September 2003 Was wir machen (4)


Rabelais und Mars, Transrapid und Beethoven

Pädagogisches Festival. Die LaRouche-Jugendbewegung demonstrierte auf der Sommerakademie des Schiller-Instituts in Frankfurt mit zahlreichen Kurzvorträgen zu wissenschaftlichen und kulturellen Themen, was unter einer Renaissancebewegung zu verstehen ist.

In dem Aufsatz "Believing is not necessarily knowing" legt Lyndon LaRouche die prinzipiellen Ideen und Inhalte zum Aufbau einer neuen globalen Renaissance dar: Eine solche muß, um Erfolg zu garantieren, von einer Jugendbewegung getragen werden, die "Bildung an und für sich" ist. Es reicht nicht, daß sich Menschen um eine Führungspersönlichkeit sammeln, die die richtigen Absichten hat. Es ist nötig, eine Renaissancebewegung zu schaffen, die nicht vom persönlichen Schicksal einer einzelnen Person abhängig ist und somit nicht die Verwundbarkeit der Bürgerrechtsbewegung eines Martin Luther King hat. Um diese große Aufgabe zu lösen, bedarf es einer Bewegung mit einem schnell wachsenden intellektuellen Fundament.

Diese Aufgabe wird heute von der internationalen LaRouche-Jugendbewegung angenommen. Wesentlicher Teil einer solchen Bewegung, die Bildung an und für sich ist, besteht in pädagogischer Arbeit und der Demonstration universeller Prinzipien, damit es möglich wird, die geistigen Prozesse der großen Entdeckungen der Vergangenheit im eigenen individuellen Geist nachzuerleben.

Dies war die Inspirationsquelle für das pädagogische Festival bei der diesjährigen Sommerakademie in Frankfurt am Main. Zehn Gruppen der LaRouche-Jugendbewegung aus Deutschland, Frankreich, Schweden und den USA stellten verschiedene wissenschaftliche Probleme und Entdeckungen vor. Über den Großteil der Vorträge wird hier berichtet.

Den Anfang nahmen Elodie, Sebastian und Simon aus Frankreich mit einem kurzen Theaterstück des französischen Renaissanceschriftstellers Rabelais. Schon damals, im 15. Jahrhundert, machte man sich über trockene Akademiker mit ihren Elfenbeinturmlehren lustig, die nicht in der Lage waren, mit Menschen zu kommunizieren. Leider ist Wissenschaft heutzutage noch mehr von Formalismus, Empirismus und cartesischem Denken verseucht. Rabelais' Humor ist die beste Waffe, wenn es darum geht, Freude am Entdecken zu kreieren.

Als nächstes führte die Berliner Gruppe ein Streitgespräch zwischen einem Egomanen, einem Bibelanhänger und einem frisch gebackenen Doktor der Astronomie vor. Thema waren verschiedene Ansichten zum Aufbau des Sonnensystems, auf Grundlage der eigenen Sinneswahrnehmung, mittelalterlicher sowie moderner, "wissenschaftlicher" Autoritäten. Dieses Hin und Her wurde von Peter aus Seattle unterbrochen, der die Frage stellte "Wie kann man wirklich wissen, daß man weiß, was man zu wissen meint?". Die Sinneswahrnehmung sagt uns, daß die Erde eine ruhende Scheibe und der Himmel eine Kuppel über der Erde ist, auf deren Innenseite die Himmelskörper ihre teils wilden und verwirrenden Bahnen ziehen. Die einzigen Messungen, die man machen kann, um den Aufbau des Himmels bzw. Universums zu verstehen, sind tatsächlich Winkelmessungen auf der Innenseite einer Kugel. Wie erfährt man auf diese Weise, was die Bewegungen am Himmel verursacht?

Die Dresdner zeigten nun eine Zeitraffung der Schleifenbewegung, die der Mars ca. alle zwei Jahre vor dem Hintergrund des Fixsternhimmels vollführt. Ohne dieses scheinbar willkürliche Looping der Planeten wäre es nicht möglich, irgendwelche Rückschlüsse auf den Aufbau des Sonnensystems oder auf die Existenz der universellen Gravitation zu ziehen. Interessant ist, wie Platon mit diesem Problem umgegangen ist, und welche Rückschlüsse er bereits über eine notwendige Bewegungsursache jenseits der Sinneswahrnehmung zog. 2000 Jahre später verteidigte Johannes Kepler Platon gegen Ptolemäus', Tycho Brahes und Kopernikus' Weltsicht. Es liegt an uns, Keplers Neue Astronomie gegen den Reduktionismus der heutigen Akademiker zu verteidigen. Geht hinaus, beobachtet den Himmel - Mars ist noch gut zu sehen - und studiert Platon und Kepler!

Elias, Patricia und Per aus Stockholm setzten sich mit der Frage "Was ist Schönheit?" auseinander. Per stellte die Frage: "Liegt Schönheit im Auge des Betrachters? Ist Schönheit Geschmackssache? Heißt Kunst, sich gehen zu lassen und dem Strom der Gefühle zu folgen?" - Nun, eine Blume ist schön! Auch andere Pflanzen, Tiere und Menschen sind etwas prinzipiell Schönes. Dem wird jeder Mensch zustimmen. Gibt es geometrische Proportionen, die der Erscheinung des Lebens, wie wir es kennen, zugrunde liegen? Leonardo da Vinci sagte, ja. Der Goldene Schnitt ist fast überall zu finden, wo es Leben gibt. Tatsächlich, zeigte Elias, werden die regelmäßigen Formen im sichtbaren Raum durch die fünf platonischen Körper definiert, und keine anderen. Auch diese weisen den Goldenen Schnitt auf. Außerdem findet man, daß einige der Körper gesetzmäßig voneinander ableitbar sind. Patricia setzte diesen Überlegungen Musik von Beethoven und Wagner entgegen, die beide "harmonisch" (eine Form von Harmonie ist der Goldene Schnitt) komponierten, jedoch völlig entgegengesetzte Vorstellungen von Schönheit hatten, nämlich klassische der eine, romantische der andere. Mach dir deine eigenen Gedanken!

Tatsächlich ist es von größter Wichtigkeit, den Unterschied zwischen klassischer und romantischer Kompositionsmethode zu verstehen. Delante aus Baltimore (USA) stellte Shelleys Klassiker Ozymandias vor. In diesem berühmten Gedicht gibt Shelley den König aller Könige der Lächerlichkeit preis, und bedient sich dazu der schönsten, metapherreichen Sprache. Hingegen enthält eine romantische Version desselben Themas zwar dieselbe Handlung und ähnliche Formen wie das Originalgedicht, jedoch sind diese nur potemkische Dörfer ohne Idee und ohne Metapher.

Paul aus Philadelphia gab eine kurzen Beitrag zur Bedeutung des technologischen Wachstums in den wirtschaftlichen Prozessen sowie zum Überleben der Menschheit als ganzer. Auch hierüber gibt es unterschiedliche Auffassungen, wie wir zur Zeit beim Landtagswahlkampf in Bayern sehen. Die BüSo hat ein Poster "Jugendliche aller Länder vereinigt euch! Uns gehört die Zukunft". Hier setzen drei junge Leute den Transrapid auf den eurasischen Kontinent, von München bis Shanghai. Die Grünen dagegen haben ein Poster mit dem Spruch "Stoppt die schwarze Macht" und einem kleinen grünen Männchen, das mit einem Stoppschild vor einem Transrapid wedelt.

Behaltet diesen Gegensatz im Kopf. Den Schlußpunkt setzten unsere Franzosen! Habt ihr schon einmal das Wunder studiert, wie es möglich ist, mit gleichbleibender Kraft mehr Arbeit zu verrichten, indem man die Dichte des Energieflusses im Arbeitsprozeß vergrößert? Nimm ein scharfes Messer und schneide einen Apfel. Kein Problem. Versuche nun aber den Griff als Klinge zu benutzen und erhöhe den Kraftaufwand entsprechend. Das Ergebnis ist Apfelmus. Ähnliche Versuche kann man mit Butter machen. Man lege ein Stück Butter über eine Tischkante und bespanne einen geeigneten, durch verschiedene Gewichte beschwerten Bogen einmal mit einer Kordel, dann mit Nähgarn und schließlich mit Zahnseide. Betrachtet die verschiedenen Ergebnisse des Arbeitsprozesses.

Es wird ersichtlich, wie durch Energiekonzentration mehr Arbeit leichter verrichtet werden kann. Dies ist eine Grundlage für Lyndon LaRouches Entdeckungen in der Wirtschaftswissenschaft und auch der Schlüssel, zu verstehen, warum Technologiewachstum so wichtig ist und warum Windmühlen, egal in welcher Menge, jedem Kernkraftwerk hoffnungslos unterlegen sind.

Das Tor zu einer neuen Phase von Entdeckungen und wissenschaftlicher und künstlerischer Arbeit ist offen. Eine neue Renaissance wird gerade geboren, die die Menschheit sehr bald in die Erwachsenheit führen kann. Helft, dies möglich zu machen! Friedrich Schiller sagte einmal über die Unsterblichkeit: Schließe einem werdenden Ganzen dich an. Wenn du lange dahin bist, es bleibt.

Daniel Buchmann


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