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März 2006 | Journal (Texte) |
"Papiere mit Zahlen darauf sind eigentlich bedeutungslos"Muriel Mirak-Weißbach von der EIR-Redaktion sprach am 14. Juni bei der Perdana Leadership Foundation im malaysischen Putrajaya mit dem früheren Ministerpräsidenten Malaysias Dr. Mahathir Mohamad.
Dr. Mahathir: Nun, ob es so dramatisch wird oder nicht, dies ist sicherlich die Richtung. Es wird so kommen, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, wenn die USA nicht die Ausgaben kürzen und aufhören, von geborgtem Geld zu leben. Das (US-)Defizit ist furchtbar, es kann nicht bezahlt werden. Das einzige, was die USA am Leben erhält ist, daß Länder den Dollar immer noch als Zahlungsmittel für ihre Waren akzeptieren. Aber das ändert sich allmählich. Viele Länder würden gerne andere Währungen verwenden, Euro, Yen oder sogar Gold. Aber die USA drohen ihnen. Wenn auch nur ein paar Länder den Dollar nicht mehr akzeptieren, würde er noch weiter an Wert verlieren. Wenn man bedenkt, daß die USA technisch bankrott sind, hätte das Geld überhaupt keinen Wert mehr. Dann werden die USA in einer schlimmen Lage sein. Und weil die USA ein großer Markt für viele Waren aus aller Welt sind, wird der Verlust dieses Marktes für die asiatischen Volkswirtschaften schlimme Folgen haben. Malaysia ist ein kleines Land, aber es ist der zehntgrößte Handelspartner der USA. Unser Handel mit den USA umfaßt 44 Mrd. Dollar, bei einem Gesamtvolumen von 200 Mrd. Dollar. Das sind mehr als 20%. Wenn die USA nichts mehr kaufen können, wird uns das alle treffen. Es wird auch viele andere Länder treffen, z.B. China.
Der Lebensstandard in den USA ist von den billigen Importen abhängig. China hilft den USA, ihre Preise niedrig zu halten. Aber wenn man den Renminbi aufwertet und damit den Dollar faktisch abwertet, werden die USA keine chinesischen Produkte oder Produkte anderer Länder kaufen können. Das wird den Menschen in den USA eine sehr schwere Last auferlegen. Sie werden dann höhere Löhne verlangen, um weiter einkaufen zu können. Die USA könnten ihre gewaltigen Rüstungsausgaben verringern. Sie geben Billionen für die Verteidigung aus, und das belastet die USA. Das sind unproduktive Dinge, sie bringen keinen Gewinn. Man gewinnt nichts aus der Produktion von Waffen. Man verkauft sie an das eigene Militär und an andere Länder, aber man schafft nichts. Wenn man also immer mehr Geld für Waffen ausgibt, leidet die Wirtschaft darunter. Der Wert der Währung leidet, und letztendlich wird man arm. Arm zu werden ist etwas, was die USA nicht akzeptieren können. Wenn man die Währung abwertet oder von anderen verlangt, die Währung aufzuwerten, sagt man praktisch: "Bitte macht uns arm!"
Aber es gibt Gründe für diesen Terrorismus, die die USA nicht sehen wollen. Weil sie sich weigern, diese Ursachen einzugestehen, können sie nicht damit fertig werden. Sie sind überzeugt, daß sie durch den Einsatz militärischer Gewalt alles in den Griff bekommen. Aber der Irak ist eine Katastrophe. Ich habe davor gewarnt. Ich habe an Präsident Bush geschrieben, er solle den Irak nicht angreifen. Ich schrieb an Blair und Chirac, es verschlimmere die Sicherheitslage, den Terrorismus. Wie man sieht, kommen sie nicht an das irakische Öl heran, und der Ölpreis steigt weiter. Und die Summen, die sie im Irak ausgeben, sind ungeheuer. Heutzutage ist das nicht mehr so, daß man ein Land erobert, es besiegt, einen Friedensvertrag unterzeichnet, und dann ist alles vorbei. Man kann ein Land vielleicht erobern, aber die Menschen werden weiterkämpfen, und man muß eine gewaltige Militärpräsenz unterhalten. Was nützt es, in den Irak einzumarschieren? Gut, man beseitigt Saddam Hussein, aber das Land hat man immer noch gegen sich. Das kostet die USA gewaltige Summen. Hier liegt das Dilemma: Wenn man abzieht, wird ein ähnliches Regime wiederkehren, wenn man bleibt, werden die Kosten unbezahlbar. Wenn man also versucht, die finanziellen Probleme durch einen weiteren Krieg zu lösen, dann mag das die Aufmerksamkeit ablenken, aber das finanzielle Problem wird sich verschlimmern.
Aber wenn man z.B. volle Golddeckung hat, oder andere Edelmetalle, und der Handel in Gold bewertet wird, dann fühlen die Menschen sich sicherer. Der Wert ist vorhanden, er ist greifbar. Geld ist keine Ware. Man kann Geld nicht handeln. Man kann Kaffee, Tee, Zucker usw. handeln. Wenn etwas geschieht, dann hat man Tee oder Kaffee. Deshalb habe ich immer diese absurde 500-Milliarden-Dinar-Note bei mir.
Wenn er nicht in dem Maße stärker wird, wie er sollte, geschieht zweierlei. Erstens führt die Abwertung des Dollars zu einer Abwertung unserer Währung, und deshalb steigen die Preise unserer Importe, z.B. Öl. Der Preis des Öls würde nicht so stark steigen, wenn der Ringgit an einen höheren Wert gebunden wäre... Zweitens kann man die Wirtschaft besser steuern, wenn man den Wechselkurs festlegt. Denn die Menschen neigen zum Gewinnstreben. Wenn die Währung stärker wird, geben sie den Nutzen der stärkeren Währung nicht an die Warenpreise weiter. Sie verkaufen immer noch zum alten Preis. Und wenn man mit einer stärkeren Währung den alten Preis bezahlt, verliert man Geld. Wenn die Regierung den Kurs festlegt, sagen wir um 10% aufwertet, dann werden die importierten Güter 10% billiger. Aber wenn der Markt entscheidet, wissen die Menschen nicht, wann der Kurs steigt und wann er fällt. Die Regierung kann dann nicht verlangen, daß die Waren billiger werden. Sie verliert also diesen Handlungsspielraum. Sie verliert diese Möglichkeit, die Bewegung der eigenen Währung zu nutzen.
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