April 2004 Deutschland


Das Goldfischglas-Problem

Warum Hans Eichel Gauß' Papier von 17991 studieren und aufhören sollte, sich wie ein Goldfisch zu benehmen.

Tina Rank von der LaRouche-Jugendbewegung reflektiert über ihre Erfahrungen bei der Diskussion mit Gewerkschaftlern und mit Finanzminister Hans Eichel.

Was ist nötig, um zu verstehen, wie man eine Situation richtig anpacken kann, in der über Leben und Tod einer gesamten Zivilisation entschieden wird?

Wenn wir mit Menschen auf der Straße sprechen, beschweren sie sich oft über Renteneinsparungen, Arztkosten, die Alkoholprobleme ihrer Kinder und ähnliches. Anders in den Gewerkschaften. Wenn es um den totalen Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems ging, hieß es zwar oft: "Na, bei uns rennt ihr doch offene Türen ein, was wollt ihr eigentlich?" Doch jedesmal, wenn ich aus dem Büro eines Gewerkschaftlers herauskam, merkte ich, daß irgendetwas fehlte. Was ist es, das diese Menschen noch nicht verstanden haben, das jetzt doch so wichtig ist?

Ein Beispiel: Letzte Woche traf ich - bei unserer Wanderung von Büro zu Büro im Haus der Gewerkschaft ver.di - einen Gewerkschaftler, der meinte, LaRouches Ideen seien zu hoch gegriffen. Seine, d.h. des Gewekschaftlers, Absicht sei es, auf den Demonstrationen jeden Menschen anzusprechen, die Tochter des Bäckers an der Ecke ebenso wie den Wirtschaftsprofessor der Universität. Ihre Interessen müsse er alle vertreten können - was für den Gewerkschaftler also bedeutet, sich auf das übliche "Beschwerdeniveau" zu begeben und darauf seine Rede aufzubauen.

Aber ist das wirklich richtig? Martin Luther King hat oft vor vielen Tausend Menschen unterschiedlicher Schichten gesprochen. Da waren Junge und Alte, Schwarze und Weiße, Menschen mit Diplom und solche, die nicht einmal lesen konnten. Martin hat es geschafft, alle diese Menschen zu bewegen, für ihre eigenen Rechte als Menschen einzutreten. Lyndon LaRouche hat in den USA als demokratischer Präsidentschaftsbewerber die meisten Einzelspender, ohne der öffentlichen Meinung in den Medien hinterherzulaufen. Da ist also etwas, was diese beiden verstanden haben, das aber scheinbar einem Großteil der Menschen hierzulande noch nicht so recht einleuchtet.

Schauen wir doch mal hinter die Kulissen unserer Politiker. Wie Helga Zepp-LaRouche schon in ihrem Offenen Brief an die Gewerkschaften sagte, sind sich die Regierungen im klaren darüber, was mit dem Weltfinanzsystem gerade passiert: nämlich, daß es aus den Fugen geht! Aber als wir uns letzten Montag einem Wortwechsel mit dem Herrn Finanzminister stellten, meinte dieser doch tatsächlich, er wüßte nicht, was neoliberale Wirtschaftspolitik sei...

Die Herren Eichel und Clement sind doch nur vorgeschickt, etwas mit sanften Worten zu verteidigen, was kaum noch zu verteidigen ist: eine brutale Austeritätspolitik. Aber wie lange noch soll das so weitergehen? Unsere Regierung schreibt sich Menschenleben aufs Gewissen, weil sie nicht zugeben will, daß sie am Rande ihres Fischglases angekommen ist (Honecker meinte ja auch, "dasset die DDR ewich jeben wörd...").

Und hier genau ist der Punkt, auf den ich hinauswill. Was geschieht denn wirklich, wenn man an Grenzen wie die unseres internationalen Finanzsystems stößt? Wir haben unser System auf Lügen aufgebaut wie ein Haus auf Sand. Wenn es einmal richtig regnet - d.h. wenn die Wahrheit herauskommt - , dann schwimmt das Haus weg oder fällt in sich zusammen. Mit allen Leuten, die darin wohnen.

LaRouches beschreibt dies mit dem Bild des Goldfischglases. Regierungen und Bevölkerung benehmen sich wie Goldfische in ihrem runden Glas. Sie können sich einfach nicht vorstellen, daß es außerhalb des Glases ein Universum gibt, das sie mit den von ihnen festgelegten Spielregeln nicht beschreiben können - sie betrügen sich und die anderen Fischchen. Über kurz oder lang wird das Fischglas jedoch zur Toilette getragen, um hinuntergespült zu werden!

Natürlich kann man Anomalien und Widersprüche in einem System dem System selbst zuordnen, doch entspricht dies nicht der Wahrheit. Jetzt wird der moralische Mut gebraucht, über den Rand des Fischglases zu schauen und herauszusteigen. Dieser Mut entsteht eigentlich nur durch die Beschäftigung mit Ideen. Denn wie will man sonst herausfinden, was man als Mensch alles kann?

Genau dazu ermuntert Lyndon LaRouche uns heute, wie schon Martin Luther King und andere große Geister in der Geschichte es vor ihm getan haben. Sie wußten, daß sie eine ganze Gesellschaft von ganz unten abholen mußten, um sie auf eine höhere Stufe, die Unsterblichkeit der menschlichen Seele, "heraufzuziehen" - zum Wohle ihrer selbst und aller Generationen nach ihnen.

Und das ist es, was diese vielen Menschen zu Personen wie LaRouche zieht: der Kampf um wahre Ideen, der ihnen zeigt, wer sie selber sind und was ihr Potential ist. Genau das ist es, was Hans Eichel offenbar nicht verstanden hat (sonst würde er ja ausbrechen aus dem unseligen Modell Hjalmar Schachts).

Es ist Unsinn, die Zeit, die uns gegeben wurde, mit Lügen im Fischglas zu vergeuden, statt uns der Vervollkommnug des eigenen Charakters und der Menschheit zu widmen. "Nimm an, dein Leben hat die Größe eines Pfennigs - es ist der einzige Pfennig, den du hast. Überlege dir also gut, was du mit ihm anstellst. Vergeude ihn nicht, sondern verwende ihn weise!" (Lyndon H. LaRouche)

Friedrich Schiller meinte dazu in der Votivtafel Die Triebfedern:

"Immer treibe die Furcht den Sklaven mit eisernem Stabe,
Freude, führe du mich immer an rosigtem Band."

Seid also keine Goldfische im Glas, sondern habt Spaß daran, die Welt zu verändern!

Tina Rank


1. Um herauszubekommen, warum ich gerade dieses Papier in der Überschrift anspreche, kann man es unter www.wlym.com herunterladen.



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