Zurück zum Journal

  April 2005 Journal (Texte)

Der Wiederaufbau der physischen Wirtschaft ist machbar!

Von Lyndon LaRouche

Kernpunkt von Lyndon LaRouches meisterhafter Rede vom 7. April 2005: Souveräne Regierungen müssen das durch private Finanzinteressen ruinierte Weltfinansystem einem Bankrottverfahren unterziehen und die wesentlichen Kapazitäten physischer Wertschöpfung wiederaufbauen. Es folgen die wichtigsten Auszüge.

Immer mehr einflußreiche Leute in aller Welt, darunter in den USA, sagen nun etwas ähnliches wie das, was Präsident Clinton im September 1998 nach dem Zusammenbruch der Spekulation mit russischen Staatsanleihen sagte: daß die Welt anstelle des gegenwärtigen IWF-Systems eine neue Finanzarchitektur braucht.

Was gestern im italienischen Parlament geschah - wo man das, was mit mir erarbeitet worden war, nach einer angeregten Debatte beschlossen hat - , ist typisch. Es beschäftigt viele auf der Welt: Wir brauchen eine neue Finanzarchitektur für die Welt. Unter der jetzigen geht nichts mehr. Unklar ist vielen jedoch, wie diese Architektur aussehen soll.

Niedergang nicht erst seit G.W. Bush

Die USA stecken jetzt in der größten Finanz- und Währungskrise seit ihrer Gründung.

Viele werden inzwischen zugeben, daß wir eine allgemeine Auflösung des Weltwährungssystems erleben, die 2001 mit dem Amtsantritt des gegenwärtigen Präsidenten George W. Bush jun. begann. Was sie aber noch nicht zugeben wollen, ist, daß Bush zwar die Lage verschlimmert hat, daß er aber nur einen Prozeß der Zerstörung der amerikanischen Wirtschaft fortgesetzt hat, den Regierungen lange mit Zustimmung oder stillschweigender Duldung des Volkes betrieben haben.

Diese Zerstörung läuft seit mindestens drei Jahrzehnten. Das wurde sichtbar, als die USA den Krieg in Vietnam anfingen. Akut wurde es, als eine rechtsradikale Regierung - praktisch mit faschistischen Absichten - antrat, die Regierung von Präsident Richard Nixon. Und seit dieser Zeit, besonders seit den Ereignissen vom August 1971, haben sich die USA selbst zerstört - nicht in kleinen Schritten, sondern mit Riesenschritten.

Wir müssen also nicht nur die Fehler des jetzigen Präsidenten korrigieren - und seine Fehler sind gewaltig, monströs - , wir müssen zumindest einer Mehrheit im Volk und unter führenden Politikern der Demokraten und Republikaner klarmachen, daß sie selbst an der wirtschaftlichen Zerstörung der USA und der Sicherheit der Welt mitschuld sind. Denn wir stehen wirklich gefährlich nahe an einem neuen Finsteren Zeitalter.

Unter Franklin Roosevelt haben wir uns in den 30er und frühen 40er Jahren von einer Großen Depression erholt. Das ist ein Präzedenzfall, den jetzt viele, insbesondere in der Demokratischen Partei, akzeptieren.

Aber diesmal ist unser Problem viel größer.

Die Einstellung, die wir aus seiner Politik ableiten können, war erfolgreich und wird im allgemeinen auch heute funktionieren. Aber das reicht nicht aus. Die US-Wirtschaft wurde in den letzten drei Jahrzehnten viel weiter zerstört als nur um 50% (wie von 1929-33). Wir haben ihr viel größeren permanenten Schaden zugefügt als damals.

Roosevelt organisierte den Aufschwung, indem er auf Mittel zurückgriff, die noch vorhanden waren: Farmen, Fabriken, die ganz oder weitgehend geschlossen waren, aber wieder benutzt werden konnten, Arbeitskräfte mit produktiven Fähigkeiten, die wir in den 20er Jahren hatten. Das mobilisierte er, schuf Neues dazu und organisierte so den Aufschwung.

Doch insbesondere unter dem Einfluß des "Kongresses für kulturelle Freiheit" in den 50er Jahren ist die amerikanische Bevölkerung heruntergekommen. Damals kam das Syndrom der "weißen Kragen" auf: Die Menschen zogen aus den Städten in die Vororte.

Und die Generation, die wir heranzogen - die "Babyboomer" oder "68er" - , verlor weitgehend den moralischen Charakter, auf den wir uns zu Roosevelts Zeit noch verlassen konnten, um aus der Depression herauszukommen und den großen Kampf gegen den Faschismus zu führen. Ohne die USA und ohne Roosevelt hätte es ab den 40er Jahren ein Nazi-Weltreich gegeben.

All die lieben Nachkriegskinder aus den Vorstädten, wo man sich bei der Arbeit die Hände nicht schmutzig machte und man ständig log, um erfolgreich zu sein, haben die Schocks seit 1962 - die Kubakrise, den Mord an John F. Kennedy und den Vietnamkrieg - nicht verkraftet und brachen moralisch zusammen. Das war der Wertewandel der "68er".

George Shultz & Co.

Diese Generation floh aus der Wirklichkeit. Sie haßten Industrie, Landwirtschaft, Arbeit, bei der man sich die Hände schmutzig macht. Sie wollten eine neue Kultur. Sie knickten moralisch ein, und das ermöglichte den Industrieabbau und die anderen kulturellen Veränderungen, durch die mit Nixons Amtsantritt der Faschismus drohte.

Das lag weniger an Nixon selbst. Er war ein gebrochener Mann. Er war kein guter Mensch, aber es war nicht er, der Faschismus plante. Das waren Leute, die immer noch da sind, auch wenn Nixon inzwischen tot ist.

George Pratt Shultz ist immer noch da. Die gegenwärtige amerikanische Regierung ist eine Regierung von George Shultz. Er hat die Regierung Bush zusammengestellt. Er sammelte Condoleezza Rice in Kalifornien auf und ließ sie die sog. "Vulkane" organisieren. Er beauftragte Dick Cheney, eine neue Regierung Bush unter George W. Bush jun. zu organisieren. Er steckt hinter dem Vorstoß zur Rentenprivatisierung nach dem (chilenischen) Modell, das er gut kennt, weil er selbst dem Nazi Augusto Pinochet an die Macht verhalf. Und das mit Hilfe alter Nazis, die Allen Dulles an Land gezogen hatte, um in Südamerika die mörderische "Operation Condor" durchzuziehen.

Shultz & Co. hatten das Sagen in der Regierung Nixon. Shultz stand hinter Kissinger, der 1975 die Krise im Libanon anzettelte, die heute wieder aufflammt. Kissingers Untaten gehen eigentlich auf das Konto von Shultz. Shultz war es, der "Conan, den Barbaren" zum Gouverneur von Kalifornien machte.

Die Zerstörung der Weltwirtschaft

Die Zerstörung lief in zwei Phasen ab.

Die erste Phase war die Zerstörung der Struktur des Weltwährungssystems am 15./16. August 1971. Die USA kündigten das Bretton-Woods-System auf. Im folgenden Jahr schlug George Shultz auf der Azoren-Konferenz eine Schlacht gegen das sich widersetzende Frankreich unter Präsident Pompidou. Die USA setzten sich durch und erzwangen so eine Vereinbarung zum IWF, die das System beendete. Die USA verrieten also erst 1971 das System, und dann zerstörten sie es auf der Azoren-Konferenz, die George Shultz leitete.

Seitdem läuft der allgemeine Zusammenbruch des Währungs- und Finanzsystems der Welt und der USA.

Die zweite Phase kam, als der Nationale Sicherheitsberater Henry Kissinger durch seinen politischen "Zwilling" Zbigniew Brzezinski abgelöst wurde.

Brzezinski - nicht Carter, Brzezinski sagte Carter, was er zu tun hatte - zettelte die sog. "kontrollierte Desintegration der US-Wirtschaft" an. Das hatte sich Brzezinskis Gruppe, die Trilaterale Kommission, ausgedacht. Die ganze Regierung Carter war eine Regierung der Trilateralen Kommission. Und sie blieb auch in der Regierung Reagan, in der es mehr Trilaterale gab als in der Regierung Carter/Brzezinski.

Mit der Deregulierung zerstörte Brzezinski die Struktur der amerikanischen Volkswirtschaft. Kissinger, Shultz & Co. zerstörten unter Nixon die internationale Struktur. Brzezinski zerstörte die Struktur im Inland. Alles wurde dereguliert: erst die Landwirtschaft, dann Gütertransport, Luftfahrt, Industrie usw.

Derivate und Rohstoffspekulation

Die nächste Stufe war etwas, wozu ich eine meiner bekannten erfolgreichen Vorhersagen machte. Im Frühjahr und Sommer 1987 warnte ich, es werde bald einen Börsenkrach geben, und der traf genauso ein, wie ich es vorhergesagt hatte.

Die Reaktion darauf war, daß Volcker, der als Chef der Federal Reserve die Zerstörung der US-Wirtschaft geleitet hatte, von Alan Greenspan abgelöst wurde, der noch viel verrückter war.

Greenspan erfand eine ganz neue Wirtschaft: eine Art "Nebenwetten" als Ersatz für reale Wirtschaft. Das waren die "Finanzderivate" und Hedgefonds. Jetzt haben wir die physische Grundlage der Wirtschaft in Europa, den USA und anderswo vernichtet und versorgen uns, indem wir die billigsten Arbeitskräfte der Welt ausbeuten - und nicht einmal das können wir mehr bezahlen wie das Zahlungsbilanzdefizit der USA zeigt.

Nun haben wir durch "Derivate" Schulden aufgehäuft. Niemand weiß, wie hoch die Schulden sind, weil das meiste davon nicht reguliert und verzeichnet ist. Aber sie sind da. Es sind Schuldscheine auf Nebenwetten auf die Weltwirtschaft. Jetzt wird dadurch das Weltsystem zerstört, und wir stehen am Rande eines allgemeinen Zusammenbruchs des Weltfinanz- und Währungssystems wie auch der weltweiten Realwirtschaft. Jeden Augenblick kann die Kettenreaktion einsetzen.

Und was machen die Leute jetzt mit dem spekulativen Geld der Hedgefonds usw.? Sie kaufen Zugriffsrechte auf die künftige Rohstoffversorgung der Erde.

Es gibt z.B. keinen Mangel an Erdöl. Es wird mehr Erdöl als nötig gefördert, um den Bedarf der Welt zu decken. Warum steigt der Preis dann rasant an, auf bald 60 Dollar je Faß und noch höher? - Einige sagen einen Preis von 140 Dollar voraus, dabei wäre 25 Dollar ein ausgeglichenes Preisniveau! - Warum? Zuwenig Erdöl? Nein. Das ist keine Frage des "Marktes" oder von "Angebot und Nachfrage", wie ein paar Narren sagen.

Was geschieht? Mit der Waffe der Finanzderivate und Hedgefonds streitet man um den Zugriff auf die künftige Versorgung mit allen wichtigen Rohstoffen der Erde!

So ist es beim Stahl. So ist es bei allen Arten von Rohstoffen und ihren Derivaten auf der Welt. Diese Leute greifen so nach der Macht, um die Welt zu übernehmen und zu zerstören. Sie wollen eine neuartige Welt, wo die meisten Menschen verhungern und einige wenige die Rohstoffe, von denen unsere Existenz abhängt, in den Händen haben.

Das wird hier gespielt.

Es ist völlig ausgeschlossen, daß man eine solche systematische Rohstoffspekulation der Hedgefonds hinnehmen und gleichzeitig eine funktionierende Wirtschaft haben kann. Deshalb schießt die Kollapsfunktion jetzt steil nach oben, und wir sind in einem Bereich, wo ein allgemeiner Zusammenbruch der Weltwirtschaft unmittelbar bevorsteht.

Wir könnten diese Lage unter Kontrolle bringen, wenn ich Präsident wäre und die Unterstützung der richtigen Leute hätte. Ich habe eine Liste von etwa 1500 Leuten, die mir in der Regierung dienen und helfen würden. Wir könnten das unter Kontrolle bringen. Dazu würden wir die Macht des Gesetzes und das Gemeinwohlprinzip anwenden. Im Interesse der USA und in Zusammenarbeit mit anderen Ländern, die diesen Grundsatz teilen, würden wir diese Spekulanten bankrott erklären. Wir würden sie einem Konkursverfahren unterziehen. Wir würden mit diesem Unfug Schluß machen.

Leider ist bisher außer mir und vielleicht wenigen Gleichgesinnten niemand gewillt, das zu tun.

Beispiel General Motors

Ein Ausdruck dieses laufenden allgemeinen Zusammenbruchs ist der Zusammenbruch von General Motors und vielen anderen Industrieunternehmen in aller Welt. Wenn man nichts gegen den Zusammenbruch von General Motors tut, bedeutet das wegen der kettenreaktionsartigen Folgen einen völligen Zusammenbruch der Volkswirtschaft.

GM ist nicht auf dem üblichen Weg zu retten, wie damals Chrysler. Was einige Finanzleute vorhaben, ist keine Rettung von GM, sondern die Ausschlachtung. Das ist gegenwärtig der Plan der Federal Reserve. Ich habe wenig Sympathie für das Management von GM, ich halte es für ziemlich inkompetent. Aber ich meine, es gibt bessere Wege, ein schlechtes Management loszuwerden, als das ganze Unternehmen kaputtzumachen! Denn General Motors bildet mit seinen Industriebetrieben die größte Ansammlung von Werkzeugmaschinenkapazität im Automobilbau und verwandten Bereichen.

Tatsächlich bauen wir zuviele Autos. Es lassen sich derzeit einfach nicht genug Autos auf dem gegenwärtigen Preisniveau verkaufen, um die Automobilbranche zu retten. Dagegen kann man nichts tun. Aber: Die Autoindustrie hat diese wertvolle Kapazität an Werkzeugmaschinen, die unersetzlich ist! Neben dem Luft- und Raumfahrtsektor ist die Autobranche die letzte verbliebene Kernkapazität an Maschinen und Anlagen - womit man auch alles mögliche andere herstellen können als Autos...

In der Nachkriegszeit organisierten einige Interessen, darunter General Motors und General Electric und die Wall Street, eine große Immobilienblase - die Vorstädte. Präsident Eisenhower setzte damals das Gesetz für eine Nationale Verteidigungsautobahn durch. Dahinter steckte die Überlegung, daß Eisenbahnen im Krieg durch Bombenangriffe verwundbar sind und man ein zweites Verkehrsnetz brauchte, um unter Kriegsbedingungen die Infrastruktur der Wirtschaft aufrechtzuerhalten.

Aber dann kamen ein paar Schlaumeier, u.a. bei Sears Roebuck, und sagten: Eine wundervolle Idee! Wir werden noch was anderes machen: Wir werden die Fabriken aus den Städten in die Vorstädte verlegen. Wir werden um große Einkaufszentren herum neue Vororte bauen. Die Menschen werden dorthin umziehen. Und dann bekommen wir eine Wirtschaft auf der Grundlage von Autobahnen anstelle von Eisenbahnen oder Massenverkehr. Also (und General Motors machte mit) laßt uns die Eisenbahnen ruinieren!

Wir bauten zuviele Autos. Damit wurde diese wunderbare Sache erfunden: Der Stau!

Wir müssen unsere Wirtschaft umstellen.

Die Kosten des Erdöls sind nicht das Problem. Es ist die Frage, wie man den Finanzinteressen, die den Ölpreis hochtreiben, entgegentritt. Es ist kein Mangel an Erdöl in Sicht. Trotzdem ist es falsch, sich so auf das Erdöl zu verlassen. Erdöl und Erdgas sollte man lieber als Ausgangsstoffe für die Chemische Industrie verwenden, statt sie zu verbrennen. Wir haben viel bessere Formen der Energie, etwa die Kernkraft. Ein gasgekühlter Hochtemperaturreaktor oder ähnlich moderne Reaktoren können in allen Teilen des Landes leicht Wasserstoff als Nebenprodukt erzeugen, und so kann man vor Ort Brennstoffe aus Wasserstoff herstellen. Dann muß man kein Öl importieren.

Eine Wirtschaft auf der Grundlage von Wasserstoff als Brennstoff für die chemische Seite des Energienetzes ist viel besser. Auch Hochtemperaturreaktoren sind viel effektiver. Sie sind billiger zu unterhalten und eröffnen neue technische Möglichkeiten.

Wie schaffen wir eine solche Veränderung? Wir wenden uns an die Automobilindustrie! Wir wenden uns an die Abteilungen für Werkzeug- und Formenbau im Automobilsektor und ähnlichen Bereichen. Hier arbeiten Menschen, die Gefahr laufen, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Wenn sie arbeitslos sind, verlieren wir ihre Fähigkeiten. Für eine moderne Wirtschaft braucht man Maschinen- und Anlagenbauer. Wenn wir ein neues Verkehrsnetz für die USA und alles, was damit zusammenhängt, aufbauen wollen, dann müssen wir diese Leute beschäftigen, damit sie uns die notwendigen Maschinen für die neuen Industriebetriebe bauen.

Ihr wollt ein neues Bahnnetz? Wir können ein ausgezeichnetes Bahnnetz für verschiedene Arten von Fahrzeugen bauen, auch Magnetbahnen. Diese Leute können alles. Sie können die Produktion für die meisten Produkte innerhalb eines Jahres umstellen, so wie sie es in der Autoindustrie auch gemacht haben. Sie wissen, wie es geht. Also sollten sie nicht arbeitslos werden!

Man sollte sich damit abfinden, daß man weniger Autos baut. Das wäre gut. Statt dessen sollten wir den öffentlichen Massenverkehr ausbauen. Schaffen wir ein neues, landesweites Bahnnetz, das die USA wirtschaftlicher macht.

In dem Maße, wie man Maschinen- und Anlagenbauer beschäftigt, kann man dann auch ungelernte oder angelernte Arbeitskräfte heranziehen und sie höher qualifizieren. Jedes große Bauvorhaben und jedes größere Unternehmen hat diesen Charakter.

Man muß also bei einem Wirtschaftsaufschwung für die Vereinigten Staaten oben anfangen: bei den Arbeitskräften im Hochtechnologiebereich; um sie herum organisiert man industrielle und andere Projekte, und in diesen findet dann ein viel größerer Anteil an ungelernten und angelernten Arbeitskräften Beschäftigung. So wie wir es schon mit der Tennessee Valley Authority unter Roosevelt gemacht haben.

Die Amerikas und Eurasien

Viele Teile Nord- und Südamerikas wurden durch die Politik seit 1971 ruiniert. Das sind Gebiete mit viel Rohstoffen, großer und wachsender Bevölkerung und viel Potential. Sie brauchen ein vom wissenschaftlichen Fortschritt angetriebenes Programm, damit sie verwirklichen können, was sich die Gruppe um Uribe in Kolumbien, Chavez in Venezuela, Lula in Brasilien usw. kürzlich zum Ziel gesetzt hat. Sie brauchen ein großes, gemeinsames Programm zum Infrastrukturausbau, damit sie ihre Länder koordiniert entwickeln können. Wenn sie Erfolg haben wollen, brauchen sie unsere Mitarbeit.

Wir haben also eine Vision für weltweite Arbeitsteilung: innerhalb der Amerikas, innerhalb Eurasiens und zwischen den beiden.

Das ist eine Perspektive zur wirtschaftlichen Umstrukturierung der Welt, indem wir gegen die Gefahr der wirtschaftlichen Zerstörung Maßnahmen ergreifen, um die Wirtschaft zu retten und unsere Fehler zu berichtigen.

Die große Lösung

Das bringt uns zu einer anderen Frage: Wie finanzieren wir das?

Da sind Arbeitslose. Da sind Bedürfnisse des Verbrauchs. Da ist ein zusammenbrechendes Gesundheitswesen. In dieser Lage sagen einige, z.B. im Kongreß: "Laßt uns versuchen, das Problem zu beheben." Aber man kann keinen Menschen heilen, den man gerade umgebracht hat, und man kann nicht etwas reparieren, was gar nicht da ist! Und vieles, was manche Leute reparieren wollen, ist in unserer Wirtschaft gar nicht mehr da. Das Gesundheitswesen ist ein Beispiel. Denken wir an das Gesundheitswesen in England oder in Kanada. Dort hat jeder Mensch ein Recht auf Krankenversorgung. Aber ist sie auch verfügbar? Nein! Man kann gar keine angemessene Krankenversorgung liefern. Jedenfalls nicht rechtzeitig. "Sie könnten morgen sterben? Gut, wir behandeln Sie in sechs Monaten."

Die Tendenz im US-Kongreß ist, sich die Sache zu einfach zu machen. Man verspricht, etwas zu reparieren, obwohl es gar nicht mehr da ist. So wurde z.B. seit 1973, als die HMOs eingeführt wurden und das Hill-Burton-Gesetz abgeschafft wurde, das amerikanische Gesundheitswesen zerstört. Im Kongreß reden sie von Krankenversorgung, aber keiner tut etwas für ein neues Gesundheitssystem, das wir als Ersatz für das alte, zerstörte System bräuchten. Wenn eine schwangere Frau in Lebensgefahr ist, gibt es dann ein Krankenhaus in der Nähe, zu dem wir sie rechtzeitig bringen können? Können wir das nicht, dann stirbt sie...

Das bringt uns auf ein sehr interessantes, kleines Problem, das seine amüsante Seite hat, aber auch einen anderen Aspekt. Was ist das Problem? Das Problem ist das Weltfinanzsystem, das internationale Bankensystem. Die Vereinigten Staaten sind in einiger Hinsicht im Vergleich zu Europa in einem einzigartigen Vorteil.

Vor dem Pariser Vertrag 1763 hatten die Menschen in Nordamerika einen gewissen Grad an Freiheit für regionale Entwicklung. Sie sahen sich nicht als Teil von England, nicht als Teil der britischen Monarchie, sondern nur dem britischen Monarchen unterstellt, der eine parallele Autorität als König der späteren Vereinigten Staaten und des Vereinigten Königreichs hatte. Aber das britische Parlament hatte keine Entscheidungsbefugnis über die Entwicklung Nordamerikas.

1763 übernahm die Britische Ostindiengesellschaft die Macht. Im Rahmen eines imperialen Arrangements ging sie daran, die unabhängige Entwicklung in Nordamerika zu zerschlagen. Dies führte zur Abspaltung, zur Revolte Nordamerikas. Man warf der britischen Monarchie vor, sie habe Nordamerika verraten, indem sie es an das britische Parlament verkaufte - oder vielmehr den Interessen hinter dem britischen Parlament, also der Britischen Ostindiengesellschaft.

Wir entwickelten also in unserem Land mit der Unabhängigkeitserklärung und der Verfassung eine neue Regierungsform, die wirklich souverän war. Aber aufgrund der Entwicklung in Europa waren wir vor Lincolns Sieg über die Konföderation (der Südstaaten) nie in der Lage, unsere Souveränität international auch auszuüben.

Uns hinderte das Geschehen in Frankreich, wo mit der Französischen Revolution, die von der Britischen Ostindiengesellschaft gesteuert war, das Potential, eine konstitutionelle Monarchie und so etwas ähnliches wie die Vereinigten Staaten zu werden, zunichte gemacht wurde. Und der Aufstieg des Räubers Napoleons und ähnliche Dinge führten dazu, daß Europa niemals einen wirklichen Nationalstaat entwickelte. Wir haben in den USA - jedenfalls nach unserer Verfassung - ein präsidiales Verfassungssystem, in dem die Regierung laut Gesetz die höchste Autorität ist, in Europa ist dies nicht der Fall. Bis heute gibt es dort kein solches System.

Im europäischen System und im internationalen System von heute wird die Welt nicht von den Regierungen regiert. Die Welt wird von einem Schleimpilz regiert - so würden es die Biologen jedenfalls nennen - , von einer internationalen monetären und finanziellen Oligarchie. Diese Oligarchie besteht im wesentlichen aus den sogenannten "unabhängigen" Zentralbanksystemen. Und insbesondere mit der Annahme des Federal-Reserve-Aktes haben wir in den USA die Imitation eines europäischen Zentralbanksystems eingeführt.

Die europäischen Zentralbanksysteme haben eine höhere Autorität als die Regierungen, d.h. die Regierungen müssen eine unabhängige Autorität in finanziellen und verwandten politischen Fragen akzeptieren. Das Zentralbanksystem diktiert es. Europa als Ganzes wird von einem Konsortium privater Zentralbanken beherrscht, und der Bezugspunkt für dieses Konsortium ist die Gründung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich 1930, die heute ein wesentlicher Teil dieses Systems ist.

Das gegenwärtige Weltfinanzsystem, das Zentralbanksystem und das System der Federal Reserve sind selbst ein solcher "Schleimpilz". Das Zentralbanksystem handelt, als wäre es mächtiger als die Regierungen, und solange die Regierungen dieses hinnehmen, ist es mächtiger als die Regierung. Dieses System wurde seit 1971-72 unbehindert durchgesetzt.

Aber was ist dieses System? Es ist nicht von der modernen Gesellschaft geschaffen. Es ist ziemlich alt. Man kennt es als das System des Mittelalters, das Feudalsystem, das mit dem Niedergang der Macht von Byzanz entstand, das zum Aufstieg Venedigs als Seemacht und internationale Finanzmacht führte (siehe Neue Solidarität Nr. 14/2005)...

Aber wir (das Volk) sind die Regierung. Wir sollten sie jedenfalls sein. Wir sollten verantwortlich sein für die Bedingungen, die wir schaffen oder zulassen, daß sie unserem Volk aufgezwungen werden. Wir haben in einer modernen Zivilisation die Verantwortung, das Gemeinwohl zu verteidigen - das Gemeinwohl nicht nur unserer eigenen Nation, sondern auch, gemeinsam mit anderen Nationen, das Gemeinwohl der Menschheit.

Wir stehen vor dem Ruin, der vermeidbar ist. Wir könnten sofort die Kreditinstrumente schaffen, auf die ich gleich kommen werde - die Kreditinstrumente, durch die wir die Welt aus ihrem gegenwärtigen Durcheinander herausholen können. Ohne Zaubertricks. Nur durch gute, solide, harte und fortschreitende Arbeit. Wir können das. Dies ist unser Weg. Was müssen wir also tun?

Das Finanzsystem, das uns kontrolliert, ist jetzt bankrott, endgültig bankrott. Allein die Tatsache, daß es sich die Macht von Regierungen zu eigen gemacht hat, um sich vor der Schließung zu bewahren, ist der Grund, warum es immer noch existiert.

Das Finanzsystem ist keine Regierung, es hat keine verfassungsmäßige Autorität zu regieren, es ist ein privates Unternehmen. Und was tut man, wenn ein privates Unternehmen bankrott ist? Die Regierung hat die Verantwortung dafür, daß ein privates Unternehmen, das bankrott ist, einem Konkursverfahren unterzogen wird. Wenn wir diese Tatsache anerkennen, daß das Weltfinanzsystem, die Finanzoligarchie, ein privates Interesse und kein rechtmäßigen Interesse der Regierung ist, dann fällt es unter die Konkursgesetze der Regierung oder mehrerer Regierungen, die dieses Problem teilen!

Unter diesen Bedingungen unterziehen wir es einem Konkursverfahren. Wir verwenden den Begriff Konkursverfahren so, wie bei jedem Konkursverfahren, um die bankrotte Einrichtung - d.h. die Volkswirtschaft, die unter diesem finanziellen Bankrott leidet - wieder in Form zu bringen, damit sie wieder zu wachsen beginnt.

Wie tun wir das? Wir müssen dazu unsere Aufmerksamkeit vom Finanzkapital als solchem jetzt dem Realkapital (physischen Kapital) zuwenden. Das ist natürlich ein grundsätzlicher Unterschied. Finanzkapital und physisches Kapital entsprechen einander nicht eins zu eins.

Ein Beispiel: Sagen wir, wir bauen ein Kraftwerk. Dieses Kraftwerk hat eine Lebensdauer von 30 Jahren, bevor große Reparaturen und anderes notwendig wird und man einen Neubau oder Umbau finanzieren muß. Wir sagen dann: Gut, wir geben einen Kredit aus, der von einer 25jährigen Lebensdauer ausgeht - auch wenn es tatsächlich 30 Jahre sind. Man bleibt also bei der angenommenen Lebenserwartung dessen, was man baut, "auf der sicheren Seite". Wir geben dann einen einfachen Kredit der Regierung zu 2% Zinsen aus, um soviele dieser Kraftwerke zu schaffen, wie wir brauchen - sagen wir, 25jährige Kredite an eine Institution, von der wir erwarten, daß sie physisch mindestens 30 Jahre existiert.

Auf dieser Grundlage schaffen wir jetzt eine Anzahl von Arbeitsplätzen, um diese Anlage zu bauen, wahrscheinlich über fünf Jahre, denn der Bau eines Kraftwerks, das 30 Jahre arbeitet, dauert wahrscheinlich fünf Jahre. In diesen fünf Jahren werden wir genügend Menschen beschäftigen, um eine Einrichtung zu schaffen, die 30 Jahre besteht und 30 Jahre lang ein physisches Einkommen für die Bevölkerung erzeugt. Das finanzieren wir über 25 Jahre durch eine Finanzanleihe. Auf diese Weise bekommen wir einen Aufschwung.

Als Regierung müssen wir den Kredit schaffen, mit der Autorität und Verantwortung des Staates, der Regierung, als Sicherheit für den Kredit. Indem wir den Kredit auf diese Weise garantieren und organisieren, können wir die Volkswirtschaft so weit ausweiten, daß wir den Einfallsreichtum und die Fähigkeiten haben werden, um diese Arbeit auszuführen.

Wir schaffen praktisch ein Nationalbanksystem. So wie es Roosevelt versucht hat. Ein Hamiltonisches Nationalbanksystem...

Wir müssen anerkennen, daß wir Fehler gemacht haben. Wir müssen erkennen, was diese Fehler waren. Wir müssen erkennen, daß wir Fehler im Denken gemacht haben - wir als Volk, als Regierung, über einen langen Zeitraum von inzwischen etwa 40 Jahren.

Wir sollten nicht mehr so tun, als wäre alles, was wir vor dem Januar 2001 getan haben, gut gewesen. Gerade das, was wir vorher getan haben, hat uns Bush beschert.

Zurück zum Anfang Zurück zum Journal