Die Aufgabe Europas gegenüber dem britischen Imperium
Von Jacques Cheminade
Der frühere französische Präsidentschaftskandidat Jacques
Cheminade eröffnete am 25. 11. mit der folgenden Rede den zweiten Tag der
Konferenz des Schiller-Instituts.
„Natürlich kann man auf seinem Sessel herumhüpfen wie ein Kind, wie eine
junge Ziege, und immer wieder rufen: ,Europa! Europa! Europa!’ Aber das führt
nirgendwohin und hat keine Bedeutung.” Mit diesem Satz rief Charles de Gaulle
am 14. Dezember 1965 einen großen Skandal unter den politisch Korrekten seiner
Zeit hervor. Heute, 47 Jahre danach, haben diejenigen, die etwas gegen leere
Worte haben oder gegen Worte, die das Gegenteil von dem ereichen, was sie
eigentlich bedeuten, vollkommen Recht, jenen wandelnden Schatten zu verachten,
zu dem Europa geworden ist - er ist häßlich wie die Sünde.
Es gibt kein Europa mehr, weil die europäischen Staaten ihre nationale
Souveränität an zwei miteinander verbundene Gebilde abgegeben haben. Also
erstens an das, was de Gaulle schonungslos als das britische oder
anglo-amerikanische Empire bloßgestellt hat - ein Konglomerat von
Finanzinteressen, das auf den Geflechten der City of London beruht, und
zweitens an dessen Werkzeug auf unserem Kontinent, jenem „Ding“, das der
Vorsitzende der EU-Kommission Jose Manuel Barroso einmal als „nicht-imperiales
Imperium“ bezeichnet hat.
Das Zusammenspiel zwischen diesen beiden Gebilden ist wie ein Faustischer
Pakt: Das Britische Empire hat die Macht der Finanzen, Geld, Intelligenz und
die Ideologie, und die Europäische Union zerstört sich selbst zum Nutzen solch
eines imperialen Imperiums dank seiner freiwilligen Knechtschaft. Wessen
freiwilliger Knechtschaft? Unserer eigenen, der Untertanen des
„nicht-imperialen Imperiums“; eines kontinentalen Imperiums, das nicht durch
Macht gebaut wurde, sondern durch das Einverständnis seiner Mitgliedsstaaten
mit der herrschenden Oligarchie; Mitgliedsstaaten, die sich hinter dem
verstecken, was sie selbst geschaffen haben.
In diesem geschichtlichen Augenblick sollten wir Europäer uns alle schämen,
daß wir uns in solch einer widerwärtigen Lage befinden, in der die
systematische Politik der Ausgabenkürzung durch das Empire die Grundlage
unserer Gesellschaft aufzehrt, den Geist unserer Kinder mit einer Kultur des
Todes verdirbt und die schöpferischen Kräfte der menschlichen Arbeit
zerrüttet.
Zerstörung der Werte
Nichtsdestoweniger prägt die Gewohnheit unser Verhalten, und sei es am
Rande des Abgrunds. Denn was zutiefst getroffen wurde, ist das beste unserer
gemeinsamen Kultur, ist der Glaube an die Unaufhaltbarkeit des Fortschritts,
den eigentlichen Inhalt der Existenz der Menschheit. Was uns geraubt wurde,
ist die Fähigkeit, an diesem gesellschaftlichen Vorgang teilzuhaben und ihn
anzuleiten, die Sprache einer künstlerischen und wissenschaftlichen, kreativen
Vorstellungskraft, der menschlichen Absicht, Grundsätzliches zu erkennen.
Europa ist zum charakterlosen, absurden Chaos verschiedener Stimmen geworden,
ohne gemeinsamen Zweck, ohne Einheit.
Lassen Sie mich Ihnen zwei Beispiele geben. Erstens war ich vor drei Wochen
auf der Pariser „Spielewoche“, auf der jährlich Videospiele gefeiert werden,
denn ein Journalist wollte mich dort interviewen. Es war eine sehr barbarische
Erfahrung, denn dort waren all diese kindischen jungen Leute, die meisten von
ihnen unter fünfundzwanzig, die vor Bildschirmen herumfuchtelten und
kreischten, mit Ego-Shootern spielten und auf die eine süchtigmachende
Umgebung extrem lauter Geräusche - angeblich Musik - einwirkte, die sich im
Dunkeln ausbreitete. Ein solches Chaos verkörpert für mich eine schwarze
Metapher dessen, was aus Europa geworden ist: Töne ohne Musik und Worte ohne
Sätze, Bilder, die an Sinneswahrnehmungen appellieren, und Leute, die zu
tierischen, süchtigen Opfern degradiert sind.
Als zweites gab es dann in dieser Woche ein internationales Kolloquium in
Paris mit dem Titel: „Auslese, Aussortierung und Triage in der Medizin: Logik,
Praxis und Werte.“ Die Präsentation behandelte „Die Voraussetzungen für die
Möglichkeit des Konzeptes der Triage: Perspektive vom 18. bis zum 21.
Jahrhundert“, und warb für die Harvard Medical School, den „Liverpooler Weg“
für alternde Patienten1 und für Tony Blairs NICE, das Nationale
Institut für Gesundheit und klinische Exzellenz. Man erinnere sich: Dr. Leo
Alexander sagte während des Nürnberger Tribunals, daß es ein Verbrechen gegen
die Menschlichkeit ist, das menschliche Leben mit einem Preis zu versehen.
Ich führen nur diese beiden Beispiele an, um Ihnen klar zu machen, daß neue
Nürnberger Verbrecher an unsere Türen pochen und daß unsere Mission in Europa
nicht nur darin besteht, fehlerhafte Konzepte zu berichtigen und vielleicht
eine Zuflucht im sicheren Haus unserer verschiedenen Nationen zu finden,
sondern darin, die Menschheit zu retten.
Freiwillige Knechtschaft
Was wir gegenwärtig unter dem Namen „Europa“ haben, ist eine Beziehung
zwischen dienstbaren Untertanen und den bestehenden, sie zugrunde richtenden
Institutionen, statt zwischen Bürgern und einem Rechtsstaat, der auf der
Übereinstimmung von Prinzipien beruht. Das ist genau das, was der französische
Autor La Boétie während der Religionskriege des 16. Jahrhunderts als
freiwillige Knechtschaft bezeichnete. Und das führt uns in einen Zusammenbruch
der Wirtschaft, was stets die Voraussetzungen für Kriege geschaffen hat, denn
Kriege sind das Inhumanste, was die Menschen sich einander antun können - und
sie tun es, wenn sie in Unmenschen verwandelt wurden.
Das Charakteristische an diesem Moment, an unserer Gegenwart, ist, daß die
Drohung der Oligarchie mit einer Flucht nach vorne thermonukleare Zähne hat.
Nürnberg und die Drohung der Eskalation zu einer thermonuklearen Konfrontation
- das kennzeichnet unsere gegenwärtige Lage.
Unsere Mission ist es deshalb, die Dinge zu beseitigen, die eine Bedrohung
für die weitere Existenz der Menschheit und unserer Gesellschaften darstellen,
und das ist nicht nur das Britische Empire als solches, sondern das
Prinzip des Britischen Empire, das unsere Denkweise infiziert, oder
besser gesagt, sich gegen unsere Fähigkeit richtet, kreativ zu denken.
Gleichzeitig müssen wir eine politische Schöpfung präsentieren, die sich nicht
als Deduktion aus unserer gegenwärtigen Lage definiert - das könnte nur ins
Unglück führen -, sondern um Gedanken anzuregen, die das Gefühl vermitteln,
daß bessere, höhere Ordnungen für die Menschheit erreichbar sind. Zu diesem
Zweck, der ein sehr konkreter ist, müssen wir als Europäer unsere nationalen
und individuellen Identitäten gegen imperiale und „nicht-imperiale Imperien“
zurückgewinnen. Denn eine Zweckgemeinschaft kann nicht in einem politischen
Käfig entwickelt werden, sondern muß sich frei zusammenfinden um verschiedene
Aspekte derselben Idee.
Die beste Art, dies auszudrücken, so denke ich, ist, daß Europa nicht wie
eine mathematische oder romantische Komposition von Klängen komponiert sein
darf, nicht wie ein Stück von Strauß, Rameau oder Elgars „Pomp and
Circumstance“, sondern wie eine Komposition von Bach, als eine Sprache, die
verschiedene Erklärungen derselben Idee vereinigt. Diese verschiedenen
Aussagen sind die Beiträge unserer Nationen, die sich losreißen von den
Fesseln des oligarchischen und imperialen Prinzips, um vorzustoßen zur Zukunft
aller Geister durch die gemeinsame Verwirklichung eines großen Entwurfs.
Das Glass-Steagall-Prinzip
Als erstes müssen wir verhindern, daß das Empire Schaden anrichtet. Darum
geht es beim Glass-Steagall-Prinzip in der Ökonomie. Wenn man dieses Prinzip
nicht durchsetzt, kann man den Schlüssel nicht erhalten, der das Tor zur
Zukunft öffnet. Es ist nur der Schlüssel, doch ohne diesen Schlüssel können
wir nicht in den ummauerten Garten gelangen, in dem das nicht entdeckte
Prinzip unserer gemeinsamen europäischen Zukunft liegt.
In diesem Sinne ist Glass-Steagall sowohl eine politische Waffe als auch
Ausdruck eines Wandels im Denken. Es setzt den Universalbanken ein Ende, jener
Art von Bank, die „zu groß ist, um sie scheitern zu lassen“, zu groß, um sie
zu verwalten, zu groß, um sie im Zaum zu halten und zu groß, um die
Verantwortlichen ins Gefängnis zu schicken. („too big to fail, and too big to
jail”.)
Denn so lange man den Vorgang der Geldschöpfung, der zu einer Geschäftsbank
gehört, auch einer Investmentbank gestattet, ist die Konsequenz, daß man damit
unendliche Mengen neuen Geldes in alle Arten sich ausdehnender Spekulationen
und zur Schaffung finanzieller Blasen zum Nutzen derer zieht, die Roosevelt
die „Monarchisten der Wirtschaft“ nannte.
Auf der einen Seite gibt es die Geschäftsbanken, bzw. die Kredit- und
Einlagebanken, und auf der anderen Seite die Aktivitäten des Marktes; wenn
diese beiden nicht getrennt werden, wird durch Geldausgabe Spekulation
finanziert, was die Wirtschaft zerstört. Keine weiteren Rettungspakete für
Investmentbanken! Der Unsinn der Derivate muß gestoppt werden. Ein Dutzend
Megabanken kontrolliert etwa 85% des Derivatemarktes, und 90 % werden in den
trüben Gewässern der Schattenbanken gehandelt, ohne irgendwelche öffentliche
Kotrolle, ein Markt, der das Zehnfache des Bruttoinlandproduktes unseres
Planeten umfaßt. Ganz offensichtlich ist es die erste Aufgabe Europas, einen
solchen Vulkan stillzulegen - und nicht, ihn zu füttern.
Sobald wir das Chaos genau untersucht und bereinigt haben, müssen wir die
Zukunft aufbauen. Das bedeutet, daß wir verstehen müssen, was das Wort
„Ökonomie“ tatsächlich bedeutet. Nicht etwa, Finanzprodukte billig einzukaufen
und teuer zu verkaufen und die Summe der dabei entstehenden Profite als
Bruttosozialprodukt zu bezeichnen. Die Ökonomie ist definiert durch die
Fähigkeit, das Leben von mehr Menschen zu ermöglichen, mit mehr qualifizierten
Arbeitsplätzen und der Fähigkeit, immer fortgeschrittenere Technik zu
beherrschen. Ausschlaggebend ist der Begriff der Dichte: die
Energieflußdichte, die es erlaubt, mehr und besser zu produzieren, und das mit
weniger körperlicher Anstrengung, weniger genutztem Land und weniger
Material.
Das ist es, was der Menschheit von Generation zu Generation langfristig das
Überleben auf immer höherer Ebene des Eingreifens erlaubt, sodaß wir unsere
Mission der Entwicklung des menschlichen Geists über Generationen erfüllen
können.
Für den Start in die Zukunft ist es notwendig, eine Rampe für eine solche
Entwicklung zu schaffen: physische Infrastruktur - Wasserwirtschaft, Energie,
Hochgeschwindigkeitstransport - und menschliche Infrastruktur - Bildung,
Gesundheitswesen, Forschung und Entwicklung, Innovation - sowie Zusammenarbeit
von Menschen und Austausch von Gütern und Ideen durch Entwicklungskorridore.
Gestern hörten Sie von dem revolutionären Entwicklungsplan für den Nahen und
Mittleren Osten, unseren Kampf für eine Eurasische Landbrücke, die zum
Mittelmeer und nach Afrika hineinreicht, um eine Ost-West- und
Nord-Süd-Weltlandbrücke zu werden. Wir müssen ein für allemal die
selbstmörderische Politik von Kostensenkung, Austerität und die Vernichtung
von Menschen beenden, und zur Politik Roosevelts und des Wiederaufbaus nach
dem Zweiten Weltkrieg zurückkehren.
Das Konzept des Kredits
Die Antwort der Feinde einer solchen Politik lautet: „Laßt uns realistisch
sein, laßt uns praktisch sein, es gibt kein Geld für solche Wunschträume.“ An
dieser Stelle erscheint das Konzept des Kredits. Volkswirtschaften sind nicht
auf der Grundlage von Einsparungen oder Geldausgeben an sich aufgebaut; sie
sind gebaut mit Kredit für Investitionen, deren Ergebnisse die Mittel
schaffen, um den Kredit zurückzuzahlen!
Kredit ist - wie es die Leute in der deutschen Kreditanstalt für
Wiederaufbau und in der französischen Planungskommission nach dem Zweiten
Weltkrieg genau wußten -, Kredit ist ein Wetteinsatz auf die Zukunft. Die
Alternative ist die Zerstörung. Der Beweis dafür ist, daß Europa damals ohne
Ersparnisse oder Renten, aber mit menschlicher Kreativität und mit Mitteln des
Marshallplans mit einer derartigen Herangehensweise wiederaufgebaut wurde,
während wir uns heute mit einem entgegengesetzten Geldsystem selbst
zerstören.
Die Zukunft der europäischen Nationen besteht in der Fähigkeit, zu solchen
politischen Auffassungen zurückzukehren, mit Eurasien, dem Mittelmeerraum, dem
Mittleren und Nahen Osten als Prüfsteine für unsere Identität und unser
Überleben. Was wir brauchen, ist Enthusiasmus, das, was die Griechen die
innere Gottheit nannten. Hier ist die Quelle, und zu warten ist ein
Verbrechen.
Solch ein Kreditsystem ist unvereinbar mit dem Eurosystem, welches aus
politischer Absicht ein Geldsystem im Dienste der Oligarchie darstellt. Es
läßt sich nicht umgestalten, es läßt sich nicht von innen verbessern, denn
sein wesentlicher Zweck besteht darin, die nationale und individuelle
Souveränität abzuschaffen: Man kann die Zukunft nicht mit Körpern bewältigen,
die ihrer Seele und ihrer Kultur beraubt wurden!
Der Beweis dafür ist, daß gerade die Leute, die heute „Europa! Europa!
Europa!“ rufen, auch diejenigen sind, die die Erasmus-, Leonardo-da-Vinci- und
Comenius-Programme für europäischen Kulturaustausch und Ausbildung
zusammenbrechen lassen. Auch dafür gibt es kein Geld; im Eurosystem gibt es
nur Geld für die Rettung von Banken und die Zerstörung von Menschen und
Nationen.
Das ist natürlich nicht nur eine Frage des Geldes, sondern von sozialer
Auslese. Die durchschnittlichen Fördergelder oder Stipendien betragen 200
Euro, und deshalb können nur die Jugendlichen fahren, deren Familien den
Fehlbetrag aufbringen können, um den Lebensunterhalt ihrer Tochter oder ihres
Sohnes zu finanzieren! Etwas grundlegender ausgedrückt, geht es bei den
Programmen nicht darum, das Beste aus der Klassik der Kulturen unserer
verschiedenen Nationen auszutauschen, sondern es werden immer mehr
kommerzielle, finanzielle und soziale Studiengänge angeboten, so daß man sich
vorkommt wie bei einem Potluck-Essen.
Aus der Perspektive des Mars
Europas Mission muß sich deshalb sowohl gegen das Britische Empire richten
als auch gegen unser „nicht-imperiales Imperium“, das gescheiterte
Euro-System. Nicht, damit wir uns alle nur noch uns selbst zuwenden, sondern
um Europa und der Welt das zu bringen, was gebraucht wird. Wie gestern gezeigt
wurde, ist die Weltraumpolitik der wissenschaftliche Motor für unsere Zukunft.
Der Mars zwingt uns, etwas auf der Erde zu verändern. Curiosity und die
europäisch-russische ExoMars-Mission sind nicht nur der Weg zur dringend
benötigten Initiative der Verteidigung der Erde gegen Gefahren aus dem
Weltraum (die von den Russen vorgeschlagene „Strategische Verteidigung der
Erde“), sondern auch Schritte zu einer Beherrschung des Sonnensystems und des
Bereichs darüber hinaus durch den Menschen, um die Zukunft der Menschheit zu
sichern, wenn diese dabei ist, zu zerfallen, was etwa in einer Milliarde
Jahren sein wird. Aber unsere Entschlossenheit, zu handeln, ist noch
keineswegs gesichert, im Gegenteil, wir werden daran gehindert. Das
ExoMars-Programm geht auf einen Impuls zurück, der schon lange vor dem
Euro-System in Gang gesetzt wurde; Aber es wurde nicht nur nicht vom
Euro-System ins Leben gerufen, das Euro-System droht sogar, es
abzuwürgen.
Curiosity und ExoMars würden jetzt zu Endprodukten, zu Sackgassen, wenn wir
unserer politischen Mission nicht gerecht werden. Europa und die Vereinigten
Staaten würden unter dem Regiment des Britischen Empire ihre Beteiligung an
der Weltraumpolitik entweder einstellen oder auf eine inakzeptable Ebene
herabsinken. „Es ist das System, Dummkopf!“ Es ist in der Tat ein System und,
wie man an seinem Schatten auf den Bildschirmen der Videospiele sehen kann,
ein Kult des Todes, während der Weltraum eine Kultur des Lebens zum
Wiederaufbau wissenschaftlicher Kenntnise darstellt, denn er stellt Fragen,
auf welche die Antworten noch nicht existieren!
In diesem Sinne ist die Arbeit an Weltraumprogrammen die fortgeschrittenste
Form dessen, was das Wesen der Arbeit für die zukünftige Menschheit werden
muß: eine erkennende Arbeit, um dem Nichtwissen entgegenzutreten und mit dem
umzugehen, was noch nie zuvor geschehen ist. Aber das wiederum kann nicht
geschehen ohne eine gründliche Mobilisierung des ökonomischen Systems, was nur
in einem globalen Kreditsystem erreicht werden kann.
Ein Gefühl der Scham über unsere Regierungen
Im Jahr 2012 haben wir begonnen, den Elysée-Vertrag zwischen Deutschland
und Frankreich zu feiern, und das Jahr 2013 wird als das Jahr der
deutsch-französischen Freundschaft bezeichnet. Auf unsere gegenwärtigen
Regierungen können wir nicht ohne ein Gefühl tiefer Scham blicken. Die
französische Regierung will die Bankenrettungen fortsetzen, weil sie keinen
Mut hat, sich ihnen entgegen zu stellen. Noch schlimmer, sie will am 19.
Dezember dem Kabinett eine falsche Bankreform vorlegen, um eine europaweite
Debatte über das Glass-Steagall-Prinzip zu verhindern. Die deutsche Regierung
will über alle Partner im Euro-System Austerität verhängen und durch diese
Maßnahme deren Fähigkeit zerstören, deutsche Güter zu importieren, worauf das
sogenannte deutsche Modell beruht.
Solche kriminelle Dummheit sollte gestoppt werden! Wir haben gestern
gesehen, daß die Wolken des finanziellen Sturms Krieg auf die Welt bringen. Es
ist höchste Zeit für einen Wandel. Es ist auch höchste Zeit, Nutzen aus der
Tatsache zu ziehen, daß die Briten die Europäische Union verlassen wollen.
Dadurch würden wir frei werden vom bestimmenden Einfluß der Londoner City und
könnten den Prinzipien der europäischen Gründerväter wieder Geltung
verschaffen.
Es ist jetzt höchste Zeit, die Welt vom Mars aus und noch weiter zu
betrachten. Darin hatten die Journalisten während meines Wahlkampfes für die
französische Präsidentschaft nicht unrecht: Nach einer gewissen Zeit bündelten
sie alle Attacken auf den Verrückten, den Exzentriker, der die Banken
zweiteilen und ein Raumfahrtprogramm entwickeln wollte. Beides durfte es ihren
finanziellen Meistern zufolge nicht geben, genausowenig wie die Ideen Lyndon
LaRouches. Es ist ihnen gelungen, die Stimmenzahl zu drücken, aber es gelang
ihnen nicht, die Entfaltung der Ideen zu beeinflussen. Diese Ideen sind mehr
als je zuvor auf dem Tisch einer bedrohten Welt, denn was auf dem Spiel steht,
ist nicht weniger als die Idee einer europäischen Kultur.
Wir befinden uns an einem Zeitpunkt, wo Mario Draghi verkündet hat, daß die
europäische Zentralbank für Mai 2013 eine neue Serie von Euronoten herausgeben
will mit dem Bild der phönizischen Prinzessin Europa, einer von Zeus
entführten Frau. Intelligente Leute haben darauf hingewiesen, daß sie keine
Göttin, sondern eine Sterbliche ist, und daß dies ein schlechtes Omen für den
Euro sei.
Wir müssen jetzt handeln, in Abstimmung mit dem, was in den Vereinigten
Staaten geschieht in Bezug auf das Schicksal von Barack Obama und mit Dingen,
die von dort kommen und in einzigartiger Weise unsere Lage hier verändern
können. Bleiben wir auf Empfang. Die Augen der wahren europäischen Kultur sind
nicht nur auf den eigenen Kirchturm beschränkt, sondern schauen von oben nach
unten, vom Standpunkt des Mars.
Mit solchen Augen des Geistes ist es unsere Aufgabe, die Herausforderung an
uns alle in diesem Raum, für ein neues Paradigma für den Weltfrieden zu
mobilisieren, und zwar noch weit, weit mehr, als in dem ominösen 20.
Jahrhundert für den fortdauernden Prozeß der Weltkriege mobilisiert wurde. Es
ist unsere Aufgabe, denn es kann keine größere geben - außer der, keine
Zukunft zu haben. Laßt sie uns hier und jetzt erfüllen, denn zu warten wäre
Selbstmord.
Vielen Dank - vielen Dank für das, was ihr fortan tun werdet, für das,
wofür ihr morgen eure Kräfte aufbieten werdet, was vor dieser Konferenz
unmöglich erschienen wäre. Vielen Dank für euer Verständnis für die Zukunft
und euer entsprechendes Handeln.
Anmerkung
1. „Liverpooler Weg“ bezeichnet die in Großbritannien allgemein eingeführte
Praxis, bei Patienten, deren baldiges Sterben für wahrscheinlich gehalten
wird, keine eigentliche Behandlung mehr vorzunehmen, sondern nur eine
Tiefensedierung vorzunehmen und sie sterben zu lassen.
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