Warum Sie sich dem Kampf des Schiller-Instituts anschließen müssen
Von Helga Zepp-LaRouche
Die Gründerin und Vorsitzende des Schiller-Instituts, Helga
Zepp-LaRouche, beendete die Konferenz am 14. Juni mit dem folgenden
Schlußwort.
Ich möchte gerne noch auf die Frage der Kultur eingehen, aber leider muß
ich zunächst erst einmal etwas zur Gegenkultur sagen, als Kommentar zu dieser
letzten Vortragsrunde.
Ich war vollkommen schockiert - und es zeigt, daß wir uns wirklich in einem
Krieg befinden, einem Krieg um diese Zivilisation -, denn soeben wurde
bekannt, daß die neue päpstliche Enzyklika, die in ein paar Tagen, am 18.
Juni, veröffentlicht wird, über den Klimawandel sein wird. Und man muß sich
nur anschauen, wer die offiziellen Präsentatoren dieser Enzyklika sein werden:
das wird Kardinal Peter Turkson sein, der Vorsitzende von Justitia et Pax, es
wird Metropolitan John Zizioulas von Pergamon sein, ein führender Vertreter
der Orthodoxen Kirche Griechenlands, und es wird unser alter Bekannter sein,
den ich zufälligerweise gerade gestern in meiner Rede erwähnt habe, „John“
Schellnhuber.
Und das ist wirklich unglaublich, denn wie Ben Deniston vorhin in seinem
Vortrag erwähnt hat, ist diese Ideologie wirklich bösartig. Es bedeutet
sozusagen, daß der Teufel kurz davor steht, die katholische Kirche zu
übernehmen, oder sie schon übernommen hat. Sie wollen in dieser Hinsicht mit
dem Übel in der evangelischen Kirche konkurrieren.
Das ist eine Kriegserklärung, denn sie haben gesagt, daß sie zwei große
Konferenzen beeinflussen wollen. Die eine ist die Internationale Konferenz
über die Finanzierung von Entwicklung, die in Addis Abeba stattfinden wird,
was bedeutet, daß sie diese Konferenz in eine ganz bestimmte Richtung lenken
wollen, damit nur „nachhaltige“ oder „angepaßte Technologien“ zugelassen
werden - eine inakzeptable Schreckensvorstellung.
Sie müssen verstehen, daß unser Kampf hiergegen schon 40 Jahre oder länger
zurückreicht. Denn wir hatten ein positives Konzept. Deshalb bin ich dieser
Organisation beigetreten. Ich hatte 1971 eine Reise auf einem Frachtschiff
gemacht, die nach Afrika und Asien führte, nach Malaysia, Thailand und nach
China mitten in der Kulturrevolution. Aber ich konnte auch einige Tage in
einigen Städten in Afrika verbringen. Und ich verbrachte eine längere Zeit in
China.
Als ich von dieser Reise zurückkam, war ich fest entschlossen, daß die Welt
so nicht sein konnte, daß sie so nicht bleiben durfte. Denn wenn man auf einem
Frachtschiff reist, dann erhält man ein vollkommen anderes Bild, als wenn man
auf einem Kreuzfahrtschiff, einem Luxusschiff reist oder wenn man ein Leben in
Wohlstand führt und von einem Vier- oder Fünf-Sterne-Hotel zum nächsten um den
Globus fliegt. Dann sieht man das nicht. Und wenn man einer bestimmten
Gesellschaftsschicht angehört, dann wird man blind für den wahren Zustand, in
dem sich die Menschheit befindet.
Aber wenn man auf einem Frachtschiff reist, dann sieht man die Welt, wie
sie ist. Beispielsweise verließ ich eines Tages in Dakar, Senegal, das Schiff,
morgens um 6 Uhr, und da waren 20 Menschen, wunderschöne, große senegalesische
Frauen und Männer, größer als ich, die mir Kunsthandwerk verkaufen wollten.
Ich sagte ihnen: „Ich habe leider kein Geld, ich bin Studentin, ich kann das
nicht kaufen.“ Aber sie wollten nicht glauben, daß es keinen Zweck hatte. Und
ich dachte, was geschieht mit der Menschenwürde, wenn erwachsene Menschen
meinen, sie müßten einer solchen armen Studentin hinterherlaufen? Ich wußte,
daß sie mich nicht verstehen würden.
Dann kam ich nach Thailand. In den Häfen brachten Eltern ihre 10-, 11- oder
12jährigen Kinder als Prostituierte für die Matrosen. Die eigenen Eltern
brachten sie!
Ich könnte noch viel mehr berichten. Wenn man sieht, was die Armut aus
diesen verzweifelten Menschen macht, dann versteht man, daß die Armut das
größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit überhaupt ist. Und deshalb habe ich
mich dieser Organisation angeschlossen, als ich Herrn LaRouche kennenlernte,
weil er die Idee vertrat, daß man die Entwicklungsländer entwickeln muß.
Wir begannen, Pläne für Afrika auszuarbeiten, 1976 haben wir sie
veröffentlicht. Wir haben sogar hier in Paris einen Plan vorgestellt, der ganz
offensichtlich immer noch notwendig ist. Man braucht Häfen, man braucht
Brücken, man braucht Straßen, Eisenbahnen. Man braucht Infrastruktur. Denn
ohne Infrastruktur gibt es nicht einmal Landwirtschaft, weil man das
Produzierte nirgendwohin transportieren kann. Man braucht
Nahrungsmittelsverarbeitung.
Und das ließe sich alles sehr leicht machen, wenn nur der politische Wille
da wäre.
Die vier Reiter der Apokalypse
Wie dem auch sei, hier stehen wir nun nach all den Jahren. Aber es war und
ist ein Krieg unserer Organisation und gleichgesinnter Menschen, wie Indira
Gandhi, mit der wir einen 40-Jahre-Entwicklungsplan für Indien ausgearbeitet
haben. Mit Lopez Portillo haben wir einen Entwicklungsplan für Lateinamerika
ausgearbeitet, und er ging dann daran, ihn umzusetzen. Und es wäre gelungen,
wenn damals Argentinien und Brasilien mitgemacht hätten.
1974 fuhr ich zur UN-Bevölkerungskonferenz nach Bukarest und hatte einen
Entwicklungsplan dabei, der im wesentlichen darauf beruhte, daß ein
umfangreicher Technologietransfer von den Industrieländern in den
Entwicklungssektor notwendig war. Damit wäre es sehr einfach gewesen, die
Unterentwicklung zu überwinden.
Aber was geschah? John D. Rockefeller III. präsentierte seinen eigenen
Plan, worin erstmals Begriffe auftauchten wie „nachhaltige Entwicklung“,
„angepaßte Technologie“ usw. „Angepaßte Technologie“ bedeutet, daß die
Afrikaner niemals Eisenbahnen bekommen, sondern nur kleine Schaufeln und
kleine Brunnen in ihren Dörfern. Sie sollten tun, was für sie „angemessen“
war.
Zu der Zeit waren solche Ideen neu, die Umweltschutzbewegung existierte
praktisch noch nicht. Und alle linken Gruppen, die auf der
Bevölkerungskonferenz in Bukarest waren, reagierten auf den Begriff
„Bevölkerungsexplosion“. Rockefeller sprach von einer Bevölkerungsexplosion
und davon, daß man die Bevölkerung reduzieren müsse. Und sämtliche linken
Gruppen sagten: „Die Bevölkerungsbombe, das ist doch nur so eine
Rockefeller-Geschichte.“ Denn man wußte, daß dies ein oligarchisches Interesse
war.
Ich intervenierte auf der Konferenz und sagte: „Das, was Sie hier
vorschlagen, ist in der Konsequenz tausendmal schlimmer als Adolf Hitler.“ Das
war absolut wahr, wenn man ausrechnet, wieviel Menschen infolge der
Verweigerung von Technologie und der IWF-Konditionalitäten für die Dritte Welt
gestorben sind.
Heute ist die Situation so, daß Herr Schellnhuber, ein CBE (Commander of
the British Empire), - ein offener Betrüger und eine psychologisch sehr
schwierige Person, um es diplomatisch auszudrücken - Einfluß auf die
katholische Kirche ausübt, um die Weltwirtschaft zu „dekarbonisieren“. Wir
haben bereits dagegen gekämpft, als er dies der Bundesregierung vorschlug. Es
bedeutete, sämtliche fossilen Brennstoffe und natürlich auch die Kernenergie
abzuschaffen. Und wenn man nur auf erneuerbare Energien (Wind, Sonne usw.)
setzt, wird man am Ende eine Tragfähigkeit der Erde von nur noch etwa einer
Milliarde Menschen haben.
Wir befassen uns schon seit Anfang der 70er Jahre mit der
Nullwachstumsbewegung. Damals meinten einige Leute: „Wie reduziert man die
Bevölkerung? Nun, da sind die vier Reiter der Apokalypse - Krieg, Tod, Hunger
und Seuchen -, die läßt man ihr Werk tun, dann schrumpft die Bevölkerung von
selbst.“
Wenn es gelingen sollte, diese Politik in der Pariser Klimakonferenz in
diesem Jahr durchzusetzen - was hoffentlich nicht passieren wird, aber es wird
massive Versuche geben -, dann würde man daraus Institutionen für Völkermord
machen, und wir müssen dagegen mit allen Mitteln vorgehen. Denn dies ist eine
Form des Nazismus oder Faschismus. Ökofaschismus - ich weiß nicht, wie man es
nennen soll, das ist es im Grunde jedenfalls.
Die Veränderung fängt im Kopf an
Wir müssen deswegen in allen Ländern der Welt mobilisieren, um das zu
blockieren, und die letzte Diskussionsrunde unserer Konferenz gab uns dazu
ausgezeichnete Munition. Diese Leute sind Betrüger. Vielleicht erinnern Sie
sich noch an das alte Plattenlabel mit dem kleinen Hund, der in ein Grammophon
schaut: His Master’s Voice: Auf diese Wissenschaftler trifft der Spruch
zu: „Wes Brot ich eß, des Lied ich sing.“
Das sind keine Wissenschaftler, das sind Leute, deren Tradition auf die
Versuche zurückgeht, Leibniz aus der Berliner Akademie zu verdrängen. Sie
veranstalten Wettbewerbe, bei denen dann die korruptesten Wissenschaftler
gewinnen. Leute wie Kästner und Lessing kämpften gegen diese Kreise. Das ist
ein alter Trick der Oligarchie, und heute werden viele dieser Wissenschaftler
einfach gekauft. Sie sind keine Wissenschaftler, sondern sie tun nur das,
wofür sie Fördergelder erhalten. Selbst einige der besseren Wissenschaftler
benutzen eine grüne Terminologie, um an mehr Fördergelder heranzukommen. Dann
schmuggeln sie ihr eigenes kleines Projekt hinein, damit sie überhaupt noch
Forschung betreiben können, aber sie tun das unter einem grünen Etikett, um an
Gelder zu kommen. Die Korruption des Denkens ist wirklich unglaublich.
Warum funktioniert das alles? Was denken Sie, warum sind wir vor kurz vor
einem Krieg? Weil die Menschen zu dumm sind, die Dinge zu durchdenken, und
weil sie zu „Klubs“ gehören, deren Gruppenideologie kein solches Denken kennt.
Wer einem Klub angehört, der probritisch oder proamerikanisch ist, der kann
sich etwas anderes gar nicht vorstellen.
Und ich kann Sie nur herausfordern, wenn Sie irgendwelche Zweifel an dem
haben, was ich hier sage - daß wir uns am Rande des Dritten Weltkriegs
befinden: Wenn Sie nur den kleinsten Respekt vor ihrem eigenen Geist haben,
dann ignorieren Sie das nicht einfach. Gehen Sie und machen Ihre Hausaufgaben!
Wenn Sie sich noch nicht näher damit befaßt haben und nicht selbst zu dieser
Schlußfolgerung gekommen sind, dann sind Sie einfach denkfaul.
Ich habe mir diese Arbeit gemacht. Ich habe mir all diese Schriften aller
dieser Militärexperten angesehen, in Amerika, in Großbritannien, in
Deutschland, in Frankreich, in Italien, in Rußland und in China, und es
besteht kein Zweifel: Wenn man sich die Veränderung der Militärdoktrin
anschaut, wenn man sich die Vorwärtsverlegung der Truppen anschaut, wenn man
sich die Erstschlagsdoktrin anschaut, und wenn man sich die russischen
Reaktionen und die chinesischen Reaktionen anschaut: Wenn Sie dann nicht zu
dem Schluß kommen, daß wir am Rande des Dritten Weltkriegs stehen, dann sind
Sie, es tut mir leid, das sagen zu müssen, einfach intellektuell stinkfaul.
Oder schlimmeres.
Jeder, der ernsthaft ist, muß zu dieser Schlußfolgerung kommen. Und wenn
Sie zu dieser Schlußfolgerung kommen, dann müssen Sie Ihren Hintern bewegen,
denn Sie müssen etwas tun, um dazu beizutragen, die Zivilisation zu
retten.
Geschenke an die Zukunft
Ich denke, die Korruption des Geistes rührt vor allem daher.
Wir wollen nicht für irgendeine Sache von vielen werben. Ich meine sogar,
daß wir wirklich die einzige Organisation sind, die die Zukunft in tausend
Jahren berücksichtigt. Genau genommen sogar mehrere Milliarden Jahre, denn ich
will, daß die Menschheit als Gattung unsterblich ist. Ich habe einige gute
Bekannte, die Geophysiker sind, die sagen mir: Die Menschheit wird eine
Sekunde nach zwölf verschwinden. Das kann ich nicht akzeptieren.
Ich weiß nicht, ob sie sich noch daran erinnern: Als Voyager vor
einigen Monaten das Sonnensystem verließ, hatte es Musikaufnahmen an Bord, auf
denen [Wilhelm] Furtwängler Beethovens Neunte Sinfonie dirigiert. Furtwängler,
die Neunte Sinfonie dirigierend, reist also jetzt außerhalb unseres
Sonnensystems. Für mich ist das eine faszinierende Vorstellung, denn wenn es
irgendwo intelligentes Leben da draußen gibt - was wir nicht wissen, das
Universum ist ja wirklich sehr groß und wir kennen nur einen winzigen Teil
davon -, dann könnte es sein, daß irgend jemand diese Aufnahme bekommt und
sich Furtwängler anhört, der die Neunte Sinfonie dirigiert!
Aber die Idee, daß all das umsonst gewesen sein soll, alle großen Kämpfe
der Menschheit - das indische Volk, das sich vom britischen Imperialismus
befreit, Mahatma Gandhi, andere Kämpfe; die Chinesen, die sich aus dem
Opiumkrieg befreien, und viele, viele andere mutige Völker; der deutsche
Widerstand, der gegen Hitler kämpfte und vernichtet wurde - alle diese
wunderbaren Handlungen von Menschen, die an den Punkt führten, an dem wir
heute stehen: Soll all das umsonst gewesen sein?
Ich halte diese Vorstellung für völlig inakzeptabel. Und im Geist von
Schillers Zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? denke ich,
wir sollten dankbar sein für die reichen Gaben der vorangegangenen
Generationen, und unser Leben so gestalten, daß wir diese noch reicher an die
künftigen Generationen weitergeben.
Schönheit ist gesetzmäßig
Und das ist die Denkmethode, die Sie in allen Bereichen anwenden können.
Man kann keine neuen Entdeckungen in der Wissenschaft machen, wenn man keine
Hypothesen aufstellt, was ein notwendiger Schritt ins Unbekannte ist.
Wissenschaftliche Entdeckungen sind nicht so, daß jemand eine tolle Idee hat
und dann etwas entdeckt. Nein, es ist die Ansammlung von Wissen, von
„Geistesmassen“. Immer mehr Geistesmassen sammeln sich an und schwingen mit,
und daraus ergibt sich dann der notwendige nächste Schritt zur Entdeckung.
So ist beispielsweise die thermonukleare Kernfusion einer der absolut
notwendigen nächsten Schritte, weil sie zu einer höheren Energieflußdichte
führt, was für den Fortbestand der Menschheit sehr wichtig ist.
Ähnlich kann man keine großen Werke der klassischen Musik komponieren, wenn
man alle Gesetze der Komposition verwirft. Dann landet man am Ende bei der
atonalen Musik oder Zwölftonmusik und es kommen nur Scheußlichkeiten
heraus.
Man muß sich die späten Streichquartette Beethovens anschauen, seine
wunderbaren Sinfonien, Brahms, die wunderschönen Lieder Schuberts und alle
Höhepunkte der klassischen Musik, und dann definieren, was der nächste Schritt
der Komposition sein muß. Man muß die Regeln respektieren und sie auf
gesetzmäßige Art und Weise erweitern.
In diesem Sinne hat die Menschheit einen Punkt erreicht, an dem wir meiner
Meinung nach sonst nicht aus dem Schlamassel herauskommen. Und im Schlamassel
stecken wir. Wer nicht erkennt, daß wir in einer Krise der Zivilisation sind,
der sollte schleunigst aufwachen!
Sehen wir es einmal so. Einige Länder haben eine junge Bevölkerung. Modi
sagte, der Grund dafür, daß Indien eine wunderbare Zukunft vor sich hat, seien
seine vielen jungen Menschen. Und wenn diese jungen Menschen ausgebildet
werden, dann werden sie zum Exportschlager, weil andere Länder, wie
Deutschland oder Italien, demographische Krisen erleben. Diese Länder würden
ohne die Inder in Zukunft verschwinden, weil sich die Menschen nicht mehr
vermehren. Vielleicht gibt es hier inzwischen zu viele Formen der Ehe, die
sich nicht fortpflanzen - früher oder später werden sie also aufhören, zu
existieren. Aber zum Glück haben wir die Inder, die den Deutschen helfen, zu
überleben. [Gelächter, Applaus.]
Modi sagte also, wenn wir diese jungen Menschen ausbilden, dann bilden sie
ein Potential für die Zukunft. Und so muß man wirklich denken. Denn in
gewissem Sinne besteht die Krise der Zivilisation nicht nur darin, daß wir am
Rande des Dritten Weltkriegs sind. Es gibt eine Flüchtlingskrise, die ist
herzzerreißend. Wenn man sich diese Bilder aus dem Mittelmeer anschaut, dann
ist das für mich eine Bankrotterklärung der EU. Denn die Reaktion ist die
schlimmste, die es überhaupt gibt. Anstatt Afrika zu entwickeln, schießen sie
auf die Boote. Was ist das? Was für ein Selbstverständnis der EU ist das?
Aber es ist nicht nur das. Zwei Milliarden Menschen müssen jeden Tag
hungern. Zwei Milliarden! Eine Milliarde ist am Verhungern, und eine weitere
Milliarde hat nicht genug zu essen. Und es muß nicht sein.
Aber es ist noch mehr. Sehen Sie sich das Rauschgift an - wie viele
Menschen nehmen Rauschgifte? Allein in Rußland sterben jedes Jahr 40.000
Menschen an Drogen. Rußlands Regierung sagt, das sei die größte nationale
Sicherheitskrise des Landes. Sehen Sie sich die jungen Menschen an, die in die
Diskotheken gehen, 85% aller jungen Menschen, die in Diskotheken gehen, nehmen
Rauschgift!
Denken Sie an die Pornographie. Das kennt überhaupt keine Grenzen mehr. Es
gibt nichts mehr, was man nicht im Fernsehen zu sehen bekommt. Jedesmal, wenn
ich das Fernsehen einschalte, was ich ab und zu tue, bin ich völlig
schockiert! Ich will hier nicht auf die schmutzigen Details eingehen, aber ich
sage mir, das kann doch gar nicht sein. Und jedesmal, wenn ich dachte, daß der
absolute Tiefpunkt der Perversität, der Pornographie, der Gewalt erreicht ist,
dann fiel denen noch etwas Neues ein.
Und wenn Sie sich die Jugendkultur anschauen: die Jugendkultur, in der
acht-, neun-, zehnjährige Mädchen und Jungen schon alles wissen über Sex, über
Homosexualität, über Sexualpraktiken, über Gewalt, über Snuff-Filme.
Sehen Sie sich die britische Krone an. Sehen Sie sich an, was jetzt mit dem
Pädophilie-Skandal in Großbritannien geschieht. Das betrifft die höchsten
Eliten Großbritanniens. Einer ist Sir Leon Brittan, den ich leider persönlich
kennenlernte, bei der Konferenz 1996 in Beijing, weil er einer der Redner war.
Da sagte er: „Ach, die Seidenstraße, das wird niemals funktionieren. Zuviel
Terrorismus und Destabilisierung in Zentralasien.“ Es war ganz klar, daß das
„Große Spiel“ der Briten diese Entwicklung verhindern soll.
Inzwischen ist dieser Mann tot, wahrscheinlich schmort er in der Hölle.
Aber er war tief verstrickt in Pädophilie, Knabenbordelle. Es ist ein riesiger
Skandal, Tausende und Abertausende aus der britischen Elite sind beteiligt.
Sie sind degeneriert!
Schauen Sie sich das Gesamtbild der Jugendkultur in Europa und den
Vereinigten Staaten an. In den Vereinigten Staaten sollte man am besten gar
nicht einkaufen gehen, weil man in so einem Einkaufszentrum erschossen werden
kann, von jemandem, der einfach im Vorüberfahren auf Leute schießt. Wenn Sie
sich die Zahl gewaltsamer Tode in den amerikanischen Großstädten anschauen,
die Polizeigewalt: Warum, glauben Sie, gibt es in all diesen Städten -
Ferguson, Baltimore - diese Ausschreitungen? Weil die Polizei in den
Vereinigten Staaten militarisiert wurde. Sie haben schwere Waffen von der
Armee, die sie gegen ihre eigene Bevölkerung benutzen. Und wenn ein Kollaps
des Finanzsystems kommt, dann denke ich, wird in den Vereinigten Staaten ein
Bürgerkrieg ausbrechen. Weil dort überall Waffen sind. In der Kultur herrscht
eine Gewalt, die wirklich enorm ist. Inzwischen gibt es eine Gegenbewegung, in
der sich die Geistlichen überall in den Vereinigten Staaten zusammenschließen
und sagen, wir müssen etwas tun, um zu verhindern, daß das wieder
passiert.
Ein qualitativer Sprung
Ich könnte noch lange darüber reden. Aber wenn Sie nicht blind sind für
das, was um Sie herum vorgeht, dann sehen Sie, daß wir nicht bloß vor der
Gefahr eines Krieges in einer Zusammenbruchskrise stehen, sondern es eine
Zivilisationskrise ist.
Wie das Kastensystem in Indien. Es gibt Leute, die meinen, die unteren
Kasten seien minderwertige Menschen. Ich habe viele gute Freunde in Indien,
und ich habe gesehen, wie sie sich verhalten. Ich sah, wie [geringschätzig]
ein guter Bekannter sich gegenüber einem Menschen verhielt, der ihm das Gepäck
ins Hotel trug. Das ist oligarchisches Denken. Dieser Mensch in Indien ist um
kein Jota besser als die Queen mit ihren Drogengeschäften. Und die Queen
steckt im Drogenhandel. Man hat uns Vorwürfe gemacht, weil wir das sagen, aber
wir haben es bewiesen.
Schauen Sie sich die britisch-saudische Steuerung des Terrorismus an. Darum
geht es bei den „28 Seiten“, und Sie haben von Walter Jones gehört, daß es in
den Vereinigten Staaten eine wachsende Bewegung gibt, die die Wahrheit darüber
an den Tag bringen wird (siehe Neue Solidarität 27/2015).
Jedenfalls, und das ist der Punkt, den ich hier machen will: Es gibt eine
Zivilisationskrise, die wirklich allumfassend ist. Und wir haben einen Punkt
in der Geschichte der Menschheit erreicht, an dem wir einen qualitativen
Sprung in ein vollkommen neues Paradigma machen müssen.
Dafür gibt es viele Beispiele in der Geschichte, die man studieren kann, wo
es einen Zusammenbruch der Zivilisation gab, wie etwa im 14. Jahrhundert in
Italien, tatsächlich in vielen Teilen Europas. Die Pest grassierte. Es gab
Flagellanten. Es gab Hexenverbrennungen. Es gab einen völligen Zusammenbruch
der Gesellschaft und einen Kollaps des Finanzsystems. Schauen Sie sich die
Bilder von Bosch und Brueghel mit ihren Figuren an - ein Auge schaut nach
oben, das andere nach unten! Was diese Maler darstellten, war der geistige
Zusammenbruch der Gesellschaft in einem Finsteren Zeitalter.
Und dann müssen Sie sich anschauen, wie man den Sprung in das Goldene
Zeitalter der italienischen Renaissance geschafft hat. Das geschah in vielen
Schritten. Es geschah durch Dante Alighieri, es kam durch Petrarca und die
ganze Bewegung der Humanisten, die anfingen, die Manuskripte der großen Denker
der Vergangenheit zu sammeln.
Dann gab es den heldenhaften Kampf von Jeanne d’Arc, die zusammen mit
Ludwig XI. Frankreich völlig veränderte. In den 20 Jahren der Herrschaft
Ludwigs XI. verdoppelte sich der Lebensstandard der Franzosen.
Und insbesondere waren da Nikolaus von Kues und die Menschen, die er
beeinflußte. Er griff die Peripatetiker an, die Aristoteliker, die in allen
Universitäten jener Zeit das Sagen hatten. Und er entwickelte eine neue
Denkmethode, die zur Grundlage des modernen Nationalstaats und Grundlage der
neuzeitlichen Wissenschaft wurde. Ohne Cusa hätte Kepler nicht tun können, was
er erreicht hat, er sprach immer vom „göttlichen Cusanus“.
Wernadskij sprach von dem „großen Wegbereiter Kusanskij“ [Cusa]. Und zum
Glück ist Wernadskij in Rußland viel bekannter als in Europa, denn das ist ein
sehr gutes Kapital, das Rußland nutzt und genutzt hat.
Wir brauchen einen solchen Bruch. Wir brauchen ein vollkommen neues Denken,
das nicht durch die gegenwärtigen Konflikte zwischen Nationen definiert ist -
ethnische Konflikte, geographische Konflikte, all das -, sondern wir müssen
die Menschheit als eine Einheit betrachten und darüber nachdenken, wie wir in
der Zukunft als eine menschliche Gattung überleben können.
Und wenn man damit anfängt, alles von diesem Standpunkt aus zu definieren,
dann läßt sich jeder Konflikt lösen.
Wir haben es schon oft gesagt: Wir brauchen nicht bloß eine neue
Weltwirtschaftsordnung - die wir mit der Idee einer Weltlandbrücke präsentiert
haben, als gute Annäherung, wie sie aussehen könnte -, sondern wir brauchen
auch eine kulturelle Renaissance. Denn die degenerierten Kulturen müssen
verschwinden. Und ich bin überzeugt, daß Konfuzius und Lessing vollkommen
recht haben, wenn sie sagen: Wenn man beschließt, gut zu sein, dann kann man
das auch tun. Und wenn man beschließt, zu lieben, dann kann man anfangen zu
lieben. Es ist eine Frage der Moral. Können Sie es?
Eine Wiedergeburt der Klassik
In der gleichen Art und Weise, denke ich, können wir mit der gängigen
Kultur brechen. Und jedes Land kann seine eigene Hochkultur entwickeln.
Deutschland etwa sollte offensichtlich die deutsche klassische Periode
aufgreifen - die Musik von Bach, Mozart, Haydn, Schubert, Schumann, Beethoven,
Brahms, sogar einige Lieder von Hugo Wolf (ich will mich damit beschäftigen,
und ich habe sogar meinen Ehemann dazu gebracht, mir zuzustimmen), und
natürlich Schiller und andere große Dichter.
In Frankreich muß man die École Polytechnique aufgreifen. Es muß wieder
eine von der Wissenschaft angetriebene Gesellschaft werden, in der Tradition
des de Gaulleschen Denkens, daß Frankreich eine Mission haben muß. Italien hat
eine solche Vielfalt an Wissenschaftlern und Künstlern - Verdi, Dante,
Leonardo da Vinci.
Indien ist ein Land mit 5000 Jahren Geschichte. Man muß die Vedischen
Schriften wiederbeleben, die Gupta-Periode des Schauspiels, die indische
Renaissance von späten 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts, wo es so viele
wunderbare Dichter und Denker gab - Tagore, Sri Aurobindo, Vivekananda und
viele andere. China ist mit Konfuzius auf dem besten Wege.
Die Vereinigten Staaten: Dort ringen sie derzeit darum, das Bessere ihrer
Geschichte aufzugreifen, denn die Vereinigten Staaten sind kein monolithisches
Monster, keine Supermacht, deren Sklave man sein muß, weil sie am mächtigsten
ist. Nein, in den Vereinigten Staaten gibt es zwei völlig verschiedene
Traditionen.
Wir haben am vergangenen Wochenende eine Konferenz in New York
veranstaltet, wo historische Forschungen präsentiert wurden über die These,
daß die eigentliche Entstehung Amerikas in der Überwindung der Sklaverei lag.
Es war die große Frage, welche der Gründerväter sich durchsetzen würden:
diejenigen, die gegen die Sklaverei kämpften, oder diejenigen, die dabei
Kompromisse machten, die faktisch unter dem Einfluß des Britischen Empire
standen?
Das Empire hat niemals akzeptiert, daß es seine größte Kolonie oder aus
ihrer Sicht wichtigste Kolonie verloren hat. Deshalb hat es versucht, die USA
zu unterminieren, zunächst durch Kriege. Die Briten waren mit den
Konföderierten verbündet; die Plantagenbesitzer [Sklavenhalter] finanzierten
die Konföderation.
Danach erkannten sie, daß sie Amerika nicht mit militärischen Mitteln
zurückgewinnen konnten, und sie setzten andere Mittel ein, wie Lord Milners
Roundtable, „Milners Kindergarten“, und andere. Und das Ziel war, das
amerikanische Establishment zu überzeugen, daß es nach dem Vorbild des
Britischen Empire die Welt als ein Imperium beherrscht. Und das ist das
Problem mit den Bushs und mit Obama, denn das ist ihre Haltung.
Aber es gibt ein anderes Amerika, das Amerika von Ben Franklin, Alexander
Hamilton, John Quincy Adam, Lincoln, McKinley, Franklin Roosevelt und John F.
Kennedy. Wir machen derzeit große Fortschritte dabei, dieses Amerika
zurückzugewinnen.
Es ist meine tiefste Überzeugung, daß es ohne dies keine Lösung für die
Probleme der Welt geben wird. Und zum Glück gibt es heute eine wachsende
Bewegung, von Demokraten und sogar von einigen Republikanern, die absolut
anständige Menschen sind. Ich wünschte sogar, wir hätten in Deutschland auch
nur einen einzigen Abgeordneten wie Walter Jones. Denn er ist ein integerer
Mann. Er dient treu seinen Wählern, er ist ein aufrichtiger Mann. Und es gibt
andere wie ihn.
Amerika muß wieder eine Republik werden. Es muß eine Außenpolitik verfolgen
wie die von John Quincy Adams, der sagte, wir brauchen eine Allianz vollkommen
souveräner Republiken. Und so muß es sein, dann gibt es kein Problem mehr auf
der Welt, weil alle damit zufrieden sein können.
Ich könnte wahrscheinlich in jeder Nation eine Blütezeit finden. Aber das
wissen Sie alle selbst. Wir müssen die Höhepunkte jeder Nation und jeder
Kultur auffinden und sie wiederbeleben. Dann werden wir daraus eine neue
Renaissance erschaffen. Sie wird wie andere Renaissancen sein: nämlich daß man
das Schöne aus der Vergangenheit wiederbelebt, aber das wird dann der
Nährboden sein, um in der Zukunft etwas noch Schöneres zu schaffen.
Ich denke, das ist die Aufgabe, die nun unmittelbar vor uns liegt. Und ich
möchte, daß Sie sich alle daran beteiligen, denn es könnte die edelste Mission
Ihres Lebens sein. Und es ist notwendig.