Gemeinsamer Aufbau der Neuen Seidenstraße:
Chancen für die chinesisch-europäische Kooperation
Professor Shi Ze ist ein bekannter internationale Experte.
Er ist Senior Fellow und Direktor für internationale strategische
Energiestudien am Chinesischen Institut für Internationale Studien (CIIS),
außerdem ständiger Direktor des Chinesischen Zentrums für Studien der
Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und der Chinesischen Gesellschaft
für Russische, Osteuropäische und Zentralasiatische Studien. Nach seinem
Eintritt ins CIIS 1983 arbeitete Herr Shi zunächst als stellv. Direktor der
Abteilung für Studien der Sowjetunion und Osteuropa und dann von 1994-2000 als
Vizepräsident des CIIS. Von 2000 bis Anfang 2011 diente er nacheinander als
Berater an den chinesischen Botschaften in Kasachstan, Tadschikistan und
Rußland. Er erhält eine Sonderzuwendung der chinesischen Regierung.
Von Shi Ze
Vielen herzlichen Dank für die Einladung des
Schiller-Instituts! Es freut mich sehr, an der Konferenz „Deutschlands Chancen
mit der Neuen Seidenstraße“ in der schönen deutschen Stadt Essen teilzunehmen.
Den Namen „Seidenstraße“ erhielt sie von dem deutschen
Geologen Ferdinand Richthofen im Jahr 1877. Diese Route diente hauptsächlich
dem Seidenhandel zwischen China und Europa. Der Weg dafür wurde in der
westlichen und östlichen Han-Dynastie von den Botschaftern Zhang Qian und Ban
Chao bereitet. Später bezeichnet das Wort generell die Außenhandelsrouten des
antiken China. Es gereicht mir zur besonderen Ehre, daß ich mich heute mit
europäischen, darunter vielen deutschen Freunden, hier zusammensetzen und über
die Kooperation reden kann. Ich wünsche vor allem eine erfolgreiche Konferenz
in Essen.
Heute rede ich über folgende vier Fragen:
1. Neues Konzept der Seidenstraßen-Initiative
Die vom chinesischen Staatspräsident Xi Jinping vorgestellte
Seidenstraßen-Initiative ist nicht nur eine Übernahme der Kerngedanken der
antiken Seidenstraße, nämlich Zusammenhalt, Zuverlässigkeit,
Gleichberechtigung, gegenseitiger Nutzen, Toleranz und Kooperation. Denn sie
folgt auch dem Zeitgeist: dem Streben nach Frieden, Entwicklung, Kooperation
und Erfolg.
Die Seidenstraßen-Initiative berücksichtigt die strategischen
Bedürfnisse auf der internationalen und der chinesischen Seite. Sie spielt eine
wichtige Rolle für die Wirtschaftsentwicklung, den Wohlstand der
Anrainerstaaten und eine nachhaltige Weltökonomie. Sie wird zur Integration der
eurasischen Landmasse und umfassendem Wohlstand führen.
Die Seidenstraßen-Initiative formuliert einen neuen Gedanken:
Wie sollte sich China selbst im neuen Kapitel der Öffnung nach außen
entwickeln, sodaß gleichzeitig andere Gebiete davon profitieren können und die
Wirtschaftsintegration in den Anrainerstaaten mit gefördert wird? Damit
markiert sie einen Meilenstein für die überregionale Kooperation zwischen China
und Europa.
Ich meine, daß die Seidenstraßen-Initiative mit Blick auf die
inklusive Internationalisierung zu verstehen ist. Was ist „inklusive
Internationalisierung“? Sie umfaßt folgende Aspekte:
1. die Ideen „Offenheit und Inklusion“, „Gleichberechtigung
und gegenseitiger Nutzen“. Keine Splittergruppen, kein Alleinbestimmer. Wir
nehmen eine offene Haltung ein, und begrüßen die gleichberechtigte Teilnahme
von Ländern und Regionen und deren Interessen.
2. die Prinzipien „gemeinsame Konsultationen, gemeinsamer
Aufbau, geteilte Interessen“. Der Schwerpunkt liegt auf gemeinsamer Entwicklung
und gemeinsamem Wohlstand.
3. das kulturelle Konzept der „Harmonie in der Vielfalt“. Der
gemeinsame Wunsch der meisten Länder ist der nach gemeinsamer Entwicklung,
Wohlstand und Frieden auf Grundlage der Vielfalt der Kulturen.
Schließlich sollten wir die Mißverständnisse über die
Seidenstraßen-Initiative auflösen. Es ist kein Wiederaufbau der transnationalen
Handelsroute der Antike, und es ist kein Projekt der chinesischen Regierung
alleine, sondern eine von China aufgebaute öffentliche Plattform, die der
Kapitalmobilität weltweit dient. Es geht nicht nur darum, „nach außen zu
gehen“, sondern darum, eine Kombination von „nach außen gehen“ und „herein
lassen“ zu finden. Die Seidenstraßen-Initiative kann nicht bloß als eine
geographische Strategie interpretiert werden. Es ist nicht ein
„Wirtschaftsgürtel“, sondern eine offene, inklusive, vorteilhafte,
ausgeglichene internationale Kooperationsplattform.
2. Chancen zur Förderung der
chinesisch-europäischen Beziehungen
Zum Ersten werden die neuen Seidenstraßen die
Handelsliberalisierung fördern, indem sie die Distanz zwischen China und Europa
verkürzen. Der chinesisch-europäische Handel ist beschränkt durch die große
Entfernung und die lange Transportzeit. Es wird die chinesisch-europäische
Beziehung verbessern, den Handelsverkehr zu beschleunigen. Die
Seidenstraßen-Initiative schafft die Grundlage dafür.
Seit der Gründung der Seidenstraßen-Initiative hat sich der
Güterverkehr zwischen China und Europa schnell entwickelt und eingespielt. Bis
zum 1.8. 2014 sind insgesamt 239 Containerzüge von Festlandchina nach Europa
gefahren. Die Routen, wie zum Beispiel Chongqing-Xinjiang-Europa,
Zhengzhou-Xinjiang-Europa, Yiwu-Xinjiang-Europa, die von einer chinesischen
Stadt X über Xinjiang nach Europa führen, wurden eröffnet. Im Vergleich zum
traditionellen Seetransport wird die benötigte Zeit um mindestens 15 Tage
verkürzt. Die Frachtkosten werden dadurch wesentlich reduziert, Kapital wird
besser genutzt, und die Dauer des Kapitalverkehrs wird verkürzt.
In der internationalen Handelsstruktur unterscheiden sich die
neuen Seidenstraßen von den traditionellen Handelsrouten über den Atlantik und
den Pazifik: es sind neue Handelsnetze, die Eurasien überspannen. Sie würden
jedenfalls eine wertvolle Verbindung darstellen, die gemeinsame Bedürfnisse von
China und Europa schafft und die chinesisch-europäische Handelskooperation
fördert.
Zweitens wird die Initiative die Infrastruktur und
Energiekooperation fördern. Die neuen Seidenstraßen werden den
Asien-Pazifik-Wirtschaftskreis mit dem europäischen Wirtschaftskreis verbinden.
Dadurch wird das enorme Marktpotential von Eurasien freigesetzt und die
chinesisch-europäische Kooperation vertieft.
Heute könnte der Juncker-Plan, für den 315 Milliarden Euro
investiert werden, mit der chinesisch-europäischen Entwicklung durch die
Seidenstraßen-Initiative verknüpft werden. Außerdem wurde bereits das Projekt
„16+1“ zwischen China und mittel- und osteuropäischen Ländern mit der
Seidenstraßen-Initiative verknüpft; möglich wäre auch die Verknüpfung der
„Industrie 4.0“ in Deutschland und „Made in China 2025“. Die
Seidenstraßen-Initiative baut die Wirtschaft zwischen China und Europa um und schafft
dadurch ein neues chinesisch-europäisches Kooperationsmodell.
Zurzeit entwickelt die EU die transeuropäischen Netze. Plänen
zufolge werden diese Verkehrssysteme im Jahr 2030 fertiggestellt sein. Die
Netze werden 94 Haupthäfen, 38 Flughäfen und große Städte verbinden und dazu um
15000 Schienenkilometer wachsen.
Dieser Plan und die Initiative Chinas blasen in dasselbe Horn.
Integrierte Netze von Eisenbahnen, Straßen, Flugverbindungen, Seeverkehr,
Pipelines, Stromleitungen und Telekommunikation werden aufgebaut. Infolgedessen
werden Handel, Investitionen, Wirtschafts- und Technikkooperationen zwischen
China und Europa vorangetrieben. Im Energiebereich sind China und Europa keine
Konkurrenten, sondern Partner.
Die Kooperation wird Potential im Energiebereich freisetzen.
Chinas aktuelle Probleme sind zunehmender Energieverbrauch, eindimensionale
Energiestruktur, niedrige Leistung und Umweltverschmutzung. Allerdings weisen
europäische Länder eine sehr hohe Abhängigkeit vom Energieimport auf.
Erschließung der Energie im Landesinneren ist im gemeinsamen
Interesse von China und Europa. Darüber hinaus besitzt Europa Vorteile in der
Energietechnik und den Alternativenergien, die Chinas Nachteile ausgleichen
können. Umgekehrt verfügt China über zunehmende Auslandsinvestitionen, was
gerade das Kapitalbedürfnis von Europa erfüllt. Weitere Kooperation im
Energiebereich wird Wirtschaftsstrukturwandel auf den beiden Seiten
ermöglichen. Für China wäre es wichtig, nicht mehr von Kohle abhängig zu sein,
um dem Druck nach mehr Umweltschutz, der durch den Smog deutlich wird, gerecht
zu werden.
Drittens wird die Initiative die Wirtschaftsentwicklung und
Integration Eurasiens beschleunigen.
Zurzeit sind viele Länder und Regionen entlang der
Seidenstraße noch am Anfang der Internationalisierung. Die
Seidenstraßen-Initiative könnte sie in der Internationalisierung einschließen.
Dadurch schafft sie eine neue Wirtschaftswachstums-Plattform in Eurasien und
auf den Meeren. Damit ist die Initiative von großer Bedeutung.
Die Neue Seidenstraße verspricht zahlreiche Mineralvorkommen,
Energien, Land und Tourismus. Aber im dünn besiedelten Mitteleurasien ist der
Verkehr ungünstig. Die Industrie bleibt rückständig. Außerdem liegt die Region
weit vom Meer entfernt. Die wirtschaftliche Entwicklung dort liegt im Vergleich
zum Asien-Pazifik-Raum und Europa noch weit zurück.
Diese Ungleichheit in Eurasien behindert den
chinesisch-europäischen Handel. Die Neue Seidenstraße wird den Mittelbereich
durch Unterstützung der beiden Seiten vorantreiben. So funktioniert der
„Hantel-Effekt“. Er fördert einerseits die chinesisch-europäische
Handelskooperation, andererseits die Entwicklung Mitteleurasiens.
Viertens wird die Initiative die eurasische
Kulturkommunikation und Integration fördern.
Die Seidenstraßen-Initiative ist eine regionale
Wirtschaftsintegration der ganzen Welt. Die traditionellen, punktuellen und
stückweisen regionalen Wirtschaftsmodelle werden durch eine Streifenform
ersetzt. China und die EU-Länder auf beiden Seiten werden größere Räume für Wirtschaftsentwicklung
und Integration gewinnen. Parallel werden der kulturellen Austausch und die Integration
in den Anrainerstaaten vertieft.
Die Seidenstraßen-Initiative betrifft mehr als 60 Länder und Milliarden
von Menschen. Diese Länder haben unterschiedliche Kulturen. Die Initiative wird
es ermöglichen, an den Geist der Seidenstraße der Antike anzuknüpfen und
historische Kulturgüter entlang der Route zu erkunden. Die kulturelle Kommunikation
und Zusammenarbeit wird eine gemeinsame Entwicklung trotz unterschiedlicher
Kulturen voranbringen. Damit schafft sie eine friedliche Umwelt für die
Entwicklung von Eurasien und der ganzen Welt.
Fünftens schafft die Initiative eine neue Lage durch die
chinesisch-europäische Finanzkooperation. Die bilaterale Finanzkooperation
zwischen China und Europa hat ein sehr gutes Fundament. Chinas Rolle wandelt
sich in diesen Jahren von einem Handelsstaat zu einem Investitionsstaat, was
ein sehr großes Potential für Wirtschaftskooperationen zwischen China und
Europa mit sich bringt. England, Frankreich, Deutschland und andere europäische
Länder suchen die finanzielle Kooperation mit China, um RMB-Geschäfte (RMB:
Renminbi, chinesische Währung) zu entwickeln, Offshore-RMB-Handelszentren
aufzubauen, und RMB-Anleihen auszugeben. Das Volumen chinesisch-europäischer
Währungsswaps übersteigt bereits 700 Milliarden.
China hat die Kooperation „16+1“ [mit 16 ost- und
mitteleuropäischen Staaten] initiiert, deren Mitgliedsländer bei der
Produktionskooperation unterstützt werden. Die „16+1“ wird durch eine
Verstärkung der Zusammenarbeit mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und
Entwicklung und internationalen multilateralen Finanzinstituten unterstützt.
Die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank und der Seidenstraßen-Fonds
wurden bereits gegründet. Viele EU-Länder sind beigetreten. Das heißt,
europäische Investoren haben sich engagiert, die Finanzkooperation mit China zu
vertiefen und zu verstärken. Von neuen Partnerschaften wird der Aufbau der
Infrastruktur profitieren. Gleichzeitig bietet er auch Gelegenheit für
chinesische Unternehmen, in Europa zu investieren, in den Markt einzutreten und
Anleihen auszugeben.
3. Das neue Highlight der chinesisch-deutschen
Kooperation
2015 war gekennzeichnet durch den 40. Jahrestag der
diplomatischen Beziehungen zwischen Europa und China als
chinesisch-europäisches „diplomatisches Jahr“. Die chinesisch-europäische
Kooperation wird ständig vertieft, dadurch haben sich die chinesisch-deutschen
Beziehungen deutlich verbessert. In diesen Jahren hat sich der Handel zwischen
China und Deutschland ständig entwickelt. Deutschland ist Chinas
Haupthandelspartner in der EU. Die bilateralen Handelsvolumina haben mehrfach
neue Rekorde aufgestellt. 2015 erreichten das chinesisch-deutsche
Handelsvolumen 163 Milliarden Euro. Seit 2010 gab es 300 Projekte, mit denen
China in Deutschland investiert hat. Es befinden sich jetzt 1700 chinesische
Unternehmen in Deutschland. Seit 2014 ist China anstelle der USA der größte
Investitionsstaat „auf der grünen Wiese“ in Deutschland geworden.
Die Seidenstraßen-Initiative liefert neue Motive für
chinesisch-deutsche Kooperationen in der neuen Epoche. Darüber hinaus bietet es
den beiden neue Möglichkeiten zur Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung.
Der berühmte deutsche Dichter Schiller sagte: „Was ist Zufall anders als der
rohe Stein, der Leben annimmt unter Bildners Hand? Den Zufall gibt die
Vorsehung - zum Zwecke muß ihn der Mensch gestalten.“
China und Deutschland befinden sich an den beiden Enden der
neuen Seidenstraßen. Sie sind jeweils die größten Volkswirtschaften in Asien
und Europa. Beide haben Schwerpunkte in der Fertigungsindustrie und im
Außenhandel. Dabei gibt es eine starke wirtschaftliche Komplementarität.
Bei der Seidenstraßen-Initiative handelt es sich vor allem um
fünf bevorzugte Kooperationsbereiche - politische Konsultationen, Verbindung
von Anlagen, barrierefreie Handelsverbindungen, barrierefreie
Kapitalzirkulation und Kontakt aller Völker.
Durch die Verbindung des chinesischen Marktes und deutscher
Technik, das Zusammenspiel von chinesischer Geschwindigkeit (Effizienz) und
deutscher Qualität sowie der Vereinigung von „Made in China“ und „Made in
Germany“ kann nach neuen Räumen und Gebieten gesucht werden,
Kooperationspotential wird freigesetzt und Nutzen erhöht - gemeinsam kann eine
Win-Win-Beziehung auf hohem Niveau geschaffen werden.
Der Aufbau der Straßen und Pipelines entlang der Seidenstraße
könnte Möglichkeiten für Geschäfte für deutsche Unternehmen entstehen lassen.
Chinesische und deutsche Unternehmen haben immer mehr Kooperationen in
Maschinenbau, bei Straßen, Pipelines, in der Agrarwirtschaft usw., die zum
Projekt „Neue Seidenstraße“ gehören. Mit ständig steigenden
Auslandsinvestitionen wird China noch weiter in Deutschland investieren.
Die historischen Begebenheiten der Seidenstraßen-Initiative
sollten wir nutzen, um die chinesisch-deutschen Beziehungen zu verbessern. Im
Moment stecken noch viele Herausforderungen in der Kooperation. Die Verbindung
der Infrastruktur, des Handels und des Kapitals wurde schon grundsätzlich
verwirklicht. Ein Drittel des 1,5 Milliarden US-Dollar umfassenden
Handelsvolumens zwischen China und Europa pendelt tatsächlich zwischen China
und Deutschland. Jeden Tag verbinden mehr als 70 Flüge über 10 Städte die
beiden Länder. Von drei chinesisch-westeuropäischen Zügen fahren zwei nach
Duisburg und einer nach Hamburg.
Allerdings bleiben die politischen Konsultationen und die
Stimmung in der Bevölkerung in beiden Ländern zurück. Das sind Engpässe für die
weitere Kooperation.
Einerseits stimmt die Politik beider Länder nicht überein.
Komplizierte Verwaltungssysteme, Zollabfertigung und ein unklares
Markteintrittssystem reduzieren die Arbeitseffizienz. Andererseits fehlt es am
gegenseitigen Verständnis von Gesetzen, Unternehmenskulturen, Geschäftsmodellen
und Handelsstilen. In der chinesisch-deutschen Kooperation braucht man nicht
nur die Stützung durch „hard power“, sondern auch die Motivation durch „soft
power“.
Wenn wir einen Blick in die Zukunft werfen, so wird China
viele Gelegenheiten für die Welt hervorbringen. In fünf Jahren werden Güter im
Wert von zehn Billionen US-Dollar von China importiert, über 500 Milliarden
US-Dollar werden im Ausland investiert und über 500 Millionen Personen werden
ins Ausland reisen. Auf der Neuen Seidenstraße fahren immer mehr internationale
Züge auf den Eisenbahnlinien Chongqing-Xinjiang-Europa, Wuhan-Xinjiang-Europa,
Zhengzhou-Xinjiang-Europa, Yiwu-Xinjiang-Europa, Harbin-Europa. Neue Märkte
werden sich für China und Europa eröffnen.
Darüber hinaus verstärken die effizienten Verkehrsnetze auch
die chinesisch-europäische Handelsbeziehung. „China und Deutschland sind
geeignet für Kooperation. Wir sehen daher enormes Potential. China wünscht sich
gemeinsame Beiträge mit Deutschland in der Weltwirtschaft, indem beide an der
Zusammenarbeit festhalten.“
4. Vorschläge zur chinesisch-europäischen
Kooperation
China und Europa haben unterschiedliche politische Systeme,
Ideologien und Bedürfnisse. Es ist nachvollziehbar, daß manche Europäer sich
darum sorgen, daß China mit dieser Initiative Eurasien dominieren würde, oder
daß China nur das Ziel hat, Überproduktion zu beseitigen. Außerdem hat man
keine Ahnung, wie es in der Realität ablaufen sollte. Die
Seidenstraßen-Initiative ist nur Chinas Kooperationserwartung. Nur durch
beiderseitige Bemühungen werden Skepsis und Barrieren aufgelöst. Daher würde
ich Folgendes vorschlagen:
Erstens sollten wir am Ziel und den Prinzipien der
Seidenstraßen-Initiative festhalten. Die Prinzipien „gemeinsame Konsultationen,
gemeinsamer Aufbau und gemeinsame Teilhabe“ sind offen. Es ist kein Solo
Chinas, sondern ein Chor aller Anrainerstaaten. Die neue Seidenstraße wird die
aktuelle Kooperation nicht ersetzen, sondern darauf neue Verbindungen schaffen,
damit die Anrainerstaaten ihre Entwicklungsmodelle miteinander verknüpfen
können. Parallel sind die aktuellen bi- und multilateralen
Kooperationsmechanismen zu verbessern, um den Aufbau der neuen Seidenstraße zu
stützen.
Zweitens ist es der Ausgangspunkt der Initiative,
Infrastruktur aufzubauen, Asien und Europa in engere Verbindung zu setzen,
Wirtschaften und Gesellschaften der Anrainerstaaten zu entwickeln. China und
die EU sollen das umsetzen, was in der chinesisch-europäischen gemeinsamen
Erklärung nach dem 17. Treffen ihrer führenden Vertreter steht: „Kommunikation
über Infrastruktur wird verstärkt, eine Kommunikationsplattform wird aufgebaut,
der Transport wird direkt verbunden und verbessert, beide Staaten betreffende
Initiativen und Projekte werden fortgeführt.“
Die Anbindung von Unternehmen an die paneuropäischen
Verkehrsnetze, die Europa-China-Land-See-Expreßlinie und die neue Eurasische
Landbrücke werden von China unterstützt. Gleichzeitig spielen die Verbindungen
von der Nordsee, der Adria und dem Schwarzen Meer ebenfalls wichtige Rollen in
der Kommunikation zwischen Chinas und Europas. Die Züge zwischen China und
Europa werden noch weiter verbessert.
Drittens sind die Säulen der Handels-, Investitions-, und
Finanzkooperation zu stabilisieren. Handel ist das wichtigste in der chinesisch-europäischen
Beziehung. Er sinkt zurzeit aufgrund des verlangsamten internationalen
Wirtschaftswachstums. China und Deutschland sollten die Chancen der Neuen
Seidenstraße nutzen. Würden die Investitionsvereinbarung baldmöglichst
unterzeichnet und die Ausfuhrkontrolle über technische Produkte gelockert, wäre
Handelsvolumen von einer Billion im Jahr 2020 erreichbar.
Investitionen treiben die Entwicklung voran. Die EU ist für
China die viertgrößte Investitionsquelle, und gleichzeitig auch die größte Quelle
der Technikeinfuhren. Daneben sind England, Frankreich, Holland, und
Deutschland die Hauptinvestitionsstaaten. China und Europa haben schon
vereinbart, die Neue Seidenstraße mit dem Juncker-Plan zu verbinden, gemeinsame
Investitionsfonds zu gründen, die Investitionsvereinbarung möglichst früh
abzuschließen. Jetzt haben die chinesischen Investitionen in Europa folgende
neue Besonderheiten: Neustrukturierung der einheimischen Ressourcen und Märkte
mit denen von Ausländern, Erhöhung der Betriebskernkompetenz, Aufbau der
Auslandsmärkte. Sollte die Investitionsvereinbarung unterzeichnet werden,
hätten beide Länder enorme Aussichten.
Viertens geht es um die chinesisch-europäische Urbanisierungs-
und Innovationskooperation. China hat im Moment mehr als 700 Millionen
Stadtbewohner, der Anteil der städtischen Bevölkerung erreicht 52,6%. Aber in
der EU wohnen mehr als 75% der Menschen in Städten. Außerdem hat die EU viel
mehr Erfahrungen und Techniken in der Städteplanung, Infrastruktur,
Dienstleistungen und Verwaltungen. Neben der Wirtschaftsentwicklung ist die
Verstädterung ein wichtiger Motor im Wirtschaftswandel. Europäische Städte sind
intelligent, grün und kohlenstoffarm. Sie sind Vorbilder für Chinas
Städteaufbau.
Als nächstes kommt Kooperation bei technischen Innovationen.
In diesem Bereich sollten wir zusammenarbeiten, um neue Industrien, wie zum
Beispiel alternative Energien, neue Materialien, neue Informationstechnik,
Biotechnik und die Luftfahrtindustrie zu entwickeln.
Fünftens sollten wir den kulturellen Austausch vertiefen, um
eine positive Stimmung in der Bevölkerung zu gewinnen. Durch den
Dialogmechanismus wird die bilaterale und multilaterale kulturelle
Kommunikation zwischen China, Europa und den Anrainerstaaten gefördert.
Gleichzeitig wird der Austausch in den Bereichen Kultur, Erziehung, Tourismus
und Gesundheitswesen vorangetrieben. In Zukunft werden auch die Medien,
Jugendlichen und Frauen eingeschlossen. Dadurch schaffen wir eine stabile
Grundlage in der Stimmung der Bevölkerung.
Liebe Freunde, sehr geehrte Gäste,
die Seidenstraßen-Initiative ist kein Slogan, sondern
tatsächlich eine Maßnahme, von der viele Länder und Regionen profitieren
werden. Bisher haben sich bereits mehr als 100 Länder und internationale
Organisationen diesem Projekt angeschlossen. Mit mehr als 30 Anrainerstaaten
hat China bereits Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet. Seit drei Jahren
hat China sich für die Verbreitung der Initiative eingesetzt, um sie mit den
Plänen anderer Länder und Regionen für gemeinsame Entwicklung zu verbinden.
Die Seidenstraßen-Initiative verbindet sich mit dem
Europa-Investitionsplan. Die Kooperation „drei Häfen, drei Zonen“ zwischen
China und Mittel- und Osteuropa an den Küsten von Nordsee, Adria und Schwarzem
Meer hat bereits begonnen. Das ist Teil der Europa-China Land-See-Expreßlinie.
Zur gemeinsamen chinesisch-russischen Erklärung über die Verbindung des
Wirtschaftsgürtels der Seidenstraße mit der Eurasischen Wirtschaftsunion kamen
von den Mitgliedsländern sehr positive Rückmeldungen.
Es wurde eine chinesisch-koreanische Vereinbarung über vier
Entwicklungsstrategien abgeschlossen. Mit der Mongolei hat China die
Seidenstraßen-Initiative mit der Steppenstraße verbunden. Mit Vietnam spricht
China noch über die Verknüpfung der Seidenstraßen-Initiative mit der Initiative
„Zwei Korridore und ein Kreis“. Mehrere Wirtschaftskorridore sind im Aufbau.
Der Aufbau des Chinesisch-Pakistanischen Wirtschaftskorridors hat bereits
angefangen, ebenso wie der Wirtschaftskorridor
Bangladesch-China-Indien-Myanmar, und der Wirtschaftskorridor in China, Rußland
und der Mongolei.
China und die Anrainerstaaten werden in Zukunft von noch mehr
Möglichkeiten, erfolgreichen Kooperationen und Wohlstand durch die
Seidenstraßen-Initiative profitieren.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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