Die Farbrevolution besiegen durch das Neue Paradigma
Helga Zepp-LaRouche kommentiert die Hongkong-Krise
In einer Telefonkonferenz mit Aktivisten des LaRouche-Aktionskomitees
sprach Helga Zepp-LaRouche am 3. September über die Lage und die Hintergründe
der jüngsten Entwicklungen in Hongkong. Sie betonte, daß es sich dabei um
„eine klassische Farbrevolution“ handle. „Ich meine, Hongkong hätte nie
Britische Kronkolonie sein dürfen. Das war Diebstahl. Das war der Diebstahl
nach den Opiumkriegen, und es war ein eklatanter, illegaler Raubüberfall auf
etwas, das seit Jahrtausenden rechtmäßig zu China gehörte. Das hielten sie
dann 150 Jahre lang besetzt, und Hongkong ist berühmt für Drogen, für
Prostitution, für all diese Dinge.“ (Original Englisch).
Natürlich seien einige Liberale dagegen, daß die Gesetze von Festlandchina
bei der Strafverfolgung von Kriminellen auch für Hongkong gelten sollten,
vielleicht spielten auch noch einige andere Anliegen eine Rolle, aber das
alles sei in einem gewissen Sinne irrelevant. Denn das Prinzip sei, daß
gezielt Provokationen arrangiert werden, sobald Menschen zu irgendeinem
Anliegen demonstrieren. „Das wird dann von den internationalen Medien
aufgegriffen, und das ist das Drehbuch von Gene Sharp.1 Das ist
viele Male bei Farbrevolutionen anderswo passiert, genau das ist auf dem
Maidan passiert. Und dann ist da das Eingeständnis der NED2, daß
sie 1,7 Millionen Dollar für die Ausbildung dieser Leute ausgegeben haben.
Dann benutzen sie die amerikanische Flagge, was nur aus dem Kochbuch von Gene
Sharp stammen kann. Man sollte sich also nicht den Blick darauf verstellen
lassen, daß dies eine klassische Farbrevolution ist.“
Das Ziel sei ein „Regimewechsel“, und man müsse das alles in Verbindung mit
der Kampagne gegen Xinjiang sehen, mit den Waffenlieferungen an Taiwan, den
Provokationen im Südchinesischen Meer und der Kampagne gegen den chinesischen
Telekom-Konzern Huawei. „Es ist das britische Schachspiel, das große
Schachspiel für Eurasien.“
China sei durch seinen erfolgreichen wirtschaftlichen Aufbau aus der
globalen britischen Kontrolle ausgebrochen. Zepp-LaRouche verwies auf die
britische Eugenik- und Naturschutzbewegung und Julian Huxley, der erklärte,
der Umweltschutz müsse die Eugenik ablösen, weil die Nazis die Eugenik
aufgebraucht und in Verruf gebracht hätten. „Der World Wildlife Fund. Denken
Sie mal nach! Warum gibt es in den Vereinigten Staaten kein
NAWAPA?3 Beschweren Sie sich bei Prinz Philip, beim World Wildlife
Fund! Wie viele Brücken, wie viele Staudämme, wie viele Projekte wurden
verhindert? Warum, glauben Sie, ist Afrika in dem Zustand, in dem es sich
heute befindet? Weil es so etwas wie den World Wildlife Fund gab und
Naturparks zur Unterhaltung des Establishments! Es hat Gründe, warum Afrika
und Teile Lateinamerikas und Asiens nicht entwickelt sind!
Nun aber kommt China daher und sagt: Wir wollen unsere Erfahrungen teilen,
wie wir in den letzten 40 Jahren die Armut für 800 Millionen Menschen
überwunden haben, um sie bis 2020 ganz zu beseitigen, und wir wollen dieses
Modell mit allen Ländern der Welt teilen. Wir laden Länder der Dritten Welt
ein, an unseren Raumfahrt-Programmen teilzunehmen – Bolivien, Ekuador und
viele andere. Das ist das völlige Gegenteil von dem, was die Briten taten, um
die Entwicklung einzudämmen und die dunkelhäutigen Rassen unter Kontrolle zu
halten... Es ist also kein Geheimnis, warum all das passiert.“
Ein krasses Beispiel für diese rassistische Einstellung sei die bisherige
Direktorin für politische Planung im US-Außenministerium Kiron Skinner. „Es
geht also im Kern um die mörderische malthusianische Weltsicht. Schauen Sie
sich nur die Zitate von Malthus an: ,Laßt so viele Kinder wie möglich sterben.
Sucht keine Mittel gegen Krankheiten, denn Krankheiten sind hochwillkommen, um
die Bevölkerung klein zu halten.’“
China hingegen tue etwas, „was im Zusammenhang mit der chinesischen
Geschichte der letzten 5000 Jahre steht, insbesondere mit dem 2500jährigen
konfuzianischen Einfluß. Sie wollen eine harmonische Welt aufbauen. Das
meiste, was sie sagen, meinen sie ehrlich: daß sie eine ,Win-Win-Kooperation’
und eine Zukunftsgemeinschaft der Menschheit wollen – ich denke, das wollen
sie wirklich!“
Sie betonte:
„Wenn du dir China zum Feind machst, dann wird es auch dein Feind – gar
keine Frage! China wird nicht kleinlaut kapitulieren. Bekanntlich sind ihre
Aussagen durch den Handelskrieg viel härter geworden. Sie sagen, wir werden
nicht kapitulieren, und die Formulierungen sind viel schärfer geworden. Aber
wie das Sprichwort sagt: ,Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es
heraus.’ Da haben wir einen klassischen Fall: Man kann einen Dritten Weltkrieg
gegen jeden anzetteln, wenn man anfängt, die negativen Punkte aufzulisten,
Anschuldigungen zu erheben usw.; man kann den friedlichsten Menschen in einen
Feind verwandeln.
Aber wir müssen uns dieser Methode widersetzen, denn das Schiller-Institut
wurde vor 35 Jahren gegründet, weil ich sagte, daß diese Art von Außenpolitik
aufhören muß, und man sich auf die besten Traditionen der anderen
konzentrieren muß! Man muß die klassischen Perioden hervorheben, die
universellen Beiträge zur Weltgeschichte... Wenn man das tut, kann man ein
Neues Paradigma erschaffen, indem man die Schönheit des anderen, seine
Vernunft, seine Beiträge betont, und man erzeugt dadurch eine ganz andere
Dynamik. Und wenn sich all dies auf wissenschaftliche Prinzipien in
Wissenschaft und Kunst konzentriert, dann hat man eine Grundlage, um
tatsächlich ein neues Paradigma zu erreichen.“
Zepp-LaRouche fuhr fort:
„Ich betone immer wieder das ,neue Paradigma’. Einige Leute sagen, sie
verstehen nicht, was dieses neue Paradigma sein soll. Das neue Paradigma
bedeutet einfach das, wovon Lyn [Lyndon LaRouche] gesprochen hat: ,Das
Zeitalter der Vernunft liegt in den Sternen.’ Krafft Ehricke nannte es den
,extraterrestrischen Imperativ’: daß die Menschen aufhören, sich wie
vierjährige Jungen zu verhalten, die sich gegenseitig vors Schienbein
treten.“
Wahre Menschlichkeit liege vielmehr darin, „sich wie Einstein und Planck,
wie Schiller und Humboldt, aufeinander zu beziehen und den kreativen Beitrag
des anderen zu betonen und zu lieben. Und wer das tut, der entwickelt
Freundschaft, Vertrauen, Optionen für die Zukunft! Es ist eine völlig andere
Denkweise!“ Diese Denkweise sei aber zu einem sehr großen Teil verloren
gegangen, weil die Menschen nicht von dem Standpunkt heraus handeln, „was die
Menschheit alles erreichen kann, wenn wir aus diesem gegenwärtigen Zustand
herauskommen“.
Wenn jedes Kind eine solche universelle Bildung erhält, dann werde die
Wahrscheinlichkeit, daß es Kriminelle gibt, immer geringer, „denn wie Nikolaus
von Kues sagte: ,Die Sünde ist kein selbstbestehendes Übel. Sünde und Böses
ist nur der Mangel an Entwicklung.’“
Sie schloß: „Ich bin absolut überzeugt, daß das der richtige Ansatz ist,
denn die Menschen sind nicht böse... Wenn sie einen freien Willen hätten,
würden sie das nicht wählen. Aber sie sind bestialisiert worden... Sobald der
Mensch den Weltraum erobert, werden wir die letzten Überreste der tierischen
Seite unserer Natur verlieren. Und wir werden sie ablegen. Sie wird nicht mehr
da sein. Denn wenn man sich so verhält, kann man im Weltraum nicht überleben –
man kann nicht in einem Wutanfall einfach das Raumschiff verlassen oder aus
dem Monddorf verschwinden, weil es einem nicht gefällt. Man muß rational sein,
man muß vernünftig sein, und wie Krafft Ehricke oft sagte: Das wird nur
funktionieren, wenn man die Menschen nach den Vorstellungen Schillers
ästhetisch erzieht.
Also, ich denke, es ist sehr klar – ich habe es oft gesagt: Das Neue
Paradigma muß in deinem eigenen Kopf präsent sein. Du mußt darüber nachdenken,
wie die Menschheit sein sollte – und es leben!“
Anmerkungen
1. Prof. Gene Sharp von der Harvard-Universität war der weltweit führende
Theoretiker der Farbrevolutionen.
2. Die Nationale Stiftung für Demokratie (National Endowment for Democracy,
NED) ist eine vom US-Kongreß gegründete Einrichtung zur Finanzierung
erwünschter politischer Bewegungen in anderen Ländern.
3. Die Nordamerikanische Wasser- und Strom-Allianz NAWAPA war ein Plan aus
den 60er Jahren für großangelegte Wasserumleitung aus Kanada in die USA und
Mexiko zur Wasser- und Stromversorgung.
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