Eine drohende globale Katastrophe
Von John Scales Avery
John Scales Avery, Vorsitzender der Dänischen
Friedens-Akademie, übermittelte der Konferenz die folgende Grußbotschaft.
Womöglich beginnt Israel noch in diesem Herbst einen umfassenden Krieg im
Nahen Osten und anderswo, indem es den Iran bombardiert. Die Konsequenzen sind
unabsehbar, aber auf verschiedene Weise könnte der Konflikt zu einem Atomkrieg
eskalieren, besonders wenn die USA den israelischen Angriff unterstützen und
wenn Pakistan, Rußland und China mit hineingezogen werden.
Warum ist diese Gefahr besonders beunruhigend? Wegen des massiven
Aufmarsches amerikanischer Marineverbände im Persischen Golf. Wegen der
erklärten Absicht der Regierung von Netanjahu, trotz des Widerstands der
israelischen Bevölkerung den Iran anzugreifen. Wegen der von Präsident Obama
erklärten bedingungslosen Unterstützung Israels. Und weil Pakistan als
Atommacht wahrscheinlich auf der Seite des Iran in den Krieg eintreten
dürfte.
Höchstwahrscheinlich wird ein Militärangriff auf den Iran durch Israel
einen iranischen Raketenangriff auf Tel Aviv provozieren, und der Iran könnte
auch die Straße von Hormus blockieren. Die wahrscheinliche Antwort der USA
wäre die Bombardierung iranischer Ziele wie etwa Hafeneinrichtungen am
Persischen Golf. Das könnte den Iran sehr wohl dazu veranlassen, eines oder
mehrere amerikanische Schiffe mit Raketen zu versenken, und in diesem Fall
würde die amerikanische Öffentlichkeit eine massive Vergeltung gegen den Iran
verlangen.
Indessen könnte es aufgrund der Unbeliebtheit der Allianz mit USA und
Israel sowie aufgrund zahlloser Greueltaten zu einem Sturz der mehr als
instabilen Regierung Pakistans kommen. Israel könnte darauf mit einem
präventiven Atomschlag gegen Pakistans Nukleareinrichtungen reagieren. Dem
Vernehmen nach bereitet sich Rußland bereits auf den Konflikt vor, indem es
Truppen und Waffen in Armenien zusammenzieht, und auch China könnte in den
Konflikt hineingezogen werden.
In dieser angespannten Lage besteht die Gefahr, daß es aufgrund eines
Systemversagens oder wegen einer Falscheinschätzung durch einen Militärführer
oder Politiker zu einem viel größeren atomaren Schlagaustausch kommt. Ein
thermonuklearer Krieg wäre die größtmögliche Umweltkatastrophe.
Jüngste Forschungen haben gezeigt, daß dichte Rauchwolken von
Feuersbrünsten brennender Städte bis in die Stratosphäre aufsteigen, wo sie
sich um den ganzen Globus verteilen und dort ein Jahrzehnt lang verbleiben.
Der Wasserkreislauf würde unterbrochen und die Ozonschicht zerstört. Ein
Jahrzehnt lang herrschten erheblich niedrigere Temperaturen, wodurch die
Landwirtschaft überall auf der Welt zum Erliegen käme. Menschen, Pflanzen und
Tiere würden dahingerafft.
Auch die langanhaltenden Effekte der radioaktiven Kontamination müssen
berücksichtigt werden. Man kann eine geringe Vorstellung davon bekommen, wenn
man an die radioaktive Kontamination denkt, die große Gebiete um Tschernobyl
und Fukushima dauerhaft unbewohnbar gemacht hat, oder an die
Wasserstoffbombentests in den fünfziger Jahren, die noch mehr als ein halbes
Jahrhundert später Leukämie und Geburtsfehler auf den Marshall-Inseln
verursachen. Bei einem thermonuklearen Krieg wäre die Kontamination noch bei
weitem größer.
Es sei daran erinnert, daß die gesamte Sprengkraft der heutigen Atomwaffen
auf der Welt 500.000mal so groß ist wie die Kraft der Bomben, die Hiroshima
und Nagasaki zerstörten. Heute würden der vollständige Zusammenbruch der
menschlichen Zivilisation und die Zerstörung eines Großteils der Biosphäre
drohen.
Die menschliche Kultur, die uns allen gemein ist, ist ein Gut, das sorgsam
geschützt und an unsere Kinder und Enkelkinder weitergegeben werden muß. Die
wunderschöne Erde mit ihrer enormen Vielfalt an Pflanzen und Tieren ist ebenso
ein Reichtum, der sich fast gar nicht ermessen oder ausdrücken läßt. Welche
ungeheure Anmaßung und Gotteslästerung bedeutet es, wenn unsere Führer auch
nur in Erwägung ziehen, das in einem thermonuklearen Krieg aufs Spiel zu
setzen!
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