Dezember 2006    Wirtschaft
Typische Kollapsfunktion

LaRouches "Typische Kollapsfunktion"

Vor zehn Jahren führte der amerikanische Ökonom Lyndon LaRouche seine "typische Kollapsfunktion" in den wirtschaftspolitischen Diskurs ein, um den unheilvollen Trend in die nachindustrielle Kasinowirtschaft zu veranschaulichen: beschleunigtes inflationäres Wachstum bei Finanztiteln (z.B. Aktienkurse, Finanzderivate, Schulden) und umlaufendem Geld bei gleichzeitig schrumpfender Realwirtschaft (physische Produktion, Infrastruktur, Lebensstandard).

Lyndon LaRouche stellte seine inzwischen berühmte "Triple Curve" am 2. Dezember 1995 bei einer Konferenz in Deutschland erstmals öffentlich vor, nachdem er sie zuvor bei einem Kolloquium in Italien in die Diskussion eingebracht hatte.

Die zynische Korrelation zwischen angekündigten Entlassungen und steigenden Aktienkursen des betreffenden Konzerns stellt nur eine "Momentaufnahme" dieses Systems dar. Auch das vieldiskutierte "Heuschrecken"-Phänomen ist als Ausschnitt einer solchen Kollapsfunktion zu begreifen: die "Ausschlachtung" eines produktiven Unternehmens, indem aus der Zerschlagung der physischen Produktion noch eine Zeitlang finanzieller Gewinn gezogen wird. Es ist klar, daß ein auf solche Praktiken gegründetes System unweigerlich gegen die "Wand" fahren muß, welche durch die asymptotischen Kurven angedeutet ist.

In mehreren EIR-Studien wurde die spekulative Entartung des Finanzsystems anhand bestimmter Aktienindices, der Zunahme von Hedgefonds bzw. dem Volumen der von ihnen gehandelten Finanzderivate im Laufe der letzten Jahrzehnte dargestellt. Ein horrendes Bild für den Verfall der Realwirtschaft im gleichen Zeitraum bietet die an der horizontalen Achse nach unten gespiegelte Kurve der Arbeitslosigkeit in Deutschland. Ein präziseres Maß für den Verfall der physischen Produktion liefert die Abnahme der Beschäftigten in der Industrie.

LaRouches Kollapsfunktion birgt noch weitere Konzepte, wie etwa den Zusammenhang zwischen Inflation im Finanzsektor z.B. bei den Preisen von Wertpapieren, Immobilien oder sonstigen Spekulationsobjekten und dem Versuch, einer allgemeinen Preisinflation durch eine deflationäre Ausgabenpolitik in der Realwirtschaft entgegenzuwirken. Je hemmungsloser durch billiges Zentralbankgeld immer neue Spekulationsblasen aufgepumpt wurden, desto brutaler forderten dieselben Zentralbankiers, der Weltwährungsfonds (IWF) und das Heer neoliberaler Ideologen Kürzungen der Staatshaushalte, Löhne und Sozialleistungen.

Die deflationäre Sparpolitik läßt sich z.B. am Rückgang der öffentlichen Infrastrukturinvestitionen ablesen, der sich in Deutschland bereits zu einem Nachholbedarf von rund 1 000 Mrd. Euro akkumuliert hat.

Eine Untersuchung der Reallohnentwicklung aufgrund des Globalisierungsdrucks würde zweifellos ebenfalls eine Abwärtskurve ergeben - in eindrucksvollem Kontrast zur Inflation bei Managergehältern, Abfindungen und dergleichen.

Die systembedingte Massenarbeitslosigkeit hat wiederum Rückwirkungen auf die Kollapsfunktion. Da Arbeitslose weder Steuern noch Sozialbeiträge zahlen, führt dies zu einem wachsenden Defizit bei der Arbeitslosen-, Kranken- und Rentenversicherung und im Staatshaushalt. Das hat immer empfindlichere Kürzungen bei der medizinischen Versorgung und den Sozialleistungen zur Folge. Der Lebensstandard, als realwirtschaftliche Größe, sinkt. Und die Steuerausfälle führen trotz Sparpolitik zu einer ausufernden Staatsverschuldung, die wiederum im oberen Teil der Kollapsfunktion zu verzeichnen ist.