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Friedrich Schiller



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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Zu was Besserm sind wir geboren!

Von Leona Meyer

Leona Meyer berichtet von der diesjährigen Mitgliederversammlung des Schiller-Instituts.

Die Mitgliederversammlung des Schiller-Instituts fand am 15. November 2015 in Berlin statt. Nur zwei Tage zuvor schockierten die Terroranschläge in Paris den ganzen Kontinent. Man fragt nach den Ursachen solcher Schrecklichkeit und muß der Tatsache ins Auge blicken, daß die Verfasser der Doktrin des Projekts für ein Neues Amerikanisches Jahrhundert („Project for a New American Century“) durch den Aufbau und die Finanzierung verschiedener Terrorgruppen versuchten, alle sich ihnen in den Weg stellenden Staaten aus dem Weg zu räumen.

Es geht dabei nicht um Öl, sondern um das Konzept, daß der Mensch nur ein Tier sei, und wenn man dem Großteil der Weltbevölkerung wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritt verweigere, eine kleine Elite, ähnlich den Göttern des Olymps, ihr imperiales Machtsystem erhalten könne.

Jetzt, wo die Flüchtlingsströme und Terroranschläge in Westeuropa angekommen sind, können die Bürger die dramatische Lage in Südwestasien und Afrika nicht mehr ignorieren.

Zwar haben die europäischen Politiker die Regimewechsel-Politik der USA in den meisten Fällen unterstützt oder toleriert, aber es herrschte auch ein kulturelles Umfeld, wo die Bevölkerung nicht wie in den 1980er Jahren zu Zigtausenden auf die Straßen ging und für den Frieden demonstrierte, sondern untätig zusah, wie die westlichen Interventionen Terrorismus stärkten und ganze Staaten völlig zerstörten. Die Konsequenzen dieser Politik sind nun in unseren eigenen Ländern angekommen und bergen das große Potential, daß die Bevölkerung ein neues Paradigma, einen ganz neuen Ansatz, an die Probleme der Welt heranzugehen, annehmen kann.

In diesem Moment der Geschichte braucht Deutschland genügend Menschen, die die Lösungen der Flüchtlingskrise erkennen und die moralische Stärke haben, die Ideen einzufordern, statt weiter die Verschlechterung der Lage zu beobachten und zu kommentieren. Der Ausbau der Neuen Seidenstraße und die Erweiterung der Neuen Seidenstraße nach Südwestasien und Afrika, um die gesamten Regionen wieder aufzubauen und den Menschen in ihrer Heimat eine Zukunftsperspektive zu verschaffen, ist die einzige vernünftige Antwort auf die Terroranschläge und die Flüchtlingskrise.

In diesem neuen politischen und sozialen Umfeld trafen sich also die Mitglieder des Schiller-Instituts in Berlin. Nicht ganz selbstverständlich war, daß Odile Mojon, Repräsentantin des französischen Schiller-Instituts, trotz der Pariser Ereignisse nach Berlin gereist war, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Sie wurde mit viel Wärme und Mitgefühl empfangen.

Dialog der Kulturen statt „Clash of Civilizations“

In ihrer Hauptrede wies die Gründerin, Helga Zepp-LaRouche, auf die ursprünglich gesetzte Aufgabe des Schiller-Instituts vor 31 Jahren hin: Es sollte ein Mittel werden, um Friedrich Schillers Menschenbild in der Welt zu verbreiten, nämlich die Idee, daß jeder Mensch das Potential habe, sich unbegrenzt zu vervollkommnen. Jeder könne eine schöne Seele werden, und das wichtigste im Bildungsprozeß sei deshalb, die Formung eines edlen Charakters zu fördern.

Wenn man sich die heutige Gesellschaft ansehe, könne man deren Kultur nur als satanisch bezeichnen - nicht im religiösen Sinne, sondern in dem Sinne, daß das kulturelle, gesellschaftliche Angebot ausschließlich darauf abziele, das Schlechte im Menschen hervorzulocken. Alles werde auf die rein sinnliche, niedere Ebene reduziert, und die Vernunftebene - das, was den Menschen von jedem Tier fundamental unterscheidet, was uns zum Entdecker und wahren Künstler macht - werde häufig sogar geleugnet.

Zu dem neuen Paradigma, mit dem wir die zivilisatorischen Krisen überwinden können, gehört auch, daß wir einen Dialog der Kulturen schaffen, in dem jeder Repräsentant seiner eigenen kulturellen Hochphasen wird und im internationalen Austausch anderen Personen als Repräsentanten ihrer Hochkulturen gegenübertritt und versucht, diese kennen und verstehen zu lernen. Auf dieser Ebene wird man die beste Basis für gemeinsame Interessen finden und respektvoll miteinander umgehen (denn Arroganz resultiert meist aus Unkenntnis und Vorurteilen).

Zu der deutschen kulturellen Hochphase gehört vor allem die Weimarer Klassik und die reiche klassische Musik von Bach bis Brahms. Diese Ideen wiederzubeleben, wird der Schlüssel zur Entfaltung der eigenen Kreativität sein.

Die schöne Kunst

Als einer von ganz wenigen hat Friedrich Schiller das Scheitern der Französischen Revolution schon sehr früh erkannt. Er beschrieb in den Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen die aus seiner Sicht einzige Möglichkeit, in dieser Lage einen gerechteren Staat zu errichten, wenn die politischen Kreise korrupt und die Bevölkerung erschlafft sind: Die Verbesserung müsse durch die Veredelung des Individuums kommen - und das sei die Aufgabe der schönen Kunst.

Nur wenn dieses Kriterium erfüllt sei, daß die Kunst das Individuum veredle, könne man von Kunst sprechen. Schillers Anforderungen an den Künstler selbst, der es wagen will, die Seelen zu rühren, sind daher sehr hoch: Er müsse sich zum Zeitpunkt des künstlerischen Schaffens selbst zum edelsten Ideale des Menschen emporgehoben haben, um andere Menschen durch seine Kunst veredeln zu können. Unter diesen gesetzten Maßstäben kann man heute nur Weniges tatsächlich Kunst nennen.

„Nudging“ - Menschen in eine bestimmte Richtung zu „stupsen“ - und andere Methoden, um die Meinungen der Massen durch die Medien zu manipulieren, müßten wieder durch Liebe zur Wahrheit ersetzt werden. Laut Friedrich Schiller findet man das Streben nach Wahrheit nur in der Kunst und der Wissenschaft. Die für den menschlichen Geist erkennbaren universell gültigen physischen und ästhetischen Prinzipien vergrößern dann in ihrer Anwendung den menschlichen Effekt aufs Universum. Zu diesem Wahrheitsstreben solle der Mensch wieder zurückgeführt werden.

Man müsse sich selbst gegenüber ehrlich sein und auf diese innere Stimme hören, um die Gesetze des Universums besser zu verstehen.

Wir müssen es heute schaffen, betonte Frau Zepp-LaRouche, Deutschland wieder mit seiner eigenen klassischen Kultur zu verbinden. Durch die frühere Tradition der Hausmusik wirkte die klassische Kultur in der Gesellschaft fort. Damit diese klassischen Schätze heute wieder ihre Wirkung entfalten können, wird das Schiller-Institut in Berlin einen großen Chor aufbauen und ihn dazu nutzen, um wieder bewußt ein schönes Menschenbild zu verbreiten.

    Das ist nicht des Deutschen Größe
    Ob zu siegen mit dem Schwert,
    In das Geisterreich zu dringen
    Männlich mit dem Wahn zu ringen
    Das ist seines Eifers wert.

(aus Schillers Fragment Deutsche Größe)