"Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst."
Friedrich Schiller
  Juli 2008 Nahrungsmittel für den Frieden

Geheimbericht der Weltbank: Biotreibstoffe hauptverantwortlich für Preisinflation bei Nahrungsmitteln

Ein geheimer Weltbankbericht enthüllt, daß 75% der Preisanstiege bei Nahrungsmitteln durch die verstärkteProduktion von Biotreibstoffen verursacht wurden. Die Studie war schon im April, bevor die Nahrungsmittelkrise in die Schlagzeilen kam, fertiggestellt worden, Das berichtet der Londoner Guardian, dem ein Exemplar des Berichtes vorliegt, in seiner Ausgabe vom 4.Juli und somit am Vorabend des G8-Gipfeltreffens in Hokkaido (Japan).

Die weitverbreitete Behauptung, der Grund für die galoppierenden Nahrungsmittelpreise läge weder an Spekulationen noch an Biotreibstoffen sondern allein in der verstärkten Nachfrage in Indien und China, kommentiert der Bericht folgendermaßen: „Ein rapides Einkommenswachstum in Entwicklungsländern hat nicht zu einem großen Anstieg des weltweiten Getreideverbrauchs geführt und war kein wichtiger Faktor für die großen Preiserhöhungen." Selbst die Trockenheit in Australien habe nur einen marginalen Effekt gehabt. Vielmehr sei es die Kampagne für Biotreibstoffe in den USA und Europa gewesen, die sich am stärksten auf Nahrungsmittelversorgung und -preise ausgewirkt habe.

„Ohne die vermehrte Produktion von Biotreibstoffen hätten die weltweiten Weizen- und Maisvorräte nicht derart abgenommen und von anderen Faktoren ausgehende Preiserhöhungen wären moderat geblieben", schreibt der Autor des Berichtes. Die in der Studie untersuchten Preise eines Nahrungsmittelkorbes stiegen um 140% von 2002 bis Februar 2008. Der geschätzte Anteil von Düngemittelpreisen bei diesem Preisanstieg habe nur bei 15% gelegen, während Biotreibstoffe während dieser Periode für einen Preisanstieg von 75% verantwortlich gewesen seien.

Der Guardian schreibt, der Bericht „lege dar, daß die Produktion von Biotreibstoffen die Nahrungsmittelmärkte in dreifacher Hinsicht deformiert habe. Erstens stünde durch die Nutzung von Getreide zur Treibstoffherstellung weniger als Nahrungsmittel zur Verfügung. Mehr als ein Drittel des US-Mais wird jetzt zur Produktion von Äthanol benutzt und ungefähr aus der Hälfte des Pflanzenöls in der EU wird Biodiesel produziert. Zweitens seien Landwirte ermuntert worden, mehr Land für den Anbau der Grundstoffe von Biosprit zu nutzen. Und drittens habe das die Finanzspekulation mit Getreide ausgelöst, wodurch die Preise noch weiter hochgetrieben wurden."

So wichtig diese Weltbankstudie im Detail ist, sollte nicht übersehen werden, daß die "global Player" aufgrund des Bankrotts des gesamten Weltfinanzsystems den Schwerpunkt ihrer Spekulationen in jene Rohstoffbereiche verlegt haben, die für die Menschheit existentiell sind: Nahrungsmittel und Energie.