"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Mai 2008 Nahrungsmittel für den Frieden

Britischer Finanzminister setzt zum Generalangriff auf europäische Landwirtschaftsproduktion an

Laut Berichten der Financial Times vom 12. Mai will der britische Finanzminister Alistair Darling diese Woche beim Treffen der europäischen Wirtschafts- und Finanzminister in Brüssel "die ersten Schüsse im Kampf gegen Frankreich und Deutschland über die Zukunft der europäischen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) Europas abfeuern. Darling behauptet, daß die GAP die Weltnahrungsmittelkrise verschlimmere."

Damit setzt Darling die britischen Angriffe gegen Maßnahmen von Nationen fort, die sich der katastrophalen Freihandelspolitik der Welthandelsorganisation nicht länger aussetzen wollen. "Der Minister wird die Finanzminister der Europäischen Union dazu auffordern, die GAP zu beenden. Er macht diese für die hohen Lebensmittelpreise in der EU verantwortlich, sowie für die daraus entstehenden Nachteile der Bauern in Entwicklungsländern."

In der Financial Times hieß es weiter, "in einem Brief in harschem Ton" habe Darling die gegenwärtige Landwirtschaftspolitik der EU als "unannehmbar" bezeichnet. Er fordere ein Ende der direkten Unterstützung von Landwirten sowie aller Maßnahmen, welche die Preise für landwirtschaftliche Produkte über dem Weltmarktniveau halten.

Viele der Vorgaben Darlings würden von der EU-Kommission geteilt, die alle noch verbliebenen Exportsubventionen aufheben und die bisherigen Unterstützungsleistungen an europäische Bauern auf die sog. "ländliche Entwicklung" verlagern wolle. Der Financial Times zufolge will Darling darüberhinaus vor allem die EU-Einfuhrzölle abschaffen, die er verantwortlich für die Inflation bei Lebensmittelpreisen, wie z.B. Rindfleisch und Milchprodukten macht (!)

In wahrhaft imperialer Tradition bezeichnet der britische Finanzminister "effiziente Weltmärkte" als den sichersten Weg, weltweit und in Europa Nahrungsmittelsicherheit zu gewährleisten - im Gegensatz zum "Protektionismus". Deshalb müsse es unbedingt einen "erfolgreichen" Abschluss der Doha-Welthandelsrunde geben.

Wie in der Wochenzeitung Neuen Solidarität dokumentiert, ist es aber gerade die Politik der Welthandelsorganisation (WTO), die, indem sie Nahrungsmittelreserven im wesentlichen untersagt und Entwicklungsländer zum Ausfuhr ihrer landwirtschaftlichen Erzeugnisse zwingt, die Hauptverantwortung für die heutige Nahrungsmittelkrise trägt.