Dezember 2003 Dialog der Kulturen (Texte)

"Götterfunken" in Korea

Zu den "offiziellen" Terminen und Gesprächen, die Kathy Wolfe und Jonathan Tennenbaum bei ihrem Aufenthalt in Südkorea absolvierten, gesellten sich noch weitere fünf öffentliche Veranstaltungen, Zeitungsinterviews und zahlreiche hochrangige private Gespräche hinzu.

So hatte etwa ein Student, der erst seit einem halben Jahr intensiv das Nachrichtenmagazin EIR liest, mit einem Flugblatt ("Eurasische Landbrücke - bauen wir uns einen Ausweg aus dem präemptiven Nuklearkrieg") zu einer Veranstaltung an seiner Uni eingeladen. Das Flugblatt wurde auch im Internet im Raum Seoul verbreitet. Mehr als 200 Studenten und Studentinnen füllten den Raum, so daß es nicht genug Sitzmöglichkeiten gab. Zweck der Veranstaltung war es auch, über den Aufbau einer LaRouche-Bewegung in Korea zu diskutieren. Zudem wurde die Antikriegsbewegung aufgerufen, sich für die positive Lösung der Entwicklungsperspektive der Eurasischen Landbrücke einzusetzen und ihre ablehnende Haltung aufzugeben.

"Ich heiße Kathy und Jonathan hier herzlich willkommen, denn ihr Programm hat mein Leben verändert", sagte der Student zur Begrüßung. "Als ich zum ersten Mal LaRouches Buch über die Landbrücke mit den farbigen Karten und seiner Vision für weltweite wirtschaftliche Entwicklung, die Korea eine großartige Zukunft ermöglicht, in die Hand bekam, schlug mein Herz vor Freude schneller." Endlich einmal ein führender Politiker mit einer Vision, meinte eine Studentin, "das unterscheidet LaRouche von allen anderen."

Auch an anderen Universitäten fanden Veranstaltungen über die Eurasische Landbrücke und LaRouches Vorschlag eines Neuen Bretton Woods statt. Und es kam zu zahlreichen privaten Treffen mit wichtigen Senatoren, früheren Kabinettsmitgliedern und Beratern des Präsidenten Roh. Einige der Veranstaltungen waren von Deutschland aus von koreanischen Mitgliedern des deutschen Schiller-Instituts über E-Mails und Telefon vorbereitet worden. Schließlich war der Termindruck so groß, daß sogar Treffen abgelehnt werden mußten.

Das Interesse der Koreaner an klassischer Kultur ist sehr groß. So wurde Jonathan Tennenbaum, als er mit einem Schubert-Liederbuch unter dem Arm die U-Bahn betrat, von einem jungen Mann angesprochen, der ihn in ein Gespräch über den Komponisten verwickelte. Auf Drängen der Anwesenden wurde das Treffen mit den Studenten mit der Darbietung des Liedes Frühlingsglaube sowie eines ähnlichen koreanischen Liedes begonnen.

"Wir sind sehr froh, endlich einmal über das Konzept der Eurasischen Landbrücke diskutieren zu können, weil dieses Projekt den göttlichen Funken verkörpert, der jedem Menschen innewohnt", sagte ein Professor zu seinen Studenten. "Genau das hat Friedrich Schiller in seiner Ode an die Freude mit dem ,Götterfunken' gemeint."

Ein wichtiges Ereignis war auch das Treffen mit einem jungen Wissenschaftler, mit dem wir seit längerem in Kontakt stehen und der sich intensiv mit Friedrich List beschäftigt hat. Er hatte sich entschlossen, eine EIR-Arbeitsgruppe aufzubauen, die sich mit dem "Amerikanischen System" auseinandersetzen will. Dieser junge Mann verfaßte in Oxford eine Doktorarbeit über List, Hamilton und die Meiji-Restauration, in der er die Unterschiede zu Adam Smith und der vorherrschenden britischen Schule herausarbeitete. Seine Arbeit wurde als falsch abgelehnt. Er besaß jedoch die wissenschaftliche und moralische Integrität, unter diesen Umständen lieber auf seine Promotion in Oxford zu verzichten.

Diese Arbeitsgruppe setzt sich derzeit aus acht Ökonomen aus unterschiedlichen Denkschulen zusammen - einer ist eher marxistisch orientiert, während ein anderer schon bei der amerikanischen Notenbank Federal Reserve in New York gearbeitet hatte. Aber sie alle eint der Wunsch, das Konzept des Amerikanischen Systems (nach List, Carey, Hamilton) zu verstehen, das sie als Alternative zum kommunistischen Alptraum des Nordens und zum freimarktwirtschaftlichen Fundamentalismus des Südens sehen. Vielen geht es eben darum, eine sinnvolle wirtschaftspolitische Alternative zu entwickeln, die über eine unterschwellige Verärgerung und Ablehnung gegenüber der Korruption hinausgeht, die auf die seit 50 Jahren bestehende anglo-amerikanische Vorherrschaft zurückgeführt wird.

"Ich habe mir nach dem Vortrag sehr ernsthafte Gedanken über die Zukunft meines Landes gemacht", schrieb ein Student. LaRouches optimistisches und einsichtsvolles Programm ziele auf eine weltweite gleichberechtigte wirtschaftliche Entwicklung ab.

kaw


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