Der Ausweg aus der spanischen Krise
Der aus der ehemaligen Sowjetunion stammende Journalist Daniel
Estulin sprach auf der Konferenz des Schiller-Instituts über die Lage in
Spanien.
Ich lebe in Spanien, und Spanien ist natürlich ein Tollhaus. Das ganze Land
ist im Streik. Nichts geht mehr und nichts wird mehr gehen. Letzte Woche
betonten sogar alle großen Zeitungen in ihren Schlagzeilen, 2013 werde Spanien
schmutziger, dunkler und unsicherer sein als je zuvor.
Was wir derzeit miterleben, ist ein großer Transfer des Besitzes des
kleinen Mannes in die Hände der Elite. Das gleiche geschieht überall auf der
Welt, aber in Spanien war das wirklich für die meisten Menschen ein Schock.
Ich denke, man kann definitiv sagen, daß Spanien schon lange kein
Nationalstaat mehr ist und zu einem Protektorat der Elite und der
Gangsterkapitalisten geworden ist. Der Verfall der Gesellschaft ist überall zu
spüren, denn Sozialleistungen, Gesundheitsversorgung, Versorgung der Älteren
und öffentliches Schulwesen werden um mehr als 80% zusammengestrichen oder
völlig abgeschafft - im Namen des Haushaltsausgleichs und verantwortungsvoller
Haushaltspolitik, eine irreführende Bezeichnung für größere Kontrolle der
Konzerne über den Reichtum des Landes. Die Gehälter der Polizeibeamten werden
gekürzt, was bedeutet, daß es schon in naher Zukunft mehr Unruhe und
Unsicherheit geben wird.
Interessant ist in Spanien, daß die Regierung sich auf einige der alten
PR-Methoden verlegt, die in der Vergangenheit in den USA benutzt wurden, um
die Wirtschaft umzustrukturieren und darin die Herrschaft von oben nach unten
zu organisieren.
Eine der Methoden dafür ist der Krieg gegen Rauschgift und Geldwäsche, der
angeblich besonders die russische und chinesische Mafia abschnüren soll. Das
geschieht natürlich alles in unserem Namen.
Wenn man genauer hinschaut, wird man zweierlei feststellen: Der Krieg gegen
die Drogen und der Krieg gegen den Terrorismus sind eine Einheit geworden.
Meiner Ansicht nach war das sogar schon immer eine Einheit, wenn man es aus
der Sicht der Pläne der Leute betrachtet, die auf der Erde das Sagen haben.
Ich bin überzeugt, daß der Krieg gegen den Terrorismus darauf angelegt war,
den Krieg gegen die Drogen eine Stufe weiterzuführen, und offen gesagt, hatte
der Krieg gegen das Rauschgift niemals etwas mit Rauschgift zu tun. Der Krieg
gegen das Rauschgift hatte keine politische Unterstützung mehr und jetzt hat
die Regierung ihm neuen Schwung und Energie gegeben.
Ich denke, es ist für die meisten denkenden Menschen offensichtlich
geworden, daß alle diese Kriege gegen die angeblichen unsichtbaren Feinde in
Wirklichkeit Teil eines weltweiten Krieges gegen uns, die Menschen, geworden
sind. Wir sind der Feind. Wer in den Vereinigten Staaten lebt, der weiß genau,
wovon ich rede.
Das andere, was man feststellen wird, ist, daß es eine riesige
Infrastruktur der Strafverfolgungsbürokratie gibt. Alternative Medien
berichten sogar, es gebe viel mehr Leute, die nach Verbrechern suchen, als es
Verbrecher gibt. Überall ist Polizei. Noch beunruhigender ist, daß die meisten
Menschen das einfach so hinnehmen. Aber auch das sollte uns eigentlich nicht
überraschen. Bei der Präsidentschaftswahl in Amerika haben mehr als 110
Millionen Menschen die beiden Kandidaten der großen Parteien gewählt. In
Spanien ist es das gleiche Muster - was die Frage nach dem moralischen Kompaß
der Menschen oder besser nach dessen Fehlen aufwirft.
Damals, in den 1930er Jahren raubten die Nazis die Juden aus, um ihre
Herrschaft zu finanzieren, aber im heutigen Amerika sind es die neuen Nazis,
die das Land regieren, angeführt von diesem degenerierten Kerl, der sich im
Weißen Haus breitmacht. Ich meine Obama - für den Fall, daß jemand Zweifel
hat, welchen der vielen degenerierten Kerle ich meine. Man denke an all die
Lippenbekenntnisse der Demokraten und Republikaner für die Arbeiterklasse im
Wahlkampf - daß sie alle nur das Beste für den kleinen Mann wollen, während
sie in Wirklichkeit die kleinen Leute umbringen wollen, weil heute in den
Vereinigten Staaten und auch in Europa eine entsprechende Bunkermentalität
herrscht. Man baut eine Wagenburg und wartet ab, wer zuletzt übrigbleibt. Es
ist ein Abnutzungskrieg.
Wir wissen, daß die Wirtschaft ganz bewußt ruiniert wird. In den Medien
wird viel Wind darum gemacht, daß der Absturz des Immobilienmarkts den
Familien soviel Not gebracht hat. Aber die Medien und die Politiker ignorieren
völlig, wieviel Geld weltweit durch die Entwertung der Währungen gestohlen
wird.
Wenn man sich anschaut, wieviel ein durchschnittlicher
Vier-Personen-Haushalt durch die Entwertung der Währung, sei es der Dollar
oder irgendeine andere Papierwährung, im Laufe von fünf Jahren verloren hat
und das auf eine Bevölkerung von 100.000 zusammenrechnet, dann macht das eine
Kaufkraft von mehr als 3,3 Milliarden Dollar aus. Wenn man das auf die
Gesamtbevölkerung der Ersten Welt hochrechnet, ist die Summe gar nicht mehr
faßbar.
Es wird also, während wir hier reden, Tag für Tag uns allen das Geld
wegkonfisziert, nur registrieren die Medien und die Menschen das anscheinend
nicht, weil uns zumindest bis heute noch keiner aus Staat und Regierung das
Geld physisch wegnimmt wie ein Einbrecher. Aber das müssen sie auch gar nicht,
weil sie eine geschicktere Methode gefunden haben.
Dann gibt es den Drogenhandel. Im letzten Jahr, genau im November 2011,
eröffnete die Banco Santander, die größte Bank Spaniens und ein treues
Mitglied der Inter-Alpha-Bankengruppe, eine ihrer größten Zweigstellen auf der
ganzen Welt: im gefährlichsten Getto - auf Spanisch „Favelas“ genannt - von
Rio de Janeiro! Die Medien schrieben über das „soziale Gewissen“.
Was gibt es wohl in einem Getto in Rio, woran Banco Santander und ihr Boß
Emilio Botin interessiert sein könnten?
Wie Lyn (LaRouche) und Jeff Steinberg, Dennis Small und natürlich Sie,
Helga, seit Jahren warnen: Man wäscht die Erlöse aus dem Drogengeschäft über
HongShang, Barclays, Wachovia, Coutts, Scotiabank, Royal Bank of Scotland,
Banco Santander und alle anderen Banken der Inter-Alpha-Gruppe; hunderte
Milliarden von Dollars werden im Rahmen dieser Pseudokriege über diese
Institute gewaschen. Wir sind buchstäblich Zeuge eines finanziellen
Staatsstreichs im wahren Leben. Auf der einen Seite sind die Kriege mit dem
Militär und auf der anderen Seite die realen, versteckten Kriege, die viel
mehr Menschenleben vernichten.
Interessant zu verfolgen ist nun, nachdem die Präsidentschaftswahl
wenigstens auf absehbare Zukunft entschieden ist, wie die Kriege um die
Staatshaushalte sich entfalten werden, nicht nur in den Vereinigten Staaten,
sondern auch in Spanien. Wir sehen erste Anzeichen für das, was kommt, denn
Spanien steht buchstäblich still. Das Land ist in Aufruhr, nicht das ganze
Land, aber die wütenden und sehr wütenden Menschen sind jetzt der Polizei
zahlenmäßig weit überlegen.
Wir haben alle von der „Fiskalklippe“ gehört. Der spanische
Ministerpräsident steht kurz davor, von dieser Klippe gestürzt zu werden, aber
nicht bevor der IWF und Genossen alles in Besitz nehmen, was an Wert in diesem
Land noch verblieben ist.
Überflüssig zu erwähnen, daß Wirtschaftsverbrechen in der ganzen spanischen
Gesellschaft zum Alltag geworden sind. Spanien ist bisher ein Mikrokosmos,
aber wenn man es weltweit betrachtet, können wir die Punkte mit einander
verbinden und erkennen das Muster.
So gibt es zum Beispiel in den Vereinigten Staaten, in Israel, in
Großbritannien eine Elite, die buchstäblich nach Gutdünken töten kann, ohne
dafür belangt zu werden, und dann gibt es die Menschen, die nicht die Macht
haben, ungestraft zu töten. Und wenn man sich die Diskussion um den Haushalt
in Amerika und in Spanien ansieht, sieht man, daß sämtliche Ausgaben der
Leute, die ungestraft töten dürfen, außerhalb der Bilanzen sind und sie auf
ihre Einnahmen keine Steuern zahlen müssen. Wir sind also Teil einer
Gesellschaft, in der immer mehr Leute außerhalb des Gesetzes stehen. Das sind
relativ gesehen wenige, aber sie sind äußerst mächtig und werden mit jedem Tag
mächtiger. Und dann sind da praktisch alle anderen, die dem Gesetz unterstehen
und die in dem Umfeld, in dem sie leben, immer verzweifelter werden. Darum
geht es in diesem politischen Krieg.
Wenn wir nun das alles ins rechte Licht rücken, sind da die Banken, die das
ganze Geld waschen, aber sie sind keine eigene Instanz - und Banco Santander
ist dafür ein gutes Beispiel -, sondern ein Rad im Getriebe des Systems für
die Leute, die über dem Gesetz stehen.
Und das gilt natürlich nicht nur für Amerika. Wir sahen es bei der Wahl in
den USA mit dem republikanischen Kandidaten und seinem Vize, der nicht sehr
weit von einem echten Nazi entfernt ist, genauso wie bei der gleichen
Situation in Spanien mit der gegenwärtigen Regierung und der gegenwärtigen
Oppositionspartei.
Die globale Elite, die auf der Welt auf einer supranationalen Ebene
herrscht, ist ständig auf der Suche nach den Kandidaten und Parteien in jedem
Land, die genügend Konsens schaffen können, um allen eine Lösung zu verkaufen.
Genau so war es in Spanien. Der Kerl, der [Minister-] Präsident ist, Mariano
Rajoy, ist höchstens dazu qualifiziert, Eintrittskarten im Zoo zu verkaufen;
aber man kaufte ihm einen neuen schicken Anzug, putzte ihm den Staub ab,
verpaßte ihm einen neuen Haarschnitt und machte ihn zum Regierungschef. Nun
hat dieses System immer funktioniert, solange man soviel Geld drucken konnte,
wie man wollte, weil man keinen ausgeglichenen Haushalt brauchte, und so wurde
jeder gekauft.
Wie Sie wahrscheinlich wissen, gibt es in Spanien eine enorm verschärfte
Krise, weil die Menschen nicht nur wegen der finanziellen Kernschmelze ihren
Lebensunterhalt verlieren, sondern obendrein noch obdachlos werden, weil die
Banken ihnen ihre Wohnungen wegnehmen, wenn sie die Hypothekenraten nicht
bezahlen können. Nun wird der LIBOR-Skandal, der im späten Frühjahr und im
Sommer auf die Titelseiten der Wirtschaftspresse kam, heute in Spanien groß
herausgebracht, die Medien veröffentlichen tatsächlich Berichte über spanische
Banken, die Zinsen manipulieren, usw.
So wie ich das verstehe, geht es dabei um die Kontrolle von oben. Die
Zentralbanken in Spanien, den USA und der übrigen Welt tun alles, um die
Zinsen nach unten zu drücken. Sie wollen jetzt ein System schaffen, das ihnen
mehr Kontrolle und mehr Möglichkeiten dazu liefert, weil die souveränen
Regierungen, ob in Europa oder den USA, möglichst niedrige Zinsen brauchen,
und sie müssen die Banken zwingen, ihnen Geld zu leihen, anstatt der
Wirtschaft allgemein. In der Presse wird die Lage anders herum dargestellt:
Als wären die Regierungen hilflos gegen die bösen Banken.
Aber das ist nicht wahr. Mit dem finanziellen Putsch will die Elite die
Banken in das Versorgermodell hineinholen, denn wenn man sich in diesem
Augenblick die Banken ansieht, handeln und arbeiten sie alle mit Krediten des
Staates.
Also abschließend: Wir stehen am Scheideweg. Und welchen Weg wir jetzt
nehmen, wird darüber entscheiden, ob wir im 21. Jahrhundert als
nationalstaatliche Republiken existieren werden oder als ein Haufen
unterdrückter, gekeulter und entmenschlichter Sklaven.
Die Lage ist extrem ernst. Aber der menschliche Wille ist unsterblich.
Inmitten der ohrenbetäubenden Kakophonie patriotischen Schweigens wecken
rebellische Stimmen Aufmerksamkeit. Die Unsterblichkeit hat ihre moralische
Grundlage in Wahrheit und Unbestechlichkeit. Das verdient jede erdenkliche
Unterstützung. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen und zu sterben.
Schließlich gibt uns die Geschichte Lehren durch Analogie, nicht durch
Identität. Die historische Erfahrung besteht nicht darin, in der Gegenwart zu
bleiben und zurückzublicken. Vielmehr geht man zurück in die Vergangenheit und
kehrt mit einem intensiveren Bewußtsein der Beschränkungen seiner früheren
Weltsicht in die Gegenwart zurück.
Tafel 79 aus Francisco Goyas “Schrecken des Krieges“ zeigt die Freiheit als
schöne junge Frau auf dem Rücken liegend mit entblößter Brust. Gespenstische
Figuren umstehen den Leichnam, während Mönche ihr Grab schaufeln. „Murio la
verdad“: Die Wahrheit ist gestorben. Was ist das für eine Alternative? Gewarnt
sein heißt gewappnet sein. Es liegt nicht an Gott, uns zu retten, sondern an
uns. Wir werden nie die richtigen Antworten finden, wenn wir nicht die
richtigen Fragen stellen.
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