Februar 2004 Halbjahreskonferenz in den USA


Am Wendepunkt von 250 Jahren Weltgeschichte

Die Halbjahreskonferenz des amerikanischen Schiller-Instituts fand gleichzeitig an der West- und Ostküste der USA statt und wurde in großen Teilen von der Jugendbewegung bestritten.


Die "Generation ohne Zukunft"
Wissenschaft, Musik und Wahrheit

Helga Zepp-LaRouches Beitrag

"Trumanismus"

"Dies ist ein wirklich epochemachender, einzigartiger Augenblick." Mit diesen Worten eröffnete der Präsidentschaftskandidat Lyndon LaRouche seine Rede auf der Halbjahreskonferenz des amerikanischen Schiller-Instituts am 14.-15. Februar. Einerseits seien die Vereinigten Staaten und die menschliche Zivilisation in ihrer Existenz gefährdet, andererseits bestehe jedoch die Chance auf eine beispiellose kulturelle und wirtschaftliche Renaissance der gesamten Menschheit. Die Entscheidung werde vor allem von der jungen Generation abhängen. Die weltweit wachsende LaRouche-Jugendbewegung lehre die politische Klasse schon jetzt das Fürchten. Die Jugendbewegung bestritt zwei der fünf Diskussionsforen der Konferenz, auf die ein anderthalbtägiges Bildungsseminar der Jugendlichen folgte.

Die Konferenz verteilte sich auf zwei Veranstaltungsorte: An der Ostküste traf man sich in Reston nahe Washington, an der Westküste im kalifornischen Thousand Oaks. Beide Veranstaltungen waren per Videoschaltung verbunden, und die Konferenz wurde im Internet live übertragen.

Nancy Spannaus eröffnete die Konferenz unter einem riesigen Banner mit dem einzigen Wort "Ibykus". Friedrich Schillers berühmte Ballade Die Kraniche des Ibykus über diesen griechischen Dichter und Sänger handelt vom Prinzip der universellen Gerechtigkeit. Die große, alte Dame der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, Amelia Boynton Robinson, stellte Lyndon LaRouche vor. Sie verglich ihn mit biblischen Persönlichkeiten wie Noah, Hiob, Moses und dem Apostel Paulus: Ihnen allen sei gemeinsam, daß sie aus Menschenliebe - trotz größter Widrigkeiten - gegen das Böse streiten.

LaRouche nahm kein Blatt vor den Mund. Seine Rede trug den Titel "Ich stehe am Bett eines sterbenden Imperiums". In aller Schärfe beschrieb er das Ausmaß der Krise und betonte, es bleibe nur noch wenig Zeit, das Blatt zu wenden. Seit fast 250 Jahren tobe ein weltweiter Kampf zwischen dem "liberalen" Imperium, das auf Lord Shelburnes East India Company zurückgeht, einerseits und den republikanischen Kreisen, deren wichtigste Errungenschaft die Amerikanische Revolution war, andererseits. Dieser Kampf sei jetzt am Punkt der Entscheidung angelangt, weil das in der imperialen Tradition stehende Weltfinanzsystem am Ende sei. Die Frage sei nun, wer das sterbende Weltfinanz- und Währungssystem abwickelt? Es stehen sich die Anhänger seiner Politik für ein Neues Bretton Woods und die Eurasische Landbrücke und die Geldinteressen gegenüber, die den Systemzusammenbruch zwar kommen sehen, ihn aber in ihrem Sinne - das heißt auf Kosten der Menschen - abwickeln wollen. Vom Ausgang dieser Auseinandersetzung hänge die Zukunft unserer Kinder und Enkel ab, sagte LaRouche.

Die "Generation ohne Zukunft"

Der Charakter der Vereinigten Staaten als Nation habe sich in den letzten Jahrzehnten so verändert, daß heute ihr Untergang drohe, fuhr LaRouche fort. Schuld daran sei im wesentlichen die Generation der jetzt 45-60jährigen Babyboomer, die heute die Schlüsselstellen in Regierung, Wirtschaft und anderen Bereichen besetze. "Diese Generation durchlebte einen kulturellen Paradigmawandel, für den die Gegenkultur von Rock, Drogen und Sex Mitte der 60er Jahre typisch ist... Wir haben auch vorher schon Depressionen und politische Absurditäten durchgemacht, aber diesmal gibt es einen wesentlichen Unterschied: Niemals zuvor haben wir in Amerika, wie es jetzt praktisch eine ganze Generation getan hat, die ganze Kultur der europäischen Zivilisation der Neuzeit abgelehnt." Früher hätten die USA zwar manchmal gegen die Prinzipien dieser Kultur verstoßen, sie aber nie grundsätzlich abgelehnt. "Doch die Generation, die jetzt in den USA, Europa und anderswo die führenden Positionen besetzt, ist seit 40 Jahren gegen diese Zivilisation."

Dies habe zu einem tiefen Riß zwischen den Generationen geführt. Die jungen Menschen werfen ihren Eltern völlig zu Recht vor, daß sie ihnen eine Gesellschaft ohne Zukunft hinterlassen haben. Deshalb müsse sich die amerikanische Politik und die Grundeinstellung der Amerikaner ganz schnell ändern, oder es sei zu spät. "Wir haben eine Möglichkeit, uns aus dieser existentiellen Krise hochzuarbeiten", sagte LaRouche. "Wenn wir die richtigen Lehren aus der Geschichte ziehen und sicherstellen, daß diese Fehler sich nicht wiederholen, dann werden wir aus dieser Lage gestärkt herausgehen. Aber wir müssen uns bald entscheiden. Wenn wir uns nicht ändern, sind wir verloren. Deshalb beginnen wir lieber jetzt damit", schloß er seine Rede.

Wissenschaft, Musik und Wahrheit

An diese aufrüttelnden Worte schloß sich eine ausführliche Diskussion an. Dann ergriff die Jugendbewegung für die nächsten beiden Themenbereiche das Konferenzruder. Das erste Thema war "Die wissenschaftliche Revolution und der Kampf um die amerikanische Unabhängigkeit". Eingangs erklärte Nick Walsh, wenn LaRouches Bewegung sich durchsetze, würde damit etwas verwirklicht, was schon die Väter der Amerikanischen Revolution beabsichtigten. Die anderen jugendlichen Redner - Cody Jones, Sky Shields, Samuel Dixon, Anna Shavin, My Hoa Steger und Mike Vandernat - schilderten dann verschiedene Gesichtspunkte wissenschaftlicher und kultureller Durchbrüche vor allem der Netzwerke Benjamin Franklins, die für den Erfolg jener Revolution wesentlich waren.

Der Sonntagmorgen war dann der Musik gewidmet. Unter dem Thema "Musik als Motor der Wissenschaft" gingen die Jugendlichen der Frage nach, wie man in einer Kultur mit immer bestialischeren Zügen über grundlegende Ideen diskutieren könne. LaRouche hatte angeregt, sich dafür - neben Carl Friedrich Gauß' Schrift über das Fundamentaltheorem der Algebra - mit J.S. Bachs Motette Jesu meine Freude zu beschäftigen. Jenny Kreingold, Megan Beets, Matthew Ogden und Timothy Vance ließen das Publikum auf schöne Weise an Bachs schöpferischen Gedanken teilhaben und gaben einen Einblick, wie dieses Meisterwerk komponiert ist.

Helga Zepp-LaRouches Beitrag

LaRouche habe am Vortag wahrscheinlich viele Zuhörer mit seiner Schilderung der Lage schockiert, sagte Helga Zepp-LaRouche in ihrer Rede "Machen wir eine zweite Amerikanische Revolution!" Viele führende Persönlichkeiten und Politiker in aller Welt seien sich klar darüber, welche enorme Bedeutung LaRouches Wahlkampf für die kommende Geschichte haben werde. Während eine weltweite Katastrophe drohe, gebe es auch eine neue Chance auf eine "zweite Amerikanische Revolution" im Weltmaßstab.

Zepp-LaRouche ging ausführlich auf die Lage in Europa im beginnenden 19. Jahrhundert ein, als 1815 der Wiener Kongreß versuchte, die von den Idealen der Amerikanischen Revolution inspirierten politischen Bestrebungen in Europa ein für allemal abzuwürgen. Schiller habe die Ideale der Amerikanischen Revolution in seinen Dramen verarbeitet: Die Erkenntniskraft sei die Freiheit jedes Menschen. Dies sei auch der Grundgedanke der LaRouche-Jugendbewegung. Jetzt könne es eine zweite und weltweite Amerikanische Revolution geben, wenn "Millionen Könige" würden, wie Schiller sagt.

"Trumanismus"

Der letzte Themenbereich der Konferenz beschäftigte sich mit dem Phänomen des "Trumanismus", der üblicherweise als "McCarthyismus" bezeichnet wird. "Trumanismus" bedeutete die Selbsterniedrigung weiter Teile der amerikanischen Bevölkerung nach dem Tode F.D. Roosevelts. Aus Angst, gegen den Konsens der öffentlichen Meinung zu verstoßen, verwandelten sich viele Amerikaner in "kleine Leute" - ängstlich bemüht, nur nicht "aufzufallen". Harley Schlanger beschrieb diese Zeit und diesen Gemütszustand anhand des Schriftstellers Clifford Odet, der zwar in der Jüdischen Renaissance und der Klassik verwurzelt war, sich aber zu einem Handlanger der Unterhaltungsindustrie Hollywoods herabwürdigen ließ.

Der Schauspieler Robert Beltran, der vor kurzem Odets Drama Das große Messer auf die Bühne brachte, erläuterte dieses Stück und las längere Passagen daraus vor. Das Schauspiel endet tragisch: Der Held Charlie Castle begeht Selbstmord, weil er sich aus den Stricken charakterlicher Erniedrigung, in denen er sich verfangen hat, anders nicht mehr befreien kann. Beltran sagte, das Stück stelle den Zuschauer vor die Frage, wofür es sich wirklich zu leben lohnt.

Bonnie James


(Video- und Audiomitschnitt der Konferenz finden Sie im Internet unter der Adresse www.larouchein2004.net)



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