Warum die Verteidigung des Planeten realen Profit abwirft
Von Jason Ross
Im ersten Panel „Die SDE als Plattform für die gemeinsamen
Ziele der Menschheit“ hat Jason Ross von LaRouches Basement-Team auf der
Konferenz des Schiller-Instituts am 13.-14. April den folgenden Vortrag
gehalten.
Meine Name ist Jason Ross. Ich arbeite in Lyndon LaRouches Basement-Team in
Virginia. Außerdem bin ich Chefredakteur des Magazins 21st Century Science
& Technology, dessen letzte Ausgabe sich mit der Frage der planetaren
Verteidigung beschäftigte. Ich freue mich, nach dem ausgezeichneten Vortrag
meines Vorredners über den Schutz des Planeten und die russischen Vorschläge
für internationale Zusammenarbeit sprechen zu können. Er hat bereits viele der
technischen Aspekte sowie die Gefahr von Asteroiden angesprochen.
In den Mittelpunkt meines Vortrags möchte ich LaRouches Sicht der
Wirtschaft stellen, die dem ursprünglichen Vorschlag für die SDI (Strategische
Verteidigungsinitiative) zugrunde lag. Aus seiner Sicht menschlicher
Kreativität - als eigentlichem Ursprung wirtschaftlicher Wertschöpfung und
seiner Betrachtung eines globalen wirtschaftlichen Wertmaßstabes im Gegensatz
zu einer Summe lokaler Wirtschaftswerte - war die Entwicklung der SDI kein
Kostenfaktor, keine Belastung, sondern eine große wirtschaftliche
Profitquelle. Überlegen Sie den Unterschied hiervon zum derzeitigen
US-Raketenabwehrsystem, das hohe Kosten verschlingt, aber keine nennenswerten
Spinoff-Technologien abwirft, wie es die Strategische Verteidigungsinitiative
getan hätte.
Zum besseren Verständnis hiervon werde ich über das Konzept der
Energieflußdichte sprechen, wie es auf die SDI und heute auf die SDE
(Strategische Verteidigung der Erde) anzuwenden ist. Herr LaRouche schlug in
den 80er Jahren keine kinetischen kill vehicles vor, sondern die
Entwicklung „neuer physikalischer Prinzipien“, so u.a. Durchbrüche in der
Laser- und Teilchenstrahltechnik sowie in der Kernfusion. Es gibt seither zwar
einige Fortschritte bei den Raketenabwehrsystemen, wie wir bei der letzten
Konferenz des Schiller-Instituts in den USA gehört haben, aber diese sind
nicht im Sinne des SDI-Programms. Zweck der SDI war nicht nur die Abwehr von
Raketen, sondern vor allem die Zusammenarbeit mit der damaligen Sowjetunion
und neue Technologien, die die Wirtschaft revolutionieren - ähnlich, aber in
noch größerem Maßstab als Präsident Kennedys Mondlande-Programm.
Das Apollo-Programm war teuer, doch wegen des Nutzens neuer Technologien
hatte es letztlich negative Kosten. Bei der Strategischen
Verteidigungsinitiative und auch bei der heutigen Strategischen Verteidigung
der Erde sind nicht nur technologische, sondern auch wissenschaftliche
Entwicklungen erforderlich, so u.a. bei der Kernfusion. Hier liegt ein
riesiges Potential.
Worum geht es also bei der Energieflußdichte? Das Problem beginnt mit der
skalaren Metrik, bei der man eine Art Maßstab für viele verschiedene Prozesse
verwendet. Wenn ein Ökonom beispielsweise die Wirtschaft mit dem üblichen
Maßstab „Geld” mißt, untersucht er im Grunde gar nicht die Wirtschaft. Oder
betrachten wir in der Physik den Begriff „Energie”: Energie hat zwar etwas
Reales, doch es geht viel vom Verständnis verloren, wenn man die Energie
allein betrachtet. Bei dem Konzept der Energieflußdichte geht es aber vor
allem um die Qualität und nicht um die Quantität der
Energiequellen.
Mit Qualität meine ich keine teure Schweizer Uhr; ich meine das Gegenteil
von Quantität. Wenn etwa ein Wissenschaftler einen Stein untersucht, so prüft
er gewöhnlich Parameter wie Masse, Dichte, Temperatur oder elektrische
Leitfähigkeit; wenn er aber einen Hund vor sich hat, berücksichtigt er noch
nicht einmal viele Dinge, nach denen ein Tierarzt schauen würde wie
Herzfrequenz, Stoffwechselumsatz, Ernährung usw. Und ein reiner Biologe würde
nicht verstehen, was ein Mensch ist; ohne eine Vorstellung von Kultur würde er
wahrscheinlich versuchen, alle sozialen Probleme mit Medikamenten zu
bekämpfen, anstatt die Kultur, in der die Menschen leben, oder ihr Denken zu
verändern.
In der Physik und in der Ökonomie ist die Energieflußdichte entscheidend,
um die verschiedenen Energiequellen zu verstehen. Wenn man lediglich
menschliche oder tierische Muskelkraft einsetzt, ist der Effekt sehr begrenzt
und besteht nur in mechanischer Bewegung. Verbrennt man Kohle, um eine
Dampfmaschine zu betreiben, erreicht man auch nur mechanische Bewegungen, doch
die sind viel stärker als das, was beispielsweise ein Pferd leisten könnte.
Beim Strom kann man die elektrische Leistung in Pferdestärken als
physikalischer Einheit messen, aber mit elektrischem Strom kann man erheblich
mehr Dinge tun als mit einem Tier. Jeder kann sich dafür viele Beispiele
einfallen lassen. Ein Pferd kann man nicht dazu bringen, daß die Kopfhörer,
die man trägt, funktionieren. Es ist eine andere Energieform.
Mit der Kernspaltung und besonders mit der Kernfusion, wenn sie erst einmal
entwickelt ist, wird elektrischer Strom praktisch umsonst verfügbar sein, und
der andere Vorteil ist, daß ganz neue Qualitäten wirtschaftlicher Aktivitäten
möglich werden. So ließe sich zum Beispiel eine Fusionsfackel für
Recyclingzwecke einsetzen, um einzelne Stoffe in ihre Elemente zu zerlegen -
ganz ähnlich wie man heute Erdölprodukte in verschiedene Bestandteile
aufspaltet.
Für die SDI bzw. die SDE brauchen wir die Kernfusion als Energiequelle.
Asteroiden kann man nicht mit Windmühlen oder mit Solarspiegeln ablenken oder
indem wir 15 Cent Pfand auf leere Getränkeflaschen wiederbekommen! Mit einer
solchen Einstellung können wir uns nicht gegen die Gefahren aus dem Weltraum
verteidigen. Doch mit Fusionsenergie, für die gegenwärtig viel weniger
ausgegeben wird, als man für Solaranlagen vergeudet, wird sich unser
Verhältnis zur realen Welt grundlegend verändern!
Abb. 1: Entwicklung der Weltbevölkerung in Europa im Lauf der Jahrtausende
Aufbauend auf der Idee der relativen Bevölkerungsdichte hat Herr LaRouche
eine wissenschaftliche Methode entwickelt, die er auf die Volkswirtschaft
angewendet hat. Die potentielle Bevölkerungsdichte ist ein Maßstab, wie
viele Menschen in einem bestimmten Gebiet leben könnten. Wie groß ist
das Potential? Wie hat es sich in den letzten Jahren verändert?
Betrachten wir hierzu die Kurve der Bevölkerungsentwicklung in Europa über
die Jahrhunderte und Jahrtausende (Abbildung 1). Man sieht, wie sich
die Zahl der Menschen, die hier leben können, dramatisch erhöht hat. Das liegt
nicht daran, daß die Leute mehr Kinder hätten, sondern wir haben uns als
Gattung verändert - genauso wie sich die Lebewesen insgesamt in der Evolution
verändert haben. Der Mensch ist so zu einer neuen Spezies geworden und steht
auf immer neuen Plattformen wissenschaftlicher Entwicklung.
Als sich die Lebewesen vom Wasser aufs Land bewegten, erhöhte sich deren
Macht über die Erde dramatisch. Das gleiche geschieht, wenn wir uns neue
Energiequellen erschließen, etwa in der Landwirtschaft oder in der
Medizin.
Das ist für den Menschen ganz natürlich. Es wäre „unnatürlich”, wenn wir
diesen Trend nicht fortsetzten. Das wäre so, als würde ein Dinosaurier die
Säugetiere „unnatürlich” nennen oder ein Stein bezeichnete eine Eidechse als
„unnatürlich”, weil sie nicht immer an einem Ort bleibt, sondern überall
herumläuft. Aber Eidechsen sind keine Steine, und Menschen sind keine
Tiere.
Man kann auch verschiedene Kulturen miteinander vergleichen. China verfolgt
mehrere ehrgeizige Programme. Vor einigen Jahren wurde ein dreistufiges
Mondprogramm eingeleitet, wo in Phase 2 Geräte auf dem Mond landen; und in
Phase 3 werden Materialproben vom Mond zur Erde zurückgeholt, was bisher nur
die USA und die Sowjetunion geschafft haben. Auch Indien treibt sein
Raumfahrtprogramm voran. 2008 wurde eine Sonde zum Mond geschickt, und in
diesem Jahr soll ein indischer Satellit zum Mars fliegen, womit Indien die
dritte Nation ist, die so etwas macht. Wir haben gerade etwas über die
russischen Vorschläge für Zusammenarbeit bei der Raketenabwehr gehört. Ja,
wenn Kernwaffen [zur Ablenkung von Himmelskörpern] eingesetzt werden, muß das
unbedingt international abgestimmt sein. Das hat zivile wie militärische
Aspekte, etwas, das die NASA verstehen muß.
In den USA hingegen verfolgt die NASA eine Mission, bis 2021 einen Menschen
auf einen Asteroiden zu bringen. Das ist ein Witz. Keiner nimmt das ernst. Es
macht überhaupt keinen Sinn, sich als Mensch auf einen Asteroiden zu stellen.
Man bräuchte dazu wahrscheinlich Spezialschuhe, denn die Anziehung dort ist so
gering, daß man sofort abhebt, wenn man nur einmal niest! Bei den
automatischen Haushaltskürzungen in den USA können NASA-Wissenschaftler
derzeit noch nicht einmal zu wichtigen Konferenzen fahren. Die NASA kann im
Augenblick keinen Menschen auf den Mond, geschweige denn auf den Mars
schicken. Sie kann noch nicht einmal jemanden zu einer Konferenz in Paris,
Berlin oder Tokio schicken!
Abb. 2 a, b: Zwei verschiedene Ausschnitte aus einer Videoanimation der
Bewegung der Massezentren der Asteroidenbahnen Es zeigen sich unterschiedliche
Konzentrationen, was dazu genutzt werden kann, Asteroiden aufzuspüren und ggf.
aus ihrer Bahn abzulenken.
Den Videomitschnitt des Vortrags, in dem diese Animation vorgeführt wird,
finden Sie hier.
Deshalb brauchen wir einen völligen Kurswechsel bei unseren Aktivitäten und
Prioritäten sowie eine Revolution, wie wir Wissenschaft betreiben.
Ich möchte hierzu kurz etwas anmerken. LaRouches Basement-Team hat sich
ausführlich mit der Geschichte der Wissenschaften befaßt, angefangen mit dem
ersten neuzeitlichen Wissenschaftler Johannes Kepler über Fermat, Leibniz,
Gauß, Riemann, Planck, Einstein bis Wernadskij. Ich möchte Ihnen eines der
erstaunlichen Resultate dieser Studien zeigen. (Video Asteroiden)
Das ist vielleicht etwas schwer zu verstehen, aber ich versuche, es zu
erläutern. Man sieht hier ein bewegtes Bild der Massezentren der
Asteroidenbahnen. Die Animation verändert sich, wenn man Asteroiden auswählt,
die weiter und weiter von der Sonne entfernt sind.
Stellt man sich dabei auf den Standpunkt von Kepler und Gauß, so muß es
einen Grund dafür geben, warum sich das Universum so und nicht anders verhält.
Mit Leibniz könnte man sagen: Ja, Gott ist allmächtig, aber Er ist auch so
weise, daß Er nichts ohne zureichenden Grund tut.
Wir haben also damit begonnen, mit Hilfe von Keplers Methode die Asteroiden
als System zu betrachten und eine Struktur im Asteroidengürtel zu entdecken.
Warum gibt es die Asteroidenschwärme, wie Herr Benediktow sagte, d.h. warum
erscheinen sie mit einem Mal in großer Zahl? Wenn man eine Hypothese über die
Struktur der Asteroidenverteilung hat, ließen sie sich wahrscheinlich besser
aufspüren, und womöglich ließen sie sich besser fortbewegen.
Damit beschäftigt sich LaRouches Wissenschaftsteam, und wir diskutieren
darüber auch mit NASA-Wissenschaftlern, denen dieses Phänomen ganz unbekannt
ist. Das sind also neue Beobachtungen, und Kepler wäre darüber sehr froh.
Das gehört alles zur strategischen Verteidigung der Erde, und der Weg in
die Zukunft, den das SDE-Konzept für die gemeinsamen Ziele der Menschheit
eröffnet, läßt uns ein wunderbares Geschenk an die Zukunft machen. Wenn in ein
oder zwei Generationen die ersten Marsbesucher und vielleicht Siedler ihre
einwöchige Reise zum Roten Planeten antreten, werden sie sich fragen, wie wir
zu Anfang des 21. Jahrhunderts so närrisch sein konnten, Banken mit der
Realwirtschaft zu verwechseln, oder warum wir so darauf fixiert waren, Energie
zu sparen, anstatt neue Energiequellen zu entwickeln, oder warum wir unseren
Müll in 15 verschiedenfarbigen Tonnen trennten, anstatt ihn mit einer
Fusionsfackel zu recyceln.
Frau Zepp-LaRouche hat mir neulich von einem Bericht erzählt, den sie
gelesen hatte, wonach die jungen Deutschen am wenigsten glücklich sind; aber
das liege nicht an materieller Armut. Ich denke, schuld daran ist zu einem
großen Teil die hier allgegenwärtige grüne Weltsicht, wo man schon den Kindern
beibringt, sie seien ein Krebsgeschwür auf der Erde, und es wäre das beste,
gar nicht zu existieren! Der Mensch könne ohnehin nichts bewirken - wir kommen
und gehen, als wenn wir niemals da gewesen wären. Das ist nicht gerade eine
optimistische Weltsicht!
Was ist das im Vergleich zu einer Mission zum Mars oder zur Entdeckung
neuer Energiequellen wie zum Beispiel von Materie-Antimaterie-Reaktionen. Das
wirklich größte Geschenk, das eine Nation, eine Gesellschaft ihren Mitglieder
und ihrer Zukunft machen kann, ist die Gewißheit, daß ihre Menschen ein Leben
leben, das nicht nur gut, sondern für die Zukunft notwendig war. Wir
brauchen eine notwendige Richtung, in die wir uns als Menschen orientieren,
anstatt uns als Last zu empfinden und wir alte Menschen, wenn sie das 70.
Lebensjahr erreicht haben, zu euthanasieren. Indem wir der SDE-Methode folgen
und sofort ein Trennbanken- und ein Kreditsystem organisieren, um dies zu
ermöglichen, machen wir der Zukunft ein wahrhaft schönes Geschenk!
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