„Wir können in eine völlig neue Ära der Zivilisation eintreten“
Helga Zepp-LaRouche schloß die New Yorker Konferenz des
Schiller-Instituts am 20. Juli 2019 mit den folgenden Bemerkungen
(im Original Englisch).
Die Situation ist sehr vielversprechend, daß wir in eine völlig neue Ära
der Zivilisation eintreten können. Ich denke, die Menschen in allen Ländern
wollen das Gute. Das Böse, das jetzt noch existiert, kommt von der alten
Ordnung, dem alten Paradigma; einige Leute klammern sich an das liberale
Modell, das einige wenige im Westen bevorzugt und viele Menschen ärmer gemacht
und sogar die Mittelschicht zerstört hat. Und genau daher kommt der Konflikt
in diesem Moment.
Aber ich denke, wenn man sich die Menschen in den verschiedenen
europäischen Ländern, in den Vereinigten Staaten, in Rußland, in Indien, in
China, in Afrika ansieht, dann ist gerade ein echter Paradigmenwechsel im
Gange, denn der Geist der Neuen Seidenstraße – die im Grunde erst seit sechs
Jahren existiert – hat die Lage wirklich dramatisch verändert. Und die
Anti-China-Kampagne in den Vereinigten Staaten, aber auch in einigen
europäischen Ländern und einigen Institutionen, die man sieht, kommt nicht
daher, daß China oder auch Rußland eine Bedrohung darstellen, sondern kommt
von der Tatsache, daß die westlichen Einrichtungen geschlafen haben und
arrogant waren. Deshalb haben sie es lange ignoriert, als China dies seit der
Reform- und Öffnungspolitik in den letzten 40 Jahren zu seiner Sache machte,
oder sie haben wirklich nicht gedacht, daß China in der Lage sein würde,
solche Sprünge zu machen.
Man sieht die Widersprüche. Zum Beispiel sagen jetzt viele Geheimdienste,
daß China „Technologie stiehlt“ und Dinge kopiert – nun, bei 5G, wer stiehlt
da was von wem? Wenn man sich ansieht, wer sich auf der anderen Seite des
Mondes befindet? Wer kann da was von wem stehlen? Und wenn man sich die
Schnellbahnen ansieht, dann hat China sicherlich die besten
Schnellbahnsysteme. Und was ist der Grund, warum China so unglaublich gute
Technologien entwickelt hat, wie Schnellzüge, die jetzt fast alle Großstädte
miteinander verbinden – 26.000 km Strecken für Züge, die 350 km/h fahren, und
bald werden sie 400 km/h erreichen, und eine neue Magnetschwebebahn wird
entwickelt, die sehr bald 600 km/h fahren kann. Warum ist das so? Weil China
eine sehr große Bevölkerung hat: Sie haben 1,4 Milliarden Menschen, die in den
Ferien gerne zu ihren Familien fahren, so daß es eine ungeheure Menge an
Verkehr gibt, wo Millionen und Abermillionen von Menschen reisen wollen. Und
China hat sich für die Methode der Problemlösung entschieden, für die Krafft
Ehricke berühmt war, wie Krista [Ehricke] berichtet hat.
Wir haben also gerade jetzt eine Situation, in der sich Teile der Welt in
einem neuen Paradigma befinden: 126 Länder haben sich der Belt &
Road-Initiative angeschlossen. Sogar 22 der 28 Länder der Europäischen Union
arbeiten mit der Belt & Road-Initiative zusammen, und ich bin absolut
überzeugt, daß wir uns von der Geopolitik verabschieden müssen. Wenn man an
einem Punkt stehenbleibt, an dem ein Land oder ein Block von Ländern versucht,
seine Interessen gegen einen anderen Block zu verteidigen, dann ist die Gefahr
des Dritten Weltkriegs meiner Meinung nach immer noch unmittelbar gegeben.
Wenn man sich die Lage am Golf und im Iran ansieht, das ist eine sehr
gefährliche Situation, die leicht außer Kontrolle geraten kann.
Daher denke ich, daß die Bedeutung des heutigen Tages der
Apollo-Mondlandungs-Feier mit der Zukunftsperspektive einer internationalen
Zusammenarbeit im Weltraum ein Synonym dafür ist, was das neue Paradigma der
internationalen Beziehungen zwischen den Nationen sein muß, wenn die
menschliche Zivilisation überleben will. Ich bin fest davon überzeugt, daß wir
sehr, sehr kurz vor einer neuen Epoche der Menschheit stehen, in der die
Beziehungen zwischen den Nationen wie die zwischen den Mitgliedern einer guten
Familie sein werden, eine liebevolle Beziehung, in der sich alle über die
Kreativität des anderen freuen, weil es dem Gemeinwohl dient.
Wir befinden uns also gerade an einem Punkt, an dem nicht nur eine
wissenschaftliche und technologische Revolution stattfindet, sondern ich denke
auch, daß der Grund, warum China sich auf einem so guten Weg befindet, darin
liegt, daß es wieder an seine 5000 Jahre alte Geschichte und insbesondere die
2500 Jahre des Konfuzianismus anknüpft. Sie bauen jetzt viele Schulen in
Dörfern und speziell in dem Dorf, in dem Konfuzius geboren wurde, neue
Bildungszentren. Sie haben eine 90 Meter hohe Konfuzius-Statue auf dem Berg
errichtet, auf dem Konfuzius geboren wurde, die im ganzen Land nachgebaut
werden soll.
Benjamin Franklin hat seine gesamte Moraltheorie dem Konfuzianismus
nachempfunden. Es gibt eine lange Geschichte der Zusammenarbeit zwischen
Amerikanern und China, u.a. während der Zeit von Sun Yatsen, der Zeit von
Lincoln, und ich denke, wir sollten keine Angst vor der anderen Kultur haben,
sondern untersuchen, worin die Schönheit der chinesischen Kultur, der
indischen Kultur, der russischen Traditionen liegt. Und so sollten wir eine
kulturelle Renaissance erschaffen, und dabei sollte jeder von der Idee
ausgehen, daß die Frage der ästhetischen Bildung für Schüler keine abstrakte
Angelegenheit ist, sondern bei jedem von uns selbst beginnt.
Also, wenn man an den Weltraum und den extraterrestrischen Imperativ denkt
– die Idee, daß jeder von uns als Mensch sich täglich verbessern, jeden Tag
ein besserer Mensch werden muß –, dann gibt es nichts, was uns davon abhalten
kann, eine schöne, neue Epoche der Zivilisation zu schaffen, in der wir die
Kriegsgefahr, Armut, Krankheit, alles das hinter uns lassen, denn wir werden
auf einem Weg der Problemlösung sein und die Kreativität jeder Nation und
jedes einzelnen auf diesem Planeten respektieren. Und das wird eine Zukunft
von der Art sein, der Lyndon LaRouche und Krafft Ehricke absolut verpflichtet
waren. (Applaus)
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