Ein Gürtel, eine Straße – eine Chance zur Entwicklung des Westbalkans
Von Jasminka Simić, PhD1
Jasminka Simić ist Autorin und Journalistin,
wissenschaftliche Mitarbeiterin und Redakteurin des Senders RTS (Radio
Televizija Srbije) in Belgrad, Serbien.
Danke dem Vorsitzenden, Jaques Cheminade, auch dafür, daß er uns an die
glorreiche und tiefe serbisch-französische Freundschaft erinnert hat.
Verehrte Vorsitzende, werte Kollegen, ich möchte dem Schiller-Institut
meine tiefe Dankbarkeit aussprechen, insbesondere Herrn und Frau LaRouche und
auch Frau Elke Fimmen, daß sie mich zu dieser Konferenz eingeladen haben, zu
der sich hier herausragende Experten zum Thema China und seiner globalen Rolle
versammelt haben. Ich möchte betonen, daß mein verstorbener Ehemann, Pedrag
Simić, Professor an der Universität Belgrad, ein berühmter Sinologe des
Balkan und Europas war und mit dem Schiller-Institut und Herrn Dean Andromidas
in Kontakt stand.
Serbien gehört zu Südosteuropa oder zur Region des Westbalkan, der auch
Montenegro, die Republik Makedonien, Bosnien-Herzegowina und Albanien
angehören und die sich auf einem europäischen oder euroatlantischen Weg
befindet. Aber wir haben eine mehr als 60jährige Geschichte der Beziehungen zu
China.
Die Strategie der Neuen Seidenstraße und der wirtschaftlichen Kooperation
mit China auf der Plattform der „16+1“ ist eine kurzfristige und langfristige
Herausforderung. Kurzfristig sind der wachsende Handel und chinesische
Investitionen willkommen im Umgang mit den Konsequenzen der Wirtschaftskrise
und zur Stabilisierung der Volkswirtschaften Südosteuropas. Langfristig könnte
Chinas Interesse, in die Verkehrsinfrastruktur in Südosteuropa zu investieren,
Investitionen aus den Strukturfonds und den Heranführungshilfen der EU
ergänzen oder kompensieren, die nach dem Ausbruch der Krise der Eurozone
verringert wurden.
Der Ursprung der Partnerschaft zwischen Südosteuropa und China
Ich möchte kurz auf die Geschichte der Beziehungen zwischen China und
dieser Region eingehen, die drei Phasen durchlaufen hat:
Die erste dauerte von der Gründung der Volksrepublik (1949) bis in die
zweite Hälfte der 1970er Jahre, als diplomatische Beziehungen und
wirtschaftliche Verbindungen hergestellt wurden, aber die Beziehungen
insgesamt von der Ideologie getrieben und vom Umfeld des Kalten Krieges und
des chinesisch-sowjetischen Disputs geprägt waren.
Die zweite Phase begann in den 1970er Jahren mit der Normalisierung der
Beziehungen zunächst mit Rumänien und Jugoslawien, gefolgt von anderen Ländern
in der Region, als Teil der chinesischen Politik der „vier Modernisierungen“
und der Öffnung zur Welt. Das war die Zeit (1972-73), in der China
Luftfahrtabkommen mit Rumänien, Jugoslawien und Albanien abschloß und eine
transkontinentale Fluglinie schuf, die Beijing, Belgrad, Bukarest und Tirana
miteinander verband. Während Chinas Beziehungen zu den Ländern Südosteuropas
von politischen Motiven getrieben waren, traten nach dem Fall der Berliner
Mauer und dem Ende des Kalten Krieges zunehmend wirtschaftliche Motive an die
erste Stelle. Zahlreiche chinesische Immigranten kamen in den 1990er Jahren in
diese Region und eröffneten kleine und mittlere Unternehmen. Mitte der 1990er
Jahre unternahmen die südosteuropäischen Länder bescheidene Investitionen in
China, aber diese Versuche scheiterten.
Die dritte Phase begann im Jahr 2000, als die wirtschaftliche Präsenz
Chinas in Südosteuropa mit dem Eintreffen großer chinesischer Investoren
wuchs. Das Wichtigste für diese Region war die Wahl des griechischen Hafens
Piräus als einen der Haupt-Zugänge für chinesische Waren nach Europa, was die
neuen Perspektiven, die mit dem Megaprojekt „Ein Gürtel, eine Straße“ kam,
hervorhob.
Nach der Öffnung der Türen der EU bei den europäischen Gipfeltreffen in
Zagreb (2000) und Thessaloniki (2003) für alle Länder des Westbalkan, „sobald
sie die notwendigen Voraussetzungen erfüllen“, erlaubte es die politische
Stabilität diesen Ländern, den Prozeß des Übergangs zur Marktwirtschaft, zur
Mehrparteien-Demokratie und zum Rechtsstaat einzuleiten. Unter diesen
Umständen kamen ausländische Investitionen in die Region, und Südosteuropa
verzeichnete in der Zeit von 2000 bis 2008 ein höheres Wirtschaftswachstum,
bis die globale Wirtschaftskrise und vor allem die Krise der Eurozone diese
Länder traf.
Während die erste Welle der Krise der Eurozone (2009-2011) zwar ernste,
aber begrenzte Konsequenzen für die Region hatte, hat die zweite Welle der
Krise der Eurozone, die 2011 in Griechenland begann und auf alle diese Länder
(außer der Türkei) übergriff, die Region hart getroffen. Die gesamte Region
erlebte einen Rückgang des Wirtschaftswachstums, in einigen Fällen sogar
negative Wachstumsraten und eine starke Zunahme der Arbeitslosigkeit, während
die Sparmaßnahmen der EU die europäischen Investitionen in der Region stark
reduzierten.
China wurde einer der zehn größten Handelspartner für alle Länder in Ost-
und Südosteuropa.2 Der Wert des Handels zwischen China und den
südosteuropäischen Ländern wuchs von 3 Mrd.$ im Jahr 2000 auf 53 Mrd.$ im Jahr
2013, und nach chinesischen Schätzungen wird sich ihr Wert bis 2018 nochmals
verdoppeln. „Anders als in den 1990er Jahren, als man sich auf kleine und
mittlere Unternehmen chinesischer Immigranten stützte, kamen in den letzten 17
Jahren einige große chinesische Investoren in die Region, was die Entwicklung
ihrer Infrastruktur und Produktionskapazitäten stark
beeinflußte.“3
Karte: EUOBOR

Abb. 1: 16 mittel- und osteuropäische Staaten arbeiten mit China in der
„16+1“-Initiative zusammen.
Ein neuer chinesischer Ansatz gegenüber Mittel- und Osteuropa wurde 2012 in
Warschau in einer Rede des früheren chinesischen Premierministers Wen Jiabao
angekündigt, als er Chinas „12 Maßnahmen zur Förderung der freundschaftlichen
Kooperation mit den Mittel- und Osteuropäischen Ländern“ bekanntgab. Dieses
Dokument enthält eine Reihe kurz- und mittelfristiger Maßnahmen zur
Verbesserung der wirtschaftlichen Beziehungen Chinas mit den 16 Ländern der
Region, darunter eine 10-Mrd.-$-Kreditlinie und die Entsendung chinesischer
Handels- und Investitionsmissionen nach Europa, um den Handel zu fördern und
neue Investitionen in die Region fließen zu lassen. Dies wurde bekannt als die
„16+1“-Politik – China und die 16 Staaten Mittel- und Osteuropas, als Teil des
globalen chinesischen Projekts „Ein Gürtel, eine Straße“ oder „Neue
Seidenstraße“ (Abbildung 1). Das ist eine chinesische Vision, eine sich
aufeinander stützende wirtschaftliche und politische Gemeinschaft zu schaffen,
die sich von Ostasien bis Westeuropa erstreckt, wie einst die alte
Seidenstraße, die vor etwa 2000 Jahren unter der Han-Dynastie entstand und den
Austausch von Waren und Informationen mit der übrigen Welt, d.h., dem Westen,
ermöglichte.
Neben der Wirtschaft umfaßt dies auch die Kooperation in anderen Bereichen
– die kulturelle Zusammenarbeit, engere Beziehungen im Bildungssystem durch
die Vergabe von Stipendien, u.a. für chinesische Sprachkurse (an der
philologischen Fakultät in Belgrad können sich bis zu 35 Studenten
einschreiben, bisher sind es insgesamt etwa 350), und im Tourismus. Durch die
Kooperation zwischen der chinesischen Tourismus-Verwaltung und ähnlichen
Einrichtungen in Europa wird die Zahl der chinesischen Touristen in der Region
im Rahmen der „Mensch-zu-Mensch“-Politik gesteigert. Serbien wird für
chinesische Touristen immer attraktiver. 2016 kamen 18409 chinesische
Touristen nach Serbien, die Zahl der Übernachtungen erreichte 42986. Ähnliche
Zahlen gelten für andere Staaten in der Region Südosteuropa, so lag die Zahl
der chinesischen Touristen, die Griechenland besuchten, 2012 bei 12203 und sie
hat sich 2013 auf 28328 mehr als verdoppelt. Ein Schritt in diese Richtung war
die Konferenz der Premierminister von China und den 16 Ländern Mittel- und
Osteuropas, die im November 2013 in Bukarest stattfand.
2014 folgte das Treffen in Belgrad. Diese Konferenz hob hervor, daß die
Kooperation Chinas mit den CEE-Ländern auf der umfassenden strategischen
Partnerschaft zwischen China und der EU beruht, und erklärte die Bereitschaft,
diese Kooperation auf der Grundlage des gegenseitigen Respekts fortzusetzen.
Bei dieser Gelegenheit kündigte China neue Investitionen in die
Verkehrsinfrastruktur in Südosteuropa an, u.a. die Modernisierung der
Eisenbahn zwischen Budapest und Belgrad und die Autobahn von der serbischen
Grenze durch Montenegro zum Hafen von Bar an der Adria. In Makedonien haben
chinesische Unternehmen die Fernstraße zwischen Skopje und der großen
Touristenregion am Ochridsee gebaut. Davor, 2009, unterzeichnete das
chinesische Unternehmen Dongfeng eine Vereinbarung mit dem serbischen
LKW-Hersteller FAP zur Montage von Fahrzeugen in Serbien. In Bulgarien
eröffnete das chinesische Unternehmen Great Wall Motors eine
Automobilfabrik.
Serbien, der Westbalkan und China heute
Serbien und China haben im August 2009 ein Abkommen über eine wichtige
strategische Partnerschaft unterzeichnet. Das Abkommen hat zehn Punkte und
deckt ein breites Feld von Themen ab, darunter der gegenseitige Respekt der
territorialen Integrität, Pläne für die Entwicklung des Handels und den
kulturellen, technologischen und wissenschaftlichen Austausch. Serbiens
Exporte nach China basieren hauptsächlich auf Maschinen, Plastik und
Holzprodukten und ihr Wert wuchs 2016 auf 25,3 Mill. $, während Importe aus
China auf mehr als 1,6 Mrd. $ anwuchsen, meist High-Tech-Produkte. Es ist
geplant, daß das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern bald 3 Mrd. $
erreichen soll. China ist zunehmend an Nahrungsmitteln, Agrikultur-Tourismus
und wissenschaftlicher Innovation interessiert, während es fortfährt, die
Industrie, Informations-Technologie und kleine bis mittelgroße Unternehmen zu
entwickeln.4
Serbien war eines der ersten Länder, denen eine Kreditlinie von 10 Mrd.
angeboten wurde. Die erste Investition war die Brücke „Mihailo Pupin“ in
Belgrad (Borca-Zemun), die von dem Unternehmen China Roads and Bridges gebaut
wurde. China baut zwei Abschnitte der Autobahn des Korridor 11
(Horgos-Pozega), die vom Norden in den Westen des Landes führt. Chinas
Export-Import-Bank finanziert den Bau des dritten Blocks des Heizkraftwerks
Kostolac B und den Wiederaufbau des Heizkraftwerks „Nikola Tesla“ bei Belgrad.
China ist auch bereit, die Modernisierung und Wiederherstellung der Eisenbahn
Belgrad-Budapest zu finanzieren. Serbien begann die Bauarbeiten an dieser
Eisenbahn, den Abschnitt von Novi Sad zur ungarischen Grenze. Die neue
Hochgeschwindigkeitsbahn zwischen Belgrad und Budapest wird ein gemeinsames
Projekt in der Zukunft sein.
Chinas Unternehmen Hesteel hat 2016 für 46 Mio. Euro das serbische
Stahlwerk Zelezara in Smederevo gekauft, das war der Hauptzweck des Besuchs
von Präsident Xi in Serbien. Die Bank of China hat im Januar 2017 eine Filiale
in Belgrad eröffnet und ist damit die erste chinesische Bank, die in Serbien
tätig ist. Die Bank of China wird durch ihre Finanzdienstleistungen zu Chinas
Gürtel- und Straßen-Initiative beitragen. Mit der Eröffnung der Bank of China
Serbia besteht eine historische Chance, „die Kooperation im bilateralen Handel
zu vertiefen, die Vorteile des Internationalismus, der Diversifizierung und
der Professionalisierung bestens zu nutzen, den Kunden beider Länder mit
besseren Finanzdienstleistungen zu dienen und mehr zur Entwicklung des
bilateralen Handels und der finanziellen Kooperation beizutragen“. Im
September wurde eine Flugverbindung zwischen Belgrad und Beijing eröffnet.
Für Südosteuropa, wozu auch Serbien gehört, ist der wichtigste Punkt des
chinesischen Projekts der sog. „Maritimen Seidenstraße des 21. Jahrhunderts“
der griechische Hafen Piräus. Chinas größte Reederei COSCO unterzeichnete 2008
ein Konzessionsabkommen mit dem Seehafen Piräus über 35 Jahre und kaufte einen
67%-Anteil am Hafen. COSCO gehört zu den Bewerbern für die Verpachtung des
Hafens von Thessaloniki in Nordgriechenland, einem wichtigen Umschlagsplatz
auf der Balkan-Halbinsel. China ist interessiert, einen Hafen an der Donau in
Belgrad zu bauen, was bestätigt, daß der Fluß sowohl eine Wasserstraße als
auch ein geostrategischer Rahmen für die politische und wirtschaftliche
Kooperation zwischen China und Europa ist. Serbien und China haben ein
Memorandum über die Kooperation in diesem Projekt unterzeichnet. Das Dokument
sieht eine gemeinsame Arbeit beim Bau und der Nutzung des Hafens am linken
Donauufer an der Mihajl-Pupin-Brücke vor. Das Projekt umfaßt einen Hafen und
ein Dock. Eine Machbarkeitsstudie ist in Arbeit, gefolgt von der Dokumentation
der Planung und Regulierung für die Finanzierung des Projektes.
Die Donau ist der beste Weg, diesen Teil Südosteuropas zu verbinden, da sie
durch Bulgarien zum Schwarzen Meer führt, und von dort weiter per Eisenbahn in
die Türkei und in den Nahen Osten. Serbien ist ein Meilenstein der Neuen
Seidenstraße, sagte Chinas Präsident Xi.
Äußerungen der EU zur Kooperation, und Hindernisse
Die Entfernung zwischen Beijing und Belgrad beträgt rund 7400 km, aber in
den letzten Jahrzehnten war die Lage auf dem Balkan von dort besser sichtbar
als aus den europäischen Hauptstädten. Die chinesischen Investitionen in
Südosteuropa bringen einen finanziellen Anreiz, was vor allem in der Zeit der
Wirtschaftskrise und der Krise in der Eurozone besonders wichtig ist. Serbien,
Bulgarien, Rumänien, Montenegro, Makedonien und andere Länder verzeichneten
2013 ein Wachstum des Handels mit China und der chinesischen Investitionen.
Auf der anderen Seite sehen die EU und die USA die Möglichkeit, daß
chinesische Investitionen helfen können, die Volkswirtschaften Südosteuropas
zu stabilisieren, aber sie fürchten auch, daß dies in der Zukunft zu einer
neuen Spaltung Europas führen könnte, die die Gemeinsame Außen- und
Sicherheitspolitik (CFSP) der EU untergraben würde. Zur Unterstützung dieses
Arguments wird darauf hingewiesen, daß die chinesischen Investitionen in Süd-
und Südosteuropa in den letzten Jahren schneller gewachsen sind als in anderen
Teilen Europas, auch wenn ihr Umfang immer noch bescheiden ist im Vergleich zu
den Investitionen in Westeuropa.
China betonte, daß die Zusammenarbeit mit den Ländern Zentral- und
Osteuropas auf der 16+1-Plattform in Übereinstimmung ist mit der strategischen
Partnerschaft zwischen China und der EU und die Bereitschaft ausdrückt, die
Kooperation basierend auf gegenseitigem Respekt fortzusetzen.
Die Europäische Union hat ein Hochgeschwindigkeitsbahn-Projekt untersucht,
das Serbiens Hauptstadt Belgrad mit Budapest in Ungarn verbinden soll, als
Teil von Chinas „One Belt, One Road“-Projekt. Die EU bewertete die finanzielle
Durchführbarkeit des 2,89 Mrd. $-Bahnprojekts und untersucht, ob es
EU-Richtlinien verletzt, die öffentliche Ausschreibungen für große
Transportprojekte verlangen. Und es gibt die Mittelung der EU an Ungarn, daß
das chinesische Bahnprojekt nicht den EU-Vorschriften entspricht, weil es
keine Ausschreibung gab, was bedeute, daß der chinesische Partner nicht sowohl
der Gläubiger als auch der Auftragnehmer sein könne. Ungarn ist als
EU-Mitgliedsland den rigorosen EU-Richtlinien unterworfen, während Serbien im
Kandidatenstatus lockereren Regeln unterliegt. Der Ausbau der 350 km langen
Eisenbahnlinie Budapest-Belgrad zu einer Hochgeschwindigkeitsstrecke, so wird
erwartet, verkürzt die Reisezeit zwischen den beiden Hauptstädten von 8 auf 3
Stunden.
Jean-Claude Juncker, der Präsident der Europäischen Kommission, hat im
September in seiner „Rede zur Lage der Union“ vor dem Europäischen Parlament
seine Pläne vorgelegt. Diese Schritte werden in Beijing genau verfolgt, das
besorgt ist über die zunehmenden politischen Maßnahmen in Europa gegen
chinesische Investitionen in sensitiven industriellen Sektoren, insbesondere
durch ein Screening aller ausländischen Übernahmen in der EU. Darin wurde er
vom französischen Präsidenten Macron unterstützt, der erklärte, er habe die
Absicht, in Kooperation mit Deutschland anstelle Chinas eine Konzession für
den Hafen von Thessaloniki zu übernehmen.
Schlußfolgerungen und Empfehlungen
Die Kooperation mit China ist von besonderer Bedeutung für Südosteuropa und
die Nicht-EU-Länder auf dem Westbalkan. In einiger Hinsicht können Chinas
Infrastrukturprojekte eine bessere regionale und wirtschaftliche Kooperation
und Eurointegration der Region fördern. Das Hauptproblem auf dem Westbalkan
sind die fehlenden infrastrukturellen Verbindungen (d.h., der Mangel an
direkten Flugverbindungen, unzureichende Straßen- und Eisenbahnnetze), die das
Konzept der regionalen Kooperation relativieren und Ängste auslösen, daß es
nur ein Plan bleiben wird, der niemals in konkrete Lösungen umgesetzt
wird.
Das Hauptproblem für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen China und den
Ländern des Westbalkan wird es sein, einen Mechanismus zur Harmonisierung der
chinesischen Investitionen mit dem Prozeß der Eurointegration dieser Länder zu
schaffen. Als Kandidaten für die Mitgliedschaft in der EU mußten diese Länder
ihre Außenpolitik an die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (CFSP) der
EU angleichen, und ihre Beziehungen mit China folgen der Politik der EU
gegenüber China. Das wird die wichtigste Herausforderung für die zukünftige
Durchführung des Projekts „Ein Gürtel – Eine Straße“. Serbien betreffend, gilt
das Gleiche für die Kooperation mit Rußland, besonders was die Zurückweisung
wirtschaftlicher Sanktionen gegen Rußland betrifft, was die EU und die USA
2014 taten.
Das gleiche gilt für die Kooperation mit Rußland. Da ich mich mit der
Wissenschaft befasse und gleichzeitig Journalistin bin, möchte ich betonen,
daß die Medien in den Ländern an „Gürtel und Straße“ jede Form der
Zusammenarbeit unterstützen und fördern sollten, die zu einer Verbesserung der
Wirtschaft und des Lebens führen kann – auch in der EU und in China.
Die traditionelle Freundschaft, strategische Partnerschaft und das hohe Maß
des gegenseitigen Verständnisses mit China ist von besonderer Bedeutung für
Serbien. Neben der Verbesserung der wirtschaftlichen Kooperation durch
Unterstützung des Baus von Infrastrukturanlagen, könnte die Kooperation mit
China auch eine Erleichterung gewisser politischer Spannungen und des
künstlichen Dilemmas bedeuten, auf welcher Seite – der europäischen oder der
russischen – Serbien stehen sollte. Mit seinem Konzept der Win-Win-Kooperation
könnte China eine ähnliche Rolle spielen, wie sie früher die Bewegung der
Blockfreien für Jugoslawien spielte. Serbien und die Länder des Westbalkan
haben eine Chance, aus ihrer Lage an der Neuen Seidenstraße Kapital zu
schlagen, um ihre Volkswirtschaften zu entwickeln.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Belgrad/Frankfurt, 24-26. November 2017
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