad geführt werden, über eine Distanz von
weiteren 800 km mit mehreren hundert Metern Gefälle, um nicht nur eine Fläche
von 12-17 Mio. Hektar zu bewässern und knapp 100 Millionen Menschen mit
Nahrungsmitteln zu versorgen, sondern auch insgesamt 30-35 Mio. GWh im Jahr an Wasserkraft zu produzieren.
Desertec contra Transaqua: was heißt grün wirklich?
Transaqua allein könnte das Potential Afrikas, der Brotkorb der Welt
zu sein, verwirklichen. Das Tapezieren von Afrikas Wüstenregionen mit
Solarpanelen, wie es bei dem malthusianistischen Desertec-Projekt vorgesehen ist, läuft nur auf Völkermord
für Afrika hinaus. Denn damit wird nicht nur potentiell fruchtbarer Boden für
landwirtschaftliche Nutzung untauglich gemacht und die Ausbreitung der Wüsten
garantiert - der Strom, der damit (angeblich) erzeugt werden soll, würde auch
nicht in Afrika bleiben, sondern nach Europa geliefert.
Alle wirklichen „Grünen“ sollten
im Transaqua-Projekt die einzige grüne Politik für
Afrika sehen, denn mit Desertec wird es in der Tat weniger
grün geben. Außerdem wird Transaqua 40mal mehr
Energie erzeugen, als das Desertec-Projekt4 2020 zu liefern verspricht. (!)
Das Wassermanagementsystem von Transaqua
wird auch die Wiederaufforstung des Sahelgürtels ermöglichen, ein Prozeß, der
auf die Dauer das Niederschlagsverhalten der Region durch Verdunstung und
Atmung der Pflanzen so verändern wird, daß die Wüsten begrünt werden können.
Auch die weiteren Vorzüge dieses
Projekts für landeingeschlossene Länder wie Tschad, Niger und die
Zentralafrikanische Republik sind fantastisch. Nicht nur bekommen sie über die
Binnenwasserstraßen des Transaqua-Projekts Zugang zu
billigeren und effizienteren Methoden des Gütertransports, sie werden in
regelrechte Ballungszentren verwandelt, die den Handel zwischen dem Nord- und
Südteil Afrikas durch große Binnenhäfen anziehen: Mit der Integration des
gesamten Kontinents durch die Eröffnung von Entwicklungskorridoren ginge auf
diese Weise die Überwindung der kolonialen Grenze zwischen dem sogenannten
„Weiß- und Schwarzafrika“ einher.
Für die Länder Kongo-Kinshasa und
Kongo-Brazzaville entsteht die Möglichkeit, mit den endlosen Konflikten der Ära
des Kolonialismus zu brechen und ihre Rohstoffe für ihre eigene Bevölkerung zu
erschließen. Neue Städte mit Schulen, Krankenhäusern und Universitäten werden
entlang dieses Kanals entstehen, und dieses gigantische Unternehmen wird das
ganze Spektrum des weltweiten Ingenieur-Know-Hows
erfordern. Das heißt, die Chinesen alleine werden mit einem solchen Projekt
nicht fertig werden können.
Europas Zukunft liegt in Afrika!
Eins bleibt dennoch klar: Europa
hat eine besondere Verantwortung Afrika gegenüber, aber diese Zusammenarbeit
sollte mit der langfristigen Aufbauperspektive von Transaqua
verbunden sein, da die Anbindung der Eurasischen Landbrücke an Afrika auch die
Hoffnung auf Gerechtigkeit für Afrika bedeutet. Konkret heißt das z.B.
Hochtechnologietransfer von den noch produktiven Bereichen des Mittelstandes in
Deutschland nach Afrika durch langfristige Aufträge für Teilaspekte des Transaqua-Projekts.
So werden nicht nur junge Menschen in einer immer dekadenter werdenden Kultur die Möglichkeit bekommen, am
Wiederaufbau Afrikas teilzuhaben, sie werden auch darauf stolz sein, eine
Mission für Europa zu vertreten, welche die Greueltaten des Kolonialismus wiedergutmacht.
Das Transaqua-Projekt wird jungen Menschen weltweit einen Anreiz und die Möglichkeit geben, sich für
das 21. Jahrhundert zu qualifizieren, auszubilden und sich als Wissenschaftler,
Ingenieure, Techniker, Maschinenbauer und sonstige Facharbeiter in eine
Wirtschaft zu integrieren, die auf Hochtechnologien basiert.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der
Kanalisierung ist es, die Überschwemmungen zu kontrollieren, indem durch eine
Kombination von Talsperren, Staubecken und Hebewerken die unterschiedlichen
hydrologischen Eigenschaften der Einzugsgebiete über den Jahresverlauf abgestimmt
werden. Mit anderen Worten, der trockene Norden wird über die langen
Dürreperioden mit dem Wasser versorgt, das aus den Einzugsgebieten im Süden in
Staubecken abgefangen wird. Und da man große Wassermengen nicht ohne reichliche
Energiemengen über Hochebenen transportieren kann, heißt das, daß die
Renaissance der Kernenergie überall auf der Welt, einschließlich Afrikas und
Deutschlands, vorangetrieben werden muß.
Nachwort: der Weg dahin
Aber jenseits aller unbestreitbaren ökologischen und physisch-ökonomischen Vorteile muß man
feststellen, daß die Unverzichtbarkeit des Transaqua-Projekts
- genauso wie von NAWAPA, dem Beringstraßentunnel und
dem Ausbau der Eurasischen Landbrücke - eigentlich eine moralische Frage ist.
Entweder müssen alle Völker der Welt mit Friedrich Schiller sagen: „Zweck der
Menschheit ist kein anderer als die Ausbildung der Kräfte des Menschen,
Fortschreitung“ - oder die gesamte Zivilisation wird unter der heutigen Politik
der Wallstreet und der Londoner City untergehen.
Wir sollten den unschuldigen kommenden Generationen eine
Welt ohne Hunger und Armut bescheren, indem die modernen Götter des Olymp, die
mit Rohstoffen und sogar Nahrungsmitteln spekulieren, durch ein globales
Trennbankensystem sofort in Insolvenz geschickt werden. Die Kredite für die
Großprojekte werden sich oft erst nach einer Generation oder später
amortisieren, aber mit der Stabilität eines Systems fester Währungskurse in
Form von LaRouches Vier-Mächte-Abkommen werden wir
die Wüsten wie die Menschen Afrikas wieder aufblühen lassen. Kein Politiker,
auch ein Obama nicht, der sowieso keine Ahnung von Afrika hat, darf diesen
Projekten im Wege stehen, denn das Überleben der gesamten Menschheit hängt
davon ab, ob wir in den kommenden Monaten die Schaufeln schon in der Erde haben!
Anmerkungen
1. North American Water and Power Alliance (NAWAPA)/ Die nordamerikanische Wasser- und Stromallianz.
2. Siehe den Link: http://bueso.de/infrastruktur, um die interaktive, animierte 3D-Karte der North American Water and Power Alliance des Wissenschaftsteam von LaRouche-PAC zu sehen.
3. http://www.larouchepub.com/eiw/public/2009/2009_10-19/2009_10-19/2009-17/pdf/45-55_3617.pdf
4. http://bueso.de/news/desertec-sabotiert-wirtschaftliche-entwicklung-afrikas-und-europas