November 2005 Wirtschaft

Ein neuer Ballhausschwur in Amerika

Dieses Memorandum steht seit 29. November im englischen Orignal auf der Webseite www.trafficlinq.com/newsfeed/maglev.htm
Was meinen Brief an Ford-Chef Bill Ford betrifft, ist natürlich noch viel mehr zu sagen. Das dort Gesagte ist gültig, soweit es geht, aber der dauerhafte Erfolg meiner Vorschläge hängt davon ab, daß bestimmte andere Maßnahmen von weiterreichender Bedeutung ergriffen werden, die das, was ich in meinem Brief umreiße, unterstützen. Ich gebe mehrere der entscheidenden Punkte an.

1. Bei der Umsetzung der von mir umrissenen Umstellung der Kapazitäten der Automobilindustrie ist davon auszugehen, daß allgemein eine Politik für einen in sich geschlossenen Ausbau des Luft-, Schienen- oder Magnetbahnverkehrs des Landes sowie der Binnen- und Hochseeschiffahrt betrieben wird.

2. Es erfordert einen Wiederaufbau des Stromnetzes mit besonderem Schwergewicht auf gasgekühlte Hochtemperatur-Kernreaktoren (etwa des Jülich-Typs) sowie eine Verlagerung von Teilen des Fernstraßen- und Luftverkehrs auf die regionale bzw. lokale Erzeugung von Treibstoffen auf Wasserstoffbasis, wo heute Treibstoffe auf Erdölbasis verwendet werden.

3. Es geht davon aus, daß man den Schwerpunkt wieder darauf legt, sich hochgesteckte Ziele für den realwirtschaftlichen Ausstoß pro Kopf und pro Quadratkilometer in jedem Landkreis der USA zu setzen.

4. Es erfordert eine Rückkehr zu "fairem Handel" bei der Vermarktung im Binnenhandel und eine Regulierung von Ein- und Ausfuhren durch Zölle und Quoten im Außenhandel sowie beim Personen- und Güterverkehr.

5. Voraussetzung dafür ist eine Reihe vorläufiger und langfristiger Reformen des Weltwährungs- und Finanzsystems auf der Grundlage

a) einer Rückkehr zu einem sorgfältig regulierten System fester Wechselkurse; und dies bedeutet

b) eine Abkehr von der Politik des "Freihandels", zurück zu einer weltweiten Politik des "fairen Handels", einhergehend mit preiswertem langfristigen Kredit zur Verbesserung des Realkapitals über einen Zeitraum von einem Viertel- bis einem halben Jahrhundert - der Lebensdauer realer Investitionen im In- und Ausland.

6. Besondere Aufmerksamkeit verdient das ganz entscheidende Verhältnis zwischen realem Ausstoß und dem Maß des Verbrauchs der Haushalte pro Kopf und pro Quadratkilometer der Gesamtbevölkerung und des Gesamtterritoriums jeder souveränen Volkswirtschaft. Das bedeutet, daß Nationen, die in der Hinsicht verhältnismäßig höhere nationale Durchschnittswerte haben, die technische Aufwertung weiter zurückgebliebener Volkswirtschaften fördern müssen, und daß fortgeschrittenere Volkswirtschaften sich auf Exporte und andere Methoden, die den realen Lebensstandard und Güterausstoß der anderen Nationen heben, spezialisieren müssen. Dies wird weitgehend durch die Schöpfung langfristigen Kredits für Verbesserungen des Realkapitals mit einem Grundzins von 1-2% befördert werden.

7. Da zur Zeit fast alle maßgeblichen nationalen Bankensysteme bankrott sind, und da das gegenwärtige Weltwährungs- und Finanzsystem bei jedem Versuch einer Fortsetzung der gegenwärtigen Politik hoffnungslos bankrott ist, besteht die entscheidende unmittelbare Aufgabe darin, notwendige Bankinstitute aufrechtzuerhalten; dazu müssen die ehrlichen Schulden bankrotter Institute über einen sinnvollen Zeitraum abgebaut und wertlose Forderungen, wie Spekulation mit Finanzderivaten, als uneinbringliche Wettschulden abgeschrieben werden.

Erste Anmerkungen zu dieser Liste

Es mag starke, sogar vehemente Einwände gegen bestimmte entscheidende Bestandteile dieses Kataloges geben; aber diesen Einwänden ist viel weniger Priorität einzuräumen als der Beseitigung der nun drohenden Gefahr einer allgemeinen Zusammenbruchskrise des ganzen Weltwirtschaftssystems, wie es jetzt existiert.

Im wesentlichen bedeutet das etwas, was schon der Entwurf des ursprünglichen Bretton-Woods-Systems unausgesprochen enthalten hatte: daß das neovenezianische Modell der Britischen Ostindiengesellschaft, das Modell eines weltweit herrschenden finanzoligarchischen Systems, durch eine Form von Kapital- und Kreditsystem ersetzt wird, für welches das Amerikanische System der Politischen Ökonomie beispielhaft ist. Die Doktrin des völlig gescheiterten Modells der "Freihandels- und Dienstleistungsgesellschaft" hat sich als verheerender Fehlschlag erwiesen, das ursprüngliche Bretton-Woods-System hingegen hat sich bewährt. Für das Konkursverfahren kann das nichts anderes bedeuten, als die Krankheit zu beseitigen und das gesunde Gewebe zu stärken.

Die große, weltstrategische Frage in diesem Augenblick ist, ob wir alle sehr bald zum Teufel gehen - unter einem System, in dem nationale Regierungen, soweit man sie überhaupt bestehen läßt, nur Lakaien internationaler Finanzoligarchien sind - , oder ob die internationalen Währungs-, Finanz- und Kreditsysteme eine faire, dauerhafte Einigung zwischen völlig souveränen Nationalstaaten sein sollen, die mindestens zwei Generationen halten. Das finanzoligarchische Modell, das durch das Wüten der ersten Regierung Harold Wilson in Großbritannien 1964-67 angestoßen wurde, war und ist eine Katastrophe, wogegen das Bretton-Woods-System der Nachkriegszeit, bei allen praktischen Fehlern, die ihm aufgezwungen wurden, im Verhältnis dazu ein triumphaler Erfolg war. Die Schlußfolgerung sollte offensichtlich sein.

Weitere Bemerkungen zu der Liste

Bei dem Versuch, die Bestandteile dieser Liste notwendiger Reformen umzusetzen, ist offensichtlich der Faktor zu berücksichtigen, was wann "politisch reif" ist. Einige Teile rufen danach, daß man mehr oder weniger unmittelbar handelt. Bei anderen muß es erst noch neue Entwicklungen geben, bevor man auf die Bereitschaft trifft, diese Maßnahmen auch umzusetzen. Alle Teile sind notwendig, sie können aber, wie die Einzelteile der Montage in der Fabrik, getrennt hergestellt werden. Die Zeitspanne, die noch zur Verfügung steht, um alle wesentlichen Maßnahmen zu vollenden, wird durch reale Faktoren begrenzt, welche nicht unserem Willen unterliegen; aber es besteht ein gewisser Spielraum für eine stückweise Umsetzung, unter der Bedingungen, daß wir das beabsichtigte Endergebnis immer bewußt als Rahmen für jeden einzelnen Reformschritt im Auge behalten.

Der entscheidende Punkt ist, daß man Vertrauen in diese Vorgehensweise schaffen muß. Indem wir den wertvollen Maschinen- und Anlagenbau, auf dem die Lebensfähigkeit unserer ganzen Volkswirtschaft ruht, jetzt retten, schaffen wir Unterstützung und Vertrauen dafür, andere, verwandte Schritte zu tun. Die Erfahrungen der Zeit unter Präsident Franklin Roosevelt veranschaulichen diesen Punkt.

Lyndon LaRouche