Schiller-Fest 2002

Dichterpflänzchen-Programm für Friedrich Schillers Geburtstag November 2002
aufgeführt in Mainz am 10.11. und in Wiesbaden am 16.11.2002


Kassandra trifft Iphigenie

Ein aktueller Ausflug in antike Zeiten

Einleitung: Wir dachten, am besten führen wir Ihnen einmal vor, was bei den Treffen der Dichterpflänzchen, die alle paar Wochen stattfinden, so alles passieren kann.

Drei Dichterpflänzchen setzen sich um einen Tisch, ein viertes kommt dazu.

D4: Was ist los? Warum guckt ihr so ratlos, um nicht zu sagen -- mißmutig?

D1: In ein paar Wochen ist das Schiller-Fest, und uns ist immer noch nichts eingefallen.

D2: Um uns her nichts als Kriegsgeschrei -- wie soll man da seelenruhig Schillers Geburtstag feiern?

D3: Eben. Am besten, wir lassen es dieses Jahr ausfallen.

D4: Das Schiller-Fest ist doch nicht der Rosenmontagszug. Kommt gar nicht in Frage. Was wir machen, hat schließlich mit Ideen zu tun, mit Denken für die Menschheit! Soll dieser Kriegswahn denn dazu führen, daß die Menschen jetzt das Denken endgültig aufgeben?

D1: Ganz im Gegenteil, man hat allen Grund, endlich damit anzufangen. Aber wir brauchen eine angemessene, eine notwendige Idee!

D2: Vor keinem Krieg ist wohl so lange und so nachdrücklich und so offen für alle vernehmlich gewarnt worden wie vor diesem hier...

D1: Kassandra! -- Das ist das passende Thema für das Schiller-Fest. Kassandra, die Warnerin, auf die niemand hört.

D3: Und Schiller hat ein schönes Gedicht über Kassandra geschrieben.

D2: Stimmt. Die Geschichte spielt während des Trojanischen Krieges. Kassandra ist die Tochter des Königs Priamos von Troja, das von den Griechen seit vielen Jahren belagert wird. Nun scheint das Ende des furchtbaren Krieges gekommen zu sein, denn kein geringerer als Achilles, der beste Kämpfer der Griechen, soll Kassandras Schwester Polyxene heiraten. Kassandra, die Priesterin Apolls, weiß jedoch, daß alle diese Hoffnungen bald zunichte werden: Achilles wird getötet. Der Krieg geht weiter. Troja wird am Ende völlig zerstört. Der griechische Heerführer Agamemnon nimmt Kassandra mit nach Mykene, wo sie mit ihm zusammen von Klytaimnestra ermordet wird.

D1 liest ab:
Friedrich Schiller

Kassandra

Freude war in Trojas Hallen,
Eh die hohe Feste fiel;
Jubelhymnen hört man schallen
In der Saiten goldnes Spiel;
Alle Hände ruhen müde
Von dem tränenvollen Streit,
Weil der herrliche Pelide
Priams schöne Tochter freit.

Und geschmückt mit Lorbeerreisern,
Festlich wallet Schar auf Schar
Nach der Götter heil'gen Häusern,
Zu des Thymbriers Altar.
Dumpf erbrausend durch die Gassen
Wälzt sich die bacchant'sche Lust,
Und in ihrem Schmerz verlassen
War nur eine traur'ge Brust.

Freudlos in der Freude Fülle,
Ungesellig und allein,
Wandelte Kassandra stille
(Kassandra kommt aus der Kulisse)

In Apollos Lorbeerhain.
In des Waldes tiefste Gründe
Flüchtete die Seherin,
Und sie warf die Priesterbinde
Zu der Erde zürnend hin:

Kassandra hat inzwischen ihren Zielort erreicht:
Alles ist der Freude offen,
Alle Herzen sind beglückt,
Und die alten Eltern hoffen,
Und die Schwester steht geschmückt.
Ich allein muß einsam trauern,
Denn mich flieht der süße Wahn,
Und geflügelt diesen Mauern
Seh ich das Verderben nahn.

Eine Fackel seh ich glühen,
Aber nicht in Hymens Hand;
Nach den Wolken seh ich’s ziehen,
Aber nicht wie Opferbrand.
Feste seh ich froh bereiten,
Doch im ahnungsvollen Geist
Hör ich schon des Gottes Schreiten,
Der sie jammervoll zerreißt.

Und sie schelten meine Klagen,
Und sie höhnen meinen Schmerz.
Einsam in die Wüste tragen
Muß ich mein gequältes Herz,
Von den Glücklichen gemieden
Und den Fröhlichen ein Spott!
Schweres hast du mir beschieden,
Pythischer, du arger Gott!

Dein Orakel zu verkünden,
Warum warfest du mich hin
In die Stadt der ewig Blinden
Mit dem aufgeschloßnen Sinn?
Warum gabst du mir zu sehen,
Was ich doch nicht wenden kann?
Das Verhängte muß geschehen,
Das Gefürchtete muß nahn.

Frommt's, den Schleier aufzuheben,
Wo das nahe Schrecknis droht?
Nur der Irrtum ist das Leben,
Und das Wissen ist der Tod.
Nimm, o nimm die traur'ge Klarheit,
Mir vom Aug den blut'gen Schein!
Schrecklich ist es, deiner Wahrheit
Sterbliches Gefäß zu sein.

Meine Blindheit gib mir wieder
Und den fröhlich dunklen Sinn!
Nimmer sang ich freud'ge Lieder,
Seit ich deine Stimme bin.
Zukunft hast du mir gegeben,
Doch du nahmst den Augenblick,
Nahmst der Stunde fröhlich Leben -
Nimm dein falsch Geschenk zurück!

Nimmer mit dem Schmuck der Bräute
Kränzt' ich mir das duft'ge Haar,
Seit ich deinem Dienst mich weihte
An dem traurigen Altar.
Meine Jugend war nur Weinen,
Und ich kannte nur den Schmerz,
Jede herbe Not der Meinen
Schlug an mein empfindend Herz.

Fröhlich seh ich die Gespielen,
Alles um mich lebt und liebt
In der Jugend Lustgefühlen,
Mir nur ist das Herz getrübt.
Mir erscheint der Lenz vergebens,
Der die Erde festlich schmückt;
Wer erfreute sich des Lebens,
Der in seine Tiefen blickt!

Selig preis ich Polyxenen
In des Herzens trunknem Wahn,
Denn den Besten der Hellenen
Hofft sie bräutlich zu umfahn.
Stolz ist ihre Brust gehoben,
Ihre Wonne faßt sie kaum,
Nicht euch Himmlische dort oben
Neidet sie in ihrem Traum.

Und auch ich hab ihn gesehen,
Den das Herz verlangend wählt,
Seine schönen Blicke flehen,
Von der Liebe Glut beseelt.
Gerne möcht ich mit dem Gatten
In die heim'sche Wohnung ziehn;
Doch es tritt ein styg'scher Schatten
Nächtlich zwischen mich und ihn.

Ihre bleichen Larven alle
Sendet mir Proserpina;
Wo ich wandre, wo ich walle,
Stehen mir die Geister da.
In der Jugend frohe Spiele
Drängen sie sich grausend ein,
Ein entsetzliches Gewühle,
Nimmer kann ich fröhlich sein.

Und den Mordstahl seh ich blinken
Und das Mörderauge glühn,
Nicht zur Rechten, nicht zur Linken
Kann ich vor dem Schrecknis fliehn,
Nicht die Blicke darf ich wenden,
Wissend, schauend, unverwandt
Muß ich mein Geschick vollenden
Fallend in dem fremden Land´ --

D1 diesmal ganz frei und auswendig:
Und noch hallen ihre Worte -
Horch! da dringt verworrner Ton
Fernher aus des Tempels Pforte,
Tot lag Thetis' großer Sohn!
Eris schüttelt ihre Schlangen,
Alle Götter fliehn davon,
Und des Donners Wolken hangen
Schwer herab auf Ilion.

D2: Sehr gut.

Kassandra: Ich fand es gar nicht gut -- mein Schicksal, meine ich. Obwohl man nach mehr als 3000 Jahren die Dinge schon viel gelassener sieht. Aber ich bin nun einmal der Inbegriff dessen, der vor großem Unheil warnt, und dem niemand glaubt. Jahrhundertelang habe ich darüber nachgegrübelt, ob es nur an Apoll bzw. an den blinden Menschen lag, oder ob ich vielleicht etwas falsch gemacht habe. -- Schließlich bin ich eine Idee, und Ideen müssen auch weiterentwickelt werden.

D1: Und? Bist Du darauf gekommen?

Kassandra: Einen Punkt hat der griechische Dichter Aischylos aufgeklärt. Ich komme in seinem Stück "Agamemnon" vor. Im Dialog mit dem Chorführer erkläre ich, warum ich zwar die Sehergabe habe, aber keinen Glauben finde. Habt ihr das Stück da?

D4: Ja.

Kassandra: Dann lies doch mal den Chorführer.

D4 als Chorführer: Ich wundre mich, wie du in fremdem Lande aufgewachsen
Die Wahrheit triffst, als wärest du dabeigewesen.

Kassandra: Apollon, der Prophet, verlieh mir diese Gabe.

D4: So wurde er, ein Gott, von Liebe überwältigt?

Kassandra: Bisher verschwieg ich es, weil ich mich dessen schämte...
Er rang um meine Neigung, voller Liebesglut.

D4: Ihr zeugtet wohl auch Kinder, wie es dann so geht?

Kassandra: Ich sagte es Apollon zu -- und brach mein Wort.

D4: Warst du schon in die Kunst des Gottes eingeweiht?

Kassandra nickt: Schon konnte ich den Bürgern alles Leid verkünden.

D4: Entgingest du dem Groll des Gottes ungestraft?

Kassandra: Mir glaubte niemand mehr, seit ich den Gott betrog.

D4: Wir freilich halten deine Sprüche für sehr wahr...

Kassandra: Soweit mein Dichter Aischylos. Ganz hinreichend fand ich diese Erklärung allerdings nicht. Als ob die Götter alles bestimmten! Von dem, was die Menschen Schicksal nennen, haben sie mehr ihren eigenen Handlungen und Unterlassungen zuzuschreiben, als sie bequem finden.

D1: Jetzt klingst du beinahe wie der weise Solon.

Kassandra: Genauso meine ich es auch. Solon hat seine Zeitgenossen aber anders gewarnt als ich. Er sagte: Ihr selbst werdet großes Unheil über euch bringen, wenn ihr so weiter macht wie bisher. Er durchblickte Ursachen und Wirkungen des menschlichen Tuns besser als ich. Bei mir war es immer so, daß ich das Unheil bildlich vor mir sah; ich fühlte es kommen, aber warum -- das wußte ich selbst nicht.

D2: Hier habe ich eines von Solons Gedichten -- aber vielleicht wissen gar nicht alle, wer Solon ist. Also, Solon ist der große athenische Reformator, der zu Anfang des 6. Jahrhunderts vor Christus...

D1: Hören wir doch einfach, was Schiller über ihn und über die Lage in Athen 594 v.Chr. schreibt:

Rezitator 1: "Damals war der Zustand des atheniensischen Volks äußerst zu beklagen. Eine Klasse des Volks besaß alles, die andre hingegen gar nichts; die Reichen unterdrückten und plünderten aufs unbarmherzigste die Armen. Es entstand eine unermeßliche Scheidewand zwischen beiden. Die Not zwang die ärmern Bürger zu den Reichen ihre Zuflucht zu nehmen, zu ebenden Blutigeln, die sie ausgesogen hatten; aber sie fanden nur eine grausame Hülfe bei diesen. Für die Summen, die sie aufnahmen, mußten sie ungeheure Zinsen bezahlen, und wenn sie nicht Termin hielten, ihre Ländereien selbst an die Gläubiger abtreten. Nachdem sie nichts mehr zu geben hatten, und doch leben mußten, waren sie dahin gebracht, ihre eigene Kinder als Sklaven zu verkaufen, und endlich, als auch diese Zuflucht erschöpft war, borgten sie auf ihren eigenen Leib, und mußten sich endlich gefallen lassen, von ihren Kreditoren als Sklaven verkauft zu werden. Gegen diesen abscheulichen Menschenhandel war noch kein Gesetz in Attika gegeben, und nichts hielt die grausame Habsucht der reichen Bürger in Schranken. So schrecklich war der Zustand Athens...

Solons Vater war ein sehr reicher Mann gewesen, aber durch Wohltun hatte er sein vermögen geschwächt, und der junge Solon mußte in seinen ersten Jahren die Kaufmannschaft ergreifen. Durch Reisen und durch den Verkehr mit auswärtigen Völkern bereicherte sich sein Geist, und sein Genie entwickelte sich im Umgang mit fremden Weisen. Frühe schon legte er sich auf die Dichtkunst, und die Fertigkeit, die er darin erlangte, kam ihm in der Folge sehr gut zustatten...

Er war ferner noch ein tapfrer Heerführer gewesen, hatte der Republik den Besitz der Insel Salamis erworben und noch andere wichtige Kriegsdienste geleistet. Damals war das Studium der Weisheit noch nicht wie jetzt von politischer und kriegerischer Wirksamkeit getrennt; der Weise war der beste Staatsmann, der erfahrenste Feldherr, der tapferste Soldat, seine Weisheit floß in alle Geschäfte seines bürgerlichen Lebens...

Solon war der Mann, der allen Parteien in Athen gleich lieb war. Der verständige Teil der Athenienser wünschte sich ihn zum Herrscher, weil die Monarchie das sicherste Mittel schien, die Faktionen zu unterdrücken... Solon verschmähte diesen Rat: die Monarchie, sagte er, sei ein schöner Wohnplatz, aber er habe keinen Ausgang. Er begnügte sich, sich zum Archon und Gesetzgeber ernennen zu lassen, und übernahm dieses große Amt ungern, und nur aus Achtung für das Wohl der Bürger.

Das erste, womit er sein Werk eröffnete, war das berühmte Edikt, Seisachtheia oder Erledigung genannt, wodurch alle Schulden aufgehoben, und zugleich verboten wurde, daß künftig keiner dem anderen auf seinen Leib etwas leihen durfte. Dieses Edikt war allerdings ein gewaltsamer Angriff auf das Eigentum, aber die höchste Not des Staats machte einen gewaltsamen Schritt notwendig... Nichtsdestoweniger erntete er von den Armen sowenig Dank als von den Reichen... Bald aber zeigten sich in Attika die wohltätigen Folgen seiner Verfügung. Das Land, das vorher Sklavendienste tat, war jetzt frei, der Bürger bearbeitete den Acker jetzt als sein Eigentum, den er vorher als Tagelöhner für seinen Kreditor bearbeitet hatte. Viele ins Ausland verkaufte Bürger, die schon angefangen hatten, ihre Muttersprache zu verlernen, sahen als freie Menschen ihr Vaterland wieder.

Das Vertrauen in den Gesetzgeber kehrte zurück. Man übertrug ihm die ganze Reformation des Staates... Nun übernahm er das große Werk, der Republik eine neue Konstitution zu geben."

D3: Jetzt könnte jemand Solons Gedicht vortragen.

Rezitator 2: Ja, es hat nämlich die Form einer politischen Rede mit der Überschrift

An das Volk von Athen

Unserer Stadt droht nimmer in ewigen Zeiten Vernichtung
Nach der Schickung des Zeus und der Unsterblichen Sinn.
Breitet doch hochgemut des Allgewaltigen Tochter,
Pallas Athene, als Hort schirmend die Hand über sie.

Selbst jedoch treiben zum Sturze der Macht in verderblichen Wahnsinn
Ihre Bürger, von Gier nach dem Gewinne verlockt,
Und der unredliche Sinn der Führer des Volkes; doch denen
Ist für den frevelnden Mut zahlloses Leiden verhängt.
Nimmer wissen sie ja ihr Begehren zu zähmen, bescheiden
Mit der gebotenen Lust eines geruhsamen Mahls.

Reichtum ist einzig ihr Ziel, sei er mit Untat erkauft!

Weder das heilige Gut noch auch des Volkes Besitz
Achten sie, rauben und plündern, wo immer die Beute sich bietet,
Und es kümmert sie nicht Dikes erhabnes Gebot,
Die zwar schweigt, doch Geschehenes sieht und Vergangenes anmerkt,
Aber mit reifender Zeit gnadlos Bezahlung verlangt.

Schon schlug unentrinnbar der ganzen Stadt sie die Wunde,
Daß sie in haltlosem Sturz elender Knechtschaft verfällt.

Sie erweckt den schlummernden Krieg und der Bürger Entzweiung,
Welche die liebliche Blüt' zahlloser Jugend geknickt.

Übler Gesellen Ränke bedrängt die herrliche Stadt nun,
Denen sich alle geschart, die der Gerechtigkeit bar.

Solcherlei Übel geht um im Volke, und von den Verarmten
Trifft gar viele das Los, fern in die Fremde zu ziehn,
In die Knechtschaft verkauft und in Banden der Schande geschlagen.

So dringt jedem ins Haus des Volkes gemeinsames Übel,
Und die Tore des Hofs halten es draußen nicht ab.
Not überklettert die höchsten Zäune, sie fahndet nach jedem,
Wenn er auch sicher sich dünkt tief in der Kammer Versteck.

Dies euch lehrend zu künden, Athener, treibt mich mein Herze:
Daß gesetzloses Tun Jammer auf Jammer nur zeugt.

Ordnung jedoch und Wohlstand bewirkt die Zucht des Gesetzes,
Die dem Verächter des Rechts fesselnd umschlinget den Fuß,
Rauhes verglättet, Begehren bezähmt, den Übermut zügelt,
Und des Verderbens Saat läßt schon verdorren im Keim,
Einrenkt verbogenen Richtspruch, vermessenes Sinnen besänftigt,
Dämmende Schranken gesetzt wider des Aufruhrs Gewalt,
Und erstickt des wütenden Zwistes Hassen: So führt sie
Zur gesunden Vernunft endlich die Menschheit zurück.


Kassandra:
Sehr gut getroffen. Fast hätte ich Solon vor mir gesehen...

Rezitator 2: etwas geknickt: Ich habe eben kein Kostüm an.

Kassandra: So etwas braucht eine Seherin nicht. -- Ich muß aber zugeben, daß Solon mit seiner Vernunftmethode bei den Athenern mehr erreicht hat als ich bei meinen Trojanern. Die Griechen wurden wirklich vernünftiger. Und wie Schiller richtig sagt: Die Weltgeschichte ist das Weltgericht. Athen erlebte nun eine Blütezeit und wurde zur führenden Macht im Mittelmeerraum. Äußeren Angreifern, wie den Persern, gelang es nicht, Athen zu erobern. Mein Dichter Aischylos hat übrigens selbst mitgekämpft im Krieg gegen die Perser. –

Ja, Ich habe dem Aischylos vieles zu verdanken, oder er mir – Wie meisterhaft hat er alles in seinen Tragödien beschrieben, was ich schon im Krieg um Troja vorausgesehen hatte. Tragödiendichter haben auch eine Art Sehergabe.

Aischylos hat in drei zusammenhängenden Stücken geschildert, was dem Griechenkönig Agamemnon und seiner Familie nach dem grausamen Sieg über Ilion widerfahren ist. Aus dem ersten Stück haben wir schon zitiert: Agamemnon kehrt mit der Flotte heim und bringt mich als Sklavin mit. Seine untreue Gemahlin Klytaimnestra ermordet uns beide.

D1: Und wie geht es dann weiter?

Kassandra: Der zweite Teil, "Die Grabspenderinnen", handelt von den erwachsenen Kindern des Agamemnon und der Klytaimnestra: Orest und Elektra. Auf Agamemnons Familie liegt schon seit Generationen ein Fluch, der sich darin äußert, daß ernste Konflikte stets mit blutiger Gewalt und nicht zu überbietender Niedertracht ausgetragen werden! Dementsprechend befiehlt Apoll nun dem Orest, seinen Vater zu rächen. Und Orest tötet die eigene Mutter.

D2: Da wagt man kaum, nach dem dritten Teil zu fragen.

Kassandra: Das dritte Stück der "Orestie" heißt "Die Eumeniden". Hier läßt Aischylos, ganz im Geiste des alten Solon, ein Gericht aus Athener Bürgern über den Fall Orest entscheiden, d.h. über die Frage, ob es richtig war, die Mutter zu töten, die eine Mörderin war.

D3: Und wie geht die Sache aus?

Kassandra: Unentschieden, damit man nie aufhört, darüber nachzudenken. Aber Athene, die Göttin der Weisheit, beschwichtigt die aufgebrachten Rachegeister und sorgt dafür, daß sie künftig nur noch als Eumeniden über die Einhaltung des Naturrechts wachen. Und so schafft der Dichter Äschylos das Prinzp der Rache ab. (will gehen)

D1: Entschuldige, aber ich habe noch eine Frage: Warum hat Klytaimnestra eigentlich ihren Mann, Agamemnon, umgebracht?

Kassandra: Ich schlage vor, ihr macht euch selbst an die Arbeit, das herauszufinden. Dann habt ihr gleich ein Thema für den nächsten Teil des Programms. Sie geht ab.

Musik Schöne Welt, wo bist du?

D1: Wir wollten herausfinden, warum Klytaimnestra Agamemnon getötet hat. Wie ist es? Habt ihr es herausgefunden?

D4: Ja. Der Hauptgrund ist der: Sie hat es Agamemnon nie verziehen, daß er die Tochter Iphigenie geopfert hat. Diese Geschichte hat der griechische Dichter Euripides in seinem Stück "Iphigenie in Aulis" auf die Bühne gebracht. Und Schiller hat es übersetzt. Die Lage ist die folgende. Das gesamte Heer der Griechen hatte sich schon im Hafen von Aulis versammelt, aber die Flotte konnte wegen widriger Winde nicht gegen Trojy in See stechen. Da sieht Agamemnon sich gezwungen, dem Priesterspruch zu folgen und Iphigenie der Göttin Diana zu opfern. Nur dann, so sagen die Priester, gäbe es günstigen Wind für die Fahrt nach Troja. Klytaimnestra, Iphigenies Mutter, versucht alles, um Agamemnon von dieser Untat abzubringen. Hören wir doch einmal, was Klytaimestra in Schillers Euripides-Übersetzung zu ihrem Mann Agamemnon sagt:

Rezitator 3: Klytaimnestra
Ich gebäre dir drei Töchter
Und diesen Sohn – und dieser Töchter eine
Willst du jetzt so unmenschlich mir entreißen!
Fragt man, warum sie sterben soll – was kannst du
Hierauf zur Antwort geben? Sprich! soll ich's
In deinem Namen tun? Daß Menelaus
Helenen wieder habe, soll sie sterben!
O trefflich! Deine Kinder also sind
Der Preis für eine Buhlerin! Und mit
Dem Teuersten, das wir besitzen, wird
Das Hassenswürdigste erkauft! – Wenn du
Nun fort sein wirst nach Troja, lange, lange,
Ich im Palast indessen einsam sitze,
Leer die Gemächer der Gestorbenen
Und alle jungfräulichen Zimmer öde,
Wie, glaubst du, daß mir da zu Mut sein werde?
Wenn ungetrocknet, unversiegend um
Die Tote meine Tränen rinnen, wenn
Ich ewig, ewig um sie jammre: Er,
Der dir das Leben gab, gab dir den Tod!
Er selbst, kein andrer, er mit eignen Händen!´
Sieh zu, daß dir von deinen andern Töchtern,
Von ihrer Mutter, wenn du wiederkehrst,
Nicht ein Empfang dereinst bereitet werde,
Der solcher Taten würdig ist. O um
Der Götter willen! Zwinge mich nicht, schlimm
An dir zu handeln! Handle du nicht so
An uns! – Du willst sie schlachten! Wie? Und welche
Gebete willst du dann zum Himmel richten?
Was willst du, rauchend von der Tochter Blut,
Von ihm erflehen? Fürchterliche Heimkehr
Von einem schimpflich angetretnen Zuge!
Werd' ich für dich um Segen flehen dürfen?
Um Segen für den Kindermörder flehn,
Das hieße Göttern die Vernunft ableugnen!

D4: Das ist die Vorgeschichte des Mordes an Agamemnon, den Aischylos geschildert hat. Seine Klytaimnestra versucht vor dem Chor, dem Volke, zu rechtfertigen, warum sie ihren Mann ermordet hat:

Rezitator 3: Nein, nicht unwürdig, sollte ich meinen,
erlitt er den Tod!
Hatte nicht er das tückische Unheil
über das Haus gebracht? Tat er recht
an dem blühenden Sproß, den ich ihm gebar,
dem schmerzlich beweinten Kind, Iphigenie,
nun, so geschah ihm selber auch recht,
und er braucht nicht im Hades den Stolzen zu spielen,
da er mit dem Tod durch das Schwert
die eigene Schuld nur gebüßt!

D4: Dabei war Iphigenie gar nicht tot. Die Göttin Diana – sie heißt auch Artemis --hatte sie nämlich in letzter Minute gerettet...

Mehrere Ds beim Erscheinen Iphigenies: Das kann nur Iphigenie sein!

Iphigenie im hellblauen Griechengewand: Ganz recht, ich bin Iphigenie, oder genauer gesagt: ich verkörpere die Idee der Iphigenie, wie ihr sie von den Dichtern kennt. Einer davon war Euripides, ein mutiger Mann. Er hat meine ganze Geschichte auf die Bühne gebracht: zuerst die Umstände meiner Beinahe-Opferung in der Bucht von Aulis, und dann, wie Orest und Pylades mich von Tauris abholen. So stellt mich mein Dichter Euripides in seinem Stück "Iphigenie im Taurerlande" seinen Zuschauern vor:

Anfangsmonolog aus Euripides
Ich, meint die Welt, sei an Euripos' blauer,
Von Stürmen hin und her gepeitschter Flut,
Der Artemis vom Vater, Helenas halb,
Geschlachtet worden in der Bucht von Aulis.
Dort hatten tausend Schiffe Griechenlands
Versammelt sich auf Agamemnons Ruf,
Der seinem Volk den Kranz des Troersiegs
Gewinnen und für Helenas Ehebruch
Menelas zulieb Vergeltung üben wollte.
Kein Fahrtwind kam. Da zog die Feuerzeichen
Der Fürst zu Rat, und Kalchas kündete:
"O Feldherr dieser Heeresfahrt der Griechen,
Agamemnon, nie verläßt ein Schiff den Strand,
Eh lphigenien du der Artemis
Als Opfer schlachtest. Denn die ,schönste Frucht
Des Jahrs' hast du der Göttin mit der Leuchte
Als Opfer darzubringen einst gelobt.
Da gab dir Klytaimestra eine Tochter
(Die ,schönste Frucht' bezog er so auf mich),
Die mußt du opfern." Des Odysseus' Trug,
Mich frei' Achill, entwandte mich der Mutter.
In Aulis ward ich auf den Brandaltar
Gehoben: Tod schon drohte mir das Schwert.
Da hat mich Artemis der Griechen Hand
Entrückt, die eine Hirschkuh schlachteten
An meiner Statt, und durch den lichten Äther
Hieher mich in der Taurer Land versetzt,
Wo wildem Volk, selbst ein Barbar, als König
Thoas gebeut, der von der flügelgleichen
Geschwindigkeit des Laufs den Namen hat.
Er machte mich zur Priest'rin dieses Tempels,
Wo nach dem Opferbrauch, den Artemis,
Die Schöne, heischt (schön ist ihr Name nur;
Sonst -- doch ich schweige; denn ich fürchte mich)...

D1: In Deutschland ist aber Goethes "Iphigenie auf Tauris" sehr viel bekannter als Euripides’ Stück mit dem gleichen Titel.

Iphigenie: Ich weiß. Auf den ersten Blick ist die Handlung dieselbe, aber dann stellt sich heraus, daß Goethe einige Dinge verändert hat.

D2: Welche denn?

Iphigenie: Das werden wir noch sehen. Zunächst einmal fängt Goethes "Iphigenie" gleichfalls mit einem Monolog an. Ich stehe vor dem Heiligtum der Diana, in einem schattigen Hain --

Anfangsmonolog aus Goethe
Heraus in eure Schatten, rege Wipfel
Des alten, heil'gen, dichtbelaubten Haines,
Wie in der Göttin stilles Heiligtum,
Tret ich noch jetzt mit schauderndem Gefühl,
Als wenn ich sie zum erstenmal beträte,
Und es gewöhnt sich nicht mein Geist hierher.
So manches Jahr bewahrt mich hier verborgen
Ein hoher Wille, dem ich mich ergebe;
Doch immer bin ich, wie im ersten, fremd.
Denn ach! mich trennt das Meer von den Geliebten,
Und an dem Ufer steh ich lange Tage,
Das Land der Griechen mit der Seele suchend;
Und gegen meine Seufzer bringt die Welle
Nur dumpfe Töne brausend mir herüber.
Weh dem, der fern von Eltern und Geschwistern
Ein einsam Leben führt! Ihm zehrt der Gram
Das nächste Glück vor seinen Lippen weg,
Ihm schwärmen abwärts immer die Gedanken
Nach seines Vaters Hallen, wo die Sonne
Zuerst den Himmel vor ihm aufschloß, wo
Sich Mitgeborne spielend fest und fester
Mit sanften Banden aneinanderknüpften.
Ich rechte mit den Göttern nicht; allein
Der Frauen Zustand ist beklagenswert.
Zu Haus und in dem Kriege herrscht der Mann,
Und in der Fremde weiß er sich zu helfen.
Ihn freuet der Besitz; ihn krönt der Sieg!
Ein ehrenvoller Tod ist ihm bereitet.
Wie eng-gebunden ist des Weibes Glück!
Schon einem rauhen Gatten zu gehorchen
Ist Pflicht und Trost; wie elend, wenn sie gar
Ein feindlich Schicksal in die Ferne treibt!
So hält mich Thoas hier, ein edler Mann,
In ernsten, heil'gen Sklavenbanden fest.
O wie beschämt gesteh ich, daß ich dir
Mit stillem Widerwillen diene, Göttin,
Dir, meiner Retterin! Mein Leben sollte
Zu freiem Dienste dir gewidmet sein.
Auch hab ich stets auf dich gehofft und hoffe
Noch jetzt auf dich, Diana, die du mich,
Des größten Königes verstoßne Tochter,
In deinen heil'gen, sanften Arm genommen.
Ja, Tochter Zeus', wenn du den hohen Mann,
Den du, die Tochter fordernd, ängstigtest,
Wenn du den göttergleichen Agamemnon,
Der dir sein Liebstes zum Altare brachte,
Von Trojas umgewandten Mauern rühmlich
Nach seinem Vaterland zurückbegleitet,
Die Gattin ihm, Elektren und den Sohn,
Die schönen Schätze, wohl erhalten hast:
So gib auch mich den Meinen endlich wieder,
Und rette mich, die du vom Tod errettet,
Auch von dem Leben hier, dem zweiten Tode!

D1: Das Land der Griechen mit der Seele suchend... schön!

Musik: Iphigenia von Schubert

Kassandra kommt, Iphigenie geht ihr freudig entgegen: Kassandra! Du bist auch hier? Sei gegrüßt!

Kassandra: Willkommen, Iphigenie! Sie geben sich die Hand.

Iphigenie: Daß wir uns noch einmal auf der Bühne begegnen würden, hättest wohl nicht einmal du vorhergesehen?

Kassandra: Wie sollte ich? Es ist ja kein Unheil. Aber ich habe so eine Ahnung, daß unser Publikum nun eine Art Bühnenzweikampf von uns erwartet, etwa wie in Schillers "Maria Stuart" den Dialog der beiden Königinnen.

Iphigenie: Da werden wir das Publikum wohl enttäuschen müssen. Aber es stimmt: Offiziell sind wir Feinde in diesem schrecklichen Krieg. Du bist Troerin, ich Griechin...

Kassandra: Noch schlimmer: Mein Vater war König von Troja, und du bist die Tochter des griechischen Heerführers, der unsere Stadt in Schutt und Asche legte.

Iphigenie: Ach, Kassandra! Nicht nur Ilion wurde in diesem Krieg zerstört. Für die Griechen war es ein unglücklicher Sieg, denn anschließend versanken wir für Jahrhunderte in einem finsteren Zeitalter. – Glaube mir, Kassandra, ich habe dich immer mehr als Leidensgenossin denn als meine Feindin betrachtet.

Kassandra: Ja, wir waren beide Opfer dieses Krieges. Ich starb am Ende bei Agamemnons Heimkehr, und dein normales Leben endete schon gleich am Anfang, als die Flotte noch in Aulis vor Anker lag und nicht auslaufen konnte. Wie alt warst du da eigentlich?

Iphigenie: Ein halbes Kind noch, vielleicht 16. Ich sollte ja Achilles heiraten, hatte Odysseus meiner Mutter vorgegaukelt. Wenn du Mitte 20 warst nach dem zehnjährigen Krieg, waren wir also fast gleichaltrig.

Kassandra: Und Achilles, der Grieche, hätte später beinahe meine kleine Schwester Polyxene geheiratet.

Iphigenie: Jung und schön waren wir damals -- na, das spielt jetzt keine Rolle mehr.

Kassandra: Und damals hat auch keiner Rücksicht darauf genommen. Ich will dir aber sagen, Iphigenie, wie sehr ich dich immer bewundert habe, weil du dein Schicksal gewissermaßen selbst in die Hand genommen hast -- schon beim Euripides, und dann erst recht bei Goethe.

Iphigenie: Und ich habe mich gefragt, warum du Ärmste an all dem Leid, was du kommen sahst, so gar nichts ändern konntest.

Kassandra: Du meinst – die Menschen konnten nichts an ihrem Schicksal ändern! Das hängt aber auch mit ihrer selbstgewählten Blindheit zusammen. Sie ist eine Art Schutzmechanismus für schwache Seelen, die mit dem Schicksal nicht fertigwerden. Ich bleibe dabei: Nur wer dem drohenden Unheil mutig ins Auge blickt, dem fällt vielleicht ein Weg ein, wie er es abwenden kann.

Iphigenie: Genau so hat Friedrich Schiller offenbar die Sache mit dem Schicksal verstanden. Er fand , eine "blinde Unterwürfigkeit unter das Schicksal" sei "immer demütigend und kränkend" für den freien Menschen. Und so sehr er die griechischen Theaterstücke bewunderte, es störte ihn doch, wenn "zuletzt an die Notwendigkeit appelliert wird und für die vernunftfordernde Vernunft immer ein unaufgelöster Knoten zurückbleibt".

Kassandra: Er hat recht. Wir müssen wegkommen von dieser Vorstellung eines willkürlichen, durch irgendwelche Götter verfügten Schicksals. Was in der Menschengeschichte (wie in allem) herrscht, ist vielmehr eine höhere Vernunft, eine höhere Ordnung. Allerdings dürfen die Menschen auch diese Ordnung nicht verletzen, ohne sich und andere unglücklich zu machen -- wie Solon sagt. Aber sie sind auf lange Sicht doch selbst verantwortlich für ihr Schicksal. Das Problem ist nur: Wie kann man die Menschen dazu bewegen, das einzusehen?

Iphigenie: Vielleicht sollten wir uns an Prometheus ein Beispiel nehmen. Oder an unserem Dichter Aischylos, der den Griechen vom Prometheus erzählt hat? Heute wissen die Leute von Prometheus vielleicht gerade noch, daß er den Menschen das Feuer gebracht hat. Aber vom Aischylos hören wir, daß Prometheus die Menschen noch ganz andere Dinge lehrte, damit sie künftig ein leichteres Schicksal hätten. Es wäre wirklich gut, wenn wir jetzt Prometheus hören können, wie er in Aischylos' Stück "Der gefesselte Prometheus" spricht. – Aha! Stellt euch nun den Prometheus vor, wie er am Ende der Welt an eine Felsen gekettet steht:

Rezitator 4: Als Groll und Zwietracht sich im Götterreich
Erhob, half ich dem Zeus, als Freund dem Freund.
Mit diesen Ketten hat er mir's gelohnt.
Wenn ihr mich fragt, für welche Schuld er mich
So schwer mißhandelt, das sei euch nun gesagt:
Sobald er seines Vaters Thron bestieg,
Teilt er den Göttern ihre Ehren aus,
Dem dies, dem jenes, ordnend seine Macht.
Doch für die armen Menschen tat er nichts.
Ja, er beschloß, sie auszurotten und
Sie zu ersetzen durch ein andres Volk.
Dagegen trat kein andrer auf als ich.
Ich hab's gewagt, bewahrte sie davor,
Daß allesamt der Hades sie verschlang.

Die einst im Dunkel tappten, denen lieh
Ich den Verstand, des Denkens Sicherheit.
Es ist kein Vorwurf für die Menschen, wenn
Ich euch berichte, was ich ihnen gab.
Sie hatten Augen, doch sie sahen nicht,
Ohren und hörten nicht; wie Traumgestalt
Verwirrten alles sie ihr Leben lang,
Blindlings. Sie wußten nichts vom Ziegelbau
Der trocknen Häuser, Zimmermannes Werk.
Ameisenschwärmen ähnlich hausten sie
In ihrer tiefen Höhlen Dämmerlicht.
Und keiner wußte, wann der Winter kam,
Der Blütenfrühling noch des Sommers Frucht.
Ganz ohne klares Wissen war ihr Tun,
Bis ich die schwere Kunde ihnen wies
Von der Gestirne Auf- und Niedergang.
Die höchste Weisheit lehrt ich sie, die Zahl,
Der Schrift Gefüge, der Bewahrerin,
Kunstreicher Mutter aller Wissenschaft.
Als erstes spannt ich wildes Tier ins Joch;
Im Zaumzeug, unterm Sattel nehmen sie
Dem Menschen seine größten Mühen ab,
Den Wagen zieht das zügelfrohe Pferd,
Der höchste Prunk und Stolz des reichen Herrn,
Und für die Meerflut hat kein anderer
Das Fahrzeug mit dem Flügeltuch erdacht.

Vor allem, wenn ein Mensch in Krankheit fiel,
Gabs keine Abwehr, keine Arzenei,
Nicht Trank noch Salbe; aller Mittel bar
Verwelkten sie, bis ich sie lehrte, wie
Man aus den Kräutern einen Heiltrank braut,
Der jede Krankheit aus dem Körper treibt.

Den Segen, den der Erdenschoß verbirgt,
Erz, Eisen, Silber, Gold, wer wagt es noch,
Zu sagen, daß er ihn vor mir entdeckt?
Doch nur ein Mund, der sich im Lügen übt!
Und faß ich alles in ein kurzes Wort:
Prometheus hat sie jede Kunst gelehrt.

Kassandra: Mich begeistert diese Rede immer wieder. Und Aischylos hat recht: Man muß die Menschen ermutigen, selbständig zu werden. Sie lacht. Wir beide hatten auch eine Menge Ärger mit unseren Göttern, du mit Diana, ich mit Apoll. Aber es ist wirklich paradox, wie Aischylos einen Gott bemüht, um die Menschen von ihrer blinden Unterwürfigkeit vor dem Olymp abzubringen.

Iphigenie: So sind eben die Dichter! Mein Euripides hat sich übrigens auch sehr kritisch mit dem damals zeitgeistmäßigen Götterglauben auseinandergesetzt. Wie Platon vertrat Euripides die Ansicht, daß an vielen angeblichen Bosheiten der Olympier eigentlich die Menschen schuld sind, die ihnen so etwas andichten. So behaupten die Taurer, die Göttin Diana hätte befohlen, alle Fremden zu töten, die auf ihrer Insel landen. In "Iphigenie bei den Taurern" läßt Euripides mich sagen:

"Der Göttin doppelt Maß gefällt mir nicht:
Befleckt ein Mensch sich mit vergoßnem Blut...
Als unrein treibt sie vom Altar ihn fort;
Selbst aber lechzt sie sich an Menschenblut.
Undenkbar ist's, daß Leto, Zeus' Gemahlin,
ein Kind gebar, so voll von Widerspruch...
Weil selbst die Taurer Menschenschlächter sind,
Ist ihre Göttin auch grausamen Sinns.
Ich glaube fest: kein Gott kann sündigen."

Kassandra: Und daraus hast du die Konsequenz gezogen, dich zu weigern, weitere Menschen zu opfern.

Iphigenie etwas kleinlaut: Ehrlich gesagt, so konsequent war ich erst bei Goethe. Da habe ich den Taurerkönig Thoas wirklich dazu gebracht, mehr als zehn Jahre lang keine Fremden mehr töten zu lassen. Aber in Euripides' Stück habe ich zuerst noch Angst vor Diana und vor Thoas, und die Menschenopferei dauert an. Als Orest und Pylades auftauchen -- und ich noch nicht weiß, wer sie sind -- beschließe ich nur, einen von ihnen zu verschonen, um ihn als Boten nach Griechenland zu schicken. Orest und Pylades sind aber wirkliche Freunde, wie die Freunde in Schillers "Bürgschaft", und beide weigern sich, vom Tod des anderen zu profitieren. Schließlich geben wir uns alle zu erkennen und schmieden einen Fluchtplan, der auch gelingt, aber...

Kassandra: Diese Lösung hat dich anscheinend nicht zufrieden gestellt?

Iphigenie: Nein. Das Ende bei Euripides ist zu pragmatisch. Wir betrügen Thoas mit allerlei religiösem Hokuspokus und machen uns davon. Erst in Goethes "Iphigenie" greife ich wirklich in das Schicksal ein. Ich fasse nämlich bewußt den Entschluß, unseren Familienfluch zu durchbrechen: Es soll endlich Schluß sein mit grausamer Rache, Niedertracht und Verrat! Ich will menschlich handeln, will gut sein – und gerade nicht so, wie es dem verfluchten Profil unserer Familie entspricht. Deswegen geht es einfach nicht an, daß ich Thoas nun so schmählich hintergehe. Und ich sage zu Pylades:

"Die Sorge nenn ich edel, die mich warnt,
Den König, der mein zweiter Vater ward,
Nicht tückisch zu betrügen, zu berauben."

Pylades rät mir natürlich dringend ab, redet von der ehernen Notwendigkeit, der Götter selbst sich unterwerfen müssen. Und ich denke:

Ich muß ihm folgen: denn die Meinigen
Seh ich in dringender Gefahr. Doch ach!
Mein eigen Schicksal macht mir bang und bänger.
O soll ich nicht die stille Hoffnung retten,
Die in der Einsamkeit ich schön genährt?
Soll dieser Fluch denn ewig walten? Soll
Nie dies Geschlecht mit einem neuen Segen
Sich wieder heben? Nimmt doch alles ab!
Das beste Glück, des Lebens schönste Kraft
Ermattet endlich: warum nicht der Fluch?
So hofft ich denn vergebens, hier verwahrt,
Von meines Hauses Schicksal abgeschieden,
Dereinst mit reiner Hand und reinem Herzen
Die schwerbefleckte Wohnung zu entsühnen!
Kaum wird in meinen Armen mir ein Bruder
Vom grimm'gen Übel wundervoll und schnell
Geheilt, kaum naht ein lang erflehtes Schiff,
Mich in den Port der Vaterwelt zu leiten,
So legt die taube Not ein doppelt Laster
Mit ehrner Hand mir auf: das heilige,
Mir anvertraute, viel verehrte Bild
Zu rauben und den Mann zu hintergehn,
Dem ich mein Leben und mein Schicksal danke.
O daß in meinem Busen nicht zuletzt
Ein Widerwille keime! Der Titanen,
Der alten Götter tiefer Haß auf euch,
Olympier, nicht auch die zarte Brust
Mit Geierklauen fasse!

Kassandra: Und wie hast du diesen Konflikt gelöst?

Iphigenie: Ich habe Thoas die Wahrheit gesagt: daß es sich bei den Fremden um meinen Bruder Orest und seinen Freund Pylades handelt und daß wir zusammen fort nach Griechenland wollen. Ich sage:

"Uns beide hab' ich nun, die Überbliebnen
von Tantals Haus, in deine Hand gelegt:
Verdirb uns -- wenn du darfst."

Kassandra: Und was antwortet Thoas?

Iphigenie: Thoas Antwort ist umwerfend. Er sagt:

"Du glaubst, es höre
Der rohe Skythe, der Barbar, die Stimme
Der Wahrheit und der Menschlichkeit, die Atreus,
Der Grieche nicht vernahm?"

Kassandra: Und am Ende läßt er euch wirklich ziehen? Ich ahne schon, wie die Heutigen das finden: unrealistisch!

Iphigenie: Natürlich! Nach den Regeln der von Neumannschen Spieltheorie, auf die sich die moderne Strategie hauptsächlich stützt, ist Thoas der Inbegriff des übers Ohr gehauenen Verlierers. In der Spieltheorie, pardon: Strategie, geht der eigene Vorteil immer über alles. Und eh man sich’s versieht, wird dir jede Untat, wenn sie nur diesem Vorteil dient, praktisch als Gesetz des Handelns vorgeschrieben! Nach dieser barbarischen Theorie ist Großmut nichts als unverzeihliche Dummheit, und der Appell an Großmut bloß List und Verstellung.

Kassandra: Wenn die Menschen doch sehen könnten, in welche Hölle so etwas führt.

Iphigenie: Dabei ist es nur die Großmut, die aus ehemaligen Feinden Freunde machen kann. So sagt der Geschichtsschreiber Thukydides: "Große Feindschaften lassen sich auf die Dauer nicht dadurch beilegen, daß man den Gegner nach einem siegreichen Krieg zur Annahme eines unbilligen Friedens zwingt, sondern weit eher dadurch, daß man ihn womöglich noch durch Edelmut besiegt und ihm günstigere Bedingungen gewährt, als er selbst erwartet. Denn dann hat er keine ihm angetane Schmach zu rächen, sondern die Pflicht, sich auch seinerseits edelmütig zu zeigen..."

Kassandra: Nur fürchte ich, damit die Menschen das wieder lernen, müssen wir die ganze Kultur ändern.

Iphigenie: Eh, Kassandra -- so kenne ich dich ja gar nicht!

D1: Wir machen jetzt eine Pause

 

Rezitation:

Friedrich Schiller
Die Sänger der Vorwelt

Sagt, wo sind die Vortrefflichen hin, wo find' ich die Sänger,
Die mit dem lebenden Wort horchende Völker entzückt,
Die vom Himmel den Gott, zum Himmel den Menschen gesungen
Und getragen den Geist hoch auf den Flügeln des Lieds?
Ach, noch leben die Sänger; nur fehlen die Taten, die Lyra
Freudig zu wecken, es fehlt, ach! ein empfangendes Ohr.
Glückliche Dichter der glücklichen Welt! Von Munde zu Munde
Flog, von Geschlecht zu Geschlecht euer empfundenes Wort.
Wie man die Götter empfängt, so begrüßte jeder mit Andacht,
Was der Genius ihm, redend und bildend, erschuf.
An der Glut des Gesangs entflammten des Hörers Gefühle,
An des Hörers Gefühl nährte der Sänger die Glut -
Nährt' und reinigte sie! Der Glückliche, dem in des Volkes
Stimme noch hell zurück tönte die Seele des Lieds,
Dem noch von außen erschien, im Leben, die himmlische Gottheit,
Die der Neuere kaum, kaum noch im Herzen vernimmt.

D1: Wo waren wir stehen geblieben?

D2: Kassandra sagte, wir müßten die Kultur ändern. Die Frage ist, wie machen wir das?

D3: Darüber haben die klassischen Dichter aller Zeiten und Kulturen nachgedacht. Vor allem aber die Tragödiendichter.

D4: Man könnte eine Tragödie schreiben über die Folgen einer auf Spieltheorie beruhenden Sicherheitsdoktrin. Danach betrachten die Strategen alle anderen Staaten grundsätzlich als Gegner. Die Gefährlichkeit dieser Gegner wächst mit dem Grade ihrer Industrialisierung und wissenschaftlichen Bildung. Vor dieser wachsenden Zahl künftiger Gegner kann man sich, nach dieser Strategie, nur durch präventive Militäreinsätze schützen. Um wirklich sicher zu gehen, rottet man am besten alle künftigen, potentiellen Gegner vorsorglich aus – eine "todsichere" Sache!

D2: Das ist aber keine Tragödie; das ist eine Satire.

D4: Dann ist es eben eine Satire. Sowohl Schiller als auch Lessing haben die Satire ja im gleichen Zusammenhang wie die Tragödie behandelt. Hört zum Beispiel einmal, was Schiller hier in seinem Artikel über die Schaubühne schreibt (liest vor): "Das Glück der Gesellschaft wird ebensosehr durch Torheit als durch Verbrechen und Laster gestört... Mein Verzeichnis von Bösewichtern wird mit jedem Tage, den ich älter werde, kürzer, und mein Register von Toren vollzähliger und länger... Die Schaubühne ist es, die der großen Klasse von Toren den Spiegel vorhält, und die tausendfachen Formen derselben mit heilsamem Spott beschämt. Was sie [mit der Tragödie] durch Rührung und Schrecken wirkt, leistet sie (schneller vielleicht und unfehlbarer) durch Scherz und Satire. Wenn wir es unternehmen wollten, Lustspiel und Trauerspiel nach dem Maß der erreichten Wirkung zu schätzen, so würde vielleicht die Erfahrung dem ersten den Vorrang geben."

D1: Aber Schiller hat ja gar keine Komödien geschrieben, sondern nur Dramen und Tragödien. Das muß einen Grund haben. Es muß doch herauszufinden sein, was das Besondere an der Tragödie ist? (Zu D3) Was du da vorhin gesagt hast, finde ich am wichtigsten: daß Tragödiendichter eben die Kultur ändern wollen.

D2: Ich glaube, die Tragödie hat eine viel tiefere, umfassendere Wirkung als die Satire oder Komödie. Diese nehmen doch vor allem einzelne Fehler der dargestellten Hauptpersonen aufs Korn. Aber in der Tragödie geht es weniger um die Fehler der Helden, um die auch, aber vor allem geht es doch um Weltanschauungen, welche die tiefere Ursache der tragischen Entwicklungen sind.

D3: Wieso denn das?

D2: Nehmt Schillers "Don Carlos" Macht Carlos etwas falsch? Sicher! Macht Marquis Posa Fehler? Sicher! Aber macht das die Tragödie aus? Nein! Es ist das gräßliche Räderwerk von Despotismus und Schleichertum am spanischen Hofe!

D1: Also -- spielst du die persönliche Verantwortung der handelnden Helden nicht zu sehr herunter? Wozu gibt es dann überhaupt Helden in der Tragödie?

D2: Die Helden, oder schlicht: Hauptpersonen, sind keine Solisten, sie sind aus dem Chor nur herausgehoben -- so ist die Tragödie in Griechenland ja entstanden.

D4: Stimmt!

D2: Die Hauptpersonen sind einesteils Ausdruck der sie umgebenden Gesellschaft einschließlich ihrer Fehler und Mängel; andererseits erheben sie sich gegen diese fatalen Verhältnisse und fallen diesen schließlich zum Opfer. Aber als menschliche Helden sind sie immer eine Mischung aus beidem. Deswegen ergreift uns die Tragödie auch so, weil wir uns selbst an die Stelle der Hauptpersonen versetzen können. Wir fühlen mit ihnen, und eigenartigerweise am ehesten dann, wenn sie leiden.

D3: Das kann es doch nicht sein. Rührung und Tränen allein sind etwas Beklemmendes. Das ist unerfreulich, dafür würde man doch nicht ins Theater gehen. Wir gehen aber trotzdem hin und finden bei der Tragödie Vergnügen. Ich verstehe bloß nicht, warum.

D4: Offenbar ist dem Menschen ein gewisses Vergnügen an tragischen Gegenständen angeboren. Man möchte gerne "gerührt" werden...

D1: Aber, entschuldige bitte! Eine klassische Tragödie ist schließlich kein Rührstück, und Mitleid nicht zu verwechseln mit Rührseligkeit!

D2: Um so wichtiger ist dieser Unterschied! Das Mitleid ist auf alle Fälle der springende Punkt: Die Tragödie erweitert unsere Fähigkeit, Mitleid zu fühlen. Wir lernen, für ganz verschiedene Menschen, aus den verschiedensten Zeiten Mitleid zu fühlen. Auch das zeigt, wie Dichter die Kultur verändern können.

D4: Ja, und deshalb ist es auch ganz wichtig, daß die Helden der Tragödien Menschen sind, nicht irgendwelche Dämonen, reine Intelligenzen oder Comic-Figuren. Nein, Menschen wie wir selbst. In der Tragödie erkennen wir im einzelnen Menschen die Idee der Menschheit. Aber Mitleid mit dem "Krümelmonster", oder wer weiß welchem Ding, bringt uns der Menschheit keinen Deut näher!

Kassandra erscheint wieder, bleibt aber am Rande stehen und hört zu. Zum Publikum: Um solche Fragen wird bei den Treffen der Dichterpflänzchen immer heftig gestritten. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

D3: Es bleibt die Frage, warum wir Vergnügen an Tragödien finden. Mitleiden ist auch immer leiden, und kein Vergnügen.

D1: Wir waren der Antwort schon ganz nahe gekommen. Denn was heißt es denn, wenn wir in der Tragödie der Menschheit, oder sogar der Idee der Menschheit näher kommen? Mir fällt da eine andere Stelle aus Schillers "Schaubühne" ein: "wenn Menschen aus allen Kreisen und Zonen und Ständen, abgeworfen jede Fessel der Künstelei und der Mode, herausgerissen aus jedem Drange des Schicksals, durch eine allwebende Sympathie verbrüdert, in ein Geschlecht wieder aufgelöst, ihrer selbst und der Welt vergessen und ihrem himmlischen Ursprung sich nähern. Jeder einzelne genießt die Entzückungen aller, die verstärkt und verschönert aus hundert Augen auf ihn zurückfallen, und seine Brust gibt jetzt nur einer Empfindung Raum -- es ist diese: ein Mensch zu sein."

D2: Das ist es! Genau, das ist es! Das fühlt man, wenn man eine gute Tragödie sieht!

D3: Wenn man sich nicht gerade ärgert, weil sie wieder grottenschlecht gespielt wird.

D1: Hört doch zu, was Schiller sagt. Es sagt, daß wir das Vergnügen des Mitleids nur genießen können, wenn wir gelernt haben, "im Zusammenhange des großen Ganzen unser kleines Selbst zu verlieren und uns dadurch in den Stand setzen, mit uns selbst wie mit Fremdlingen umzugehen. Diese erhabene Geisterstimmung ist das Los starker und philosophischer Gemüter... Auch der schmerzhafteste Verlust führt sie nicht über eine Wehmut hinaus, mit der sich noch immer ein merklicher Grad des Vergnügens gatten kann. Sie, die allein fähig sind, sich von sich selbst zu trennen, genießen allein das Vorrecht an sich selbst teilzunehmen, und eigenes Leiden in dem milden Widerschein der Sympathie zu empfinden."

D2: Ich verstehe das so: In dem Maße, wie wir Mitgefühl mit den Helden einer Tragödie empfinden, identifizieren wir uns mit ihnen, versetzen uns selbst an ihre Stelle und werden damit, zumindest so lange die Tragödie dauert, zu welthistorischen Personen. Und bei ganz großen Tragödien kommt dann der Moment, an dem der Held, oder die Heldin, solche Erhabenheit, solche innere Größe erreicht, daß sie unser Mitleid nicht mehr nötig hat. Weil wir uns aber dieser Gestalt ähnlich fühlen, geht jetzt auch ein Teil ihrer Kraft in unsere Seele über. Nun sind wir nicht mehr erschüttert und traurig, sondern fühlen uns erhoben.

D1: Und das ist nun gar nichts Beklemmendes mehr! Das ist die Wirkung des Erhabenen!

D4: Nun wird mir auch der paradoxe Satz von Schiller klar. Die Tragödie zeige, wie das "große, gigantische Schicksal den Menschen erhebt, wenn es den Menschen zermalmt". Wie geht das zusammen -- zermalmen und erheben gleichzeitig? Der Held stellt sich seinem schweren, persönlichen Schicksal, er wird vielleicht zermalmt, aber gleichzeitig entzündet er in uns allen ein Feuer, und erhebt sich und uns (wie Prometheus) auf die Ebene der ganzen Menschheit. Seine (und unsere) Taten wirken plötzlich für alle Menschen und alle Zeiten.

D3: Ich glaube, das ist die richtige Idee. Aber um das wirklich zu verstehen, brauchen wir ein wirklich gutes Beispiel. Kassandra, kannst du uns Dichterpflänzchen helfen? Fällt dir vielleicht ein passendes Beispiel ein?

Kassandra tritt an den Tisch: Ich kenne mich vor allem bei den antiken Tragödien aus. (D4 holt ihr einen Stuhl, sie setzt sich.) Laßt mich überlegen -- Ja, Euripides! Euripides’ Tragödie "Die Troerinnen". Ein ergreifenderes Stück findet ihr nicht.

D1: Bist du am Ende eine dieser Troerinnen?

Kassandra: O ja. -- Es spielt in Troja. Der Krieg ist verloren. Die Griechen haben gesiegt. Alle Männer sind tot, die Frauen, angefangen mit meiner Mutter, der alten Königin Hekabe, erwartet das Schicksal der Sklaverei. Wir alle, auch ich und Hektors Witwe Andromache, warten auf den Befehl, in die Schiffe einzusteigen. In Griechenland sollen wir den Heerführern der Sieger Sklavendienste tun. Das ist aber nur der Anfang des Unglücks. Die Griechen töten sogar Hektors kleinen Sohn Astyanax, um ihn als künftigen Feind vorsorglich auszuschalten.

D2: Und das schreibt Euripides, ein griechischer Dichter?

Kassandra: Euripides ist ein großherziger, mutiger Mann. Das Stück wurde 415 v. Chr. aufgeführt, kurz vor dem verhängnisvollen Feldzug nach Sizilien, den Euripides genauso heftig ablehnte wie Thukydides, der die Geschichte des Peloponnesischen Krieges aufgeschrieben hat. Athen war nicht mehr das Athen des Solon oder Aischylos. Nachdem die Perser besiegt waren, hatte Athen seine Verbündeten im Attischen Seebund kurzerhand zu tributpflichtigen Vasallen gemacht. Wer sich widersetzte, wurde brutal unterworfen. Thukydides beschreibt das alles, nicht als trockenen Bericht, sondern höchst anschaulich. Da ist z.B. ein Dialog zwischen dem Unterhändler des Inselreiches Melos, das sich nicht kampflos unterwerfen will, und dem Vertreter der athenischen Supermacht...

D2: Wir können ja mal einen Ausschnitt aus diesem Dialog vorlesen. Ich bin der Melier und du der Athener:

D4 als Athener:...Vernehmt also, daß wir hier sind, um euch unserer Herrschaft zu unterwerfen, und mit euch darüber zu reden gedenken, wie sich das mit dem Wohl eures Landes am besten vereinen läßt..."

D2 als Melier: Wie könnte wohl die Knechtschaft für uns so vorteilhaft sein wie für euch die Herrschaft?

Athener: Weil es für euch immer noch vorteilhafter sein würde, unsere Untertanen zu werden, als über die Klinge springen zu müssen, für uns aber ein Gewinn, wenn wir euch nicht zu vernichten brauchten.

Melier: Darauf also, daß wir neutral blieben, uns nicht feindlich, vielmehr freundlich zu euch stellten, aber keinem der beiden Bündnisse beiträten, würdet ihr nicht eingehen?

Athener: Nein; denn eure Feindschaft schadet uns weniger als eure Freundschaft, da diese in den Augen unserer Untertanen ein Zeichen unserer Schwäche sein würde, eure Feindschaft aber ein Beweis unserer Macht.

Melier: Treibt ihr denn nicht alle Neutralen ins feindliche Lager, wenn sie nach solchen Erfahrungen sich sagen müssen, daß es über kurz oder lang auch ihnen an den Kragen gehen wird?

Athener: ...Unter den Menschen gilt erfahrungsmäßig eben ein für allemal das Recht des Stärkeren. Wir haben dieses Recht weder zuerst eingeführt noch zuerst Gebrauch davon gemacht; aber wie wir es als ein immer anerkanntes und für alle Zeit gültiges vorgefunden haben, so handeln wir auch jetzt danach und zweifeln nicht daran, daß ihr wie jeder andere es bei gleicher Macht auch so machen würde...

Melier: ...Wir stehen noch jetzt nicht anders als vorher, Athener, und können die Unabhängigkeit unseres seit 700 Jahren bestehenden Gemeinwesens nicht im Handumdrehen aufgeben... Wir bieten euch Frieden und Freundschaft an, wünschen aber im kriege neutral zu bleiben und fordern euch hiermit auf, nach Abschluß eines uns beiden annehmbaren Vertrags unser Land zu verlassen.

D4: Die Athener sahen damit die Verhandlungen als abgebrochen an. Es kam zum Krieg, in dem Melos vernichtet wurde. Thukydides berichtet: "Die Athener töteten alle Männer, die ihnen in die Hände fielen, und verkauften Weiber und Kinder als Sklaven. Das Land behielten sie für sich und besetzten es bald nachher mit 500 Kolonisten."

Kassandra: Das war gerade erst passiert, als die jährlichen Theaterfestspiele des Jahres 415 v.Chr. veranstaltet wurden. Von überallher strömten die Zuschauer zusammen in das riesige Theater, ihr kennt das ja aus Schillers "Kranichen des Ibykus".

Rezitator 5: Denn Bank an Bank gedränget sitzen,
Es brechen fast der Bühne Stützen,
Herbeigeströmt von fern und nah,
Der Griechen Stämme wartend da,
Dumpfbrausend wie des Meeres Wogen;
Von Menschen wimmelnd, wächst der Bau
In weiter stets geschweiftem Bogen
Hinauf bis in des Himmels Blau.

Wer zählt die Völker, nennt die Namen,
Die gastlich hier zusammenkamen?
Von Kekrops' Stadt, von Aulis' Strand,
Von Phokis, vom Spartanerland,
Von Asiens entlegener Küste,
Von allen Inseln kamen sie
Und horchen von dem Schaugerüste
Des Chores grauser Melodie,

Kassandra: Und was sahen diese Griechen nun auf der Bühne: meine Mutter Hekabe, die Königin von Troja, gedemütigt und mißhandelt von Griechen! Und die griechischen Zuschauer sitzen da und weinen mit der Troerin Andromache, wenn sie sich von ihrem kleinen Sohn verabschiedet.

Rezitator 6: Andromache
Astyanax, mein Lieb, mein einzig Leben,
Nun tragen sie dich fort. - Ich kann nicht mit.
Wieviele schirmte deines Vaters Kraft einst,
Und seine Hoheit war ein Hort wievielen?
Dir aber, seinem Sohn, ist sie der Tod.
Verruchtes Fest, unselige Nacht des Glücks,
Die mich in das Gemach der Liebe führte!
Nicht trug ich freudigen Schmerzes dich im Schoße,
Den ich zum Herrn der großen Asia träumte,
Daß du als armes kleines Opfer stirbst.

Weinst du, mein Lieb, vergießest kleine Tränen,
Und weißt du nicht, was kläglich deiner wartet!
Hängst dich an Mutters Kleider, streckst die Händchen,
Schlüpfst unter warme Flügel, süßes Vögelein!?!
Dein Vater steigt nicht donnernd aus der Erde,

Und greift nicht nach der hochgerühmten Lanze.
Kein erzgeschienter Blutsfreund kommt, kein Phryger,
Du mußt erbärmlich, Kind, dein Leben lassen.
Zum Todesturm schleppt dich ein grauser Landsknecht.
O Sohn, in Mutters weichem Arm, Geliebtes,
O kleiner, süßer Atem mir am Munde!
So war vergebens all das traute Leben,
Die traute Freude und die traute Mühe,
Da ich die Brust dir gab, und dich betreute,
Und mich mit Leinen plagte, und dich wiegte.
Kommt her, ihr armen Ärmchen, und umarmt mich,
Zum letztenmal küßt mich, geliebte Lippen!!
Hast du mich lieb?

Sie kann nicht weiter.

0 Griechen, Teufel,
In allen Martern Meister, Ungeheure,
Was tat dies Kind, daß ihr es müsset morden?
...
Da nehmt ihn, reißt ihn von mir, tragt ihn fort,
Zum Turm mit ihm, und weidet euch, ihr Tiere,
An seinem Blut! Vernichtung ist der Ratschluß,
Vernichtet sind wir, und ich kann Vernichtung
Abhalten nicht von meines Sohnes Haupt...

Nänie
Friedrich Schiller
als "Melodram"

Auch das Schöne muß sterben! Das Menschen und Götter bezwinget,
Nicht die eherne Brust rührt es des stygischen Zeus.
Einmal nur erweichte die Liebe den Schattenbeherrscher,
Und an der Schwelle noch, streng, rief er zurück sein Geschenk.
Nicht stillt Aphrodite dem schönen Knaben die Wunde,
Die in den zierlichen Leib grausam der Eber geritzt.
Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,
Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt.
Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Töchtern des Nereus,
Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn.
Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle,
Daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt.
Auch ein Klagelied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich.
Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.

Kassandra steht auf, tritt an die Seite.

D2 nach einer Pause: Und was geschieht mit dir in Euripides' Stück?

Kassandra: Ich sage den Untergang Agamemnons und der meisten anderen Griechen voraus. Das hat Euripides bestimmt mit Bedacht so formuliert. Euripides war ja gegen die imperiale Entartung des athenischen Staates, und gegen die geplante Eroberung Siziliens, das zum Einflußbreich Karthagos gehörte. Über das Für und Wider der sizilischen Expedition wurde in der Athener Ratsversammlung heftig gestritten. Nikias, der gegen seinen Willen zum Feldherrn erkoren wurde, warnte nachdrücklich davor.

Rezitator 7: Thukydides zitiert Nikias Rede, der u.a. sagte:
"Die heutige Versammlung ist zwar berufen, um über die Ausrüstung der nach Sizilien bestimmten Flotte zu beschließen. Ich meine jedoch, wir sollten uns die Sache selbst noch einmal überlegen, ob es nicht besser wäre, die Flotte nicht hinzuschicken und uns nicht durch einen übereilten Beschluß auf Wunsch von Leuten, die nicht einmal unseres Stammes sind, in einen so weit aussehenden Krieg für fremde Interessen einzulassen. Freilich ist mir dabei ein hohes Amt zugedacht, und ich bin der letzte, der für sein Leben fürchtet... ich werde euch zeigen, daß ihr im Begriff seid, in ein Wespennest zu greifen, und die Herrschaft, die ihr dort zu erlangen hofft, schwerlich werdet behaupten können.

Ich sage euch, daß ihr darauf ausgeht, euch durch den Zug nach Sizilien zu den vielen Feinden, die ihr hier zurücklaßt, noch neue auf den Hals zu ziehen..."

Kassandra: Nikias war eine lebende, männliche Kassandra. Er tat sein Bestes, die Athener von diesem verhängnisvollen Krieg abzuhalten. Und Euripides half ihm dabei. "Die Troerinnen" erhielten bei den Festspielen sogar den zweiten Preis. Aber die Kriegsbefürworter setzten sich durch. Der Krieg wurde ein Fiasko, und Nikias Warnungen erfüllten sich. Die gesamte athenische Flotte wurde 413 v.Chr. im Hafen von Syrakus vernichtet, kurz darauf auch das Heer. Nikias wurde hingerichtet. Und Euripides erhielt den Auftrag, den Grabgesang für die in Syrakus gefallenen Soldaten zu schreiben. Nur neun Jahre später wurde Athen von den Spartanern besiegt und die Mauern der Stadt geschleift. In diesem traurigen Zustand ließen die Athener sich fünf Jahre darauf zum Justizmord an Sokrates hinreißen.

D3: Eine Tragödie, die sich wirklich zugetragen hat!

D1: Und was ist mit der Tragödie der Troerinnen? Was wird aus Hekabe, der alten Königin?

Kassandra: Man bringt ihr das ermordete Enkelkind, Astyanax, damit sie es begräbt. Sie legt das tote Kind auf Hektors Schild, bahrt es auf. Dabei spricht sie einen großen Monolog:

Rezitator 8: Hekabe
0 Griechen, Wilde! Mehr begabt mit Fäusten,
Als mit Seele. Was euch so bedrohte
Und eure Macht, ein Kind war's, sündenlos.
Dies Kind, in dessen Well' der Himmel spielte,
Der lautere Beginn, umsäumt mit Blumen,
Erschrak euch also, daß ihr unbeschreiblich
Und scheußlich euch mit seinem Blut bespritztet.
Dies Rehlein hier, zerbrochen und vergossen,
Dünkt euch Gefahr und Wiederkunft der Troja.
Wie macht doch dieser Mord euch selbst zunichte!
...
Ah! Nichts auf Erden ist mir so verhaßt,
Als die Vernunft, von scheeler Furcht geschändet,
Und ein Gewissen, umgestürzt von Angst!

Wie kläglich starbst du, Seelchen, ohne Sünde,
Ja, wärst du deinem Reich dereinst als Jüngling
Dahingesunken, angetan mit Herrschaft,
Und hättest du gekostet Frauenliebe
Und alle Wonne dieser Sterblichkeit,
Wie priesen wir dich glücklich, denn in Einfalt
Nennen wir Glück, was Glück auf Erden ist!

Nun sahst du kindlich deines Hauses Güter,
Vergoßne Seele, und genossest nichts.
Du armes Köpfchen, weh, wie fürchterlich
Schor dich der Stein des väterlichen Turmes!
Dies Haar, das deine Mutter abends kämmte,
Mutwilliges Gelock, von ihr geschlichtet,
Wie blutig klebts zusammen, und den Scheitel,
Liebkost von Sanftheit, wie unsagbar gräßlich
Hat ihn der Tod zerstampft! Ihr Händchen, kleine,
Ihr zeigt von künftiger Kraft des Vaters Bildung,
Nun hängt ihr schlaff, zersplitterten Gelenkes!
0 Mund, geliebter, bist du mir erloschen,
Und logst du, wenn du plaudertest am Morgen:
"Hör du, Großmutter, Altes, stirbst du einmal
Und liegst im Grab", so sagtest du, "dann komm ich,
Und alle Jungen kommen mit mir, Mutter,
Mit heiligem Wein und feierlichen Schrittes!
Ich schneide meine Locken ab und streue
Sie dir aufs Grab und rufe dich in Treue."
Nichts an dem, daß du an meinem Grabe stehst,
Du kleines Kind, ich muß ins Grab dich legen.
Ich Alte, heimatlos und ohne Kinder,
Alleingelassen, wie nichts mehr allein ist.
Dies alles ist dahin, was mich besorgte,
Die Pflege, Spiel und Kuß und viele Mühe,
Da du an meiner Brust schliefst, und die Nächte
Durchwacht bei deinem Fieber, alles, alles!
0 Dichter, du der Zeiten, komm und schreibe
Zu Häupten dieses kleinen Grabs die Inschrift:
Die Griechen töten Kinder, die sie fürchten...
Und sei der Spruch einmal von Hellas' Schande!!

Kassandra: Dann setzen die Griechen Troja in Brand und alle erwarten nun, daß Hekabe sich voller Verzweiflung in die Flammen stürzt. Aber sie tut es nicht. Sie ist die Siegerin, erhaben über das Schicksal. Mit diesen Worten endet Euripides’ Stück:

Rezitator 8: Ihr alten zitternden Füße geht den Weg
Wie er vor euch liegt, denn hier ist nicht mehr
Ein Recht zum Tod. Seht her, so nehme ich
Mein Leben an die Brust und trag's zu Ende!!
Nun zu den Schiffen --

D2: Unsere Zuschauer sollten wissen: Diese Nachdichtung der "Troerinnen" von Franz Werfel entstand 1913 und wurde gedruckt im März 1914.

VIII: Schluß (D1, D4, Kassandra, Iphigenie, Rez9)

Musik, Variation Nänie, nur Klavier

Iphigenie kommt dazu.

D1: Eigentlich sind wir nun am Ende unseres Programms angelangt.

D4: Es sei denn, Kassandra sagt uns noch die Zukunft voraus.

Kassandra verschmitzt: Wozu? Es ist Kassandras Schicksal, das ihr niemand glaubt. -- Nein, im Ernst: Ihr müßt euch schon selbst darum kümmern, was aus eurer Welt werden soll. Ihr werdet sehen: Wer seine Blindheit aufgibt, sieht schon viel klarer.

Iphigenie: Mit "glauben", was Kassandra sagt, wäre es ohnehin nicht getan. Vieles kann der Mensch noch wenden, wenn er beherzt dem Schicksal in den Weg tritt. Aber die Kraft dazu liegt nur in euch selbst.

Rezitator 9: Hören wir zum Schluß, was Friedrich Schiller dazu sagt:

Die Worte des Wahns

Drei Worte hört man, bedeutungschwer,
Im Munde der Guten und Besten.
Sie schallen vergeblich, ihr Klang ist leer,
Sie können nicht helfen und trösten.
Verscherzt ist dem Menschen des Lebens Frucht,
So lang er die Schatten zu haschen sucht.

So lang er glaubt an die goldene Zeit,
Wo das Rechte, das Gute wird siegen -
Das Rechte, das Gute führt ewig Streit,
Nie wird der Feind ihm erliegen,
Und erstickst du ihn nicht in den Lüften frei,
Stets wächst ihm die Kraft auf der Erde neu.

So lang er glaubt, daß das buhlende Glück
Sich dem Edeln vereinigen werde -
Dem Schlechten folgt es mit Liebesblick;
Nicht dem Guten gehöret die Erde,
Er ist ein Fremdling, er wandert aus
Und suchet ein unvergänglich Haus.

So lang er glaubt, daß dem ird'schen Verstand
Die Wahrheit je wird erscheinen -
Ihren Schleier hebt keine sterbliche Hand;
Wir können nur rathen und meinen.
Du kerkerst den Geist in ein tönend Wort,
Doch der freie wandelt im Sturme fort.

Drum, edle Seele, entreiß dich dem Wahn
Und den himmlischen Glauben bewahre!
Was kein Ohr vernahm, was die Augen nicht sahn,
Es ist dennoch das Schöne, das Wahre!
Es ist nicht draußen, da sucht es der Thor;
Es ist in dir, du bringst es ewig hervor.

Ende

(c) Dichterpflänzchen
Lutz Schauerhammer
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