Friedrich Schiller Denkmal
Friedrich Schiller




Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

     Konferenz in Paris, Juni 2015   

Warum Sie sich dem Kampf des Schiller-Instituts anschließen müssen

Von Helga Zepp-LaRouche

Die Gründerin und Vorsitzende des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, beendete die Konferenz am 14. Juni mit dem folgenden Schlußwort.

Ich möchte gerne noch auf die Frage der Kultur eingehen, aber leider muß ich zunächst erst einmal etwas zur Gegenkultur sagen, als Kommentar zu dieser letzten Vortragsrunde.

Ich war vollkommen schockiert - und es zeigt, daß wir uns wirklich in einem Krieg befinden, einem Krieg um diese Zivilisation -, denn soeben wurde bekannt, daß die neue päpstliche Enzyklika, die in ein paar Tagen, am 18. Juni, veröffentlicht wird, über den Klimawandel sein wird. Und man muß sich nur anschauen, wer die offiziellen Präsentatoren dieser Enzyklika sein werden: das wird Kardinal Peter Turkson sein, der Vorsitzende von Justitia et Pax, es wird Metropolitan John Zizioulas von Pergamon sein, ein führender Vertreter der Orthodoxen Kirche Griechenlands, und es wird unser alter Bekannter sein, den ich zufälligerweise gerade gestern in meiner Rede erwähnt habe, „John“ Schellnhuber.

Und das ist wirklich unglaublich, denn wie Ben Deniston vorhin in seinem Vortrag erwähnt hat, ist diese Ideologie wirklich bösartig. Es bedeutet sozusagen, daß der Teufel kurz davor steht, die katholische Kirche zu übernehmen, oder sie schon übernommen hat. Sie wollen in dieser Hinsicht mit dem Übel in der evangelischen Kirche konkurrieren.

Das ist eine Kriegserklärung, denn sie haben gesagt, daß sie zwei große Konferenzen beeinflussen wollen. Die eine ist die Internationale Konferenz über die Finanzierung von Entwicklung, die in Addis Abeba stattfinden wird, was bedeutet, daß sie diese Konferenz in eine ganz bestimmte Richtung lenken wollen, damit nur „nachhaltige“ oder „angepaßte Technologien“ zugelassen werden - eine inakzeptable Schreckensvorstellung.

Sie müssen verstehen, daß unser Kampf hiergegen schon 40 Jahre oder länger zurückreicht. Denn wir hatten ein positives Konzept. Deshalb bin ich dieser Organisation beigetreten. Ich hatte 1971 eine Reise auf einem Frachtschiff gemacht, die nach Afrika und Asien führte, nach Malaysia, Thailand und nach China mitten in der Kulturrevolution. Aber ich konnte auch einige Tage in einigen Städten in Afrika verbringen. Und ich verbrachte eine längere Zeit in China.

Als ich von dieser Reise zurückkam, war ich fest entschlossen, daß die Welt so nicht sein konnte, daß sie so nicht bleiben durfte. Denn wenn man auf einem Frachtschiff reist, dann erhält man ein vollkommen anderes Bild, als wenn man auf einem Kreuzfahrtschiff, einem Luxusschiff reist oder wenn man ein Leben in Wohlstand führt und von einem Vier- oder Fünf-Sterne-Hotel zum nächsten um den Globus fliegt. Dann sieht man das nicht. Und wenn man einer bestimmten Gesellschaftsschicht angehört, dann wird man blind für den wahren Zustand, in dem sich die Menschheit befindet.

Aber wenn man auf einem Frachtschiff reist, dann sieht man die Welt, wie sie ist. Beispielsweise verließ ich eines Tages in Dakar, Senegal, das Schiff, morgens um 6 Uhr, und da waren 20 Menschen, wunderschöne, große senegalesische Frauen und Männer, größer als ich, die mir Kunsthandwerk verkaufen wollten. Ich sagte ihnen: „Ich habe leider kein Geld, ich bin Studentin, ich kann das nicht kaufen.“ Aber sie wollten nicht glauben, daß es keinen Zweck hatte. Und ich dachte, was geschieht mit der Menschenwürde, wenn erwachsene Menschen meinen, sie müßten einer solchen armen Studentin hinterherlaufen? Ich wußte, daß sie mich nicht verstehen würden.

Dann kam ich nach Thailand. In den Häfen brachten Eltern ihre 10-, 11- oder 12jährigen Kinder als Prostituierte für die Matrosen. Die eigenen Eltern brachten sie!

Ich könnte noch viel mehr berichten. Wenn man sieht, was die Armut aus diesen verzweifelten Menschen macht, dann versteht man, daß die Armut das größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit überhaupt ist. Und deshalb habe ich mich dieser Organisation angeschlossen, als ich Herrn LaRouche kennenlernte, weil er die Idee vertrat, daß man die Entwicklungsländer entwickeln muß.

Wir begannen, Pläne für Afrika auszuarbeiten, 1976 haben wir sie veröffentlicht. Wir haben sogar hier in Paris einen Plan vorgestellt, der ganz offensichtlich immer noch notwendig ist. Man braucht Häfen, man braucht Brücken, man braucht Straßen, Eisenbahnen. Man braucht Infrastruktur. Denn ohne Infrastruktur gibt es nicht einmal Landwirtschaft, weil man das Produzierte nirgendwohin transportieren kann. Man braucht Nahrungsmittelsverarbeitung.

Und das ließe sich alles sehr leicht machen, wenn nur der politische Wille da wäre.

Die vier Reiter der Apokalypse

Wie dem auch sei, hier stehen wir nun nach all den Jahren. Aber es war und ist ein Krieg unserer Organisation und gleichgesinnter Menschen, wie Indira Gandhi, mit der wir einen 40-Jahre-Entwicklungsplan für Indien ausgearbeitet haben. Mit Lopez Portillo haben wir einen Entwicklungsplan für Lateinamerika ausgearbeitet, und er ging dann daran, ihn umzusetzen. Und es wäre gelungen, wenn damals Argentinien und Brasilien mitgemacht hätten.

1974 fuhr ich zur UN-Bevölkerungskonferenz nach Bukarest und hatte einen Entwicklungsplan dabei, der im wesentlichen darauf beruhte, daß ein umfangreicher Technologietransfer von den Industrieländern in den Entwicklungssektor notwendig war. Damit wäre es sehr einfach gewesen, die Unterentwicklung zu überwinden.

Aber was geschah? John D. Rockefeller III. präsentierte seinen eigenen Plan, worin erstmals Begriffe auftauchten wie „nachhaltige Entwicklung“, „angepaßte Technologie“ usw. „Angepaßte Technologie“ bedeutet, daß die Afrikaner niemals Eisenbahnen bekommen, sondern nur kleine Schaufeln und kleine Brunnen in ihren Dörfern. Sie sollten tun, was für sie „angemessen“ war.

Zu der Zeit waren solche Ideen neu, die Umweltschutzbewegung existierte praktisch noch nicht. Und alle linken Gruppen, die auf der Bevölkerungskonferenz in Bukarest waren, reagierten auf den Begriff „Bevölkerungsexplosion“. Rockefeller sprach von einer Bevölkerungsexplosion und davon, daß man die Bevölkerung reduzieren müsse. Und sämtliche linken Gruppen sagten: „Die Bevölkerungsbombe, das ist doch nur so eine Rockefeller-Geschichte.“ Denn man wußte, daß dies ein oligarchisches Interesse war.

Ich intervenierte auf der Konferenz und sagte: „Das, was Sie hier vorschlagen, ist in der Konsequenz tausendmal schlimmer als Adolf Hitler.“ Das war absolut wahr, wenn man ausrechnet, wieviel Menschen infolge der Verweigerung von Technologie und der IWF-Konditionalitäten für die Dritte Welt gestorben sind.

Heute ist die Situation so, daß Herr Schellnhuber, ein CBE (Commander of the British Empire), - ein offener Betrüger und eine psychologisch sehr schwierige Person, um es diplomatisch auszudrücken - Einfluß auf die katholische Kirche ausübt, um die Weltwirtschaft zu „dekarbonisieren“. Wir haben bereits dagegen gekämpft, als er dies der Bundesregierung vorschlug. Es bedeutete, sämtliche fossilen Brennstoffe und natürlich auch die Kernenergie abzuschaffen. Und wenn man nur auf erneuerbare Energien (Wind, Sonne usw.) setzt, wird man am Ende eine Tragfähigkeit der Erde von nur noch etwa einer Milliarde Menschen haben.

Wir befassen uns schon seit Anfang der 70er Jahre mit der Nullwachstumsbewegung. Damals meinten einige Leute: „Wie reduziert man die Bevölkerung? Nun, da sind die vier Reiter der Apokalypse - Krieg, Tod, Hunger und Seuchen -, die läßt man ihr Werk tun, dann schrumpft die Bevölkerung von selbst.“

Wenn es gelingen sollte, diese Politik in der Pariser Klimakonferenz in diesem Jahr durchzusetzen - was hoffentlich nicht passieren wird, aber es wird massive Versuche geben -, dann würde man daraus Institutionen für Völkermord machen, und wir müssen dagegen mit allen Mitteln vorgehen. Denn dies ist eine Form des Nazismus oder Faschismus. Ökofaschismus - ich weiß nicht, wie man es nennen soll, das ist es im Grunde jedenfalls.

Die Veränderung fängt im Kopf an

Wir müssen deswegen in allen Ländern der Welt mobilisieren, um das zu blockieren, und die letzte Diskussionsrunde unserer Konferenz gab uns dazu ausgezeichnete Munition. Diese Leute sind Betrüger. Vielleicht erinnern Sie sich noch an das alte Plattenlabel mit dem kleinen Hund, der in ein Grammophon schaut: His Master’s Voice: Auf diese Wissenschaftler trifft der Spruch zu: „Wes Brot ich eß, des Lied ich sing.“

Das sind keine Wissenschaftler, das sind Leute, deren Tradition auf die Versuche zurückgeht, Leibniz aus der Berliner Akademie zu verdrängen. Sie veranstalten Wettbewerbe, bei denen dann die korruptesten Wissenschaftler gewinnen. Leute wie Kästner und Lessing kämpften gegen diese Kreise. Das ist ein alter Trick der Oligarchie, und heute werden viele dieser Wissenschaftler einfach gekauft. Sie sind keine Wissenschaftler, sondern sie tun nur das, wofür sie Fördergelder erhalten. Selbst einige der besseren Wissenschaftler benutzen eine grüne Terminologie, um an mehr Fördergelder heranzukommen. Dann schmuggeln sie ihr eigenes kleines Projekt hinein, damit sie überhaupt noch Forschung betreiben können, aber sie tun das unter einem grünen Etikett, um an Gelder zu kommen. Die Korruption des Denkens ist wirklich unglaublich.

Warum funktioniert das alles? Was denken Sie, warum sind wir vor kurz vor einem Krieg? Weil die Menschen zu dumm sind, die Dinge zu durchdenken, und weil sie zu „Klubs“ gehören, deren Gruppenideologie kein solches Denken kennt. Wer einem Klub angehört, der probritisch oder proamerikanisch ist, der kann sich etwas anderes gar nicht vorstellen.

Und ich kann Sie nur herausfordern, wenn Sie irgendwelche Zweifel an dem haben, was ich hier sage - daß wir uns am Rande des Dritten Weltkriegs befinden: Wenn Sie nur den kleinsten Respekt vor ihrem eigenen Geist haben, dann ignorieren Sie das nicht einfach. Gehen Sie und machen Ihre Hausaufgaben! Wenn Sie sich noch nicht näher damit befaßt haben und nicht selbst zu dieser Schlußfolgerung gekommen sind, dann sind Sie einfach denkfaul.

Ich habe mir diese Arbeit gemacht. Ich habe mir all diese Schriften aller dieser Militärexperten angesehen, in Amerika, in Großbritannien, in Deutschland, in Frankreich, in Italien, in Rußland und in China, und es besteht kein Zweifel: Wenn man sich die Veränderung der Militärdoktrin anschaut, wenn man sich die Vorwärtsverlegung der Truppen anschaut, wenn man sich die Erstschlagsdoktrin anschaut, und wenn man sich die russischen Reaktionen und die chinesischen Reaktionen anschaut: Wenn Sie dann nicht zu dem Schluß kommen, daß wir am Rande des Dritten Weltkriegs stehen, dann sind Sie, es tut mir leid, das sagen zu müssen, einfach intellektuell stinkfaul. Oder schlimmeres.

Jeder, der ernsthaft ist, muß zu dieser Schlußfolgerung kommen. Und wenn Sie zu dieser Schlußfolgerung kommen, dann müssen Sie Ihren Hintern bewegen, denn Sie müssen etwas tun, um dazu beizutragen, die Zivilisation zu retten.

Geschenke an die Zukunft

Ich denke, die Korruption des Geistes rührt vor allem daher.

Wir wollen nicht für irgendeine Sache von vielen werben. Ich meine sogar, daß wir wirklich die einzige Organisation sind, die die Zukunft in tausend Jahren berücksichtigt. Genau genommen sogar mehrere Milliarden Jahre, denn ich will, daß die Menschheit als Gattung unsterblich ist. Ich habe einige gute Bekannte, die Geophysiker sind, die sagen mir: Die Menschheit wird eine Sekunde nach zwölf verschwinden. Das kann ich nicht akzeptieren.

Ich weiß nicht, ob sie sich noch daran erinnern: Als Voyager vor einigen Monaten das Sonnensystem verließ, hatte es Musikaufnahmen an Bord, auf denen [Wilhelm] Furtwängler Beethovens Neunte Sinfonie dirigiert. Furtwängler, die Neunte Sinfonie dirigierend, reist also jetzt außerhalb unseres Sonnensystems. Für mich ist das eine faszinierende Vorstellung, denn wenn es irgendwo intelligentes Leben da draußen gibt - was wir nicht wissen, das Universum ist ja wirklich sehr groß und wir kennen nur einen winzigen Teil davon -, dann könnte es sein, daß irgend jemand diese Aufnahme bekommt und sich Furtwängler anhört, der die Neunte Sinfonie dirigiert!

Aber die Idee, daß all das umsonst gewesen sein soll, alle großen Kämpfe der Menschheit - das indische Volk, das sich vom britischen Imperialismus befreit, Mahatma Gandhi, andere Kämpfe; die Chinesen, die sich aus dem Opiumkrieg befreien, und viele, viele andere mutige Völker; der deutsche Widerstand, der gegen Hitler kämpfte und vernichtet wurde - alle diese wunderbaren Handlungen von Menschen, die an den Punkt führten, an dem wir heute stehen: Soll all das umsonst gewesen sein?

Ich halte diese Vorstellung für völlig inakzeptabel. Und im Geist von Schillers Zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? denke ich, wir sollten dankbar sein für die reichen Gaben der vorangegangenen Generationen, und unser Leben so gestalten, daß wir diese noch reicher an die künftigen Generationen weitergeben.

Schönheit ist gesetzmäßig

Und das ist die Denkmethode, die Sie in allen Bereichen anwenden können. Man kann keine neuen Entdeckungen in der Wissenschaft machen, wenn man keine Hypothesen aufstellt, was ein notwendiger Schritt ins Unbekannte ist. Wissenschaftliche Entdeckungen sind nicht so, daß jemand eine tolle Idee hat und dann etwas entdeckt. Nein, es ist die Ansammlung von Wissen, von „Geistesmassen“. Immer mehr Geistesmassen sammeln sich an und schwingen mit, und daraus ergibt sich dann der notwendige nächste Schritt zur Entdeckung.

So ist beispielsweise die thermonukleare Kernfusion einer der absolut notwendigen nächsten Schritte, weil sie zu einer höheren Energieflußdichte führt, was für den Fortbestand der Menschheit sehr wichtig ist.

Ähnlich kann man keine großen Werke der klassischen Musik komponieren, wenn man alle Gesetze der Komposition verwirft. Dann landet man am Ende bei der atonalen Musik oder Zwölftonmusik und es kommen nur Scheußlichkeiten heraus.

Man muß sich die späten Streichquartette Beethovens anschauen, seine wunderbaren Sinfonien, Brahms, die wunderschönen Lieder Schuberts und alle Höhepunkte der klassischen Musik, und dann definieren, was der nächste Schritt der Komposition sein muß. Man muß die Regeln respektieren und sie auf gesetzmäßige Art und Weise erweitern.

In diesem Sinne hat die Menschheit einen Punkt erreicht, an dem wir meiner Meinung nach sonst nicht aus dem Schlamassel herauskommen. Und im Schlamassel stecken wir. Wer nicht erkennt, daß wir in einer Krise der Zivilisation sind, der sollte schleunigst aufwachen!

Sehen wir es einmal so. Einige Länder haben eine junge Bevölkerung. Modi sagte, der Grund dafür, daß Indien eine wunderbare Zukunft vor sich hat, seien seine vielen jungen Menschen. Und wenn diese jungen Menschen ausgebildet werden, dann werden sie zum Exportschlager, weil andere Länder, wie Deutschland oder Italien, demographische Krisen erleben. Diese Länder würden ohne die Inder in Zukunft verschwinden, weil sich die Menschen nicht mehr vermehren. Vielleicht gibt es hier inzwischen zu viele Formen der Ehe, die sich nicht fortpflanzen - früher oder später werden sie also aufhören, zu existieren. Aber zum Glück haben wir die Inder, die den Deutschen helfen, zu überleben. [Gelächter, Applaus.]

Modi sagte also, wenn wir diese jungen Menschen ausbilden, dann bilden sie ein Potential für die Zukunft. Und so muß man wirklich denken. Denn in gewissem Sinne besteht die Krise der Zivilisation nicht nur darin, daß wir am Rande des Dritten Weltkriegs sind. Es gibt eine Flüchtlingskrise, die ist herzzerreißend. Wenn man sich diese Bilder aus dem Mittelmeer anschaut, dann ist das für mich eine Bankrotterklärung der EU. Denn die Reaktion ist die schlimmste, die es überhaupt gibt. Anstatt Afrika zu entwickeln, schießen sie auf die Boote. Was ist das? Was für ein Selbstverständnis der EU ist das?

Aber es ist nicht nur das. Zwei Milliarden Menschen müssen jeden Tag hungern. Zwei Milliarden! Eine Milliarde ist am Verhungern, und eine weitere Milliarde hat nicht genug zu essen. Und es muß nicht sein.

Aber es ist noch mehr. Sehen Sie sich das Rauschgift an - wie viele Menschen nehmen Rauschgifte? Allein in Rußland sterben jedes Jahr 40.000 Menschen an Drogen. Rußlands Regierung sagt, das sei die größte nationale Sicherheitskrise des Landes. Sehen Sie sich die jungen Menschen an, die in die Diskotheken gehen, 85% aller jungen Menschen, die in Diskotheken gehen, nehmen Rauschgift!

Denken Sie an die Pornographie. Das kennt überhaupt keine Grenzen mehr. Es gibt nichts mehr, was man nicht im Fernsehen zu sehen bekommt. Jedesmal, wenn ich das Fernsehen einschalte, was ich ab und zu tue, bin ich völlig schockiert! Ich will hier nicht auf die schmutzigen Details eingehen, aber ich sage mir, das kann doch gar nicht sein. Und jedesmal, wenn ich dachte, daß der absolute Tiefpunkt der Perversität, der Pornographie, der Gewalt erreicht ist, dann fiel denen noch etwas Neues ein.

Und wenn Sie sich die Jugendkultur anschauen: die Jugendkultur, in der acht-, neun-, zehnjährige Mädchen und Jungen schon alles wissen über Sex, über Homosexualität, über Sexualpraktiken, über Gewalt, über Snuff-Filme.

Sehen Sie sich die britische Krone an. Sehen Sie sich an, was jetzt mit dem Pädophilie-Skandal in Großbritannien geschieht. Das betrifft die höchsten Eliten Großbritanniens. Einer ist Sir Leon Brittan, den ich leider persönlich kennenlernte, bei der Konferenz 1996 in Beijing, weil er einer der Redner war. Da sagte er: „Ach, die Seidenstraße, das wird niemals funktionieren. Zuviel Terrorismus und Destabilisierung in Zentralasien.“ Es war ganz klar, daß das „Große Spiel“ der Briten diese Entwicklung verhindern soll.

Inzwischen ist dieser Mann tot, wahrscheinlich schmort er in der Hölle. Aber er war tief verstrickt in Pädophilie, Knabenbordelle. Es ist ein riesiger Skandal, Tausende und Abertausende aus der britischen Elite sind beteiligt. Sie sind degeneriert!

Schauen Sie sich das Gesamtbild der Jugendkultur in Europa und den Vereinigten Staaten an. In den Vereinigten Staaten sollte man am besten gar nicht einkaufen gehen, weil man in so einem Einkaufszentrum erschossen werden kann, von jemandem, der einfach im Vorüberfahren auf Leute schießt. Wenn Sie sich die Zahl gewaltsamer Tode in den amerikanischen Großstädten anschauen, die Polizeigewalt: Warum, glauben Sie, gibt es in all diesen Städten - Ferguson, Baltimore - diese Ausschreitungen? Weil die Polizei in den Vereinigten Staaten militarisiert wurde. Sie haben schwere Waffen von der Armee, die sie gegen ihre eigene Bevölkerung benutzen. Und wenn ein Kollaps des Finanzsystems kommt, dann denke ich, wird in den Vereinigten Staaten ein Bürgerkrieg ausbrechen. Weil dort überall Waffen sind. In der Kultur herrscht eine Gewalt, die wirklich enorm ist. Inzwischen gibt es eine Gegenbewegung, in der sich die Geistlichen überall in den Vereinigten Staaten zusammenschließen und sagen, wir müssen etwas tun, um zu verhindern, daß das wieder passiert.

Ein qualitativer Sprung

Ich könnte noch lange darüber reden. Aber wenn Sie nicht blind sind für das, was um Sie herum vorgeht, dann sehen Sie, daß wir nicht bloß vor der Gefahr eines Krieges in einer Zusammenbruchskrise stehen, sondern es eine Zivilisationskrise ist.

Wie das Kastensystem in Indien. Es gibt Leute, die meinen, die unteren Kasten seien minderwertige Menschen. Ich habe viele gute Freunde in Indien, und ich habe gesehen, wie sie sich verhalten. Ich sah, wie [geringschätzig] ein guter Bekannter sich gegenüber einem Menschen verhielt, der ihm das Gepäck ins Hotel trug. Das ist oligarchisches Denken. Dieser Mensch in Indien ist um kein Jota besser als die Queen mit ihren Drogengeschäften. Und die Queen steckt im Drogenhandel. Man hat uns Vorwürfe gemacht, weil wir das sagen, aber wir haben es bewiesen.

Schauen Sie sich die britisch-saudische Steuerung des Terrorismus an. Darum geht es bei den „28 Seiten“, und Sie haben von Walter Jones gehört, daß es in den Vereinigten Staaten eine wachsende Bewegung gibt, die die Wahrheit darüber an den Tag bringen wird (siehe Neue Solidarität 27/2015).

Jedenfalls, und das ist der Punkt, den ich hier machen will: Es gibt eine Zivilisationskrise, die wirklich allumfassend ist. Und wir haben einen Punkt in der Geschichte der Menschheit erreicht, an dem wir einen qualitativen Sprung in ein vollkommen neues Paradigma machen müssen.

Dafür gibt es viele Beispiele in der Geschichte, die man studieren kann, wo es einen Zusammenbruch der Zivilisation gab, wie etwa im 14. Jahrhundert in Italien, tatsächlich in vielen Teilen Europas. Die Pest grassierte. Es gab Flagellanten. Es gab Hexenverbrennungen. Es gab einen völligen Zusammenbruch der Gesellschaft und einen Kollaps des Finanzsystems. Schauen Sie sich die Bilder von Bosch und Brueghel mit ihren Figuren an - ein Auge schaut nach oben, das andere nach unten! Was diese Maler darstellten, war der geistige Zusammenbruch der Gesellschaft in einem Finsteren Zeitalter.

Und dann müssen Sie sich anschauen, wie man den Sprung in das Goldene Zeitalter der italienischen Renaissance geschafft hat. Das geschah in vielen Schritten. Es geschah durch Dante Alighieri, es kam durch Petrarca und die ganze Bewegung der Humanisten, die anfingen, die Manuskripte der großen Denker der Vergangenheit zu sammeln.

Dann gab es den heldenhaften Kampf von Jeanne d’Arc, die zusammen mit Ludwig XI. Frankreich völlig veränderte. In den 20 Jahren der Herrschaft Ludwigs XI. verdoppelte sich der Lebensstandard der Franzosen.

Und insbesondere waren da Nikolaus von Kues und die Menschen, die er beeinflußte. Er griff die Peripatetiker an, die Aristoteliker, die in allen Universitäten jener Zeit das Sagen hatten. Und er entwickelte eine neue Denkmethode, die zur Grundlage des modernen Nationalstaats und Grundlage der neuzeitlichen Wissenschaft wurde. Ohne Cusa hätte Kepler nicht tun können, was er erreicht hat, er sprach immer vom „göttlichen Cusanus“.

Wernadskij sprach von dem „großen Wegbereiter Kusanskij“ [Cusa]. Und zum Glück ist Wernadskij in Rußland viel bekannter als in Europa, denn das ist ein sehr gutes Kapital, das Rußland nutzt und genutzt hat.

Wir brauchen einen solchen Bruch. Wir brauchen ein vollkommen neues Denken, das nicht durch die gegenwärtigen Konflikte zwischen Nationen definiert ist - ethnische Konflikte, geographische Konflikte, all das -, sondern wir müssen die Menschheit als eine Einheit betrachten und darüber nachdenken, wie wir in der Zukunft als eine menschliche Gattung überleben können.

Und wenn man damit anfängt, alles von diesem Standpunkt aus zu definieren, dann läßt sich jeder Konflikt lösen.

Wir haben es schon oft gesagt: Wir brauchen nicht bloß eine neue Weltwirtschaftsordnung - die wir mit der Idee einer Weltlandbrücke präsentiert haben, als gute Annäherung, wie sie aussehen könnte -, sondern wir brauchen auch eine kulturelle Renaissance. Denn die degenerierten Kulturen müssen verschwinden. Und ich bin überzeugt, daß Konfuzius und Lessing vollkommen recht haben, wenn sie sagen: Wenn man beschließt, gut zu sein, dann kann man das auch tun. Und wenn man beschließt, zu lieben, dann kann man anfangen zu lieben. Es ist eine Frage der Moral. Können Sie es?

Eine Wiedergeburt der Klassik

In der gleichen Art und Weise, denke ich, können wir mit der gängigen Kultur brechen. Und jedes Land kann seine eigene Hochkultur entwickeln.

Deutschland etwa sollte offensichtlich die deutsche klassische Periode aufgreifen - die Musik von Bach, Mozart, Haydn, Schubert, Schumann, Beethoven, Brahms, sogar einige Lieder von Hugo Wolf (ich will mich damit beschäftigen, und ich habe sogar meinen Ehemann dazu gebracht, mir zuzustimmen), und natürlich Schiller und andere große Dichter.

In Frankreich muß man die École Polytechnique aufgreifen. Es muß wieder eine von der Wissenschaft angetriebene Gesellschaft werden, in der Tradition des de Gaulleschen Denkens, daß Frankreich eine Mission haben muß. Italien hat eine solche Vielfalt an Wissenschaftlern und Künstlern - Verdi, Dante, Leonardo da Vinci.

Indien ist ein Land mit 5000 Jahren Geschichte. Man muß die Vedischen Schriften wiederbeleben, die Gupta-Periode des Schauspiels, die indische Renaissance von späten 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts, wo es so viele wunderbare Dichter und Denker gab - Tagore, Sri Aurobindo, Vivekananda und viele andere. China ist mit Konfuzius auf dem besten Wege.

Die Vereinigten Staaten: Dort ringen sie derzeit darum, das Bessere ihrer Geschichte aufzugreifen, denn die Vereinigten Staaten sind kein monolithisches Monster, keine Supermacht, deren Sklave man sein muß, weil sie am mächtigsten ist. Nein, in den Vereinigten Staaten gibt es zwei völlig verschiedene Traditionen.

Wir haben am vergangenen Wochenende eine Konferenz in New York veranstaltet, wo historische Forschungen präsentiert wurden über die These, daß die eigentliche Entstehung Amerikas in der Überwindung der Sklaverei lag. Es war die große Frage, welche der Gründerväter sich durchsetzen würden: diejenigen, die gegen die Sklaverei kämpften, oder diejenigen, die dabei Kompromisse machten, die faktisch unter dem Einfluß des Britischen Empire standen?

Das Empire hat niemals akzeptiert, daß es seine größte Kolonie oder aus ihrer Sicht wichtigste Kolonie verloren hat. Deshalb hat es versucht, die USA zu unterminieren, zunächst durch Kriege. Die Briten waren mit den Konföderierten verbündet; die Plantagenbesitzer [Sklavenhalter] finanzierten die Konföderation.

Danach erkannten sie, daß sie Amerika nicht mit militärischen Mitteln zurückgewinnen konnten, und sie setzten andere Mittel ein, wie Lord Milners Roundtable, „Milners Kindergarten“, und andere. Und das Ziel war, das amerikanische Establishment zu überzeugen, daß es nach dem Vorbild des Britischen Empire die Welt als ein Imperium beherrscht. Und das ist das Problem mit den Bushs und mit Obama, denn das ist ihre Haltung.

Aber es gibt ein anderes Amerika, das Amerika von Ben Franklin, Alexander Hamilton, John Quincy Adam, Lincoln, McKinley, Franklin Roosevelt und John F. Kennedy. Wir machen derzeit große Fortschritte dabei, dieses Amerika zurückzugewinnen.

Es ist meine tiefste Überzeugung, daß es ohne dies keine Lösung für die Probleme der Welt geben wird. Und zum Glück gibt es heute eine wachsende Bewegung, von Demokraten und sogar von einigen Republikanern, die absolut anständige Menschen sind. Ich wünschte sogar, wir hätten in Deutschland auch nur einen einzigen Abgeordneten wie Walter Jones. Denn er ist ein integerer Mann. Er dient treu seinen Wählern, er ist ein aufrichtiger Mann. Und es gibt andere wie ihn.

Amerika muß wieder eine Republik werden. Es muß eine Außenpolitik verfolgen wie die von John Quincy Adams, der sagte, wir brauchen eine Allianz vollkommen souveräner Republiken. Und so muß es sein, dann gibt es kein Problem mehr auf der Welt, weil alle damit zufrieden sein können.

Ich könnte wahrscheinlich in jeder Nation eine Blütezeit finden. Aber das wissen Sie alle selbst. Wir müssen die Höhepunkte jeder Nation und jeder Kultur auffinden und sie wiederbeleben. Dann werden wir daraus eine neue Renaissance erschaffen. Sie wird wie andere Renaissancen sein: nämlich daß man das Schöne aus der Vergangenheit wiederbelebt, aber das wird dann der Nährboden sein, um in der Zukunft etwas noch Schöneres zu schaffen.

Ich denke, das ist die Aufgabe, die nun unmittelbar vor uns liegt. Und ich möchte, daß Sie sich alle daran beteiligen, denn es könnte die edelste Mission Ihres Lebens sein. Und es ist notwendig.