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  Januar 2004 Journal (Texte)

Mendelssohn statt Scharon

Das schwedische Schiller-Institut und Mitglieder der LaRouche-Bewegung intervenierten auf der Vierten Konferenz gegen Völkermord in Stockholm gegen die anglo-amerikanische Kriegspolitik und das Vorgehen Scharons.


Die jüdisch-humanistische Tradition lebt

Vom 26.-28. Januar veranstaltete die schwedische Regierung in Stockholm die vierte und letzte internationale Konferenz zum Thema "Völkermord verhindern". Die Idee zu den Konferenzen entstand im Zusammenhang mit der Sorge über vermehrte neonazistische und fremdenfeindliche Vorfälle in Schweden in den letzten Jahren. So hatte ein Scharfschütze gezielt auf Einwanderer geschossen, eine Moschee in Trollhättan wurde durch einen Brandanschlag von Neonazis zerstört, und es gab Anschläge verwandter satanistischer Gruppierungen auf mehrere Kirchen. Zwei Polizisten wurden von Neonazis brutal ermordet, Helsingborg entwickelte sich zur weltweit führenden Stadt bei der Produktion rechtsextremer Musik, und zwei ausländerfeindliche Parteien errangen Erfolge bei Kommunalwahlen.

Die schwedische Regierung organisierte gegen diese Entwicklungen eine Konferenz sowie ein Bildungsprogramm zum Gedenken an den Holocaust. Das "Internationale Stockholmer Forum zum Holocaust: Erziehung, Erinnerung und Forschung" fand erstaunlich große und hochrangige internationale Beteiligung. Leider vergab Ministerpräsident Göran Persson die Chance, die wirklichen Hintermänner des Völkermordes in Afrika oder im Mittleren Osten anzuklagen und die anglo-amerikanische Kriegspolitik anzugreifen. Es war peinlich, wie er den Vorwurf des Völkermords nur gegen die Verlierer internationaler Konflikte erhob.

Die diesjährige Veranstaltung war rein akademisch: Es wurde nur über die Vergangenheit gesprochen, und das nur politisch korrekt. Noch schlimmer, der ruandische Präsident Paul Kagame, einer der Hauptschuldigen des Völkermordes in Ruanda und dem Ostkongo, durfte sich als Redner darüber auslassen, wie angeblich seine Soldaten Völkermord beendet hätten.

Diesen Schleier der Heuchelei zerriß das schwedische Schiller-Institut mit einem Flugblatt, das während der Konferenz verteilt wurde. Darin heißt es: "Das große Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das heute die ganze Welt bedroht, ist der Plan, einen neuen Religionskrieg zwischen der westlichen Welt und dem Islam anzuzetteln." Diese Gefahr gehe von den Neokonservativen in Amerika um Vizepräsident Cheney aus, die wahllos Regierungen mit "vorbeugendem Krieg" bedrohen. Die israelische Regierung Scharon sei dabei ein Handlanger. Israel solle benutzt werden, um Krieg gegen arabische Länder anzufangen, nur um dann in dem Religionskrieg selbst als Nation unterzugehen.

Vor der Konferenz gab es Spannungen zwischen Israel und Schweden. Der israelische Botschafter Zvi Mazel griff ein modernes Kunstwerk eines jüdischen Künstlers, welches das israelische Vorgehen in den besetzten Gebieten anprangerte, tätlich an. Sein Verhalten war in Schweden ein großer Skandal. Dann drohte Israel, die Veranstaltung zu boykottieren, wenn das Kunstwerk nicht aus der Ausstellung zur Konferenz entfernt werde. Göran Persson erklärte schließlich, dann werde die Konferenz eben ohne Israel stattfinden.

Im Zuge dieses Streits enthüllte Scharon, daß Israel und Schweden eine Art Absprache hatten, das Nahostthema aus der Konferenz herauszuhalten. Sogar der geplante Titel "Terrorismus und Konflikt" wurde auf Drängen Israels aufgegeben, und es wurden keine palästinensischen Vertreter eingeladen. So aber war der Nahostkonflikt in aller Munde. Und das Schiller-Institut sorgte dafür, daß bei der Konferenz - wenn auch nicht im offiziellen Teil - Cheneys Politik ein Hauptgesprächsthema wurde.

Die jüdisch-humanistische Tradition lebt

Am Tag nach der Konferenz waren die Initiatoren der "Genfer Initiative" Gast der schwedischen Regierung am Internationalen Olof-Palme-Zentrum in Stockholm. Der Knessetabgeordnete Avraham Burg schilderte dort bewegend, wie Araber und Israelis seines Alters gemeinsam aufwuchsen und die derzeitige israelische Politik als große Gefahr empfinden.

Mitglieder des Schiller-Instituts und der LaRouche-Bewegung trafen Burg vor dem Tagungsgebäude und versicherten ihn ihrer Unterstützung. Seine Initiative entspringe dem Geist der jüdischen Renaissance, wie sie Moses Mendelssohn verkörpere. Burg war sichtlich überrascht, im Zusammenhang mit Politik den Namen Mendelssohn zu hören, und nahm gerne ein Exemplar der Zeitschrift Fidelio mit einem ausführlichen Artikel über Mendelssohn. Vor Beginn der Konferenz verteilten Mitglieder der LaRouche-Bewegung an alle Anwesenden die Broschüre Children of Satan II und ein englischsprachiges Flugblatt, und sie nutzten die Gelegenheit, nach Ende der Veranstaltung mit zahlreichen Teilnehmern zu diskutieren.

Ulf Sandmark

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