Die globale Landbrücke
Von Michael Billington
Der Asien-Pazifik-Korrespondent des Executive Intelligence
Review, Michael Billington, sprach auf der Konferenz des Schiller-Instituts
am 15. Juni 2014 in New York City über die neuesten Entwicklungen der
Weltlandbrücke.
Wir haben heute bereits von der Gefahr eines Krieges und den notwendigen
Lösungen gehört. Nun möchte ich, daß Sie einmal strategisch darüber
nachdenken, wie wir diese Lösungen umsetzen können. Dazu muß man von oben
herabschauen auf die ganze Welt, das ganze Sonnensystem, und das von der
Zukunft aus, nicht als fixe Momentaufnahme der Gegenwart, sondern als eine
dynamische Einheit. Und wir müssen darüber nachdenken, wie man die Zukunft,
die wir voraussehen, erreichen kann, was wir tun können, weil wir Menschen
sind. Sie müssen sich vorstellen, daß Sie persönlich für das Schicksal der
Menschheit verantwortlich sind, denn das sind Sie in einem sehr realen Sinne
tatsächlich.
Nach 70 Jahren britischem Kalten Krieg, und weil nach dem Zusammenbruch der
Sowjetunion Lyndon und Helga LaRouches Plan für eine eurasische Friedens- und
Entwicklungsordnung nicht verwirklicht wurde, unterliegen viele Amerikaner der
falschen Vorstellung, Rußland und China seien irgendwie unsere natürlichen
Gegner oder sogar Feinde. In Wirklichkeit ist es das Gegenteil. Seit die
Vereinigten Staaten nach Franklin Roosevelts Tod unter die Kontrolle des
britischen Systems der Finanzdiktatur geraten sind und den
„Regimewechsel“-Imperialismus von Bush/Cheney und Obama betreiben, lebt das
Erbe des Amerikanischen Systems in Rußland und China weiter und findet heute
seinen Ausdruck in der Führung dieser beiden großen Nationen.
Ein kurzer Blick auf die Geschichte zeigt sowohl die Rolle des
Amerikanischen Systems, welches vor Franklin Roosevelts Tod Rußland und China
zu unseren engsten Verbündeten machte, aber auch den direkten Einfluß von Lyn
und Helga LaRouche darauf, diese Tradition in den beiden Nationen
wiederaufleben zu lassen - übrigens auch in Indien, wo die jahrhundertlange
britische Herrschaft allerdings ihre Spuren hinterlassen hat.

Abb. 1: Die Transkontinentale Eisenbahn in Nordamerika
Abb. 2: Die Transsibirische Eisenbahn in Rußland (oben)
Abb. 3: Sun Yat-sens Plan für das Eisenbahnnetz in China (unten)
Abb. 4: Heutiges Schienennetz Chinas (unten)
Abb. 5: Karte Eurasische Landbrücke (oben)
Abb. 6: Bericht des „Beijing Review“ über den Besuch von Helga
Zepp-LaRouche in China (unten)
Helga Zepp-LaRouche

Abb. 7: Geplanter Verlauf des Beringstraßen-Tunnels

Abb. 8: Streckennetz der Weltlandbrücke

Abb. 9: Der Kanal durch den Isthmus von Kra

Abb. 10: Lyndon LaRouche bei einer Konferenz über den Bau des Kra-Kanals in Bangkok 1983

Abb. 11: Die Wüstenregionen der Welt
Die russisch-amerikanischen Beziehungen erhielten konkrete Gestalt durch
Amerikas größten Staatsmann, John Quincy Adams, der von 1809-14 der erste
amerikanische Botschafter in Rußland war. Als die Briten 1860 in den USA den
Bürgerkrieg anzettelten, um das Land zu spalten und das System der Sklaverei,
das den britischen Textilfirmen ihre Baumwolle lieferte, zu bewahren, schickte
Zar Alexander II. die russische Flotte direkt hierher in den New Yorker Hafen
und auch in den Hafen von San Franzisko als eindeutige Warnung an die Briten,
daß ihr Eingreifen zur Unterstützung der Südstaaten Krieg mit Rußland bedeuten
würde.
Lincoln und seine Wirtschaftsberater, allen voran Henry Carey, führten den
Greenback (die Papier-Dollarwährung) ein, um während des Bürgerkriegs die
Kontrolle der Briten und der Wall Street über die Kreditvergabe zu brechen.
Außerdem leitete er auf dem Höhepunkt des Krieges 1863 eines der größten
Infrastrukturprojekte der damaligen Epoche ein - die transkontinentale
Eisenbahnverbindung. Nach dem Krieg trugen Lincolns Ökonomen die Ideen des
Amerikanischen Systems nach Europa, und das Vorbild der Transkontinentalen
Eisenbahn (Abb. 1) inspirierte Rußland zum Bau der Transsibirischen
Eisenbahn (Abb. 2), die zwischen 1891 und 1916 entstand. Dadurch
standen der Atlantik und der Pazifik durch Schienenverbindungen über zwei
Kontinente - Nordamerika und Eurasien - in Verbindung.
In China wurde die Revolution von 1911, mit der die Monarchie gestürzt
wurde und die Republik China entstand, von dem großen chinesischen Staatsmann
Sun Yat-sen angeführt, der in Hawaii von christlichen Missionaren aus der
Schule Henry Careys ausgebildet worden war. Seine Wirtschaftspolitik basierte
auf Alexander Hamiltons Kreditsystem. Sun Yat-sens „Drei Prinzipien des
Volkes“ - nationale Souveränität, republikanische Regierung und das Gemeinwohl
des Volkes - stammten direkt aus der amerikanischen Verfassung und dem
Grundsatz von Abraham Lincolns Gettysburg-Rede „Vom Volke, durch das Volk, für
das Volk“.
1919 veröffentlichte Sun Yat-sen seinen Plan für die Industrialisierung
Chinas. Dieser sah einen großangelegten Infrastrukturaufbau vor, insbesondere
Eisenbahnen, die kreuz und quer das Land durchzogen und auch nach Nordosten
und Nordwesten aus dem Land herausführten, um den Anschluß an die
Transsibirische Eisenbahn herzustellen (Abb. 3).
Der Plan wurde zwar von den Briten sabotiert, doch wenn man sich Chinas
heutiges Schienennetz anschaut, sieht man die Ähnlichkeit (Abb. 4). Da
ist die Weiterführung nach Nordosten, zum Anschluß an den Tunnel unter der
Beringstraße, den China nun zusammen mit Rußland bauen will - und woran sich
auch die USA unbedingt beteiligen sollten -, und nach Nordwesten mit Anschluß
an die Transsibirische Eisenbahn sowie nach Westen, worüber seit 2013 Güter
von China über Zentralasien bis nach Europa transportiert werden. Drei Trassen
führen nach Süden bis Vietnam, und es gibt fertige Pläne für den Bau von
Bahnstrecken durch Laos, Thailand und Malaysia nach Singapur - der
Orient-Express - und über die alte, von den Amerikanern im Zweiten Weltkrieg
erbaute „Burma-Straße“ durch Myanmar, Bangladesch und Indien bis hin zum Nahen
Osten und nach Afrika.
Werfen wir nun einen Blick auf die Landkarte, die Helga Zepp-LaRouche 1996
auf der Konferenz über die Eurasische Landbrücke in Beijing präsentierte
(Abb. 5) - eine Konferenz, für deren Zustandekommen sie hauptsächlich
verantwortlich war und die sie als die „Seidenstraßen-Lady“ bekannt machte.
Der bleibende Einfluß ihrer damaligen Bemühungen läßt sich daran ablesen, daß
der neue chinesische Präsident Xi Jinping jetzt den Aufbau der Neuen
Seidenstraße und der Maritimen Seidenstraße als Schwerpunkt der chinesischen
Öffnung zur Welt bekanntgegeben hat.
Im Anschluß an Helgas Besuch in China im Februar, wo sie in Beijing und
Shanghai Termine und Pressegespräche hatte, brachte das führende
internationale Magazin Chinas, Beijing Review, eine Titelgeschichte
über ihre Ideen und Vorschläge, worin auch ein Link zu ihrem Videointerview in
China enthalten war.
In allen ihren Treffen betonte sie, sämtliche Vorschläge für den
Eisenbahnbau machten nur dann Sinn, wenn man sie als strategische Intervention
in die kollabierende Weltwirtschaft und in die akute Gefahr eines
thermonuklearen Weltkriegs auffasse. Das wesentliche Konzept sei der
„Entwicklungskorridor“, der nicht nur Bevölkerungszentren durch manchmal
menschenleeres und extrem schwieriges Gelände miteinander verbindet, sondern
der gleichzeitig auch diese Regionen völlig verwandelt, indem man mit Hilfe
moderner Technik neue Städte baut und neue landwirtschaftliche Anbauflächen
erschließt. Dafür braucht man vor allem Energie, insbesondere Kernenergie,
sowie Wasser, durch wasserwirtschaftliche Maßnahmen und dort, wo es sinnvoll
ist, die Nutzung der hohen Energieflußdichte von Kern- und Fusionskraft zur
Meerwasserentsalzung. Dazu sollte man auch ganz neue Verfahren nutzen, z.B.
durch Ionisierungsprozesse Wasser aus der Atmosphäre zu gewinnen (was derzeit
von unserem Wissenschaftsteam intensiv untersucht wird), um Wüsten von Afrika
bis China und in der westlichen Hemisphäre zu begrünen.
Beschäftigen wir uns nun mit dem Beringstraßentunnel (Abb. 7). Dies
ist eines der Großprojekte, für das sich LaRouche seit den 80er Jahren
einsetzt und das im Streben nach den gemeinsamen Zielen der Menschheit die
Welt verändern kann. Als die Sowjetunion fiel und LaRouche in den 90er Jahren
von führenden Wissenschaftlern und Ökonomen nach Rußland eingeladen wurde,
wurde die Idee, einen Tunnel zu bauen, der die Vereinigten Staaten und Rußland
miteinander verbindet, als eine Möglichkeit begrüßt, die kargen Gegenden im
Fernen Osten Rußlands sowie von Alaska und dem Yukon zu entwickeln. Überdies
würde ein solches Projekt die beiden Länder für einen realen beiderseitigen
Nutzen zusammenbringen.
2007 wurde Lyndon LaRouche nach Moskau eingeladen, auf einer Konferenz die
Hauptrede über den Bau eines Tunnels durch die Beringstraße zu halten.
Präsident Wladimir Putin bewies seine Weitsicht, als er dieses Zukunftsprojekt
als „Kriegsvermeidungspolitik“ bezeichnete - die Sichtweise von „Frieden durch
Entwicklung“, an der es im heutigen imperialen Westen ganz besonders
mangelt.
Ein Mitarbeiterteam unseres wöchentlichen Nachrichtenmagazins Executive
Intelligence Review (das Sie im übrigen sofort abonnieren sollten, falls
Sie es nicht bereits getan haben) arbeitet derzeit an einer aktualisierten
Neuauflage unseres programmatischen Berichts, der nach der
Landbrücken-Konferenz in Beijing 1996 erschienen war. Im Rahmen dieser
Globalen Landbrücke (Abb. 8) werden die Fortschritte bei allen
Großprojekten seither beschrieben, aber auch, wo der Fortschritt unterbunden
wurde und durch Mangel an Entwicklung riesige Gebiete in Verödung, Armut und
Krieg versanken. Auch Wüsten haben sich weiter ausgebreitet, weil der Mensch
seine Fähigkeit zur Selbstentwicklung durch wissenschaftlichen und technischen
Fortschritt nicht wahrgenommen hat.
In dem neuen Bericht werden wir die notwendigen Lösungen für diese Probleme
vorstellen, zum Beispiel den „Revolutionären Entwicklungsplan für den Nahen
und Mittleren Osten“ von Hussein Askary vom Schiller-Institut. Wir haben
Programme für die Entwicklung Afrikas und Iberoamerikas und ähnliche Programme
für andere Teile der Welt entworfen. Wir beschreiben die von Lyndon LaRouche
in den 80er Jahren angeführte Kampagne zum Bau eines Kanals durch die Meerenge
von Kra im südlichen Thailand (Abb. 9, 10), was damals von den Briten
hintertrieben wurde, jetzt aber wieder auf der Tagesordnung steht, diesmal mit
Unterstützung aus China und Japan. Unser japanischer Freund Kotegawa ist ein
entschiedener Befürworter dieses notwendigen chinesisch-japanischen
Gemeinschaftsprojekts - nicht nur weil es beiden Seiten große Vorteile bringt,
sondern auch, weil es China und Japan dabei hilft, bestehende Konflikte
zwischen beiden Ländern zu überwinden.
Wir berichten über das Tumen-Flußprojekt, zu dem sich Rußland, China und
Nordkorea zusammengefunden haben. Und gerade erst letzte Woche haben sich
Rußland und Nordkorea mit voller südkoreanischer Zustimmung darauf geeinigt,
den Bau von Schienenwegen und Pipelines durch Nordkorea zum Süden in Angriff
zu nehmen - ein weiteres Beispiel für Frieden durch Entwicklung, wohingegen
Obama nur droht, wer seinen Anweisungen nicht folgt, der müsse militärische
Vergeltung erwarten.
Wir beschreiben die Pläne unserer russischen Freunde, in Zusammenarbeit mit
den chinesischen Plänen für eine Neue Seidenstraße Afghanistan und
Zentralasien zu entwickeln. Gerade erst letzte Woche sind unser guter
russischer Freund Juri Krupnow, Leiter einer wichtigen Entwicklungsbehörde,
und Viktor Iwanow, der russische Anti-Drogen-Zar, mit anderen führenden
eurasischen Planern in Duschanbe zusammengekommen, wo sie ihre Vorschläge zur
Beendigung des Chaos in Afghanistan und der angrenzenden Region unterbreitet
haben. Wie Krupnow sagte: „Jedem ist klar, daß die Region nicht stabilisiert
werden kann, wenn nicht die Drogenwirtschaft durch eine bessere Wirtschaft
ersetzt wird.“
All dies ist nötig, aber wir werden es nicht erreichen, solange wir nicht
zuerst eine Allianz der vier Großmächte Rußland, China, Indien und USA
schaffen - die USA natürlich unter einer neuen Führung, die das Amerikanische
System im Sinne von Lyndon und Helga LaRouche vertritt.
Lyn legt deshalb besonderes Gewicht auf das Pazifische Becken vom
Mississippi bis zur Westgrenze Chinas, dem Fernen Osten Rußlands, Südostasien
und Indien. Diese eurasischen Nationen haben sich die Idee des Fortschritts
bewahrt. Bei jeder Zusammenkunft der Staatschefs beschließen sie mehr
Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Bahntransport, Wasserwirtschaft,
Raumfahrt, Forschung sowie dem Kampf gegen Rauschgift und Terrorismus,
wohingegen es bei Treffen westlicher Staatschefs immer nur darum geht, mehr
Geld zu drucken, um die Banken zu retten, und gleichzeitig die eigene
Bevölkerung mit barbarischen Sparprogrammen zu drangsalieren. Entwicklung und
Wissenschaft werden abgewürgt, während man sich gleichzeitig in Zusammenarbeit
mit Terroristen und Neonazis auf einen Krieg mit Rußland und China
vorbereitet. Wir müssen unbedingt die USA wieder mit dem Amerikanischen System
in diese eurasische Geometrie einbringen.
Aus diesem kurzen Vortrag werden Sie wohl ersehen, daß nahezu jede positive
Entwicklung, die sich derzeit auf der Welt abspielt, auf die eine oder andere
Weise direkt von Lyndon und Helga LaRouche beeinflußt wurde. Das ergibt sich
aus Lyns Methode: daß man die Welt als einen einheitlichen, dynamischen Prozeß
auffaßt, der vom menschlichen Denken und dem Mitgefühl für alle Menschen auf
dieser Erde geprägt wird. Das ist wirkliche Führung, die wir in uns selbst, in
unseren kleinmütigen Regierungen und in der Bevölkerung reproduzieren
müssen.
Betrachten wir eine Karte mit den Wüsten der Welt (Abb. 11). Es ist
kein Zufall, daß das riesige Wüstengebiet von der Westküste Nordafrikas über
den Nahen Osten und Zentralasien bis ins westliche China extrem arm ist (ein
paar reiche Ölscheichtümer in britischem Besitz ausgenommen), aber auch
Schauplatz ständiger Kriege, von London und Washington eingefädelter farbiger
Revolutionen, die ganze Länder in Trümmern legen, ein Tummelplatz für aus
London gelenkte Terrororganisationen und die Produktionsstätte eines Großteils
der Drogen auf der Welt, was ebenfalls von London und dessen Banken
organisiert ist.
Nur eine Rückkehr zum Amerikanischen System in den Vereinigten Staaten und
eine Allianz mit Rußland und China, wo dieses System nach lebendig ist, kann
die Umsetzung dieser Großprojekte und eine Rückkehr zu weltweiter
Zusammenarbeit bei der Erkundung und Erschließung des Weltraums, des
Sonnensystems und darüber hinaus möglich machen.
Gegen diese Politik steht, wie schon seit vielen Jahrhunderten, das
Britische Empire. Es setzt seine mörderische grüne Ideologie, seine Kontrolle
über Terrorbanden und den Drogenhandel ein, um Entwicklung zu verhindern,
Menschen geistig zu ruinieren und die Zukunft zu vergiften - alles nur, um die
Macht seines bankrotten Finanzsystems zu erhalten und um die Welt zu
entvölkern, von heute über 7 Milliarden Menschen auf ein „leichter
handhabbares“ Maß von einer Milliarde oder weniger. Wir wissen, wie die
Zukunft aussehen muß, und wir kennen den Feind. Nun liegt es an uns, die
Mission, die heute hier beschrieben wurde, zu erfüllen.
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