Schiller-Institut: Rettet den Tschadsee!
Von Portia Tarumbwa-Strid
Beim „8. Weltforum für tragfähige Entwicklung“ prallten die menschenfeindliche, grüne Ideologie und die Aufbauperspektive des Schiller-Instituts aufeinander.
Am letzten Oktoberwochenende gab es einen bedeutsamen Fortschritt
im seit 1984 währenden Kampf des internationalen Schiller-Instituts um einen
Dialog der Kulturen und für Infrastruktur-Großprojekte. In einem der ärmsten,
durch Krieg und Hunger verheerten Länder der Welt, dem Tschad, fand in der
Hauptstadt N’Djamena das „8. Weltforum für tragfähige Entwicklung“ statt. Es
wurde gemeinsam von der französischen Regierung - über die Öko-Denkfabrik
Passages-Adapes - und von der Regierung des Tschad veranstaltet und hatte
mehrere tausend Teilnehmer aus Afrika, Europa und dem Nahen Osten. Auch das
Schiller-Institut war bei dieser Konferenz vertreten, und so kam es zu einer
Auseinandersetzung zwischen der menschenfeindlichen grünen Ideologie und der
Aufbauperspektive, wie sie das Schiller-Institut vertritt.
Von Anfang an war die faschistisch-grüne Weltsicht der
europäischen Pseudowissenschaftler massiv präsent und beherrschte die Debatte: Infrastruktur-Großprojekte
seien angeblich zu teuer und schadeten der Artenvielfalt. Aus diesen falschen
ideologischen Gründen gab es auch keine Unterstützung für das Projekt, den
Tschadsee durch die Umleitung des Ubangi, eines Nebenflusses des Kongo, wieder
aufzufüllen. Prof. Roland Pourtier, der Vorsitzende der Vereinigung
französischer Geographen, meinte sogar, der Malthusianismus dürfe kein Tabu
mehr sein!
Der See selbst liegt ungefähr 100 km nordwestlich von
N’Djamena an den Grenzen von Nigeria, Niger und Kamerun und ist Lebensgrundlage
für 30 Millionen Menschen, von denen 20 Millionen unmittelbar vom Hungertod
bedroht sind, wenn nichts für eine gesicherte Ernährung in der Region getan
wird.
Das Problem ist die Austrocknung des Tschadsees. Vor vierzig
Jahren bedeckte er eine Fläche von 25.000 km2, heutzutage ist er auf
weniger als 10 Prozent dieser ehemaligen Fläche geschrumpft und umfaßt nur noch
1500 km2. Die Auswirkungen des Verschwindens des Sees als
Haupteinnahmequelle (Fischerei) für die Menschen war einer der
Hauptdiskussionspunkte auf der Konferenz. Doch anstatt über Wasserzufuhr im
großen Maßstab, wie beim Transaqua-Projekt vorgesehen, zu reden, wurde der
Bevölkerungszuwachs für einen gestiegenen Druck auf die „Ökosysteme“
verantwortlich gemacht. Daraus erwuchs die Forderung, den See zu einem
internationalen Protektorat zu machen, um das verbleibende Wasser zu schonen.
Ein Blick in die Straßen N’Djamenas hätte allerdings schon
ausreichen sollen, um auch die hartherzigsten grünen Faschisten zu erweichen.
Ökosysteme, Biodiversität und Balzverhalten von Vögeln beiseite - das Elend der
Bewohner des Tschad konnte einem das Herz brechen. Fließendes Wasser oder
Elektrizität fehlen völlig, und jeder Haushalt ist darauf angewiesen, sich
jeden Tag aufs neue Gas- und Wasserkanister zu kaufen. Alle nur denkbaren Arten
von Insekten kriechen durch die Straßen, während die Menschen versuchen, ihr
mageres Auskommen dadurch zu verbessern, daß sie am Straßenrand von Fliegen
übersätes Gemüse, Fisch oder billigen Schmuck verkaufen. Kinder in von älteren
Mitgliedern der Familie abgelegter Kleidung treiben sich in den staubigen
Straßen herum und sammeln leere Plastikflaschen. Zur Schule gehen sie nicht.
Jeder, der seine sechs Sinne auch nur in etwa beieinander
hat, muß verstehen, daß hier etwas sehr Grundsätzliches nicht stimmt: Dieses
wunderbare Volk, das in diesem Land lebt, das dreimal so groß ist wie Deutschland
und über reiche Rohstofflagerstätten mit Erdöl, Uran, Eisenerz und Bauxit, um
nur einige zu nennen, verfügt, wurde zur Armut verdammt. Es gibt einfach keinen
Grund für diese Beleidigung der menschlichen Würde, wenn nicht die
tieferliegenden Implikationen des umweltschützerischen Anliegens sichtbar
werden - was auf der Konferenz geschah.
Konfrontation zwischen Europa und Afrika
Die Konferenz hatte zwei Teile. Am Wochenende des 30.-31.
Oktober fand der wissenschaftliche Teil mit sechs verschiedenen Sitzungen
statt. Am Montag, dem 1. November, veranstaltete man den politischen Teil des
Forums, an dem die Staatsoberhäupter von Senegal, Nigeria, der
Zentralafrikanischen Republik, Libyen und des Gastgeberlands Tschad teilnahmen.
Weitere afrikanische Länder waren mit hochrangigen Delegationen vertreten.
Die meisten europäischen Wissenschaftler, vor allem aus
Frankreich und Deutschland, waren davon überzeugt, daß große Kanalprojekte, wie
die wegen der Erschöpfung des Grundwassers im Tschadseegebiet von der
Tschadbecken-Kommission (CBLT) vorgeschlagene Umleitung von Teilen des Ubangi
und Schari, der Umwelt schaden würden. Dagegen standen die afrikanischen
Wissenschaftler, die sich darüber beschwerten, daß ausgerechnet jetzt die alte
Debatte über den Nutzen von Wassertransfer neu aufgerollt wird, während die
Hungerkrise ein sofortiges Handeln erfordert. Die einzige dauerhafte und
praktikable Lösung bestehe darin, die großen, ungenutzten Wassermengen des
Einzugsbereichs des Kongo zu verwenden.
Die Vizepräsidentin des Schiller-Instituts aus Deutschland,
Portia Tarumbwa-Strid, war eingeladen, in der abschließenden Diskussionsrunde
des wissenschaftlichen Teils einen Vortrag zu halten. Die Runde stand unter dem
Motto „Die Zukunft des Sees und Chancen für tragfähige Entwicklung“. Alle
anderen Redner sprachen über die globale Erwärmung, unbeirrt davon, daß diese
These der vom Menschen verursachten Erwärmung durch die großen Skandale im
Umfeld des Kopenhagener Weltklimagipfels im letzten Jahr als Schwindel entlarvt
worden war. Endlos wurden dieselben Behauptungen über Artenschutz und
„gefährliches“ Bevölkerungswachstum wiederholt. Niemand erwähnte auch nur, daß
die Bevölkerungszunahme in der Region des Tschadsees nicht zuletzt auf
Zuwanderung beruht, weil Menschen aus den umliegenden Ländern sich durch die
wirtschaftlichen Möglichkeiten des Sees einen höheren Lebensstandard erhoffen.
Tarumbwa-Strid stellte zu Beginn ihres Beitrags den
globalstrategischen Rahmen der Zusammenbruchskrise des Weltfinanzsystems dar: „Afrika
steht heute an einem Scheideweg der Geschichte, und es ist unmöglich,
politische Entscheidungen irgendwelcher Art für Afrika zu treffen, ohne den
globalstrategischen Zusammenhang zu berücksichtigen. Denn nach 39 Monaten in
der internationalen Finanzkrise hat die Entscheidung von Regierungen in aller
Welt, enorme Geldmengen zu drucken, um Spekulanten, die mit hochriskanten
Spekulationen Geld verloren, zu retten, zu einer Situation geführt, wo die
Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft, und es ist nicht
hinnehmbar, daß es so viele Milliardäre gibt, während heute mehr als eine
Milliarde Menschen auf der Welt hungert.
Drei Viertel der Menschen, die mit weniger als einer
Mahlzeit am Tag überleben müssen, leben in Afrika, und hier besteht ein
unmittelbarer Zusammenhang mit der Zunahme der Warenspekulation, insbesondere
mit Nahrungsmitteln, durch die der Preis von Grundnahrungsmitteln auf ein
Niveau gestiegen ist, das nur noch mit dem im Jahr 2008 vergleichbar ist, als
in mehr als 40 Ländern, meist im Entwicklungssektor, deswegen Unruhen
ausbrachen.“
Es war der einzige Vortrag, in dem die Weltfinanzkrise
angesprochen wurde. Den Teilnehmern fielen fast die Augen aus dem Kopf. Aber
während sich die Mienen der Europäer verhärteten, konnten die afrikanischen und
arabischen Delegationen ihre Freude kaum verhehlen. Dies verstärkte sich noch,
als Tarumbwa-Strid im weiteren Verlauf NAWAPA und die Eurasische Landbrücke als
Grundlage für eine realwirtschaftliche Entwicklungsperspektive beschrieb, die
in Afrika für die kommenden 50-100 Jahre mit dem Transaqua-Projekt verbunden
ist. Sie stellte fest: „Durch die Umleitung von 100 Mrd. m³ Wasser aus den
Flüssen des Kongo-Beckens und die Zuführung dieses frischen Wassers in den
Tschadsee könnte Wasser, das ansonsten ungenutzt in den Atlantik abfließen
würde, bis zu 6800 km² Land bewässern und eine gesicherte
Nahrungsmittelversorgung für fast 100 Millionen Menschen schaffen.“
Dann zeigte sie, daß Transaqua erst durch die Entwicklung
eines kontinentalen Magnetbahnnetzes und den Einsatz von Kernkraftwerken der 4.
Generation in Nuplex-Städten verwirklicht werden kann.
Dies hob sich dermaßen von den anderen Beiträgen ab, daß
Dutzende von Teilnehmern anschließend zu ihr kamen, um das französischsprachige
Dossier „Afrika - die Zeit ist reif für Großprojekte“ sowie eine DVD mit
Beiträgen über das weltweite Aufbauprogramm des Schiller-Instituts auf
Englisch, Französisch und Arabisch zu erhalten.
Die italienischen Teilnehmer der Konferenz kannten das
Transaqua-Projekt bereits und freuten sich sehr, daß endlich jemand diesen
Vorschlag auf den Tisch gebracht hat. Es zeigte sich, daß eine Ministerin aus
der Zentralafrikanischen Republik sich in ihrem Vortrag auf Transaqua
konzentrieren wollte, wovon man ihr jedoch abgeraten hatte. Ein Ingenieur aus
Nigeria, der schon am Vortag die Frage aufgeworfen hatte, warum denn das
Transaqua-Projekt nicht auf der Tagesordnung stehe, war so froh über ihren
Beitrag, daß er ein Treffen seiner Delegation mit ihr organisierte, um weiter
darüber zu diskutieren.
Er erklärte, er sei einer der ersten Ingenieure gewesen, der
Transaqua bei seiner eigenen Regierung angesprochen und sie gebeten hatte, an
die anderen Regierungen heranzutreten, um ein Abkommen über diese Frage
herbeizuführen. Er war sogar überrascht gewesen, als Präsident Mobutu Sese Seko
1987 dem Projekt zustimmte, denn es schien, als würde der Traum Wirklichkeit
werden. Leider wurde Bonifica - die italienische Ingenieursfirma, von der der
Transaqua-Vorschlag stammte - nach einem Regierungswechsel aufgelöst, während
die übrigen Europäer ihnen erklärten, das Projekt sei zu teuer. Deshalb
beschloß man, ein kleineres Projekt durchzuführen, bei dem Wasser aus dem
Ubangi in den Schari umgeleitet wird.
Am dritten Tag, dem letzten der Konferenz, fand der
politische Teil des Forums statt, an dem fünf Staatsoberhäupter teilnahmen: die
Präsidenten Abdulaye Wade (Senegal), Goodluck Jonathan (Nigeria), Francois
Bozize (Zentralafrikanische Republik), Muammar Gaddafi (Libyen) und Idriss Deby
(Tschad).
Während des Vortrags von Präsident Wade fielen jedoch eine
Viertelstunde lang die Lichter aus - und das, obwohl sie Solarstrom-Generatoren
verwendeten! Das ganze Trara um die „grüne“ Energie wurde noch lächerlicher,
als ein neunjähriges Mädchen eine Rede über die Übel der vom Menschen gemachten
globalen Erwärmung rezitierte, was vom Publikum mit Sympathie und Applaus
aufgenommen wurde.
Dann zeigten sich jedoch die üblen Absichten hinter der
ganzen Show. In der Abschlußerklärung der Minister wurde angekündigt, daß sie
das Thema der Rettung des Tschadsees bei dem bevorstehenden Gipfeltreffen in
Cancun/Mexiko ansprechen würden - um finanzielle Unterstützung von der übrigen
Welt dafür zu erhalten, den Tschadsee zu einem internationalen Schutzgebiet für
die Artenvielfalt zu erklären!
Es gelang uns, bei der Pressekonferenz davor zu warnen und
erneut die Realität auf den Tisch zu bringen. Sebastién Périmony von der
französischen Präsidentschaftskampagne Jacques Cheminade 2012 fragte Deby nach
dem Bankrott des Weltfinanzsystems. Es sei paradox, daß diesen Regierungen
ständig das Geld für Entwicklung fehle, aber gleichzeitig anderswo bankrotte
Banken Billionen von Dollars erhielten - nicht das fehlende Geld sei also das
Problem, sondern das System. Périmony fragte Deby, ob er für eine große Lösung
sei, wie die vom Schiller-Institut auf dem Seminar vorgestellte, um mit dem
Transaqua-Projekt die Realwirtschaft zu entwickeln.
Deby sprach in seiner Antwort sehr schön über zukünftige
Generationen, sagte aber nichts zur Krise. Wade antwortete auf die gleiche
Frage, er habe während der Immobilienkrise in der Financial Times geschrieben,
die Bankenrettungspolitik sei der falsche Weg. Aber dann fiel er zurück in die
übliche grüne Mentalität und meinte, der Mensch dürfe beim Tschadsee nicht
soviel in die Natur eingreifen usw.
Die Idee der Gestaltung der Biosphäre wurde aber von
ernsthaften Teilnehmern, besonders den Delegationen aus der
Zentralafrikanischen Republik und Kongo-Brazzaville, mit denen später separate
Treffen stattfanden, sehr positiv aufgenommen. Ihnen gefiel die Idee, daß die
meisten Teile Westeuropas, die heute entwickelt sind, eben nicht im natürlichen
Zustand belassen wurden, sondern der Mensch vielmehr ganz bewußt eingegriffen
hat, um Bäume, Bauten, Fabriken, Kraftwerke und Züge in Regionen zu bringen,
sie einst öde oder sumpfig gewesen waren - wie z.B. das Ruhrgebiet.
In weiteren Gesprächen am Rande der Konferenz zeigte sich,
daß die LaRouche-Bewegung, die Glass-Steagall-Mobilisierung und Cheminade bei
den anwesenden Amerikanern und Franzosen gut bekannt waren. Die Deutschen waren
vehement gegen Großprojekte und leugneten sogar, daß es eine Hungerkrise in
Niger und Tschad gibt.
Die Tatsache, daß an der Konferenz keine Delegationen aus
Rußland, China oder Indien teilnahmen, war einer der Gründe, warum die Europäer
große Infrastrukturprojekte verteufeln konnten. (Und das wiederum ist einer der
Gründe, warum das von LaRouche vorgeschlagene Vier-Mächte-Bündnis zwischen den
USA, Rußland, China und Indien notwendig ist, um die Vision des
Schiller-Instituts für einen Dialog der Kulturen durch große
Infrastrukturprojekte als Mittel des weltweiten wirtschaftlichen Wiederaufbaus
zu verwirklichen.)
Da eine Lösung der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise
nicht von Europa ausgehen wird, wird es für uns in Europa um so wichtiger, die
menschenfeindliche, grüne Ideologie zu bekämpfen, der es wichtiger ist, Würmer
und Insekten zu retten, als Menschen.
Ich möchte zum Schluß noch einen jungen Mann aus N’Djamena
zitieren, den wir kurz vor unserer Abreise aus dem Tschad trafen. Er sagte:
„Wir brauchen jetzt eine radikale Lösung! Und ihr habt recht: Wir können uns
nur mit Kernkraft befreien. Ohne Energie können wir gar nichts tun, und wir
sind keine Kinder, die mit Technologie nicht umgehen können.“
Auch er wartet darauf, daß wir diesen Kampf gewinnen!