Der Kampf des Empire gegen Leibniz’ Entwicklungsprogramm
Von Michael Billington
Michael Billington, der Lyndon LaRouche in asiatischen
Angelegenheiten berät, berichtete in seiner Rede bei der Konferenz des
Schiller-Instituts am 25. 11. 2012, wie die imperialen Kräfte (insbesondere
Venedig und Großbritannien) seit Jahrhunderten versuchen, durch politische
Manipulationen und Kriege den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch
zwischen Europa und Asien zu verhindern.
Ich möchte meinen Vortrag über das Konzept der Weltlandbrücke mit zwei
Zitaten beginnen. Das eine ist von Gottfried Leibniz, einem der größten
Geister der westlichen Zivilisation, das andere von Rudyard Kipling, einem
literarischen Sprachrohr des Britischen Empire.
Leibniz schrieb 1697 in seinem Journal Novissima Sinica (Das Neueste
von China):
„Ich betrachte es als einen einzigartigen Plan des Schicksals, daß die
menschliche Zivilisation und Verfeinerung heute gleichsam an den beiden
Extremen unseres Kontinents konzentriert sein sollte - in Europa und China,
das den Orient ebenso schmückt wie Europa das andere Ende der Erde. Vielleicht
hat die höchste Vorsehung ein solches Arrangement angeordnet, damit, wenn die
kultiviertesten und fernsten Völker sich die Arme reichen, diejenigen, die
zwischen ihnen liegen, vielleicht zu einer besseren Lebensart geführt werden.“
(G.W. Leibniz, Novissima Sinica, 1697.
Kipling, der in Britisch-Indien geboren wurde, hatte in seiner Ballade
vom Osten und Westen folgendes zu sagen:
„Oh, Ost ist Ost, und West ist West, und es verbindet sie nichts, bis
Himmel und Erde stille stehen.“
Das ist nicht bloß eine poetische Darstellung von Kiplings Ansichten, es
ist eine politische Erklärung des Empire.
Die Beziehungen zwischen Osten und Westen - beim Osten auch Südwestasien
und Ostasien eingeschlossen und bei den Beziehungen die materiellen ebenso wie
die geistigen - waren immer und sind noch heute ein Kampf zwischen zwei
grundsätzlichen Einstellungen. Auf der einen Seite sind diejenigen, die den
Menschen so sehen, wie Aristoteles ihn sah: daß wir entweder als Herren oder
als Sklaven geboren würden und unser Geist wie ein Computer sei, nämlich
völlig leer außer den Daten, die wir durch unsere Sinneswahrnehmungen
aufnehmen. Die „niederen Rassen“ gelten als Halbmenschen, über die man
herrschen müsse, das sei die „Bürde des weißen Mannes“. Dies ist eine weitere
Formulierung Kiplings, aus einem Aufsatz, den er dem amerikanischen Rassisten
und Imperialisten Teddy Roosevelt übersandte, um ihn zu ermutigen, die
Philippinen als Kolonie zu behalten, nachdem die USA sie vom spanischen
Kolonialismus befreit hatten, und Roosevelt folgte diesem Rat nur zu gern. Das
gehörte zu den Anfängen der Übernahme der britischen Imperialpolitik durch
Amerika, die andauerte, bis Franklin Roosevelt ihr ein Ende setzte.
Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die wie Platon davon überzeugt
sind, daß der Mensch sich durch seine schöpferischen Geisteskräfte definiert,
wie die Fähigkeit, alle früheren Entdeckungen der Menschheit in sich
aufzunehmen und neue universelle Wahrheiten in Wissenschaften und Künsten zu
entdecken. Solche humanistischen Köpfe möchten natürlich die Menschheit zu
dieser Suche nach universellen Wahrheiten einen.
Lyndon und Helga LaRouche zeichnen oft das Bild einer Zukunft Eurasiens und
Afrikas auf der Grundlage der „Weltlandbrücke“: mit
Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnkorridoren, die alle Kontinente miteinander
verbinden, und mit einem ständigen Dialog der Gelehrten und Staatsmänner der
drei großen Kulturen Eurasiens - der jüdisch-christlichen, der islamischen und
der konfuzianischen. Diese wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit
brauchen wir, damit die Menschheit das Universum immer besser beherrschen und
die Zivilisation weiter voranschreiten kann.
Es sollte aber allen Anwesenden klar sein, daß die Gegner einer solchen
Vision derzeit die Oberhand haben und daß sie sogar willens und bereit sind,
die gesamte Zivilisation aufzugeben, um zu verhindern, daß es zu einer solchen
Zusammenarbeit und Entwicklung kommt, weil sie darin die größte Bedrohung
ihrer Macht sehen - der Macht des oligarchischen Systems und ihres
finanziellen Empires.
Die Geschichte der zahlreichen Versuche, diese Zivilisationen in Verbindung
zueinander zu bringen, und der Bemühungen der Oligarchie, dies zu verhindern,
ist mein heutiges Thema, und diese Geschichte muß uns bei unseren Bemühungen
um die Überwindung der heutigen Krise eine Lehre sein.
Venedig und die Mongolen zerstören die Zivilisation
Die frühesten Beziehungen der arabischen Welt und Europas zum fernen Asien
kamen auf dem Landweg zustande, über die „Seidenstraße“, den Handelsweg für
die im Westen so geschätzte asiatische Seide. Die Seidenstraße hat eine reiche
Geschichte, seit der Zeit Alexanders des Großen, des Römischen Reichs und der
Tang-Dynastie. Ich möchte jedoch gleich bis zum 12. und 13. Jahrhundert
vorangehen.
Die westliche Welt war damals weitgehend bankrott, seit der Zeit der
Kreuzzüge, diesen wahnsinnigen Kriegen zwischen Europa und der arabischen
Welt, die von den Geldverleihern in Venedig manipuliert wurden, während
gleichzeitig in Asien die Mongolen ihre Eroberungen begannen und den Großteil
Eurasiens verwüsteten. Die Mongolen, Anhänger einer kruden Mischung aus
buddhistischen, animistischen und pseudochristlichen Sektenideologien, die
über Persien zu ihnen gelangt waren, arbeiteten dabei direkt mit Venedig
zusammen. Sie fegten durch die gesamte zivilisierte Welt der damaligen Zeit:
zuerst durch China, wo sie die große Renaissancekultur der Song-Dynastie
zerstörten, dann durch die islamische Welt, wo sie das Abbasiden-Kalifat
zerstörten, und durch Mitteleuropa, wo sie die Menschen abschlachteten und
Städte einäscherten, und sie zerstörten Bewässerungssysteme wie alle anderen
Zeichen einer modernen Kultur, denen sie begegneten. Nur Venedig verschonten
sie, das blühte auf, indem es das Gold vermarktete, das die Mongolen in China
und Bagdad geraubt hatten, den Mongolen Sklaven verkaufte und „Freihandel“
praktizierte.
Mit den Mongolen kam auch die Pest, die Europa noch lange entvölkerte,
nachdem die Mongolen in die Steppen Asiens zurückgekehrt waren.
Nur die Renaissance rettete Europa vor Venedig und dem Schwarzen Tod. Nur
die Mobilisierung des menschlichen Geistes, um die Ketten linearen Denkens
abzuwerfen und wohldurchdachte Zukunftsvisionen Realität werden zu lassen,
konnte die Auslöschung der Menschheit verhindern.
Von der Renaissance bis Leibniz
So verhalf die Wiederbelebung des platonischen Denkens mit Hilfe der
islamischen Renaissance, die das Gedankengut der klassischen griechischen
Kultur bewahrt hatte, Europa zu einer Wiedergeburt. Nikolaus von Kues
entwickelte den Plan, von Europa nach Westen zu segeln, um in dieser Richtung
nach Asien zu gelangen und auf dem Weg dorthin die neue Welt zu entdecken, die
dazwischen lag; auf dem anderen Weg brachten Jesuitenmissionare im 16. und 17.
Jahrhundert diese platonischen Ideen nach China und in andere Teile Asiens.
Später brachte Johannes Kepler auf Bitten der Jesuiten seine revolutionäre
Idee der Harmonie der Welten zu Papier, um sie den Chinesen vorzustellen,
während Venedigs Mann Galileo Galilei den Jesuiten einen Korb gab, als sie ihn
um seine Mithilfe baten, sein Werk den Chinesen zu präsentieren. (Vielleicht
sollten die Chinesen Galileo dafür dankbar sein!)
Die Jesuiten trafen in China auf eine verfeinerte und fortgeschrittene
Kultur, deren Führung für wissenschaftliche Lehren und für eine Zusammenarbeit
mit dem Westen offen war. Die Jesuiten stellten auch überrascht fest, daß
Muslime, die über die Seidenstraße nach China gekommen waren, in China
führende Astronomen und Wissenschaftler geworden waren.
Die Jesuiten vermittelten auch 1689 den ersten internationalen Vertrag
zwischen Rußland und China, der die Grenzen im Fernen Osten bis weit ins 20.
Jahrhundert hinein festlegte.
Auch Gottfried Wilhelm Leibniz stellte Verbindungen zu den Jesuiten in
China her und las Übersetzungen des Konfuzius, des Menzius und des großen
Philosophen der Song-Dynastie Zhu Xi. Leibniz publizierte ein Journal,
Novissima Sinica (aus dem ich eingangs zitiert habe), um die
europäische Bevölkerung mit den Ideen der chinesischen Zivilisation bekannt zu
machen.
Leibniz organisierte auch eine enge Zusammenarbeit mit dem neuen russischen
Zaren, Peter dem Großen. Leibniz sah das Potential, daß Europa, Rußland und
China zusammenarbeiten könnten, um dem imperialen System ein für allemal ein
Ende zu setzen. In einem Brief an Peter den Großen schrieb Leibniz 1712:
„Es scheint Gottes Wille zu sein, daß die Wissenschaft den Globus umspannen
und nun nach Skythia (Rußland) kommen soll, und daß Eure Majestät das Werkzeug
zu diesem Zweck sein sollen, denn Ihr seid in einer Lage, das beste von Europa
auf der einen und von China auf der anderen Seite aufzunehmen und durch gute
Einrichtungen die Errungenschaften beider zu verbessern.“
Aber dann kam wieder Venedig.
Dieses enorme Potential wurde von den Venezianern unterdrückt; sie nutzten
ihren Einfluß auf korrupte Päpste, und diese verurteilten die konfuzianische
Weltsicht als Häresie, als unvereinbar mit dem Christentum. Man vergleiche
dies mit Leibniz, der in seiner Natürlichen Theologie der Chinesen über
das konfuzianische Denken schrieb: „Es ist reinstes Christentum, insofern als
es das natürliche Gesetz, das in unsere Herzen geschrieben ist, erneuert -
außer dem, was die Offenbarung und Gnade hinzugefügt hat, um unsere Natur zu
verbessern.“
Das venezianische Reich war dagegen fest entschlossen, die von Leibniz ins
Auge gefaßte Zusammenarbeit zu zerschlagen. Da der Konfuzianismus nicht nur
das philosophische System Chinas war, sondern auch die Grundlage seiner
Regierungsform, bedeutete das Verdikt des Vatikan auch, daß alle Christen
verpflichtet waren, deswegen die Regierung und den Staat zu verurteilen. Und
so wurden, ganz wie es das Imperium beabsichtigt hatte, schon bald die
Christen aus China ausgewiesen, und auf diese Weise gelang es dem Empire
wieder, die Brücke zwischen Ost und West einzureißen.
China kehrte sich nach innen und erlebte einen Niedergang, was es für die
Invasion britischer Kanonenboote und britischen Opiums im folgenden
Jahrhundert anfällig machte, in deren Gefolge China und Asien mehr als hundert
Jahre lang rücksichtslos ausgebeutet wurden.
Die USA als neuer Faktor
In der Zwischenzeit jedoch waren die Vereinigten Staaten entstanden, die
Leibniz’ Prinzipien folgten. Zur Zeit der Opiumkriege bauten die USA bereits
Maschinen für Krafterzeugung, Verkehr und Produktion, die von der ganzen Welt
bestaunt wurden. Abraham Lincolns Ökonom Henry Carey und seine Mitarbeiter
planten eine transkontinentale Eisenbahn, wobei man nicht bloß die Verbindung
mit der amerikanischen Westküste erreichen wollte, sondern der Weg sollte auch
per Schiff bis Asien weiterführen - ähnlich wie Cusa Asien erreichen wollte,
indem man nach Westen segelte. Die Verfechter des Amerikanischen Systems
wollten die aus ihrer Sicht natürlichen Verbündeten Asien und Amerika
zusammenführen, um Asien aus dem Würgegriff des Britischen Empire zu
befreien.
Carey schlug auch vor, die transkontinentale Eisenbahn international
auszuweiten und „die ganze Erde mit einer eisernen Bahn zu umgürten“. Dieses
Konzept führte zu Careys Zusammenarbeit mit Rußland bei der Planung der
späteren Transsibirischen Eisenbahn, der ersten Eisernen Seidenstraße.
Careys Ideen beeinflußten auch Bismarck in Deutschland. Dieser griff den
Plan des deutsch-amerikanischen Ökonomen Friedrich List auf, durch den
Zollverein Deutschland auf der Grundlage der protektionistischen Politik des
Amerikanischen Systems, im Gegensatz zum britischen Freihandelsmodell, zu
einigen. Das machte ihn zu einem der Hauptgegner des Empire. Als Bismarck
daran ging, eine Eisenbahnverbindung nach Südwestasien zu bauen, die
Berlin-Bagdad-Bahn, betrachteten die Briten dies als Casus belli, weil
es ihre Kontrolle über den Handel durch die Beherrschung der Weltmeere
gefährdete. 1890 konnten sie Bismarcks Sturz bewirken, wofür sie die
Verwandtschaftsbeziehungen der Monarchie zu Kaiser Wilhelm II. nutzten, und
schon kurze Zeit später begann der Marsch in den Weltkrieg, angefangen mit dem
von den Briten geschürten Krieg Japans gegen China 1894 und den Balkankriegen,
die Bismarck stets verhindern wollte und die später zum Ersten Weltkrieg
führten.
Wieder einmal hatte das Empire eingegriffen, um die Einigung souveräner
Staaten in Europa und Asien und die Ausbreitung der Ideen des Amerikanischen
Systems in Eurasien zu verhindern.
Am Ende des Ersten Weltkriegs setzten die Briten und die Franzosen das
Sykes-Picot-Abkommen durch, mit dem sie die arabische Welt und das Osmanische
Reich als Kriegsbeute untereinander aufteilten, und damit stellten sie sicher,
daß es keine regionale Infrastruktur oder Entwicklung geben würde und so der
Zugriff auf das Öl und die übrigen Ressourcen der Region von London aus
gesteuert werden konnte. Faktisch sorgten sie dafür, daß das gesamte 20.
Jahrhundert zu einem Jahrhundert der Kriege wurde - ständiger langer Kriege,
vom Ersten Weltkrieg über den Zweiten Weltkrieg bis hin zum Vietnamkrieg und
anderen blutigen „Entvölkerungskriegen“ überall in der Dritten Welt.
Franklin Roosevelt hatte die Absicht, daß die siegreichen Vereinigten
Staaten eine Welt schaffen sollten, die auf Entwicklung und wissenschaftlichem
Fortschritt beruht, aber mit seinem Tod gerieten die USA zunehmend unter den
beherrschenden Einfluß des britisch-imperialen Feindes, bis hin zur jetzigen
Ära der mit London und Saudi-Arabien verbundenen Familie Bush und der
narzißtischen britischen Marionette Barack Obama, die uns an den Rand der
Vernichtung geführt haben.
Neue Seidenstraße und Weltlandbrücke
Aber die Arbeit von Lyndon und Helga LaRouche zeigt, daß es zu dem
scheinbar endgültigen Absturz in die Entvölkerung und in den thermonuklearen
Krieg eine Alternative gibt. Lyn präsentierte seine Lösung für die Nahostkrise
schon 1986 in seinem „Oasenplan“, der darauf abzielt, durch künstliche Seen in
der ägyptischen Wüste in der Kattarasenke, Meerwasserentsalzung mit Kernkraft
und einen Kanal vom Roten Meer zum Toten Meer gewaltige neue Wasservorräte für
die arabische Welt zu schaffen sowie Eisenbahnverbindungen durch die Region,
die Europa und Asien mit Afrika verbinden.
LaRouche betonte besonders, daß nur die Zusammenarbeit israelischer
Wissenschaftler und Ingenieure mit qualifizierten palästinensischen
Arbeitskräften eine Grundlage für die Überwindung des politischen Patts legen
könne. Erst Entwicklung und dann politische Vereinbarungen auf der Grundlage
des gemeinsamen Interesses - und nicht andersherum, wie es die Briten immer
fordern, um sicherzustellen, daß weder das eine noch das andere jemals
zustande kommt.
1988, gerade als er genauso wie ich und andere Mitarbeiter mit „kurzem
Prozeß“ ins Gefängnis gesteckt wurde, präsentierte er einen kühnen Plan zur
Integration Osteuropas, das, wie er richtig vorhersagte, schon bald die Ketten
des Kommunismus abwerfen würde, durch erweiterte landwirtschaftliche und
industrielle Projekte in der gesamten Region. Hieraus wurde dann die Idee des
„Produktiven Dreiecks“ Paris-Berlin-Wien und des Aufbaus von
Infrastrukturkorridoren durch ganz Europa bis nach Asien und Afrika. Später
entwickelte sich dann daraus die Idee der Neuen Seidenstraße, und während Lyn
im Gefängnis war, übernahm Helga die Führung - nicht nur im Kampf gegen das
Unrecht, das man Lyn und uns anderen antat (wobei sie oft mit meiner kürzlich
verstorbenen Ehefrau Gail zusammenarbeitete), sondern auch darin, die Nationen
Eurasiens und der ganzen Welt für dieses erhebende Konzept des „Friedens durch
Entwicklung“ zu gewinnen.
Den Höhepunkt bildete die historische Konferenz in Beijing 1996, das
Internationale Symposium für die Entwicklung der Regionen entlang der
Euro-Asiatischen Kontinentalbrücke, mit Teilnehmern aus 36 Ländern; Helga
hielt dort einen Vortrag über den „Bau der Neuen Seidenstraße“ als Vision für
einen Frieden durch Entwicklung zur Verwirklichung der gemeinsamen Ziele der
Menschheit. Bald wurde Helga in aller Welt als die „Seidenstraßen-Lady“
bekannt. Die langfristige Vision der Landbrücke umfaßt den Bau von
Entwicklungskorridoren mit Hunderten neuer, mit Kernkraft versorgter Städte
entlang der Strecken zur Erschließung und Entwicklung der riesigen
rohstoffreichen Gebiete des russischen Fernen Ostens und Zentralasiens.
Zwei der drei Hauptstrecken der Eurasischen Landbrücke wurden inzwischen
verwirklicht, wenn auch immer noch in rudimentärer Weise. Die Transsibirische
Eisenbahn wird ausgebaut. Ein gewaltiger Ausbau der zentralen Strecke durch
Zentralasien wird von China und Rußland vorangetrieben, um den Transport von
Gütern aus den sich schnell entwickelnden Industriezentren in den inneren
Provinzen Chinas zu erleichtern. Und auch die südliche Strecke, die Asien mit
der Arabischen Welt und Afrika verbinden soll, macht inzwischen endlich
Fortschritte, denn nun werden die früher isolierten Länder Laos und Myanmar in
die asiatischen Entwicklungspläne durch eine Zusammenarbeit praktisch aller
asiatischen Nationen eingebunden.
Ein weiterer Meilenstein wurde in April 2007 in Moskau erreicht, als die
russische Regierung eine Konferenz über „Megaprojekte für Rußlands Osten: eine
transkontinentale eurasisch-amerikanische Verkehrsverbindung über die
Beringstraße“ veranstaltete. Lyndon LaRouche, der sich schon seit 30 Jahren
für eine Eisenbahnverbindung über die Beringstraße zwischen dem US-Bundesstaat
Alaska und dem russischen Fernen Osten einsetzt - als eines der wesentlichen
„Großprojekte“, um die Erde für die kommenden Jahrhunderte grundlegend zu
transformieren -, wurde eingeladen, seine Ideen über den Beringstraßen-Tunnel
vorzutragen.
Die Konferenz kam in einem Moment, in dem die Briten ihre Kriegspläne gegen
Rußland erneuerten, Präsident Putin zum „neuen Stalin“ erklärten und wieder
einmal die USA dazu verleiten wollten, den Krieg für sie zu führen -
„britisches Gehirn und amerikanischer Muskel“, wie sie gerne sagen. Aber ein
gemeinsames Thema von LaRouche und anderen bei dieser Konferenz war - wie
schon in seinem Oasenplan für den Nahen Osten -, daß für eine
„Kriegsvermeidung“ eine gemeinsame Entwicklung der Realwirtschaft vornan
gestellt werden muß, welche die potentiellen Gegner in einer realen
wirtschaftlichen Entwicklung miteinander verbindet. Man muß die
Produktivkräfte der Menschen auf beiden Seiten des Konfliktes steigern und die
gemeinsamen Ziele der Menschheit über die Interessen der Finanzoligarchen
stellen.
Zum Abschluß möchte ich noch kurz auf einige der zahlreichen Projekte
hinweisen, die notwendig sind, um die „Weltlandbrücke“ zu schaffen. In den
letzten Jahren hat die LaRouche-Jugendbewegung, die inzwischen auch nicht mehr
ganz jung ist, aber immer noch „unter 50“, eine Reihe spektakulärer
Video-Präsentationen über einige dieser Projekte produziert - manchmal unter
der Bezeichnung „Globales NAWAPA“ -, worin sie das Potential für einen
wahrhaft globalen Fortschritt der Menschheit sowohl auf der Erde als auch im
Weltraum vermitteln. Dazu gehören:
- NAWAPA;
- die Erschließung der Arktis;
- der Aufbau von Wasser-, Energie- und Verkehrsnetzen in Afrika;
- die Schließung der Darien-Lücke;
- die Wiederbelebung des Aralsees.
Werden wir den gegenwärtigen Finanzkollaps und den britischen Vorstoß zum
Krieg überleben? Tony Blair hat sehr deutlich gemacht, warum die Briten bereit
sind, einen globalen thermonuklearen Krieg zu riskieren, als er schon 1999
betonte, der Westfälische Frieden und das Konzept der souveränen
Nationalstaaten hätten sich überlebt. Wenn Rußland und China oder irgendwelche
anderen Nationen vor der erneuerten imperialen Herrschaft der Briten nicht
kapitulieren, dann sei ein Krieg zwar nicht „vorzuziehen“ (wie Obama das gerne
sagt), aber notwendig.
Das ist natürlich nichts Neues - es war die Absicht des Britischen Empires
seit seiner Entstehung. Aber die Amerikanische Revolution kam dazwischen und
machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Jetzt, unter Bush und Obama,
sind die USA zum Werkzeug des Empire geworden, überlassen die eigentliche
Macht den Spekulanten im Bankensystem in London und New York und führen nach
Belieben und ohne Grund Kriege gegen andere Nationen. Wenn wir überleben
sollen, dann müssen wir den Völkern die Macht des souveränen Staates
zurückgeben und diese Nationen einigen unter dem von Tony Blair und seinen
königlichen Freunden so verabscheuten Prinzip des Westfälischen Friedens, daß
das Interesse jeder Nation auch das Interesse aller übrigen ist. Diese
Zusammenarbeit zwischen souveränen Nationen für die gemeinsame Entwicklung ist
das gemeinsame Ziel und Interesse der Menschheit.
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