Mai 2000 LaRouche zur globalen Krise

Asiatischer Währungsfonds -- dringend notwendige Rückkehr zur Vernunft

Von Lyndon H. LaRouche

Mai 2000

Ende 1997 hatte ich mich für einen Währungsfonds für Asien ausgesprochen. Ich bin seitdem niemals davon abwichen und unterstütze dieses Vorhaben heute nachdrücklicher als zuvor. Heute ist es -- insbesondere angesichts der Beratungen der ASEAN-Staaten in Chiang Mai -- einfach ungeheuerlich, daß die US-Regierung den Asiatischen Währungfonds (AWF) ablehnt.

Hier einige Beobachtungen zu den jüngsten Entwicklungen im Zusammenhang mit der Frage des AWF:

1. Nicht nur, daß das derzeitige Weltfinanzsystem und der Internationale Währungsfonds in seiner jetzigen Form hoffnungslos bankrott sind. Zusätzlich haben Kreise um US-Finanzminister Summers und den Vorsitzenden der Federal Reserve Greenspan mit ihren Bemühungen zur kurzfristigen Bewältigung der Krise das Risiko erhöht, daß es im Weltfinanzsystem entweder zu einer Kettenreaktion und Implosion kommt oder zu einer hyper-inflationären Explosion, vergleichbar den Entwicklungen in Deutschland von März bis Oktober 1923. Es ist eine der größten Torheiten der letzten hundert Jahre, daß die USA gegenwärtig hartnäckig bemüht sind, diese Tatsachen zu leugnen.

2. Mit ihren Bemühungen haben Summers, Greenspan et al. die USA zu einer Bedrohung für die lebenswichtigen Interessen ihrer trilateralen Partner Europa und Japan gemacht. Die strategischen Krisenherde verbreiten und vervielfachen sich weltweit, meist als Folge der derzeitigen anglo-amerikanischen strategischen Politik und momentan hauptsächlich als Resultat der US-Politik.

3. Es gibt keine Hoffnung, einen sehr schnellen Absturz in ein Jahrzehnte andauerndes neues Finsteres Zeitalter -- vergleichbar der Zeit Mitte des 14. Jahrhunderts in Europa -- aufhalten zu können, wenn nicht eine Politik in Gang gesetzt wird, wie wir sie von Franklin D. Roosevelt kennen, und schnellstens ein neues Weltwährungssystem schaffen, das in den entscheidenen Punkten dem Modell des alten Bretton Woods-Währungssystems folgt, das die Beziehungen zwischen den USA und Europa in den Jahren 1945 bis 1958 regelte.

4. Es wurden Jahre vertan, die zur Vorbereitung und Entwicklung dieser Alternative hätten genutzt werden können. Unter diesen Umständen wäre ein asiatischer Währungsfonds für die ASEAN(+3)-Staaten ein unentbehrlicher, neuer regionaler Baustein für ein neues Finanzsystem nach dem Vorbild von Bretton Woods -- für ein Finanzssystem, das die einzige Alternative zur schlimmsten Finanz-, Währungs- und Wirtschaftskatastrophe darstellt, die die Welt seit mehr als hundert Jahren gesehen hat.

5. Die einzige Art von Währungssystem, die die Nationen dazu befähigen kann, der derzeit hereinbrechenden globalen Krise zu begegnen, muß folgende Hauptpunkte enthalten:

a) Die Wiedereinführung des Prinzips der vollkommenen Souveränität für die Nationalstaaten.

b) Die Anwendung protektionistischer Maßnahmen in Form von Zöllen sowie bei Handel-, Währungs-, Finanz- und Wirtschaftskooperation ähnlich der Maßnahmen, die 1945-1958 von den USA und Westeuropa gemeinsam für Wiederaufbau und Wirtschaftswachstum angewendet wurden.

c) Bei dieser Politik muß der Schwerpunkt auf der Vergabe langfristiger Staatskredite zu nominellen Zinsraten liegen, um die Kapitalgüterproduktion zu unterstützen und so die physikalische Produktivkraft der Produzenten pro Kopf und Quadratkilometer zu erhöhen -- vor allem im sogenannten Entwicklungssektor. Dies ist der Dreh- und Angelpunkt der gemeinsamen Interessen der Nationen, die ehemals Technologieexporteure für den sogenannten Entwicklungssektor waren.

6. Die potentielle Rolle, die die Wirtschaftskooperation der ASEAN-Länder über einen asiatischen Währungsfonds spielen könnte, wäre: einer der verschiedenen regionalen Bausteine zu sein, die von Natur aus geeignet sind, unter einem neuen Währungssystem eine globale wirtschaftliche Erholung zu befördern.

a) Japan ist der Prototyp eines Landes, das den für die eigene Wirtschaft und Bevölkerung notwendigen Import von Rohstoffen und anderen Produkten nur sicherstellen kann, wenn es im Entwicklungssektor über dauerhafte Märkte für Hochtechnologie- und Kapitalgüter-Exporte verfügt. Die ASEAN-Gruppe ist ein natürlicher Mechanismus der Zusammenarbeit zur Verteidigung stabiler Währungswerte und zur Erleichterung langfristiger Investitionen in die Kapitalgüter-Entwicklung, von denen das Wohlergehen der ASEAN-Länder abhängig ist.

b) Unter sich verschärfenden Krisenbedingungen wie heute muß der Schwerpunkt der Politik vor allem auf die langfristigen beiderseitigen Interessen von Handelspartnern gelegt werden und nicht auf bloße Zufälligkeiten der jetzigen und der zuvor herrschenden Politik. Eine gesunde Wahl der Politik und Partnerschaften auf lange Sicht liegt im langfristigen wahren Interesse der zukünftigen Handels- und Vertragspartner am eigenen realwirtschaftlichen Wohlergehen.

Wie ich sehe, hat die Mehrheit der politischen Entscheidungsträger in den USA eine eventuelle Rückkehr zur nationalen Vernunft auf die Zeit nach dem Konvent der Demokratischen Partei im August, vielleicht sogar bis nach den Wahlen im November verschoben. Zu Illusionen, wie sie hier zum Ausdruck kommen, sollte man stets den alten Aphorismus betonen: "Der Mensch denkt, aber Gott lenkt." Es ist Zeit, daß die USA zur Vernunft kommen. Wenn die USA die Resolutionen der ASEAN-Länder für einen asiatischen Währungsfonds unterstützen, wäre dies ein hoffnungsvolles Zeichen, daß das Land die dringend notwendige Rückkehr zur Vernunft eingeleitet hat.