Zurück zum Journal

  Oktober 2004 Konferenz 2004

Herzlichen Glückwunsch, Tibor!

Ein persönlicher Geburtstagsgruß von Birgit Vitt

Ehre, wem Ehre gebührt! Es ist für mich eine sehr große Freude, heute zusammen mit Dir im Kreise der Konferenzteilnehmer und Deinen Schiller-Freunden, wie Du sie immer nennst, Deinen 82. Geburtstag zu feiern und Dir zu gratulieren. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, auch für alle diejenigen, die Dich noch nicht kennen, ein paar Worte über Dich zu verlieren.

Du hast Dein ganzes Leben in den Kampf und den Dienst für die Nächstenliebe und für die Gerechtigkeit gestellt und hast ungeachtet der Gefahren, die das für Leib und Leben bedeutete, immer an diesen Prinzipien festgehalten; ungeachtet auch der Konsequenzen für Deine Karriere oder Position in der Gesellschaft - das war vor 1989 so, und das war nach 1989 so.

Hier möchte ich einen Gedanken aufgreifen, der mir gestern Abend von unseren jungen Leuten vorgegeben wurde. Natürlich ist die Jugend die Zukunft und die Hoffnung, die wir alle haben. Aber gibt es Zukunft ohne Vergangenheit? So wie gestern "Grandma" die Enkel helfend an die Hand nahm, haben in der Geschichte die Alten oder vielleicht besser die Weisen durch ihre Inspiration und ihr Vorbild immer auf die Jungen gewirkt. So tut das heute selbstverständlich Lyn [Lyndon LaRouche], aber so hat es sicherlich auch Tibor in seinem Leben getan und tut es noch.

Aber auch Tibor war einmal jung und nicht immer 82 Jahre alt. Schon als junger Mann hat er als sehr christlich geprägter Mensch zur Zeit der Naziherrschaft in Ungarn diese christlichen Prinzipien verteidigt. Bereits gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kam er mit der Regierung Ungarns in Konflikt, und wenn man so will, begann damit seine "Laufbahn" im Gefängnis und nicht mehr an der Universität.

Nach dem Krieg kam ein kommunistisches Regime an die Macht, und es wurde nicht leichter für Tibor. Kurz vor dem Aufstand 1956 wanderte er erneut ins Gefängnis. Und nach der brutalen Niederschlagung der Revolution wurde ihm der Prozeß gemacht. Insgesamt hat Tibor zwölf Jahre seines Lebens als politischer Gefangener in Ungarn im Gefängnis verbracht. Seine berufliche Karriere war dadurch stark beeinflußt. Aber Tibor hat nie aufgegeben; er ist bis zum heutigen Tag ein Kämpfer geblieben.

Wir haben ihn nach der friedlichen Revolution 1989 kennengelernt. Zum ersten Mal trafen wir mit ihm auf einer Konferenz der Organisation der politischen Gefangenen von 1956 in Ungarn (Pofosz) in Mariazell (Österreich) zusammen. Tibor gehörte zu den Gründungsmitgliedern dieser Vereinigung, die in Ungarn lebten. Seit dieser Zeit haben wir Kontakt zu ihm, und daraus hat sich eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit, man kann sagen eine politische, aber auch eine persönliche Freundschaft entwickelt.

Sehr bald ist Tibor dann für das Schiller-Institut aktiv geworden. Wie Helga bereits in ihrer Rede in Amerika und gestern erneut erwähnte, wurde sie 1990 von Pofosz eingeladen, bei der Revolutionsgedenkveranstaltung für 1956 am 23. Oktober zu sprechen. Diese Veranstaltung fand damals in einem großen Stadion statt, und sie sprach als Präsidentin des Schiller-Instituts vor zehntausend Menschen. Dann haben wir angefangen, Veranstaltungen über das Programm des "produktiven Dreiecks" zu organisieren, und Tibor hat immer die Verantwortung und die Organisation für diese Aktivitäten in die Hand genommen. Aber, was nicht minder wichtig ist, Lyn saß zu diesem Zeitpunkt im Gefängnis. Und man muß sagen, daß das Verständnis, was eine politische Gefangenschaft bedeutet, bei jemandem, der sie am eigenen Leibe erfahren hat, zwar in einem anderen Land und unter anderen Umständen, viel klarer ist, als für jemanden, der im Westen lebte und diese Erfahrung nicht gemacht hat.

Tibor hat sofort die Bedeutung von Lyn erkannt und hat uns von Anfang an bei den Bemühungen geholfen, ihn aus dem Gefängnis herauszubekommen. In diesem Sinne haben die beiden, Tibor und Lyn, nicht nur das Alter gemeinsam - beim ersten Besuch Tibors in Amerika bei Lyn im Gefängnis habe sie festgestellt, daß Tibor einige Wochen jünger ist als Lyn - , sondern sie haben auch eine besondere gemeinsame Erfahrung gemacht, die keiner von uns wirklich in der Tiefe nachvollziehen kann, und die sicherlich auch ein wichtiges Band zwischen diesen beiden Menschen darstellt.

Tibor hat nicht nur Lyn, sondern auch Dennis Small im Gefängnis besucht, der sich sicherlich noch gut daran erinnern kann; aber auch Mike Billington, Paul und Anita Gallagher, Shelley Asher, Will Wertz. Er hat sich also um alle unsere politischen Gefangenen gekümmert. Und er hat sich nicht nur um die Inhaftierten gekümmert, sondern er hat sich jeweils auch um die Ehemänner und Ehefrauen in Freiheit gekümmert: Ich denke, das ist sehr wichtig zu betonen, denn nicht nur derjenige, der zu Unrecht im Gefängnis sitzt, nimmt viel auf sich, sondern diese Last wird vom Partner, der in Freiheit lebt, geteilt. Tibor hat immer auf der Seite Helgas gestanden und hat ihr in diesem Kampf geholfen. Endlich, 2001, war es dann soweit, daß Tibor Lyn zum ersten Mal in seiner ungarischen Heimat in Budapest zu einem Seminar empfangen konnte.

Ich möchte Dir an dieser Stelle herzlich danken, Dir noch einmal alles Gute zum Geburtstag wünschen. Ich danke für Deine Freundschaft, für Deine Zuverlässigkeit, für Deinen Rat und für die Stütze, die Du allen politischen Gefangenen und ihren Frauen in der schweren Zeit der Inhaftierung gewesen bist und für Deine unermüdlichen Bemühungen, Menschen in Ungarn für die Ideen des Schiller-Instituts zu gewinnen.

Zurück zum Anfang Zurück zum Konferenzbericht