Der Kampf um Glass-Steagall in den Vereinigten Staaten
Von Diane Sare
Auf der Konferenz des Schiller-Instituts bei Frankfurt hielt
die Kongreßkandidatin der LaRouche-Bewegung aus New Jersey am 14. April 2013
die folgende Rede.
Ich möchte mit den Grüßen des Kongressabgeordneten Walter Jones anfangen,
die ich für sehr wichtig halte, weil Walter Jones republikanischer
Abgeordneter und eine wichtige Person bei zwei Gesetzentwürfen im Kongreß ist.
Erstens war er der erste republikanische Mitinitiator von Marcy Kapturs Antrag
zur Wiedereinführung des Glass-Steagall-Gesetzes. Er hat auch den
Gesetzentwurf HCR 3 eingebracht, der besagt, daß ein Präsident, der ohne
Zustimmung des Kongresses einen Krieg führt, sich eines Vergehens schuldig
macht, das mit Amtsenthebung zu ahnden ist.
Und ich möchte in meinem Vortrag deutlich machen, was auch Herr LaRouche
und die anderen Sprecher dieser Runde gesagt haben: daß der Kampf um
Glass-Steagall ein politischer Krieg ist, und ein Aspekt dieses Krieges ist,
daß Obama gehen muß, weil er als Werkzeug der Queen dient, um alle diese
Vorstöße zu blockieren.
Wir beginnen also mit den Grüßen des Abgeordneten Jones. (An dieser
Stelle wurde die Videobotschaft eingespielt, deren Wortlaut Sie in Neue
Solidarität 17/2013 finden.)
Ich möchte Ihnen den Hintergrund der Sache beschreiben, weil ich denke, daß
es schwer zu verstehen ist, worum es bei dieser Schlacht geht, wenn man nur
vom hier und heute ausgeht und die Vorgeschichte dieses Kampfes nicht kennt.
Helga [Zepp-LaRouche] sprach gestern Lyns [LaRouches] Vorhersage vom 25.
Juli 2007 an, als er sagte, dies ist keine Hypothekenkrise, dies ist das Ende
der Fahnenstange, dies ist das Ende. Er machte also diese schockierende
Vorhersage. Und dann entwarf er das „Gesetz zum Schutz der Eigenheimbesitzer
und Banken“, und wir mobilisierten dafür im ganzen Land. Allein im Bundesstaat
Pennsylvania beschlossen mehrere Dutzend Stadtparlamente
Unterstützungsresolutionen dafür. Insgesamt waren es vielleicht sieben
Landtage, die solche Resolutionen beschlossen. Wir konnten nicht durchsetzen,
daß der Gesetzentwurf im US-Kongress eingebracht wurde, weil insbesondere
George Soros, Felix Rohatyn und andere Druck dagegen machten, wie Helga schon
erwähnte.
Aber ich denke, der wirkliche große und häßliche Umschwung kam dann mit der
Wahl von Präsident Barack Obama. Lyn hat ja wiederholt darauf hingewiesen, daß
das Parteiensystem in den USA Gift ist. Obama wurde also gewählt, und zuerst
wollten wir natürlich hoffen, daß man etwas erreichen könnte; daß man
vielleicht auf Leute aus der früheren Regierung Clinton einwirken kann, damit
dieser Kerl nicht ganz so schrecklich würde, wie wir das bei seiner
Vorgeschichte befürchteten.
Nach London zu Besuch bei der Queen
Aber im April 2009, nach Obamas beiden ersten Auslandsbesuchen - ich weiß
nicht, ob man sich hier noch daran erinnert, wohin sie führten: Der erste ging
nach London, ein Besuch bei der Queen! Und es gab den berühmten Zwischenfall,
als Michelle Obama die Queen berührte, aber das machte nichts, weil die Queen
die Obamas liebt, es passierte also nichts Schlimmes.
Und sein zweiter Besuch ging nach Saudi-Arabien.
Er machte also als erstes einen Kotau vor den Kreisen, die hinter den
Angriffen auf die Vereinigten Staaten vom 11. September 2001 stecken.
So machte Lyn im April 2009 eine Vorhersage, als er sagte, dieser Kerl sei
ein bösartiger Narzißt, eine gescheiterte Persönlichkeit wie Nero oder Hitler.
Und kurz danach begann Obama damit, seine Gesundheitsreform durchzusetzen. Ich
weiß, daß in der europäischen Presse dafür geworben wurde, das wäre angeblich
ein Gesundheitswesen ungefähr nach europäischem Vorbild. In Wirklichkeit war
es ein faschistischer Plan, die „nutzlosen Esser“ loszuwerden, indem man das
ganze Gesundheitswesen den privaten Versicherungen überträgt und dann
Ausschüsse mit Statistikern einrichtet, die entscheiden, ob es statistisch
gesehen zu teuer wäre, dich am Leben zu erhalten und medizinisch zu versorgen.
Das Gesetz sah vor, bei Medicare [der staatlichen Krankenversicherung für
Rentner] 750 Milliarden Dollar zugunsten der privaten Versicherungen
einzusparen.
Deshalb fingen wir die Kampagne mit Postern von Obama mit Hitlerbärtchen
an.
In dem Augenblick waren alle diejenigen, die mit uns für das Gesetz zum
Schutz der Eigenheimbesitzer und Banken zusammengearbeitet hatten, plötzlich
verschwunden, weil sie loyal zur Partei stehen wollten. Sie versteckten sich
unter ihrem Schreibtisch oder unter der Bettdecke, sie knallten die Tür zu,
sie sagten: „Ruft mich nie wieder an. Kommt nicht mehr her. Ich kann nicht
glauben, daß ihr so etwas sagt. Ihr übertreibt, das ist zuviel.“
Was geschah dann? Da war diese massenmörderische „Gesundheitsreform“. Dann
unternahm Obama diese „humanitäre“ Mission - Sie erinnern sich vielleicht an
diese humanitäre Mission, als wir 250 Tage lang Libyen bombardierten, ohne daß
jemals die Genehmigung vom Kongress eingeholt wurde. Aber es war „humanitär“.
Es war „kein Krieg“ - das hat mir jemand gesagt, der bei der Vorwahl der
Demokraten einer meiner Gegenkandidaten war, ein Marineinfanterist: Daß das
kein Krieg sei aus dem Grund, weil kein amerikanischer Soldat dabei fiel. Weil
wir nur die anderen umbrachten, sei das nicht als Militäraktion
einzustufen.
Und inzwischen hat man bekanntlich herausgefunden, daß sehr wohl
amerikanische Bodentruppen dort waren und daß alles hinten und vorne gelogen
war - was wenig überrascht. Und dann ließ man Gaddafi umbringen, als er
gefangengenommen worden war.
Später kam dann Bengasi, der Abgeordnete Jones hat sich schon darauf
bezogen. Das Seltsame war, daß unser US-Botschafter dort mehrfach
Sicherheitsverstärkung angefordert hatte. Unser Konsulat wird angegriffen und
Obama bekommt einen viertelstündigen Lageüberblick und geht dann zu Bett und
schläft acht Stunden, während vier Amerikaner getötet werden, weil er für eine
Wahlkampf-Spendenveranstaltung in Las Vegas am nächsten Tag frisch sein mußte,
was ihm offensichtlich viel wichtiger war als dieser Notstand.
Als nun unter Obamas Aufsicht alle diese hübschen Sachen passierten und
alles sich so entwickelte, kamen einige der Leute, die sich weggeschlichen
hatten, nach und nach wieder unter ihren Betten und Schreibtischen hervor.
Langsam dämmerte ihnen, daß Herr LaRouche doch nicht übertrieben hatte, was
die Bösartigkeit dieses Präsidenten betraf, dieser Marionette der Queen, die
den Planeten entvölkern will.
Glass-Steagall wird eingebracht
Bei all dem lief nun gleichzeitig die sog. „quantitative Lockerung“
[Gelddrucken der US-Zentralbank]. Quantitative Lockerung Nummer Eins, Nummer
Zwei, Nummer Drei, Nummer Vier - ich bin nicht sicher, wie viele inzwischen.
Als Obama ins Amt kam, hatte diese Bankenrettung unter G.W. Bush und
[Finanzminister] Paulson angefangen mit dem TARP-Fonds von 700 Mrd. Dollar,
aber am Ende von Obamas erster Amtszeit war die Summe aller dieser
Rettungsaktionen in etwa auf die Größenordnung von 29 Billionen
angewachsen!
Deshalb gab es einen politischen Kampf um Glass-Steagall. Es gab einen
überparteilichen Vorstoß von Maria Cantwell, einer Demokratin, und John
McCain, einem Republikaner, dies als Zusatz zum Dodd-Frank-Gesetz [Obamas
Bankenreform] durchzubringen, was ich recht amüsant finde, weil das im Grunde
all den Unsinn in diesem Gesetz annulliert hätte. Und eine Mehrheit war
bereit, dafür zu stimmen, doch Obama, der Abgeordnete Barney Frank und andere
taten alles, um das zu verhindern.
Dann erreichten wir, daß Marcy Kaptur im Abgeordnetenhaus einen
Gesetzentwurf dazu einbrachte - Walter Jones war Mitinitiator - und in den
letzten Jahren konnten wir dafür 84 Unterzeichner im Kongreß gewinnen.
Und was heute in den Vereinigten Staaten geschieht, ist eine revolutionäre
Veränderung. Es ist eine Folge davon, daß die Bevölkerung sich nicht selbst
umbringen will und daß LaRouche und unsere Organisation seit Jahren und
Jahrzehnten eine Orientierung bieten und die Menschen sehen, daß es das
richtige ist. Und wenn sie [die Abgeordneten] jetzt für Glass-Steagall
unterschreiben, ist das nicht, weil sie nicht wüßten, daß wir vor ihren Büros
Obama auf riesigen Postern mit Hitlerbärtchen zeigen. Das wissen sie sehr
wohl. Es ist ein Diskussionsthema. Doch sie entscheiden sich zur
Unterschrift.
Was hat nun diese Veränderung bewirkt? Sie haben von den automatischen
Haushaltskürzungen für alle Bereiche gehört. Sie erinnern sich vielleicht
daran, daß Standard & Poors und Moody’s die Kreditwürdigkeit der
amerikanischen Staatsschulden herabgestuft haben. Es mußten 4,1 oder 4,2 Bio.
Dollar aus dem Haushalt gestrichen werden. Das ist Obamas Politik. Dies hatte
zur Folge, daß in der letzten Woche 750.000 Arbeitsplätze verlorengingen.
Viele Ärzte nehmen keine Patienten von Medicare [einheitliche
Krankenversicherung für Rentner] mehr an, weil Medicare den Ärzten und
Krankenhäusern nicht mehr die Kosten deckt. Deshalb werden viele Rentner, auch
Leute mit schweren Krankheiten wie Krebs, weggeschickt und nicht behandelt,
wir hören davon ständig, wenn wir organisieren. Unsere Unterstützer erzählen
uns schreckliche persönliche Geschichten, wie jemand aus ihrer Familie zur
üblichen Chemotherapie geht und es heißt: „Es tut uns leid, das zahlt die
Kasse nicht mehr. Wenn Sie die Behandlung wollen, müssen wir Ihre Kreditkarte
damit belasten.“
Es gibt eine Krebsklinik in New York, in der 16.000 Patienten Chemotherapie
bekamen. 5000 von ihnen wurde gesagt: „Wir können Sie nicht mehr behandeln.“
Und es gibt auch eine neue Methode, besser gesagt eine alte: das
Schuldgefängnis. Die Inkassoagenturen kommen zu den Leuten, und wenn man die
Strafen nicht zahlen kann, dann kann das Gefängnis bedeuten.
Diese Krise und die Tatsache, daß wir seit Jahrzehnten mit den Lösungen
präsent sind, haben eine Dynamik geschaffen, die den jetzigen Kampf antreibt.
Wie der Abgeordnete Jones sagt, haben wir inzwischen 53 Unterzeichner für den
[2013 erneuerten] Glass-Steagall-Gesetzentwurf im Abgeordnetenhaus. Wir werden
eine riesige Schlacht schlagen, damit er auch im Senat eingebracht wird. Es
liegen Resolutionen dafür in 15 Landtagen vor. Wie Jones sagte, ist
Nord-Carolina der neueste unter den 15 Staaten, und zwei haben sie schon
beschlossen, nämlich Maine und Süd-Dakota.
Im Staat Maine stimmten der Landtag und der Landessenat sogar einstimmig
dafür. Und der Abgeordnete, der das vorangetrieben hat, weiß, daß wir den
US-Senat hier zum Handeln zwingen müssen; deshalb formulierte er eine sehr
scharfe Presseerklärung dazu, was sich an Angus King richtet, den neu
gewählten unabhängigen Senator aus Maine, der viel Stunk um die Finanzkrise
gemacht hat. Er forderte aggressiv Glass-Steagall, bis er in den Senat kam,
aber seitdem schweigt er. Daher benutzt der Landtag von Maine diesen Beschluß
als Druckmittel gegen ihn.
Der andere Bundesstaat, wo eine Resolution beschlossen wurde, ist
Süd-Dakota, und das betrifft die Abgeordnete, von der wir gleich hören werden.
Sie sollten wissen, daß die Resolution im Abgeordnetenhaus mit 67:2 Stimmen
beschlossen wurde, dabei hat unsere Organisation in diesem Bundesstaat, genau
wie in Maine, gar kein Büro. Es kam von einer Gruppe langjähriger
LaRouche-Aktivisten und Unterstützer, die meisten davon Farmer. Hören wir nun
die Landtagsabgeordnete Patty Miller. (Das Video wird eingespielt, den Text
ihrer Botschaft finden Sie im nebenstehenden Kasten.)
Sie war so motiviert, daß sie nach Minnesota fuhr, um uns zu helfen, die
Resolution auch dort einzubringen. Es gibt einen anderen Landtagsabgeordneten,
Tom Jackson [aus Alamaba], der zur Konferenz des Schiller-Instituts in
Virginia [am 23.3.] kam. Er traf sich nicht nur mit Kongreßpolitikern, sondern
als er wieder zurück war, versuchte er am Telefon andere Abgeordnete zu
mobilisieren.
Dieser Kampf wird jetzt also wirklich mit Leidenschaft geführt, weil klar
ist, daß wir nicht ewig Zeit haben. Wir haben nur Tage oder Wochen. Ich denke,
Jacques Cheminade sagte das eingangs richtig: Es ist eine Zeit, in der sich
die Lage über Nacht ändern kann und dann ist die Welt eine ganz andere - und
danach müssen wir handeln.
Stimmungswandel im Land
Ich will Ihnen nur ein paar Beispiele der verschiedenen Interventionen
geben, die wir machen, um Ihnen eine Vorstellung davon zu vermitteln, was die
qualitative Veränderung in der amerikanischen Bevölkerung ist, die diesen
Wandel in den Landtagen und im Kongreß antreibt - hoffentlich bald auch im
Senat.
Jemand hat uns von Senator Ron Wyden berichtet. Das war der einzige
Demokrat, der den Filibuster von Senator Rand Paul unterstützte, als der eine
Antwort auf die Frage forderte, ob Obama es für verfassungsmäßig legal hält,
Amerikaner in Amerika ohne ordentliches Gerichtsverfahren mit Drohnen zu
töten. Die Regierung hat diese Frage erst nach sechs Wochen und nach einem
Filibuster beantwortet - man fragt sich, warum dauerte das so lange. Man
könnte also denken, daß Ron Wyden recht mutig ist. Er unterstützte als
Demokrat den Filibuster und brach aus der Parteilinie aus.
Nun veranstaltete er also eine Bürgerversammlung in Oregon mit mehreren
hundert Menschen, darunter 200 Oberschülern. Einer meiner Kollegen der
LaRouche-Kandidaten, Davie Christie, war dort, und jemand am Telefon im Büro
in Seattle hatte eine Liste der Leute, die wir in diesem Teil Oregons auf der
Straße getroffen hatten, und versuchte welche zu finden, die zu der
Versammlung mitgehen würden. Es fanden sich auf Anhieb zwei, die sagten: „Ja,
ich werde hingehen.“ Und sie kamen.
Auf der Veranstaltung wurde in einer Lotterie entschieden, welche Fragen
beantwortet würden. Damit hatte man eine Chance von vielleicht 1:400, daß die
eigene Frage ausgewählt wird. Damit wollte sich dieser Aktivist nicht
abfinden. Da ist also ein Mann, der uns nur einmal getroffen hatte, doch er
entschied, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. In dem Augenblick, in dem
Wyden zum Ende seiner Rede kommt, springt er also von seinem Sitz auf und
ruft: „Einen Augenblick! Ich will das wissen. Sie waren für Dodd-Frank. Sie
waren nicht für Glass-Steagall. Wissen Sie, daß Dodd-Frank besagt, daß die
unser Geld stehlen können, wie es gerade in Zypern passiert ist? Sind Sie
dafür, daß die unser Geld stehlen?“
Dave Christie beschrieb darauf überzeugend, was Glass-Steagall ist usw. Am
Ende wollten dann die Sicherheitsleute Dave natürlich nicht in die Nähe des
Senators lassen, um ihm Informationsmaterial zu geben, aber das war nicht
schlimm, weil der andere Unterstützer, den wir an diesem Tag angerufen hatten,
sich geistesgegenwärtig in die Schlange stellte, um mit Senator Wyden
persönlich zu reden.
Es gibt also einen Grad der Selbstaktivierung, wo man den Leuten nicht mehr
in allen Einzelheiten sagen muß, was sie tun sollen.
Eine ähnliche Lage gibt es jetzt im Staat Connecticut, weil ein
Unterstützer, ein Erfinder, der uns auf der Straße traf, zu verschiedenen
Versammlungen kam. Und er kam dann zu der Auftaktveranstaltung meines
Wahlkampfs, wo es am Anfang viel Musik gab, und er sagte: „Wißt ihr, ich fühle
mich wie im Himmel. Das ist die Organisation, nach der ich mein ganzes Leben
lang gesucht habe.“
Dann fuhr er zurück nach Connecticut und beschloß, eine Bürgerversammlung
zu organisieren. Er schuftete enorm und ging zu vielleicht 150 Verwandten und
Freunden. Und er sagte uns: „Lieber Gott, Leute, ihr arbeitet sehr hart. Ich
hatte keine Ahnung, daß das so anstrengend ist.“ Also halfen wir ihm und
zusammen organisierten wir eine sehr gute Versammlung und es waren auch andere
da, die wir kurz davor auf der Straße getroffen hatten. Das ist jetzt eine
Kerngruppe, um den Staat Connecticut zu organisieren.
Der ziemlich schmierige Kongreßabgeordnete Jim Himes sprach dort auf einem
Treffen und machte einen Haufen Ausflüchte, warum Glass-Steagall unnötig wäre.
Dort waren acht von unseren neuen Leuten, dazu mein Mann und noch ein
Vollzeitaktivist, die in der Frage Dodd-Frank und Glass-Steagall ständig Druck
auf ihn machten. Und er sagte: „Aber wir tun jetzt etwas mit den
systemrelevanten Banken. Wir werden sie aufspalten.“ Und mein Mann Chris, der
hinten stand, rief: „Es geht nicht um die Größe, sondern um die Funktion“, und
das ganze Publikum applaudierte.
Und anschließend berichtete die Lokalzeitung, die Bürgerversammlung mit
diesem ekligen Politiker habe sich ganz um Glass-Steagall gedreht. Die gesamte
Presseberichterstattung bezog sich auf Glass-Steagall. Das ist also für den
Kerl nicht besonders gut gelaufen.
Eine andere Dynamik
Wir veranstalten jetzt jede Woche am Donnerstagabend einen Konferenzanruf
für Aktivisten. Der Grund ist, daß es sehr viele Gebiete gibt, in denen wir
keine Büros mit Vollzeitmitarbeitern haben, wo aber Leute sind, die etwas tun
wollen. Die Beteiligung an den Anrufen wird immer mehr, zuletzt waren es über
200 Leute. Wir mußten auf ein neues technisches System umsteigen, damit wir
auch tausend oder mehr bewältigen können.
Unmittelbar nach dem Ausbruch der Zypernkrise beschlossen wir, einen
zusätzlichen Anruf zu veranstalten. Das wurde mit E-Mails an all die
verschiedenen Stellen angekündigt. Und 500 Menschen wollten an dem Anruf
teilnehmen. Leider gibt es bei dem technischen System immer ein unangenehmes
Piepsen, wenn eine neue Person sich einklinkt, deshalb gab das, als Paul
Gallagher den Lagebericht machen wollte, ein ständiges Piepsen. Wir mußten es
dann bei etwa 340 Leuten belassen. Aber man sieht das Potential für eine wahre
Explosion von Aktivismus.
Und dann noch etwas zu der veränderten Einstellung zu Obama: Eine
afro-amerikanische Kongreßabgeordnete, Karen Bass, veranstaltete in
Kalifornien eine Bürgerversammlung, und als das Thema Glass-Steagall aufkam
und die Frage der automatischen Haushaltskürzungen, mußte sie zugeben: „Das
kommt von Obama, das ist Obamas Politik.“
Man sieht also, daß sich bei diesen Leuten etwas verändert.
Wir haben ein Team zu einem Büchertisch nach Manhattan (New York)
geschickt, an eine sonst recht schwierige Stelle. Letzte Woche nahm das Team
dort am Stand an der Wall Street an einem Tag 700 Dollar ein und sie sagten,
die Reaktionen seien extrem polarisiert gewesen: Die schlechten Leute waren
wirklich übel und bösartig und die Aktivisten sahen sich durch deren ständiges
Gebrüll gestärkt. Aber die guten Leute waren wirklich gut und wollten
kämpfen.
Wir hatten einen Einsatz im zentralen Stadtteil Midtown in Manhattan, und
ein Mann, der bei der Citibank arbeitete, kam aus der Bank heraus und brachte
uns eine Kopie eines langen internen Berichtes der Citibank, noch warm aus dem
Kopierer, weil er wollte, daß wir die geheimen Informationen dazu erhalten,
was die Ziele der Citibank in dieser Krise sind.
Es ist also wirklich eine neue Dynamik.
Pelosi zur Rede gestellt
Und gerade gestern abend wurde mir vom Parteitag der Demokraten in
Kalifornien berichtet, wo mehrere unserer Aktivisten sind. Herr LaRouche hat
ja betont, daß die politischen Parteien völlig auseinanderfallen und sich mit
dieser albernen Wiederwahl Obamas selbst zerstört haben. So bekamen sie nicht
mehr genug Stimmen zusammen, um uns von der Veranstaltung auszuschließen. Da
gab es bei dem Parteitag eine Veranstaltung mit [der Fraktionsvorsitzenden der
Demokraten im Kongreß] Nancy Pelosi, an der wir teilnahmen. Pelosi wollte nur
über das Thema Homosexuellen-Ehe reden. Deshalb fragte eine unserer
Aktivistinnen: „Warum reden wir über das hier? Die kürzen die Renten, die
kürzen die Krankenversicherung für Rentner. Wir werden bald alle tot sein.
Können wir nicht mal über etwas Reales reden?“ Da brach der ganze Saal in
Applaus aus und hinterher kamen viele Leute zu ihr, um Videointerviews dazu
mit ihr aufzunehmen, weil sie das auf ihre Facebook-Seiten stellen
wollten.
Beim Treffen der Gewerkschaftsgruppe wurde eines unserer Mitglieder,
Michael Steger, eingeladen, über Glass-Steagall zu sprechen. Und schließlich
wurde uns noch berichtet, daß bei der Seniorengruppe jemand, der gar nicht von
uns kam, sagte: „Warum reden wir hier überhaupt nicht über Obamas Absetzung?
Er streicht die Renten zusammen. Er wird uns umbringen.“
Das sind nur ein paar Schnappschüsse der Dynamik. Ich denke aber, das
erklärt schon, warum Lyn jüngst bei einem politischen Gespräch sagte, wir
haben zwar noch nicht gewonnen, aber wir können gewinnen. Es gibt viel Arbeit
für uns, aber wir können gewinnen. Der Kampf in Amerika geht jetzt darum, die
notwendige Masse zu schaffen, um die schreckliche Blockade im Senat zu
überwinden. Und das Entscheidende ist dabei, glaube ich, daß man diesen
Senatoren beibringen muß, sich nicht länger vor dem Teufel, sondern vor Gott
zu fürchten.
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