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Schiller-Institut e. V.
"Zweck der Menschheit ist kein anderer als die
Ausbildung der Kräfte des Menschen, Fortschreitung."
Friedrich Schiller

 

Der Wert von Infrastruktur

Von Jason Ross

Rede auf der Konferenz des Schiller-Instituts in New York City am 13.-14. April 2017.

Ich freue mich, hier bei Ihnen zu sein und ein so großes Publikum vor mir zu sehen.

Wir haben heute vormittag erstaunliche Vorträge darüber gehört, was die Gürtel- und Straßen-Initiative und die Weltlandbrücke für die Welt bedeuten kann, als ein neuer Standard für die Beziehungen zwischen den Nationen und als eine neue Grundlage für die Volkswirtschaften.

Unter anderem haben wir gehört, daß die Gürtel- und Straßen-Initiative als neue Herangehensweise in der Außenpolitik die Geopolitik verdrängt.

Die Geopolitik – das Britische Empire – ist u.a. die Erklärung dafür, warum die Vereinigten Staaten sich nicht an der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) beteiligen. Aber sie allein erklärt beispielsweise noch nicht, warum die Vereinigten Staaten ihre Infrastruktur vollkommen verfallen ließen. Ich will daher betrachten, welche neue Denkweise über die Wirtschaft für die Gürtel- und Straßen-Initiative notwendig ist.

Betrachten wir den Wert von Infrastruktur insgesamt. Darauf will ich mich heute konzentrieren, denn die Infrastruktur hat Aspekte, die es sonst in einer Volkswirtschaft nicht gibt. Und ein falsches wirtschaftliches Denken darüber verhindert, daß sie finanziert und gebaut wird, und versperrt uns den großen Nutzen, den wir aus Investitionen in solche Projekte ziehen könnten.


Abb. 1: Entwicklung der Weltbevölkerung in den letzten 10.000 Jahren
Abb. 2: Historische Entwicklung der Lebenserwartung

Betrachten wir den Charakter der Menschheit als ganzer im Lauf der Geschichte. Wir sind wiederholt eine ganz neue Gattung geworden. Wenn man es vom Standpunkt der Biologie betrachtet, dann könnte man sagen, die ganze menschliche Gattung wurde verdrängt und verwandelte sich in eine ganz neue Gattung, einen neuen Genus, eine neue Familie – und das viele Male in unserer Geschichte. Man sieht das an unserem sich wandelnden Verhältnis zu unserer Umwelt. Man sieht es am Anstieg der Zahl der Menschen, die auf diesem Planeten leben können.

Dies (Abbildung 1) ist eine Darstellung der Entwicklung der Weltbevölkerung in den letzten 10.000 Jahren. Keine Tierart kann die Anzahl der Mitglieder ihrer Gattung, die auf dem Planeten leben kann, vorsätzlich verändern, aber wir können es. Wie schaffen wir das? Wir schaffen es mit dem, was uns zu Menschen macht. Schauen wir zurück auf die griechische Schöpfungsgeschichte der Menschheit, die Geschichte von Prometheus: Da erfahren wir, wie die menschliche Gattung geschaffen wurde. Vor Prometheus hatten wir zwar menschliche Körper, aber wir hatten keinen Geist. Wir nutzten nicht das Feuer. Prometheus schenkte der Menschheit das Feuer, sowie die Zahlen, die Dichtung, die Astronomie, den Kalender und alle Künste, die Metallurgie, die Medizin, Segelschiffe und die Nutzung der Tiere – und indem er der Menschheit dieses Wissen schenkte, wurden wir eine ganz neue Gattung auf der Erde.

Hier (Abbildung 2) sehen Sie eine Darstellung der historischen Entwicklung der Lebenserwartung. Die rote Linie zeigt die Lebenserwartung in verschiedenen Nationen um 1800, und Sie sehen, daß diese selbst in dem Land mit der höchsten Lebenserwartung, Belgien, nur 40 Jahre betrug. Bedenken Sie, was das Durchschnittsalter in einer solchen Gesellschaft gewesen sein muß! Wie weit kann eine solche Gesellschaft sich entwickeln, wenn die Menschen nicht älter werden?

Man sieht die enorme Steigerung. Sie sehen, was bis 1950 erreicht wurde, und heute – im Jahr 2012 und danach – haben alle Länder der Welt eine höhere Lebenserwartung als Belgien vor 200 Jahren, als es die höchste hatte. Das ist etwas, worüber wir sehr glücklich und stolz sein sollten, und es ist ein Ausdruck dessen, was unsere Gattung grundsätzlich von allen anderen Lebensformen unterscheidet.

Was ist „Infrastruktur“?

Was ist „Infrastruktur“? Denken Sie einen Moment nach über das Wort „Umwelt“. Wir verwenden dieses Wort in vielen Zusammenhängen. Manchmal meinen wir damit etwas spezielles, wie die Luft oder das Wasser, die uns umgeben; manchmal etwas allgemeineres, wie unsere Umgebung. Was bedeutet Umwelt in einer sozialen Situation? Was für eine „Umwelt“ haben wir beispielsweise in einem Restaurant?

Tatsächlich ist unsere Umwelt – die Welt um uns herum – immer mehr etwas, was wir uns selbst erschaffen. Die Rohstoffe, die wir nutzen, sind – anders als bei den Tieren – nicht diejenigen, die wir um uns herum finden. Ein Tier sucht nach Pflanzen, die es fressen kann, eine Pflanze hofft, daß sie etwas Sonnenschein abbekommt. Das sind bloß Dinge, die sie in ihrer Umgebung finden; sie schaffen sie nicht, aber sie nutzen sie.


Abb. 3: Entwicklung des Energieverbrauchs pro Kopf in den Vereinigten Staaten
Abb. 4: Stromverbrauch pro Kopf im Verhältnis zum BIP
Abb. 5: Verteilung der Lichtquellen der Welt bei Nacht

Für uns ist die synthetische Umwelt, die wir uns erschaffen, unsere Infrastruktur. Durch die Verbreitung der Entdeckungen, die wir machen, der Wissenschaften, die wir kennenlernen, der Technologien, zu denen wir fähig sind – die Umsetzung all dessen in eine Plattform der Infrastruktur –, erschaffen wir für uns ein bestimmtes Niveau der Zivilisation und des wirtschaftlichen Potentials.

Ich will nun ganz kurz drei Wege beschreiben, wie dies geschieht: in der Kraft, in den Materialien, und im Raum und in der Zeit, d.h. im Verkehr. Wenn wir uns eine Grafik (Abbildung 3) des Energieverbrauchs pro Kopf in den Vereinigten Staaten anschauen, sehen wir, wie der Energieverbrauch pro Kopf angestiegen ist und wie der Energieträger sich geändert hat – von Holz zur Kohle, dann immer mehr zum Erdöl und zum Erdgas. Die Kernspaltung kam nie wirklich in Gang. Wir hatten also mehr Energie, und ihre Art hat sich geändert. Wir können mit Öl Dinge tun, die wir mit Holz nicht tun können. Wir werden niemals ein Auto bauen können, das mit Holzspänen fährt – das geht nicht. Man kann ein Auto haben, das auf der Grundlage von Öl fährt. Aber wir werden keine Flugzeuge haben, in denen jemand Kohle in einen Brenner schaufelt – das wird es nie geben. Aber mit Öl geht es. Und dann denken Sie darüber nach, was man alles mit Strom tun kann. Aber dazu gleich noch mehr.

Werfen Sie nun einen Blick auf diese Grafik (Abbildung 4): Auf der x-Achse ist, für alle Länder der Welt, der Stromverbrauch pro Kopf im Verhältnis zum BIP dargestellt. Ohne Strom kann man keinen hohen Lebensstandard haben, sogar am BIP gemessen, das ein sehr unvollkommener Maßstab ist. Für einen hohen Lebensstandard braucht man Energie und Kraft. Welche Kraftquellen können uns das Fünffache des derzeitigen Stromverbrauchs der Welt liefern? Damit die ganze Menschheit soviel Strom pro Kopf zur Verfügung hat wie eine Person in den Vereinigten Staaten, müssen wir die Stromerzeugung verfünffachen. Was wird uns fünfmal soviel Energie liefern, wie sie derzeit auf dem gesamten Planeten verbraucht wird? Welche Energiequelle ist dazu in der Lage?

Hier (Abbildung 5) können Sie die derzeitige, sehr ungleichmäßige Entwicklung an einem sehr klaren Kennzeichen von Energie sehen: den Lichtquellen bei Nacht.

Noch etwas anderes dazu, hinsichtlich der Art und Weise, wie wir die Energie verwenden. Nehmen wir z.B. Uran. Das Uran, das in einem Kernkraftwerk verwendet wird, hat eine enorme Kraft in einer sehr geringen Menge an Brennstoff. Man kann Uran verbrennen, man könnte es verbrennen, wenn man das wollte. Man könnte das Uran also in ein Kohlekraftwerk stecken, damit Wasser kochen, Dampf erzeugen und eine Turbine damit betreiben. Hat jemand eine Vorstellung davon, wieviel weniger Energie man aus dem Uran erhält, wenn man es als einen chemischen Brennstoff verwendet, anstatt als einen nuklearen? Der Unterschied ist das Hunderttausendfache!

Alle chemischen Brennstoffe sind begrenzt. Die Kraft in den Elektronen, die die Atome in einem Molekül aneinander bindet – und diese Kraft ist das Potential in einer solchen physischen Beziehung – ist um den Faktor 100.000 geringer als die im Atomkern. Das ist ein gewaltiger Unterschied.


Abb. 6: Weltproduktion seltener Erden (in Tonnen)
Abb. 7: Weltproduktion von Chrom (in Tonnen)

Abb. 8: Weltproduktion von Stickstoff (in Tonnen)
Abb. 9: Weltproduktion von Aluminium (in Tonnen)
Abb. 10: Weltproduktion von Stahl (in Tonnen)

Denken Sie nun daran, was für Materialien wir verwenden. Auch die Materialien, die wir regelmäßig nutzen, haben sich im Verlauf der menschlichen Zivilisation verändert. Dinge, die wir heute als gegeben voraussetzen und tagtäglich nutzen – wie z.B. Aluminium – sind nur in einer Volkswirtschaft möglich, die Elektrizität hat. Ohne Elektrizität ist es sehr schwierig, Aluminium zu gewinnen. Die Kunststoffe, die wir verwenden, sind alle eine weitere wichtige Anwendung von Erdöl. Abgesehen von Flugzeugen, bei denen ich nicht sehe, wie man sie mit großen Batterien betreiben könnte, sind Kunststoffe der andere Bereich, in dem die Verwendung von Öl notwendig ist.

Denken Sie an unsere Beziehung zu den verschiedenen Materialien – zum Stahl, zum Eisen, zu unserer Erzeugung von Stickstoff. Künstlicher Stickstoffdünger beispielsweise ist eine Substanz, die allein schon das Bevölkerungspotential auf der Erde um 25-30% gesteigert hat. Unsere Umwelt ist also etwas, das wir uns erschaffen, und die Ressourcen, die wir nutzen, sind die, die wir erzeugen. Wir schaffen Ressourcen. Wenn wir entdecken, wie man einen Stein in Metall verwandelt, dann haben wir eine Ressource geschaffen, die es bis dahin nicht gegeben hat.

Die vom Menschen geschaffene Umwelt

Betrachten wir nun die Veränderungen bei der Nutzung dieser Ressourcen: die Menge des Stahls, die wir nutzen, die Menge der Kohle, die wir nutzen, die Produktion seltener Erden. Man sagt, die Nutzung des Erdöls habe viele Konflikte auf der Welt ausgelöst. Aber was ist mit den seltenen Erden (Abbildung 6)? Sie wurden noch vor 50 Jahren gar nicht als Rohstoff betrachtet, aber jetzt sind sie ein sehr wichtiger. Wir haben sie dazu gemacht. Und ganz ähnlich ist es beim Chrom (Abbildung 7), beim Stickstoff (Abbildung 8), beim Aluminium (Abbildung 9) und beim Stahl (Abbildung 10).


Abb. 11

Abb. 12

Abb. 13

Abb. 14

Wir verwandeln unsere physische Umgebung auch im Sinne des Raums, der uns wirtschaftlich zur Verfügung steht. Schauen Sie sich an, welche Entfernungen man um 1800 von New York innerhalb einer bestimmten Zeit reisen konnte (Abbildung 11 links)). Hier sehen Sie, wie weit man innerhalb von zwei Wochen von New York aus reisen konnte. Diese andere Linie hier (Abbildung 11 rechts) zeigt, wie weit man um 1830 in zwei Wochen von New York aus reisen konnte. Wir bauten Kanäle und wir bauten Straßen. Wir haben unsere Umwelt verwandelt. 1857 (Abbildung 12) konnte man in zwei Wochen bis hierher gelangen, da gab es im Osten der Vereinigten Staaten bereits Eisenbahnen. Und um 1930 (Abbildung 13) kam man in weniger als einer halben Woche überall hin im ganzen Land.

Wenn man als Ökonom den Wert solcher Infrastruktur verstehen will, dann entgeht einem der entscheidende Punkt, wenn man alles nur vom Standpunkt der einzelnen Unternehmen betrachtet und abschätzt, wieviel ein einzelner Betrieb von den gesunkenen Transportkosten oder der reduzierten Frachtdauer profitiert. Man muß berücksichtigen, daß völlig neue Arten der wirtschaftlichen Produktion möglich werden. Man kann jetzt Halbfertigprodukte herstellen und sie anderswohin schicken. Eine solche Vernetzung in der Industrie ist nun möglich – die Fähigkeit, Ressourcen zu bewegen und die Produktion an verschiedenen Standorten anzusiedeln. Man hat die Nützlichkeit des Landes insgesamt verändert, und das in allen Gebieten, durch die sich dieser Entwicklungskorridor erstreckt.

Das sind also drei Wege, auf denen wir unsere Umwelt transformiert und geschaffen haben, was wir als Infrastruktur bezeichnen können.

Für die Zukunft, denke ich, sind die drei großen Dinge:

1. die Entwicklung der Kernfusionsenergie, die unser Verhältnis zur Natur in einer Weise verändern wird, die mit der Erfindung der Dampfmaschine vergleichbar ist. Wir können dann gewaltige Energiemengen erzeugen.

2. Und das führt uns zum zweiten Punkt: Wir könnten Meerwasser entsalzen, die Wassersysteme auf dem Planeten besser steuern, und

3. unsere Beziehung zu den Materialien vollkommen ändern. Mit der Kernfusion brauchen wir keine Kohle mehr, um Metalle zu erzeugen, wie es heute aus chemischen Gründen erforderlich ist.

Ich möchte jetzt gerne noch auf drei Probleme eingehen, die die Ökonomen beim Verständnis des Werts von Infrastruktur haben, und dann vier Methoden für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik vorstellen.

Das erste Problem bei der Bewertung von Infrastruktur und Wissenschaft ist, daß der Ertrag mit den Ausgaben nicht kommensurabel ist. Für einen Monetaristen – das, was Ökonomen heute im allgemeinen gelehrt wird –, wenn man also Geld ausgibt und Geld einnimmt, dann ist der Ertrag ein Prozentsatz der Kosten. Wenn man im elektronischen Handel spielt und Geld scheffelt, dann hat man Geld ausgegeben und nimmt Geld ein, genauso wie beim Poker oder ähnlichem. Aber es ist völlig anders, wenn man in eine neue Plattform der Infrastruktur investiert. Wenn man im ganzen Land Stromleitungen verlegt und dann die gesamte Volkswirtschaft von der Nutzung der Elektrizität profitieren kann, dann ist der Ertrag nicht einfach ein Vielfaches der Kosten. Die ganze Wirtschaft ist gar nicht mehr vergleichbar. Wie will man hier den Wert messen? Sicherlich nicht bloß in Dollars, das trifft es nicht. Vielleicht an der potentiellen Lebenserwartung? Oder am Bevölkerungspotential? Das ist ein viel besseres Maß.

Das zweite Problem ist, daß der Wert einer infrastrukturellen Plattform oder einer wissenschaftlichen Entdeckung nicht lokal gemessen oder als Summe lokaler Wertsteigerungen ausgedrückt werden kann. Wie ist das mit der Entdeckung eines wissenschaftlichen Prinzips? Lise Meitners Hypothese war, daß das Uran nicht bloß zerfällt, sondern sich spaltet. Diese Idee von ihr – die richtig war – ist die Grundlage der Kernkraftwerke. Diese eine Idee hat die gesamte menschliche Gattung verändert. Wir sind eine ganz andere Gattung geworden, dank einer Idee, die ein einzelner Mensch entwickelt hat. Aber so etwas kann man nicht lokalisieren, nicht wahr?

Die Grenzen privater Finanzierung

Das dritte Problem für die Ökonomen, wenn sie versuchen, die Infrastruktur buchhalterisch zu erfassen, besteht darin, daß die Erträge indirekt sind. Wenn man einen Staudamm baut und Überschwemmungen verhindert, dann verdient man damit direkt kein Geld, aber es hat offensichtlich einen Wert. Darauf hat kürzlich [Präsident] Rafael Correa in Ekuador hingewiesen, als massive Überschwemmungen große Schäden in Peru und Kolumbien verursachten, aber Ekuador relativ glimpflich davon kam, weil es in seine Infrastruktur zur Wasserregulierung investiert hatte. Correa sagte: Bankiers machen den Fehler, auf einen Gewinn zu schauen; das ist angemessen für ein privates Unternehmen, aber für einen Staat als ganzen nicht richtig.

Wenn man also Dinge wie öffentliche Straßen betrachtet: Das sind Dinge, die keine direkten Einnahmen erzeugen, in der Weise, wie es beispielsweise beim Bau eines Flughafens sein kann, wo eine öffentlich-private Partnerschaft tatsächlich Geld in den teilweisen Neubau [des New Yorker Flughafens] La Guardia investieren kann. Aber man wird keine öffentlich-private Partnerschaft dazu bewegen, in ein Riesenprojekt wie den Bau eines Verkehrsnetzes zur Beringstraße zu investieren. Diese Erträge sind zu langfristig und zu indirekt. Das ist also ein Problem, das man berücksichtigen muß, wenn man in der Lage sein will, private Finanzmittel heranzuziehen. Wir brauchen Mechanismen, die angemessen sind für das Land, und diese Mechanismen sind andere als das, was ein privates Unternehmen tun würde.

Betrachten wir also diese vier Mechanismen, diese vier Prinzipien (Abbildung 14), um all dies zu realisieren. Der Ökonom Lyndon LaRouche hat vier Prinzipien aufgestellt, um einen Wirtschaftsaufschwung möglich zu machen.

Der erste ist [das Bankentrennungsgesetz] Glass-Steagall. Viele Ökonomen glauben, der Weg, eine Wirtschaft anzukurbeln, wenn sie stockt, sei es, die Zinsen zu senken und mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Man hat der Wall Street Billionen Dollars in Form von Krediten und Kreditgarantien zur Verfügung gestellt, aber dieses Geld, diese Anleihen liegen einfach in der Federal Reserve. Es fließt nirgendwohin, es kommt nie aus dem Bankensektor heraus. Derzeit wird dem Finanzsektor in den Vereinigten Staaten ein viel größerer Anteil am BIP zugeschrieben als dem Produktionssektor. Das Geld bleibt also einfach im Finanzsektor. Mit Glass-Steagall können wir die Banken zwingen, wieder Kredite zu vergeben. Die Investmentbanken können tun, was sie wollen, aber für eine Geschäftsbank wird der einzige Weg, Profite zu machen, der sein, Kredite zu vergeben – und genau das ist es, was Banken tun sollen.

Tatsächlich brauchen wir (2.) eine Nationalbank, um Gelegenheiten zu nutzen, nützliche Infrastruktur zu bauen, die allerdings keinen direkten Ertrag liefert. Wir brauchen einen geeigneten Mechanismus, über den der wirtschaftliche Wert, den wir durch den Bau einer Infrastrukturplattform schaffen, indirekt zurückgezahlt werden kann. Und das ist es, was uns eine Nationalbank ermöglicht.

Wenn wir (3.) Kredite an Unternehmen und Projekte und Infrastrukturen vergeben, dann ist der Maßstab kein monetärer, sondern ein technischer. Steigern wir die Energieflußdichte der Wirtschaft insgesamt? Verbessern wir die Energiemenge, die pro Kopf zur Verfügung steht? Verbessern wir die Qualität der Kraft, die pro Kopf zur Verfügung steht?

Denken Sie daran, daß wir beispielsweise den Weltraum erschließen müssen. Sie können so viele Windmühlen auf der Erde bauen, wie sie wollen, damit kriegen Sie keine Rakete vom Boden. Die Entwicklung von nuklearen Raketenantrieben verschafft uns ein ganz neues Potential: wir können einen Asteroiden ablenken, der auf uns zufliegt, wir haben mehr Möglichkeiten im Weltraum, etc. Das Maß ist also kein monetäres, sondern ein technisches.

Und schließlich brauchen wir (4.) ein Schnellprogramm zur Entwicklung der Kernfusion als nächste Energieplattform für die gesamte Menschheit. Damit sind wir in der Lage, neue Materialien zu beherrschen, Wasser zu steuern, Kraft zu kontrollieren, künstliche Treibstoffe zu erzeugen. Wir können beispielsweise Methanol anstelle von Benzin erzeugen. Wir können das Erdöl für die Erzeugung von Kunststoffen reservieren, wo es unersetzbar ist. Anstatt es zu verbrennen, können wir es nutzen, um Dinge zu erzeugen. Wir brauchen nicht mehr massenhaft Holz zu fällen, um Strom zu erzeugen, wir können es für den Bau von Möbeln verwenden, die man nicht aus Kohle bauen wird.

Ich würde also sagen, daß wir alle diese Probleme („Hemmungen“ ist wohl nicht das richtige Wort) ausräumen sollten. Es herrscht viel falsches ökonomisches Denken, das wir beiseite schieben müssen. Beispielsweise die ganze monetaristische Vorstellung von der Wirtschaft – daß man alles in den Begriffen individueller Profite verstehen könnte, die sich addieren, anstatt sie als eine Plattform zu betrachten, die uns einen Wert erzeugt, der inkommensurabel ist zu dem, was vorher war. Diese Art des ökonomischen Denkens muß zurückgewiesen werden, denn wenn wir daran festhalten, dann werden wir niemals in der Lage sein, die Projekte zu finanzieren, die wir in den Vereinigten Staaten brauchen.

Wenn [Präsident] Trump sagt, daß wir eine Billion Dollar [für die Infrastruktur] brauchen, wenn der Ingenieursverband American Society of Civil Engineers sagt, wir brauchen vier Billionen Dollar, und wenn chinesische Experten sagen, wir brauchen acht Billionen Dollar, wenn ein Ingenieur bei einer Konferenz, an der ich am Freitag teilgenommen habe, von zehn Billionen Dollar spricht – wo soll all das herkommen? Das wird sicherlich nicht bloß durch private Investitionen zusammenkommen. Wir brauchen Mechanismen für den wirklichen Wert, für den indirekten und inkommensurablen Wert der Infrastruktur als der Plattform, auf die sich die gesamte Wirtschaft stützt. Wir müssen massiv in wissenschaftliche Durchbrüche investieren, die die nächsthöhere Plattform möglich machen, wie die Grundlagenforschung zur Kernfusion.

Vielen Dank.