Den komplexen Bereich verstehen

Von Lyndon LaRouche


1. Was ist, physikalisch betrachtet, der komplexe Bereich?
Beispiel: der Nachthimmel
2. Der komplexe Bereich und die Unsterblichkeit des Menschen
Die klassische Ironie
Die Ironie der Souveränität
Im Bereich der Kunst
3. Das Krümmungsprinzip
Wirtschaft: Unter unserer schöpferischen Sonne
Und was ist dann Wirtschaft?
4. Satanismus und Wirtschaft
Nachtrag

Ich werde in der folgenden Schrift aufzeigen, daß Carl Friedrich Gauß' Angriff auf D'Alembert, Euler und Lagrange aus dem Jahr 1799 unausgesprochen mit einschließt: Die drei waren praktisch Satanisten in der philosophischen Tradition des Wilhelm von Ockham im Mittelalter und der beiden Begründer des modernen Empirismus, Paolo Sarpi aus Venedig und dessen Lakai Galileo Galilei, Thomas Hobbes' Lehrer. Ich werde darlegen, daß dieser Vorwurf keine Übertreibung ist, sondern im Gegenteil besonders betont werden muß, wenn man die wesentlichen Punkte und die politische Bedeutung von Gauß' Werk für die Mathematik an sich verstehen will. Dabei werde ich mich auch beispielhaft mit dem Empirismus und seinen Auswirkungen auf die Wirtschaftstheorie befassen - z.B. den zeitgenössischen Monetarismus, der für den Zusammenbruch der Volkswirtschaften in Nord- und Südamerika, Europa, Japan u.a. von 1971 bis heute maßgeblich verantwortlich ist.

Wie ich in früheren Schriften aufgezeigt habe, ist das Entscheidende am philosophischen Reduktionismus, wie z.B. dem Empirismus, daß er die Erkenntniskraft des menschlichen Geistes leugnet - das, was der berühmte Geobiochemiker Wladimir Wernadskij die noetischen Fähigkeiten nennt - , die den Menschen vom Tier unterscheidet, und sogar jedes Wissen darüber ausmerzen will.1 In der Politik wie im Rechtswesen ist dieses Leugnen des Unterschiedes zwischen Mensch und Tier die philosophische Grundlage für Satanismus.2 Beispielhaft für diese Denkweise sind die synarchistischen und ähnlichen Anhänger der Ideen von G.W.F. Hegel und Friedrich Nietzsche.3 Ein anderer Gesichtspunkt ist - was Gauß' niederschmetternde Entlarvung von Eulers und Lagranges Schwindel ebenfalls stillschweigend mit einschließt - , daß der Empirismus als philosophischer Ausdruck des Satanismus nicht nur die axiomatische Grundlage der verrückten radikal positivistischen "Neuen Mathematik" bildet, sondern auch schon vorher der heute allgemein anerkannten Schulmathematik und modischen positivistischen Wirtschaftstheorien.4

In den Naturwissenschaften zeigt sich der verderbliche Einfluß des Empirismus in der Lehre der politisch mächtigen modernen Neuauflage der "alten babylonischen Hohenpriester". Diese "Hohenpriestertradition" ist in der heutigen Wissenschaft so mächtig, daß selbst viele sonst hochgescheite Naturwissenschaftler und Studenten oft Opfer ihrer Angst werden, ihre Überlegungen zu mathematisch-naturwissenschaftlichen Fragen würden von der sogenannten Wissenschaftsgemeinde nicht akzeptiert, wenn sie ihre Beweisführung nicht auf die axiomatisch aprioristisch-reduktionistische (z.B. empiristische) Sprache der Schulmathematik beschränken. Die gleiche Verirrung liegt dem weitverbreiteten "Zwei-Kulturen-Syndrom" im heutigen akademischen Leben zugrunde: der kategorischen Trennung zwischen sogenannten Naturwissenschaften und sogenannten Geisteswissenschaften.5 Das Opfer betreibt eine geistige Anbiederung an diese akademische Welt, wonach man seine Ansichten in der Gesellschaft nur dann äußern kann, wenn man sich an diese geistig verkrüppelnde Trennung anpaßt.6

In der mathematischen Physik beispielsweise ist die Akzeptanz der Unterrichts- und Lehrbuchkonventionen der Grund, warum alle Versuche akademischer "Entmystifizierungen" des von Gauß, Riemann u.a. richtig definierten komplexen Bereichs scheitern.

Ich deute daher auf die satanischen Wurzeln des Empirismus, um die Aufmerksamkeit des Lesers auf die moralischen Auswirkungen der an den Hochschulen vorherrschenden empiristischen Denkweise hinzulenken. Deren geisttötender Einfluß beschränkt sich nicht nur auf die Mathematik, sondern findet auch seinen Niederschlag in anderen Bereichen, z.B. in den diversen"Freihandelstheorien", die im Zeitraum von 1965-2003 von sophistischen Zentren wie dem American Enterprise Institute verbreitet wurden. Ein anderes Beispiel ist die unsinnige Anwendung statistischer Buchhaltermethoden auf die Volkswirtschaft, wobei der Bankrott von Enron ein klassischer Fall für die auf die Spitze getriebene statistische Mode ist.

Gerade weil diese reduktionistische Strömung so starken Einfluß auf die öffentliche Meinung hat, scheitern viele Versuche, Carl F. Gauß' Herleitung des Fundamentalsatzes der Algebra zu lehren. Der Grund ist, daß der Lehrer versucht, den ontologischen Bereich komplexer Zahlen im Rahmen der in der Lehrmeinung geltenden Annahmen zu beweisen. Dies entspricht dem Vorurteil, alles müsse gemäß der allgemein geltenden Annahmen bewiesen werden; die Wahrheit liegt danach letztendlich im Bereich der sogenannten "realen" abzählbaren Zahlen einfacher Sinneswahrnehmung, im Gegensatz zu dem höheren Standpunkt, der von Euler und Lagrange böswillig als Bereich "imaginärer", also angeblich bloß "eingebildeter" Zahlen verleumdet wurde.

Es wäre ein fataler Fehler, wenn man versuchen wollte, einem fanatischen Reduktionisten Gauß' komplexe Zahlen in Begriffen zu erklären, die für diesen "akzeptabel" sind und sich innerhalb des von den Reduktionisten Euler und Lagrange vorgegebenen Rahmens linearer axiomatischer Annahmen bewegen. Bei einem solchen Gesprächspartner muß man zeigen, daß seine Behauptungen genau wie die Eulers völlig widersinnig sind. Dies wird möglich mit hilfe der klassisch-sokratischen Methode, welche die Hypothese des Gegenübers zum Einsturz bringt und die emotionellen Grundfesten seines Glaubens erschüttert. Sie hilft uns, die starren axiomatischen Annahmen des Reduktionisten anzugreifen. Das ist nicht auf deduktivem Wege möglich, sondern nur, wenn wir uns epistemologisch, d.h. emotionell mit den Argumenten des anderen auseinandersetzen.7

Gerade wegen der "Epistemologie" schien mir Gauß' Schrift aus dem Jahr 1799 ein geeigneter Grundstein für das Erziehungsprogramm der LaRouche-Jugendbewegung. Der Streit, um den es bei dieser Schrift seit Ende des 18. Jahrhunderts bis heute geht, ist - wie auch Gauß' Gegner damals betonten - folgender: Gauß setzte sich mit den Problemen der modernen mathematischen Physik vom Standpunkt einer klassischen, voreuklidischen geometrischen Behandlung der darin enthaltenen Irrtümer auseinander. Es handelt sich um Irrtümer, welche Gauß als Folge der "Elfenbeinturm"-Mystik bei Euler und Lagrange entlarvt hatte.8

Als ein Beispiel für die Mystifizierung, die ich hier angreife, will ich die falsche Behauptung anführen, welche von Felix Klein und anderen verbreitet wurde. Diese erklärten, daß man wesentliche Aspekte der von Kepler, Leibniz und Gauß gemachten Entdeckungen mit hilfe der irrigen Methode der Aufklärungsphilosophie - dazu gehören Lagrange, Kant, Laplace, Cauchy, Hermite, Lindemann u.a. - replizieren könne. Der Betrug liegt darin, daß dabei die physikalische Geometrie von Leibniz, Gauß und Riemann mutwillig ausgeschlossen wird. So machte der berühmte Maxwell das Geständnis, daß er aus politischen Motiven mit dazu beitrug, die Beiträge von Ampère, Weber, Gauß und Riemann zur Elektrodynamik zu unterdrücken, obwohl ihm deren Bedeutung durchaus bewußt war. Maxwells Betrug, wie der vieler anderer, ist kennzeichnend für den Schwindel, der heute als geltende Lehre an den Schulen, in Fach- und Lehrbüchern präsentiert wird.9

Man kann diese falsche Mathematik der Reduktionisten nur vermeiden, wenn man die dem Abzählen von Zahlen zugrundeliegenden tieferen epistemologischen Aspekte - von denen Gauß einige in seinen Disquisitiones aufwirft - im Rahmen einer konstruktiven "synthetisch" antieuklidischen Geometrie betrachtet. Deshalb ist Gauß' Arbeit, in der er die antieuklidische Geometrie seines Lehrers Kästner verwendet, die entscheidende Problemstellung, der Dreh- und Angelpunkt der neuzeitlichen Mathematik, über die man den Schüler in die mathematische Physik einführen muß. Der Schwindel von Euler u.a. und der Fehler ihrer leichtgläubigen Nachbeter heute bestand darin, daß für sie eine Untersuchung der geometrisch-axiomatischen Wurzeln (Grundlagen) der Ordnung der Zahlen nicht in Frage kommt.

Das war der traurige Zustand der Erziehung, den ich während meiner Jugend erfuhr, bis mir an einigem, was man mir zu diesem Thema im Schulunterricht anbot, Zweifel kamen. Die Auffassungen, welche ich damals in einer geistig eher feindlich gesonnenen Umgebung entwickelte, werde ich im folgenden darlegen. So habe ich stets die Ansicht vertreten, daß ein kompetenter Lehrer sich nicht blind auf die vermeintliche Autorität des Lehrbuchs stützen kann, sondern daß er dem Schüler helfen und diesen in die Lage versetzen soll, den Gedankengang einer physikalischen Entdeckung oder Wiederentdeckung geistig nachzuvollziehen. Vor dem Hintergrund meiner eigenen Kindheitserfahrung erkläre ich diese Frage wie folgt.

Wenngleich ich als Jugendlicher zunächst noch ein sehr simples Verständnis über die von Gauß' in seiner Schrift 1799 aufgeworfenen grundlegenden Fragen hatte, so habe ich - seitdem ich erstmals einen Vorgeschmack über den in der Schulgeometrie üblichen, auf Definitionen, Axiomen und Postulaten aufbauenden, "Elfenbeinturm" Aberglauben erhielt - deutlich gemacht, daß man das Wesen der Mathematik nicht a priori, per Definitionen, Axiomen und Postulaten, sondern einzig von einem experimentellen, physikalischen Standpunkt aus erfaßt. Das wird bewiesen anhand der Frage nach der bestmöglichen Beschaffenheit eines in der realen Welt wirklich funktionierenden, strukturierten Lichtstrahls.

Dieser experimentelle Standpunkt entspricht der von Platon in seinen sokratischen Dialogen angewandten, experimentellen Hyothesenmethode und den daraus resultierenden experimentellen Beweisen. Wir finden Spuren derselben Methode auch im Korintherbrief des Apostel Paulus (1. Korinther 13).

Bereits in meiner Jugend und in späteren Jahren bis zum Jahre 1952 - bevor ich entscheidende axiomatische Gesichtspunkte der Arbeiten Gauß', Riemanns und anderer wirklich ganz erfaßt hatte - folgte ich der Methode, mich bei den von mir gemachten Behauptungen auf die klassischen epistemologischen Grundlagen zu beschränken. Diese Methode wende ich bis heute an. Meine törichten Lehrer und Klassenkameraden machten sich über die von mir geäußerte Ansicht zu dieser Frage lustig. Aber das bestärkte mich nur in der Überzeugung, wie rückständig die öffentliche Meinung und die Unterrichtskultur damals wirklich waren.

Alle von mir seit den 40er Jahren verfaßten Arbeiten, in denen ich mich mit grundlegenden Fragen in der Kunst und Physik auseinandersetzte, stellen den Versuch dar, die Darlegung des epistemologischen Beweises zu verbessern. Ich will den erkenntnistheoretischen Gedankengang hier erneut nachzeichnen und zwar aus dem Blickwinkel, der für mein Denken 1948-53 bestimmend war. Damals machte ich einen Vergleich zwischen dem Ansatz, den Georg Cantor in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wählte, und der Methode Bernhard Riemanns, die der von Weierstraß und Georg Cantor weit überlegen war (bei Cantor bezog ich mich auf dessen fruchtbarste Schaffensperiode während der 90er Jahre).

Ich will vor allem zeigen, welche "geistige Blockierung" dazu führt, daß die Schüler bzw. Studenten oftmals nicht in der Lage sind, die Bedeutung von Gauß' Schrift von 1799 zu verstehen. Mir geht es vor allem darum, das Erziehungsprogramm unserer Jugendbewegung in dieser wesentlichen Frage zu verbessern, wobei die Darlegung auch für ein breiteres Publikum von Nutzen ist.

Obwohl die Fragen, welche Gauß in seiner Schrift aufwirft, von einigen meiner Mitarbeiter - Dr. Jonathan Tennenbaum und Bruce Director sowie einigen Mitgliedern der Jugendbewegung - durchaus sachkundig dargelegt worden sind, halte ich eine weitere Verbesserung unseres Programms für erforderlich. Dabei sollte man mehr Augenmerk auf die Frage des funktionellen Unterschieds zwischen Mensch und Tier lenken, und zwar mit demselben Nachdruck, wie ich es tue.

Was die Frage der Epistemologie anbetrifft, so habe ich mich darin zu einem Experten entwickelt. Sie ist implizit in sämtlichen der von mir veröffentlichen Arbeiten enthalten. Das betrifft vor allem meine wissenschaftlichen Entdeckungen über die Prinzipien der Wirtschaft, die den Schwindel der sog. "Informationstheorie" in der Wirtschaft und verwandten Bereichen beweisen.

In diesem Aufsatz will ich die in langer Erfahrung verbesserte, epistemologische Einsicht auf die psychologische Seite der entsprechenden physikalischen Fragen der Mathematik als solcher anwenden.

Es geht daher um folgende Fragen.

1. Was ist, physikalisch betrachtet, der komplexe Bereich?

Die Schlüsselfrage von Gauß' Schrift aus dem Jahre 1799 lautet: Was ist die Natur des menschlichen Wissens? Oder anders ausgedrückt: Was ist der experimentelle Beweis, mit dem gezeigt werden kann, daß die menschliche Gattung von einem den einzelnen Menschen und dessen soziales Verhalten bestimmenden, universellen Prinzip abhängt? Einem Prinzip, welches allen übrigen Lebewesen fehlt?

Wir wollen uns der Frage in mehreren Schritten annähern.

Nehmen wir zunächst als Beispiel den Vergleich zwischen der Lösung, welche Archytas bei der Konstruktion zur Verdoppelung eines Würfels wählte, und der neuzeitlichen Methode, die Gauß bei der Aufdeckung der Irrtümer Eulers und Lagranges anwandte. Wenn man Gauß' Lösung für das ontologische Problem von Cardans algebraischer Herangehensweise an Quadratwurzeln (das Archytas schon geometrisch gelöst hatte) benutzt, um das den axiomatischen Fragen der Verdoppelung von Linie und Quadrat zugrundeliegende Prinzip - nämlich die Existenz des komplexen Bereichs als Bereich wirkender Kraft (in Platons Sinn) - , zu zeigen, stellt man fest, daß die voreuklidischen griechischen Wissenschaftler der Antike in der Pythagoras-Tradition die physikalische Wirklichkeit von Gauß' Darstellung bereits klar und umfassend bewiesen hatten.10

Gauß stellte sich 1799 die Aufgabe, dieses antike Prinzip der voreuklidischen (d.h. antieuklidischen) Geometrie im Rahmen der neuzeitlichen mathematischen Physik, die nach dem 14. Jahrhundert entwickelt wurde, zu beweisen.

Mit anderen Worten: Die moderne mathematische Physik muß die historischen Umstände kennen, aus denen heraus es im Verlauf der Geschichte der modernen Wirtschaft zu jener Entwicklung kam, die auf den Arbeiten Gauß', Dirichlets, Abels und Riemanns aufbauend zu einer Lösung für die höheren Prinzipien eines allgemeinen Begriffs physikalischer Raumzeit-Krümmung führten.

Aufgrund der Entwicklungen, die mit der Renaissance des 15. Jahrhundert den Grundstein für die moderne europäische Zivilisation legten, wurden wir mit neuen praktischen und sozialen Fragen konfrontiert. Es waren dieselben Fragen der physikalischen Geometrie, mit denen sich auch Archytas, Platon und andere beschäftigt hatten. Ausgehend von der Entwicklung, die von den Gründern der modernen Wissenschaft in der Renaissance - mit Nikolaus von Kues, Luca Pacioli und Leonardo da Vinci und deren herausragender Schüler Johannes Kepler - eingeleitet wurden, wurden im 17. Jahrhundert die Grundlagen für die von Gottfried Wilhelm Leibniz und seinen Mitarbeitern entwickelte physikalische Geometrie gelegt.

Im 18. Jahrhundert setzte sich politisch die entgegengesetzte, pro-empiristische Strömung der sog. "Aufklärung" durch. Sie ist die Ursache für das zerstörerische Wirken der empiristischen Anhänger Sarpis, Galileos und Descartes', denen es leider gelang, die Wissenschaft fast ganz zu zerstören.11 Die cleveren "Elfenbeinturm-Formalisten" unter den Mathematikern, jene fanatischen Schwindler Leonhard Euler und Lagrange, waren die Speerspitze eines Angriffs, der sich vornehmlich gegen Leibniz richtete. Glücklicherweise entlarvte Gauß 1799 in seiner Schrift den Schwindel.

Unter der imperialen Herrschaft Napoleon Bonapartes wurden Lagranges empiristische Lehren besonders gefördert. Dadurch wurde erneut der Weg zu einem zerstörerischen Angriff gegen die klassische, neuzeitliche französische Wissenschaft des 18. Jahrhunderts geebnet.

Der Angriff setzte sich nach 1814 in verstärktem Maße fort, als die von den Engländern und der französischen Restaurationsmonarchie favorisierten (Wissenschaftler) Laplace und Cauchy versuchten, das von Leibniz begründete und unter Carnot und Monge angewandte Programm der Ecole Polytechnique, das sich auf die geometrische Tradition berief, abzuschaffen. Derselbe Betrug setzte sich fort mit dem Angriff auf die Grundlagen der europäischen Wissenschaft, der damals von den britischen Empiristen und neukartesiansichen Nachfolgern Lagranges ausging und sich gegen die Leibnizschen Grundlagen der Ecole Polytechnique richtete. Seit dem Schwindel von Clausius, Graßmann, Kelvin, Helmholtz u.a. besteht dieser Konflikt zwischen guter klassischer Wissenschaft und dem empiristischen pseudowissenschaftlichen Schwindel (Reduktionismus) bis zum heutigen Tage fort. Der Reduktionismus behielt dabei politisch die Oberhand.

Soviel zur historischen Seite der Probleme der modernen Wissenschaft; ich nehme jetzt den Faden meines ontologischen Hauptarguments wieder auf.

Zwei grundlegende neuzeitliche Entdeckungen in der Physik veranschaulichen die Methode, welche die Pythagoräer und Platon schon in der Antike zur Lösung elementarer Paradoxa anwandten. Dazu gehört z.B die Verdoppelung einer Strecke, eines Quadrats und eines Würfels oder die Konstruktion der fünf Platonischen Körper.12 Die wichtigsten neuzeitlichen Anwendungen dieser klassischen Methode sind Keplers einzigartige Entdeckung der allgemeinen Gravitation und Fermats Darlegung über das Prinzip der universellen schnellsten Wirkung. Dem folgte später Leibniz' Entwicklung der Infinitesimalrechnung und des allgemeinen physikalischen Prinzips der kleinsten Wirkung (mit der Schlüsselbedeutung der Kettenlinie).

Diese Entdeckungen Keplers, Leibniz' und anderer wurden zur Zielscheibe betrügerischer Angriffe der satanischen Sophisten, der Empiristen, Kartesianer, Physiokraten, Phänomenologen und Existentialisten.13 Der Kult des "Freihandels" ist beispielhaft dafür, wie satanische Glaubensstrukturen ein Volk - dies trifft z.B. auf viele Amerikaner zu - dazu bringen können, sich selbst zu zerstören. Im Falle der USA ist es der Niedergang seit 1964 von der führenden Industriemacht der Welt zur räuberischen, proimperialen Kultur der Konsumgesellschaft heute. Damals setzte eine Entwicklung ein, die in beschleunigtem Maße zu einem erschreckenden moralischen, kulturellen und wirtschaftlichen Niedergang geführt hat.

Man betrachte den Fall der Gravitation und des Prinzips der kleinsten Wirkung. Beide Beispiele verdeutlichen das ontologische Prinzip, das jeder kompetenten wissenschaftlichen Methode zugrundeliegt. Wer dieses Prinzip nicht erfassen kann, ist unfähig, eine Definition des wissenschaftlich modernen Denkens zu geben.

Im Erziehungsprogramm unserer Vereinigung haben wir immer darauf hingewiesen, daß Keplers Beobachtung für jede gültige Wissenschaftsmethode wesentlich ist. Kepler gelang es, die in der aristotelischen Astronomie des Ptolemäus, Kopernikus und Tycho Brahe enthaltenen fatalen Fehlannahmen aufzuzeigen. Im Gegensatz zu deren mathematischen Annahmen waren die Umlaufbahnen der Planeten nicht nur elliptisch - mit der Sonne in einem der beiden Brennpunkte - , die Bewegung auf der Umlaufbahn war auch ständig uneinheitlich schnell. Wie Kepler ausdrücklich betonte, zeigen diese Tatsachen, daß die reduktionistisch-aristotelische Methode ein Schwindel ist.14 Aristoteles' "Apriorismus", wonach Wissen sich auf die bloße Beschreibung von Sinneswahrnehmungen beschränkt, wurde durch eine bessere Untersuchung bestimmter Unregelmäßigkeiten bei den beobachteten Phänomenen widerlegt. Keplers Entdeckung der Gravitation wurde zum Ausgangspunkt für grundlegende Entwicklungen, darunter Leibniz' Entdeckung der Infinitesimalrechnung und (wie ich noch zeigen werde) das Konzept der Riemannschen Oberflächenfunktion.

Die sophistisch-reduktionistische Methode leugnet die Existenz einer wißbaren Wahrheit; sie verfährt dabei wie die aristotelischen Schwindler in der Antike, die eine solche wißbare Wahrheit in der Astronomie leugneten. Dasselbe tat in der Neuzeit der berühmte empiristische, neuaristotelische Schwindler Immanuel Kant.15

Gemäß der Auffassung des Reduktionisten können wir nur wissen, was wir mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen.16 Aber allein die gemessenen Eigenschaften der Umlaufbahnen von Erde und Mars genügten, um gegen die Sophisten den Beweis zu erbringen, daß wir die physische Wirklichkeit nicht mit unseren Sinnen erkennen können. Wir erkennen die Wirklichkeit mit hilfe einer nur dem Menschen eigenen Fähigkeit zur Hypothesenbildung - indem wir experimentell die Gültigkeit jener Hypothesen beweisen, welche zur Lösung der widersprüchlichen Paradoxa führen. Wir werden mit solchen Paradoxa konfrontiert, wenn wir versuchen, das Verhalten der beobachteten Welt nur anhand unserer Sinneserfahrung zu beschreiben.17

Schatten und Substanz! (Leidenschaft!) Die Gravitation ist eine experimentell bestätigte Hypothese. Die Kenntnis dieses universellen Prinzips der Natur wird somit als etwas definiert, was sich mit den Sinnen allein nicht erkennen läßt, aber nichtsdestoweniger die Bewegung der sinnlich erfahrbaren Teile der Welt, die nur die Schatten sind, wirksam beeinflußt.

Der Verstand des Beobachters erkennt somit, daß unser Sinnesapparat lediglich Teil unseres Organismus ist. Unsere Sinne geben uns bestenfalls Kenntnis von der Wirkung eines Vorgangs, der sich in der Welt außerhalb unserer Sinnesorgane abspielt; wir erhalten nicht das Bild des eigentlichen Vorgangs.18 Die Sinne zeigen uns höchstens die Schatten eines jenseits der sinnlichen Beobachtung liegenden Universums. Wir erfassen nur die Schatten der im Universum wirkenden Prinzipien. Das betonte bereits Platon in seiner Beschäftigung mit der Verdoppelung des Quadrats (Theaetetus)19 und der Konstruktion der platonischen Körper.20

Schatten und Substanz! (Leidenschaft!) Fermat erkannte, daß die Ausbreitung des Lichtes nicht auf dem kürzesten Weg, sondern in der kürzesten Zeit geschieht. Die Verfeinerung dieser Erkenntnis durch Huyghens, Leibniz und Jean Bernoulli führte zu Leibniz' Entdeckung des Prinzips der kleinsten Wirkung - der Grundlage der Infinitesimalrechnung - sowie dem damit verbundenen physikalischen Prinzip logarithmischer Funktionen und der Bedeutung der Kettenlinie als charakteristischer Ausdruck dessen, was Gauß und Riemann später den komplexen Bereich nannten.

Keplers grundlegende Entdeckung des Prinzips der allgemeinen Gravitation und Leibniz' Definition des allgemeinen physikalischen Prinzips der kleinsten Wirkung widerlegt die naive und falsche Vorstellung, unsere Sinne zeigten uns das wirkliche Universum, in dem wir leben. Diese und ähnliche Entdeckungen allgemeiner Naturprinzipien führen uns zu Prinzipien, mit deren Hilfe wir bewußt und für jedermann sichtbar unsere Herrschaft über das Universum steigern können. Sie zeigen uns aber auch die Natur (das Wesen) des allgemeinen Prinzips physikalischer Hypothesen. Es ist die Kraft der "Noesis",21 welche uns befähigt, diese universellen physikalischen Prinzipien abzuleiten und uns lehrt, diese praktisch d.h. (emotional) beherrschbar zu machen.

Indem wir uns eine solche praktische Kenntnis von Prinzipien jenseits der Wahrnehmungskraft der Sinne aneignen, können wir die Funktion der Sinneswahrnehmung in diesem wirklichen Universum jenseits der Schattenwelt unserer Sinne bestimmen. Beschreiben wir dieses Verhältnis mit Hilfe der folgenden Illustration.

Beispiel: der Nachthimmel

Das älteste Beispiel für das, was wir heute "Physik" nennen, sind die antiken astronomischen Kalender. Die Anfänge der heutigen Wissenschaft gehen in der europäischen Zivilisation zurück bis in die Zeit, da man die Astronomie auf der Grundlage geometrischer Studien betrieb. Die pro-ägyptischen Pythagoräer nannten dies "Sphärik". Unser heutiger Begriff der "universell wirksamen Naturprinzipien" begann mit der Beobachtung des regelmäßigen Verhaltens der "Wandelsterne" in unserem Sonnensystem vor dem Hintergrund des klaren nächtlichen Sternenhimmels.22

Wenn der Mensch damit beginnt, den Nachthimmel zu "normalisieren", quasi um die Tatsache auszugleichen, daß seine Beobachtungen immer Momentaufnahmen von einem Punkt auf der Oberfläche eines sich selbst drehenden und fortbewegenden Quasi-Sphäroids - unseres Planeten - sind, dann entsteht eine gewisse Vorstellung von dem, was wir "Universum" nennen. Es stellt sich die Frage: Was sehen wir "da oben" eigentlich?

Von einer "normalisierten" Position auf der Erde erscheint der Sternenhimmel, als läge er auf der Innenfläche eines kugelförmigen Raumes von großem, aber unbestimmtem Durchmesser. In der Antike erschienen Sonnenereignisse vielen als willkürliche Wanderer vor dem Hintergrund scheinbarer Fixsterne, Sterne, die scheinbar auf der Innenfläche einer Himmelskugel lagen. Nennen wir diese Hinaufschau in das Universum den Beginn der Vorstellung eines allgemeinen Sensoriums des Menschen. D.h. eine Sicht dieses Universums, wie es sich unseren Sinnesorganen darstellt.

Wer den Fehler beging, anzunehmen, unsere Sinne zeigten uns unmittelbar das wirkliche Universum, der glaubte oft, wenn man etwas maß, was man für eine Bewegung der beobachteten Körper mit einem gleichbleibenden Winkel oder entlang einer geraden Linie halten konnte, sei das einfach der statistische Ausdruck von Gesetzen, die das Universum unmittelbar lenken. Er glaubte fälschlich, die gesetzmäßigen Wirkungen lägen innerhalb der Grenzen eines allgemeinen Sensoriums, in dem unsere Erde vermeintlich lag.

Ähnlich ist es mit dem typisch leichtgläubigen Menschen, der fälschlich annimmt, wenn man zyklische und andere periodische Entwicklungen auf den Finanzmärkten nach scheinbaren Gesetzmäßigkeiten absuche, gewänne man Einsicht in die sogenannten "Gesetze des Marktes". Dieser arme Irregeleitete versteht nicht, daß Finanzmärkte wie eine Schafschur angelegt sind: So, daß die Opfer, die "Anleger", in die Falle gelockt und geschoren werden, indem man sie bei ihrer blinden Geldgier packt - ihrer dümmlichen Überzeugung "sehen heißt glauben", mit der sie beispielsweise auf scheinbare statistische Regelmäßigkeiten achten statt auf physikalische Ursachen von Wirkungen.

Doch lenken wir nun unsere Aufmerksamkeit auf zwei Richtungen. In der einen haben wir im Gegensatz zu den Reduktionisten die einsichtvollen Denker der Antike, welche das Universum innerhalb der Grenzen des Sensoriums von einem voreuklidischen Standpunkt wie Thales oder die Pythagoräer betrachteten. Wir sollten auch deren Nachfolger betrachten, wie Aristarch, der nachwies, daß die Erde sich um die Sonne dreht; dazu gehört aber auch Eratosthenes, der mit Beobachtungen von mehreren Punkten auf der Erde im Mittelmeerraum die Krümmung der Erdoberfläche maß (und das erstaunlich genau). Dann haben wir die Wissenschaft der Neuzeit, die im 15. Jahrhundert in der Renaissance zum Durchbruch kam.

Ich werde unsere Aufmerksamkeit später wieder darauf zurücklenken. Halten wir zunächst fest, daß mit der Renaissance das antike griechische Wissen über die Methoden der Naturwissenschaft wiederbelebt und somit das finstere Zeitalter der Tradition des Römischen Reiches überwunden wurde. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, da auch die ersten Nationalstaaten entstanden: Frankreich unter Ludwig XI. und England unter Heinrich VII.23 Es war die Geburtsstunde der europäischen Zivilisation der Neuzeit, das Ende eines langen finsteren Zeitalters, das Europa von der Zeit seit dem Aufstieg des Römischen Reiches bis in die Feudalzeit prägte. Es war der Beginn der Wissenschaft der Neuzeit; Ausdruck dafür ist das Werk von Brunelleschi, Nikolaus von Kues, Leonardo da Vinci und diesem nachfolgend, Johannes Kepler, dem Begründer der modernen mathematischen Physik. Die für unseren Bericht wichtigsten geschichtlichen Umstände sind zusammengefaßt folgende.

Obwohl den Begründern der modernen Experimentalwissenschaft wie Nikolaus von Kues bekannt war, daß sich die Erde um die Sonne dreht, kehrte das inquisitionsgeplagte Europa nach 1511 - bis zu Kepler - in der Astronomie zu den gescheiterten Elfenbeinturmmethoden von Claudius Ptolemäus, Kopernikus und Tycho Brahe zurück. In Nachahmung des aristotelischen Reduktionismus behaupteten diese, das Universum läge auf der "inneren Oberfläche" des astronomischen Sensoriums und folge vermeintlich linear-statistischen regelmäßigen Bewegungen.

Heute, Jahrhunderte später, begreifen wir das Sensorium genauer - man stellt sich ein expandierendes Universum von Galaxien mit hochkomplexen Konfigurationen innerhalb jeder Galaxie vor. Aber auch diese neueren Entdeckungen beantworten nicht die entscheidende Frage: Ist das so definierte Sensorium selbstevident die Wirklichkeit? Um dies zu beantworten, müssen wir die Aufmerksamkeit auf die Funktion der platonisch ausgerichteten, nationalstaatlichen Republik der Neuzeit lenken und wie diese den Begriff Wissenschaft neu definierte.

Was war der Auslöser dafür, daß nach 1511 die von Venedig gelenkten reaktionären Machthaber Europas zu einem reduktionistischen Aberglauben wie den Methoden des Aristoteles oder Williams von Ockham zurückkehrten? Welche verrückte Überzeugung stand dahinter? Wie kann man den Charakter des von Venedig gesteuerten wilden Ausbruchs von Unmoral während der Religionskriege 1511-1648 erklären? Betrachten wir zunächst den sozialen Ursprung und dann die epistemologischen Folgen.

Der tiefere politische Grund für den von Venedig angeführten Versuch, die Errungenschaften der Renaissance rückgängig zu machen, war der Kampf um die Frage: Ist der Mensch ein besseres Tier, oder gehört er einer Gattung an, die sich grundsätzlich von allen anderen Lebensformen unterscheidet und über ihnen steht? Es geht mit anderen Worten erneut um die Frage: Was ist die Natur jenes Wissens, das nur der Mensch erreichen kann, das die menschliche Gattung von den Tieren unterscheidet? Wann stoßen die Menschen einer Kultur auf Beweise für solches Wissen?

Die Renaissance des 15. Jahrhunderts mit Florenz als geistigem Mittelpunkt stellte einen historischen Wendepunkt dar: Aus der niedergehenden, philosophisch irrationalen, romantischen Welt des Feudalismus entstand die europäische Zivilisation der Neuzeit. Der geistige Mittelpunkt in dieser Zeit der Gärung und revolutionären geistigen Umbrüche war Kardinal Nikolaus von Kues. In seiner Concordantia Catholica forderte er eine ökumenische Reform des darniederliegenden Papsttums und anstelle des Feudalwesens eine Prinzipiengemeinschaft souveräner Nationalstaaten.24 Seine Docta Ignorantia war eine erste Annäherung an eine grundlegende Neubestimmung der modernen Physik, wie wir sie heute kennen. Zu den entscheidenden Entwicklungen der Renaissance gehört neben den Entwicklungen in Italien die Entstehung des ersten modernen Nationalstaats. Seine Wegbereiterin war Jeanne d'Arc, deren mutigem Lebenswerk zu verdanken war, daß Frankreich unter Ludwig XI. geeint wurde. Die zweite moderne Nation war England unter Heinrich VII.

In diese Zeit fällt auch der Beginn der Entdeckungsreisen von Christoph Kolumbus, ein Vorhaben, das Nikolaus von Kues schon 1453 entworfen hatte und bei dessen Ausführung Kolumbus sich auf Karten und andere Dokumente stützte, die er von Kues' Mitarbeiter Toscanelli erhalten hatte. Die traurige Ironie bei Kolumbus' Wiederentdeckung des bewohnten Landes jenseits des Atlantiks 1492 war, daß im selben Jahr die spanische Tyrannei mit der brutalen Verfolgung von Juden und Mauren begann.25 Diese Brutalität öffnete das Tor für das "kleine finstere Zeitalter" Europas, die Religionskriege von 1511-1648.

Trotz aller Schrecken der von Venedig u.a. gesteuerten Religionskriege und Konflikte zwischen 1511 und 1648 stellt der gesamte Zeitraum von 1401 bis 1789 und der nachfolgenden Zeit (über alle Höhen und Tiefen) insgesamt eine Zeit des Fortschritts dar. Sie befreite Europa von dem Zustand, wo die Masse der Bevölkerung nur wie Menschenvieh gejagt oder gehütet wurde. Zum ersten Mal fand das platonisch-christliche Prinzip der Agape (Nächstenliebe) seinen Ausdruck in der Vorstellung einer politischen Gesellschaft, die dem Naturrecht folgen sollte, wie dies dann als Grundprinzip der amerikanischen Verfassung in deren Präambel auftaucht. Die Schlüsselbegriffe dieses Prinzips sind nationale Souveränität, Gemeinwohl und Nachwelt.

In der Praxis bedeutete diese Naturrechtslehre dreierlei: Ein Nationalstaat muß völlig souverän sein. Die Regierenden haben nur eine moralische Berechtigung, zu regieren, wenn sie sich dem Gemeinwohl der ganzen Bevölkerung verpflichten, und die Gesellschaft muß das Wohl der Nachwelt über das der Lebenden stellen. Daraus folgt, daß Staaten zwar souverän sein müssen. Gemäß dem Naturrecht sind sie aber auch verpflichtet, diese drei Rechte und Vorteile auch bei allen anderen Völkern zu fördern. Diese drei Bedingungen bilden also die naturrechtliche Grundlage einer Prinzipiengemeinschaft. Sie steht im Gegensatz zu dem von Hobbes und Locke konzipierten System, das Konflikte grundsätzlich für unvermeidlich hält.

Die von der Renaissance ausgehende Revolution in der Staatskunst war auch die Geburtsstunde der Volkswirtschaft. Sie wurde zum praktischen Ausdruck einer neuen Form der Regierung des einzelnen und der Gesellschaft. Der Staat trug die moralische Verantwortung für das Gemeinwohl aller Menschen und deren Nachkommen. Es war der Beginn der modernen Gesellschaft, der allmählichen Befreiung der Menschen, des größten Teils der Menschen, die bis dahin zu den Unterschichten gehört hatten und in ihrem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zustand wie "Menschenvieh" behandelt worden waren.

Die Idee, daß der Staat dem Gemeinwohl aller Menschen und der Nachwelt moralisch verpflichtet ist, bildet die Grundlage für jede kompetente Vorstellung von Recht und Volkswirtschaft im besonderen und Naturwissenschaft im allgemeinen. Aus der Sicht des Wissenschaftsbegriffs des 15. Jahrhunderts begreifen wir die antiken Vorläufer der Wissenschaft - wie die voreuklidischen Pythagoräer - als zwar noch unvollkommen entwickelten, aber integralen Bestandteil der Grundlagen einer späteren kompetenten modernen Wissenschaft.

In einer vom ultramontanen Feudalrecht bestimmten Epoche besaß der größte Teil der Menschheit nur wenig Rechte. Sie unterschieden sich kaum von den Rechten, die man gut gehütetem Vieh zustand. Dieselbe feudale Lehre bildete in Form der anglo-französischen Fronde-Tradition des 16. und 17. Jahrhunderts à la Anjou die Grundlage der neufeudalen Lehre der Physiokraten. Ihre Axiome formulierte Dr. François Quesnay, dessen Lehre des laissez-faire wie die von Turgot und Adam Smith - der seine "Freihandelslehre" größtenteils von den französischen Physiokraten abschrieb - auf dem Grundsatz beruhte, die Knechte eines Grundbesitzers hätten nicht mehr Rechte als sein Vieh. Ähnlich den Katharern beruht der Gewinn des Besitzers auf einer Art magischem Freibrief für Aristokraten und faule Schmarotzer, die den Grundbesitz oder "Shareholder Value" (Aktienwert) für sich in Anspruch nahmen.

Vor dem neuen Rechtsbegriff in Kues' Concordantia Catholica und Docta Ignorantia galten der Fremde und der Knecht nur als Menschenvieh im Dienste der herrschenden Klasse. Man dachte nicht daran, die Leistung einer Gesellschaft daran zu messen, wie sich das Wohlergehen aller steigern läßt.

Ein Beispiel: Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg wurde das Erziehungsprogramm für die Sklaven, das Frederick Douglass entwickelt hatte, schon bald weitgehend von der Vorstellung abgelöst, die Erziehung und das geistige Leben der befreiten Sklaven sollten nur so weit gehen, daß es für den Alltag eines körperlich arbeitenden Menschen ausreichte, und nicht weiter. Vorher hatte der weltweit bekannteste Wirtschaftswissenschaftler dieser Zeit, Henry Carey, klar dargelegt, daß die amerikanische Volkswirtschaft bis 1865 mit der Sklavenarbeit nur Verluste gemacht hatte, während die Gewinne aus der Sklaverei hauptsächlich britischen Interessen und ihren amerikanischen Tory-Komplizen zugute kamen. Der katastrophale Zusammenbruch der Binnenwirtschaft Italiens unter dem durch Sklaverei verdorbenen Römischen Reich ist ein typisches Beispiel dafür, daß ein Land bestenfalls einen zeitlich begrenzten Scheinreichtum genießt, wenn es seine Wirtschaft darauf anlegt, nur wenigen zu nützen, während man die Mehrheit des Landes und der Menschen ausbeutet und nicht besser als Vieh behandelt.

Daß die USA, die unter den Präsidenten F.D. Roosevelt, Eisenhower und Kennedy die größte Industriemacht der Welt gewesen waren, heute eine bankrotte, verkommende Konsumkultur sind, die andere Länder ausbeutet, ist eine der Folgen der von den USA diktierten Geld- und Finanzpolitik des Weltwährungsfonds (IWF) seit 1971. Diese hat alle Länder des amerikanischen Kontinents in den Ruin getrieben. Der Parasit, der seinen Wirt zerstört, ist dazu verdammt, an seiner eigenen Rücksichtslosigkeit und Dummheit zugrundezugehen.

Die Rechtsvorstellung im souveränen Nationalstaat gab dem Knecht das Recht, das ihm unter der Herrschaft des ultramontanen Feudalismus verwehrt worden war: ein Mensch zu sein. Die Entwicklung der Produktivkräfte des einzelnen und das Recht, an den Früchten dieser Entwicklung teilzuhaben, wurden zur naturrechtlichen Absicht dieser neuen Institution des modernen souveränen Nationalstaats. Gemäß diesem neuen Rechtsbegriff waren die Menschen und der Boden einer Nation nicht mehr bloßes Klafterholz, das die Oligarchen und ihre Lakaien wärmte; das Wohlergehen aller Menschen und ihrer Nachkommen zu verteidigen und zu verbessern, wurde zur nachprüfbaren Verpflichtung, die das Herrschaftsrecht einer Regierung definierte. Das ist - in erster Annäherung - die moderne Volkswirtschaft (politischen Ökonomie).

Indem man dieser neuen Gesellschaftsordnung mit der so definierten Volkswirtschaft eine solche, auch berechenbare Organisationsform gab, wurde die unabdingbare Grundlage für die Geburt der modernen europäischen Wissenschaft im 15. Jahrhundert geschaffen. Inwieweit sich die Lebensbedingungen heutiger wie zukünftiger Generationen verbessern lassen, hängt von der Wechselwirkung zweier spezifisch menschlicher Betätigungen ab, durch die der Mensch etwas erreicht, was keine andere Gattung erreichen kann: die potentielle relative Bevölkerungsdichte seiner Gattung willentlich zu erhöhen.

Typisch für die Wirkung dieser beiden Betätigungen sind erstens wirksam angewandte Entdeckungen allgemeiner wissenschaftlicher Prinzipien, und zweitens Einsichten darin, wie die klassische künstlerische Komposition - wie etwa die Tragödien des Äschylos, Shakespeare und Schiller - der Gesellschaft hilft, bei der Förderung und Nutzung der Früchte des wissenschaftlichen Fortschritts bewußt und wirksam zusammenzuarbeiten.

Der Unterschied zwischen diesen beiden Impulsen ist der: Bei den grundlegenden Entdeckungen universeller Naturprinzipien handelt der einzelne schöpferische Geist in Wechselbeziehung zum Universum als ganzem. Bei den Prinzipien der klassischen künstlerischen Komposition steht der einzelne in Wechselbeziehung mit den sozialen Prozessen der Gesellschaft: Dies ist bestimmend in einer Gesellschaft, in der die Menschen bei der Anwendung der entdeckten Naturprinzipien zusammenarbeiten.

Die Früchte dieser Betätigungen sind die einzige Quelle wahren, physischen wirtschaftlichen Gewinns einer Gesellschaft. Es gibt keine andere Quelle wahren und legitimen Profits außer der Entdeckung und Anwendung dieser beiden Arten allgemeiner Prinzipien.

Diese Sicht der Wissenschaft im Rahmen der Volkswirtschaft zwingt die moderne Gesellschaft, sich neu mit dem Unterschied zwischen Mensch und Tier zu beschäftigen. Wie man in der mosaischen Lehre, dem Werk Platons und den Grundsätzen des Christentums eindeutig nachweisen kann, konnten herausragende Menschen früherer Zeiten sehr wohl ableiten, warum der Mensch anders ist und höher steht als die Tiere. Aber erst mit der modernen Nationalstaats-Republik, wie sie Kues in der Concordantia Catholica beschreibt, entstand eine Gesellschaft, deren Leidenschaften wirksam gebündelt werden, um einen Fortschritt zu fördern, der dieser ganz besonderen Natur des Menschen - der Begeisterung für das Entdecken und Anwenden dieser beiden Klassen von Prinzipien - entspricht.

Die nationalstaatliche Republik ist eine Staatsform, die der höheren Autorität des Naturrechts verpflichtet sein muß - so wie es in der Präambel der Verfassung der Vereinigten Staaten steht, die kein Vorrecht bestimmter Gesellschaftsschichten auf "Klasseninteressen" kennt. Der heute weitverbreitete Begriff des "Shareholder Value" ist nichts weiter als eine faschistische Lehre der romantischen Rechtstradition der Kumpane Hegel und Savigny und ihres Nazi-Nachfolgers Carl Schmitt. Wie die Wissenschaft, so mißt auch das republikanische Naturrecht Absicht und Verhalten ausschließlich nach universellen Maßstäben - nämlich der Universalität der Menschheit und ihrer Aufgabe, das Wohlergehen aller Menschheit zu fördern und das Universum, in dem wir leben, zu beherrschen und zu verbessern.

Mit der Renaissance im 15. Jahrhunderts wurde die Vorstellung vom universalen Menschen - dem Menschen, der sich in seinem bewußten Handeln als universell erweist - , zur Leitschnur für wahrhaft fortschrittliche Veränderungen im menschlichen Handeln. Der Entwurf der Präambel für die amerikanische Verfassung aus dem Jahr 1789 setzte einen neuen Maßstab für die europäische Zivilisation der Neuzeit: Die Gesellschaft verpflichtete sich, sich selbst so zu ordnen, daß ein meßbarer Fortschritt zur Verbesserung des Gemeinwohls für das ganze Volk und dessen Nachkommen entsteht. Im Laufe dieser historischen Entwicklungen - der Gründung des Nationalstaats in der Renaissance, dem Westfälischen Frieden 1648, der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung 1776 und der US-Verfassung 1789 - entstand so eine gesetzmäßige physikalische Wirtschaftswissenschaft. Sie wurde zum Leitbild für jenes höhere Recht der Nationen, welches in meßbarer Form die wahre Natur des Menschen ausdrückt. Deshalb kann man ab dieser Zeit von moderner (neuzeitlicher) Geschichte und Wissenschaft sprechen.

Diese Aufgaben der modernen Republik erfüllt man nur auf der Grundlage des historisch entwickelten Wissens und indem man die physikalischen Prinzipien zu Anwendung bringt, welche jenseits der Schattenwelt naiver Sinneswahrnehmung existieren. Diese einzig richtige Sicht der Menschheit, ihrer Macht und Bestimmung fängt dort an, wo wir diese beiden Prinzipien suchen. Auch wenn es von Natur aus den Sinnen des Menschen verborgen ist, so befähigt es dennoch den Menschen diese Prinzipien zu beherrschen: Er lernt, die unsichtbare Ordnung der Vorgänge im Sensorium, das sich unseren Sinnen als Nachthimmel darbietet, zu meistern.

Auf Grundlage dieser politischen Bedingungen hat die Wissenschaft der Neuzeit aus der antiken platonischen Tradition den Begriff des komplexen Bereichs abgeleitet.

2. Der komplexe Bereich und die Unsterblichkeit des Menschen

Der Beweis, daß dem Universum universelle Prinzipien innewohnen, die nicht direkt mit den Sinnen erkannt werden können, stellt uns vor die Notwendigkeit, über die Beziehung des einzelnen zur Natur in zweierlei geometrischer Weise nachzudenken.

Die erste dieser Geometrien ist das, was ich auf den vorangehenden Seiten als antieuklidische Geometrie des universellen Sensoriums definiert habe; die zweite Geometrie beruht ausschließlich auf einer experimentellen Deutung der meßbaren Beziehungen in einem System von Abhängigkeiten zwischen den erkennbaren und experimentell bestätigten Naturprinzipien, die man mit Platons Methode der Hypothesenbildung gefunden hat. Die erste ist mehr oder weniger die "Schattenwelt-Geometrie" der mit den Sinnen wahrgenommenen Raumzeit. Die zweite ist das nicht wahrgenommene Universum der wirklichen Prinzipien. Sie rufen die paradoxen Sinneseindrücke hervor, die uns dazu anregen, die nicht erfahrbaren, aber existierenden und wirkenden universellen Prinzipien zu erkennen. Diese beiden Geometrien wirken ständig ineinander.

Wir wollen zunächst untersuchen, wie dies die Arbeit des Naturwissenschaftlers beeinflußt. Dann wenden wir uns der Frage klassischer künstlerischer Komposition zu.

Zum ersten der beiden Fälle: Die bekannte Wechselwirkung zwischen den beiden Geometrien, der wahrgenommenen und der physikalischen, findet in der modernen mathematischen Physik ihren Ausdruck im Begriff des komplexen Bereiches von Gauß und Riemann. In dieser zusammenfassenden Vorstellung zeigt sich die Beziehung der zweiten - des physikalischen Wirkens, zur ersten - der physikalischen Geometrie des sichtbaren Bereichs - als Schattenwirkung der Naturprinzipien auf das Sensorium. Zusammengenommen bilden sie den Gegenstand des allgemeinen Begriffs der Riemannschen Oberflächenfunktion, den Riemann hauptsächlich auf der Grundlage von Gauß' Begriffen der allgemeinen Krümmungsprinzipien entwickelte.26 Für eine erste Annäherung sollte man dies für den Fall der Gravitation betrachten, wie Kepler diese definiert hat. Danach sollte man für eine zweite Annäherung Fermats Konzept der "kürzesten Zeit" betrachten, was später in ausgearbeiteterer Form als Leibniz' Vorstellung der allgemeinen kleinsten Wirkung - mit der Kettenlinie als Angelpunkt - wieder auftauchen sollte.

Kepler bezieht das Prinzip der Gravitation auf aufeinanderfolgende Erkenntnisse von Platon,27 Luca Pacioli und Leonardo da Vinci28 über die Bedeutung der Konstruktion der Platonischen Körper. Von dieser Einsicht aus gelangt er zur scheinbar elliptischen harmonischen Ordnung der Sonnenumlaufbahnen - der erste Schritt zur Erkenntnis des später so genannten komplexen Bereichs. Anhand dieser Einsicht berechnete Kepler die Umlaufbahn eines Planeten zwischen den Bahnen des Mars und Jupiter, den es notwendig gegeben haben mußte, der aber ebenso notwendig irgendwann explodiert sein mußte. Fast zwei Jahrhunderte später bewies Gauß, daß der Asteroidengürtel der Überrest dieses explodierten Planeten war.

Keplers Überlegungen definieren eine überall im wahrgenommenen Sonnensystem vorhandene unsichtbare Wirkung, die dafür sorgt, daß dieses System sich an keinem beobachteten Punkt so verhält, wie es bei einer gleichbleibenden Wirkung zwischen sichtbaren Bewegungen zu erwarten wäre. Deshalb müssen wir das geistige Bild einer neuen Raumzeit schaffen, das einerseits mit der Sinneswahrnehmung übereinstimmt, andererseits aber die wahrgenommene Wirkung durch eine Absicht lenkt, die sich in einem nicht wahrnehmbaren, doch leidenschaftlichen, wißbaren Naturprinzip ausdrückt. Das Zusammentreffen dieser beiden Wirkungen, Schatten und Substanz, definiert eine neue Geometrie, welche beide Erscheinungen, die wahrgenommene und ihre Ursache, vereint.29 Dies wird zum komplexen Bereich von Leibniz' allgemeinem Prinzip der kleinsten Wirkung, der komplexe Bereich, wie ihn erst Gauß und dann Riemann - gemeinsam mit Mitarbeitern wie Lejeune Dirichlet oder Abel, auf deren Werk Riemann in beträchtlichem Maße aufbaute - definiert haben.

Dies ist die Leidenschaft (Passion), die in der Naturwissenschaft und in der Erschaffung und Aufführung von Kunst den Unterschied zwischen dem Pedanten und dem wahren Genie ausmacht.

Ich überlasse es meinen Mitarbeitern, die notwendigen pädagogischen Übungen für die eben umrissenenen Geometrien durchzuarbeiten. Ein Ziel dieser Übungen ist auch ein Durchbrechen der Schranke dazwischen, sich einfach nur im Geist Ereignisse aus der Raumzeit der Sinneswahrnehmung vorzustellen, und sich höhere Geometrien klarzumachen, die entstehen, wenn man sich das unsichtbare Wirkprinzip, das sich in jedem Punkt bemerktbar macht, künstlich vorstellt. Wir werden die Aufmerksamkeit des Lesers später noch einmal auf die Bedeutung dieser Angelegenheit lenken, nachdem wir diesen Fall mit dem Begriff des klassischen Prinzips künstlerischer Komposition verglichen haben. Die Gründe, warum ich es so entschieden habe, werden später klar werden.

Die klassische Ironie

Bei einer gelungenen Aufführung einer klassischen Tragödie oder eines klassischen Musikstücks legt sich über die Bilder auf der Bühne ein Drama, das auf der inneren "Bühne" im Geist des einzelnen Zuschauers spielt. Vergleicht man diese beiden Bühnen - die wahrgenommenen Schatten und die vorgestellte Wirklichkeit - , dann findet man gegensätzliche Geisteszustände des Menschen, die dem Gegensatz zwischen der sinnlichen Wahrnehmung und der Erkenntnis des unsichtbaren Prinzips hinter den wahrgenommenen Bewegungen entsprechen. Jeder gute klassische Künstler, ob Schauspieler oder Musiker, ist sich dessen bewußt und folgt einem vorbewußten Verständnis solcher Beziehungen.30 Hier liegt der Schlüssel zur Definition aller Prinzipien der klassischen Kunst; es ist auch der Schlüssel zu der politischen Praxis, die Nationen auf den Weg des Fortschritts gesellschaftlicher Selbstentwicklung der ganzen Menschheit führt.

Diesen einführenden Bemerkungen über die vor uns liegende Frage sollen die Aufmerksamkeit auf die folgende Frage lenken: Welches Objekt oder Ding entspricht der geistigen Handlung des einzelnen, wenn er eine Hypothese aufstellt, die sich dann im Experiment als Naturprinzip erweist? Diese geistige Handlung entspricht dem, was Wernadskij als (biogeochemische) Noesis definierte. Der Gegenstand der wahren Noesis ist das Vorhandensein von Ideen, die außerhalb der Reichweite unserer Sinneswahrnehmung liegen und dennoch klar definierte, im Experiment wirkende Ideen sind - als Ideen mindestens ebenso unverwechselbar wie jeder Gegenstand, den man mit den Sinnen wahrnimmt.31 Platon nennt sie Kräfte.32 Ich bezeichne solche Vorstellungen, weil sie so eindeutig sind, als "Gedankendinge".33

Um dieser Beobachtung den Feinschliff zu geben: Was ist das Gedankending, das der Entdeckung eines universellen Naturprinzips entspricht? Wie erkennt ein Mensch ein solches Gedankending im Geist eines anderen Menschen? Welches vergleichbare Gedankending macht den Unterschied zwischen einer gelungenen Komposition oder Aufführung klassischer Musik oder Tragödie und der bloß sinnlichen romantischen oder modernen Komposition und Aufführung?34

Beide Arten von Gedankendingen, die physikalischen und die künstlerischen, besitzen die ontologische Qualität, von der ich vorhin im Zusammenhang mit Entdeckungen experimentell gültiger, hypothetischer Naturprinzipien gesprochen habe. Um ein Verständnis der Gleichwertigkeit allgemeiner Naturprinzipien und den Gedankendingen einer künstlerischen Komposition und Darbietung zu entwickeln, studiert man am besten Platons Dialoge. Der Lernende, der sich mit Platons Gesamtwerk beschäftigt, trifft dort auf Gedankendinge, sogenannte platonische Hypothesen, die sich auf Naturprinzipien beziehen. Dieselbe Methode vermittelt auch Einsichten - die wir ebenfalls Hypothesen nennen - über Prinzipien gesellschaftlicher Prozesse.

Diese Art von Einsicht in soziale Prozesse findet sich auch in der klassischen künstlerischen Komposition. Sie ist der Schlüssel zum Verständnis der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen klassischer künstlerischer Komposition und einer fähigen politischen Wissenschaft, welche für die Gestaltung von Geschichte wesentlich ist.

Bei der klassischen Komposition entsteht ähnlich wie bei der Entdeckung experimentell bestätigter allgemeiner Naturprinzipien das ganze Werk durch eine einzige geistige Handlung: es ist nie etwas anderes als Ausdruck dieser einzigen Einsicht. Betrachten wir ein musikalisches Beispiel für dieses Prinzip. Beethovens späte Streichquartette op. 131 und 132 sind ein Geniestreich, selbst im Vergleich zu Beethovens besten früheren Kompositionen, sie bilden bis heute den herausragenden, kohärenten und höchsten Ausdruck eines Kompositionsprinzips des wohltemperierten Kontrapunkts, wie ihn ursprünglich J.S. Bach entwickelte. Richtig aufgefaßt und dargeboten, fesseln diese Kompositionen, wie auch andere "Spätwerke" Beethovens die geistige Konzentrationsfähigkeit. Der Geist erlebt eine Aufeinanderfolge kaleidoskopischer, aufregender Entdeckungen. Dabei findet ein kohärenter Entwicklungsprozeß statt, der das Stück von Anfang bis Ende prägt.35 Das Ordnungsprinzip dieser Aufeinanderfolge ist ein Gedankending: die Idee der einheitlichen Wirkung der Komposition.

Die gelungene Aufführung einer klassischen Tragödie schafft dieselbe Wirkung.

So vorbereitet, beginnen wir nun die Definition der klassischen Komposition im allgemeinen mit einer Schlüsselfrage: Wie erkennt der individuelle Geist die Prinzipien der Komposition und Darbietung? Und wie bezieht sich das auf die souveräne Fähigkeit des individuellen Geistes, Naturprinzipien zu entdecken? Mit anderen Worten, was ist das Gedankending, das Prinzipienentdeckungen in der Wissenschaft und in der klassischen Kunst kennzeichnet? Die Antwort auf diese Frage macht klar, warum wir klassische und ihr entgegengesetzte Formen künstlerischer Komposition bzw. Darbietung in zwei qualitativ strikt getrennte Kategorien einteilen müssen. Klassische und romantische Kunst sind nicht einfach bloß sich widersprechenden Kunstauffassungen, es handelt sich um getrennte Gattungen, die einander so entgegenstehen wie Säugetiere und Reptilien.

Der Schlüssel zur Antwort auf diese Frage findet sich bereits in der Schilderung, wie Pythagoras das musikalische Komma fand. Demzufolge fand Pythagoras den Beweis des Kommas, indem er verglich, wie eine menschliche Singstimme die Oktave unterteilt und wie ein Monochord dies tut. Bei einem solchen Experiment entsteht das Komma nur, wenn die Singstimme ihr volles Potential gemäß der florentinischen Belcanto-Methode aus dem 15. Jahrhundert - wie diese Tradition sich in den Fragmenten von Leonardo da Vincis Buch De Musica findet - entwickelt hat. Das Ergebnis sind dieselben Merkmale der menschlichen Singstimme, die sich in dem Konflikt zwischen Bachs wohltemperiertem Kontrapunkt und der empiristischen gleichschwebenden Temperatur schlechter Klavierstimmer findet.

In der Florentiner Belcanto-Tradition prägt sich die Plazierung und Phrasierun der Singstimme ins Gedächtnis des Sängers ein wie eine Idee im Sinne eines platonischen Gedankendings.36 Diese Vorstellung von der Belcanto-Singstimme ist der Schlüssel für die klassische Komposition. Das gilt nicht nur für die Musik, sondern auch für Poesie und Drama, wie die deutschen und italienischen klassischen Lieder und Opern zeigen. Das gleiche gilt für die Frage der Leidenschaft einer Komposition und die Darbietung der Poesie oder auch für die musikalische Struktur des Dramas, welches auf der klassischen Bühne dargeboten wird.

Es gibt noch mehr, was die Musik als klassische Kunst beispielsweise von einer musikalischen Physik unterscheidet.

Die Belcanto-Tonleiter unterteilt die menschlichen Singstimmen in sechs Kategorien, die sich nach der Lage der natürlichen Registerwechsel unterscheiden und dann noch nach sekundären Unterschieden weiter unterteilt werden. Diese und verwandte Eigenschaften der richtig entwickelten natürlichen Anlagen der menschlichen Singstimme definieren in ihrer Gesamtheit die Musik als sozialen - nicht individuellen - Ausdruck des Gebrauchs der menschlichen schöpferischen Geisteskräfte beim Schaffen von Gedankendingen und dem Vermitteln dieser Erfahrung. Diese besonderen sozialen Beziehungen, die mit dieser "Palette" der menschlichen Singstimmen verbunden sind, und die besondere Rolle des Kontrapunkts definieren die in der klassische Komposition und Darbietung als einen Teilbereich klassischer Kunst statt als eine Art mathematischer Physik, obwohl sich die Definitionen für menschliche Gedankendinge in der klassischen Kunst und in der Naturwissenschaft vollkommen decken.

Das Soziale der musikalischen Ideen drückt sich in den Prinzipien des wohltemperierten Kontrapunktes aus, wie Bachs wohltemperierte Präludien und Fugen zeigen. Daher müssen bei der Aufführung von Musik die Instrumentalisten mit ihren Instrumenten die Eigenschaften der Belcanto-Singstimme wiedergeben - sonst machen sie selbst aus klassischen Werken nur einen romantischen Abklatsch à la Liszt und Wagner, wenn nicht gar einen modernen. Gute Musiker spielen nie bloß die Noten, die Noten sind nur eine Gedächtnisstütze, gleichsam ein Schatten, der die Absicht des Komponisten widerspiegeln soll. Die Aufgabe des Interpreten ist, diese Absicht in seiner Darbietung neu zum Leben zu bringen. Das heißt, er muß dem Zuhörer die Idee vermitteln, die der Komposition als Ganzer zugrundeliegt und sie zu einem unteilbaren einheitlichen Gedanken macht.

Die Einsicht in die Funktionen klassischer Komposition, die sich aus den natürlichen Belcanto-Eigenschaften der Singstimme ableiten, gibt uns auch Einsicht in die kognitiven Funktionen der menschlichen Sprechstimme. Am besten untersucht man diese Verbindung anhand der Rolle klassischer gesungener Prosodie in der alten und zeitgenössischen Dichtung verschiedener Sprachen.37 Zeitgenössische Komposition und Aussprache von Poesie und Prosa sind der Beleg eines Niedergangs: eines Verlustes der Fähigkeit, Prosodie so zu sprechen oder zu schreiben, daß - in den Worten Percy Bysshe Shelleys - "tiefe und leidenschaftliche Konzepte über Mensch und Natur" vermittelt werden. Die Fähigkeit, wichtige Ideen intelligibel zu vermitteln, ist im Laufe der vergangenen vier Jahrzehnte immer mehr verlorengegangen, vor allem seit dem Beginn der "Rock-Drogen-Sex-Jugendkultur" im europäischen Sprachraum, deren Ziel u.a. war, den Einfluß der klassischen Kultur zu beenden.38

Der sogenannte "kulturelle Wertewandel" seit 1963 hat dazu geführt, daß die Generation, die damals in Europa und den USA heranwuchs, heute nicht mehr über eine gebildete Sprache verfügt. Diese Unfähigkeit geht zum großen Teil auf die "Rock-Drogen-Sex-Jugendkultur" zurück und auf deren zerstörerischen Einfluß auf die Musikalität, z.B. auf das Verständnis der Belcanto-Prosodie. Einer der weiteren Faktoren, die das Problem verschlimmerten, bestand darin, daß sich diese Generation von der zukunftsorientierten Kultur früherer Generationen abwandte. Das hat zur Folge, daß diese "Hier-und-Jetzt-Generation" kein Verständnis einer geschichtlichen Perspektive für die einzelne Person hat. Der Verlust dieser moralischen Perspektive hat dazu geführt, daß die meisten der heute 50-60jährigen eine existentialistische, emotionale und intellektuelle Verkümmerung ihrer Erkenntniskräfte erlitten haben. Es ist vergleichbar mit dem synarchistischen Dogma vom "Ende der Geschichte".39

Der rasante kulturelle Niedergang der vergangenen Jahrzehnte zeigt sich im Verlust der sprachlichen Fähigkeit zur Prosodie, die in den Prinzipien der klassischen Gedichte und Lieder wurzelt. Damit ihr schwindet auch die Fähigkeit (wenn sie nicht schon ganz abhanden kam), wirkliche Ideen zu vermitteln.

Eine der Methoden, diesen Mangel an prosodischer Ausdrucksfähigkeit zu verschleiern, war eine Art romantischer Singsang, den Naive für eine "schöne Sprache" halten, als vermeintlichen Ersatz für die Art von Ausdruck, die man braucht, um Ideen klassischer, wissenschaftlicher Entdeckungen universeller Naturprinzipien zu vermitteln. Mit anderen Worten: Die Leidenschaft verlagert sich von menschlichen Ideen auf tierische Wahrnehmungen von Gegenständen und affenartigen Gefühlsausbrüchen anderer Menschen (Schreien, Girren, usw.).40

Ein Beispiel ist ein führender protofaschistischer Ideologe, Richter Antonin Scalia vom Obersten Gerichtshof der USA. Scalia hat schamlos zugegeben, daß für ihn keine historisch gewachsenen, relevanten Rechtsprinzipien gelten, und besteht auf einem "Orwellschen" nominalistischen Dogma, das nicht der Vernunft folgt. Scalia hat nicht einmal die Präambel der Amerikanischen Verfassung verstanden.

Betrachten wir als Beispiel das Souveränitätsprinzip.

Die Ironie der Souveränität

Es ist bemerkenswert, daß der Empiriker Thomas Hobbes, wie alle Positivisten, instinktiv eine tiefe Abscheu gegen jede Form von Ironie, vor allem aber gegen die Metapher empfand.

Was ich bereits als zentrales Thema dieses Berichts dargelegt habe: Wenn die Definition des "Rationalen" auf ein mechanisches Beschreiben von Erfahrungen ("die Punkte verbinden") beschränkt wird, dann führt das dazu - und das ist auch die Absicht - , daß keine Wirklichkeit existieren darf, die nicht aus einer solchen "die Punkte verbindenden" Sinneserfahrung hergeleitet ist. Scharlatane wie Bertrand Russell und seine Gefolgsmänner Norbert Wiener, John von Neumann u.a. treiben Hobbes' teuflisches Dogma auf die Spitze.

Entgegen Hobbes' und Antonin Scalias unausgesprochenem Nominalismus kann nur ein schizophrener Geist annehmen, die wörtliche Bedeutung der Sprache bedeute menschliches Wissen. Der vernünftige Sprachgebrauch einer jeden Sprache weist Ähnlichkeiten zum komplexen Bereich Riemanns und Gauß' auf. Worte werden wörtlich benutzt, wenn man eine bestimmte Vorstellung von Gegenständen oder bestimmten Gefühlsimpulsen hervorrufen will. Ein vernünftiger Sprachgebrauch ist kein wortwörtlicher; vernünftige Sprache findet einen angemessenen sprachlichen Ausdruck für die Erfassung und Bestimmung des komplexen Bereichs. Eine intelligente Sprache schafft sich selbst mit Hilfe von Ironie und Metapher Begriffe zur Beschreibung z.B allgemeiner Naturprinzipien, die jenseits des Möglichkeiten wörtlicher Beschreibungen von Sinneseindrücken liegen. Bisweilen sind Ironien irreführend oder auch schlicht falsch, aber für das wahrheitsgemäße Vermitteln von Ideen - ob richtig oder falsch - unter den Menschen sind sie unabdingbar. Klassische Dichtung beispielsweise vermittelt man ausschließlich auf dieser höheren Ebene des Ideenaustauschs zwischen Sprecher und Zuhörer.41

Dergleichen spielt sich auf einer subtileren Ebene auch in der Volkskultur ab. Und wir begegnen demselben Phänomen in der klassischen darstellenden und nichtdarstellenden Kunst. Beispielhaft ist der Unterschied zwischen den klassischen und den archaischen griechischen Skulpturen. In der Malerei entspricht es Leonardo da Vincis Neudefinition der Perspektive. Die klassische Bildhauerei stellt einen Körper dar, den der Geist des Betrachters nicht starr, sondern in "Bewegung" wahrnimmt - der Geist erkennt die Bewegung. John Keats beschreibt diese Wirkung in seinem Gedicht Ode auf einer griechischen Urne. Solche Kunst bringt Prinzipien zum Ausdruck, in demselben Sinne, wie der komplexe Bereich Prinzipien fortgesetzte wirkender Entwicklung ausdrückt - wie es die Mathematik eines Galileo, Euler, Lagrange und Cauchy eben nicht tut. Volkskunst und klassische Musik vermitteln das Verständnis wirkender Prinzipien, etwas, das mit reduktionistisch-wörtlichen Erklärungen nicht ausgedrückt werden kann.

Somit bewegt sich die intelligente zwischenmenschliche Kommunikation in einem Spannungsfeld ironischer, antireduktionistischer Bedeutungen, die etwas "dazwischen" ausdrücken, also etwas, das jenseits wörtlicher Vorstellung liegt. Solche neuen prinzipiellen Ideen kann man einem Volk nur vermitteln, wenn man den Sprachschatz der jeweiligen Sprachkultur, in dem solche Ideen enthalten sind, aktiviert.

Darum kann ein Volk in der Regel nur neue Entdeckungen machen oder Ideen erzeugen, wenn es ansatzweise über eine klassische Sprachkultur verfügt. Was wir die Freiheit des einzelnen Mitglieds einer Gesellschaft nennen, hängt vom gesellschaftlichen Ideenaustausch auf der Grundlage des angesammelten Schatzes an Ironien in der Sprachkultur dieser Gesellschaft ab. In einer Gesellschaft, deren Sprache arm an Ironien und literarischen Formen ist, wird der einzelne auf den Status menschlichen Viehs herabgewürdigt. Er ist unfähig, sich aktiv an der Gestaltung der Nation zu beteiligen.

Das Problem, um das es hier im Kern geht, ist wieder die Frage der Leidenschaft, die wir in dieser Schrift bereits mehrmals angesprochen haben. Betrachten wir das Problem von einem allgemeinen Standpunkt. Beschäftigen wir uns näher damit, warum ein Reduktionist in irrationale Wut ausbricht, wenn er versucht, irgendein Phänomen zu erklären, das einem wahren universellen Naturprinzip (oder klassischem künstlerischen Kompositionsprinzip) entspricht.

Zufällig befaßte ich mich vor einigen Jahrzehnten mit dem Bericht eines kenntnisreichen Fachmanns, wonach Mathematiker eher in schwarz-weiß träumen, klassische Musiker eher in Farbe. Ich fand diesen Bericht einsichtsvoll, er stimmte mit meinen eigenen Beobachtungen der Unterschiede im Verhalten von Mathematikern und klassischen Musikern überein. Dennoch ist es nur eine einsichtsvolle Verallgemeinerung und keine feste Regel - der menschliche Geist ist nicht so einfach, wie diese schlaue Beobachtung nahelegt. Trotzdem ist Tatsache: Die Geisteshaltung, die entsteht, wenn man sich an die reduktionistischen Annahmen des Aristoteles, der Empiriker im allgemeinen und Kants im besonderen klammert, ist im allgemeinen eine analorientierte kalte Wut, eine Wut, die zur Ausbreitung existentialistischer und anderer faschistischer Weltanschauungen beiträgt. Der tiefe Zorn des äußerlich lächelnden John von Neumann auf Kurt Gödel, der vor Neumanns Augen die Grundannahme von dessen Gott Bertrand Russell in der Luft zerrissen hatte, ist ein bemerkenswertes Beispiel für diese kalte Wut, die für die verschiedenen Erscheinungsformen reduktionistischer Logik typisch ist.42

Dieses Problem des Mathematikers ist auch die emotionale Schwierigkeit des Opfers, das sich reduktionistischen Methoden wie denen Kants unterwirft. Ähnlich ist es selbst bei Experimentalphysikern, die sich unter dem teuflischen sozialen Druck der Kollegen so weit erniedrigen, daß sie ihre eigenen Forschungserfolge herabwürdigen, indem sie zu beweisen suchen, diese wären bloß eine Weiterführung der bestehenden allgemein akzeptierten Schulmathematik, die ihnen die an babylonische Priester erinnernde Einrichtung der "Kollegenrezension" (peer review) aufzwingt.43

Die intellektuelle und emotionale Krise, die solchermaßen durch die reduktionistische Methode hervorgerufen wird, läßt sich wie folgt beschreiben.

Entgegen dem akademischen Geschäft eines typischen Reduktionisten erfaßt das menschliche Wissen den Unterschied zwischen geistigen Dingen, die eine Interpretation der Sinneserfahrung sind, und den klassisch-künstlerischen oder wissenschaftlich-geistigen Dingen, die experimentell bestätigten Entdeckungen universaler Naturprinzipien entsprechen. Sie sind wirksam, aber sie existieren nicht als Objekte der Sinneswahrnehmung. Bei der letztgenannten höheren Ordnung geistiger Objekte, die als universelle Naturprinzipien bezeichnet werden, entsprechen diese geistigen Gegenstände einer "paradoxen" Sinneserfahrung, die eine Interpretation vom Standpunkt der Sinneswahrnehmung als solcher ablehnt.

Das Problem ist das des leidenschaftlichen Reduktionisten, der beharrlich auf seiner "materialistischen" Sichtweise besteht, die das Universum entspreche in seinem ureigensten Wesen unmittelbar der Annahme, nur die Sinne zeigten uns die physische Wirklichkeit. Für das Opfer solch reduktionistischer Annahmen muß alles, wie paradox es auch ist, mit der herkömmlichen Ansicht "erklärbar" sein. So wird er verzweifelt zu erklären versuchen, daß die Objekte der Sinneswahrnehmung dem entsprechen, was man unter "Materie" versteht. Ideen über universelle Naturprinzipien haben gemäß dieser reduktionistischen Denkweise die gleiche statistische Qualität wie gewöhnliche, abzählbare mathematische Vorstellungen einfacher mechanischer Beziehungen.

In Wirklichkeit wissen wir, daß die Annahme des Reduktionisten falsch ist. Wie ich betont habe, ist der Sinneseindruck nicht die Wirklichkeit, sondern gleichsam nur der Schatten, den sie auf die Sinne wirft. Wem eingeredet worden ist, diese Sichtweise abzulehnen, der wird hysterisch, wenn man über Beweise für universelle Naturprinzipien spricht. Ein solcher Hysteriker ist besessen davon, die Notwendigkeit einer solchen Untersuchung "wegzuerklären" - wie ein Fuchs, der im Hühnerstall so tut, als sei er selbst auch nur ein Huhn, wenn der Bauer mit dem Gewehr kommt.

Ein typisches Beispiel ist John von Neumann. Sein Leben war geprägt von der Wut auf Kurt Gödel, der 1931 den Schwindel in Bertrand Russells Principia Mathematica entlarvte. Der verrückte Kult der "Informationstheorie", der "künstlichen Intelligenz" usw. beruht ausdrücklich auf der Wut solcher Russell-Jünger wie von Neumann, Norbert Wiener und vieler anderer, die in der akademischen Welt der Universitäten Chikago und Princeton hochangesehen waren. Nehmen wir das verrückte Abrakadabra von Reverend Moons Wissenschaftskult. Es ist Ergebnis des wilden logisch-positivistischen Kults der "Vereinigung der Wissenschaften", die Russell und Hutchins von Chikago in den 30er Jahren initiiert hatten. Nimmt man die exotische Kostümierung einer Moonschen Massenhochzeit weg, dann bleibt am Ende nur der Unsinn von Euler und Lagrange übrig, den schon Carl Gauß in seiner 1799 veröffentlichten Definition des komplexen Bereichs angegriffen hat.

In beispielhaften Fällen wie Keplers einzigartiger Entdeckung der allgemeinen Gravitation, Fermats Konzept der schnellsten Wirkung oder Gauß' und Riemanns Anwendung von Leibniz' Konzept des von der Kettenlinie abgeleiteten Prinzips der kleinsten Wirkung haben wir es mit Gedankendingen zu tun, die per definitionem keine Erfahrung unveränderlicher Gegenstände der Sinneswahrnehmung sind. Die entgegengesetzte Ansicht der Materialisten oder Empiristen bevorzugt die herkömmliche oberflächliche Ansicht faktischer Beweise; diese Ansicht beruht auf dem Fehler, den Schatten der Wirklichkeit, die Sinneswahrnehmung, für die unsichtbare Wirklichkeit zu halten, die den Schatten wirft.

In allen diesen Fällen ist der ontologische Unterschied zwischen Schatten und Substanz das, was Heraklit und später Platon in dem berühmten Aphorismus formulierten, es gebe nichts Dauerhaftes außer der Veränderung. Um dies zu verdeutlichen, kehren wir zurück zu Keplers Begriff der Gravitation.

Indem er die entsprechenden Irrtümer in Tycho Brahes Beobachtungen berichtigte, zeigte Kepler, daß die Umlaufbahnen der Planeten nicht so regelmäßig waren, wie es die reduktionistischen Ideologen der aristotelischen Lehre forderten. Vielmehr sind die Planetenumlaufbahnen annähernd elliptisch, mit der Sonne in einem der Brennpunkte der Ellipsen, und die Bewegung der Planeten auf ihrer Umlaufbahn ist niemals gleichförmig. So steht der blinde Glaube an die Sinneserfahrung vor dem Beweis, daß die Planetenumlaufbahnen von einem Prinzip ständiger Veränderung bestimmt sind, ganz wie es Heraklits Aphorismus sagt. Diese Eigenschaft erfordert eine Einrichtung, die von außerhalb des Bereichs der Sinneswahrnehmung wirkt, deren wirkendes Vorhandensein sich in einer Absicht ausdrückt, die wir nur erkennen, wenn wir das den Sinnen nicht erkennbare Naturprinzip finden. Der experimentelle Beweis für dieses Prinzip wird jetzt zu einem Gegenstand im Geist, der jenseits der Sinneswahrnehmung existiert.

Um einen solchen Geistesgegenstand wie etwa ein allgemeines Naturprinzip angemessen zu verstehen, muß sich der Geist etwas schaffen, das in Inhalt und Form ständige Veränderung darstellt. Nur solche Ideen sind allgemeine Naturprinzipien. Hier ist eine autobiographische Anmerkung angebracht.

Als ich 1953 zu der Erkenntnis kam, daß Bernhard Riemanns Standpunkt geeignet war, meine eigenen früheren Entdeckungen in der physischen Wirtschaftswissenschaft systematisch darzustellen, stand ich unter dem Eindruck der drei posthum veröffentlichten philosophischen Schriften Riemanns aus dem Jahr 1853.44 Die erste Schrift Zur Psychologie und Metaphysik war damals für mich die wichtigste und ist es, wenn auch aus etwas anderen Gründen, bis heute geblieben.45 Ich erwähne sie hier wegen Riemanns Abhandlung über die "Geistesmassen", einen epistemologischen Begriff, auf den er sich stützt, wenn er das, wie er es nennt, Dirichlet-Prinzip besonders hervorhebt, und wenn er aus Gauß' Konzept des allgemeinen Krümmungsprinzips das Konzept der Riemannschen Mannigfaltigkeiten ableitet. Bei meinen eigenen grundlegenden Entdeckungen in der physikalischen Wirtschaftswissenschaft bildet die Wirkung der Erzeugung und Vermittlung universeller Naturprinzipien die einzige axiomatische Grundlage für ein rationales Verständnis wirtschaftlicher Abläufe. Obwohl mir das Konzept bereits während meiner Arbeiten in der Zeit von 1948 bis 1952 klar war, war die Überarbeitung meiner eigenen Gedanken im Lichte von Riemanns Begriff der "Geistesmasse" seither von entscheidender Bedeutung bei allen meinen Arbeiten, einschließlich der hier vorliegenden.

Wenn man die Vorstellung irgendeines experimentell bewiesenen Naturprinzips verstehen will, muß man die sich entfaltende andauernde Wirkung ständiger Veränderung, für die dieses Prinzip steht, nacherleben. Keplers Begriff der Gravitation beispielsweise oder Leibniz' Entdeckung des Prinzips der allgemeinen kleinsten physikalischen Wirkung, veranschaulichen das in ausgezeichneter pädagogischer Weise. Während die Bilder der Sinneseindrücke uns einen Begriff in Bewegung befindlicher fester Gegenstände vermitteln, sind Begriffe universeller Naturprinzipien Vorstellungen der ständigen Entwicklung nicht-gleichförmiger Wirkung (d.h. Veränderung.)

Um diese Unterscheidung zu verdeutlichen, betrachte man, wie die Klassiker und die Romantiker J.S. Bachs Entwicklung des Prinzips des wohltemperierten Kontrapunkts auslegten.

Der Reduktionist versucht, Bachs Werk auf ein Regelwerk zu reduzieren; der klassische Komponist - das beste Beispiel sind die späten Streichquartette Ludwig van Beethovens - versteht den Kontrapunkt als Anwendung eines Prinzips ständigen Wandels, wodurch die scheinbare elementare kontrapunktische Ironie zu einem Erzeugungsprinzip einer vollständigen Komposition wird: einer Komposition entsprechend einem geistigen Gegenstand, anders alle allen anderen. Der Interpret oder Dirigent lenkt deshalb die Aufmerksamkeit von Anfang an auf die grundsätzliche Idee der kontrapunktischen Ironie, welche die Komposition als Ganzes definiert - von der Pause vor dem ersten Ton bis zu dem Augenblick des Schweigens nach dem letzten. Er spielt das Stück "zwischen den Noten", wie Furtwängler sagen würde.

Nicht nur sind alle Ideen im Geist Gedankendinge; es gibt qualitative Unterschiede in ihrer Beschaffenheit, die Ideen der Gegenstände der Sinneswahrnehmung (Gedankendinge) von Gedankendingen universeller Naturprinzipien unterscheiden. Die letztere Kategorie an Gedankendingen bedeutet ontologisch ein (generatives) Erzeugungsprinzip ständiger Veränderung.

Der typische verrückte Geisteszustand im empirisch- reduktionistischen Denken bei allem, was mit Prinzipien zusammenhängt, entsteht dadurch, daß versucht wird, der geistigen Erfahrung einer Idee, die ungleichmäßiger qualitativer Veränderung entspricht, das eher Statische einer Idee aus dem Bereich der Sinneswahrnehmung überzustülpen. In der Mathematik heißt das, daß Ereignissen, die naturgemäß ontologisch außerhalb des Bereichs einfacher, abzählbarer Zahlen liegen, die deduktive Mechanik arithmetischer Verfahren übergestülpt werden. Wenn man höhere geometrische Abläufe durch deduktive ersetzt, entsteht ein geistiger Zustand, der in dem Bereich, wo das Deduktive vorherrscht, Wut bedeutet. Dies wird klarer, wenn wir mit derselben kritischen Haltung die klassische Kunst betrachten.

Im Bereich der Kunst

Trotz allem, was ich bis eben zur Naturwissenschaft geschrieben habe: Die wirksamste Methode, eine Kultur (z.B. die eines Landes) zu entwickeln, ist die klassische Kunst - insbesondere Dichtung, Schauspiel, Musik und Bildende Kunst. In der Architektur sind klassische Prinzipien wesentlich für eine gesunde und freudige Nationalkultur, Städtebau und Gebäude sollten einem klassischen künstlerischen Maßstab entsprechen. Nehmen wir den prinzipiellen Unterschied zwischen archaischer und klassischer griechischer Bildhauerei als ganz wesentliche Veranschaulichung dieses Punktes.

Das Entscheidende an der klassischen griechischen Skulptur ist, daß der Geist des Betrachters die Figur in Bewegung wahrnimmt, übereinstimmend mit Heraklits "nichts ist von Dauer außer der Veränderung". Eine verwandte Errungenschaft war Leonardo da Vincis Revolution mit der Entdeckung der Perspektive, wie sie auf die Malerei angewandt wurde - etwa von Raffael Sanzio und in Rembrandts Meisterwerken wie Homer, die Büste des Aristoteles betrachtend. Bei diesen Kunstwerken werden paradoxe Ironien bei den sichtbaren Schatten angewandt, um ein Verständnis des wirklichen Universums der unsichtbaren Sphären zu vermitteln, aus denen das Licht kommt. Somit sind in der klassischen Kunst wie auch in der Wissenschaft die Gedankendinge, die sich auf den Schattenbereich der Sinneswahrnehmung beziehen, von anderer Natur als die Gedankendinge der wirklichen Welt, in der nichts beständig ist außer dem Wandel und die jenseits der Sinneswahrnehmung liegt und von dort wirkt. Wie Percy Shelley sagte, erweitern die großen Augenblicke in der Geschichte eines Volkes dessen "Fähigkeit, tiefe und leidenschaftliche Gedanken über Mensch und Natur zu vermitteln und zu empfangen". Dies gilt sowohl für die Naturwissenschaft wie auch für den Bereich sozialer Beziehungen, die in der klassischen Kunst in konzentriertester Form zum Ausdruck kommen.

Mit anderen Worten: Dasselbe Prinzip, das sich in der Naturwissenschaft als komplexer Bereich darstellt, findet seinen Ausdruck in der Kunst in einer ausdrücklich sozialen Form. Das ist für das Wohlfühlen und das Wirken eines Volkes von großer Bedeutung. Eine funktionierende, gesunde Gesellschaft setzt eine vollkommene nationale Souveränität voraus, die wiederum auf einer sich stets weiterentwickelnden, reichen und rationalen Kultur beruht. "Türme von Babel" sind verboten. Verschiedene Nationen sollten einen gemeinsamen Maßstab der Wahrheit haben: Jeder Nation steht es frei, diesen Standard zu erreichen, was wiederum nur auf der Grundlage eines souveränen nationalen kulturellen Standards möglich ist.

Erst auf der Grundlage des Prinzips der Ökumene können souveräne und unterschiedliche Sprachkulturen an ein und demselben Wahrheitsbegriff teilhaben. In der Theologie verbindet sich solch ein ökumenisches Prinzip mit dem Begriff des "Einen Gottes", wie er in Nikolaus von Kues' De Pace Fidei oder in der Philosophie Moses Mendelssohns beschrieben wurde. Dieser Begriff entspricht im weiteren Sinne der Idee eines allgemeinen Naturrechts. Man erfaßt diesen Begriff des Naturrechts allgemeiner - ohne die Anklänge in den Schriften Kues' und Mendelssohns zu verlieren - wenn man betont, daß Mann und Frau als Abbild des Schöpfergottes geschaffen wurden und daß es ihnen obliegt, Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen.

Wirklich funktionierende ökumenische Beziehungen zwischen unterschiedlichen Religionen und Nationen entsprechen Vereinbarungen, die auf einer gemeinsamen Verpflichtung gegenüber der Menschheit gründen. Es ist der Grundsatz, wonach sich der Mensch vom Tier unterscheidet und ihn über dieses erhebt.

Diese Prinzipien, die souveränen Staaten und religiösen Körperschaften gemeinsam sind, leiten ihre Autorität aus naturrechtlichen Prinzipien wie den drei oben angeführten Prinzipien in der Präambel der amerikanischen Verfassung ab.

Ein solches ökumenisches Prinzip ist nur möglich auf der Grundlage eines Menschenbildes, das von einem grundsätzlichen Unterschied zwischen Mensch und Tier ausgeht. Der Unterschied ist, daß der Mensch die Fähigkeit besitzt, mit hilfe seines Geistes experimentell bestätigte, allgemeine Naturprinzipien jenseits des Bereichs der Sinneswahrnehmung zu entdecken. Die sokratische Dialektik, die sich durch alle Dialoge Platons hindurchzieht, stellt eine allgemeine Ordnung von Prinzipien dar, die diese Besonderheit des menschlichen Geistes zum Ausdruck bringt. Von einem höheren Standpunkt betrachtet, wird darin ein Prinzip ökumenischer Harmonie zum Ausdruck gebracht, das eine Art Brücke zwischen der Souveränität unterschiedlicher nationaler Kulturen schlägt. Mit anderen Worten: Diese Form der Dialektik ist ein gemeinsames Prinzip der unterschiedlichen souveränen Kulturen.

Beim Dialog zwischen den Kulturen sollten die für jede souveräne nationale Kultur eigentümlichen Prädikate ihren Ausdruck finden, auch wenn die Prinzipien, auf denen sie beruhen, letztlich bei allen souveränen nationalen Kulturen dieselben sind. Nationale Kulturen, die dem Maßstab des "Klassischen" entsprechen, sind die Voraussetzung für den Aufbau und die Aufrechterhaltung ökumenischer Brüderlichkeit zwischen souveränen Kulturen.

Das Entscheidende beim Naturrecht ist folgendes.

Der einzelne Mensch hat zwei Möglichkeiten, wo er seine persönliche Identität suchen kann. Die meisten Menschen in den bisherigen Gesellschaften sahen und sehen ihre Identität in der Zeitspanne zwischen Empfängnis und Tod. Kulturell entwickeltere Menschen begreifen ihre Identität aus der Sicht der Unsterblichkeit. Ihr Leben ist vergänglich, aber ihre Persönlichkeit ist unvergänglich. Im ersten Fall ortet der Mensch seine sterbliche Identität ausschließlich in den Grenzen der Sinneswahrnehmung. Dort liegt dann auch die treibende Leidenschaft hinter der Vorstellung, wer das "Ich" ist. Im zweiten Fall, beim wahren Verständnis individueller menschlicher Identität, definiert der einzelne seine eigene, namentliche Identität bewußt als unsterblich - in dem Sinne, wie gute Wissenschaft die Namen der Entdecker universeller Naturprinzipien - deren Ideen tatsächlich im Gauß-Riemannschen komplexen Bereich liegen - sowie der Entdecker von Prinzipien der klassischen Kunst von einer Generation zur nächsten weitergibt.

Der herausragende Wissenschaftler oder Künstler ist das Paradebeispiel der wahren, immer auch unsterblichen Identität des Menschen.

In dem zweiten Fall, der erhabenen Auffassung des einzelnen von sich selbst, kommt die Leidenschaft, die das Unsterbliche seiner Seele beinhaltet, aus seinen leidenschaftlichen Empfindungen bei der Entdeckung eines wissenschaftlichen oder künstlerischen Prinzips. Beispielhaft für die schlechtere Auffassung persönlicher Identität ist Shakespeares Hamlet, dem diese höhere Leidenschaft tragischerweise fehlt.

In der menschlichen Gesellschaft beruhte bislang der Erfolg aller Kulturen auf den Beiträgen und der Führung einzelner, die sich als universell und unsterblich verstanden, als Vorbild und Führung für ein Volk, das moralisch herabsinkt, weil es zu sehr an der nichtuniversellen, niedrigeren, sterblichen menschlichen Identität festhält.

In der europäischen Zivilisation, die sich im Laufe der Geschichte weltweit ausbreitete, waren es außergewöhnliche Menschen mit einer universellen Ausrichtung - wie z.B. Solon von Athen, der Sokrates aus Platons Dialogen und Platon selbst - , welche die Grundlagen für die größten Leistungen der europäischen Kultur legten.

Dieser Punkt lenkt unsere Aufmerksamkeit zurück auf die funktionelle Besonderheit der europäischen Zivilisation der Neuzeit. Die Pflicht jedes Staatsoberhaupts ist, die Souveränität zu verteidigen und das Gemeinwohl aller Menschen und der Nachwelt zu fördern, für die Gegenwart wie für die Zukunft der gesamten Nation. Um ein Land zu führen, bedarf es Menschen, die ein geschichtliches Bewußtsein von Universalität verkörpern. Der Zweck der Staatskunst solcher Führungspersönlichkeiten ist es, die kleingeistigen und engstirnigen Impulse der Menschen dem universellen Ziel der Nation unterzuordnen. Solche führenden Persönlichkeiten, ob Staatsführer oder andere moralisch bedeutende Persönlichkeiten, müssen sich historisch der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der ganzen Menschheit verpflichtet fühlen. Sie tragen zugleich Verantwortung für die Entdeckungen und die Anwendung von Entdeckungsprinzipien, die nicht nur die Nation, sondern die ganze Menschheit kennzeichnen.

Das Problem heute - dies trifft für die USA wie für Europa zu - besteht darin, daß die Menschen und politischen Führer viel zu kleingeistig sind. Was den moralischen und praktischen Ausdruck ihrer Meinungen und Handlungen angeht, sind sie oft erbärmlich klein. Zu recht mahnte Solon von Athen daher, daß in der Geschichte der Menschheit gut funktionierende Gesellschaften vom Eingreifen moralisch und intellektuell herausragender politischer Führer abhängen. Beispielhaft sind Benjamin Franklin oder Abraham Lincoln als Menschen, die das Volk einer Nation aus der selbstgeschaffenen Verblendung führen.

Die amerikanische Verfassung, die im Geist Solons und seiner Mahnung formuliert ist, hat sich als das dauerhafteste Instrument in der ganzen politischen Geschichte der Neuzeit erwiesen. Dies gilt trotz der Zeiten, als der Geist der Verfassung verraten wurde, z.B. der Zeitraum von 1964-2003. Das entscheidende, wahrlich Geniale an dieser Verfassung ist ihre Präambel, der die Auslegung anderer Elemente der Verfassung wie die Zusätze, die Bundesgesetze und Entscheidungen des Bundesgerichtshofs untergeordnet sind. Der Hinweis der Präambel auf die drei Prinzipien: Souveränität, Gemeinwohl und Nachwelt wurde zum entscheidenden Bezugspunkt und Ausdruck einer immer wieder ins Bewußtsein gerufenen Tugend, die unsere politische Verfassung zur langlebigsten in der bekannten Geschichte gemacht hat. Der geniale Gedanke in der Präambel ist: Sie verpflichtet die Bundesregierung, zum Prinzip echter Universalität zurückzukehren, um die Nation vor den Dummheiten zu bewahren, die sich aus den fehlgeleiteten und kleingeistigen Strömungen der öffentlichen Meinung ergeben. Solange wir uns am Geist dieser Verfassung orientieren, hat unsere Nation einen gewissen Sinn von Unsterblichkeit. Es ist etwas, was andere Nationen bis heute nicht geschafft haben.

Wie wichtig dieses Verständnis der Präambel unserer Verfassung ist, wird deutlich, wenn man sie mit dem ultramontanen Traditionalismus vergleicht, wie er im römischen Codex des Diokletian zum Ausdruck kommt. Tradition im Sinne der Vorgaben dieses Codex wird zum Todfeind jedes Volkes, das dumm genug ist, sich ihr zu unterwerfen. Veränderung zum Besseren muß ständig solche Traditionen überwinden. Wissenschaftlicher und künstlerischer Fortschritt muß die Tradition sein, die ständig über andere Traditionen hinauswächst. Dadurch wird die Unsterblichkeit der Persönlichkeit des sterblichen einzelnen sichergestellt. Nur eine dem ständigen Fortschritt verpflichtete Nation kann ihren Bürgern den Zugang zu wahrer Unsterblichkeit sichern.

Das bringt uns zur Frage der Prinzipien der Krümmung, mit der ich mich mit der Hauptfunktion der Entdeckungen allgemeiner Naturprinzipien für die Volkswirtschaften beschäftige.

3. Das Krümmungsprinzip

Ich führe unsere Aufmerksamkeit wieder auf das Thema zurück, das wir eingangs behandelt haben. Hier konzentriere ich mich jetzt auf J. Clerk Maxwell, der - wie die Anhänger Ernst Machs, wie z.B Ludwig Boltzmann, der eine Schlüsselrolle bei der Vorbereitung des Wiener-von Neumannschen Schwindels von der "Informationstheorie" spielte - noch immer zu den einflußreichen Vertretern des 19. Jahrhunderts gehört, die bis heute nachhaltigen verderblichen Einfluß auf die akademische Welt und die wissenschaftliche Erziehung haben.

Maxwells abstoßende "Erklärung" für seinen Betrug bei der Behandlung der Beiträge von Gauß, Weber und Riemann (und Ampères Prinzip) zur Begründung der Elektrodynamik ist typisch für den Schwindel, der bis zum heutigen Tage die allgemein akzeptierte Lehrmeinung in der Kosmogonie durchzieht. Maxwell erklärte sein schurkisches Verhalten damit, er sei "moralisch" entrüstet über die Aussicht, irgendeine andere Geometrie anerkennen zu müssen als "unsere" - damit meinte er die empiristisch-reduktionistische Tradition von Sarpi, Galileo, Euler, Lagrange, Laplace, Cauchy, Faraday, Clausius, Graßmann, Kelvin und Helmholtz.46 Das Ergebnis solcher, in vielfältigem Gewande auftretenden populären, aber unmoralischen Meinungen, wie sie noch immer an Schulen und anderen Ausbildungsstätten vorherrschen, entspricht der allgemein akzeptierten Sicht der Kosmogonie, die wir im folgenden darlegen wollen.

Die Wurzel des Problems ist die Sophistik, die ich mit dem "Apriorismus" eines Aristoteles und Euklid in Verbindung gebracht habe. In radikalerer Form findet sie ihren Ausdruck im modernen Empirismus und dessen verschiedenen Spielarten.

Diese aprioristische Tradition führt zu einer reduktionistischen Vorstellung des Universums. Diese entspricht einem Gebäude immanent entropischer "Elfenbeinturm"-Definitionen, Axiome und Postulate. Wissenschaftler wie Euler, Lagrange, Laplace, Cauchy u.a., die solch einen aprioristischen Schwindel mitmachen, tun nichts anderes, als einen physikalischen Beweis unter das Joch einer axiomatisch entropisch-mathematischen Interpretation zu zwingen. Physikalische Theorien gelten als akzeptabel, wenn sie mit "allgemein akzeptierten Lehrmeinungen" mathematischer Modelle übereinstimmen. Aus diesen korrumpierten Theorien werden dann Ableitungen erstellt. Das wiederum führt dazu, daß unterschiedliche Interpretationen, die im Rahmen dieser deduktiven Schemata formuliert werden, in akademischen Kreisen heiß debattiert werden. Das ganze endet in dümmlichen, völlig oberflächlichen Debatten in entsprechend populärwissenschaftlich aufgemachten Zeitschriften, mit dem Ergebnis, daß die gängige Meinung heute davon ausgeht, daß das Universum als ganzes entropisch ist.

Ich werde den Fall an dieser Stelle noch einmal erläutern. Eine der wichtigsten neueren Methoden, den Schwindel der reduktionistischen Kosmogonie zu entlarven, liefert uns das Werk Wladimir Wernadskijs.47 Als bedeutender Nachfolger D.I. Mendelejews war er es, der die Begriffe Biosphäre und Noosphäre entwickelte. Ich habe mich mit Wernadskijs Beitrag an anderer Stelle ausführlich beschäftigt. Hier möchte ich nur die Gesichtspunkte erwähnen, die für diese Abhandlung von Bedeutung sind. Entscheidend ist, wie Wernadskij mit seiner Entwicklung und Anwendung der Prinzipien der Biogeochemie der seit Platon bestehenden traditionellen klassischen Sichtweise neuen Schwung verlieh. Gemäß seiner These setzt sich das Universum aus drei unterschiedlich definierten Phasenräumen zusammen: dem scheinbar nichtlebenden Bereich, dem lebenden Bereich und dem Bereich menschlicher Erkenntnis. Wernadskijs Herangehensweise, die Biogeochemie, liefert die moderne experimentelle Grundlage für die Definition der prinzipiellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen diesen drei Phasenräumen.48

Pasteur, dann Curie und danach Wernadskij haben mit ihren Arbeiten im Experiment bewiesen, daß "Leben" aus der Sicht der experimentellen physikalischen Chemie eine Kategorie allgemeiner Naturprinzipien darstellt, die wirkt, aber nicht im Bereich der nichtlebenden Vorgänge liegt. Somit stellt es einen besonderen Phasenraum dar. In ähnlicher Weise drücken die schöpferischen Fähigkeiten des menschlichen Geistes Prinzipien aus, die nicht im Bereich allgemeiner lebender Prozesse liegen. Somit ist die menschliche Erkenntnis, die Wernadskij Noesis nennt und die sich in der Platonischen Dialektik ausdrückt, kein Prinzip, das sich experimentell von lebenden Prozessen allgemein ableiten läßt - vielmehr greift es in den Bereich lebender Prozesse ein, als entstamme es einem höheren, antientropischen Prinzip "jenseits" des allgemeinen Lebens.

Wernadskijs Anwendung der von ihm definierten Biogeochemie zeigt, daß die lebenden Vorgänge zunehmend die nichtlebenden beherrschen und daß die Erkenntnis zunehmend die biogeochemischen Vorgänge beherrscht. Aus der Sicht der statistischen Thermodynamik ist das Leben zunehmend anti-entropisch gegenüber den nichtlebenden Vorgängen, und die Noesis ist immanent anti-entropisch gegenüber den lebenden Prozessen im allgemeinen. Somit ist das Universum als Interaktion dieser drei ontologischen Prinzipien-Eigenschaften immanent anti-entropisch, weil alle Phasenräume immanent mannigfaltig verknüpft sind. Das Universum wird von einem Prinzip beherrscht, das von dem die Platonische Dialektik bestimmenden Prinzip hergeleitet werden muß. Hinweise darauf finden wir sowohl in Platons Timäus wie auch bei Luca Pacioli, da Vinci oder Kepler.

Die Art und Weise, wie die sich verschiedenen Phasenräume der nichtlebenden, lebenden und noetischen Vorgänge gegenseitig beeinflussen, zeigt ein allgemeines Prinzip. Dieses Prinzip entspricht einer Leidenschaft und steht im Einklang mit Heraklits "Es gibt nichts Beständiges außer dem Wandel." Diese Interaktion geschieht in Form einer Leidenschaft, die Platon - im Gegensatz zu dem sterilen (toten) Prinzip der "Energie" des Aristoteles und der Empiristen - als "Kräfte" bezeichnet. Philo von Alexandria beispielsweise wendet sich gegen die Ansicht, Gott sei "nach der Schöpfung" steril geworden, wie Aristoteles behauptet hatte.

Betrachten wir die methodologischen Auswirkungen dessen, was ich gerade entwickelt habe. Wir betrachten die Frage vom Standpunkt der Erkenntnistheorie.

Wer wie Aristoteles und die Empiristen die wissenschaftliche Methode durch falsche Annahmen ersetzen will, versucht nichts anderes, als das Universum mit a-priori-Definitionen, -Axiomen und -Postulaten zu erklären. Was dabei herauskommt, ist ein Scheinuniversum, das sie anhand der schattenhaften Erscheinungen in der Welt der Sinneseindrücke beschreiben. Wie Euler, Lagrange, Laplace, Cauchy, Clausius u.a. interpretieren sie dann die Erscheinungen statistisch nach willkürlichen Annahmen in ihren Grundsätzen. Eine Erkenntnistheorie, die solche willkürliche Annahmen verabscheut, betrachtet in erster Linie die Vorgänge im Geist des Menschen, um auf diesem Wege die Annahmen zu entdecken, die man zur Deutung von Erfahrungen anwenden kann.

Das Ergebnis ist vergleichbar mit dem Kernargument in Riemanns Habilitationsschrift: In der Naturwissenschaft ist keine allgemeine Annahme zulässig, wenn es nicht - wie bei Keplers Entdeckung der allgemeinen Gravitation - den Beweis dafür gibt, daß eine entsprechende Klasse von Erscheinungen als Widerspiegelung eines Gedankendings existiert - eine Reihe allgemeiner Naturprinzipien, die nur außerhalb und jenseits des Bereichs einfacher Sinnesgewißheit existieren. Doch läßt sich die Wirksamkeit solcher allgemeiner Naturprinzipien durch rigorose experimentelle Untersuchung der Erfahrung zeigen. Ausgehend von Wernadskijs Definition der Noosphäre betrifft dies besonders die Erfahrung des Menschen bei der willentlichen Veränderung des Universums, wo er die Entdeckung solcher Prinzipien anwendet. Das Universum, das wir naturwissenschaftlich erforschen, hat also eine physikalisch-geometrische Zwillingsnatur: Es verbindet - als ein immanent nichtlinearer Prozeß universellen Prinzips - die Sinneserfahrung mit der "Krümmung" der Wirkungen (universellen Naturprinzipien) außerhalb der unmittelbaren Sinneserfahrung.

Wirtschaft: Unter unserer schöpferischen Sonne

Damit ergibt sich, experimentell gesehen, das folgende Bild des Universums der Menschheit. Ich entwickele das Bild in zwei Schritten der Annäherung.

In erster Annäherung setzt sich das Universum aus zwei Reihen universeller Naturprinzipien zusammen: Die erste Reihe m entspricht der Gesamtheit aller entdeckbaren Prinzipien, die kleinere Reihe n bezeichnet die Gesamtheit der experimentell bestätigten Prinzipien, die der Menschheit gegenwärtig bekannt sind. In zweiter Annäherung zeigt sich jedoch, daß das Universum m sich bereits vor dem willentlichen Eingreifen des Menschen in antientropischer Weise entwickelt. Zur Veranschaulichung davon eignet sich die "Geschichte" des Sonnensystems. Jedes dieser Prinzipien besteht in Form allgemeiner Naturprinzipien, Gedankendinge, die zum realen Universum jenseits der Schatten der Sinneswahrnehmung gehören.

Nach unserem gegenwärtigen besten Wissen begann unser Sonnensystem als eine sich sehr schnell drehende, jugendlich überschwengliche einzelne Sonne im großen Universum. Gemäß Keplers Prinzipien schleuderte diese junge Sonne einen Teil ihrer Materie in eine Scheibe, die diese Sonne selbst umkreiste. Wenn wir annehmen, daß es innerhalb dieser Scheibe zu polarisierter Kernfusion kam, dann wäre es möglich, daß diese polarisierte Kernfusion, und wahrscheinlich nur diese, das bekannte Periodensystem im Sonnensystem geschaffen hat. Das durch die Kernfusion entstandene Material der Scheibe hätte sich dann durch "fraktionierte Destillation" ungefähr zu den platonischen Umlaufbahnen formiert, die Kepler definiert. Nach Gauß' Verständnis hätten die elliptisch-harmonischen Eigenschaften der Umlaufbahnen das Material auf den jeweiligen Bahnen zu den Planeten und ihren Monden "verdichtet". Entscheidend für die Sicht dieser Hypothese war Gauß' Beweis für Keplers Annahme eines fehlenden, zersplitterten Planeten, dessen Überreste wir heute als Asteroidengürtel kennen.

Die Schlußfolgerungen Gauß' und Keplers stehen im Einklang mit der Primärcharakteristik dessen, was ich zusammenfassend als Wernadskijs systemische biogeochemische Sicht des Universums beschrieben habe. Mit anderen Worten besagt das Argument, daß das Universum als immanent selbstentwickelndes Universum geschaffen wurde: ein Entwicklungsprozeß, der sich durch die Erzeugung stets höher differenzierter Zustände von Selbstorganisation bestimmt. Dazu kommt, daß das anti-entropische Prinzip der Erkenntnis (Noesis) im Universum schon "von Anfang an" existierte, vom Menschen aber erst ausgedrückt werden konnte, als gewisse neue, gesetzmäßig erzeugte örtliche Organisationszustände des Universums auftraten, die wiederum Teil der allgemeinen nicht-entropischen Selbstentwicklung des Universums waren. Da die anti-entropischen Prinzipien des Lebens und der Noesis von allgemeiner Qualität sind, die zu einem mannigfaltig verknüpften Universum gehören, war auch das Universum selbst immer anti-entropisch. Die offensichtliche Fähigkeit des Menschen, seine willentliche Herrschaft über das Universum allein durch Noesis zu erhöhen, liefert den experimentellen Beweis. So arbeitet die Erkenntnistheorie: keine Idee ist legitim, deren Entstehen sich nicht experimentell belegen läßt.

Für diese Sicht des Universums gibt es noch einen ergänzenden Beweis. Männer und Frauen, die ihre persönliche Existenz so betrachten, wie es dieser Sicht des Universums entspricht, bilden die erfolgreichste Führung für die Menschheit, sei es in der Wissenschaft, in der Kunst oder in anderen Bereichen. Wer die Bürde eines entgegengesetzten "Gefühls" über das Universum trägt, der scheitert gewöhnlich als Führungsperson in jeder persönlichen Lebenskrise.

Wer glaubt, daß er im Sinne des hier beschriebenen Universums wirklich unsterblich ist, der hat eine unerschütterliche Fähigkeit, in seinem persönlichen Lebenswerk, was immer es auch sei, Vorbild zu sein. Das gilt für Jeanne d'Arcs Kampf für eine souveräne nationalstaatliche Republik, für Ludwig van Beethovens Werk und für Friedrich Schillers Werk als Dichter, Dramatiker, Philosoph und Historiker. Für einen Wissenschaftler, der sich mit dieser Frage in der von mir dargelegten Weise auseinandersetzt, gibt es einen klaren naturwissenschaftlichen Beweis des erhabenen Begriffs der Unsterblichkeit. Angesichts der außergewöhnlichen Stellung des Menschen im Universum liefert die hier dargelegte Weltsicht das stärkste Motiv, das Universum zu verbessern. Sie ist Ausdruck für eine Sichtweise, die am meisten dem entspricht, was das Universum wirklich ist.

Das Universum hat keinen Anfang und kein Ende. Wie Einstein es einmal formulierte, das Universum ist endlich und unbegrenzt. Nichts existiert außerhalb des Universums, nichts vor und nichts nach ihm. Es ist ein sich selbst entwickelndes, anti-entropisches Universum, beherrscht von demselben persönlichen Prinzip, das sich in der Arbeit eines voll ausgereiften wissenschaftlichen oder künstlerischen Meisterwerks zeigt. Es ist ein personalisiertes Universum, das einen personalisierten Schöpfer vertritt, der wißbar ist, weil er dasselbe noetische Prinzip ausdrückt, das den Menschen über alle niedrigeren Daseinsformen erhebt. In dieser Reise, die wir unser persönliches Leben nennen, in diesem Universum wird Zeit nicht als vor und zurück gemessen, sondern vielmehr als auf und ab, entsprechend dem sich aus einer schnell drehenden, jungen einzelnen Sonne entfaltenden Sonnensystem. Was wir "Fortschritt" nennen sollten, geht herauf, was wir "Tradition" oder "Entropie" nennen, herunter. Es ist ein wunderbares Universum, in dem wir leben.

Was ist dann unser Leben? Die Antwort lautet: "Dein Leben ist, was Du daraus machst, was Du für die frühere, gegenwärtige und zukünftige Menschheit tust, was Du dazu beiträgst, daß der Mensch willentlich immer mehr Verantwortung für die noetische Entwicklung des Universums übernimmt. Dein Leben, Deine Unsterblichkeit, ist Deine Arbeit für diese Ziele. Du hast nur ein kurzes sterbliches Leben, verwende Deine Talente deshalb sparsam, gemäß dem, was das Universum und der Schöpfer von Dir verlangen." Wenn wir unsere kurze Lebensspanne in diesem sterblichen Rahmen betrachten, so befreien wir uns von all den Zweifeln, die uns zu Feiglingen wie Shakespeares Hamlet machen, so wie es selbst die besten unter den heutigen politischen Führern in Amerika tun. Wir, die wir diese Prinzipien verstehen, sind moralisch anderen überlegen, weil wir nicht wie Hamlet darüber zweifeln müssen, welchen Wert welcher Güte wir zur Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen und zur Verbesserung des Universums in dem wir leben beisteuern können.

Das war, zumindest annäherungsweise, auch einigen englischen Dichtern klar, die nach Shakespeare kamen. Wordsworth schrieb von "Einschüchterungen der Unsterblichkeit", Keats beschreibt die Frage sehr elegant in seiner Ode auf einer griechischen Urne, und Shelley wendet sich in seiner Schrift Zur Verteidigung der Poesie der praktischen Frage zu, wo er Geschichtsperioden eines Volkes feiert, in denen es die Fähigkeit zu "tiefen und leidenschaftlichen Gedanken über Mensch und Natur" gewinnt.

Wenn wir nunmehr zu einer Aussöhnung mit der Tatsache von Leben und Tod gekommen sind, so sollte dies - wie ein Requiem für einen verstorbenen Helden oder Freund - für uns Anlaß sein, uns freudig daran zu erinnern, daß wir wirklich moralische Menschen werden können. Wenn wir erkennen, daß die Kürze des sterblichen Lebens einen Zweck hat, der sich darin ausdrückt, daß die unsterbliche Seele die Arbeit der Noesis erkennen kann, dann gibt es buchstäblich nichts, was "uns aufhalten könnte," unsere Berufung auszuführen, die uns und unserem Schöpfer mehr bedeutet als unser sterbliches Dasein selbst.

Das Universum besteht, nichts ist außerhalb, es hat keinen Anfang und kein Ende. Wenn wir aus uns selbst einen Teil seines Zwecks machen, dann sind wir alles, wenn wir den Zweck verraten, sind wir nichts. Deshalb ist unsere Sicht dieses Universums die größte Quelle immer neuer Kraft, welche die größten Menschen der Wissenschaft, Kunst und Staatskunst hervorbringt.

Leider sind nur verhältnismäßig wenige Menschen so weit gekommen, diese Sicht zu teilen, die meisten suchen in törichter Weise den Sinn des Lebens in der Müllhalde der "öffentlichen Meinung". Heute, 50 Jahre später gleichen viele dem Schrottsänger, der an einer Überdosis Drogen stirbt. Es ist der Mief des Pessimismus, die heutige öffentliche Meinung, der die ängstlichen Hamlets hervorbringt, die relativ bessere Führer gewesen waren, und der die angsterfüllte Wut öffentlicher Verzweiflung schürt, von der die faschistischen Schläger von heute, die sogenannten "Neokonservativen", wie die Geier profitieren.

Solche demoralisierenden Ängste nähren sich an einer pessimistischen Haltung zum Fortschritt der sogenannten Naturwissenschaft und durch die Verbreitung des teuflischen Einflusses existentialistischer Sekten wie der Wahrheitshasser der Frankfurter Schule. Optimismus gegenüber dem Universum und der Rolle der Menschheit in ihm fördert Moral und Glückseligkeit; doch eine pessimistische Haltung zum wissenschaftlichen und technischen Fortschritt und Hobbesscher Pessimismus gegenüber der Menschheit sind der Stoff, aus dem die vielen Hitler der Geschichte gemacht werden.

Lassen wir die Sonne scheinen über unsere Weltsicht des Universums, von dem wir ein Teil sind. Diese Sonne ist kein Gegenstand, sondern ein sich selbst entwickelnder Prozeß, wie das gesamte Universum. Sehen wir uns selbst in diesem Prozeß und sehen wir vor allem den besonderen, ewig unsterblichen Platz der Menschheit in dem allgemeinen, grenzenlosen und endlosen Schöpfungsprozeß.

Wenn wir einmal das Bestehen allgemeiner Naturprinzipien als (implizit Riemannisches) Gedankending erkannt haben, haben wir Zugang zu weiterführender Einsicht in die praktischen Auswirkungen allgemeiner Begriffe von Krümmung, die Gauß und Riemann entwickelt haben.

Man kann diese Krümmung mit den Sinnesorganen nicht "sehen" und sollte seine Zeit nicht damit verschwenden, es zu versuchen. Man sieht sie mit dem Geist, nicht mit den Sinnen. Wir können beweisen, daß es sie gibt, aber nicht mit Beweisen, welche die Sinne liefern, sondern in dem Sinne, wie Kepler die Absicht entdeckte, in der er die allgemeine Gravitation erkannte. Man betrachte das Gedankending der Keplerschen Entdeckung der Gravitation. (Man verschwende nicht unnötig Zeit mit Galileo und dessen empiristischen Sektenbrüdern und Anhängern.)

Denken Sie an das, was ich als "Sensorium" beschrieben habe. Versuchen Sie, beobachtete Himmelserscheinungen auf der vorgestellten Innenseite des Sensoriums wie auf eine Karte einzutragen. Wie behandeln wir nun unregelmäßige Bewegungen - Bewegungen, die nicht mit den physikalischen Gesetzen eines Aristoteles oder Claudius Ptolemäus übereinstimmen? Nun definieren Sie eine Krümmung, welche die scheinbare Bahn des Planeten oder Sterns berührt, wobei die Bahn nicht mit den Sinnesorganen, sondern nur in der Vorstellung sichtbar ist. Diese gemessene, aber unsichtbare Kurve berührt und regelt die Wirkung an jedem Punkt entlang der Sensoriums-Kurve. Die Bewegungen der unsichtbaren Kurve entlang des Sensoriums definieren die Auswirkungen einer unsichtbaren physikalischen Geometrie, die sich in der scheinbar sichtbaren Kurve wie ein Schatten der Wirklichkeit niederschlägt.

Indem Riemann radikaler, als es Gauß öffentlich tat, zur pytharogeischen, voreuklidischer (d.h. antieuklidischen) physikalischen (konstruktiven) Geometrie von Platon u.a. zurückkehrte, vertrieb er alle Überreste der euklidischen und ähnlichen Geometrie aus der berechtigten Auffassung moderner Wissenschaft und läßt uns nichts weiter als das beobachtende Sensorium, dessen widergespiegelte Bewegungen die unsichtbaren physikalischen Krümmungen im Zusammenhang mit den Gedankendingen ausdrücken, die uns als Naturprinzipien bekannt sind.

Die bestehende Reihe solcher allgemeiner Naturprinzipien kann man an jedem Punkt der Erfahrung so betrachten, daß sie die Naturprinzipien "m" des gesamten Universums betreffen. Von diesen möglichen "m" Prinzipien kennt die Menschheit bislang nur wenige, "n". Jedes der letzteren entspricht einer Krümmung, aber die Ansammlung der Prinzipien definiert ebenfalls eine Krümmung gegenüber dem, was man experimentell im Sensorium beobachtet. Die vereinte Wirkung dieser Krümmungen bildet wiederum eine Krümmung, die implizit durch das Ineinanderwirken aller berücksichtigten verborgenen Krümmungen bestimmt ist.

Und was ist dann Wirtschaft?

Jetzt kommt das willentliche Eingreifen des Menschen in das Universum, das von dem erworbenen Wissen bestimmt ist. Die willentliche Handlung des Menschen zugunsten einer Ansammlung der entdeckten Prinzipien verändert das Universum. Zum Beispiel beschleunigt sich das Einwirken des Menschen auf das Universum, wenn man wissenschaftlichen Fortschritt anwendet. Damit ändert sich durch den wissenschaftlichen Fortschritt die Nettokrümmung des scheinbaren Universums. Der Mensch schafft also neue Naturzustände, womit sich die Krümmung des Universums des menschlichen Handelns und Erfahrens verändert.

Selbst wenn, wie wir annehmen, alle universellen Naturprinzipien schon bestehen, verändert sich das Universum dadurch, daß der Mensch die entdeckten Prinzipien nunmehr als seinem Willen unterworfen auf es anwendet. Der Mensch kann das Universum verändern, indem er diese entdeckten, schon vorhandenen Prinzipien seinem Willen unterwirft. Der Mensch erhöht auf diese Weise die Antientropie des Universums, so wie wie Wernadskijs Prinzip des Lebens für die Erde bestimmte und so die steigende Macht der Biosphäre hervorbrachte, und so wie die menschliche Erkenntnis oder Noesis des physikalischen Chemikers eine Noosphäre schafft, die der Biosphäre überlegen ist. In dieser Hinsicht sind Entdeckung und Anwendung solcher bereits vorher bestehender Naturprinzipien keine getrennten Vorgänge, sondern bilden ein einziges, beständiges Prinzip allgemeiner Veränderung, wie für Heraklit.

Deshalb ändert sich unsere Meinung über die Krümmung des Universums, je mehr Prinzipien des Universums wir kennen. Wenn wir diese größere Erkenntnis anwenden, ändert sich die Krümmung des Universums des menschlichen Wirkens. Betrachten wir dies in dem Sinne, wie ich in meinen Bestrebungen 1948-1953 die Wirtschaftswissenschaft neu definiert habe.

Wenn die Menschheit bereits bestehende allgemeine Naturprinzipien entdeckt und anwendet: Nehmen wir zum Beispiel den Übergang von Energiequellen aus chemischer Verbrennung zu der qualitativ höheren "Energieflußdichte" der Kernspaltung und der qualitativ noch höher stehenden Dichte der Kernfusion oder vielleicht der Materie-Antimaterie-Reaktionen.

Wenn wir beispielsweise die Kernspaltung als hauptsächliche Energiequelle verbieten, setzen wir den menschlichen Lebensbedingungen Grenzen, die zu einer weltweiten Katastrophe für die ganze Menschheit führen müssen. Wenn wir die Kernfusion nicht beherrschen lernen, wird das zu einem späteren Zeitpunkt zu einer Katastrophe für die Menschheit. Deshalb sind diejenigen, die den größten Teil der Menschheit auf dem Stand von Menschenvieh halten möchten, fest entschlossen, die allgemeine Nutzung der Kernspaltung und Kernfusion als Energiequellen zu verhindern. Denn wenn wir den Lebensstandard und den Bildungsgrad für die gesamte Menschheit erhöhen, welche Oligarchie könnte dann noch hoffen, weiter über die Menschheit zu herrschen? Die Oligarchie zieht es vor, die Massen so brutal wie möglich in Armut und Dummheit zu halten, wie wir anhand der Veränderungen bei der Gesundheitsversorgung, der Erziehung, der allgemeinen Kultur und Politik in den USA und anderen Ländern verfolgen konnten.

Das eingerechnet, wie kann dann der Mensch grundsätzlich neuen Reichtum schaffen?

Wir können ausrechnen, daß das Bevölkerungsdichtepotential der höchstentwickelten Menschenaffen unter den Lebensbedingungen in der Zeit seit dem Beginn der letzten Eiszeit höchstens einige Millionen beträgt. Heute schätzt man, daß mehr als sechs Milliarden Menschen auf der Erde leben. Dieser Anstieg des menschlichen Bevölkerungsdichtepotentials um etwa drei Größenordnungen gegenüber den Menschenaffen macht deutlich, welche Wirkung Entdeckung und Anwendung von Naturprinzipien auf die menschliche Praxis haben, die sich durch diese Entdeckungen grundlegend verwandelt.

Wie ich in diesem Bericht erneut betont habe, haben die entsprechenden Prinzipien durchweg die Qualität von Gedankendingen, die in dem Gauß-Riemannschen komplexen Bereich liegen. Von hier aus betrachtet, liegt das Wirken des einzelnen Menschen im Bereich der Entdeckung und Vermittlung einer wachsenden Menge solcher Prinzipien. Es sind nicht die "schwieligen Hände," von denen der bekennende "Affenmensch" Friedrich Engels sprach, die Fortschritt schaffen, sondern es ist die Veränderung des praktischen Wissens durch das Anwenden neuen Wissens, welche einen Anstieg der relativen Anti-Entropie menschlichen Wirkens auf das Universum erzeugt. Der qualitative Wandel durch die Verbesserung der Qualität und Umstände menschlicher Arbeit sind die einzig mögliche Quelle wirklichen Gewinns der Gesellschaft. Man muß es als ein Prinzip ständiger Veränderung verstehen. Das ist das grundlegende hybristische Prinzip, das als antientropisches Prinzip der physischen Wirtschaftswissenschaft zugrundeliegt. Die einzig mögliche Quelle echten Gewinns einer Volks- oder Weltwirtschaft ist die Veränderung der Ideen von Prinzipien in dieser antientropischen Weise.

Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis der besonderen Form der Dummheit bei den einfältigen Anhängern Adam Smiths und anderer, welche die US-Wirtschaft, die bis 1964 die produktivste der Welt war, in einen erbärmlichen, räuberischen, von reiner Verbraucherkultur beherrschten Parasiten verwandelt hat, der andere Nationen und Völker, ja sogar die ärmeren 80 Prozent der Amerikaner selbst ihres Reichtums beraubt. Hier liegt die Antwort auf solche Fragen und hier ist auch die Lösung angelegt.

Das lenkt unsere Aufmerksamkeit zurück zu der Frage nach dem üblen Einfluß von Aristotelismus und Empirismus und seiner Auswirkung im Bereich der gelehrten und angewandten Wissenschaft, Erziehung und Kulturpolitik (einschließlich der Religionspolitik - z.B. die sogenannt amerikanischen reformierten oder potentiell bipolaren und anderen Säufer und Junkies, die man als Elmer Gantrys "religiöse Fundamentalisten" kennt). Man verdummt die Menschen, und schon hat man sie in die Horden willfährigen Menschenviehs hineingeholt. Die sog. "Erziehungsrefomen" für ehemalige Sklaven nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs, deren Grundsatz war, sie nicht höher auszubilden, als es für ihren vorgesehenen zukünftigen Platz in der Gesellschaft erforderlich war, sind beispielhaft für dieselbe Politik, mit der man Menschen als Menschenvieh zwischen Ställen und Hütten oder dürren Feldern und stinkenden Tümpeln einsperrt.

Das praktische Verständnis der Natur des Menschen ist die Ursache für jeden Fortschritt oder Rückschritt der Gesellschaft. Zu dem Grade, wie das menschliche Denken und Handeln in der höheren Ebene des komplexen Bereichs statt im Sumpf eines brutalen Reduktionismus angesiedelt ist, kann der Mensch als Menschheit existieren und sich weiterentwickeln. Nur mit der leidenschaftlichen Liebe zu der Wahrheit, die man nur jenseits der Schatten der Sinneswahrnehmung findet, können wir die Menschheit aus der weltweiten Katastrophe retten, in welche der kulturelle Niedergang der weltweit verbreiteten europäischen Zivilisation uns in den letzten 30 Jahren gebracht hat.

4. Satanismus und Wirtschaft

Diese letzten Beobachtungen bringen uns zu dem Streitpunkt, den ich zu Anfang dieses Berichtes versprach: Satanismus und Gesellschaft oder anders gesagt, Empirismus als Grundlage für diejenigen quasi satanischen Praktiken, welche bösartige Vereinigungen wie das American Enterprise Institute, die Heritage Foundation u.ä. im Namen der Volkswirtschaftslehre betreiben. Dazu zunächst ein paar notwendige geschichtliche Tatsachen über den Satanismus.

Die Tradition des Satanismus im neuzeitlichen Europa läßt sich heute auf zwei Anfänge zurückverfolgen: vor allem die Herrschaft des römischen Kaisers und Mithrakult-Anhängers Tiberius auf der Insel Capri und in zweiter Linie das Treiben der venezianischen Finanzoligarchie während und nach ihrer praktisch unangefochtenen imperialen Seeherrschaft im Mittelmeerraum sowie Teilen des übrigen Europas von der Zeit Kaiser Ottos III. und der normannischen Eroberungen bis zum Niedergang der imperialen Bestrebungen Venedigs gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Die Tradition des venezianischen Systems von Diplomatie und Spionage, wo finanzoligarchische Netzwerke die ganze europäische Geschichte manipulieren, setzt sich bis zum heutigen Tage fort. Wer die Traditionen Capris und Venedigs ausdrücklich an den Punkten angreift, die bis heute von geschichtlicher Bedeutung sind, wird das Gefühl haben, er habe in ein politisches und religiöses Hornissennest gestochen.

Wenn man herausfinden will, welche Bedeutung Tiberius und der Kult von Capri für einige Hauptwesenszüge der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts bis heute haben, ist der entscheidende Bezugspunkt, wie außerordentlich wichtig die Satanisten die Bedeutung des Tiberius und seines Schwiegersohnes Pontius Pilatus für die Kreuzigung Jesu Christi nehmen. Der Tiberius-Kult in Capri ist der wichtigste Kult des Antichristen in der Neuzeit.

Typisch für diese heute noch sehr bedeutsamen Verbindungen sind die ausdrücklich teuflischen Kulte um einen wichtigen Kumpan von H.G. Wells, Bertrand Russell, Julian und Aldous Huxley: den bekennenden Satanisten und Theosophen Aleister Crowley. Auch Gregory Bateson, der zeitweise mit der Fanatikerin der "Bevölkerungskontrolle" Margret Mead verheiratet war, steht mit im Mittelpunkt des Netzes der prosatanischen Capri-Kulte. Die Geschichte des Faschismus49 von seinem Begründer Napoleon Bonaparte bis zu Mussolini, Hitler und Franco atmet die prosatanische okkulte Tradition des Mithra-Kults von Capri im 20. Jahrhundert - Maxim Gorkis Kultrituale in der Blauen Grotte eingeschlossen. Der heutige Faschismus, wie ihn die von Leo Strauß geprägten amerikanischen Neokonservativen um Vizepräsident Dick Cheney betreiben, ist der wichtigste politische Ausdruck des Satanismus.50

Wenn ich hier so über das Thema Satanismus spreche, übertreibe ich damit keineswegs dessen praktische Bedeutung für die heutige Gesellschaft. Die Gefahr, daß die eigentlich synarchistische Sekte der Neokonservativen einen Weltkrieg entfesselt, bestätigt nur, daß kein vernünftiger Grund dagegen spricht, im Zusammenhang mit der gegenwärtigen weltstrategischen Krise den Satanismus aufzubringen. Man muß ihn als klinisches Phänomen verstehen und so wie ich an dieser Stelle untersuchen, welche massenhaft verbreitete Geisteskrankheit sich darin ausdrückt und woher sie kommt.

Wie ich zu Beginn dieses Berichts angedeutet habe, ist das Entscheidende, was wahren Satanismus kennzeichnet, daß er jedes Verständnis für den Wesensunterschied zwischen Mensch und Tier unterdrückt. Betrachtet man diese Frage so wissenschaftlich streng, muß man leider feststellen, daß die menschliche Gesellschaft in der ganzen uns bekannten Geschichte bis zur Renaissance des 15. Jahrhunderts ein Zustand war, wo einige Menschen andere Menschen praktisch wie Menschenvieh jagten oder hüteten. Und indem sie die Mehrheit der Menschen wie Menschenvieh, nicht besser als Tiere behandelten, erniedrigten sich auch diese "Jäger und Wildhüter" zum Tier. Somit war die Geschichte der Menschheit im wesentlichen ein langer Befreiungskampf von der selbstgewählten Bestialität.

Große Errungenschaften in diesem Kampf gegen die Herrschaft des Tierischen in der Geschichte der europäischen Zivilisation sind die Wissenschaftsgeschichte von den Pythagoräern, Solon und Platon bis zum Prinzip menschlicher Universalität als Abbild des Schöpfers, welches Jesus Christus einführte und sich besonders durch das Johannesevangelium und die Briefe des Paulus verbreitete. Der Einfluß eines auf dem klassischen Griechentum fußenden Christentums auf das Judentum und später auf den Islam bereitete den Boden für das erste Auftauchen des neuzeitlichen Nationalstaats in der Renaissance im 15. Jahrhundert, als man von der lateinischen zur moralisch und geistig überlegenen klassischen griechischen Kultur von Platons Athener Akademie zurückkehrte.

Die von Venedig gesteuerten Religionskriege des "kleinen finsteren Zeitalters" 1511-1648 sowie der Zerfall der französischen Renaissance des 17. Jahrhunderts mit dem Erbe Ludwigs XIV. und der Aufklärung im 18. Jahrhundert schwächten die Aussichten darauf, daß die Europäer ihr politisches Erbe der Gründung des Nationalstaats in der Renaissance nutzten, um den von Benjamin Franklin angeführten Kampf in Nordamerika unterstützen. Londons Komplott um Lord Shelbournes Mann Jeremy Bentham u.a., das den Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 entfesselte, um Lafayettes und Baillys Bemühungen für eine Verfassung zu durchkreuzen, und anschließend der Jakobinerterror und Napoleons Herrschaft beendeten die Aussicht, in Europa echte Republiken nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten zu gründen. Das zweifelhafte Endergebnis waren gewisse Reformen der Feudalordnung, durch die das typische heutige anglo-niederländische liberale Modell einer von Bankeninteressen beherrschten parlamentarischen Demokratie entstand.51

In den USA wurde leider zuletzt mit dem Erfolg der rechten politischen Strömungen seit Richard Nixons Präsidentschaftswahlkampf 1966-68 und Nixons Amtszeit unter dem Prokonsulat von Henry Kissinger, George Shultz, Paul Volcker u.a. die Verfassungstradition so ausgehebelt, daß ganz Nord- und Südamerika, Europa und das mittlere und südliche Afrika ruiniert wurde.

Dennoch ist die amerikanische Verfassung der dauerhafteste Regierungsentwurf in der heutigen Welt. Sie wurde wiederholt sozusagen fast aus dem Grabe wieder zum Leben erweckt, so unter den Präsidenten Abraham Lincoln und F.D. Roosevelt. Der entscheidende Bestandteil dieser Verfassung, ein wahrhafter Geniestreich, ist ihre Präambel, die wie beschrieben das eigentliche Grundgesetz unserer Republik bildet.

Um die Argumentation dieses Berichts abzuschließen, bedenke man folgende strategische Einschätzung der heutigen Weltlage.

Wenn Sie der Teufel selbst wären und alles von der Erde vertilgen wollten, was Menschen von Tieren unterscheidet, wo würden Sie angreifen? Welchen Teil der Welt würden Sie sich als erstes Ziel einer Machtübernahme aussuchen, um sozusagen Satan ein Weltreich zu errichten?

Gehen wir zurück zum Sommer 1944: Der Durchbruch der Alliierten in der Normandie bedeutet das sichere baldige Ende des Naziregimes. Präsident Roosevelt, erschöpft durch seine ständige Krankheit und Arbeit, bereitet sich darauf vor, die Welt nach dem Krieg so umzugestalten, daß sie eine antikolonialistische Prinzipiengemeinschaft souveräner Nationalstaaten bildet. Er hat seinen Vizepräsidenten Henry Wallace für den kommenden Wahlparteitag der Demokraten wieder als Vizepräsidentschaftskandidaten ausgewählt. Die Rechten innerhalb und außerhalb der USA - die Vertreter der Finanzinteressen und ihrer Komplizen hinter den synarchistischen Herrschern in Nazi-Deutschland, dem faschistischen Italien und Spanien und Vichy-Frankreich - sind fest entschlossen, sich selbst vor der drohenden Justiz zu schützen und sicherzustellen, daß die von Präsident Roosevelt betriebene Politik beendet wird. Sie zwingen Roosevelt auf dem Wahlparteitag anstelle von Wallace Senator Harry Truman auf.

Die Wahl Dwight Eisenhowers zum Präsidenten kehrte den Trend zur faschistischen Machtübernahme in Amerika unter Truman vorübergehend um, aber das erwies sich lediglich als Rückschlag und Aufschub für die Pläne der utopischen Kräfte des beabsichtigten weltweiten Faschismus, die wir heute mit Begriffen wie "Neokonservative" und "Revolution im Kriegswesen" (RMA) verbinden. Die Raketenkrise 1962, die Ermordung Präsident Kennedys und der offizielle Eintritt in den Indochinakrieg machten aus der führenden produzierenden Volkswirtschaft der Welt USA jene parasitäre, bankrotte, die ganze Welt ausplündernde Konsumgesellschaft, zu der sie heute heruntergekommen sind.

Der entscheidende Wesenszug dieser Veränderung zeigt sich im oben angeführten Fall von Bundesrichter Antonin Scalias protofaschistischem, im Grunde satanischem Grundsatz des "Shareholder Value". Das Teuflische - Scalia ist dafür nur ein Beispiel von vielen - liegt darin, daß die Grundprinzipien der amerikanischen Verfassung geleugnet werden, insbesondere die antisatanischen Prinzipien des "Gemeinwohls" und der "Nachwelt".

In der Praxis besteht der Kern des Satanismus darin, der Bevölkerung das Recht zu nehmen, sich im Dienste des verwirklichten wissenschaftlich-technischen Fortschritts - dem wesentlichen Ausdruck ihres Menschseins - zu entwickeln und einzusetzen. Die Menschen werden verroht zu Menschenvieh. Sie werden Beute einer räuberischen Finanziersklasse.

Zweck solcher Possen ist nicht nur, den Menschen das Recht auf eine solche Entwicklung der Gesellschaft zu nehmen. Das wahrhaft Teuflische an dem Angriff auf die amerikanische Verfassung ist das Ziel, den Wunsch nach Beteiligung am wissenschaftlich-technischen Fortschritt als solchen im Volk auszurotten.

Wenn man die Menschen auf diese Weise verdirbt, werden sie ebenso Faschisten werden wie die Bürger des imperialen alten Rom, die sich an den barbarischen Gladiatorenkämpfen erfreuten. Aus ihnen wie aus ähnlichen Bevölkerungen anderer, unterworfener Nationen wird dann eine Masse räuberischer Bestien in Menschengestalt, die darauf hinarbeitet, eine dem Prinzip des Menschen als Abbild des Schöpfers verpflichtete Ordnung für immer auszumerzen. Es gibt keine teuflischere Politik, als dies Römische Reich eines Tiberius u.a. wieder zum Leben zu erwecken.

Nachtrag

Nehmen wir einen typischen Fall: den vorgeblich christlichen Priester, der entweder aufgehört hat zu glauben oder es noch nie getan hat, der aber weiter Priester bleibt und seinen Beruf statt mit dem christlichen Glauben mit irgendeinem Vorwand begründet. Mir sind schon mehrere Vertreter dieser Art aus verschiedenen Glaubensrichtungen begegnet. Der schlimmste Fall in der Geschichte ist das grausige Erbe der Kreuzzüge und der Inquisition. Schlimmstenfalls wird so ein falscher Priester zum reinen Satanisten. Meistens verkörpert er aus Überzeugung eine Fortsetzung der sophistischen Tradition, für die Kant, Euler und Lagrange stehen.

Unsere heutigen protestantischen "Fundamentalisten" - allen voran die nominell zionistische Spielrart, welche in ihrem Denken jedoch antisemitisch ausgerichtet ist - sind nur die Kehrseite der Medaille des rechten katholischen Priesters, der von der Leidensgeschichte Christi nicht mehr ergriffen ist oder es vielleicht nie war. An was glauben solche elenden Gestalten?

Vergleichen wir es mit den Fällen Theodor Adorno und Hannah Arendt: zwei existentialistische Kumpane des Naziphilosophen Martin Heidegger, die nur ihre Geburtsurkunde, die sie als Juden auswies, daran hinderte, NSDAP-Mitglied zu werden, wozu sie von ihrer Weltanschauung her neigten. Ebenso wie Heideggers Anhänger Leo Strauß fanden sie in Amerika eine Heimstatt für ihre Lehren, die sie als "Liberale" berühmt machten, ohne daß sie jemals etwas von ihren weltanschaulichen Gemeinsamkeiten mit dem Nazi Heidegger aufgegeben hätten. An was glauben solche Menschen? Was glauben ungläubige Pfarrer jeder Couleur in Wirklichkeit? Im Fall des Christentums liegt die richtige Antwort mehr oder weniger auf der Hand. Ich fasse das Argument kurz zusammen.

Das Christentum beruht nachweislich auf der mosaischen Lehre, daß Mann und Frau gleichermaßen als Abbild des Schöpfers geschaffen sind und ihnen die Herrschaft und Verantwortung für die Sicherung und Entwicklung des ihnen zugewiesenen Bereiches übertragen ist. Kurz, das Wesen des Christentums beruht auf der klaren Unterscheidung zwischen Mensch und Tier, wie ich sie in dieser Schrift definiert habe.

Weiterhin zeichnet sich der Christ durch jene Idee der Unsterblichkeit aus, die Shakespeares Hamlet solche Angst einjagt. Dieser Idee der Unsterblichkeit, die Hamlet mehr fürchtet als den Tod, verdanken wir es, daß die christliche Kirche nach den Justizmorden an den Aposteln Petrus und Paulus und den entsetzlichen Massenmorden der römischen Kaiser an den Christen - seit der Schwiegersohn des Kaisers Tiberius Christus kreuzigen ließ - weiterbestehen konnte. Der Christ und insbesondere der wahre Priester ist ein Mensch mit einer unsterblichen Berufung: Er folgt dem Licht dieses Gedankens an einen Ort jenseits der Sinneswahrnehmung, in der Gleichzeitigkeit der Ewigkeit, die sich im komplexen Bereich widerspiegelt. Dieses Gedankending drückt seine Leidenschaft, seine schöpferische Hingabe aus.

Deshalb bestimmt die klassische griechische Tradition die angemessene Leidenschaft (Passion) der Menschheit für ihr eigenes Schicksal im wesentlichen als prometheisch gemäß der mosaischen Definition von Genesis 1, die aber auch in Äschylos' Gefesseltem Prometheus ihren Ausdruck findet. Wer eine solche prometheische Leidenschaft verwirft, ist kein Christ, sondern wahrscheinlich ein verdächtiger Anhänger der quasi-malthusianischen Gesetze des römischen Kaisers Diokletian.

Was ist dann von einem Priester zu halten, dem dieses Gedankending, diese Leidenschaft als Lebensaufgabe fehlt? Er sucht sich, wie alle Reduktionisten und ganz besonders die Sophisten, einen Ersatz. Wie der teuflische Bertrand Russell und seine Anhänger erfindet er a-priori-Regeln wie z.B. die Definitionen, Axiome und Postulate der euklidischen Geometrie oder die Rechendogmen der Empiristen oder die ähnlichen Dogmen der Cartesianer. Diese Regeln werden dann zu den willkürlichen Regeln eines Kinderspiels, das oft genauso abstoßend ist wie Dungeons and Dragons oder die sadistischen Harry-Potter-Geschichten.

Die Regeln sind immer brutal - so wie die geistigen Erben Kaiser Konstantins die Einrichtung der Leibeigenschaft gegen die moderne souveräne Republik verteidigten. Sie stellen den Spieler in die Grenzen einer Sinnesgewißheit, die ihm ein unbekanntes Jenseits vorgibt, und verlangen, daß er das Rätsel nach den vorgegebenen Regeln der babylonischen Priester löst. Versagen diese Regeln, liefert ein delphisches Orakel oder eine ähnliche Einrichtung wie von Geisterhand neue Regeln, die genauso falsch sind wie die alten. Wenn gar nichts anderes mehr hilft, verteidigt man die Regeln als "vorherbestimmte Ordnung der Dinge" nach dem Willen derjenigen, denen das göttliche Recht angeblich die Autorität dazu verleiht.

Eine Priesterschaft, die nicht an ihre Berufung glaubt, verkommt zu einer Art Freimaurerbürokratie, nicht weit entfernt von der okkulten, katharischen Freimaurerei der synarchistischen Privatbankiers. Einige davon findet man in Spanien und anderswo, wo sie Anhängsel und Teil des Synarchismus wurden.

Wie Philo von Alexandria den aristotelischen Sophisten zu recht vorhielt, kennen wir im wirklichen Universum keine Grenzen wißbarer Naturgesetze. Vielmehr wird das Universum jenseits unserer unmittelbaren Sinneswahrnehmung - wie ich es hier betont habe - für uns immer mehr zugänglich, indem wir immer mehr jene Prinzipien erkennen, die noch jenseits der Grenzen unserer Sinne liegen und auf ihre Entdeckung als bestätigte platonische Hypothesen warten.

Wohin könnte also der sophistische, nichtgläubige Priester zum Beten gehen, welchen seltsamen Gott betet er in Wirklichkeit an? Welchem Gott dient er? Wie die Okkultisten Aleister Crowley, H.G. Wells und Bertrand Russell können solche falschen Priester gar nichts anderes als sophistische Spielerei betreiben und axiomatische Regeln aufstellen, um alles wegzudiskutieren, was sie nicht verstehen können. Genauso wie es die Höllenbrut der Empiristen, Kantianer und Positivisten in der neuen babylonischen Priesterkaste es mit ihrer Gleichschaltung in der akademischen Welt heute tut, und wie Euler und Lagrange und ihre Anhänger Kant und Hegel es vor zwei Jahrhunderten taten.

Anmerkungen:

1. Lyndon LaRouche, "The Economics of the Noosphere" (Washington, D.C., EIR News Service, 2001).

2. Wie ich im Laufe der Entfaltung dieses Berichts zeigen werde, wird der Begriff "Satanismus" hier nicht im Sinne einer bestimmten religiösen Überzeugung gebraucht. Der Satanismus ist auch eine Kategorie der politischen und, wie ich hier zeigen werde, auch der Naturwissenschaften. Im übrigen sind, einmal abgesehen von den Fragen, die ich hier anspreche, die verschiedenen Erscheinungsformen des Satanismus ein Fall für die Rechtspolitik, oder können, wie im Falle von Sekten wie der um den Briten Aleister Crowley oder dem synarchistischen Okkultismus auch als eine Frage der öffentlichen oder sogar nationalen Sicherheit auftauchen.

3. Siehe Lyndon LaRouche u.a., The Children of Satan (LaRouche in 2004, Washington 2003); dt. Übersetzung: Die Kriegspartei in der US-Regierung. Wer sie ist, wie sie denkt, was sie zusammenhält, Dr. Böttiger Verlags-GmbH, Wiesbaden, 2003.

4. Bertrand Russell lag zwar gewöhnlich in Fragen wahrer Wissenschaft falsch, aber er hatte Recht, als er erklärte, der Positivismus, wie etwa der Ernst Machs, sei nur ein anderer Name für radikalen Empirismus. Dasselbe gilt für den Reduktionismus allgemein. Daß diesem empiristischen Denken die bösartigen utopischen Soziallehren eines Bertrand Russell, Norbert Wiener, John von Neumann oder Marvin Minsky vom MIT entsprangen, zeigt die Verbindung zwischen dem empiristischen Denken in der mathematischen Physik und der teuflischen Verschlagenheit, die diese mathematische Denkart in der Kunst und in der Politik hervorruft. Der noch andauernde Einfluß des verrückten Wirtschaftsdogmen Wieners und von Neumanns steht beispielhaft für die schlimmsten Auswirkungen auf Volkswirtschaften und Weltwirtschaft heute.

5. Die Anspielung bezieht sich auf C.P. Snows "Zwei Kulturen": Two Cultures and the Scientific Revolution, Cambridge University Press, London und New York, Reprint 1993.

6. Beispielsweise wenden viele brillante Entdecker unter den experimentellen Wissenschaftlern Jahre ihres Lebens in dem Bemühen auf, daß ihre Entdeckungen per "Kollegenrezension" (peer review) angenommen werden: Sie entstellen ihre eigenen Entdeckungen in einer Weise, die das Ergebnis für die unfruchtbare babylonische Priesterschaft der heutigen reduktionistischen Peer-Review-Mafia erträglich machen. Die Hetzjagd von Bertrand Russells ideologischen Hyänen auf Albert Einsteins brillanten Freund Kurt Gödel am Princeton Institute of Advanced Studies steht stellvertretend für das allgemeine Muster.

7. Bei einer anderen der seltenen Gelegenheiten, als Russell die Wahrheit sagte, unterstrich er, die reduktionistische induktive Methode borge nur von den erwarteten Früchten zukünftiger Deduktion. So viel zu der Illusion der "induktiven Wissenschaften".

8. Die Begriffe "voreuklidische" und "antieuklidische" Geometrie stehen für eine Vorstellung, die ein führender Mathematiker des 18. Jahrhunderts, Gauß' Lehrer Abraham Kästner, in die europäische Wissenschaft eingeführt hatte. "Antieuklidische" Geometrie im Sinne der Geometrie von Gauß, Riemann u.a. ist am Beginn von Riemanns Habilitationsschrift aus dem Jahre 1854 definiert. "Antieuklidische" Geometrien stehen ausdrücklich im Gegensatz zu sogenannten "nichteuklidischen" Geometrien, wie etwa bei Lobatschewski oder Jonas Bolayi, die nur Reformen innerhalb der Grenzen der Prinzipien der euklidischen a-priori-Geometrien sind. Siehe das Vorwort von Joseph Ehrenfried Hofmann zu Abraham Gotthelf Kästner, Geschichte der Mathematik (Reprint, Georg Olms Verlag, Hildesheim und New York, 1970, S. XIII-XVI). Daß Hofmann Euler, D'Alembert, Lagrange und Laplace lobt, ist beispielhaft dafür, welche falschen Meinungen über Gauß und seinen Lehrer Kästner sich bis heute gehalten haben.

9. Der einflußreiche Klein beispielsweise behauptete, die Definition des mathematisch Transzendenten im allgemeinen und pi im besonderen hätten Hermite und Lindemann auf der Grundlage einer - in Wirklichkeit falschen - Definition der Zielstellung durch Euler und dann Lambert entwickelt. In Wirklichkeit hat Nikolaus von Kues in einer kritischen Abhandlung über die Entdeckungen des Archimedes die moderne Vorstellung des Transzendenten als erster vorgestellt. Leibniz definierte als erster das Transzendente für die moderne mathematische Physik im Rahmen seines Beweises für ein Prinzip des Ursprungs des Infinitesimalen; der Beweis war Teil seiner Definition sowohl der natürlichen Logarithmen als auch der Prinzipien der universellen physikalischen kleinsten Wirkung, auf den ihn die Kettenlinie brachte. Leibniz' Erzfeind Euler bestritt, daß das Inifitesimale existiere (beispielsweise in seinen Briefen an eine deutsche Prinzessin über verschiedene Gegenstände der Physik und der Philosophie aus dem Jahr 1761) und fand einen falschen, radikal reduktionistischen Ersatz für Leibniz' Infinitesimal in seiner und Lamberts falscher Definition des "Transzendentalen". Daher rührt Kleins pro-reduktionistisches Lob für die Arbeit der reduktionistischen Anhänger Lamberts, Hermite und Lindemann. Fehler dieser Art begehen auch diejenigen, die sogenannte mathematische Modelle Riemannscher Oberflächen vorstellen, ohne in irgendeiner Weise die physikalische Bedeutung einer solchen Oberfläche anzugeben. Über die Entdeckungen von Ampère, Weber, Gauß und Riemann im Gegensatz zu den Reduktionisten Graßmann u.a. siehe Laurence Hecht, "The Significance of the 1845 Gauß-Weber Correspondence," in 21st Century Science & Technology, Herbst 1996 und Jonathan Tennenbaum, "An Introduction to ,The Significance of the 1845 Gauß-Weber Correspondence'", ebenda.

10. Platon definierte ausgehend von den voreuklidischen Begriffe physikalischer Geometrie die Vorstellung der "Kraft" als Ausdruck der Entdeckungen, durch die der menschliche Geist die Wirkung der willentlichen Eingriffe des Menschen in das Universum steigern kann (z.B. im Theätetus). Diesem Begriff der "Kraft" widersprach Platons berühmter Widersacher, der Sophist und Reduktionist Aristoteles; er führte den reduktionistischen Begriff der "Energie" ein, der seit Clausius, Graßmann, Kelvin und anderen in der reduktionistischen Thermodynamik verwendet wird. Siehe Anthony Papert, private Kommentare und Vorlesungen über griechische Sprache und Geschichte.

11. Descartes' Methode ist als Spielart des Empirismus zu betrachten.

12. Wieder Platons Begriff der "Kraft" im Gegensatz zur Elfenbeinturm-Metaphysik der sogenannten "Energie".

13. Seit dieser Bericht niedergeschrieben wurde, hat mein Mitarbeiter Michael Liebig nachdrücklich und treffend seine These untermauert, die Sophisten - und ich füge hinzu, auch deren Vorläufer wie die reduktionistischen Eleaten wie Parmenides und der Apollokult in Delphi - , die schon von Sokrates und Platon als Verkörperung des Bösen angegriffen wurden, bildeten bis heute die Wurzel des Kernproblems der europäischen Zivilisation. Die modernen Reduktionisten, wie etwa die Empiristen, bilden im wesentlichen eine Fortsetzung dieses verbreiteten sophistischen Kults, der die antike Zivilisation Griechenlands und auch Roms von innen zerstörte. Diese sophistische Tradition ist auch die Säurde, mit der die heutige europäische Zivilisation, u.a. die öffentliche Meinung in den USA, im Laufe der letzten 40 Jahre Amerika und Europa fast vollständig von innen zerstört hat. Man sollte den Sophismus als typisches Synonym für die allgemeine Methode des Reduktionismus verstehen.

14. Aristoteles wurde von der Rhetorik-Schule des Demosthenes ausgeschickt, Platons Akademie zu unterwandern. Seine Nikomachische Ethik ist ein Paradebeispiel für die sophistische Methode. Das System des Claudius Ptolemäus, das auf den falschen Methoden des Aristoteles beruhte, sollte die beste Astronomie jener Zeit, das Erbe des Aristarch und Eratosthenes, zerstören. Kepler beschäftigt sich in seinem Bericht über die Entdeckung der Gravitation ausdrücklich mit dem methodologischen Fehler des Aristoteles. Aristoteles Methode ist die reduktionistische Methode, die wir sonst Sophisterei nennen.

15. (Kant, bis dahin ein fanatischer Empirist aus der Schule David Humes, gründete seine "Kritiken" auf einen synkretischen Ausdruck des Empirismus, der die Lehren des Aristoteles einbezog.) Mein Mitarbeiter Bruce Director hat inzwischen denselben Kernpunkt ausgearbeitet, indem er ihn der revolutionären Entdeckung Bernhard Riemanns aus dessen Habilitationsschrift von 1854 gegenüberstellte. Siehe Bruce Director, "Defeating I. Kant", Riemann for Anti-Dummies, Nr. 47, www.theacademy2004.com.

16. "Das ist nur eine Theorie!", lautet gewöhnlich der Protest des unfruchtbaren, im Dogma einfacher Sinneswahrnehmung gefangenen Geistes. Seltsamerweise wächst denjenigen, die solche Ansichten vertreten, kein Schwanz - das würde zumindest zeigen, daß diese Lehre ihrer Gattung treu ist.

17. Tatsächlich erfordert diese Entdeckung Keplers - wie ich mehrfach dargelegt habe - auch den Begriff einer Riemannschen Oberflächenfunktion als das Mittel, sie als Bild im Geist sichtbar zu machen.

18. Wieder das Bild, das mit dem Begriff einer Riemannschen Oberflächenfunktion erzeugt wird.

19. Siehe dazu wieder Anthony Parpart über Platons Verwendung des Begriffes "Kraft" im Gegensatz zum reduktionistischen Begriff "Energie", den dessen Widersacher Aristoteles einführte.

20. Hier beziehe ich mich auf Platons Abhandlung über die Bedeutung dieser Konstruktion in seinem Timaios.

21. Wernadskijs Begriff für diese ausschließlich menschlichen Fähigkeit zur schöpferischen Vernunft, durch die der einzelne Hypothesen entdeckt, die sich dann experimentell als universelle Naturprinzipien erweisen - Prinzipien, die jenseits der Möglichkeiten niedriger Lebensformen und jenseits der Reichweite unserer Sinneswahrnehmung liegen.

22. Die Methode, die Beobachtung von einer tiefen Grube aus anzustellen, ermöglichte es Eratosthenes und anderen, die Sterne zur Mittagszeit zu beobachten. Diese Methode half ihm z.B. bei seiner berühmten Berechnung der Krümmung der Erde (des Erdumfangs).

23. Das Auftauchen des modernen Nationalstaats aus dem Morast des antiken imperialen Roms und des ultramontanen Feudalismus sollte man vor allem daraufhin untersuchen, daß dies ein Vorstoß war, die Gesellschaft vom ultramontanen römischen Begriff imperialer Herrschaft zu befreien. Dieser Vorgang verlief hauptsächlich in zwei Zeitabschnitten. Der erste dieser Schritte hin zur Befreiung der Menschheit vom Ultramontanen zeigt sich beispielhaft in der Zurückweisung der gefälschten "Konstantinischen Schenkung", von Karl dem Großen bis zu Dante Alighieri. Diesen ersten Zeitabschnitt behandelt der Rechtshistoriker Friedrich August von der Heydte in Die Geburtsstunde des souveränen Staates (Druck und Verlag Josef Habbel, Regensburg 1952). Die zweite Phase ist die Geburt der modernen nationalstaatlichen Republik im Zuge der Renaissance des 15. Jahrhunderts, wie sich das unter Ludwig XI. in Frankreich oder Heinrich VII in England zeigt. Meine Frau Helga Zepp-LaRouche hat einen Vergleich der beiden veröffentlicht.

24. Die Concordantia Catholica ist im wesentlichen eine Fortsetzung von Dante Alighieris De Monarchia. Letzere spiegelt die Gesamtheit von Dantes Werk wieder; darin wird grundsätzlich dargestellt, wie nationale Gesellschaften entstehen könnten, die von den Fesseln der ultramontanen der venezianisch-normannischen Feudalherrschaft im 13. und 14. Jahrhundert befreit sind.

25. Die Vertreibung der Mauren und Juden, ein Verbrechen an Gott und der Menschheit, bereitete den Weg für die brutale Selbstzerstörung Spaniens zwischen 1511 und 1648 und für den anschließenden Aufstieg des Karlismus und dessen faschistische Nachfolger wie das wahnsinnige Dogma der "Hispanidad".

26. Bernhard Riemann, Über die Hypothesen, welche der Geometrie zu Grunde liegen (Reprint, Dover, New York 1953).

27. Z.B. Timaios.

28. Z.B. De Divina Proportione.

29. Folglich ist das, was Euler als "imaginär" verwirft, die Wirklichkeit, und was er "real" nennt, ein Produkt der Sinnestäuschung!

30. Die Aufgabe des Dichters oder Komponisten ist, die Anordnung der "Schatten" - also das, was auf der Bühne zu hören und zu sehen ist - entsprechend vorauszusehen und sie auf ironische Weise so einzusetzen, daß die Zuschauer dazu angeregt werden, im eigenen Geist die Wirklichkeit (Wahrheit) hinter diesen Schatten zu suchen. Es ist, als hätte Gott die sichtbare Bewegung des Sonnensystems so angeordnet, daß Keplers Geist die Wirklichkeit des Prinzips der universellen Gravitation erkennen mußte. Ein ernsthafter Interpret einer klassischen Komposition baut seine Darbietung so auf, daß die wahre Absicht des Komponisten den Hörern praktisch aufgezwungen wird. Der größte Dirigent des 20. Jahrhunderts, Wilhelm Furtwängler, nannte das "zwischen den Noten spielen".

31. Siehe: B. Riemann, "1. Zur Psychologie und Metaphysik", Bernhard Riemanns Gesammelte Mathematische Werke, a.a.O. S. 507-538, N.B. S. 509-520.

32. A. Papert, a.a.O.

33. Die einen erkennen solche Gedankendinge, die anderen protestieren: "I Kant!" - "Ich kann nicht!"

34. Beispielhaft dafür ist die widerliche Praxis des "Regietheaters" im klassischen Theater, wo eine Aufführung abstoßender ist als die andere.

35. Die Aufführung einer großen klassischen Komposition verlangt von Künstlern und vom Publikum gleichermaßen, sich den sich entfaltenden einheitlichen Prozeß der gesamten Komposition "zu eigen" zu machen. Das wird erreicht, indem man die Entwicklung des gesamten Kompositionsprozesses von einem Moment der Stille vor Beginn bis zu einem Moment der Stille am Ende auf ein einziges Entwicklungsprinzip reduziert. Beethovens späte Streichquartette sind vielleicht die besten Beispiele in dieser Hinsicht. Statt aufeinanderfolgender Ebenen gibt es hier einen ununterbrochenen Prozeß transzendentaler Entwicklung, einen Begriff von Entwicklung, der die Entfaltung der ganzen Komposition als einheitliche Idee zum Ausdruck bringt, eine Idee, die mit Keplers Begriff der Organisation des Sonnensystems vergleichbar ist.

36. Diese Auffassung der Musik entwickelte Kepler auf der Grundlage der Bedeutung von Platons Abhandlungen über die Bestimmung der fünf Platonischen Körper und der Abhandlung derselben Frage durch Luca Pacioli und Leonardo da Vinci.

37. Siehe den Vergleich der Anwendung des modernen klassischen italienischen und deutschen Belcanto auf die klassische Liedkomposition. Siehe: Handbuch über die Grundlagen von Stimmung und Register, Teil I: Einführung und Menschliche Singstimme. Dr. Böttiger Verlags GmbH Wiesbaden, 1992.

38. Bei dekadenten Kompositionen oder der falschen Interpretation klassischer Musik gilt die Leidenschaft dem sinnlichen Effekt der empfundenen Gefühle; bei der klassischen Komposition und Aufführung gilt die Leidenschaft der Idee, der Einsicht, deren Objekt jenseits der Grenzen der Sinneswahrnehmung als solcher liegt.

39. Die vorherrschende Dekadenz der sogenannten "Babyboomer"-Generation ("68er") vornehmlich in Europa und Amerika spiegelt die Auswirkungen von Entwicklungen aus der Zeit zwischen 1961 und 1964, wie etwa der Schweinebucht-Invasion, der Kubakrise, dem Kennedy-Mord und dem Beginn des offiziellen Krieges der USA in Indochina. Die Flucht der relativ privilegierten Schicht junger Erwachsener in die Rock-Drogen-Sex-Gegenkultur war nur ein Ausdruck der Dekadenz unter den jungen Menschen aus allen sozialen Schichten, die heute zwischen 50 und 60 Jahre alt sind. Die Grundtendenz kann man als kulturelle "Desensibilisierung" beschreiben. Das Ergebnis waren verschiedene Fluchtreaktionen in kruden Sensualismus, einschließlich der neurotischen Flucht von einem "Lifestyle" in den anderen. Die Lust an diesen dekadenten Formen kultureller Sensationen statt an den Ideen der Wirkung des eigenen Lebens auf die Gesellschaft von morgen befällt die meisten "Babyboomer" von heute. Die Leidenschaften werden vom realen Universum weg auf die romantisch-existentialistische Phantasiewelt "meiner unmittelbaren Gefühlserfahrung" gelenkt. Die Leidenschaften gelten nicht einem vom menschlichen Geist belebten Universum, sondern einem Universum tierartiger Gefühle, mit dem Ergebnis, daß sich das Opfer zu Menschen verhält wie ein wildes Tiere zum andern.

41. In der klassischen Kunst ist kein Raum für einfachen Symbolismus; ich will an dieser Stelle Symbolismus weder stillschweigend dulden oder erlauben.

42. Siehe Kurt Gödel "On Formally Undecidable Propositions of Principian Mathematica and Related Systems," (1931), in Kurt Gödel, Collected Works, Hg. Solomon Fefermann u.a., Oxford University Press, New York 1986, S. 144-195.

43. Der Schwindel, sich auf eine Cauchy-Riemann-Funktion zu beziehen, ist typisch für faschistoide "Kollegenrezension"-Traditionen des heutigen akademischen Lebens.

44. "Anhang", Bernhard Riemanns Gesammelte Mathematische Werke, a.a.O.

45. Riemann bezieht sich auf eine Vorlesungsreihe Johann Herbarts an der Universität Göttingen, die er als Hörer besucht hatte. Herbart, der an der Universität Jena - wo Friedrich Schiller Geschichtsprofessor war - studiert hatte, wurde ein bekannter Pädagoge im Umkreis Wilhelm von Humboldts und kämpfte gegen den Einfluß bekannter Schiller-Gegner wie Kant und des pro-faschistischen romantischen Bewunderers der Tyrannei Napoleon Bonapartes, G.W.F. Hegel. Der Einfluß Herbarts, der im Vergleich zu den vorherrschenden Philosophen der Zeit vor 1815 ein Riese war, auf Riemanns Denken ist für die heutige Erkenntniswissenschaft von größter Bedeutung. Ich wollte mich Mitte der 80er Jahre mit dieser Bedeutung von Herbarts Arbeit befassen, aber die Ereignisse der Zeit hinderten mich daran, die Untersuchung seines umfangreichen literarischen Nachlasses, die nötig gewesen wäre, zu vollenden.

46. Wer meint, Maxwells Ansichten in dieser Frage seien typisch für England, übersieht die Arbeit des Gründers des Konzepts der programmierbaren digitalen Computer, Charles Babbage. Babbage, der junge Herschel und Peacock kritisieren die Inkompetenz der Schulmathematik im England des frühen 19. Jahrhunderts - ein Beweis dafür, daß es parallel zu der inkompetenten "Aufklärungs"-Tradition auch eine kompetente Strömung der neuzeitlichen Kultur in den Naturwissenschaften gab.

47. Es genügt hier der Hinweis, daß sich die Ausarbeitung von Mendelejews berühmter Entdeckung in zwei Schritten vollzog. Der erste war der, der gewöhnlich Beachtung und Interpretation aus reduktionistischer Sicht findet. Den zweiten, optisch-geometrischen Zugang, der Platons Kraftkonzept wiedergibt (im Gegensatz zu Aristoteles' irreführenden Begriff der Energie), betonte besonders unser verstorbener Freund Robert Moon, Professor für physikalische Chemie an der Universität Chikago; dieser Aspekt ist noch immer nicht völlig verstanden. Doch Wernadskijs Behandlung der Biosphäre und Noosphäre beinhaltet die Implikationen dieses zweiten Schritts von Mendelejews Arbeit. Bedauerlicherweise hatte die Systemanalyse-Arbeitsgruppe unter dem von John von Neumann beeinflußten Lord Kaldor von der Universität Cambridge auf die sowjetische Wissenschaft einen korrumpierenden Einfluß, der über das Internationale Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) im österreichischen Laxenburg vermittelt wurde und dazu führte, daß sich unter den russischen Erforschern von Wernadskijs Werk eine pro-malthusianische, pro-reduktionistische Sichtweise ausbreitete. Infolgedessen ist die Tatsache, daß Wernadskijs Arbeit implizit zeigt, daß das Universum nicht entropisch, sondern antientropisch ist, heute vielen seiner Nachfolger in Rußland und in der Ukraine unbekannt.

48. Dieser Begriff der Noesis entspricht beispielsweise dem Begriff der individuellen menschlichen Seele und des Schöpfers in der christlichen Theologie. Der unsterbliche Aspekt des menschlichen Lebens, der Sitz der dialektisch-schöpferischen Kräfte, ist ein höherer Daseinszustand als die nichtlebenden und biotischen Prozesse. Wie Platon gibt Wernadskij der ontologischen Qualität dieser Seele eine rigoros experimental-wissenschaftliche Grundlage. 49. D.h., was den amerikanischen und französischen Geheimdiensten offiziell unter dem nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen Begriff "Synarchismus/Nazi-Kommunismus" bekannt ist. 50. Die heutige imperiale, z.B. "neokonservative" Form des Faschismus läuft unter Begriffen wie "Universalfaschismus" - die von der internationalen Waffen-SS der Nazis übernommene Form, die in den USA als "Revolution im Militärwesen" (RMA) bekannt ist. 51. Die bis heute bemerkenswerteste Annäherung an eine wahre Republik in Europa war die Fünfte Republik in Frankreich, unter der die französischen Staatsfinanzen dem amerikanischen Vorbild eines auf einem Goldreservestandard basierenden Systems fester Wechselkurse folgten. Das endete zwar mit den von den USA angeführten Entwicklungen 1971-72, doch das Erbe dieses Aspekts des "Gaullismus" schlummert noch heute und kann zukünftig von großem Nutzen sein.