Wie die Neue Seidenstraße Kultur und Bildung fördern kann
Von Butch Valdes
Butch Valdes, Gründer der LaRouche-Gesellschaft der
Philippinen, hielt am 6. September 2018 in Beijing die Hauptrede auf dem
China-Philippinen-Bildungsforum, das von der chinesischen Wochenzeitung
„Economic Observer“ veranstaltet wurde. Das Publikum bestand aus
Bildungsministern, Studenten und Unternehmern. Der Text wurde für den Druck
leicht überarbeitet.
Herzliche Grüße! Ich bin geehrt über die Einladung zu diesem Forum, das
speziell dazu veranstaltet wird, den Dialog zwischen unseren beiden Ländern
über die Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) zu fördern. Ich möchte den
Organisatoren dafür danken, daß sie uns eingeladen haben, Teil dieser
wichtigen Diskussion über die Zukunft der Menschheit zu sein.
Heute steht die Menschheit wieder einmal an einem Scheideweg. Der eine Weg
führt uns zu ständigen Kriegen, Hunger und Krankheiten, der andere dagegen zu
Kooperation, Entwicklung und vielleicht der größten kulturellen Renaissance,
die wir als Gattung je gekannt haben. Der eine Weg führt zu Faschismus, Empire
und Sklaverei, der andere zu Nationalstaaten und Souveränität aller Völker.
Der eine Weg folgt der Überzeugung, daß Menschen dazu geschaffen sind,
einander zu unterdrücken, der andere zu der Überzeugung, daß alle Menschen
gleich geschaffen und zu edlem Handeln fähig sind, was sich in universellen
Prinzipien ausdrückt.
Zwei Menschenbilder
Diese Situation ist nicht neu. In der Geschichte befaßten sich viele
Philosophen immer wieder mit der Natur und dem Zweck des Menschen, seinem
Verhältnis zur Natur, zum Universum und zu seinen Mitmenschen.
Auf der einen Seite waren Philosophen wie Aristoteles, Kant, Voltaire und
Nietzsche davon überzeugt, daß der Mensch nur ein höheres Tier ist, nicht
fähig zu edlen Ideen, und sich deshalb auf die bloße Sinneswahrnehmung und
niedere Instinkte verlassen muß.
Diese Denker waren überzeugt, daß das höchste Ziel des Menschen der
materielle Vorteil sein sollte und daß die Suche nach Wissen ein nutzloses
Unterfangen ist. Einer der zeitgenössischen dieser Denker, Samuel Huntington,
hat behauptet, die Menschheit werde in einem ewigen Kriegszustand sein, einem
Kampf der Kulturen, weil die einzelnen Kulturen niemals Gemeinsamkeiten mit
den anderen finden werden, deshalb sei der Konflikt unvermeidlich.
Ausgehend von diesem vermeintlichen natürlichen Zustand des Menschen sahen
solche Denker im Reich [Imperium] die höchste Regierungsform. Wenn man sich
das 20. Jahrhundert betrachtet, hat man den Eindruck, daß sich dieses
Menschenbild durch Krieg, Hunger und Krankheiten entfaltet hat. Sie behaupten,
dies sei die natürliche – häßliche – Ordnung des Universums.
Aber es gibt auch ein entgegengesetztes Menschenbild, die Überzeugung, daß
wir zu einem höheren Zweck geschaffen sind und fähig sind, die Geheimnisse des
Universums zu entdecken und die Entdeckungen und Erfindungen miteinander zu
teilen – daß Menschen einander nicht unterdrücken müssen, um fortzuschreiten,
sondern durch die schöpferische Vernunft zum Wohle aller zusammenarbeiten
können.
Jedesmal, wenn die Menschheit sich für diese schöne Sicht des Universums
entschieden hat, war die Folge schon bald eine wissenschaftliche, kulturelle
und wirtschaftliche Renaissance. Zu der Gruppe dieser Philosophen gehören
Platon, Sokrates, Gottfried Leibniz, Nikolaus von Kues und Friedrich Schiller.
Und auch Konfuzius und Menzius gehören dazu.
Obwohl sie auf verschiedenen Kontinenten und Jahrhunderte voneinander
getrennt lebten, waren sie sich in ihrem Denken und ihren Zielen für die
Menschheit so ähnlich, wie man es sich nur denken kann. Für Konfuzius ebenso
wie für Schiller war das wichtigste die Lehre der Liebe zur Menschheit -
chinesisch ren –, die für Konfuzius noch höheren Wert hatte als selbst
das Leben. Wie Konfuzius sagt: „Alle Taten der Menschen müssen sie verkörpern,
sonst sind sie wertlos.“
Es gibt die gesamte Weltgeschichte hindurch viele Beispiele für diese
Gemeinsamkeiten der Ideen. Der amerikanische Gründervater Benjamin Franklin
hat sich dem Vernehmen nach intensiv mit Konfuzius beschäftigt und wurde
dadurch inspiriert, nach solchen Prinzipien eine Republik zu organisieren.
Unser Nationalheld, Dr. José Rizal, liebte die Werke des deutschen Dichters
der Freiheit Friedrich Schiller sehr, und sie inspirierten ihn, Romane zu
verfassen, die seine Liebe zur Freiheit und zur Tugend verbildlichen. Rizal
arbeitete auch weltanschaulich mit Dr. Sun Yat-Sen zusammen; beide tauschten
Ideen und Ziele über den Nationalstaat und über die Entwicklung ihrer Völker
aus.
Es ist, als wären diese großen Ideen, diese großen Kulturen der Welt über
eine Brücke der Seelen miteinander verbunden. Diese Ideen führten in die
produktivsten Zeitalter der Menschheitsgeschichte, und sie schaffen heute, im
Kontext der heutigen wissenschaftlichen und technischen Fähigkeiten der
Menschheit, für die menschliche Gattung die perfekte Ausgangslage für erneute,
gewaltige Sprünge.
Meiner jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit dem Ökonomen Lyndon LaRouche und
seiner Ehefrau Helga verdanke ich Einsichten in die „Neue Seidenstraße“, wie
sie es nannten. Frau LaRouches jahrzehntelanges Wirken mit China, ihr
Organisieren für ebendieses Programm (sie ist als „Seidenstraßenlady“ bekannt)
trägt nun endlich Früchte, und es erfüllt mich mit großer Freude, zu sehen,
wie es noch zu meinen Lebzeiten voranschreitet. Seit Anfang der 1980er Jahre
bemüht sich die LaRouche-Organisation, eine philosophische Brücke zu schaffen,
die alle Nationen und Kulturen miteinander verbindet und die Menschheit durch
große Ideen eint.
Es gibt keinen besseren Zeitpunkt, diese Ideen zu vereinen, als jetzt.
Helga LaRouche hat darauf hingewiesen, daß die konfuzianische Tradition in
China gegenwärtig eine große Renaissance erlebt, angeführt von Präsident Xi
Jinping, der großen Wert darauf legt, daß die Lehren des Konfuzius auf allen
Ebenen der Gesellschaft gelehrt werden müssen.
Mit Chinas Direktinvestitionen in Ländern entlang Gürtel und Straße hat
diese Renaissance bereits begonnen. Afrikanische Länder, die jahrhundertelang
unter dem Joch der Kolonialherrschaft litten, wagen nun den Traum der
industriellen Entwicklung. In Südamerika werden dringend benötigte
Arbeitsplätze geschaffen, was diese Länder vom Drogenhandel wegbringt. Sogar
in den Vereinigten Staaten hält China an einer Politik der offenen Tür fest,
damit Amerikaner sich an wechselseitig vorteilhaften Beziehungen unter dem
Schirm von Gürtel und Straße beteiligen können – die Vorteile liegen auf der
Hand und sind meßbar.
Dank der heutigen Technik haben wir gehört und erfahren, wie China es
geschafft hat, aus der Isolation eine neue Nation aufzubauen, wie Chinas
Führung das chinesische Volk dazu heranzieht, sich an der neuen Unternehmung
zu beteiligen, und wie China seine Kultur und reiche Geschichte der Welt
geöffnet hat.
Im Laufe ihrer Geschichte standen die Philippinen immer im Zentrum des
Austauschs großer Kulturen von Asien wie Europa, Westen wie Osten. Unsere
frühesten Artefakte belegen die Präsenz von Töpfen und anderen Objekten, die
aus China stammten und quer durch die Philippinen und ganz Südostasien auf die
Inseln gebracht wurden. Seit den 1950er Jahren gibt es auf den Philippinen
christliche chinesische Schulen, in Anerkennung des reichen historischen
Bandes zwischen beiden Ländern. Unsere angesehensten Unternehmer haben starke
Wurzeln in verschiedenen chinesischen Provinzen, und einige von ihnen haben
dort bereits Unternehmen gegründet.
Eine Brücke der Seelen für die Einheit der Menschheit
Es ist an der Zeit, ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte der
Freundschaft und Zusammenarbeit zu schreiben, diesmal im Rahmen der Gürtel-
und Straßen-Initiative, zum Nutzen und für die Weiterentwicklung der
Menschheit.
Präsident Xi Jinping hat der Welt ein neues Paradigma der internationalen
Beziehungen vorgestellt, wo alle profitieren, statt untertan zu bleiben; für
Dialog statt Konfrontation; für wahre Freundschaft statt bloßen Allianzen.
Anders als die Kräfte, welche die Menschheit durch Krieg, Hunger und Krankheit
zerstören wollen, wollen wir die ganze Menschheit durch Großprojekte, die mehr
Entwicklung bringen, erheben. Es ist wirklich so, wie Präsident Xi es
formuliert hat: Kooperation ist ein höheres Prinzip als Konkurrenz.
Wie bei allen universalhistorischen Persönlichkeiten vor ihm kommen
Präsident Xis Bemühungen zur Vereinigung der Welt durch Gürtel und Straße an
einem ganz entscheidenden Augenblick der menschlichen Zivilisation, denn
diejenigen, die weiter Hegemonie über andere Länder ausüben wollen, verlegen
sich auf alle verfügbaren Mittel – sogar den Nuklearkrieg –, um ihre
Weltordnung aufrechtzuerhalten.
Aber wie schon früher in der Geschichte wird die Menschheit dies überwinden
und eine neue Welt-Renaissance einläuten, wie sie die Geschichte noch nie
gesehen hat. Man kann die Gürtel- und Straßen-Initiative als ein Geschenk der
Geschichte an die Menschheit betrachten, das hilft, Nationen wieder
aufzubauen, neue Freundschaften zwischen Völkern zu schließen und Hoffnung für
die Zukunft zu wecken. Bauen wir weiter an dieser historischen Brücke der
Seelen, um die Menschheit zu vereinen!
Lassen wir unser Leben weiter von der größten aller möglichen Weltkulturen
inspirieren und schaffen wir einen permanenten Dialog der Kulturen. Laßt uns
das große Volk sein, zu dem die Geschichte uns heute prädestiniert hat, und um
zukünftiger Generationen willen gemeinsam für eine neue Weltrenaissance der
Menschheit arbeiten!
Vielen Dank.
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