Oktober 2003 Jugendseminar München

Der komplexe Bereich -
Revolutionen fangen im Denken an!

Jugendseminar. Am 20. und 21. September 2003 fand in München eine Wochenendveranstaltung der besonderen Art statt.


Große Menschen
Zeitreise durch die Geschichte der Astronomie

Belcanto und Göttliche Komödie

Unter diesem Titel stand das erste Münchener Jugendseminar am vergangenen Wochenende, wir waren etwa zwei Dutzend Teilnehmer. Am Samstagnachmittag fingen wir mit der grundlegenden Frage an: Was ist Universalgeschichte, welche Rolle spielen wir darin und wie greifen wir zum Besseren in sie ein?

Elke Fimmen begann mit der Antrittsrede Friedrich Schillers vor seinen Studenten in Jena. Als diese zu studieren anfingen, fragte er sie, was eigentlich der Sinn ihres Studiums sei, ob sie sogenannte "Brotgelehrte" werden wollen, die Wissen nur kopieren, um nach dem Studium viel Geld zu verdienen - oder aber historische Menschen, die aus der Geschichte lernen und dieses Wissen dann nutzen werden, um selbst zur Menschheitsgeschichte etwas beizutragen. Denn Schiller sagte: Zweck der Menschheit ist kein anderer als die Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung.

Dann ging Elke auf das Konzept der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte ein, das von Lyndon LaRouche geprägt wurde, und die Frage, was wir aus der Entwicklung von den Anfängen der Menschheit bis jetzt lernen. (Ich meine, daß wir u.a. daraus lernen können, daß wir schon vor vielen hundert Jahren Windmühlen hatten und diese schließlich durch wirksamere Techniken ersetzt wurden. Also warum in aller Welt sollen wir jetzt wieder Windmühlen bauen und nicht wirklich effektive Dinge, von denen jeder etwas hat?)

Als zweites an diesem Tag kamen die Vertreter der LaRouche- Jugendbewegung zu Wort und berichteten über Beispiele wirklich "historischer Individuen":

Katrin trug Schillers Gedicht Die Worte des Glaubens vor und ging darauf ein, was der Autor damit ausdrücken wollte.

Kai-Uwe sprach über die Freundschaft zwischen Schiller und Johann Wolfgang Goethe. Er ging auf die Vision aus Faust - der Tragödie zweiter Teil ein, als Faust angesichts seines Schöpfers erkennt, daß man sein ganzes Leben dazu verwenden sollte, das Beste für die Zukunft und die zukünftigen Generationen zu bewirken. Das tat er aber nicht, da er ein Brotgelehrter war, der sich nur um sich selbst kümmerte. Immerhin zeigte er am Ende seines Lebens Reue. Damit es uns nicht genauso geht wie dem alten Faust, laßt uns jetzt anfangen, etwas zu verändern und eine neue Renaissance einzuleiten.

In der goldenen Mitte kam Delante aus Washington D.C. zu Wort, der über die Situation heute sprach, und warum jeder einzelne von uns wichtig ist, um die Welt zu verändern. Weiter stellte er die Frage: Warum hat Lyndon LaRouche das Konzept des historischen Individuums entwickelt? Er betonte, wie wichtig es ist, daß es heute jemanden wie Lyndon LaRouche gibt, der verstanden hat, was Wirtschaft ist, was Kultur heißt und der scheinbar auch als einziger weiß, was ein Politiker wirklich tun sollte. Zum Schluß merkte er noch an, wie es wohl zu erklären sei, daß Deutschland zwar viele kluge Köpfe hatte, diese heute aber keinen mehr interessierten und fast in Vergessenheit gerieten?

Große Menschen

Doch Robin zeigte, daß es auch anders sein kann. Denn er sprach über die Unterschiede zwischen dem Staats- und Menschenbild von John Locke und Gottfried W. Leibniz. Locke behauptete, ein Staat müsse auf "Freiheit, Leben und Eigentum" basieren, wobei das Pochen auf dem Prinzip des Eigentums im Extremfall zur Rechtfertigung der Sklaverei führt. Leibniz jedoch sagte, daß ein Staat auf den Prinzipien von "Leben, Freiheit und dem Streben nach Glückseligkeit" beruhen sollte, was so etwas wie Sklaverei schon von vornherein ausschließt. Und genau dieses Denken war es dann auch, das schließlich zur Amerikanischen Revolution führte und Leute wie Benjamin Franklin und Thomas Jefferson hervorbrachte, die zweifelsohne historische Individuen waren.

Ein anderer wichtiger und interessanter Mensch war Walter von der Vogelweide, über den ich selbst erzählte. Er lebte von 1170 bis 1220 und war ein Minnesänger. Als einer der ersten brachte er die Idee hervor, daß Musik nicht nur Unterhaltung ist, sondern er setzte sich dafür ein, daß sie auch einen erzieherischen Charakter bekommt. So entstand eine Revolution der Minne. Man entfernte sich vom Marienkult, der zumeist nur darin bestand, das jeweilige Hoffräulein zu besingen, und flocht die Erziehung mit in die Musik ein. Aber Walter von der Vogelweide tat noch mehr: Er schuf die politische Spruchdichtung, die es zuvor nur in Latein gab, in der er lobte und auch tadelte. Er war auch jemand, der die Renaissance nach dem Mittelalter mit vorbereitete.

So gaben Elke Fimmen und die LaRouche-Jugendbewegung einen guten Überblick darüber, was es heißt, wirklich aktiv aus der Geschichte zu lernen und in sie einzugreifen.

Zeitreise durch die Geschichte der Astronomie

Am Abend ging es dann mit dem "extraterrestrischen Imperativ" des deutschen Raumfahrtphilosophen Krafft Ehricke weiter:

Lothar Komp machte mit uns eine Art Astronomie-Arbeitsgruppe, indem er uns zeigte, wie selbstverständlich es eigentlich ist, daß der Mensch versucht hat, zu erforschen, was sich denn da über ihm befinde. Wir ergründeten diese Frage, indem wir eine Zeitreise um etwa 10 000 Jahre in die Vergangenheit machten, an das Ende der letzten Eiszeit, und uns anschauten, was die Lebensgewohnheiten der Leute damals waren. Denn sie lebten ja nicht wie wir in Großstädten, sondern verbrachten die meiste Zeit unter dem Himmel im Freien, und weil sie helle Punkte am Nachthimmel sahen, und der Mensch nun einmal neugierig ist, wollten sie natürlich herausfinden, was das nun ist, das da leuchtet und sich bewegt. So baute man um 2000 v.Chr. Stonehenge zur Bestimmung des Sonnenaufgangs und -untergangs. Anhand der Verschiebungen im Laufe des Jahres konnte man nun die Jahreszeiten bestimmen. Das war zu der damaligen Zeit immens wichtig, denn man mußte wissen, wann die Zeit zum Anbau von Getreide war und wann nicht.

So gingen wir immer weiter in der Geschichte der Astronomie, bis wir zu Eratosthenes kamen, der mit seinem Experiment in Alexandria und Kyrene (Assuan) den Sonnenstand maß und feststellte, daß die Erde eigentlich rund sein müßte. Das war für uns verblüffend, da wir dachten, in dieser Zeit wäre alle davon ausgegangen, daß die Erde eine Scheibe sei. Jedoch mußten wir feststellen, daß tatsächlich jeder ernsthafte Astronom damals wußte, daß die Erde eine Kugel ist. Wir reisten immer weiter in der Geschichte, bis wir wieder in der Gegenwart waren. Dann schauten wir uns Bilder an, die von verschiedenen Teleskopen stammen, und stellten fest, daß unser riesiges Universum allem Anschein nach doch organisiert ist.

So begaben wir uns also an diesem Abend selbst in den Prozeß der Hypothesenbildung, als nachfolgende Generation der großen Geister, und versuchten sozusagen wieder herauszufinden, was es mit den leuchtenden Punkten da oben auf sich hat.

Belcanto und Göttliche Komödie

Frisch und munter ging es dann am Sonntagmorgen schon um 10 Uhr mit Michael Gründlers Musik-Arbeitsgruppe über die Frage der Belcanto-Stimme weiter. Die Belcanto-Singtechnik unterscheidet sich grundlegend von allen anderen Singtechniken. Wenn man Belcanto singen will, muß man versuchen, die Luft in den einzelnen Höhlen des Kopfes schwingen zu lassen, um somit einen Resonanzton zu erzeugen. Das besondere an dieser Singweise ist die Tatsache, daß man dadurch weniger Kraft braucht, um einen volleren Ton zu bekommen, als es normalerweise der Fall ist. Weil man weniger Kraft aufwenden muß, macht man sich seine Stimme nicht kaputt, die oft bei den heutigen Sängern schon nach zehn Jahren zerstört ist.

Aber vor allem, und das war vielleicht das Wichtigste, hilft uns dies zu verstehen, was wirkliche Schönheit ist. Schiller sagt ja schon, daß Schönheit auch Wahrheit ist, und die Wahrheit gilt es jetzt zu finden, in dieser Zeit, wo selbst hohe Staatsmänner ihr Volk belügen.

Nun möchte ich zum letzten Beitrag dieses Wochenendes kommen - einem Vortrag von Muriel Mirak-Weißbach über Dante Alighieris Göttliche Komödie. Der erste Teil dieses Vortrages beschäftigte sich mit Dantes Leben. Er lebte etwa 1300 in Florenz, wo es zwei verschiedene Parteien gab, denen nichts Besseres einfiel, als Krieg gegeneinander zu führen. Dante wollte das verändern, und so ging er in die Politik, wo er für kurze Zeit ein Amt bekleidete. Er schaffte es, die Anführer der beiden Parteien aus seiner Heimatstadt Florenz zu entfernen. Diese Ruhe hielt aber nicht lange an, und nach deren Rückkehr wurde er aus Florenz verbannt.

Dante machte sich viele Gedanken über die Welt und so auch über die italienische Sprache, die damals aus ca. 30 000 Dialekten bestand. Er überlegte, wie man eine einheitliche Sprache schaffen könnte, mit der auch einer den anderen versteht. Er kam auf die Idee, daß man ein Buch schreiben müsse, das jeder liest, um diese Sprache zu etablieren. Dieses Buch hieß anfangs nur Die Komödie, später dann Die Göttliche Komödie, weil man das, was in ihr stand, als von Gott gesandt ansah.

Der zweite Teil des Vortrags befaßte sich mit dem Buch selbst. Es ist in die drei Teile Hölle, Läuterungsberg und Paradies gegliedert, in denen Dante den Kampf in sich selbst beschreibt, und auch die Kraft der Liebe - nicht die Liebe, die man heute so kennt, sondern die wahrhafte Liebe, mit der man es auch schaffen kann, aus der Hölle zu kommen. Aber eigentlich beschreibt er in diesem Werk nicht nur sich selbst, sondern auch sehr grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse und Entdeckungen. Ich kann nur empfehlen, es selbst zu lesen.

Wer mehr über diese Themen wissen oder mit uns zusammenarbeiten will, ist herzlich eingeladen, sich an uns zu wenden (Tel. 089-7254011 oder www.schiller-institut.de). Wie wir an diesem Wochenende feststellten, haben wir nur zwei Möglichkeiten: Entweder warten wir nichtsnutzig ab und gehen auf das zur Zeit in München stattfindende Oktoberfest, um womöglich zu lauter kleinen ferngesteuerten Arnies werden, und haben dann demnächst einen neuen Weltkrieg oder ein Mittelalter, oder wir nehmen die einzig richtige Möglichkeit wahr und bauen uns und den zukünftigen Generationen eine neue Renaissance. Also: in diesem Sinne - helft mit!

Toni Kästner




Zurück zum Anfang

Zurück zu "Was wir machen"