August 2006 Jugendbewegung

Wie man die Nation zurückgewinnt

Die LaRouche-Jugendbewegung (LYM) veranstaltete im Rahmen des Berliner Wahlkampfs ein Wochenende lang eine "Kaderschule".

Die LaRouche-Jugendbewegung (LYM) in Deutschland befindet sich in einer revolutionären Phase; sie gewinnt neue Mitglieder und arbeitet mit einem gezielten Programm daran, neue Ideen zu entdecken. Wir sind mitten in der heißen Wahlkampfphase in Berlin. Aber wenn es keine Bewegung junger Menschen gibt, die einschreiten und regieren können, was bedeutet dann ein Bürgermeister? Werden wir weiter belanglose "Prominente" ertragen, die nur da sind, um gut auszusehen - oder werden wir dafür sorgen, daß es wieder wahre Staatsmänner gibt?

Mit diesen Gedanken veranstaltete die LaRouche-Jugendbewegung am 19. und 20. August eine Jugendkaderschule. Schon am vorhergehenden Wochenende hatten 16 Gäste den Vortrag "Wer ist Lyndon LaRouche?" besucht, und auch an diesem Wochenende nahmen neben den bereits aktiven Mitgliedern 16 Gäste teil. Diese Teilnehmerzahl ist nur ein Anfang. Wenn wir verhindern wollen, daß die Welt in einen Krach des Finanzsystems, Chaos und einen dritten Weltkrieg abstürzt, müssen immer mehr junge Menschen (und nicht ausschließlich junge) die Ideen entdecken, die notwendig sind, um diese Gefahr eines finsteren Zeitalters abzuwenden.

Für den Wahlkampf in Berlin stürzte sich die LYM in Gruppen auf die Arbeit an der Musik, Friedrich List, Heinrich Heine und Alexander Hamilton. Das Wochenende war nun eine Gelegenheit, die Arbeit dieser Gruppen kennenzulernen.

Einblicke in die Arbeitsgruppen

Helene und Kasia eröffneten die Kaderschule, indem sie die Popmusik in Frage stellten, mit der wir aufgewachsen sind. Diese Musik benutzt simple Gefühlszustände und einfache Sprache und verherrlicht Sex und den Körper. Wir sahen uns ein "altes" Video von Madonna an, und einige bemerkten, daß solche Musikvideos die Künstler gar nicht beim Singen der Songs zeigen. Nach einigem "Rap" und der Frage, was wohl gerade auf Platz 1 der Charts sei, sagte Kasia: "Schluß damit! Laßt uns lieber mal sehen, warum diese Musik so ist." Dann las sie einige erschütternde Zitate von Theodor Adorno, einem Mitglied der Frankfurter Schule, die im Kielwasser des Kongresses für kulturelle Freiheit schwamm. In seinem Aufsatz On popular music sagte Adorno, was man zu erwarten hat, wenn man sich solche Musik anhört; er warnt sogar vor den Leuten, die einen "angreifen", weil man solche Musik hört. Er ermutigt den Gebrauch von Worten wie "Baby" und behauptet, Musik sollte auf einfachen Emotionen, Liebe und Liebesbeziehungen basieren. Helene fragte: "Wo ist hier die Idee? Wo die Wahrheit?"

Peter befaßte sich mit der Pointe bei Witzen, um uns zu zeigen, was die gewitzte Anwendung von Sprache bewirken kann, wie sie abrupt verändert, was man eben noch als Antwort erwartete. Karsten und Stefan sprachen über Kommunikation und zeigten als Beispiel, daß es viele Möglichkeiten gibt, "Hallo" zu sagen - dabei kamen z.T. musikalische Intervalle, Terzen und Quarten, vor. Karsten untersuchte anhand eines Duochords, woher die Töne in der Musik kommen. Gewöhnlich benutzt man ein Monochord (einen Klangkörper mit einer Saite), aber mit zwei Saiten konnte Karsten die C-Dur-Intervalle einfacher vorführen.

Monica und Alina erforschten dann, was das Grundprinzip der Liebe ist: Liebe dessen, was es heißt, menschlich zu sein, oder Agapé. Monica zitierte aus Reden von Martin Luther King, was sehr angemessen war, hatten wir doch am Vorabend den 95. Geburtstag einer Heldin der Bürgerrechtsbewegung, Amelia Boynton Robinson, gefeiert und Lift every Voive and Sing gesungen. Monica demonstrierte dann, was Agapé im täglichen Leben ist, indem sie eine Parabel aus Schillers Kallias-Briefen vorlas. In der Geschichte ist derjenige Mensch der agapische, der ohne Zögern und Zweifel Pflicht und Notwendigkeit vereint, um einem anderen Menschen in Not zu helfen.

Sergej und Kristina demonstrierten die Macht klassischer Musik anhand von Mozarts Ave verum corpus. Wir hörten uns das Stück von einem Vokalquartett an, dann zeigte Sergej, wie Mozart den lateinischen Text erhebt. Mozart wiederholt am Ende die Worte in mortis examine (dt. in der Prüfung des Todes) mit einem lydischen Interval, einer Umkehrung des zweiten Ave des Soprans vom Anfang des Stücks.

Michael Liebig vom Wiesbadener EIR-Büro sprach dann über den Staatsmann Otto von Bismarck (1815-98). Er beleuchtete Bismarcks Allianz mit dem US-Botschafter in Wien John Lothrop Motley sowie US-Präsident John Quincy Adams. Deutschland, das 1789 aus mehr als 300 Fürstentümern und Herrschaften bestand, wurde bis 1870 mit Bismarcks Hilfe vereint. Obwohl kein Ökonom, war Bismarck durch die Explosion wirtschaftlichen Wachstums in den USA nach dem Bürgerkrieg inspiriert und traf sich 1878 mit dem ehemaligen Präsidenten und Bürgerkriegsgeneral Ulysses Grant. Liebig zeigte auch, wie der Tod Kaiser Wilhelms I. und die problematische Kindheit Wilhelms II. dazu führten, daß nicht nur Bismarck aus dem Amt entfernt wurde, sondern auch der Weg hin zu einem neuen Dreißigjährigen Krieg, vom Beginn des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, eingeschlagen wurde.

Am Samstagabend lasen wir Platons Dialog Phaidon, der über die letzten Stunden von Sokrates' Leben berichtet, wo er darüber spricht, was mit der Seele geschieht, wenn man stirbt. Sokrates hatte keine Angst vor dem Tod, anders als seine Freunde, die sofort taten, was er ihnen abgeraten hat: Sie weinten und waren traurig, als er von der Sterblichkeit zur Unsterblichkeit ging.

Friedrich List

Am Sonntagmorgen stellte uns eine weitere Gruppe Friedrich List vor. Thomas und Andreas schilderten sein Leben als politischer Organisator der Zollunion. List brachte tausend Händler dazu, seine Kampagne gegen die Preisunterbietung durch englische Güter zu unterstützen und gegen die 38 verschiedenen Zollsysteme vorzugehen. 1819 organisierte List mit seinem "Deutschen Handels- und Gewerbeverein" eine Tour durch Europa. List brachte Preußen dazu, eine Zollunion zu bilden, die keine Blockade darstellte, sondern die heimische Manufaktur gegen Länder wie England sichern sollte.

Fürst Metternich versuchte, das Anwachsen des Preußischen Zollvereins zu verhindern, indem er einen mitteldeutschen Zollverein in Bayern schuf. 1831 schlossen sich der süddeutsche und der preußische Zollverein zusammen - eine revolutionäre Veränderung der ganzen Lage Deutschlands, da noch keine politische Einheit bestand. 1825 ging List zusammen mit dem Marquis de Lafayette in die USA und gründete eine deutschsprachige Zeitung, den Readinger Adler. Dort schrieb er auch den Grundriß des amerikanischen Systems der politischen Ökonomie, eine Widerlegung von Adam Smiths Wohlstand der Nationen. 1830 wurde List amerikanischer Staatsbürger und wurde von der Regierung nach Paris entsandt, wo er u.a. Verbindungen zu Heinrich Heine knüpfte. Später kam er als amerikanischer Konsul nach Leipzig.

List war auch ein vehementer Verfechter eines nationalen Eisenbahnnetzes. Diese Idee überforderte das Verständnis der Politiker und Händler, man bezeichnete ihn als "Phantasten" und "Programmacher". List dagegen sagte, ein Bahnnetz stärke Deutschlands politische und geistige Kraft, fördere die Künste und Wissenschaften und sei ein Mittel zur Stärkung des nationalen Geistes. Das ist das auch Prinzip hinter dem Infrastrukturprogramm des Produktiven Dreiecks (Paris-Berlin-Wien), der Eurasischen Landbrücke und heute hinter Daniel Buchmanns Politik zur Reindustrialisierung Berlins.

Lists Tod wurde nie genau untersucht. Man sagt, er habe sich erschossen. Obwohl er mit deutschen, der amerikanischen, französischen und belgischen Regierung arbeitete und sein eigenes Vermögen im Kampf für seine Nation einsetzte, kam er nie in eine Position, in der er sein Talent ganz hätte nutzen können.

Florian, Maja und Alexander beleuchteten dann Lists ökonomische Schule: die physische Ökonomie. Florian fragte: "Was ist Wirtschaft eigentlich?" Eine bedeutende konzeptionelle Schrift, Lyndon LaRouches Operation Juarez, entstand im August 1982 im Kontext von LaRouches Dialog mit dem damaligen Präsidenten Mexikos, José Lopez Portillo. Darin schreibt LaRouche, Wirtschaft sei das Mittel, mit dem unsere Gesellschaft langfristig überlebt. Friedrich List hatte eine ähnliche Vorstellung davon, was Reichtum ist: Produktivkraft. Adam Smith dagegen glaubte, es sei nur die Summe aller vorhandenen Güter.

Maja betrachtete Wirtschaft vom Standpunkt der Natur des Menschen und fragte: "Warum wollen wir eigentlich Nationalstaaten verteidigen?" Die Nation sei das Bindeglied zwischen Individuum und Menschheit. Sie blickte zurück auf Jesus Christus als den Organisator einer Bewegung, die noch 2000 Jahre später andauern würde. Wir sollten uns fragen, wie LaRouches Ideen in 2000 Jahren weiter existieren werden. Von dem Standpunkt organisiert Lyndon LaRouche heute Institutionen und die ärmeren 80% der Bevölkerung: Wir müssen uns von den Ketten der selbstauferlegten Sklaverei befreien, die uns an die Erde fesselt, und "Solarianer" (Bürger des Sonnensystems) werden! Maja zititerte Nikolaus von Kues: "Weißt Du, was Gott Dir gegeben hat? Gott hat Dir Dich gegeben."

Alexander reflektierte über Majas Arbeit: "Das ist eine sehr tiefgehende Frage. Was hat das mit Friedrich List zu tun? Was tun wir als politische Bewegung? Lists Beitrag war ausschlaggebend, doch nur ein vages Konzept. LaRouche machte daraus eine Revolution. Jetzt stehen wir am Rande einer neuen Ära der Menschheit." Alexander bemerkte dann, daß Jesus beim Abendmahl nur zwölf Jünger hatte, aber heute die westliche Zivilisation christlich ist. Wo ist der Punkt, an dem die Veränderung geschah? Gibt man einem armen Mann einen Pfennig, wird er dadurch nicht reich, auch wenn man es hundertmal tut. List hatte eine andere Vorstellung von der Schaffung von Reichtum: Ein Eisennetz würde die Menschen glücklicher machen und durch Wirtschaft und Handel verbinden wie Familien. List hatte ein vages Verständnis vom Nutzen des technischen Fortschritts, aber erst nach späteren Durchbrüchen erkennt man die Wirkung, die das Gelebthaben eines Menschen hat.

Alexander forderte uns heraus, die LaRouche-Riemann-Methode zu meistern, damit wir den Regierungen helfen können, zu entscheiden, ob ein Projekt für die Menschheit nützlich sein wird oder nicht. "Man sieht kontinuierlich Veränderung, aber an einem gewissen Punkt findet eine konkrete Veränderung statt. Es ist nicht so, daß man am Sonntag ein finsteres Zeitalter hat und am Montag eine Renaissance. Deshalb versteht ein Empiriker unsere Berlinkampagne nicht. Ihr werdet vielleicht sagen: 'O, ihr habt ein paar gute Ideen?' Aber versteht ihr die Wissenschaft dahinter? Es ist schwierig, sich Menschen auf der Straße in 300 Jahren vorzustellen, die sich fragen, wann das finstere Zeitalter der 68er-Generation aufhörte und die neue Renaissance begann. Doch solltet ihr das im Kopf haben, wenn ihr euer Leben plant!"

Diese hohe Diskussionsebene provozierte die Zuhörer. Einer unserer Gäste sagte: "Es gibt kein richtig und falsch. Es gibt keine Natur des Menschen." Daniel Buchmann versicherte ihm, daß er als Regierender Bürgermeister von Berlin die Menschen nicht zur Veränderung zwingen werde. So fragte er ihn: "Was ist Erkenntnis? Du solltest mir eine Alternative zu einer Gesellschaft zeigen, die auf der Verbesserung der Denkfähigkeit aufbaut."

Hamilton

Schließlich kamen die letzten Vorträge des Wochenendes über Alexander Hamilton. Sein Talent zeigte sich daran, daß er nach sechs Monaten in New York, wohin er als Teenager kam, Griechisch gelernt hatte und Teile der Bibel ins Lateinische übertragen konnte. Seine Studien wurden durch den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg verkürzt, in den er mit 19 Jahren eintrat und in dem er mit dem Marquis de Lafayette die letzte siegreiche Schlacht in Yorktown anführte. Hamilton organisierte seine Mitbürger - als einziger Delegierter für New York - , die amerikanische Verfassung zu unterstützen. Hamilton schrieb drei Berichte an den Kongreß, die das Fundament des Amerikanischen Systems wurden, wie er es nannte: den Bericht über eine Nationalbank, den Bericht über öffentlichen Kredit und den Bericht über das Manufakturwesen.

Jenny und Daniel demonstrierten das Prinzip des Magnetismus anhand von Eisenspänen und zeigten, wie die Einführung einer neuen Singularität, eines neuen Phasenraumes, alles verändert. Bei der Produktion nutzt man das Potential des individuellen schöpferischen Geistes.

Portia beendete die Veranstaltung, indem sie fragte:

"Was tun wir nun mit der Berlinkampagne? Wir wollen eine Million Arbeitsplätze durch neue Industrien. Man sollte von oben darauf schauen. Wir brauchen eine amerikanisch-europäische Zusammenarbeit, speziell beim Herstellen neuer Kraftquellen, wie der Kernkraft. Wir können nicht nur in der Küche sitzen und konsumieren und dann irgendwann schreien 'Mama! Es ist alles aufgegessen!' Wir sollten den in Deutschland erfundenen Transrapid verbreiten - man kann sogar Schiller darin lesen, so ruhig fährt er.

1988 schrieb LaRouche einen Aufsatz zur Verteidigung Alexander Hamiltons. Etwa zur selben Zeit erschien ein Video seiner 1988er Präsidentschaftskampagne, Die Frau auf dem Mars. Dieser Optimismus hat LaRouche dazu gebracht, eine Jugendbewegung aufzubauen. Wenn das die Zukunft der Menschheit der nächsten 50 Jahre ist, dann könnt ihr glücklich sein, daß ihr bei der LYM mitgemacht - oder sie unterstützt - habt. Also fangt an, indem ihr Daniel Buchmann zum Berliner Bürgermeister wählt!"

Doug Mitchell


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